The three Wishes von Fairymel ================================================================================ Kapitel 9: IX. Trauer, Kummer und Tränen ---------------------------------------- IX. Trauer, Kummer und Tränen BPOV: Den ganzen restlichen Tag verbrachte ich noch im Garten und las. Erst als Dad mit zwei Pizzaschachteln in der Tür stand und mich zum Essen herein rief, klappte ich mein Buch zu. Es hatte gut getan mich von allen Gedanken zu lösen und alles hinter mir zu lassen, doch jetzt, da ich wieder in die Realität zurückkommen musste, ahnte mir Böses. Wieder stiegen diese Gefühle von vorhin in mir auf und erstickten mich. Die Traurigkeit raubte mir jeden frohen Gedanken und riss mich in ein tiefes schwarzes Loch. Das Schwarze tränkte mich in Selbstmitleid und ließ mich ertrinken. ‚Wer konnte mir aus diesem Elend nur rausholen?’, jammerte ich in Gedanken. Ich wusste genau wer! Nämlich nur der, der mich in diesen Zustand gebracht hatte, konnte mich wieder heilen. Aber Edward würde nicht so leicht nachgeben, da war ich mir sicher. Aber Selbstmitleid würde mir auch nichts helfen. Denn dies würde mich nur zum direkten Wege zum Kummer leiten. Und Kummer wollte ich schon gar nicht. Ich seufzte und versuchte mich zu beruhigen. In diesem Zustand wollte ich nicht vor Dad treten. Ich wollte einfach nicht, dass er mich wieder fragte, ob ich traurig wäre. Ich konnte ihm einfach nicht auch noch Kummer bereiten! Das wäre unfair … Einige Sekunden stand ich noch an der Terrassentür, bis ich endlich herantrat. Dad wartete schon ungeduldig in der Küche mit der geöffneten Schachtel. Aber kein Biss war von der Pizza genommen worden. „Ich wollte nicht ohne dich anfangen.“, erklärte er mir, als er meinen verwunderten Blick sah. Ich setzte meine Maske auf, die ich eben geprobt hatte. Sie bestand aus einem künstlichen Lächeln, die Glücklichkeit ausstrahlen sollte, aber meine matten Augen, die nicht einen Moment funkelten, sprachen das Gegenteil aus. Ich hoffte einfach nur, dass Dad von meiner Traurigkeit nichts merkte und dass er sich einfach von meiner Stimme, die nun glockenhell war, ablenken ließ. Dad schenkte mir ein freundliches Lächeln und biss schließlich in seine Pizza. Auch ich widmete mich meinem Essen. Aber meine Gedanken waren natürlich wieder woanders. Bei Edward. Nach dem Essen entschuldigte ich mich und behauptete müde zu sein. In Wirklichkeit wollte ich einfach mit Edward reden. Auch wenn mich die Angst zerfraß, wieder zurückgewiesen zu werden, wollte ich noch einmal versuchen ihn zu überzeugen. Es musste einfach klappen! Mein Herz klopfte mir bis zum Halse, als ich mein Zimmer betrat. Plötzlich traute ich mich nicht mehr, die Vase von meinem Regal zu nehmen und sie zu schütteln, um Edward heraus zu locken. Meine Tränen, die sich in meinen Augen stauten, drohten auszubrechen. Ich wollte einfach nicht vor Edward weinen! Nicht jetzt. Nicht vor Trauer! Nicht jetzt … Mit gesenkten Lidern ließ ich mich auf meinem Bett fallen und beobachtete meine Zimmerdecke. Meine weiße Zimmerdecke. Ich seufzte tief auf und starrte einfach nur weiter. Wenn ich jetzt meine Chance nicht ergreifen würde, vielleicht wollte Edward sich gar nicht mehr umstimmen lassen … Aber … ‚Kein Aber! Beweg dich jetzt und hol die Vase!’, meldete sich eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf. Gesagt, getan. Ich schwang mich auf die Füße und marschierte Richtung Regal. Allerdings warf mich der Schock, der mich traf, mehr als nur um, als ich den Platz sah, wo ich die Vase abgestellt hatte. Der Platz war leer! Er war weg! WEG! Die Tränen, die schon vorhin fast ausbrechen wollten, liefen jetzt ohne Vorwarnung an meinen Wangen herunter. Wie kann er einfach so weg sein?! Er, er war doch eben noch da! Die Vase war doch eben noch da! Ich schluchzte laut auf und gab mich meinen Tränen hin. Nichts konnte mich mehr zurückhalten meinen Schleier von Tränen und Traurigkeit abzulegen. Ich ließ mich einfach fallen. Ich ließ mich in das tiefe, schwarze Loch fallen. Dort wollte ich bleiben – für immer – bis mir Edward ein Seil der Hoffnung zuwerfen würde. EPOV: Ich saß hier fest. Auch wenn ich wollte, konnte ich nicht aus der Vase herauskommen. Denn inzwischen war mir aufgefallen, dass ich mich irgendwo in einem geschlossenen Raum, der ziemlich klein war, befand. Ich konnte also gar nicht hinaus! Mein Körper würde viel