Inner conflicts von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 19: Consequence ----------------------- Dienstag, Januar 02, 1945 7:01 A.M. Nachdem Hermine einen kurzen Abstecher in ihr Zimmer gemacht hatte, um ihren Zauberstab zu holen, ließ sie den Schulsprecherturm schnellen Fußes hinter sich und stürmte in die – ihr einzig denkbare – Richtung. Sie wusste nicht wo sie anfangen sollte, um ihre Gedanken in eine sinnvolle Ordnung zu bringen. Aber sie wusste, dass sie jetzt zum Klo der Maulenden Myrte musste und dann weiter in die Kammer des Schreckens, um sich selbst zu vergewissern, dass wirklich gerade die Horkruxe zerstört worden waren. Riddle hatte in ihren Augen ablesen können, dass sie genau wusste, was mit ihm geschah. Er war sich verraten vorgekommen, von ihr hinters Licht geführt. Wenn er Gefühle für sie gehabt hatte, so waren diese ebenfalls verloren. Er würde sie vermutlich bei der erstbesten Gelegenheit umbringen, wenn sie ihm nicht jetzt zuvor kam. Der Gedanke war furchtbar, aber ihr blieb nicht mehr viel anderes übrig. Sie hatte immer gewusst, dass sie in dem Augenblick, indem die Horkruxe zerstört wurden, schnell handeln musste und sie konnte sich nun nicht mehr damit aufhalten, dass sie eigentlich Gefühle für Riddle hatte, sondern sie musste einfach weiterstürmen und jetzt jedes Risiko in Kauf nehmen, um ihr Ziel zu erreichen und selbst wenn es bedeutete sich selbst dabei zu opfern und ein Teil ihrer eigenen Seele abzuspalten. Nur würde sie daraus keinen Horkrux formen, sondern dieser Teil würde einfach verloren sein, aber wenn das der Preis war, den sie zahlen musste, um Ron und die anderen in der Zukunft zu retten, so würde sie ihn bezahlen. Endlich hatte Hermine den Korridor erreicht auf dem das Klo der Maulenden Myrte lag. Vor zwei Jahren hatte Riddle hier das muggelstämmige Mädchen mit dem Basilisken getötet. Myrte war ein Mädchen wie sie. Riddle hatte ihren Tod einfach in Kauf genommen. Nachdem was passiert war, würde er auch ihren Tod hinnehmen, wenn sie ihm noch einmal unter die Augen trat. Hermine wollte das Klo betreten, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Sie versuchte es mit einem Zauber aber die Tür schien von innen versiegelt zu sein. Natürlich hatte Blaise Vorkehrungen getroffen. Das Mädchenklo wurde sicher hin und wieder genutzt trotz des Todesfalls vor zwei Jahren, denn noch hatte Myrtes Geist sich nicht häuslich hier niedergelassen. Zumindest hatte Hermine nichts über den Geist der toten Schülerin gehört und sie war sich sicher, dass man darüber getratscht hätte, wenn Myrte in der Toilette aufgetaucht wäre. Frustriert ließ Hermine von der Tür ab und überlegte was sie jetzt tun sollte. Hier auf dem Gang fühlte sie sich schutzlos ausgeliefert. Sie war unsicher, ob sie warten sollte bis Blaise wieder aus der Kammer des Schreckens auftauchte, aber er war ihr einziger Verbündeter in dieser Sache und sie brauchte ihn dringender als zuvor, denn alleine konnte sie das einfach nie durchstehen. Und Blaise wollte das Gleiche wie sie. Rons Tod verhindern. Auch wenn sie nie vergessen würde, was er getan hatte, war er der Einzige, der ihr jetzt helfen konnte. Hermine entschied, dass sie nicht länger hier auf dem Korridor warten konnte und ein Teil von ihr machte sich Sorgen um Blaise, den sie erinnerte sich daran wie es gewesen war ein Horkrux zu zerstören und es sah danach aus als hätte er sogar beide zerstört. Es musste ihn viel Kraft gekostet haben der schwarzen Magie zu widerstehen. Die Tür aufzusprengen war möglicherweise nicht die beste Idee, denn es würde