Ich bin zurück! von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 19: Reden ----------------- Kapitel 20: Reden Was sollte er nur tun? Was? Yami stützte den Kopf in die Hände und ließ den Tränen freien lauf. Seit Jugs „Besuch“ grübelte Yami nun schon über dessen „Angebot“ nach. Er hatte nicht geschlafen, nicht gegessen und nicht getrunken. Yami saß in der Küche auf einem Stuhl und regte sich nicht. Keiner seiner Freunde kamen an ihn ran. Niemand. Sie hatten versucht ihm zu helfen, doch wenn sie begannen mit ihm zu sprechen, antwortete er nicht. Der ehemalige Pharao hatte sich in sich selbst zurück gezogen, um die schwerste Entscheidung seines Lebens zu treffen. Keiner konnte ihm das Verübeln, denn immerhin musste er sich zwei Dingen entscheiden, die ihm die wichtigsten ihm Leben waren. Das Leben seiner Frau und das Wohlergehen seines Volkes. Wählte er das Leben seiner Frau, würde Jug weiterhin Pharao bleiben und sein Volk weiterhin tyrannisieren. Wählte er allerdings das Wohlergehen seines Volkes würde sein Vater seine Frau umbringen. Yami stöhnte und vergrub den Kopf noch weiter in den Armen. Er kam hier alleine nicht weiter… Er brauchte Hilfe. Nicht die Hilfe seiner Freunde, auch wenn sie sich bemühten ihm zu helfen, ihn voll und ganz verstehen konnten sie nicht. Das konnte nur Einer. Oder eher Eine. Yamis Entschluss war gefasst. Er musste mit Jenna reden. Es war bereits spät am Abend als der ehemalige Pharao sich aus dem Haus der Ishtars schlich und sich auf den Weg zu seiner Schwägerin machte. Da er seine Erinnerungen wieder erlangt hatte wusste er genau wohin er sich wenden musste. Als er endlich vor ihrer Haustür stand atmete Yami noch einmal tief durch, dann klopfte er. Es dauerte nicht lange bis er Schritte hinter Tür vernahm. Jenna öffnete die Tür und blickte Yami verwundert an. „Yami?“, fragte sie. „Guten Abend, Jenna. Kann ich reinkommen? Oder stör ich?“, sagte Yami. Jenna lächelte. „Nein, komm rein.“ Sie machte eine einladende Geste und Yami trat in das Haus. Seit seinem letzten Besuch hatte sich hier nichts verändert, es war noch immer das Haus in dem Jane und ihre Schwester aufgewachsen waren. „Setz dich. Möchtest du einen Tee?“, sagte Jenna. Während er Platz nahm antwortete er: „Nein, danke.“ Jenna setzte sich ihm gegenüber und blickte ihn lächelnd an. „Was führt dich zu mir?“ „Ich wollte einfach nur mit dir reden… Über die letzten zwei Jahre…“, sagte Yami leise. „Oh“, war alles was Jenna raus brachte. Yami blickte ihr fest in die grauen Augen und fragte: „Wie ist es euch ergangen? Dir, Jane und Loren?“ Ein missmutiger Glanz trat in Jennas Augen. „Mehr schlecht als recht. Allein durch Janes Arbeit an Jugs Hof kam ein wenig Geld rein. Aber wir haben bis jetzt alles geschafft.“ Mit diesen Worten blickte Jenna ihren Schwager aufmunternd an. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Yamis Gesicht. Ja, da hatte sie recht. Jenna und ihre Familie hatte bis jetzt alle Hindernisse gemeistert, dann wurde er wieder ernst. „Und Jane? Wie ist es ihr ergangen?“ „Sie… Die Nachricht, dass man dich für tot hielt hat sie sehr mitgenommen… Dazu kam die Fehlgeburt, sie macht sich deswegen heute noch Vorwürfe, obwohl sie daran keine Schuld trägt. Jane zog sich in sich selbst zurück… Sie redete kaum noch über dich, daran hat sie bis heute festgehalten. Sie ist einfach nicht mehr dieselbe. Aber wer kann ihr das verübeln?“ Yami nickte. „Hat sie mit dir darüber geredet, warum sie den Thron an meinen Vater zurück gab?“, fragte er weiter. Jennas Blick ging ins Leere als sie sich an den Tag erinnerte. „Nein… Sie stand eines Tages wieder vor der Tür und sagte, dass sie zurückkommt. Jane verlor nie ein Wort darüber was sie zu dieser Entscheidung bewegt hatte.“ Niedergeschlagen blickte Yami auf den Tisch. Das hatte er sich gedacht. Es war genauso wie er gedacht hatte… Jane hatte mit Niemanden über ihre Beweggründe geredet. Das sah ihr ähnlich. „Allerdings…“, hob Jenna an. Hoffnungsvoll blickte Yami wieder auf. „Ich bin mir sicher, dass dein Vater dahinter steckt. Nach deinem Verschwinden verbrachten sie sehr viel Zeit miteinander… Sie sprachen oft über jegliche Dinge… Ich bin mir sicher, dass dein Vater auf sie eingeredet hat, das Amt des Pharao niederzulegen.