zu groß sein für diesen Raum! Und außerdem durfte ich sowieso nur herauskommen, wenn meine Meisterin mich herausrief. Es war ein hoffnungsloser Fall! Ich – Edward Cullen – war gefangen! Niemals konnte ich Bella selbst suchen. Sie musste mich finden oder jemand anderes musste mich freilassen … Es gab keine andere Möglichkeit. Ich seufzte. Bella nie mehr wieder zu sehen, war ein Alptraum für mich. Ihre wundervolle, glockenähnliche Stimme, ihre wunderschönen, braunen, weichen Haare, ihre glänzenden, klaren Augen, ihre zarten Küsse … ich könnte tausende andere Sachen noch aufzählen von ihr. Sie war einmalig! Ich dachte eine Zeit lang weiter an sie, bis mir wieder einfiel, dass sie allein war. Allein. Traurig und allein. Eine Welle von Gefühlen überschwemmte meine vorigen liebevolle Erinnerungen und blies mir Bilder in meine Gedanken, die mich zum Zusammenzucken brachten. Bella war traurig. Unendlich traurig. Das Schlimmste war noch immer, dass sie wegen mir traurig war und ich sie nicht trösten konnte. Ich konnte rein gar nichts tun! Nur warten. Doch das unendliche Warten machte mich verrückt und ließ mich noch mehr in Kummer versinken. Ich war ein Narr gewesen, sie so zurückzuweisen. Hätte ich einfach nur nachgegeben und wäre nicht in meine Vase verwunden, wäre all dies nicht geschehen! Ich verfluchte mich jede Sekunde lautlos und die Traurigkeit zerfraß mich immer mehr. Ich wusste noch ein, noch aus. Es war, als ob ich einen Anker ausgeworfen hätte und deshalb nicht fort konnte. Wird es je einen Funken Hoffnung geben? Was wenn Bella nicht mehr damit klar kommt, dass ich fort war und sich ihr Leben nehmen möchte? Ich schüttelte den Kopf. Diese schrecklichen Bilder durften es einfach nicht geben! Bella würde so etwas nie tun … oder? Tränen sammelten sich in meinen Augen und ein Schauer lief mir über den Rücken. Es war einfach nur schrecklich nicht zu wissen, ob es ihr gut ging und was sie machte. Das erste Mal in meinem Leben befanden sich meine Gedanken im wahren Chaos. Meine Gedanken wechselten sich von einer Sekunde auf der anderen, schrecklich Vorstellungen sausten mir durch den Kopf und verwirrten mich. Machten mir Angst. Mein Kopf war wie eine Feder im Wind. Klar denken konnte ich kaum mehr. Denn wie immer schwebte nur ein Name durch meine Gehirnzellen: Bella. Bella, die Liebe meines Lebens. Ich weinte. Ich weinte wie noch nie in meinem Leben. Meine Tränen waren dick wie noch nie. Ich weinte so viel, dass meine Vase eigentlich schon von einem Tränenmeer gefüllt sein müsste, aber sie tropften stattdessen nur auf mein Hemd und durchnässten es. Ich war ein Tölpel! Nein, ich war ein Depp, ein Idiot, ein Schwachkopf, ein Trottel, ein Esel oder sogar ein Holzkopf! Ich hatte einen Fehler begannen, den Schlimmsten meines Lebens – ich hatte Bella einen Korb gegeben! ICH! Und jetzt leidet Bella unerträglich … Ich schwor mir, dass ich mich Bella neigen und all diese Regeln nicht mehr beachten würde, wenn Bella mich fand. Ich würde ihr gehören. Für immer. BPOV: Das Leben war nur noch eine leere Hülle für mich. Es gab nichts mehr, dass mich glücklich machen konnte. Meine Maske, die Fröhlichkeit ausstrahlen sollte, hatte ich schon eine lange Zeit mit einem trostlosen und monotonen Ausdruck ausgetauscht. Nachts wachte ich meist schreiend und schweißgebadet auf, sogar Tränen verschleierten meine Augen. Es war ein Alptraum, den ich erlebte, doch aus dem ich nie erwachten konnte. Die Mauer, die vor meinem schönen Leben, indem ich immer gelacht hatte, geschoben wurde, wollte einfach nicht verschwinden. In meinem Leben war es schon normal, dass ich meinen helfenden Menschen aus dem Weg ging und mich meist stundenlang in mein Zimmer zurückzog, ohne etwas zu essen oder geschweige davon zu reden. Ich war verstummt, vermutlich auch innerlich. Ich tat was mir gesagt wurde, ich lernte für die Schule, machte den Abwasch und sonst auch alles, doch es war, als ob ich in meiner eigenen kleinen Welt herumschlendern würde, denn die Realität flog nur so an mir vorbei. Ich nahm nichts mehr wahr. Nicht wirklich. Dad sagte nichts zu meinem Verhalten und ich war erleichtert darüber. Meine Freunde? Rose und Alice? Sie wollten den Grund meiner Traurigkeit erfahren und helfen. Aber ich weigerte mich und versank mehr und mehr in Kummer. Nun nach etwa fünf Wochen gaben sie schließlich auf und ließen mich in meinem Abgrund