Our Little Secret von Mialee (The Story of Rose and Scorpius) ================================================================================ Kapitel 1: Rose --------------- Fahles Morgenlicht fiel durch das Fenster in den Schlafsaal. Rose Weasley setzte sich in ihrem Bett auf und streckte sich ausgiebig. Dann ließ sie ihren Blick über die Betten ihrer Freundinnen Rhea und Maddie wandern. Noch schien keine von ihnen wach zu sein. Vorsichtig stand sie auf und zog sich an. Auf Zehenspitzen schlich sie aus dem Zimmer und ging hinunter in den Gemeinschaftraum der Gryffindors. Dort setzte sie sich an einen der Tische, griff nach Pergament und Feder und begann einen Brief an die Eltern zu schreiben. Liebe Mama, lieber Papa, ich hoffe Zuhause ist alles in Ordnung und Papa ist wieder gesund. Hugo und mir geht es gut und wir freuen uns schon sehr euch in den Weihnachtsferien wieder zu sehen. Gestern habe ich die Testergebnisse in Verwandlung bekommen. Du kannst stolz sein, Mami, ich habe die volle Punktzahl. Und Papa, Scorpius hatte vier Punkte weniger. Heute bekomme ich die Ergebnisse in Kräuterkunde, aber ich glaube, das ist gut gelaufen. Dankt Oma Weasley für die Kekse, sie waren köstlich. In Liebe Rose Rose blickte noch einmal auf die Zeilen vor ihr. Sie lächelte bei dem Gedanken, wie sehr sich ihr Vater über die Nachricht freuen wurde. Noch immer war er wie besessen davon, dass sie besser sein musste als der Sprössling der Malfoys. Für Rose spielte es keine Rolle, ob sie achtzig ober neunzig Punkte bekam – hauptsache sie war besser als Scorpius. Schließlich würde ihr Vater es ihr nie verzeihen, wenn sie sich von dem jungen Malfoy schlagen ließ. Der Zwist ihrer beider Familien, war auch in ihr tief verankert. Sie mochte ihn nicht und das obwohl sie in den vier Jahren in Hogwarts kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Vermutlich lag das an all den Geschichten, die ihr Vater ihr von der Familie Malfoy erzählt hatte und was Draco, Scorpius Vater, ihren Eltern und ihrem Onkel Harry in der Schulzeit angetan hatte. Hugo hatte ihr mehrfach zu erklären versucht, dass er eigentlich ein richtig netter Kerl sei und sich keinen Deut um die Reinheit seines Blutes scherte, doch Rose konnte dem keinen Glauben schenken, schließlich war und blieb er der Sohn seines Vaters und einiges musste er von diesem doch haben. Sie fand ihn arrogant und überheblich, er war vollkommen von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt. Schon seit ihrem ersten Jahr lief ein erbitterter und geheimer Konkurrenzkampf zwischen ihnen. Sie war überzeugt, dass er genauso verbissen darauf war, der Bessere zu sein, wie sie es war. Albus teilte ihre Meinung. Er glaubte kein Wort des blonden Jungen, sondern war sich sicher, dass er wie sein Vater ein Anhänger der dunklen Künste war. Zwar war Voldemort endgültig tot, doch hinter vielen Türen wurde im Geheimen immer noch schwarze Magie praktiziert. Hinter dem fast stets präsenten Lächeln, steckte ein tiefer Abgrund. Zumindest war das Albus Meinung. Rose war sich nicht sicher, ob Scorpius wirklich dunkle Künste anwendete, aber sie traute es ihm definitiv zu. Langsam kamen die anderen Schüler hinunter und auch Rhea und Maddie erschienen aus ihrem Schlafsaal. Rose faltete das Pergament zusammen und steckte es in einen Umschlag. Wenn sie sich beeilte konnte sie den Brief noch vor der ersten Stunde abschicken. Kapitel 2: Scorpius ------------------- Seufzend ließ Scorpius Malfoy seinen Blick über seine Mitschüler schweifen. Sie alle standen im Gang und warteten auf Professor Longbottom, der sich wie immer verspätete. Neben ihm spielte sein Freund Gorden Greyback mit dem Saum seines Umhangs herum. Er musterte die Gryffindors, die ein Stück entfernt standen. Obwohl die Schlacht von Hogwarts schon über zwanzig Jahre her war, bestand noch immer eine gewisse Spannung zwischen den Slytherins und den Gryffindors und vermutlich würde diese auch nie ganz verschwinden. Er selbst war das beste Beispiel dafür. Er hatte den Hass auf die Gryffindors mit der Muttermilch eingesogen. Doch er war trotz all der Vorurteile, die er seit seiner Kindheit eingetrichtert bekommen hatte, war er niemals ein fanatischen Anhänger des reinen Blutes geworden. Um seinem Vater zu gefallen regte er sich daheim über die Muggelstämmigen auf und natürlich über die Kinder seiner ehemaligen Rivalen. James und Lily Potter kannte er kaum, aber dafür kannte er Albus. Schon von ihrem ersten Tag, hatte er Scorpius gemieden und ihn wie Luft behandelt. Scheinbar war er nicht so immun gegen die Worte seiner Eltern gewesen. Er konnte sich denken, was man im Hause Potter von seiner Familie hielt. Er wusste von der Vergangenheit seines Vaters und seines Großvaters und von ihren Fehlern. Für ihn war die Abneigung, die Albus empfand keine Überraschung. Er nahm sie hin ohne sie zu erwidern. Und dann waren da noch die Weasleys, wobei eigentlich auch die Potter-Kinder dazu gehörten. In den letzten Jahren wimmelte es in Hogwarts nur so von ihnen. In fast jedem Jahrgang gab es mindestens einen von ihnen. Momentan war sogar der Schulsprecher einer von ihnen. Fred war der geborene Anführer und machte keinen Unterschied zwischen den Häusern, was ihm dem Respekt aller eingebracht hatte. Wie auch Albus gingen ihm die meisten Weasleys aus dem Weg, nur mit Einem – Hugo – hatte er ein paar Mal gesprochen, da sie beide im Quidditch-Team ihrer Häuser die Hüter waren. Er schien der einzige zu sein, der offen mit ihm umging, ohne ihn nach seiner Herkunft zu beurteilen. Im Grunde fand er es amüsant, dass er von den anderen verurteilt wurde, nur weil er der Sohn seines Vaters war. Hatten nicht die Anhänger Dumbledores immer gepredigt, dass nicht die Herkunft eines Menschen zählte, sondern allein der Mensch selbst. Was taten sie denn heute? Die Kinder all derer zu verurteilen, deren Eltern Fehler begangen hatten. Auch Rose Weasley, die wie Albus und er im sechsten Jahr war bildete keine Ausnahme. Sie schien nur einen Anreiz zum Lernen zu haben und zwar besser zu sein als er. Ihn amüsierte ihr kindlicher Trotz, wenn er trotz all ihrer Anstrengungen mehr Punkte bekommen hatte. Ihm war es vollkommen egal, wer von ihnen nun der bessere war. Er wollte gute Noten, um seinem Vater stolz zu machen und aus keinem anderen Grund. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Rose fehlte, dabei kam sie sonst nie zu spät. Genau in diesem Augenblick erschien ihr flammend roter Haarschopf am Ende der Treppe. Als sie sah, dass auch der Professor sich verspätet hatte, lächelte sie erleichtert und ging zu ihren Freundinnen hinüber. Heute trug sie die Haare offen, so wie er es am meisten mochte. Einige Strähnen fielen ihr in das blasse Gesicht und umrahmten die hohen Wangenknochen. Für ihn war sie das schönste Mädchen der Welt – zumindest seit den Sommerferien. Zuvor hatte er ihr kaum Beachtung geschenkt, aber als er sie zu Beginn des Schuljahres wiedergesehen hatte, hatte es ihn erwischt und zwar mit aller Heftigkeit. Sie hatte ihre krause Haarpracht geglättet, aus dem Wald von Augenbrauen zwei feine Linien gemacht und ihr Körper nahm weiblichere Formen an. Erst da war ihm aufgefallen, was für eine Schönheit Rose eigentlich war und was für eine beiläufige Eleganz in ihren Gesten steckte. Er – Scorpius Malfoy – war in Rose Weasley verliebt. Kapitel 3: Das Kribbeln ----------------------- Wie erwartet hatte Rose es auch in Kräuterkunde geschafft, Scorpius zu schlagen und als Klassenbeste dazustehen. Triumphierend blickte sie auf das Pergament, dass sie in den Händen hielt. Maddie zu ihrer Linken stöhnte leise, fuhr sich durch die Haare und las schließlich den Kommentar ihres Professors vor: „Miss Finnigan, Sie sollten sich in Zukunft bemühen, die Aufgaben gründlicher zu lesen. Pah... wenn er sie auch so kompliziert stellen muss... kann er mir nicht einfach sagen, was er will?“ Madleine Finnigan – von ihren Freundinnen nur Maddie genannt – war einen halben Kopf kleiner als Rose, hatte ein schmales Gesicht, dass in einem spitzen Kinn endete, schmale blaue Augen und kurze blonde Haare, die wirr in alle Richtungen standen. Sie war quirlig und naiv, aber auch eine treue, ehrliche Freundin. Rose lächelte und tätschelte aufmunternd die Hand der Freundin. „Du musst dir eben mehr Zeit lassen, bevor du anfängst.“ Maddie verdrehte die Augen und wandte sich nach hinten. „Hörst du das? Sie hört sich schon an, wie meine Mutter.“ „So ist unser Röschen eben.“ Rhea zog die Augenbrauen hoch, räusperte sich und hob dann ihr Pergament. „Miss Patil, für die Zukunft wünsche ich mir mehr Engagement... Es gab für mich nunmal wichtigeres als Lernen.“ Rhea galt als eines der schönsten Mädchen Hogwarts und das mit Recht. Sie war groß, schlank und der Inbegriff der Weiblichkeit. Sie hatte lange schwarze Haare, ein zartes Gesicht und große Rehaugen. Rose hätte für ihre Figur getötet. Sie wirkte nach außen sehr überheblich, fast arrogant, am im Grunde war sie sehr bodenständig und natürlich. Außerdem hatte sie ein großes Herz für anderer... vor allem für Männer. „Ich glaube nicht, dass Dating als gute Ausrede gilt.“ „Weißt du was, Maddie? Du hast Recht, sie hört sich an wie meine Mutter“, sagte Rhea, beugte sich vor und knuffte Rose in den Arm. Noch vor dem Mittagessen hatte Rose eine weitere Eule nach Hause geschickt, um ihren Eltern von den Noten in Kräuterkunde zu berichten. Nun saß sie vor einem großen Teller gebratener Nudeln und wartete auf ihre Freundinnen, die im Gegensatz zu ihr den Kurs in Wahrsagen gewählt hatten. „Rose!