Inner conflicts von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 21: Predicament ----------------------- Dienstag, Januar 02, 1945 3:19 P.M. „Sie sind hier, um dich zu töten, Riddle.“ Hermine konnte die Augen nicht von Riddles Gesicht lassen. Hinter seinen Augen schien wieder ein Gewittersturm zu toben, doch er sah nicht so aus, als würde er Zephir Glauben schenken. Hoffentlich dachte er nur, dass es eine Finte von seinem Gegner war, der ihn verunsichern wollte, denn auf den ersten Blick wirkte es so, als wäre Riddle in der Überzahl. Eileen war schwierig einzuschätzen. Hermine war nicht mehr mit Zephir in einem Raum, also würde sie wahrscheinlich wieder auf der Seite des Ravenclaws stehen. Sie erinnerte sich daran, dass sie Avery und zwei der Hufflepuffs zusammen mit Zephir gesehen hatte, also war sie sich nicht sicher auf wessen Seite diese drei standen. Doch selbst das klärte nicht die Frage auf welcher Seite Blaise und sie stehen würde. Gleich würde etwas passieren. Hermine wusste nur noch nicht was. In den Augenblicken nach Zephirs Worten hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Dann von einer Sekunde auf die andere war der ganze Gang mit Lärm gefüllt. Fragen wurden durcheinander geworfen. Sophie, die eigentlich zu Hermine geeilt war, um ihr wieder aufzuhelfen, war in ihrer Bewegung erstarrt und mit großen Augen sah sie auf Hermine hinab. Blaise setzte sich dafür in Bewegung und war neben ihr. Hermine löste sich von Riddles Gesicht und wand sich zu dem ehemaligen Slytherin. „Wir müssen beide töten“, flüsterte sie ihm ins Ohr, während er ihr aufhalf. Blaise sah sie nicht einmal überrascht an. „Zusammen“, entgegnete er nur und spielte damit auf ihren Alleingang an. Sophie klappte den Mund auf, um etwas zu fragen und klappte ihn dann wieder zu. Die Dunkelhaarige ohne Worte zu erleben amüsierte Hermine für einen kurzen Augenblick. Alle Blicke begannen sich ihnen zuzuwenden. Alle starrten sie an und fragten sich, ob Zephir mit seinen Worten Recht haben könnte. Konnten Blaise und sie wirklich aus der Zukunft kommen? Zephir hatte – abgesehen von dem was er in ihrem Kopf gesehen hatte – keinen Beweis für seine Behauptung. Hermine war sich sicher, dass die meisten ihm nicht glauben würden, da die Behauptung abstrus war. Doch etwas anderes war es mit der Behauptung, dass sie Riddle töten wollte. In dieser Hinsicht konnte sie nur hoffen, dass alle Augen im Kopf hatten und sehen konnten, dass sie Gefühle für den Slytherin hatte. Sie war nicht gerade mit ihren Gefühlen hausieren gegangen, aber so oft wie sie darauf angesprochen worden war, vermutete sie, dass sie doch recht offensichtlich gewesen war. Das lag sicher an ihrem Talent immer zu erröten und daran, dass sie überhaupt nicht gut lügen konnte. Ihr Blick wanderte wieder zu Riddle, der ihr dieses Mal nicht auswich. Sie sahen einander in die Augen. Kaum hatte sie sich in seine Augen verloren, spürte sie wieder das Ziehen in ihrem Kopf. Dieses Mal war es sanfter als bei Zephir, doch sie konnte es dennoch nicht zu lassen, dass Riddle die Wahrheit erfuhr. Sie versuchte ihn sanft aber bestimmt aus ihren Gedanken zu verdrängen, doch das sorgte nur dafür, dass Riddle noch stärker begann gegen sie anzukämpfen. Hermine dachte