“ Yami zog ein grimmiges Gesicht. Wieder sein Vater… Aber, dass sein Vater die Finger mit im Spiel hatte wusste er doch schon längst. „Jenna… Ich muss dir etwas sagen…“, begann er. „Ja?“ Auffordernd blickte Jenna ihn an. „Jug… Er war bei mir… zusammen mit Jane.“ Jenna riss die Augen auf. „Jane? Wie geht es ihr? Was hat er mit ihr gemacht? Wo ist sie?“ Es fiel Yami nicht leicht die folgenden Worte auszusprechen: „Ihr geht es gar nicht gut. Sie ist abgemagert und sie…“ Tränen traten in Yamis Augen und er wagte nicht weiterzusprechen. „Red schon, Yami! Weißt du wo sie ist?“, bedrängte Jenna ihn. Sie musste unbedingt wissen wo ihre Schwester war. Zu lange schon lebte sie in Ungewissheit. „Ich weißt nicht wo sie ist“, sagte Yami. „Aber Jug machte mir ein Angebot…“ Überrascht blickte Jenna den Ehemann ihrer kleinen Schwester an. „Ein Angebot?“, wiederholte sie. Yami nickte. „Ja… Ich hab die Wahl… Entscheide ich mich für Jane bleibt Jug Pharao und du weißt was das bedeutet.“ Jenna nickte. Natürlich wusste sie was das bedeuten würde. Wöchentliche Steuererhöhungen, vermehrte Hinrichtungen und noch vieles Weitere. „Oder?“, fragte Jenna mit belegter Stimme. Sie ahnte bereits was jetzt kommen würde. „Oder ich entscheide mich für das Amt des Pharao und Jane stirbt.“ Obwohl Jenna geahnt hatte, dass Yami dies sagen würde schwieg sie geschockt und starrte den jungen Mann an. Eine ganze Zeit sagten die beiden nichts, bis Yami die Stille durchbrach. Mehr Tränen sammelten sich in seinen Augen als er sprach: „Wärst du enttäuscht, wenn ich mich für das Volk entscheiden würde?“ Yami konnte selber nicht glauben, dass er diese Worte ausgesprochen hatte. Er wusste auch was Jenna dazu sagen und wie sie reagieren würde. Sie würde total ausrasten und ihn anschreien. Jane und Loren waren die einzige Familie, die Jenna noch hatte. Den Blick nach unten gerichtet wartet er auf den befürchteten Ausbruch. Doch er kam nicht. Verwundert blickte Yami seine Schwägerin an. Zu seiner Überraschung lächelte sie. „Ja, ich wäre enttäuscht, aber das weißt du. Das brauch ich dir nicht zu sagen. Aber ich kann dich verstehen, Yami. Unter Jugs Herrschaft würden mehr als ein Mensch sterben. Aber du musst jetzt für dich entscheiden, ob du bereit bist deine eigene Frau, die du immer noch liebst, für dein Volk zu opfern. Oder ob du selbstsüchtig bist und das Leben deiner Frau und das Verderben Ägyptens wählst.“ Yami blickte sie an. Immer mehr Tränen rannen über sein blasses Gesicht, bis auch der letzte Damm brach und er den Kopf laut schluchzend auf den Tisch legte und ihn in den Armen verbarg. Auch Jenna weinte nun. Sie verstand seine Lage und würde ihm so gerne helfen. Doch diese Entscheidung musste er alleine treffen. Alles was sie für ihn tun konnte war für ihn dazu sein und das würde sie sein. Schniefend setzte sie sich neben ihn und nahm den verzweifelten, jungen Mann in den Arm. „Guten Morgen!“ „Guten Morgen, Joey“, kam es einstimmig von seinen Freunden zurück. Als der Blonde sich an den Frühstückstisch setzte stutzte er. „Wo ist denn unser Grübler?“ Augenblicklich bekam er eine Kopfnuss von Tea. „Hör auf die Situation ins lächerliche zu ziehen!“, rief sie. „Jaja…“, nuschelte Joey nur, bevor er seine Frage wieder aufnahm. „Aber wo steckt Yami denn?“ Die Freunde blickten ihn an. „Wissen wir auch nicht genau, aber wir gehen mal davon aus, dass er ein wenig frische Luft brauchte“, antwortete Yugi Schulter zuckend. Joey runzelte die Stirn. „Aber sein Umhang liegt doch noch in unserem Zimmer“, sagte er. Alarmiert blickten die Ishtar-Geschwister auf. Was hatte ihr Pharao vor? Das Gemurmel und Getuschel um sich herum nahm Yami gar nicht wahr. Erhobenen Hauptes schritt er durch die Straßen Ägyptens. Ohne Umhang, ohne Kapuze, ohne sich zu verstecken. Es war längst überfällig, dass Ägyptens Volk erfuhr, dass ihr rechtmäßiger Pharao zurück war. Er musste mit seinem Vater reden. Unbedingt. Ohne Umwege ging er