“, riefen plötzlich zwei Stimmen und Sekunden später ließen sich die beiden Mädchen neben ihr auf die Bank fallen. Auf Maddies Wangen hatte sich ein zarter, roter Schimmer gelegt und Rhea strahlte über das ganze Gesicht. „Du errätst nie, was eben passiert ist?“ „Professor Trelawney ist Amok gelaufen und hat den Turm in die Luft gejagt“, erwiderte Rose so ernst, wie sie konnte. Maddies Gesichtszüge entgleisten ihr. Ungläubig starrte sie ihre Freundin an. „Nein!“ „Lass gut sein, Schätzchen“, sagte Rhea, „Sie hat das nicht ernst gemeint.“ „Ach so...“ Plötzlich schien sich das blonde Mädchen wieder daran zu erinnern, was sie erzählen wollte und ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Aramis hat mich gefragt, ob ich mit ihm zur Party gehe.“ „Welche Party?“ „Du willst mich wieder auf den Arm nehmen.“ Rose schüttelte den Kopf. „Nein, will ich nicht.“ „Röschen, in welcher Welt lebst du eigentlich?“ Rhea wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. „Wir reden von der Party.“ Als sie noch immer nur einen verständnislosen Blick erntete, fügte sie hinzu: „Die Jahrfeier für Slytherin. Er wäre am Samstag 1200 Jahre alt geworden.“ „Das weiß ich doch“, wandte Rose ein, „Abends wird ein Bankett im Ministerium gegeben. Meine Eltern werden da sein.“ „Aber von dem, was hier laufen wird, weißt du nichts.“ „Die Slytherins machen eine Riesenfeier“, warf Maddie ein, „Sie wollen so eine richtig große Feier machen. Wie damals beim Weihnachtsball, während des Trimagischen Tuniers. Sie haben eine Band gebucht, aber sie wollen keinem sagen welche. Ich bin schon so aufgeregt, welche es ist. Jedenfalls dürfen alle ab dem vierten Jahr kommen und eben nach Wahrsagen ist Aramis auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich zu der Party gehe und ich habe ihm gesagt, dass es auf die Gesellschaft ankommt. Und dann hat er gefragt, ob mir seine Gesellschaft reichen würde und ob ich mit ihm zur Party gehen möchte und ich habe sofort ja gesagt. Oh, Rose du musst auch unbedingt kommen, aber du wirst doch sowieso kommen, das lässt du dir nicht entgehen. Wir haben eben Fred getroffen und er hat gesagt, er wäre für die Ordnung verantwortlich, weil ja die meisten Lehrer auf diesem Bankett sind, wir haben also sowas wie sturmfrei.“ All das kam so schnell wie ein Wasserfall und Rose musste sich konzentrieren, damit sie auch alles mitbekam. Schließlich nickte sie nur und hörte sich die Geschichte von Aramis noch einmal in allen Details an. Am Abend saßen die drei zusammen und sprachen über die anstehende Party. Sie hatten sich von den Hauselfen Kakao bringen lassen und versuchten herauszufinden, was sie wohl am besten tragen sollten. Rhea nahm einen großen Schluck Kakao und sah ihre Freundinnen ernst an. „Egal was wir tragen. Wir werden den Jungs den Kopf verdrehen und vielleicht finden wir dann auch noch einen für dich, Röschen.“ Maddie nickte eifrig. „Du bist schon viel zu lange alleine.“ Aber Rose schüttelte nur den Kopf und sah auf ihre Tasse hinab. „Die Jungen hier in Hogwarts interessieren mich nicht. Und ihn werde ich hier bestimmt nicht finden.“ „Ihn“, wiederholte die junge Patil und verdrehte die Augen. „Ich glaube nunmal an die große Liebe. Die Liebe auf den ersten Blick. Und wenn ich ihn sehe, werde ich sofort wissen, dass er es ist... und das er immer mein sein wird.“ „Und woher willst du das wissen?“ Rose lächelte. „Wenn man seine wahre Liebe trifft, dann... dann kann man nicht schlafen, nicht essen, nicht einen klaren Gedanken mehr fassen. Man greift nach den Sternen und... und... fühlt das Kribbeln. Ich weiß, dass es ihn irgendwo da draußen gibt, ich muss nur auf ihn warten.“ „Und wenn du ihn nicht triffst?“ Sie blickte auf. „Dann werde ich warten, bis an das Ende meines Lebens.“ „Wer sich in seinem Leben nicht einmal richtig verliebt, der hat sein Leben gar nicht gelebt. Du musst es versuchen, denn wenn du es nicht versuchst, hast du dein Leben nicht gelebt.“ Rhea und Rose wandten sich zeitgleich zu Maddie, die verträumt an einem Keks knabberte. „Wow, das war das Klügste, was ich seit langem von dir gehört habe“, stichelte Rhea. „Hab' ich aus dem Fernsehen...“ Plötzlich brachen alle drei in schallendes Gelächter aus und schon bald flogen ihre Kissen durch die Luft, während sie ihren restlichen Kakao auf ihren Betten verteilten. An diesem Abend fiel es Rose schwer, Schlaf zu finden. Wieder und wieder musst sie an die Worte ihrer Freundinnen denken. Rhea fiel es vielleicht leicht, so etwas zu sagen, schließlich war die Liste ihrer Ex-Freunde länger als die ihrer Schulbücher. Und Maddie... seit ihrem ersten Jahr war sie in Aramis Lancester verliebt und nun schien er endlich ein Auge auf sie geworfen zu haben. Nur sie hatte sich nie für die Jungen interessiert. Warum sollte sie sich auch mit ihnen abgeben, wenn sie keine echten Gefühle für sie hatte. Manchmal stellte sie sich vor, wie viel Liebe in ihrem Herzen war, doch die Tür dazu war verschlossen und würde sich erst öffnen, wenn er ihr begegnete. Der, der für sie geschaffen war. Seufzend umarmte sie ihr Kissen. Bei ihren Eltern war es doch nicht anders gewesen. Sie hatten schon immer gewusst, dass sie füreinander bestimmt waren. Beide hatten es sich nicht eingestehen wollen, hatten zu viel Angst vor Ablehnung gehabt. Aber von ihrem ersten Kuss an, waren sie unzertrennlich gewesen. Einmal in ihrem vierten Schuljahr hatte sie mit Eric Rockberry geknutscht, keine Schmetterlinge, keine weichen Knie. Danach hatte sie gefragt, wie es sich anfühlen sollte. Hermine hatte gelacht und von dem Kribbeln erzählt, dass den ganzen Körper ergreift und jede Faser erreicht. Dass bis ins Innerste vordringt und einen nicht mehr atmen lässt, dass das Herz dazu bringt bis zum Bersten zu schlagen und die Zeit für einen Augenblick still stehen lässt. „Spätestens daran wirst du erkennen, dass dein Prinz vor dir steht“, hatte ihre Mutter gesagt und ihrem Ehemann einen liebevollen Blick zugeworfen, „Auch wenn er auf den ersten Blick nicht so aussehen mag.“ Die Tage bis zur Party vergingen wie im Flug. Die Mädchen liefen kichernd durch die Gänge und die Jungen standen nervös herum und warteten darauf, ihre Angebetete einmal ohne ihre Freundinnen zu erwischen. Rhea hatte die Einladung von David Drakstone, einem Siebtklässler aus Ravenclaw angenommen und Rose hatte spontan zugestimmt, mit Albus zur Party zu gehen. Schon am Nachmittag hatten die drei Mädchen sich in ihren kleinen Schlafsaal zurückgezogen, um sich für den großen Abend vorzubereiten. Es dauerte fast zwei Stunden bis alle drei Mädchen mit ihren Frisuren zufrieden waren. Eine weitere bis auch ihr Make-Up fertig war. Die quirlige Maddie trug ein hellgrünes Kleid, dass sie ein wenig blass erscheinen ließ. Ihre kurzen, blonden Haare wurden von einem Haarreifen mit grünen Steinen geschmückt. Sie hüpfte unruhig durch das Zimmer und fragte immer wieder, ob sie Aramis wohl gefallen würde. Ihre Wangen hatten einen fast fiebrigen Ton angenommen. Schließlich reichte Rhea ihr ein Glas Butterbier und begann vorsichtig ihre wirren Haare wieder zu ordnen Die junge Patil hatte sich für einen Traum aus oranger Seide entschieden, der sich von ihrem dunklen Teint abhob. Ein Kleid, dass nach Rose' Meinung viel zu kurz geraten war. Eine Flut schwarzer Locken ließ sie locker über ihren Rücken fallen. Rose hatte sich von ihrer Mutter in aller Eile ein Kleid schicken lassen. Nun trug sie ein dunkelblaues Kleid, dass ihre schmale Taille betonte. Unruhig zupfte sie an dem Saum, der ihre Knie umspielte. Zwar hatte Hermine ihr Bestes getan, doch den Geschmack ihrer Tochter hatte sie nicht getroffen. Rhea, die noch immer mit Maddie beschäftigt war, warf ihr einen fast genervten Blick zu, als sie sah, wie Rose sich unzufrieden im Spiegel betrachtete. „Bitte fang du jetzt nicht auch noch an. Ihr sehr fanatisch aus.“ Sie beugte sich zu ihrer blonden Freundin. „Und du wirst Aramis bestimmt gefallen, der Junge hat doch Augen im Kopf.“ „Ich wünschte, ich hätte sein Selbstvertrauen“, murmelte Maddie. „Jahrelange Übung!“, gab ihr Gegenüber zurück und lächelte, „Jetzt sollten wir unsere Herren aber nicht länger warten lassen.“ Während Rhea sich ein letztes Mal im Spiegel begutachtete, beugte Maddie sich zu Rose und flüsterte: „Ich weiß jetzt, was du gemeint hast.“ Sie legte die Hand auf ihre Brust. „Da drin kribbelt es.“ Schließlich nahmen Rhea und Rose Maddie in ihre Mitte und zogen sie mit sanfter Gewalt nach unten in den Gemeinschaftsraum, wo Albus und Aramis schon auf sie warteten. Als die beiden Jungen sie erblickten, pfiff der junge Potter anerkennend. „Du siehst wirklich hübsch aus, Rose“, bemerkte er und als er die auffordernden Blicke ihrer Freundinnen sah, fügte er hinzu: „Ihr zwei natürlich auch.“ „Danke“, erwiderte Rose und ein rosa Schimmer legte sich auf ihre Wangen. „Hey Madleine“, sagte Aramis, der verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. „Maddie“, presste ihre blonde Freundin hervor, „Alle... alle sagen Maddie... zu mir.“ „Oh... okay... Maddie.“ Rhea legte den Kopf schief, seufzte und flüsterte Rose zu: „Sind sie nicht niedlich?“ Zusammen gingen sie hinunter in die große Halle. Unterwegs trafen sie auf Rheas Begleitung. David war breitschultrig, hatte kurze braune Haare und ein markantes Kinn. „Ja“, dachte Rose, „er passt absolut in Rheas Beuteschema.