daran, wie sie Zephir erfolgreich aus ihren Gedanken gedrängt hatte, als sie an seinen Rivalen gedacht hatte und ihn wütend gemacht hatte. Sie wollte nicht an Zephir denken, um Riddle nicht noch wütender zu machen. Außerdem bargen diese Erinnerungen keine positiven Gefühle. Also dachte Hermine wieder an Riddle und hoffte es würde ihn besänftigen und ihn ablenken. Wieder sah sie den schlafenden Riddle, der so friedlich schlief. Der immer in seinem Sessel saß und las. Der sie davor bewahrte die Treppe herunterzufallen. Der seine Hände in die Hosentasche steckte und wortlos neben ihr herlief. Der ihr Angst machte, aber der sie auch tröstete. Der diese versteckte Wärme in seinen Augen hatte. Doch das Ziehen hörte nicht auf. Riddle sah ihr immer noch in die Augen, doch sein Gesichtsausdruck wirkte verbissener. Er wollte sich nicht ablenken. Er wollte Antworten und plötzlich spürte Hermine wie ihr Erinnerungsstrom ihr entrissen wurde und andere Bilder auftauchten, an die sie gar nicht denken wollte. Harry und Ron, die ihr im zweiten Schuljahr das Tagebuch von T.V. Riddle zeigten. Ihr erster Gedanke war gleich gewesen, dass es ihnen sagen konnte, was es mit der Kammer des Schreckens auf sich hatte. Wie ein Echo hörte sie sich selbst sagen: „Ach Ron, wach auf! Wir wissen, dass die Person, die die Kammer das letzte Mal geöffnet har, vor fünfzig Jahren von der Schule verwiesen wurde. Wir wissen, dass T.V. Riddle seine Auszeichnung für besondere Verdienste um die Schule vor fünfzig Jahren erhalten hat. Nun was wäre, wenn Riddle seine besondere Auszeichnung bekam, weil er den Erben von Slytherin gefangen hat? Sein Kalender, als eine Art Tagebuch benutzt, würde uns wahrscheinlich alles sagen – wo die Kammer ist und wie man sie öffnet, und was für eine Kreatur darin lebt.“ Ihre Enttäuschung, als sie dem Tagebuch sein Geheimnis nicht entlocken konnte und die Überraschung, als sie später erfahren würde, dass das Tagebuch wirklich der Schlüssel zur Kammer des Schreckens gewesen war. Hermine versuchte sich gegen diese Erinnerung zu wehren. Alles in ihr schrie Riddle zu nicht weiter nachzuforschen. Sie wollte sich lösen, wieder in die Gegenwart zurückkehren. Warum griff denn niemand ein und stoppte Riddle? Wieder hörte Hermine ihre eigene Stimme wie in einem Nebel zu ihr herüberschwappen. „In diesem Jahr wird Tom Riddle sein letzter Jahr in Hogwarts beginnen. Er wird also in unserem Jahrgang sein.“ „Und wer ist dieser Tom Riddle? Hab noch nie von dem gehört. „Dieser Junge wird später einmal Lord Voldemort werden“. Pause. Warum stoppte niemand Riddle? Warum war sie nicht stark genug, um ihn aus ihren Gedanken zu vertreiben. Sie wollte es aufhalten, wollte nicht, dass er den nächsten Satz hörte. Doch zu spät. Das Ziehen in ihrem Kopf riss alles zu Tage, was sie so sehr zu verbergen versuchte. „Und ich habe vor ihn zu töten, um damit all das Leid in der Zukunft abzuwenden.“ Weitere Erinnerungen strömten auf sie ein. Wieder die Bilder aus der Zukunft. Die Schlacht von Hogwarts. Die Jagd nach den Horkruxen. All das Leid, was sie verhindern wollte. Rons Tod, den sie immer wieder durchleben musste. All ihre Freunde, die gestorben waren. Alles nur um ihn zu stoppen. „Was, wenn du sein Schwachpunkt werden würdest?