zum Palast. Ohne ein Wort passierte er die Wachen, die am Palasttor standen und ihm fassungslos nachsahen, bis sie sich ihrer Aufgabe entsannen und ihm überstürzt hinterher eilten. Die Schaulustigen, die dem 19-Jährigen gefolgt waren, blieben am Tor stehen. Erfreut und gespannt zu gleich blickten sie Yami hinterher. Sie alle wussten was nun geschehen würde. Yami würde den Thron Ägyptens wieder an sich nehmen und sie wären den Tyrannen Jug endgültig los. In Gedanken feierten sie bereits ein großes Fest. Das Volk Ägyptens konnte ja nicht ahnen was sich hinter den Kulissen des Palastes abspielte. Ohne behindert zu werden gelangte Yami zum Thronsaal. All den Wachen, denen er begegnete, waren viel zu geschockt ihren alten und rechtmäßigen Pharao wiederzusehen als das sie ihn an seinem Vordringen hinderten. So kam es, dass Yami die großen Flügeltüren zum Thronsaal aufstieß und von allen Anwesenden überrascht angeblickt wurde. Am meisten überrascht war jedoch sein Vater. Fassungslos blickte er seinen Sohn an. Was wollte er hier? Aziz, der gerade mit dem Pharao gesprochen hatte, zog sich in die hinterste Ecke des Saales zurück und beobachtete das Geschehen gespannt. „Vater!“, sagte Yami fest. Jug fasste sich wieder und setzte ein gelangweiltes Gesicht auf. „Mein Sohn… Ich hätte nicht so früh mit dir gerechnet. Nun, wie lautet deine Entscheidung?“ „Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich will mit dir reden!“, antwortete Yami noch immer fest. „Reden?“ Ehrliches Erstaunen machte sich auf Jugs speckigem Gesicht breit. „Ja, reden. Ich habe eine Frage an dich.“ „Welche?“ „Wieso tust du das? Wieso stellst du mich vor die Wahl?“ Bitterkeit schwang in Yamis Stimme mit. Jugs Augen verengten sich vor Wut. Er beugte sich zu seinem Sohn vor und antwortete: „Warum ich die vor die Wahl stelle? Aus Rache!“ Yami hielt dem Blick seines Vaters stand. „Du hast mich vom Thron gestoßen. Dazu hattest du kein Recht. Du warst gerade einmal 13. Das lass ich nicht einfach auf mir sitzen. Also entscheide dich endlich.“ „Das kannst du nicht tun! Du kannst mich nicht einfach vor die Wahl stellen!“, zischte Yami. Jug grinste gehässig. „Du siehst doch, dass ich es kann und ich kann noch viel mehr. Also: Deine Frau oder das Volk?“ „Ich will sie sehen!“, sagte Yami kühl. „Du hast sie bereits gesehen!“ „Du willst doch eine Entscheidung oder täusche ich mich da?“, sagte Yami grinsend. Verärgert lehnte Jug sich wieder zurück und schrie seine Wachen an: „Holt Jane! Und zwar plötzlich!“ Augenblicklich liefen zwei der Wachen los. Keine fünf Minuten später kehrten sie zurück. Zwischen sich die total abwesende Jane. Sie wehrte sich nicht und ließ sich einfach mitziehen. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet. Ihr Anblick tat Yami in der Seele weh. Die Wachen ließen sie los und zogen sich zurück, mit langsamen Schritten ging Yami auf sie zu. Ganz langsam, um sie nicht zu verschrecken. „Jane…“, sagte er leise. Die junge Frau blickte auf und wich zurück. „Nein!“, rief sie. Yami machte einen großen Schritt auf sie zu und fasste sie an den Schultern. „Jane, hör mir zu!“, flehte er. Jane schloss die Augen und wehrte sich in seinem Griff. „Nein! Nein, verschwinde! Du bist nicht da! DU bist tot!“, schrie sie außer sich vor Verzweiflung. „Nein, Jane. Ich lebe! Sieh mich an. Ich bin hier! Ich bin zurück! Ich bin nicht tot!“ Auch Yami schrie. Aziz senkte schuldbewusst den Blick und Jug blicke voller Genugtuung auf seinen Sohn und seine Frau. „NEIN!“ Mit diesem lauten Schrei leuchtete Janes Kettenanhänger hell auf und Yami wurde von einer unsichtbaren Macht nach hinten geschleudert. Stöhnend kam Yami vor den Füßen seines Vaters zum liegen. Geschockt blickte er zu Jane. Das Leuchten ihrer Kette ließ nach und Jane sank schluchzend auf den Boden. Jug beugte sich tief zu seinem Sohn herab. „Du kannst diesem Elend ein Ende setzen, Yami. Nur du allein.“ Verzweifelt blickte Yami auf seine am Boden kniende Frau. Sollte er es tun? Solle er Jane retten und sein Volk seinem Vater aushändigen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)