sicher ein Haufen Leute auf den Plan rufen, doch ihr fiel nichts Besseres ein, um in das Klo zu gelangen. Doch bevor sie den Zauber ausführen konnte, wurde die Tür plötzlich aufgerissen. Ihr gegenüber stand aber nicht Blaise, den sie erwartet hatte zu sehen, sondern es war Lestrange. Er war genauso überrascht sie zu sehen wie sie ihn, denn er stoppte augenblicklich. Aber Hermine hatte keine Zeit sich mit dem plötzlichen Auftauchen von Lestrange zu beschäftigen und sich zu fragen warum ausgerechnet der Slytherin hier war, denn sie erkannte hinter ihm Blaise, der blutend am Boden lag. Sie stürmte an Lestrange vorbei. „Blaise“, rief Hermine entsetzt und ließ sich neben ihm zu Boden fallen, während sie seine Wunden untersuchte. Er war kaum noch bei Bewusstsein. Er durfte sie jetzt nicht im Stich lassen. Er konnte sie hier nicht alleine lassen. Sie konnte nicht noch mehr Menschen verlieren. „Blaise wach auf“, flehte sie ihn dieses Mal an, doch er hatte die Augen geschlossen und es sah aus, als würde er endgültig das Bewusstsein verlieren. Sie hatte ihren Zauberstab noch in der Hand und kümmerte sich gleich darum seine Wunden zu schließen. Der Basilisk konnte sie ihm nicht zugefügt haben, denn sonst wäre Blaise schon längst durch das Gift in seinem Körper getötet worden. Außerdem hielt er in der einen Hand noch immer einen Basiliskenzahn fest umklammert. Diese Wunden waren von einem Fluch verursacht worden. Lestrange hatte die Klotür wieder verschlossen und war an sie herangetreten. Hermine wollte sich wütend zu ihm umdrehen. Was hatte er Blaise angetan? Sie wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihm einen Fluch verpasst, doch Blaise brauchte sie jetzt. Langsam verschlossen sich die Wunden wieder und sie konnte dadurch endlich die Blutung stoppen. Lestrange hatte immer noch nichts gesagt und auch nichts gegen sie unternommen, sondern er stand sonderbar still und blass neben ihr. Hermine fragte sich immer mehr was vorgefallen sein musste, während sie in Riddles Zimmer festsaß. „Hey Lestrange was ist passiert?“, sprach sie ihn an und er schien erschrocken wieder aus seinen Gedanken aufzuwachen und sich wieder bewusst zu sein wo er sich hier befand. Doch dann verlor sich sein Blick wieder und erst jetzt erkannte Hermine, dass Lestrange mehr wie eine willenlose Puppe wirkte. Alles was den Slytherin sonst ausmachte schien wie fort geblasen zu sein. Sie musste sich widerstehen nicht mit der Hand vor seinen Augen herumzuwedeln, denn sie wusste längst, dass Lestrange unter dem Imperiusfluch stand. Nur warum? Plötzlich hustete Blaise und sie wand sich wieder ihm zu. Er hatte die Augen aufgeschlagen und sah sie an als wäre sie eine Erscheinung, die ihm sein Kopf vorgaukelte. „Bin ich tot?“, war seine erste Frage und Hermine hätte fast lachen müssen, wäre die Situation nicht so verdammt ernst gewesen. „Nein bist du nicht. Ich hab deinen Heuler bekommen“, erwiderte sie. Doch sie wusste nicht was sie noch sagen sollte. Sie war erleichtert, dass Blaise noch am Leben war, aber es war immer noch nicht einfach für sie mit ihm zu reden ohne dabei Rons Gesicht vor Augen zu haben. Sie sah unsicher zur Seite und auch Blaise schwieg, während er sich langsam in eine sitzende Position hocharbeitete. „Du hättest ruhig erwähnen können, dass ein Horkrux zu zerstören sich so scheiße anfühlt“, sagte er ohne weiter nachzufragen was sie zu seiner Geschichte sagte. „Du hast es also wirklich getan?