“ Blaises Worte schienen wie ein Echo durch ihren Kopf zu verhallen bevor die nächsten Gesprächsfetzen in ihrem Kopf ertönten. „Dann lass uns einen dunklen Lord vernichten.“ „Ganz ehrlich du musst ihn faszinieren. Du musst es wert sein, dass er dich erobern will.“ „Die Welt sieht morgen nicht besser aus. Es wird einen Krieg geben und so viele werden sterben. Ich könnte etwas tun, aber ich fühl mich so schrecklich. Ich weiß nicht, ob ich es tun könnte. Das ist einfach alles entsetzlich.“ „Du hast doch etwas für mich übrig, Calice!“ „Er hat also ein Teil seiner Seele irgendwo eingeschlossen? Also können wir ihn nicht töten bevor wir nicht diese zwei Horkruxe vernichten?“ „Ein goldener Ring, den er trägt und ein alter, schwarzer Taschenkalender.“ „Du liebst ihn oder?“ „Eileen, lass mich gehen. Ich werde Riddle töten!“ Und dann waren da plötzlich die Szenen aus ihrem sich wiederholenden Traum. Das brennende Hogwarts und Riddle vor ihr. Sie fiel ihm in die Arme und sie küssten sich. Dann der Todesfluch. Sie warf sich schützend vor Riddle und starb für ihn. Konnte er nicht sehen, dass sie trotz all ihrer Vorsätze und all der schrecklichen Dinge, die er in der Zukunft anrichten würde, sie sich doch in ihn verliebte hatte? Dass in ihr ein schrecklicher Konflikt tobte, ob sie ihn töten sollte oder ihm beistehen sollte? Dass sie an eine bessere Zukunft glauben wollte, aber es einfach nach all dem Leid, das sie erfahren hatte, nicht mehr konnte? Ihr Kopf fühlte sich inzwischen als würde er explodieren so schnell flossen ihre Erinnerungen an ihr vorbei. Der Strudel aus Bildern ergab schon lange keinen Sinn mehr und an ihr Ohr schwappten nur noch vereinzelte Wortfetzen. Dann hörte es mit einem Mal auf. Es dauerte mehrere Sekunden bis Hermine ihre Umgebung wieder wahrnehmen konnte. Sie wusste nicht wie lange Riddle in ihrem Kopf gewühlt hatte, es fühlte sich wie Stunden an, aber es konnte nur wenige Minuten gewesen sein. Um sie herum tobte das Chaos. Während Riddle in ihre Gedanken eingedrungen war, musste Blaise versucht haben ihn davon abzuhalten, denn er war in einem Duell mit Lestrange und Mulciber verwickelt. Direkt neben ihn duellierte sich Sophie mit den Yaxley-Zwillingen. Zephir stand in sicherem Abstand zu den Duellen und schien sich königlich zu amüsieren. Neben ihm waren Eileen, Avery und die zwei Hufflepuffs, an deren Namen Hermine sich nie erinnern konnte. Ihr Blick wanderte zu Riddle, der den Kontakt zu ihr scheinbar nicht absichtlich unterbrochen hatte, sondern einem Fluch hatte ausweichen müssen. Kaum bemerkte er ihren Blick sah er sie an, doch nicht um sie mit seinen Augen zu fesseln und wieder in ihre Gedanken einzudringen. Er hatte genug gesehen. Zum ersten Mal seit sie sich erinnern konnte richtete er seinen Zauberstab auf sie. Hermine konnte den Gewittersturm in seinen Augen sehen. Wie verletzt er war. Wie wütend er war. Sein schönes Gesicht hatte sich zu einer wütenden Grimasse verzogen. Da war nichts mehr Liebenswertes an ihm. Er sprach kein Wort und attackierte sie geräuschlos. Geistesgegenwärtig gelang es Hermine mit einem ungesagten Zauber den Angriff abzuwehren. Jetzt hatte sie wirklich keine andere Wahl mehr. Ihr Herz wurde schwer als sie selbst einen Angriffszauber gegen Riddle