“ Trotz der dicken Wände war schon von Weitem die Musik zu hören. Bereits die Eingangshalle war mit grünen und silbernen Bannern überzogen worden, auf der Tür zur großen Halle prangte groß das Wappen der Slytherins. Staunend traten sie ein und kamen nicht herum, die Slytherins für ihr Engagement zu bewundern. Die schwebenden Kerzen waren grün gefärbt worden, ebenso der Boden. Nur einige silberne Fliesen im Mittelgang und auf der Tanzfläche unterbrachen die dunkle Oberfläche. Die Gläser auf den Tischen waren mit kleinen Schlangen verziert worden, die sich langsam bewegten. An der Stelle, wo sonst der Lehrertisch stand, erhob sich eine Bühne, darüber hing ein meterhohes Portrait von Salazar Slytherin. „Und was meint ihr?“ Rose erschrak, als ihr plötzlich jemand die Hand auf die Schulter legte. „Hugo!“ „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Ihr Bruder hob abwehrend die Hände. „Ich wollte nur wissen, wie es euch gefällt.“ Hugo hatte viel von dem Aussehen seines Vaters geerbt. Er war groß und hager, doch was bei Ron schlaksig gewirkt hatte, verlieh ihm einen lässigen Eindruck. „Sie haben sich Mühe gegeben“, antwortete Albus und ließ den Blick schweifen, „Aber ich bin ganz froh, dass es morgen wieder anders aussieht. Hugo lachte und schlug Albus auf den Rücken. „Du wirst dich wohl auch nicht mehr ändern was?“ Dann wandte er sich wieder Rose zu. „Gut siehst du aus, Schwesterherz. Willst wohl den Jungen den Kopf verdrehen, was?“ „Nein, Röschen doch nicht!“, erwiderte Rhea und legte ihren Ellbogen auf Hugos Schulter, „Sie wartet doch auf den Richtigen.“ Rose steckte den beiden als Antwort die Zunge heraus und zog Albus zur Tanzfläche. Rhea würde sie wohl nie verstehen. Kapitel 4: Das Ende der Nacht ----------------------------- So, erstmal danke für eure Kommentare und weil ihr mich so lieb gebeten habt, geht es jetzt auch schon weiter. @Ninelli: Ich habe leider einen Hang zum Kitschigen... ich versuche, mich an deinen Rat zu halten. Falls es zu schlimm wird, darfst du mir gerne Bescheid sagen.^^ Nun aber genug, weiter gehts... Zufrieden ließ Scorpius seinen Blick durch den Saal schweifen. Die Party war in vollem Gange. Die meisten Schüler tummelten sich auf der Tanzfläche. Auch er hatte den Großteil des Abends auf der Fläche vor der Bühne verbracht und mit verschiedenen Mädchen getanzt, doch nun hatte er sich an einen Tisch zurückgezogen und erholte sich von den Anstrengungen des Tanzens. Sein Freund Gorden ließ sich erschöpft neben ihm nieder. Die letzte halbe Stunde hatte er durchgehend auf der Tanzfläche verbracht und zu den Klängen der „Mysterious Magics”, einer der beliebtesten Bands dieses Jahres, getanzt. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Wortlos reichte er seinem Freund sein Glas, das dieser in einem Zug austrank. „Ziemlicher Erfolg das Ganze, was?“, meinte er, noch immer atemlos, „Selbst die Gryffindors amüsieren sich. Hab' eben sogar den Potter gesehen. Hätte nicht gedacht, dass der hier auftaucht.“ Scorpius nickte und lachte. „Der hält uns doch alle für abgrundtief böse.“ „Ja“, antwortete Gorden und stimmte in sein Lachen ein. Dann verdrehte er die Augen und seufzte tief. „Und die Mädchen erst... Wundervoll... also wenn ich Eloise nicht hätte... dann...“ „Dann was?“, fragte Eloise Lestrange und ließ sich auf dem Schoß ihres Freundes nieder, „Was würdest du dann machen, Liebling?“ „Ähm... sie fragen, ob sie mal mir Scorp ausgehen würden, damit er schon bald eine so nette Freundin wie dich hat.“ Ein entschuldigendes Grinsen erschien auf seinem Gesicht, was auszureichen schien, um Eloise zu besänftigen. Als die beiden begannen, sich zu küssen, wandte Scorpius den Blick ab und beobachtete weiter die anderen Schüler. An einem Tisch in der Nähe der Tür erblickte er Madleine Finnigan, eine Freundin von Rose, die mit einem sehr verlegen wirkendem Jungen redete. Doch von der jungen Weasley war keine Spur. Auch auf der Tanzfläche konnte er sie nicht entdecken. Bereits den ganzen Abend hatte er Ausschau nach ihr gehalten, doch erfolglos. Seufzend stand er auf, um sich und seinen beiden Freunden neue Getränke zu holen. Gorden und Eloise blickten nicht einmal auf, als er den Tisch verließ. An der improvisierten Bar herrschte großen Andrang, so dass es fast eine Viertelstunde dauerte, bis er drei Butterbier bekam. Als er zurück zu seinem Tisch kam, stutze er kurz. Hugo Weasley unterhielt sich mit Gorden und winkte ihm zum Gruß, als er ihn kommen sah. Da Eloise verschwunden war, gab er dem jungen Gryffindor eines der Butterbiere. „Wie kommen wir zu der Ehre deines Besuches?“, fragte er, während er sich wieder auf seinen Stuhl setzte. Hugo spitzte die Lippen und sah sich um, als würde er den Grund seines Kommens erst Suchen müssen. Dann wandte er sich jedoch abrupt ab. „Ich wollte euch nur mal zu der gelungenen Party gratulieren.“ Scorpius lächelte und schüttelte ungläubig den Kopf. „Solche Komplimente aus dem Mund eines Gryffindors – ich bin überwältigt.“ Der Spross der Weasleys erwiderte das Lächeln und nahm dann einen Schluck aus seinem Glas. „Ihr habt das wirklich gut organisiert. Keiner hat geahnt, dass „Mysterious Magics“ auftreten würden. Das war wirklich der absolute Hammer. Schade dass um Mitternacht schon Zapfenstreich ist. Fred hätte uns wirklich noch ein bisschen mehr Spaß zugestehen können.“ Gorden und Scorpius tauschten einen kurzen Blick und sahen dann ihr rothaariges Gegenüber an. „Also eigentlich ist es um Mitternacht noch nicht ganz vorbei. Wir feiern bei uns im Gemeinschaftsraum noch ein wenig weiter, wenn das hier zu Ende ist. Du kannst mitkommen, wenn du möchtest.“ Hugo schien überrascht von der Einladung und blickte etwas verlegen zu Boden. „Ich kann da doch nicht als einziger Nicht-Slytherin rumlaufen.“ „Keine Bange“, erwiderte Gorden, „Ich habe einen Vetter in Ravenclaw, der auch kommen wird... und er wollte ein paar Freunde mitbringen. Und sicher wird der ein oder andere von uns noch jemanden einladen.“ „Na, dann komme ich gerne. Vielen Dank.“ Er nahm einen erneuten Schluck. „Ich wusste gar nichts von einem Vetter in Ravenclaw.“ „Doch, doch. Sein Name ist David. Ah, da vorne ist er.“ Gorden zeigte an ihm vorbei in die Menge. „Da bei deiner Schwester.“ Fast hastig wandte Scorpius den Kopf und tatsächlich – neben David und der jungen Patil stand Rose und sie war schöner als je zuvor. Sie trug ein blaues Kleid mit schwarzer Spitze um die Taille, das ihre helle Haut hervorhob. Anscheinend war sie gerade in eine Diskussion mit ihrer Freundin vertieft, die sie bittend ansah. Schließlich nickte Rose, wenn auch widerwillig und Rhea umarmte sie stürmisch. „Scheint so, als würde deine Schwester auch kommen“, meinte Gorden. Überrascht hob der junge Malfoy die Augenbrauen. Es schien so, als würde der Abend noch besser werden, als er erwartet hatte. Im Gemeinschaftsraum hatten die Slytherins auf zusätzliche Dekoration verzichtet. Ein Feuer loderte im Kamin und auf den Tischen standen die üblichen silbernen Kerzenleuchter. Als Scorpius zusammen mit Gorden und Eloise eintrat, waren bereits die meisten Schüler ihres Hauses anwesend. Sie entdeckten einige Ravenclaws und auf einem der Sofas saßen Hugo, seine Schwester und deren Freundinnen zusammen mit David und einem anderen Jungen. Er nickte dem rothaarigem Jungen im Vorbeigehen zu, nicht ohne die Gesprächsfetzen aufzugreifen. „ ... ich bin nur wegen euch hier, denkt dran, wenn...“ Rose wirkte sehr ungehalten und spielte mit ihrem Glas herum. Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen folgte er Gorden zu ihren Freunden, die sich in einer Sitzgruppe an der Wand positioniert hatten. Isabella und Imogen Goyle, Morpheus Yaxley, Valen Carrow und Ambrose Macnair– sie alle trugen die Namen der großen Familien der Zaubererwelt. Und sie alle trugen dasselbe Schicksal, sie alle mussten sich für Dinge rechtfertigen, die noch vor ihrer Geburt geschehen waren. Manchmal sogar von Menschen, die sie nie kennen gelernt hatten. Valen stellte ein Flasche Feuerwhiskey auf den Tisch und füllte die Gläser der Anderen. „Auf den guten, alten Salazar“, sagte er, während er sein Glas hob. Seine Freunde taten es ihm gleich und kippten den Alkohol in einem Zug herunter. Wie immer, wenn er dieses Zeug trank, durchfuhr Scorpius ein wohliges Gefühl, das bis zu den Zehenspitzen reichte. Im Laufe der Nacht lehrten er mit seinen Freunde drei Flaschen Feuerwhiskey. Immer wieder warf er Blicke zu den Gryffindors hinüber, die sich nach allem Anschein gut amüsierten. Nur Rose saß noch immer mit verschränkten Armen da und nippte ab und zu an ihrem Glas. Weit nach drei Uhr in der Nacht, waren die anwesenden Schüler noch immer guter Laune. Hugo hatte sich inzwischen zu ihnen gesellt und sich überreden lassen, den ersten Whiskey seines Lebens zu trinken. Plötzlich erhob Rose sich von ihrem Platz und verabschiedete sich von Rhea und Maddie, die anscheinend noch bleiben wollten. Aus einem plötzlichen Impuls heraus, stand er ebenfalls auf, murmelte etwas davon, dass er frische Luft brauche und folgte ihr. Draußen auf dem Gang war es kühler und nach dem Lärm im Gemeinschaftsraum, war die Stille hier fast unangenehm. Er folgte Rose ein Stück den Korridor entlang. Als sie die Schritte hinter sich hörte, blieb Rose stehen und drehte sich um. Verwirrt legte sie den Kopf schief blickte sie ihn aus großen blauen Augen an. „Scorpius?“, fragte sie skeptisch. „ ... “ „Was machst du hier?“ Der blonde Junge zuckte mit den Schultern. Was tat er eigentlich hier? Der Alkohol war im eindeutig zu Kopf gestiegen. „Möchtest du mir etwas sagen?“, versuchte Rose ihm auf die Sprünge zu helfen. „Du... sahst heute Abend sehr hübsch aus.