“, fragte Hermine nach, obwohl sie die Antwort schon längst kannte. Sie brauchte nur eine Bestätigung um es wirklich glauben zu können. Blaise zog aus der Tasche seines Umhangs das durchbohrte Tagebuch und den in zwei Hälften zerbrochenen Ring hervor und gab ihr beides als Beweis. Hermine wusste nicht was sie sagen sollte. Das hier war ihr Plan gewesen. Es war seltsam ihn jetzt ausgeführt zu sehen. „Was ist mit Lestrange?“, fragte sie Blaise, den er musste derjenige gewesen sein, der den Slytherin unter den Imperiusfluch gesetzt hatte. „Er spricht Parsel“, erklärte Blaise und zuckte mit den Schultern, was er im nächsten Augenblick zu bereuen schien, denn er verzog schmerzerfüllt das Gesicht. „Hat er dir diese Wunden hinzugefügt?“, fragte Hermine weiter. Blaise schüttelte den Kopf und eigentlich hätte sie sich denken können, wer dafür zuständig gewesen war. Das letzte Mal hatte sie Blaise auf dem Astronomieturm gesehen. Riddle hatte Mulciber und Lestrange den Befehl gegeben sich um ihn zu kümmern. Was danach passiert war konnte sie sich nur ausmalen, aber bei Riddle konnte sie sich denken, was er damit gemeint hat. „Du bist ein dämlicher Idiot“, warf sie ihrem angeblichen Bruder an den Kopf. „Wie konntest du mit diesen Verletzungen in die Kammer des Schreckens gehen und dich einem Basilisken entgegenstellen?! Du bist wirklich lebensmüde!“ Die Tränen rannen über ihr Gesicht und ihr wurde bewusst, wie erleichtert sie eigentlich war, dass Blaise noch an ihrer Seite war. Sie fiel ihm um den Hals. Überrascht über ihren plötzlichen Gefühlsausbruch erwiderte er ihre Umarmung. Sie konnte seine Unsicherheit aber auch seine Erleichterung förmlich spüren. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Ich dachte, dass Riddle dir etwas getan hat. Ich musste einfach etwas unternehmen. Ich musste dich da rausholen“, murmelte Blaise in ihr Haar. „Er hat mir nichts getan“, beschwichtigte Hermine ihn und löste sich dann von Blaise. „Aber wir müssen ihn töten.“ Zwischen ihnen war immer noch so viel Ungesagtes, aber das konnte warten. Sie hatten jetzt Wichtigeres zu tun und die Zeit lief ihnen davon. Hermine bestand darauf Lestrange mitzunehmen, als sie sich mit Blaise in den Raum der Wünsche zurückzog, wo sie erst einmal in Sicherheit sein sollten. Wenn Riddle herausfand, dass seine rechte Hand unwissentlich an der Zerstörung seiner Horkruxe beteiligt war, würde das sicher furchtbare Konsequenzen mit sich ziehen und sie wollte nicht daran schuld sein, dass dem Slytherin etwas passierte, da sie ihn doch ein wenig in ihr Herz geschlossen hatte. Außerdem konnte sie den geschwächten Blaise nicht tragen und vor allem nicht beschützen, wenn es auf dem Weg zum Kampf kam. Es widerstrebte ihr zwar dafür einen unverzeihlichen Fluch zu nutzen, doch sie konnte jetzt einfach nichts riskieren. Die Gänge waren noch leer und immer noch schien Riddle nicht hinter ihr her zu sein, was sie nicht beruhigte, sondern in eine noch größere Alarmbereitschaft versetzte. Sie erreichte den Raum der Wünsche, doch nicht einmal hier wagte Hermine es aufzuatmen. Sie war viel zu angespannt. Lestrange legte Blaise auf einem Sofa ab. Danach versetzte Hermine den Slytherin in eine Art komatösen Schlaf, sodass er nichts um sich herum mitbekam und sie sich in Ruhe besprechen konnten, denn wer wusste wie viel Zeit ihnen dafür noch blieb. Hermine setzte sich auf die äußerste Ecke des Sofa auf dem Blaise lag, Sie wollte nicht alleine in diesem Moment sein, aber sie konnte nicht zur Normalität zurückkehren und tun als sei nichts zwischen ihnen vorgefallen. „Ich mach es“, sagte Blaise mehr zum Kissen als in ihr Gesicht. „Du musst nichts damit zu tun haben. Ich töte ihn und bringe es zu Ende!