schickte, doch es war zu spät. Alles war verloren. Lautlos entspann sich ein Duell zwischen ihnen. Die Stille war unheimlich. Hermine hatte keine Zeit nach Blaise und Sophie zu sehen, denn Riddle forderte jedes bisschen ihrer Aufmerksamkeit. Er war ein hervorragender Duellant. Immer wieder drängte er sie in die Ecke und immer wieder gelang es ihr erst im letzten Augenblick einen Ausweg zu finden. Ihr Schutzschild zersprang unter der Flut an Angriffszaubern, doch erstaunlicherweise konnte die Gryffindor ihrem Gegner Paroli bieten. Neben Riddle wurde ein Loch in die Kellerwand gesprengt, als ein Fluch sein Ziel verfehlte. Hermine nutze den kurzen Moment, indem Riddle abgelenkt war, um ein Ganzkörperfluch auf ihn loszuschicken, doch er war sofort wieder ganz da. Der Gewittersturm in seinen Augen tobte weiter. Angriff. Abwehr. Gegenangriff. Abwehr. Angriff. Abwehr. Gegenangriff. Abwehr. Knapp entkam Hermine einem Fluch, indem sie sich auf den Boden warf und der Fluch in der Wand über ihr einschlug. Sie keuchte. Sie war brillant. Sie konnte hunderte von Zauber und Flüche. Aber sie war keine gute Duellantin. Es fehlte ihr an Ausdauer. Riddle schien nicht einmal erschöpft zu sein. Er schoss weiter Fluch auf Fluch auf sie nieder und nahm sich kaum die Zeit ihre Angriffe abzuwehren. Einer Salve Angriffen folgte der nächsten. Keine Sekunde blieb ihr um sich zu erholen. Gerade wollte sie einen neuen Schutzschild errichten, als sie plötzlich Zephir höhnen hörte. „Was soll das Calice? Große Töne spucken, dass du Riddle töten willst, aber es nicht einmal versuchen. Hast du den Zauberspruch vergessen?! Es heißt Avada Kedavra!“ Er lachte. Riddle hatte für eine Sekunde ebenfalls innegehalten und sah nicht zu Hermine, sondern zu Zephir, der immer noch abseits stand und alles nur beobachtet. Hermine holte tief Luft, nutzte die kurze Unterbrechung, um sich wieder zu sammeln. Sie wusste, dass sie nur mit einem Todesfluch einen Schlussstrich ziehen konnte. Aber immer noch zögerte sie. Immer noch konnte sie sich nicht dazu durchringen. Riddle drehte sich wieder zu ihr um, doch er feuerte nicht wie erwartet die nächste Salve ab, sondern starrte sie nur an. Auf einmal wurde Hermine bewusst, dass nicht nur sie zögerte es ein für alle Mal zu beenden, auch Riddle brachte es nicht über sich den Todesfluch auszusprechen. Trotz allem, was er in ihrem Kopf gesehen und gehört hatte, hatte er nicht ein einziges Mal versucht sie zu töten. „Komm schon töte Riddle. Wolltest du nicht deinen Ronniespätzchen vor dem sicheren Tod retten?“, höhnte Zephir in die Stille hinein. Riddles Gesicht verzog sich wieder. Die nächste Salve an Flüchen folgte. Immer noch ohne den Todesfluch, doch dieses Mal erwischte sie der Crutiatus-Fluch bevor sie sich dagegen wehren konnte. Vor Schmerz windend lag sie am Boden, als ihr plötzlich Blaise zur Hilfe kam. Mulciber lag ausgeknockt am Boden, während Lestrange den Zauberstab sinken lassen hatte. Hermine konnte sich aufrappeln, als Blaise sich nun mit Riddle duellierte. Einen Seitenblick zeigte ihr, dass Sophie zwar etwas abgekämpft aussah, aber sich immer noch tapfer gegen die Yaxley-Schwestern behaupten konnte. Sie wollte ihrer tapferen Freundin am liebsten zur Hilfe eilen, doch zuerst musste sie Blaise