allein. * * * Ich schlug meine Augen auf. Die Sonne war wieder aufgegangen und wieder war eine schreckliche Nacht vorbeigegangen. Ich seufzte und schwang meine Beine aus dem Bett. Heute war eigentlich ein Tag, den ich am meisten liebte. Mein Geburtstag. Doch ohne Edward hatte er keine Bedeutung für mich. Ich freute mich nicht auf die Geschenke oder auf die Feier. Ich freute mich nicht im Geringsten. Es würde schrecklich werden, meine Gäste mit einem gezwungenen Lachen zu begrüßen und dann noch eine fröhliche Stimmung vorzuspielen. Es war nahe zu unmöglich ein kleiner Funken von Glücklichkeit auszustrahlen oder sogar die ganze Zeit mich zu unterhalten. Ich würde schweigend und in Gedanken versunken da sitzen. Meine Gäste würden mich blöd anstarren, aber das war mir egal. Sollen sie doch. „Bells?“, rief Dad mich von unten und riss mich aus den Gedanken. „Ja?“, erwiderte ich mit meiner gleichgültigen und traurigen Stimme. „Komm runter Frühstücken!“, schrie er wieder. „Okay …“, wisperte ich leise und ging ins Badezimmer um mich zu waschen. Mit einer Jogginghose und einem einfachen T-Shirt bekleidet ging ich daraufhin nach unten und betrat schließlich die Küche. „Morgen.“, murmelte ich und setzte mich an den Esstisch. Na ja, eigentlich müsste ich ‚Geburtstagstisch’ sagen, aber ich hatte keinen Geburtstag mehr. Für mich war es nun ein normaler Tag wie jeder andere auch. „Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz!“, sagte Charlie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und küsste meine Wange. Ich hingegen verzog mein Gesicht nicht und stopfte weiter meine Cornflakes in mich rein. Kein ‚Danke’ konnte ich hervorbringen und auch kein kleines Lächeln stahl sich auf meinen Lippen. Mein monotoner Ausdruck überraschte Dad nicht sehr, doch sein Grinsen verschwand natürlich. „Möchtest du nicht deine Geschenke auspacken, Bells?“ „Kann ich später machen auf der Feier.“, wich ich ihm aus. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn nicken und leise seufzen. „Deine Feier beginnt aber jetzt gleich … es ist schon elf Uhr, deine Gäste kommen gleich.“ „Ach, dann pack ich sie mit den anderen zusammen aus.“, murmelte ich. Ich sah, wie er seine Augen verdrehte und wieder nickte. „O-Okay.“ Allmählich trudelten meine Gäste ein. Ich versuchte erst gar nicht ein Lächeln aufzusetzen, da es mir eh nicht gelingen würde. Renée und Phil umarmten mich mit verwirrten Gesichtern, als sie eintraten. Vielleicht erschreckten sie sich vor meiner Maske voller Traurigkeit, vielleicht aber auch, weil ich sie nur halbherzig in den Arm nahm. Rose und Alice verhielten sich wie immer: Sie küssten mich auf die Wange und warfen mir besorgte Blicke zu, die ich ignorierte. Emmett und Jasper hingegen lächelten mich zart an, als wäre nie etwas mit mir geschehen. Sie wollten mich bestimmt aufmuntern und wieder Leben in mich bringen. Doch es war hoffungslos. Wir versammelten uns im Wohnzimmer, wo Dad viele Girlanden und Ballons aufgehängt und einen großen Tisch hingestellt hatte. Auf dem Tisch befand sich eine riesige hellblaufarbige Torte und lauter Teller und Becher. Die Geschenke stauten auf dem Sofa links von mir, aber ich warf keine neugierigen Blicke zu ihnen. Um ehrlich zu sein wollte ich sie erst gar nicht öffnen. Jedoch musste ich das ganze Theater heute mitspielen. Es war ja mein Geburtstag. Leider. Schöne brennende Kerzen waren in der Torte eingestochen und alle warteten, dass ich sie auspustete und mir daraufhin etwas wünschte. Aber ich starrte nur gedankenlos auf den vollen Tisch. „Bella, komm schon, puste jetzt die Kerzen aus!“, forderte mich Mum auf. Ich musste mitspielen. Ich musste den Gästen den Gefallen tun … Also pustete ich alle Kerzen aus. Anstatt eines Wunschs zu äußern, starrte ich auf die Torte. Meine Gedanken waren wie immer nur an einem Namen gefesselt. Edward. Ich stand auf und ging. Ich ging den Weg entlang, den eisernen heißen Weg aus Kohle. Ich fühlte kaum etwas von der Hitze, die meine Füße verbrannte, denn mein Blick war in die Ferne gerichtet. In die ewige Ferne, die, wie es schien, nie endete. Die Sonne, die hoch am Himmel brannte, leuchtete mir den Pfad, den ich durchstreifen musste, um an mein Ziel zu gelangen. Mein Ziel. Mein Ziel meinen Geliebten wieder zu sehn. Meinen Geliebten, den ich, wie es mir vorkam, eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)