“ „Du machst erst einmal gar nichts. In diesem Zustand bleibst du hier liegen“, entgegnete Hermine. Sie wollte eigentlich gar nicht über den letzten Schritt ihres Planes reden. Es war alles plötzlich so schnell gegangen und jetzt hatte sie keine Zeit mehr alles auszudiskutieren. Sobald sie diesen Raum verließen, konnte ein Tornado auf sie zurollen. War es da wichtig wer von ihnen beiden den Todesfluch sprach? Es konnte sein, dass sie es mit einem ganzen Heer an Todesser aufnehmen mussten. Riddle alleine war schon ein gewagtes Unterfangen, aber ein Riddle mit Unterstützung war ein Ding der Unmöglichkeit. Hermine fühlte sich alleine bei dem Gedanken so unendlich erschöpft und ausgelaugt. Sie wollte sich wieder stark fühlen. Doch ihr Herz fühlte sich so unendlich schwer an. Blaise streckte eine Hand nach ihr aus, doch bevor er ihre Schulter berühren konnte, ließ er sie unsicher wieder sinken. Sie musste daran denken wie Riddle sie getröstet hatte, doch kaum tauchte dieser Augenblick vor ihren Augen auf und gab ihr ein sanftes Kribbeln auf der Haut, versuchte Hermine es von sich zu schütteln. Sie durfte daran nicht mehr denken. „Du liebst ihn oder?“, fragte Blaise und er konnte die Antwort in ihrem Gesicht ablesen, als sie es nicht verhindern konnte zu erröten. „Dann lass es mich tun. Du kannst mir wegen Weasley doch eh nie völlig verzeihen. Ich kann damit leben, wenn du mich für immer hasst, wenn ich Riddle auch noch töte.“ Er schluckte schwer und flüsterte den letzten Teil nur noch. „Ich möchte doch nur, dass du wieder glücklich bist.“ „Ich will aber nicht, dass du das für mich tust!“, fuhr Hermine ihn an. „Ich will nicht…ich…“. Sie musste sich auf die Lippen beißen, um nicht zu zeigen wie sehr ihr all das hier zu schaffen machte. Sie musste jetzt stark sein. Sie durfte nicht mehr einknicken. Bis zum bitteren Ende musste sie durchhalten. Nur dann würde es die Zukunft geben, die sie sich wünschte. „Es ist mein Plan. Ich habe die beste Chance an Riddle zu kommen und ich werde es tun“, erwiderte sie mit halbwegs fester Stimme. Es klang noch nicht ganz überzeugend, was sie daran sehen konnte, dass Blaise eine Augenbraue fragend hochzog, aber er sagte nichts mehr zu diesem Thema. Hermine wusste genau, dass er es trotzdem tun würde, wen er nur für einen Augenblick die Chance erhalten würde. Ein Teil von ihr wollte ihn einfach machen lassen. Für sie war es die einfachste Lösung. Sie konnte ihn für den Rest ihres Lebens hassen, weil er ihr beide Liebsten genommen hatte. Doch ein anderer Teil von ihr fürchtete den Verlust von Blaise. Sie wollte ihn nicht missen, noch wollte sie ihn für immer hassen. Sie brauchte ihn. Nichts davon kam über ihre Lippen. Noch war sie nicht dazu bereit all das laut auszusprechen. Die Frage wer es tun würde, würde sich von ganz alleine auflösen und bis dahin musste darüber nicht mehr gesprochen werden. Hermine stand auf und steuerte auf den Stapel nützlicher Bücher zu. Es gab noch eine andere ungeklärte Frage. Falls außerhalb dieses Raums alles nach Plan verlief und sie es hierher zurückschafften, mussten sie bereit dazu sein nach Hause in ihre Zeit zurückkehren zu können. Sie griff nach einem Buch aus dem Stapel und setzte sich hin um zu lesen. Noch konnten sie nicht herausgehen. Nicht solange es Blaise nicht besser ging. Ihr Vorhaben war schon gefährlich genug, da sollten sie besser gut ausgeruht und unverletzt losziehen. Hermine würde am liebsten für immer hier bleiben und wünschte sich fast, dass die Zeit still stand und sie nicht tun musste, was getan werden musste. Um sich von alldem abzulenken