helfen. Blaise war bereits sichtlich erschöpft, denn er hatte es bereits mit zwei Duellgegnern aufgenommen und war immer noch sichtlich mitgenommen von seinem Besuch in der Kammer des Schreckens und dem Vernichten der Horkruxe. Ganz zu schweigen davon, dass er außerdem mit den Wunden aus seiner vorigen Begegnung mit Riddle zu kämpfen hatte. Innerhalb weniger Sekunden hatte Riddle Blaise in die Enge getrieben, der nicht mehr schnell genug abwehren konnte. Blut spritzte aus seiner Schulter und aus seinem Gesicht, als er nicht mehr rechtzeitig genug ausweichen konnte. Hermine hob ihren Zauberstab, doch wurde von einem Fluch gestoppt, der knapp an ihr vorbei flog, sodass sie gezwungenermaßen ausweichen musste. Doch an ihrer statt eilte – sie konnte ihren Augen kaum trauen – Lestrange Blaise zur Hilfe. Der Slytherin befand sich eindeutig nicht mehr unter dem Imperius-Fluch, dennoch hatte er sich entschieden zwischen Riddle und Blaise zu treten. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs wehrte er Riddles Attacke ab. Riddle stoppte wutentbrannt und sah fassungslos seine rechte Hand an, die es gerade gewagt hatte, sich gegen ihn zu stellen. Lestrange sah selbst zutiefst verunsichert aus und Hermine rechnet es ihm hoch an, dass er nicht augenblicklich flüchtete und stürzte besorgt zu Blaise, um nach seinen Wunden zu sehen. Er lächelte sie müde und erschöpft an, als sie auf ihn zukam. „Lestrange“, zum ersten Mal ertönte Riddles Stimme im Kellergang. Seine drohende, eiskalte Stimme ließ einen kalten Schauer Hermines Rücken herunterfahren. Sie tippte schnell mit ihrem Zauberstab gegen Blaises Wunden, damit sie sich wenigstens schlossen und er nicht weiter Blut verlor bevor sie sich wieder zu Lestrange und Riddle umwandte. „Aber … aber …“, stotterte der sonst so selbstsichere Lestrange. „Tritt beiseite“, befahl Riddle. „Lass es mich beenden.“ Lestrange warf Hermine und Blaise einen schnellen Blick zu. In seinen Augen lag Unsicherheit, Angst, aber auch Wärme. Er hatte sie in diesen Monaten in sein Herz geschlossen. „Aber sie sind meine Freunde“, entgegnete er mit brüchiger Stimme. „Sie sind Lügner. Sie haben dich belogen, Lestrange. Sie haben uns alle belogen. Sie wollen nicht nur mich, sondern uns alle tot sehen.“ Lestrange trat unsicher von einem Bein auf das andere. Hermine wollte etwas sagen, ihm irgendwie erklären, dass es sie im Herzen berührte hatte, dass Lestrange für sie eingetreten war. Dass sie ihn nicht hatte belügen wollen. Dass sie ihn auch in ihr Herz geschlossen hatte. Doch nicht ein Wort kam über ihre Lippen. Stattdessen war es Blaise, der auf Lestrange zu trat, ihm eine Hand auf die Schulter legte, um ihn dann bestimmt zur Seite zu schieben. „Ich bin dein Gegner, Riddle. Lass es uns zu Ende bringen.“ „Nein“, flüsterte Hermine tränenerstickt und nahm ihren Platz neben Blaise ein. „Zusammen.