“ Sie schien aufrichtig erfreut über das Kompliment zu sein. „Danke.“ Als er nichts erwiderte, drehte sie sich um und wollte weitergehen. „Rose?“ Sie blieb erneut stehen, sah ihn aber nicht an. „Warum hast du etwas gegen mich?“ Nun wandte sie sich doch zu ihm. Einen Augenblick sah sie ihn nur an, doch dann sagte sie: „Ich habe zu viel von deinem Vater und deiner Familie gehört.“ „Dir reicht also die Meinung deiner Eltern, um mich zu verurteilen?“ „Und die Meinung vieler, vieler Anderer.“ Rose schüttelte den Kopf. „Und mein Urteil habe ich mir selbst gebildet.“ Er trat ein paar Schritte auf sie zu. „Meine Familie ist rehabilitiert und ich war damals noch gar nicht auf der Welt.“ „Sowas liegt im Blut“, antwortete sie fast überheblich. Wut machte sich in Scorpius breit. Sein ganzes Leben hatte er gegen Vorurteile kämpfen müssen und dies nun aus dem Mund des Mädchens zu hören, für die er so tiefe Gefühle hegte, machte die Sache nur noch schlimmer. „Nachdem Voldemort das erste Mal verschwand, ließ sich dein Großvater doch auch rehabilitieren, nicht wahr? Und wir wissen doch Beide, was danach geschehen ist.“ Rose verschränkt die Arme vor der Brust. Er wandte den Kopf ab, schließlich hatte sie damit Recht. Im Grunde hatte er gehofft, dass sie genauso offen seien könnte wie ihr Bruder. Ihre Worte trafen ihn hart und schürten seinen Zorn. „Ich glaube, das war alles. Oh und Scorpius, sprich mich in Zukunft nicht mehr an. Ich... will nichts mit Leuten wie dir zu tun haben.“ Rose blieb noch einen Herzschlag lang stehen und ließ Scorpius dann alleine zurück. Es dauerte eine Weile, bis er ihre Worte realisierte. Kurz erwog er, seinen Schmerz und seine Wut mit einer Menge Feuerwhiskey zu betäuben, doch dann folgte er Rose. Er konnte das alles nicht auf sich sitzen lassen. Er holte sie an der Treppe, die von den Kerkern hinauf führte, ein und versperrte ihr den Weg. „Ich mag nicht, wie du von meiner Familie redest.“ „Dann hätte sich deine Familie lieber besser überlegen sollen, mit wem sie sich einlässt. Dann müsste ich auch nicht so über sie reden.“ Rose versuchte an ihm vorbei zu kommen, doch Scorpius ließ sie nicht durch und baute sich auf der ersten Stufe vor ihr auf. Genervt blickte sie zu ihm hinauf. „Lass mich durch.“ „Wenn du dich entschuldigst.“ Sie lachte. „Wofür denn? Ich habe doch nur die Wahrheit gesagt über dich und deine verkommene Familie.“ Ruppig stieß er sie an die Wand und stütze seine Arme neben ihrem Kopf ab. „Nimm das zurück!“, presste er hervor. Unglaubliche Wut übermannte ihn, als er ihr trotziges Gesicht blickte. Gleichzeitig schrie etwas in seinem Inneren vor Freude, weil er ihr so nahe gekommen war, weil er den Duft ihres Parfums roch und die Wärme ihres Körpers spürte. „Sonst?“ Er beugte sich tief zu ihr hinunter, so dass ihre Gesichter nur von wenigen Zentimetern getrennt wurden. Feindselig blickten sie einander ein. Und dann küsste er sie. Drückte seine Lippen auf die ihren und umfasste ihre zarten Schultern. Ihr Körper bäumte sich auf, versuchte sich zu wehren und dem festen Griff seiner Arme zu entkommen. Schließlich war er es, der sich zurückzog, doch sie noch immer festhielt. Wieder trafen sich ihre Blicke. Unergründlich waren ihre Augen. Statt dem erwarteten Zorn, fand er nur Verwirrung. Als er sie loslassen und den Kopf abwenden wollte, war sie es, die ihm entgegenkam. Wie in stiller Einverständnisse fanden ihre Lippen wieder zueinander. Ihr Körper streckte sich seinen Berührungen entgegen. Sie versank in seinen Armen. Seine Gedanken rasten, während ihre Finger über seinen Hals, seine Rücken wanderten. Er wusste nicht, was in ihn gefahren war, als er sie geküsst hatte. In seinem Inneren hatten seine Gefühle für sie miteinander gerungen – die Wut über ihre kalten Worte und die Bewunderung für sie. Ihre Lippen, ihren Körper zu spüren war die Erfüllung seiner Träume. Wie oft hatte er sich nach ihren Berührungen gesehnt. Doch selbst seine kühnsten Fantasien reichten nicht an das heran. Sein Herz schlug, als müsse es jeden Moment zerspringen. Sein Kopf schaltete sich langsam aus. Und seine Gefühle übermannten ihn. Wie viel Zeit vergangen war, bis sich ihre Lippen wieder voneinander lösten, wusste er nicht. Fast erschrocken blickte Rose ihn an und fuhr mit den Fingern zu ihrem Mund. Sie atmete schwer. „Rose, ich...“, setzte er an, doch sie schüttelte den Kopf und brachte ihn zum Schweigen. Sie wandte den Blick ab und löste sich vorsichtig aus seinem Griff. Dann ohne ihn noch einmal anzusehen lief sie los und stürmte die Stufen hinauf. Scorpius blickte ihr eine Weile hinterher, dann legte er den Kopf in den Nacken, fuhr sich mit den Händen durch das wirre Haar und lächelte breit. Sie hatte ihn geküsst, seine Nähe gefordert. Sie war es gewesen. Alles in ihm schrie vor diesem unsagbaren Glück. Im Moment spielte es keine Rolle, warum sie fort gelaufen war. Nun wusste er, wie es in ihr aussah und was sie empfand. Nein, dieser Kuss war weder die Folge des Alkohols, noch von purer Leidenschaft gewesen, die ein Ventil gesucht hatte. Sie hatte Gefühle für ihn, ob sie es nun wahrhaben wollte oder nicht. Er blickte ihr wieder hinterher, ein verschmitzten Lachen im Gesicht. „Ich krieg dich, Rose. Verlass dich drauf.“ Hastig schlug sie die Tür ihres Schlafsaals zu und lehnte sie atemlos an das kalte Holz. Den ganzen Weg hierher war sie gerannt, war nicht ein einziges mal stehen geblieben. Doch sie lief nicht vor ihm weg, sondern vor sich selbst. Tränen liefen ihre Wangen hinab, sie war aufgewühlt, wusste nicht, was sie denken oder was sie nun tun sollte. Sie war verzweifelt, so verwirrt, wütend... Doch dann kam diese anderen Gefühl wieder zum Vorschein. Es war da gewesen, sobald seine Lippen die ihren berührt hatten. Dieses Gefühl, dass so ganz anders war, als alles was sie bisher gefühlt hatte. So unbekannt, aber gleichzeitig so vertraut. Ohne es zu wollen erschien ein Lächeln auf ihren Lippen und breitete sich schließlich auf ihr Gesicht aus. Jede Faser ihres Körpers bebte, ihr Herz machte Luftsprünge. Das Kribbeln war da. Kapitel 5: Das Geständnis ------------------------- Da bin ich wieder. Lieber spät als nie. Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Chapter überhaupt hochladen sollte, denn es gefällt mir so überhaupt nicht. Aber der zweite Versuch ist noch schlimmer geworden. Naja, also will ich mich einfach eurer Kritik stellen. Aber seid bitte nicht zu hart mit mir. ^^ Als Maddie und Rhea endlich zurück in ihr Zimmer kamen, war die Sonne bereits fast hinter den Bergen aufgegangen. Sie ließen ihre Kleider und ihren Schmuck achtlos zu Boden fallen und verkrochen sich in ihren Betten, um wenigstens noch ein paar wenige Stunden Schlaf zu finden. Ihr war es bisher verwehrt geblieben in Schlaf zu sinken. Wann immer sie die Augen schloss, sah sie sein Gesicht vor sich. So nah, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten. Und dann fühlte sie auch wieder seine Berührungen, die sich auf ihren Lippen eingebrannt hatten. Sie erschauerte bei dem Gedanken an seine Arme, die ihren Körper umschlungen hielten. Und noch mehr erschrak sie darüber, dass auch sie wie selbstverständlich von ihm Besitz ergriffen hatte. Sie drehte sich ruckartig auf die Seite, um die Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben und lauschte in die Stille des Zimmers. Wie zum Schutz zog sie Decke bis hinauf zur Nase. Das ruhige, gleichmäßige Atmen der Freundinnen war tröstend und einschläfernd. Die Sonne folgte ihrem Lauf und stand schon über den fernen Bergen, als sie endlich den erlösenden Schlaf fand. „Guten Morgen!“ Rose blinzelte ein paar Mal und setzte sich langsam auf. Rhea zu ihrer Linken, zog sich murrend die Decke über den Kopf, die Maddie ihr jedoch wieder entriss. Sie stand mit frisch gewaschenen Haaren vor ihren Betten und stemmte die Hände in die Hüften. Rose fiel auf, dass die Kleider vom Boden verschwunden waren und das Chaos des vorigen Abends beseitigt worden war. Maddie war also schon eine ganze Weile auf den Beinen. „Es ist fast schon zwölf Uhr und wenn ihr euch nicht beeilt, dann werden wir auch noch das Mittagessen verpassen!“ „Zwölf?“, fragte Rose erstaunt und blickte auf die schmale Standuhr neben der Tür. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so lange im Bett gelegen hatte. „Zwölf“, bestätigte Maddie nocheinmal, „Und bei Merlins Barte, steht jetzt auf““ Widerwillig verließen die beiden ihre Betten. Doch obwohl Maddie sie wieder und wieder antrieb, dauerte es über eine dreiviertel Stunde, bis die drei an dem üppig gedeckten Tisch der Gryffindors saßen. An den vorigen Abend erinnerte nichts mehr. Der Boden und die Kerzen hatten wieder ihre normale Farbe und auch das große Portrait war verschwunden. Doch vielen Schülern sah man die Strapazen der Nacht an. Gerade am Tisch der Slytherins waren viele Plätze unbesetzt und diejenigen, die sich her gequält hatten, saßen mit mehr oder weniger schweren Augen da und starrten auf das Essen. Auch Rose war nicht nach Essen zumute. Allein von dem Geruch der Speisen, die vor ihr standen, wurde ihr übel. Rhea knabberte gedankenverloren an einem Stück Baguette, während Maddie sich über eine große Portion Bratkartoffeln mit Speck hermachte. „Hast du keinen Hunger?“, fragte Maddie zwischen zwei Bissen. Rose schüttelte bloß den Kopf. „Dann trink wenigstens einen Tee, das wird dir gut tun.