vertiefte sie sich in die Theorien der Zeitreise und bald schwirrte ihr der Kopf vor lauter Hypothesen. Blaise war eingeschlafen und schnarchte leise, während sie darüber nachdachte, was es für Folgen haben würde, in die Zukunft zurückzukehren. Würde sich alles verändert haben? Würde nichts mehr so sein wie in ihren Erinnerungen? Würde sie sich überhaupt an ihre Reise erinnern können? Würde sie wirklich alles zum Besseren verändern oder würde die neue Zukunft noch schlimmer sein? Diese Fragen spuckten ihr durch den Kopf auch wenn sie wusste, dass es auf all diese Fragen keine Antwort geben würde und Hermine sich diese Fragen nur stellte, um sich einzureden, dass das Risiko zu groß war, dass es schief laufen wurde und sie Riddle umsonst töten würde. Weil ihr Herz schmerzte und sie diesen Schritt nicht gehen wollte. Doch sie sah Ron immer wieder vor ihren Augen sterben. Sie musste dieses Opfer erbringen. Es gab keinen anderen Weg mehr. Sie brauchte sich nichts mehr vormachen. Egal wie hoch das Risiko war, dass es nicht gelang. Sie musste es versuchen. Und sie musste lernen mit ihrer Entscheidung zu leben. Sie wollte nicht mehr schwanken. Sie wollte fest entschlossen sein und zu ihrer alten Stärke zurückkehren. Seit wann war sie so eine Heulsuse, die völlig gelähmt da saß und voller Zweifel nichts unternehmen konnte? Sie war zwar unabsichtlich in der Vergangenheit gelandet, aber sie hatte von Anfang an einen Plan gehabt. Es war nur zuviel Zeit dazwischen verstrichen in der ihr Herz sie von etwas Besserem überzeugen wollte, doch sie war schon immer jemand gewesen, die mehr auf ihren Kopf und dem darin liegenden Wissen vertraut hatte als auf ihr Herz und egal wie sehr sich ihr Herz gerade verkrampfte und sich weigerte, so gab es nur noch diese eine logische Schlussfolgerung, um hoffentlich alles in Ordnung zu bringen. Hermine schlug das Kapitel mit der Theorie der Parallelwelten auf. In ihrem Kopf wusste sie schon längst, dass sie mit ihrer Reise in die Vergangenheit eine Parallelwelt geschaffen hatte. Sie musste diesen Fakt einfach ignorieren und nicht darüber nachdenken, dass selbst, wenn sie erfolgreich war, es immer eine Welt geben würde, in der Ron sterben würde und sie in die Vergangenheit reisen würde. Anders ließ sich das Paradox der Zeitreise nicht erklären. Es war anders als mit ihrem Zeitumkehrer, wo sie nur die direkte Vergangenheit veränderte hatte und die Auswirkungen nicht so groß gewesen waren. Sie war aber mehr als 50 Jahre in die Vergangenheit gereist und die Auswirkungen dieser Reise mussten mindestens eine Parallelwelt geschaffen haben, um das Kontinuum ihrer eigenen Welt zu gewährleisten, das ihr die Zeitreise ermöglicht hatte. Hermine schüttelte den Kopf, denn sie wollte nicht weiter über Parallelwelten und deren Konsequenzen für ihre Heimkehr nachdenken. Sie legte das Buch zurück auf den Stapel und schaute nach Blaises Wunden. Er schlief immer noch, doch war sein Schlaf unruhig und er schien gegen jemanden in seinem Traum zu kämpfen. Hermine dachte an ihre eigenen Träume und in Kombination mit dem gerade halb gelesenen Kapitel über Parallelwelten, wurde ihr etwas klar: Zephir war die Konsequenz ihrer Reise in die Vergangenheit. Irgendwie erschien ihr dieser Gedanke korrekt, auch wenn sie keine Beweise für ihre Theorie hatte. Aber in ihrer Welt, der Zukunft, hatte nie jemand von einem Mitschüler Riddles gehört, der ihm in seiner Bosheit in nichts nachstand, vielleicht sogar schlimmer als Riddle war. Sie hatte das Gefühl, dass er ursprünglich nicht existiert hatte. Ergab das überhaupt