“ Ein schneller Tausch von vertrauten Blicken. Dann die nächste Runde. Angriff. Abwehr. Gegenangriff. In Deckung gehen. Angriff. Zwei Flüche, die sich in der Luft trafen. Funken, die nieder regneten und ihnen die Sicht nahm. Wieder ein Fluch, der sein Ziel verfehlte. Eine Explosion. Schutt und Asche, die durch die Luft wirbelten. Todesser, die wieder das Bewusstsein erlangten und sich in den Kampf einmischte. Lestrange, der in einer Zwickmühle steckte und nicht wusste auf wessen Seite er noch stand. Und dazwischen immer wieder das Lachen von Zephir, das den Gang ausfüllte und der sie immer wieder antrieb es doch endlich zu beenden. Hermine hörte wie Sophie stöhnte. Sie war als einzige nicht in dem großen Gewusel verstrickt, das sich in der Enge des Kellerganges gebildet hatte, sondern versuchte sich immer noch alleine gegen Alrisha und Nashira zu Wehr zu setzen. Die ehemalige Gryffindor wäre ihrer Freundin gerne zu Hilfe geeilt, doch mehr als einen schnellen Blick zu ihr hinüber konnte sie nicht entbehren. Sie fühlte sich schlecht, weil sie die fröhliche Ravenclaw mit in ihren Schlamassel gezogen hatte und zeitgleich war Hermine froh, dass sie so eine gute Freundin hier in der Vergangenheit gefunden. Wieder verfehlte ein Fluch sie nur knapp. Mehr Staub wirbelte auf, als der Fluch in der Wand einschlug. Der Kellergang war nur noch Schutt und Asche. Die Luft war vom ganzen Staub trüb. Nur die Blitze der Zauber und Flüche erhellten den Gang in ihren zahlreichen Farben. Unvermittelt stolperte Sophie vor Hermines Füße, als sie scheinbar einem Körperklammerfluch von Nashira ausweichen wollte. Sofort warf Hermine ein Schutzschild vor ihre Freundin, damit sie nicht von einem der umher fliegenden Flüche getroffen wurde. Riddle war gerade für einen Augenblick mit Blaise beschäftigt und auch wenn Hermine ihn nicht alleine lassen wollte, brauchte Sophie sie jetzt auch. Sie drehte sich zu den Yaxley-Schwestern um, um sich erneut in ein Duell mit den zwei Slytherins zu verstricken. Sophie kam wieder auf die Füße und eilte Hermine zu Hilfe. Zu zweit wurden sie schnell Herr der Lage, da weder Nashira noch Alrisha besonders gute Duellantinnen waren, wie Hermine vor wenigen Stunden hatte bereits feststellen können. Sie streckten beide mit Ganzkörperflüchen nieder, die ihnen die beiden zumindest zeitweise vom Hals halten sollte. Hermine sah den verbitterten und wütenden Blick, den ihr Nashira zuwarf, die schon wieder von ihr niedergestreckt worden war. Doch mehr als ein müdes und fast entschuldigendes Lächeln brachte Hermine nicht zustande bevor sie gemeinsam mit Sophie Blaise gegen Riddle und den gerade stehenden Todessern zu Hilfe kamen. Zephir lachte noch immer wie wahnsinnig. Wäre Hermine nicht so beschäftigt damit am Leben zu bleiben, hätte sie im längst schon das Grinsen vom Gesicht gewischt. Wie damals als sie Draco Malfoy eine verpasst hatte. Das hatte sich gut angefühlt. Doch sie konnte gerade nichts gegen den widerlichen Ravenclaw unternehmen. Er musste nichts tun und konnte sich einfach zurücklehnen, da Riddle gerade kein Interesse an seinem Erzrivalen hatte, sondern seine ganze Wut und Hass auf sie gelenkt hatte. Die Todesser folgte ihren Anführer und hinterfragte nicht, warum sie ihre ehemaligen Kameraden angriffen. Schließlich waren Hermine und Blaise nur die Neuen, die dazu gekommen war, die gar nicht hierher gehörten. Ob sie nun aus Frankreich oder aus der Zukunft waren spielte dabei keine Rolle. Lestrange war der einzige, der sich aus dem Kampf zurückgezogen hatte und wie Zephir zu ihnen herübersah, fassungslos darüber, was sich vor seinen Augen abspielte und unsicher was er selbst tun sollte. Zephir dagegen wusste genau was sie alle tun sollten. „Wo bleibt die Show? Komm Calice, töte Riddle wie du es versprochen hast. Oder soll das lieber dein liebes Bruderherz übernehmen? Der hat doch schon Erfahrung damit jemand zu töten.