“ Sie nickte und goss sich wirklich eine Tasse dampfend heißen Tee ein. Der Pfefferminzgeruch stieg ihr in die Nase. Sie umschloss mit beiden Händen den warmen Becher und ließ den Blick durch die Halle schweifen. Hugo saß mit seinen Freunden am anderen Ende des Tisches, er war sehr blass um die Nase und blickte mit starrem Blick auf seinen leeren Teller. Ohne nachzudenken blickte sie hinüber zum Tisch der Slytherins. Dort saß er und erwiderte ihren Blick, als hätte er darauf gewartet. Ein schmales Lächeln erschien auf seinen Lippen, dann wandte er sich einem seiner Freunde zu, der den Kopf in den Händen vergraben hatte. Noch einige Sekunden starrte sie durch die Halle zu ihm hinüber, bevor sie sich hastig abwandte. Was sollte sie nur tun? Sie konnte unmöglich so tun, als sei nichts gewesen. Wie sollte sie ihn ignorieren, wo er ihr Herz doch so zum Flattern brachte. Sie war sich nicht sicher, wie sie in seiner Gegenwart reagieren würde. Ob sie das würde verheimlichen können, was sie nicht wahr haben wollte. Niemand durfte erfahren, was in der letzten Nacht geschehen war und niemand durfte je auch nur ahnen, wie es um sie stand. Nicht zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, mit ihren Freundinnen über das Ganze zu reden. Vielleicht würden sie ihr helfen, alles wieder klar zu sehen. Ihr erklären, dass er nunmal ein Slytherin war, noch dazu ein Malfoy – ein Reinblut der schlimmsten Sorte. Vielleicht würde sie dann wieder zu Vernunft kommen. Aber sie hatte Angst die letzte Nacht zu erwähnen. Nicht weil Maddie und Rhea entsetzt seien könnten, sondern weil sie sich fürchtete, die beiden könnte sie in ihren Gefühlen bestärken. Wie sollte es nur weiter gehen? Die Tage vergingen und Rose bemühte sich mehr als alles andere dem jungen Slytherin aus dem Weg zu gehen. Während des Unterrichts starrte sich nach vorne, versuchte seine Stimme zu überhören, wenn er etwas sagte und verschwand als Erste aus den Räumen, um nicht seinem Blick begegnen zu müssen. Noch immer verfolgte er sie jede Nacht in ihren Träumen und ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Obwohl sie so inständig gehofft hatte, dass all diese verwirrenden Gedanken und Gefühle verschwinden würden, taten sie es nicht. Manchmal, wenn sie ihn lange genug nicht gesehen hatte, glaubte sie, es überstanden zu haben, doch dann hörte sie sein Lachen, fing einen kurzen Blick auf und alles begann von Neuem. Rose fieberte den Weihnachtsferien entgegen, in denen sie zwei ganze Wochen hatte, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie würde zusammen mit Hugo und ihren Eltern nach Southhampton reisen, wo ihr Onkel George mit seiner Familie lebte. Dort würde sie zusammen mit der gesamten Familie die Feiertage verbringen. Sogar ihr Onkel Charlie, der seit mehreren Jahren in Kambodscha lebte, würde kommen. Sylvester würde sie in London bei Rhea, ihrem kleinen Bruder Rishi und ihrer Mutter verbringen und Neujahr mit ihren beiden besten Freundinnen und Maddies Eltern in den österreichischen Alpen Ski laufen. Dabei würde sie ihn bestimmt vergessen und wenn sie im Januar zurück nach Hogwarts kommen würde, wäre alles wieder beim Alten. Zumindest hoffte sie das. Nur zwei Wochen vor den ersehnten Ferien hatte Professor Chang den Sechstklässlern eine umfangreiche Hausaufgabe erteilt, so dass an diesem kühlen Nachmittag die meisten von ihnen in der Bibliothek zu finden waren. Rose war mit ihrem Aufsatz über die Schlacht während der Quidditch-Meisterschaft in England beinahe fertig und so half sie ihren beiden Freundinnen. Seit Maddie und Aramis offiziell ein Paar waren, hatte sie kaum noch Zeit für den Unterricht und so hatte sie große Probleme voran zu kommen. Den großen Teil ihrer Zeit verbrachte sie an seinen Lippen. „Wer war denn jetzt diese Madame Maxine?“, fragte sie hilflos. „Maxime“, berichtigte Rose und reichte ihr eines der Bücher, „Sie war viele Jahre Schulleiterin in Beauxbatons und wir haben die letzte Woche ausführlich über sie gesprochen.“ Maddie seufzte tief und ließ den Kopf auf den Tisch fallen. „Ich bin erledigt.“ „In der Tat, das bist du“, erwiderte Rhea und lachte leise. Ihre blonde Freundin hob den Kopf und sah Rose flehend an. „Hilf mir!“ „Das tue ich doch immer, Maddie.“ Sie schlug ihr die richtige Seite auf und stand dann auf, um ihr ein anderes Buch aus einem der Bücherregale zu holen. Es dauerte einige Minuten, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. In diesem Moment trat er mit seinen Freunden durch die Tür und steuerte auf sie zu. Wie versteinert konzentrierte sie sich auf die Buchtitel, nahm schließlich wahllos eines heraus und begann darin zu lesen. Plötzlich spürte sie, wie jemand auf sie zu kam. „Darf ich?“, fragte er und deutete auf ein Buch, dass direkt vor ihrer Nase stand. Sie nickte verkrampft und trat einen Schritt zur Seite. Er nahm das Buch und lächelte sie an, dabei kam er ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. „Danke, Rosie.“ Dann verschwand er zu seinen Freunden, die sich in der Nähe einen freien Tisch gesucht hatten. Einen Herzschlag lang verharrte sie in ihrer Starre, dann lief sie hektisch zurück zu ihren Freundinnen, reichte Maddie das Buch, packte ihre Sachen zusammen und stürzte davon. „Ich dachte, du wolltest mir helfen!“, rief Maddie ihr hinterher und erntete dafür einen strengen Blick der Bibliothekarin. „Ich... ähm... komm gleich in den Gemeinschaftsraum, dann... machen wir den Rest zusammen, ja?“, antwortete sie und verschwand. Sie spürte, wie sein Blick auf ihrem Rücken haftete. Atemlos lehnte sie sich aus dem kleinen Fenster und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Sie lehnte den Kopf an den kalten Stein und schloss die Augen. Sein Lächeln... sein Blick... Nein, sie konnte ihm nicht davon laufen. Ihn nicht einfach ignorieren. Und wenn sie ihn jahrelang nicht sehen würde, es würde an alledem nichts ändern. Sie würde ihn nicht vergessen und sie wollte ihn nicht vergessen. Sie wollte ihn, wie noch nie etwas in ihrem Leben. Wenig später tauchten Rhea und Maddie im Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf. Rose saß an einem der Schreibtische in der Ecke des Raumes, ihre Feder flog nahezu über das Pergament. Vor ihr türmte sich ein wackeliger Stapel Bücher auf. „Was machst du da?“, fragte Rhea vorsichtig, als sie hinter ihr standen. „Den Aufsatz für Professor Chang.“ „Aber ich dachte, du wärst damit schon längst fertig?“, fragte die junge Patil weiter. Rose schüttelte den Kopf. „Er war nicht gut genug, da habe ich ihn weg geschmissen und noch einmal von vorne angefangen.“ Maddie und Rhea tauschten einen besorgten Blick. Noch nie hatte Rose einen Aufsatz neu geschrieben und noch nie hatte sie eine ihrer Arbeiten als nicht gut genug bezeichnet. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. „Rose, ist alles in Ordnung?“, fragte Maddie. „Sicher“, erwiderte Rose mit einem künstlichen Lächeln auf den Lippen und konzentrierte sich wieder auf das Pergament.. „Bist du dir sicher?“, bohrte Maddie weiter. Plötzlich knallte sie ihre Feder mit der flachen Hand auf den Tisch, atmete heftig aus und wandte sich schlagartig um. „Er treibt mich in den Wahnsinn!“ „Wer?“, fragten Beide wie aus einem Mund. Rose blickte sich im Raum um, um sicher zu sein, dass ihnen niemand zuhörte. Dann beugte sie sich über ihren Stuhl und sah die beiden mit großen Augen an. „Er.“ Ihre beiden Freundinnen starrten sie fragend an. Rose blickte sich noch einmal um, dann packte sie die Beiden und zog sie hinauf in ihren gemeinsamen Schlafsaal. Dort ließ sie sich auf ihrem Bett nieder und starrte auf ihre Hände. Rhea setzte sich neben sie, während Maddie sich zu ihren Füßen setzte und fürsorglich über ihr Knie strich. „Wisst ihr... es gibt da einen Jungen...“ Ein breites Grinsen machte sich auf Rheas Gesicht breit. „Also wirst du doch noch vernünftig.“ „Rhea, bitte!“, unterbrach Rose und senkte dann wieder – fast schuldbewusst – den Blick. „Wir... wir haben... uns geküsst und jetzt... geht er mir nicht mehr aus dem Kopf...“ Plötzlich brach die junge Patil in schallendes Gelächter aus, woraufhin sie böse Blicke der anderen Mädchen erntete. „Entschuldigung“, brachte sie mühevoll hervor, doch sie lachte weiter. Es dauerte einige Augenblicke, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und sah ihre rothaarige Freundin skeptisch an. „Okay, wer bist du und was hast du mit unserem Röschen gemacht?“ „Ach!“ Rose knuffte sie in die Seite, „Da schütte ich euch mein Herz aus und ihr macht euch lustig über mich.“ „Ich nicht!“, verteidigte sich Maddie. „Tut mir leid“, erwiderte Rhea reumütig, „Aber die Vorstellung von dir und irgendeinem der Jungen hier ist einfach zu lustig.“ „Ich finde es nicht lustig.“ Rose konnte die Tränen plötzlich nicht mehr zurückhalten. „Was... was soll ich nur machen?“ Ihre beiden Freundinnen starrten sie eine Weile an, dann legte Rhea einen Arm um Rose und zog sie an sich heran. „Hey, warum weinst du denn?“, fragte die junge Patil. „So schlimm kann das alles doch nicht sein“, fügte Maddie hinzu und strich ihrer Freundin über das zerzauste Haar. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schlimm.“ „Röschen, von wem reden wir hier?“ Rose hob endlich den Kopf und sah ihre Freundinnen abwechselnd an, während sie gegen die Tränen kämpfte. „Von Scorpius.“ Kapitel 6: Der Plan ------------------- „Scorp?“ Der blonde Junge erschrak. Dann wandte er sich Gorden zu, der aufrecht in seinem Bett saß und ihn aus verschlafenen Augen ansah. „Ich wollte dich nicht wecken“, flüsterte er, um nicht auch noch die Anderen zu stören. „Was ist los?