alles noch Sinn? Sie lachte leise und blinzelte gegen die Tränen, die plötzlich anfingen über ihr Gesicht zu laufen. Sie spürte einen dicken Kloß im Hals und es überkam sie wie eine Welle das Gefühl niemals wieder nach Hause zu kommen. Irgendwie fühlte sich alles auf einmal endgültig an. Sie konnte nicht sagen, wo dieses Gefühl plötzlich herkam. Vielleicht lag es daran, dass sie in der Hinterecke ihrer Kopfes angefangen hatte über die Möglichkeiten von Parallelwelten nachzudenken oder daran, dass sie durch ihren Traum, den sie erst gestern geträumt hatte, der ihr aber schon lang zurückliegend vorkam, eine schwere Entscheidung getroffen hatte und sie damit aber völlig unglücklich war. Es schien alles mit diesem Tag zu Ende zu gehen. Es gab für sie keine glückliche Heimkehr und sie musste sich das eingestehen bevor sie den Raum der Wünsche für immer verlassen würde. Sie war am Ende ihrer Geschichte angelangt. Hermine drängte die Tränen zurück und stoppte die Welle des Schmerzes, die versuchte sie erneut zu überrollen. Sie war eine Kämpferin und sie würde nicht mehr an ihrer Entscheidung zweifeln. Die Zeit des Zweifelns war endgültig vorbei. Sie strich Blaise die Haare aus dem Gesicht und ihre Berührung schien ihn zu beruhigen, denn sein Schlaf wurde sanfter und er entspannte sich merklich. Sie wollte ihn hier nicht zurücklassen, aber sie wollte auch nicht sehen, wie er sich für sie aufopferte. Das hier war ihr Plan und ihre Entscheidung. Hermine wollte sich nicht mehr hinter anderen verstecken und sich selbst aufgeben. Der sprechende Hut hatte sie damals nicht umsonst nach Gryffindor geschickt. Sie war mutig und sie war bereit die Konsequenzen zu tragen. Die Gryffindor strich Blaise noch einmal über den Kopf. Sie hatte sich wirklich an ihn gewöhnt und ihn trotz allem lieb gewonnen. Alles was sie nun tun würde war nicht mehr nur für ihre Freunde. Es war auch für Blaise und für sie selbst. All dieser Schmerz würde ihnen allen erspart bleiben, wenn sie Riddle tötete. Niemand konnte versprechen, dass damit alles ausgelöscht war und die Zukunft eine bessere sein würde, doch Hermine wollte daran festhalten. In einer Welt hatte sie Ron vielleicht nicht retten können, doch in dieser würde es keinen Krieg geben und Ron würde leben. Alle Toten sollten leben ohne Opfer eines brutalen Krieges zu werden. Harry sollte sein Leben mit seinen Eltern verbringen können. Remus und Tonks sollten ihren Sohn gemeinsam großziehen können. Fred und George würde die Welt mit ihren scherzhaften Zauberartikel begeistern. Hogwarts sollte nicht in tausend Jahren zerstört werden und noch die Heimat für viele Schüler werden. All das konnte sie ermöglichen. Daran musste sie fest glauben. Hermine atmete noch einmal tief durch und sah ein letztes Mal auf den schlafenden Blaise. Sie würde auch ihm ein besseres Leben ermöglichen. Er würde seine Mutter wieder sehen können und würde in Ruhe seine seelischen Wunden heilen können. Hermine zwang sich zu gehen. Sie ließ auch Lestrange zurück. Blaise würde sich um den Slytherin schon kümmern, wenn er wieder aufwachte. Sie hatte jetzt andere Sorgen. Die Braunhaarige verharrte vor der Tür. Sie wusste nicht, was sie dort draußen erwarten würde. Eigentlich ein normaler Ferientag. Die Schule würde wie leer gefegt sein. An Silvester hatte es nur so ausgesehen, als wären nur ein paar Duzend Schüler in Hogwarts verblieben. Doch von diesen Schüler hatte sie mindestens zwei Feinde: Riddle und Zephir und die wiederum hatten einige ihrer Lakaien, die ebenfalls in den Ferien in Hogwarts verblieben waren. Die Wahrscheinlichkeit