“ Blaise biss sich auf die Lippen und wollte sich wütend zu Zephir umdrehen, doch ihm stellten sich Mulciber und Rockwood in den Weg. Inzwischen waren von den ausgeknockten Todessern fast alle wieder am Bewusstsein, sodass es nun drei gegen fünf stand. Sie konnte von Glück reden, dass Lestrange daneben stand, denn Riddle war selbst so stark wie drei Gegner. Auch Zephir mischte nicht mit, aber das lag nur daran, weil er sich nicht die Hände schmutzig machen wollte. Er wollte, dass sie seinen Rivalen für ihn auslöschte. Damit würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Riddle wäre er los und Hermine wäre als seine Mörderin auch kein Hindernis in seinem Weg mehr. Die Wende kam so überraschend, dass für einen Augenblick alle innehielten, verwundert darüber, was gerade geschehen war und der Staub die Zeit fand zu Boden zu rieseln. Zephirs Lachen stoppte und ein lautes „Was soll das?!“ entfuhr ihm stattdessen. Alle drehten sich zu ihm um. Die letzten Flüche prallten an den Wänden ab und verpufften. Riddles Gesicht verzog sich zu einem kleinen Lächeln als er sah, was seinem Rivalen zu schaffen machte. Eileen hatte sich gegen ihn gewandt und ihm hinterrücks einen Körperklammerfluch verpasst. Was diesen Meinungsumschwung bei ihr bewirkt hatte, konnte Hermine nur erraten. Sie hatte vielleicht erkannt, dass Zephir mit ihnen allen nur ein Spiel spielte. Dass er Hermine und Blaise benutzten wollte, um Riddle aus dem Weg zu schaffen. Dass er Eileens Eifersucht dazu ausgenutzt hatte, damit sie zu Riddle eilte, um ihn hier in die Falle zu locken. Vielleicht war sie auch nur so verrückt wie Zephir und hatte schlichtweg den Verstand verloren. „Jetzt spuckt er wohl keine großen Töne mehr, der hochgeborene Herr mit der würdenvollen Abstammung“, höhnte Riddle. Die Todesser lachten. Die Genugtuung seinen Rivalen wehrlos und erniedrigt zu sehen, schien Riddle für den Augenblick von Hermine, Blaise und Sophie abzulenken. Sie sahen alle drei völlig abgekämpft aus, waren von oben bis unten von Staub bedeckt und hatte über den ganzen Körper kleinere bis größere Blessuren bis jetzt davon getragen. „Woher der Sinneswechsel, Prince?! Hast du endlich erkannt, dass Zephir Abschaum ist?“ Riddle trat näher heran an Eileen, die ihm ihren Zauberstab ins Gesicht hielt. „Du solltest mal in den Spiegel schauen. Du bist selber Abschaum!“, fauchte sie zurück. „Ihr seid alle widerwärtige, abscheuliche Aufschneider. Ihr verdient es alle zu krepieren.“ Riddle lachte leise auf. „Du solltest dich selber besser dazu zählen. Niemand mag Feiglinge und Verräter, die einen hinterrücks niederstechen. Das ist verabscheuenswürdig“ Mit diesen kalten Worten flogen seinen Augen von Eileen zu Hermine herüber, die unter seinem frostigen Blick am liebsten im Boden versunken wäre. Sie biss sich auf die Lippe. Seine Augen fixierten sie. Der Gewittersturm schien fürs erste verebbt zu sein. Stattdessen fragte sein Blick stumm nach dem Warum. Hermine wollte schreien, weil er ein Monster sei. Weil