“, fragte der junge Greyback und sah sich um. „Es ist mitten in der Nacht.“ „Ich kann nicht schlafen.“ Scorpius zog sich das grüne Sweatshirt über. „Da kann ich ebenso gut noch an meinem Aufsatz für Professor Chang arbeiten.“ Sein Freund nickte nur, gähnte und legte sich dann wieder hin. Auf Zehenspitzen verließ er den Schlafsaal und machte es sich in einem der Sessel vor dem Kamin gemütlich. Nachdenklich starrte er in die glimmenden Holzscheite und lauschte den Hauselfen, die hinter ihm den Gemeinschaftsraum aufräumten. Seit jener Nacht ging sie ihm aus dem Weg. Wann immer er in ihre Nähe kam, wurde sie nervös und versuchte ihm zu entrinnen. Selbst seinen Blicken wich sie aus. Und er konnte kaum sagen, wie glücklich ihn das machte. Denn wieso sollte sie so reagieren, wenn sie keine Gefühle für ihn hatte? Sie wollte dem unvermeidlichen aus dem Weg gehen. Er selbst hatte vor gar nicht allzu langer Zeit ganz ähnlich reagiert. Er hatte nicht wahr haben wollen, dass er ausgerechnet für sie Gefühle hegte. Doch er hatte verstanden, dass er sich nicht dagegen wehren konnte, was sein Herz ihm sagte. Er seufzte tief und lehnte sich in die weichen Kissen zurück. Sonst war sie doch ein so kluges Mädchen. Eine der Eigenschaften, die er an ihr so schätzte. Sie war nicht nur wunderschön, sondern auch intelligent, schlagfertig und ehrgeizig. Stets blieb sie höflich, sie hatte gute Manieren und war immer ordentlich und adrett. Scorpius konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als ihm klar wurde, dass Rose die ideale Schwiegertochter war, die sich seine Eltern so wünschten. Vor allem seiner Mutter würde Rose sicher gefallen. Schließlich legte sie ebenso viel Wert auf die äußere Erscheinung, wie auf das prall gefüllte Verließ in Gringotts. Wäre sie keine Weasley würde sie seinen Vater mit Leichtigkeit um den Finger wickeln. Welcher Mann konnte schon ihrem Charme widerstehen? Er mit Sicherheit nicht. Und er würde dafür sorgen, dass sie dem seinen erlag. Rose und ihre Freundinnen erschienen weder zum Frühstück, noch zum Mittagessen und so sah er sie erst am späten Nachmittag wieder, als sie mit den Gryffindors Zaubertränke hatten. Der Vortrag des Professors zog sich schier endlos hin und Scorpius war glücklich, als sie endlich mit dem praktischen Teil des Unterrichts begannen. Während er Kräuter schnitt und Zutaten abwog, lauschte er ihrer Stimme am Nachbartisch. Immer wieder beugte sie sich zu ihrer dunkelhaarigen Freundin hinüber und flüsterte ihr etwas zu. Als Gorden sich gerade über den Kessel beugte, stieß er mit dem Ellenbogen eines der Fläschen vom Tisch. Der Inhalt ergoss sich über den Umhang seines Freundes, der aufsprang und dabei fast den Kessel mitgerissen hätte. „Entschuldige!“, sagte Scorpius schnell und ließ mit einem Schwung des Zauberstabes die Flüssigkeit auf dem Boden verschwinden. „Kein Thema!“, erwiderte Gorden, dann blickte er auf das leere Fläschen, „Ich werde den Professor um neues Drachenblut bitten.“ Er nickte und sein Freund verließ den Tisch, um nach vorne zu gehen. Nun hieß es keine Zeit verlieren. Der junge Malfoy stand auf und ging auf den Nachbartisch zu, dort beugte er sich zu den Beiden hinunter und räusperte sich. Sofort erstarrte Rose und umklammerte ihren Federkiel, als würde er sonst zerfallen. „Ich fürchte, uns sind die Molchaugen ausgegangen. Dürfte ich mir etwas leihen?“, fragte er freundlich und sah die beiden Mädchen abwechselnd an. „Natürlich“, erwiderte Rhea und sah Rose auffordernd an, „Rose, gib ihm doch bitte die Molchaugen.“ Ein Sekunde starrte Rose ihre Freundin nur an, dann griff sie nach dem Fläschchen und hielt es Scorpius entgegen, ohne ihn auch nur anzusehen. „Danke.“ Er griff nach dem Fläschchen und berührte dabei wie zufällig ihre Finger. Sie zog die Hand so schnell zurück, als habe sie sich verbrannt und presste sie an ihre Brust. Lächelnd wandte er sich um und ließ sich wider auf seinen Stuhl fallen, Sekunden bevor Gorden zurückkam. „Was hast du da?“, fragte er und blickte auf das Fläschchen, dass er noch immer fest hielt. „Molchaugen“, erwiderte Scorpius schlicht. „Aber wir haben doch genug Molchaugen.“ Er lachte nur leise und schüttelte den Kopf. Gorden sah zuerst seinen Freund an, dann sah er sich um und erblickte die beiden Gryffindor-Mädchen am Nachbartisch. Scorpius folgte seinem Blick, lachte erneut auf und erntete einen verwirrten und fragenden Blick. Am nächsten Morgen sorgte er dafür, dass der Riemen ihrer Tasche riss, als sie vor ihm die Treppen zum Unterrichtsraum von Professor Chang hochging. Sie stöhnte genervt und bückte sich, um eines ihrer Bücher aufzuheben. „So was muss ausgerechnet heute passieren!“, klagte sie und sah ihre Freundinnen an, „Ihr könnt schon vorgehen, ich komme nach.“ Sie blickte auf, als er ihr eine Pergamentrolle entgegen hielt. „Schlechter Tag heute?“ „Oder.. bleibt besser doch hier“, rief sie ihren Freundinnen hinterher und hielt die Blonde am Umhang fest. Scorpius meinte sich zu erinnern, dass ihr Name Madleine war. „Angst mit mir allein zu sein?“, fragte er lächelnd. „Nein“, erwiderte sie und griff nach der Pergamentrolle. Eilig wandte sie den Blick ab und sammelte zusammen mit Madleine die restlichen Sachen ein. „Wo ist nur...“ „Hier.“ Scorpius hielt das Buch für Kräuterkunde hoch. Sie streckte ihm die Hand entgegen, doch er machte keinerlei Anstalten, ihr das Buch zu geben. Stattdessen sah er sie zum zusammengekniffenen Augenbrauen an. „Aber Rosie, wie heißt das?“ „Danke...“ Ihre Stimme flatterte. „Gern geschehen“, antwortete er und reichte ihr das Buch. Hastig ergriff sie ihr Eigentum und eilte dann die Treppe hinauf. Ihre Freundin war ihm noch einen lächelnden Blick zu, dann folgte sie Rose. Plötzlich hörte er hinter sich Schritte. Gorden, Eloise und Valen kamen die Treppe hinauf und stutzen, als sie ihn grinsen sahen. „Alles klar, Scorp?“, fragte Valen. „Und wie!“, antwortete er und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Als er an diesem Abend mit seinen Freunden zusammensaß, hatte er gute Laune. Sie alberten viel herum und diskutierten eifrig über die Lehrer und die anderen Schüler. Gerade hatte Valen einen langen Vortrag darüber gehalten, warum Morpheus jüngerer Bruder Nestor im vergangenen Jahr nur in Ravenclaw gelandet war. Der braunhaarige Yaxley-Spross hatte daraufhin sein Buch nach Valen geworfen, der rücklings von der der Sofakante gefallen war, auf der er wie gewöhnlich saß. Scorpius erhob sich lachend und seufzte dann. „So, Malfoy wird euch jetzt verlassen und ins Reich der Träume sinken. Schließlich wartet morgen Großes auf mich.“ „Großes?“, fragte Eloise und hob die Augenbrauen. Er warf den Kopf in den Nacken und sah sie herablassend an. „Auf einen Malfoy wartet immer Großes.“ Einen Moment konnte er das Lachen zurückhalten, doch dann schüttelte er den Kopf und grinste breit. Seine Freund fielen in sein Gelächter ein. „Aber im Ernst. Ich bin müde. Gute Nacht,“ er hob die Hand und machte sich auf den Weg in den Schlafsaal. Dort angekommen ließ er sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Bisher lief alles genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. In den folgenden Tagen gelang es ihm immer wieder ihre Aufmerksam zu erlangen. Mal bat er sie auf dem überfüllten Gang, ihn vorbei zu lassen, mal stellte er sich in Kräuterkunde wie beiläufig neben sie, als Professor Longbottom ihnen im Gewächshaus seine neusten Züchtungen vorstellte. Ein anderes Mal, als die Schüler ihren freien Tag in Hogesmeade genossen, rempelte er sie im Wirtshaus an und sorgte dafür, dass sie ihr Butterbier auf ihn verschüttete. Von mal zu mal schien Rose nervöser zu werden, während ihre Freundinnen ihn nur ab und zu lächelnd ansahen. Anscheinend hatte sie mit ihnen gesprochen und die beiden schienen nichts gegen ihn zu haben. Viel mehr schienen sie seine Annäherungsversuche und vor allem Rose Reaktionen zu amüsieren. In der letzten Schulwoche vor der Ferien, fasste er den Entschluss, dass es an der Zeit war, offen mit ihr zu reden. Nach der Stunde von Professor Chang wartete er hinter der Gangbiegung auf sie. Wie immer war sie eine der Letzen, die den Raum verließen. Er stöhnte leise auf, als er bemerkte, dass der junge Potter bei ihr war. Doch nun gab es kein Zurück mehr, zumindest redete er sich das ein. Als die Beiden an ihm vorbei kamen, stellte er sich ihnen in den Weg. Einige Sekunden starrten Albus und er sich nur feindselig an, doch dann fand Scorpius seine Sprache wieder: „Ich würde mich gerne mit dir unterhalten, Rose.“ „Ich wüsste nicht, was ihr zu bereden hättet, Malfoy“, zischte Albus und packte Rose am Handgelenk, doch diese wehrte sich, als er sie fort ziehen wollte. „Schon gut, Al.“ Der braunhaarige Junge sah sie an, als wäre sie von Sinnen. „Schon gut“, wiederholte Rose, „Wir sehen uns nachher.“ Scorpius dachte schon, dass Albus das Mädchen einfach packen und fortschleifen würde, doch dann wandte er sich widerwillig ab und verschwand einige Augenblicke später auf der Treppe. Erst als seine Schritte schon lange verhallt waren, wagte er es, sie anzusehen. Rose hatte den Blick gesenkt und zupfte am Saum ihrer Bluse. „Was gibt’s?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Muss ich dir das wirklich sagen?“ „Das mit der Sache...“ „Dem Kuss.“ „ ... dem Kuss ...“, brachte sie mühsam hervor, „Das war nichts Großes. Wir waren beide einfach nicht... wir selbst.“ Er lächelte verschmitzt. „Glaubst du das wirklich, Rose?“ Als sie nicht antwortete, fügte er hinzu: „Und ich dachte immer, du seist ein so kluges Mädchen.