auf eine dieser Personen zu treffen schien also deutlich gewachsen zu sein. Andererseits konnte sie es auch schaffen ungesehen durch das Schloss zu kommen ohne auf irgendjemand zu treffen, da sie unmöglich überall sein konnten und sich ihr in den Weg stellen konnten. Doch eigentlich ging es ihr nur um eine Person und sie hatte so eine Ahnung, dass sie ihn trotz allem was geschehen war, in seinem Sessel im Schulsprecherturm finden würde. Sie atmete ein letztes Mal noch durch bevor sie die Tür öffnete und auf den Gang trat. Auf dem Gang war es wie zu erwarten still. Es musste jetzt etwa Mittag sein, wenn ihr Zeitgefühl sie nicht im Stich ließ. Die Wintersonne schien durch eins der Fenster und wärmte ihr ein wenig das Gesicht. Draußen bedeckte Schnee die ganze Landschaft und glitzerte im schwachen Sonnenlicht. Es war ein wunderschöner Anblick, doch leider hatte sie keine Wertschätzung für diesen Ansicht im Augenblick, da ihr Kopf völlig ausgefüllt war von einem anderen Gedanken. Sie wand sich nach links und eilte den Gang hinunter. Ihren Zauberstab hielt sie fest umklammert, da sie fürchtete auf irgendjemand zu treffen, der ihr nicht wohlgesinnt war und sie musste vorbereitet sein für den Moment, wenn sie den Schulsprecherturm betreten würde. Es müsste schnell gehen. Sie durfte Riddle nicht zu Wort kommen lassen. Sie durfte ihm nicht einmal in die Augen sehen, um nicht von seinem Blick gebannt zu werden. Sie umschloss ihren Zauberstab noch fester. Sie konnte es schaffen. Sie musste es schaffen. Ihre Schritte hallten im Korridor wieder, während sie eiligen Schrittes durch das Schloss lief. Sie wollte jetzt nicht stoppen. Sie wollte nicht mehr innehalten, denn, wenn sie das tat, fürchtete sie den Mut zu verlieren und wiederumkehren zu wollen. Nein, sie durfte jetzt nicht umdrehen. Es ging nur noch geradeaus weiter. Direkt auf ihr Ziel zu. Doch leider war das nicht so leicht wie gedacht. Plötzlich traten ihr zwei Gestalten in den Weg. Alrisha und Nashira Yaxley. Die beiden Blondinnen hatten Hermine gerade noch gefehlt. „Du“, drohte Alrisha ihr mit dem Zauberstab. „Jetzt haben wir dich!“ Wusste die zwei was mit Riddle war? Hatte er die beiden losgeschickt, um sie zu finden? Hermine war für einen Augenblick verunsichert, was die zwei von ihr wollten, doch das wurde schnell beantwortet. „Calice, wir haben dich gewarnt. Halte dich von Riddle fern!“, schnauzte Nashira sie an und fuchtelte wild mit ihrem Zauberstab in der Luft. Hermine hätte vor Erleichterung beinahe gelacht. Die Welt war immer noch normal. Riddles Fanclub konnte sie nicht leiden und die einzige Sorge der beiden Yaxley-Schwestern war, dass sie in ihren Augen eine Rivalin um die Gunst von Riddle war und deshalb aus dem Weg musste. „Warum? Stört es euch, dass er sich für mich interessiert?“, stichelte Hermine zurück. „Ihr himmelt ihr ihn ja nur aus der Ferne an, da könnt ihr lange warten bis er euch mal bemerkt.“ „Expulso“, brüllte Alrisha wutentbrannt. Hermine wehrte den Fluch mit einem ungesagten Schutzzauber ab und feuerte selbst einen Beinklammerfluch ab auf Alrisha ab, die sich aber im letzten Augenblick verteidigen konnte. Im selben Augenblick ging auch Nashira in den Angriff, sodass Hermine sich konzentrieren musste, um beide Gegnerinnen zeitgleich im Schach zu halten. Es entspannte sich ein Geflecht aus vielfarbigen Blitzen, die hin und her geschleudert wurden. Hermine sehnte sich in so einem Augenblick wieder Harry und Ron herbei, die ihr den Rücken freihalten konnten und eh viel besser in Zauberduellen waren als sie selbst. Dennoch hatte