“ Nun hob sie doch den Kopf und sah ihn wütend an. Scorpius lachte kurz auf und sah sie an. „Also ich war definitiv ich selbst. Mir hatte niemand einen Fluch auf den Hals gehetzt und ich habe keinen Liebestrank geschluckt. Und ich bin mir sicher, dass es dir genauso ging.“ „Nein!“, erwiderte sie hastig. „Ach, Rose... „ „Nein! Nein! Nein! Ich...“ Sie hob abwehrend die Hände. „Ich hatte zuviel getrunken und war vollkommen übernächtigt. Ich war gar nicht in der Lage rationale Entscheidungen zu treffen.“ Wieder konnte er nicht anders, als zu lachen. Sie war einfach zu niedlich, wenn sie sich aufregte. „Das findest du wohl komisch, was?“, fragte sie trotzig. „Und wie“, antwortete er bloß. „Und du hast auf mich auch nicht unbedingt einen nüchternen Eindruck gemacht. Hugo hat mir erzählt, was ihr am Abend alles so in euch rein gekippt habt.“ „Du verstehst es wohl nicht“, sagte er und sein Grinsen wich einem liebevollen Lächeln, dass Rose jedoch gekonnt übersah. „Wir waren kurz Opfer unserer Emotionen, in Folge der entsprechenden Umstände. Aber jetzt, da wir beide wieder klar denken können, sollte uns klar sein, dass das bloß ein einmaliger Ausrutscher war und ich denke, wir sind uns einig, dass wir das nicht wiederholen wollen.“ „Rose“, versuchte er sie zu unterbrechen, doch sie überging ihn einfach. „Und außerdem bist du keineswegs mein Typ und ich würde mich doch wundern, wenn ich der deine wäre. Ach und an einer Beziehung auf rein körperlicher Ebene bin ich nicht interessiert, falls du jetzt auf solche Gedanken kommen solltest. Ich halte es für das Beste, wenn jeder von uns weitermacht, als wäre das nicht passiert und wir uns in Zukunft ebenso aus dem Weg gehen, wie wir es in den letzten Jahren getan haben und...“ „Rose!“, sagte er nun etwas lauter und tatsächlich hörte sie auf zu reden und sah ihn fragend an. Er kam einen Schritt näher. „Ich habe mich in dich verliebt, Rose. Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Vorsichtig beugte er sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Dann wandte er sich um und ging, ohne auf eine Antwort zu warten. Als er bis über beide Ohren grinsend den Gemeinschaftsraum der Slytherins betrat, starrten ihn seine Freunde verwundert an. „Du hast ja heute ziemlich gute Laune“, stellte Eloise fest und legte ihr Buch beiseite, als er sich auf das Sofa fallen ließ. „Kann man so sagen.“ „Und wirst du uns auch sagen, was dich so glücklich macht?“, fragte der ein Jahr ältere Morpheus. „Nein!“, erwiderte er schlicht. „Wer nicht will, der hat schon!“, meinte Gorden, der ein Stück entfernt von ihnen am einem der Schreibtische saß und dabei nicht einmal von seinen Büchern aufsah. Eloise zuckte nur mit den Schultern und griff wieder nach ihrem Buch, während Morpheus sich umdrehte und einem seiner Mitschüler eine Frage zurief. Und wieder fand Scorpius das die beste Eigenschaft seiner Freunde war, sich in nichts einzumischen, was sie nichts anging. Am Bahnsteig herrschte reges Treiben. Eilig stiegen die Schüler in den wartenden Zug ein, um der eisigen Kälte zu entkommen. Am Abend zuvor war der erste Schnee gefallen und hatte über Nacht das Gelände und den Wald in eine glitzernde Winterlandschaft verwandelt. Er half Imogen mit ihrem Gepäck und hielt dabei Ausschau nach ihr, doch sie tauchte nicht auf. Fast fürchtete er, sie könnte die Ferien in Hogwarts verbringen, doch dann tauchte sie doch noch auf – Flankiert von ihrem Bruder und ihrem Cousin Fred. Ihr Blicke kreuzten sich und dieses Mal wandte sie sich nicht ab. Sie neigte den Kopf und sah hinüber zu dem Bogengang gegenüber des Zuges, bevor sie sich ihren Begleitern umdrehte. Er hatte verstanden. Hastig half er auch Isabella und bat sie dann, Gorden zu sagen, er würde gleich nachkommen. Sobald das Mädchen verschwunden war, ging er langsam auf die andere Seite des Bahnsteiges bis an dem Bogengang angekommen war. Hinter einer der Säulen ließ er sich nieder, als ob er seinen Schuh zubinden müsse. Noch während er am Boden hockte, hörte er Schritte und blickte auf. Sie sah ihn etwas verlegen an und hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Langsam erhob er sich und lächelte sie an. „Du fährst also heim“, sagte sie leise und schien sich noch im selben Moment für diesen Unsinn zu schämen. „Ja, das tue ich“, erwiderte er, „Und du scheinbar auch.“ „Ja.“ Eine Weile breitete sich ein unangenehme Stille aus, in dem sich beide nur verlegen ansahen. „Ich...“ setzten beide gleichzeitig an und fingen dann an zu lachen. „Du zuerst“, sagte Scorpius. „Ich... ich wollte mich... nur... verabschieden. Ja genau, verabschieden. Ich wollte mich nur von dir verabschieden.“ Ungläubig hob er die Augenbrauen. „Verabschieden?“, fragte er dann skeptisch. „Na, du weißt schon. Weil du ja jetzt weg fährst... und ich natürlich auch... und wir uns eine Weile nicht sehen werden. Da... wollte ich nur mal 'Bis bald' sagen, also... bis bald!“ Rose wollte sich schon wieder umdrehen, als er ihre Hand fest hielt. Ohne Gegenwehr ließ sie sich in seine Arme ziehen. Verborgen vor den Augen der Mitschüler drückte er sie an eine der kalten Steinsäulen und küsste sie, ließ seine Hände über ihren zitternden Körper wandern. Erst als das Pfeifen der Lok ertönte, ließ er sie wieder los. „Bis bald, Rosie“, sagte er und trat einige Schritte rückwärts, dann strich er sich verlegen durch das Haar, schenkte ihr ein letztes Lächeln und verschwand. Kapitel 7: Die Weihnachtsferien ------------------------------- „Na, wo kommst du denn her?“, fragte Rhea grinsend und überschlug die langen Beine. „Hast du noch jemanden getroffen?“, wollte Maddie wissen und beugte sich nach vorn. Rose setzte sich langsam hin und umklammerte die Rand des Sitzes um das Zittern ihrer Hände zu unterdrücken. Dann nickte sie Maddie nur zu. „Wen denn?“, wollte sie wissen, doch Rhea warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Schätzchen, wen wird sie denn wohl getroffen haben?“ Rasch wandte sich Maddie Rose zu. „Doch nicht etwa Scorpius, oder?“ „Natürlich Scorpius!“, antwortete Rhea, „Wer sonst bringt sie denn so um den Verstand?“ „Und?“ Das blonde Mädchen rückte noch etwas näher zu ihrer Freundin. „Wir haben uns geküsst!“, sagte Rose leise, während sie den Kopf hob und ihre Freundinnen anstrahlte. Als die beiden Mädchen zu kreischen begannen, hob Rheas Katze Vidya erschrocken den Kopf und betrachtete die drei Mädchen, wie sie kichernd die Köpfe zusammensteckten. „Und wie war es?“, wollte die junge Finnegan wissen. „Gut“, gab Rose bloß zurück. „Ist er ein guter Küsser?“ „Ist wer ein guter Küsser?“ Hugo hatte die Abteiltür aufgerissen und betrachtete die drei nun fragend. Albus erschien hinter ihm und blickte Rose verwirrt an. „Hast du etwa einen Freund?“ „Wir reden doch nicht von Rose.“ Rhea schüttelte den Kopf, „Was glaubt ihr denn? Wir reden von mir... und von... Malcolm.“ „Malcolm?“ „Malcolm Fitzgerald aus Ravenclaw. Wir hatten gestern ein Date und da müssen wir natürlich alle Einzelheiten besprechen.“ Während Albus nur die Augen verdrehte, schob sich Hugo in das Abteil herein. „Na dann, können wir ja hier bleiben und zuhören. Keine Angst, wir werden Schweigen wie ein Grab.“ „Nein“, entfuhr es Rose eine Spur schriller als beabsichtigt, „Ihr könnt nicht bleiben.“ „Genau, wir haben wichtige Dinge zu bereden. Mädchenkram“, fügte Maddie hinzu. „Mädchenkram?“, fragte Albus skeptisch und lehnte sich an den Türrahmen. „Make-Up!“, meinte Rose. „Shampoos und Spülungen“, fuhr Maddie fort. „Ja, und Unterwäsche.“ Rhea warf Hugo einen Blick zu, der daraufhin sofort aufstand und zusammen mit Albus das Weite suchte. „Soviel dazu... also, du musst uns alles erzählen!“ Als sie in London ankamen, strahlte Rose über das ganze Gesicht. Eilig verabschiedete sie sich von ihren beiden Freundinnen und versprach ihnen, sofort eine Eule zu schicken, falls Scorpius sich melden sollte. Am Bahnsteig warteten bereits ihre Eltern, zusammen mit einigen ihrer Tanten und Onkeln. Ihre Tante Fleur lief ihrem Jüngsten entgegen – Louis war gerade erst in seinem ersten Jahr und hatte die letzten Monaten immer wieder über Heimweh geklagt. Eigentlich hatte sie das nicht gewundert, denn als Nesthäckchen wurde Louis über die Maßen von seiner Mutter verwöhnt. „Rose! Hugo! Hier sind wir!“, rief ihr Vater überflüssigerweise und winkte ihnen zu. Wie sollte man auch eine ganze Bande rothaariger Verwandter übersehen? Am anderen Ende des Bahnsteiges sah sie, wie Scorpius von einer jungen dunkelhaarigen Frau in die Arme geschlossen wurde und die beiden zusammen verschwanden. Traurig starrte sie ihnen noch eine Weile hinterher, so dass sie gar nicht merkte, dass ihre Mutter bereits direkt vor ihr stand. „Wen beobachtest du denn da, Herzchen?“, fragte Hermine und schloss ihre Tochter in die Arme. „Ach, niemanden“, erwiderte sie und umarmte anschließend ihren Vater. Die Feiertage in Southhampton waren wie erwartet zu einer riesigen Familienfeier geworden. Das Haus ihrer Onkels platzte aus allen Nähten. Sie selbst teilte sich mit Lilly, Molly und Lucy ein Zimmer im ersten Stock, doch die meiste Zeit verbrachte sie in dem weitläufigen Wohnzimmer. Denn dort waren ihre lieben, alten Großeltern. Während ihre Großmutter normalerweise auf dem Sofa saß und strickte, thronte ihr Großvater in dem Schaukelstuhl am Kamin. Als sie kleiner gewesen war, hatte er ihr häufig Geschichten erzählt und noch heute liebte sie es, ihm zuzuhören. Doch leider vergingen diese Tage wie im Flug. Fleur und Bill reisten mit ihren Kindern schon am zweiten Weihnachtstag nach Frankreich ab und auch Percy und seine Familie reisten am Tag darauf ab, um zu den Schwiegereltern zu fahren. Rose fieberte den Tagen bei ihrer Freundin geradezu entgegen. Immer wieder betrachtete sie die Zeilen, die ihre Freundin ihr am Heiligabend hatte zukommen lassen. Unter die üblichen Weihnachtswünsche hatte sie hastig geschrieben „Komm so früh du kannst. Es geht um S.“ Nie hatte sie gedacht, dass allein seine Erwähnung sie so durcheinander brachte. Seit der Brief sie erreicht hatte, konnte sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Im Moment war ihr nur eine einzige Sache klar, dass sie hoffnungslos in ihn verliebt war. Wie versprochen stand sie vor der Tür der Freundin. Zitternd hatte sie die Arme um sich geschlungen, während sich Schneeflocken in ihrem wirren Haar verfingen. Als ihr die Tür geöffnet wurde und sie eintrat, verschlug es ihr wie immer die Sprache. Sie fühlte sie wie in eine andere Welt versetzt. Rheas Mutter hatte ihr Haus im Stil ihres Heimatlandes gestaltet und dabei weder Kosten noch Mühen gespart. Sogar die Hauselfe, die ihr die Tür geöffnet hatte, trug einen Turban. Plötzlich hörte sie ein Klingeln und Sekunden später erschien Rhea in einem hellblauen Sari, um ihre Knöchel hingen kleine Glöckchen und an ihren Handgelenken zahlreiche schimmernde Armreifen. „Wie schön, dass du da bist! Mama freut sich schon so auf dich.“ Sie griff Rose am Ellenbogen und zog sie vorbei an einem bunt geschmückten Schrein hinüber ins Wohnzimmer, das ihr in grellen Farben entgegenstrahlte. Rheas Mutter kam ihnen sofort entgegen und küsste Rose auf die Stirn. Sie glich ihrer Tochter, war aber hellhäutiger. Es war unübersehbar, von wem Rhea ihr gutes Aussehen geerbt hatte. „Wie schön, dass du kommen konntest, Kind. Du warst so lange nicht mehr hier.“ „Danke, Miss Patil. Ich freue mich auch.“ Sie hochgewachsene Frau sah Rose tadelnd an. „Du sollst doch Padma zu mir sagen. Sonst komme ich mir so alt vor.“ Sie lächelte. „So, du möchtest Rhea also begleiten?“, fragte sie. „Begleiten?“, erwiderte Rose und sah ihre Freundin verwirrt an, „Wohin?“ „Darüber haben wir noch nicht gesprochen, Mama.“ Rhea wandte sich hastig ihrer Freundin zu. „Du bist völlig bestimmt durstig. Ich hole dir ein Lassi und dann erkläre ich dir alles.“ Ohne eine Möglichkeit zu widersprechen, fand sich Rose schon bald auf dem seidenen Bett Rheas wieder – einen süßen Lassi in der Hand und goldene Reifen an den Armen. „Also“, wollte sie nach einer Weile wissen, „Was ist eigentlich los?“ Das schwarzhaarige Mädchen lächelte verlegen. „Ich wollte dir das schon in Hogwarts sagen, aber es hat sich nie die Gelegenheit ergeben. Ich wüsste eine Möglichkeit, wie du ihn in den Ferien treffen kannst.“ „Wie?“ Rhea lachte auf, doch dann wurde sie wieder ernst. „Du musst mir versprechen, dass du es keinem erzählen wirst.“ „Versprochen!“ „Scorpius und ich... wir kennen uns schon seit wir klein sind.“ „Was?“, entfuhr es Rose, während sie ihre Freundin verwirrt anstarrte. Diese hob abwehrend die Hände. „Natürlich nicht besonders gut. Unsere Väter sind befreundet.“ Sie sah Rhea nur fassungslos an und schwieg. Sie waren bereits seit ihrem ersten Schuljahr befreundet, doch bisher hatte Rhea es immer vermieden über ihren Vater zu reden und war allen Fragen ausgewichen, bis irgendwann keiner mehr gefragt hatte. „Er ist ein Slytherin und ein ziemlich schlimmer wie ich finde. Weißt du, die Beziehung meiner Eltern ist irgendwie schwierig. Meine Großeltern waren gegen ihre Beziehung und obwohl es viele Jahre gut gegangen ist, haben sie sich letztendlich doch getrennt...“ Sie schüttelte kurz den Kopf. „Jedenfalls fahren Rishi, mein Vater und ich jedes Jahr zwischen Weihnachten und Sylvester hinaus nach Malfoy Manor... und dieses Jahr kommst du mit.“ Rose sah ihr Gegenüber einen Atemzug lang ausdruckslos an, dann lachte sie ungläubig. „Spinnst du? Ich kann doch nicht nach Malfoy Manor fahren!“ „Wenn du ihn nicht wiedersehen und bis ans Ende der Ferien warten willst...“ Rhea stand auf und entfernte sich ein paar Schritte. „Nein“, entfuhr es ihr, als sie aufsprang. Grinsend drehte sich Rhea wieder zu ihr. „Natürlich kannst du nicht warten. Dich hat es ganz schön erwischt, was?“ „Ich... ich höre Geigen, wenn ich ihn sehe.“ Ein breites und warmes Lächeln erschien auf dem Gesicht ihrer Freundin. „Genau so soll es doch sein, oder nicht? Und deswegen wirst du mich auch begleiten.“ Abwehrend hob Rose die Hände. „Ich kann doch nicht einfach in das Haus seiner Eltern spazieren und sagen ,Hallo ich bin die Tochter von Ron Weasley und übrigens die Freundin ihres Sohnes!' Wie stellst du dir das vor?“ „Ich habe auch nichts dergleichen erwartet. Du kommst einfach als eine Freundin mit. Rishi hat letztes Jahr einen Schulkameraden mitgebracht und warum sollte ich dasselbe dann nicht tun dürfen. Und außerdem hat Skorpius früher immer Gorden gebracht, wenn die Malfoys uns besuchen kamen.“ Eine Weile schwieg die junge Weasley nur, dann fragte sie schüchtern. „Werde ich wohl mit ihm reden können... ich meine, allein?“ „Aber natürlich, Röschen!“ Rhea tippte ihr mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Glaub mir, dein Traumprinz wird schon eine Gelegenheit finden, um mit dir alleine zu sein. Darum geht es doch bei der ganzen Sache. Ihr... solltet ein paar Dinge klären, bevor wir wieder in Hogwarts sind.“ Stürmisch umarmte Rose ihre Freundin. Sie würde ihn also wiedersehen, viel früher als sie zu hoffen gewagt hatte und vielleicht hätten sie dann Zeit, um ein Gespräch zu führen, dass schon lange überfällig war. „Aufstehen!“, kreischte Rishi, als er die Tür zum Zimmer seiner Schwester aufriss. Sofort waren beide Mädchen hellwach und starrten den Eindringling finster an. „Mach das du rauskommst!“, schrie Rhea und warf ihr Kopfkissen nach ihrem Bruder. „Aber Didi“, sagte Rishi versöhnlich und kam näher, „Papa kommt doch schon bald. Da wollte ich dich wecken, damit du nicht verschläfst.“ Im Gegensatz zu Rhea, hatte die Haut ihres Bruders einen sehr viel dunkleren Ton und sein Haar glich mehr der krausen Mähne, die Rose früher getragen hatte, als den Kaskaden schwarzer Seide wie sie Rhea ihr Eigen nannten. Aber beide hatten die großen Rehaugen ihrer Mutter geerbt und deren Schönheit. „Sei ihm nicht böse, Rhea.“ Miss Patil war in der Flügeltür erschienen, ein silbernes Tablett in den Händen, „Er hat es doch nur gut gemeint... ihr hättet sonst noch verschlafen.“ „Hätten wir nicht“, grummelte ihre Tochter und strich ihrem Bruder über den Zottelkopf. Rheas Mutter stellte zwei Gläser Tee auf das Nachttischchen und hielt Rishi dann die Hand entgegen. „Komm Schatz, wir wollen den beiden jungen Damen doch Zeit geben, sich hübsch zu machen.“ Nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten, griff Rhea nach einer der Tassen und sah dann Rose an. „Und? Aufgeregt? Schmetterlinge im Bauch?“ „Eher Fledermäuse“, erwiderte Rose. „Na...“ Rhea schlug ihre Decke zurück und schwebte hinüber zu ihrem prall gefüllten Kleiderschrank. Sie öffnete die Türen und warf ihrer Freundin dann einen leidenden Blick über die Schulter zu. „Ich weiß nicht, was ich anziehen soll.“ Eine Stunde später, nach einem reichlichen indischen Frühstück und mehreren dutzend verschiedenen Outfits, saßen die beiden Mädchen auf dem Sofa des Wohnzimmers und beobachteten Vidya, wie sie mit der Vorhangkordel spielte. Immer wieder warf Rhea ungeduldige Blicke zur Uhr und spielte mit ihrem Zopf. „Siehst du deinen Vater oft?“ „Eigentlich schon... er ist noch oft hier...“ „Aber hattest du nicht gesagt, ...“ Sie warf den Kopf in den Nacken und sah Rose grinsend an. „Ich sagte doch, dass mit den beiden ist kompliziert...“ „Warum kommt deine Mutter nicht mit?“ Rhea lachte. „Weil sie Scorpius Mutter Astoria nicht ausstehen kann.“ „Ist sie so schlimm?“ „Weißt du, Röschen, sie ist ein wenig oberflächlich, aber...“ In diesem Moment schellte es. Vor oben hörte man das Poltern von Rishis Schritten, der nur Sekunden später auf der Treppe erschien und noch vor der Hauselfe die Tür aufriss. „Er freut sich immer sehr, wenn Papa kommt“, erklärte Rhea und erhob sich. Neugierig betrachtete Rose den Mann, der das Wohnzimmer betrat. Er war hübscher Mann – groß, breitschultrig, mit kurz geschnittenes Haar, dass vermutlich ebenso kraus war, wie das seines Sohnes. Etwas verwegenes lag in seinem Blick, das auch nicht verschwand, als er seine Tochter in die Arme schloss. „Papa“, sagte Rhea und deutete auf Rose, „Das ist Rose.“ „Ah...“ Ein sehr charismatisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, während er ihre Hand schüttelte, „Die Tochter von Ron und Hermine. Ich bin mit deinen Eltern zur Schule gegangen, weißt du... obwohl wir nicht das beste Verhältnis hatten.“ „Du warst ja auch ein Slytherin.“ Padma stand mit verschränkten Armen in der Tür und blickte ihren Gast kühl an. „Ich bin ein Slytherin, Liebes“, erwiderte er ebenso kühl. „Und das fand ich schon immer sehr anziehend“, meinte Miss Patil, lachte kurz und kam dann auf ihn zu. Die beiden küssten sich auf die Wangen. „Du siehst zauberhaft aus.“ „Das gebe ich gerne zurück.“ Rhea beugte sich zu ihrer Freundin und flüsterte: „Kompliziert, wie ich sagte.“ Rose konnte ein Kichern kaum unterdrücken, doch dann wandte sich Rheas Vater ihr wieder abrupt zu. „Du kommst also heute mit? Eine Weasley in Malfoy Manor... durchaus interessant. Ach, ich hatte mich gar nicht vorgestellt... Zabini, Blaise Zabini.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)