die Jahre voller Abenteuer gemeinsam mit den zwei sie gelernt, wie es war in richtigen Duellen zu kämpfen, in denen es um Leben und Tod ging und wo man keine zweite Chance erhielt. Diese Erfahrungen hatten die Yaxley-Schwestern nicht und so gelang es Hermine nach einigen Minuten als erstes Nashira zu besiegen, die nicht schnell genug war und von einem Körperklammerfluch getroffen wurde. Jetzt waren es nur noch Alrisha und Hermine. Die Slytherin war noch wutentbrannter als zuvor und spuckte vor Hermine auf den Fußboden. „Du bist ein Niemand. Eine Ausländerin. Wer will sich schon mit dir abgeben“, zischte sie. „Riddle will doch in Wahrheit nichts von dir. Du bist doch nur sein Spielzeug.“ Hermine trafen diese Worte mehr als sie zugegeben hätte. Sie wollte nicht an Riddle denken, der nun wirklich nichts mehr von ihr wollte außer ihren Tod vielleicht noch. Die Braunhaarige schnaubte. „Und warum glaubst du, dass er nicht nur mein Spielzeug ist?!“, fauchte sie zurück. „Er ist doch nur interessant, weil er der geheimnisvolle, gut aussehende Typ ist, der niemanden an sich ranlässt. Und er hat mich an sich rangelassen und soll ich dir etwas sagen?! Hinter dieser Fassade war nichts Interessantes. Nichts Liebenswertes!“ Hermine holte tief Luft und fuhr fort. „Er ist ein Egoist, der sich nur um sich selbst kümmert und der kein Funken Liebe in sich hat. Er ist einfach nur psychisch krank.“ Sie redete sich in Rage und versuchte gar nicht so sehr Alrisha davon zu überzeugen, dass Riddle ein schlechter Mensch war, sondern viel mehr sich selbst. „Meinst du es interessiert ihn die Bohne, dass du ihn magst?! Er weiß doch nicht einmal wie du heißt und wenn er dich mal anspricht, dann doch nur um dich zu benutzen. Er hat keine Freunde, weil er nicht einmal weiß was das ist. So jemand ist doch nur verabscheuungswürdig. So jemanden möchte ich nicht meinen Leben und ich rate dir auch davon ab. Halte dich fern von Riddle. Er wird dir nur wehtun und du wirst leiden, weil du ihn liebst, aber er deine Gefühle nicht erwidert. Er wird dich nie verstehen und du wirst ihn auch nie verstehen! Also lass mich in Ruhe mit deinem Geheule und such dir wen besseres, der dich auch verdient hat!“ Stille senkte sich über den Flur als Hermine geendet hatte. Alrisha sah sie völlig erstaunt an und wusste auf diesen Wortschwall erstmal nichts zu erwidern. Nashira lag immer noch am Boden, doch langsam löste sich der Körperklammerfluch. Hermine hatte keine Zeit mehr zu verschwenden. Jetzt hatte sie sich hochgeschaukelt und war wirklich in der Stimmung um Riddle gegenüber zu treten. Sie stampfte an den beiden Schwestern vorbei und lief den Gang hinunter. Doch weit kam sie nicht, denn ein weiteres Mal wurde ihr der Weg versperrt. Wieder einmal trat ihr ein Mädchen entgegen. Auch gegen sie hatte sich Hermine schon duelliert. Sie hatte einmal Eileen gemocht, doch das war längst in der Vergangenheit. Mit Vernunft war der sturen Dunkelhaarigen nicht mehr beizukommen, denn dafür war sie längst schon viel zu verbittert und von Hass zerfressen. Hermine konnte es aber nicht unversucht lassen wenigstens einmal mit ihr zu reden. „Eileen, lass mich gehen. Ich werde Riddle töten“ Doch statt beiseite zu treten oder zumindest überrascht der Wortwahl wegen überrascht zu sein, grinste Eileen nur hämisch. „Oh ist das so? Mich würde ja wirklich brennend das Warum interessieren. Also lass uns doch kurz einmal darüber plaudern.“ Und bevor Hermine noch etwas erwidern konnte, traf von hinten sie ein Fluch und alles wurde schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)