er Schuld an all den Toten in ihrem Leben sein würde. Weil er Muggel, wie ihre Eltern und sie selbst waren, töten würde. Weil er den Basilisken auf Myrthe losgelassen hatte. Weil er seinen Vater und seine Großeltern aus Rache getötet hatte. Es gab so viele verdammt gute Gründe, warum sie ihm in den Rücken gefallen war. Warum sie ihn belogen hatte und mit seinen Gefühlen gespielt hatte. Doch nichts davon kam über ihre Lippen. Sie erwiderte nur seinen Blick ohne ihm auszuweichen. Sie war wer sie war. Sie hatte getan was sie für richtig gehalten hatte. Sie war bereit dafür einzustehen. Riddle erwiderte ihren Blick mit der gleichen Intensität und für einen Augenblick schien die Welt still zu stehen. Ihre Augen sprachen miteinander und erzählten sich in dieser Sekunde mehr als sie je miteinander gesprochen hatte. Dann endete der Moment als Eileen mit einem kurzen Keuchen zu Boden ging. Zephir hatte den Körperklammerfluch abgeschüttelt und seine Angreiferin kurz und schmerzlos außer Gefecht gesetzt. „Ich will ja euren herzallerliebsten Moment, wo ihr euch tief in die Augen seht und euch gleich in die Arme fallt nicht unterbrechen, aber scheinbar muss man alles hier selbst machen:“ Der erste Todesfluch flog nur knapp an Riddle vorbei und riss ein noch größeres Loch in die Wand als alle Flüche, die davor darauf abgeprallt waren. Die Stille, die danach eintrat, war gespenstisch. Bis hierhin war es nur ein Duell zwischen verfeindeten Parteien gewesen. Man hatte vom Töten gesprochen. Aber keiner hatte einen Todesfluch ausgesprochen. Keiner hatte damit gerechnet, dass es in diesem Duell wirklich Tote geben würde. Plötzlich war der unverzeihliche Fluch, der schrecklichste der drei, ausgesprochen. Der grüne Blitz hatte sein Opfer zwar verfehlt, aber jeder in diesem kleinen, engen Kellergang wusste, dass es noch nicht vorbei war. Das hier war jetzt ein Kampf auf Leben und Tod. Riddles Blick hatte sich innerhalb von Millisekunden völlig verdüstert. Er scheuchte die Todesser, die immer noch schockiert dreinblickten, zur Seite. Sophie hatte die Hände vor dem Mund geschlagen. Blaise hatte Lestrange beiseite gezogen, um nicht in das Kreuzfeuer zu geraten. Hermine hatte das Gefühl als hätte ihr Magen sich plötzlich verdreht. Sie sah sich zurückversetzt in die Schlacht von Hogwarts. Der grüne Blitz löste Horrorvorstellungen in ihr aus. Riddle feuerte zurück mit dem Crutiatus-Fluch, doch er konnte nicht mehr verbergen wie sehr er Zephirs Tod sehen wollte. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis Riddle selbst den Todesfluch aussprach. Zephir lachte kurz auf. Auch ihm war das Vergnügen und die Genugtuung anzusehen, die ihm dieses tödliche Duell bereitete. Wieder schoss ein grüner Blitz aus seinem Zauberstab hervor. Wieder verfehlte der Fluch Riddle nur um Zentimeter. Alle waren zurückgewichen in der Angst selbst von einem Todesfluch getroffen zu werden. Wie versteinert starrte Hermine auf das Duell vor ihr. Neben ihrem Magen begann sich auch ihr Herz zusammen zu ziehen. Sorge stieg in ihr auf. Sie wollte das nicht mit ansehen. Es sollte aufhören. Grauen überkam sie, ließ sie erzittern. Noch ein grüner Blitz. Wieder und wieder das Bild von Ron, der getroffen wurde und einfach in sich zusammenfiel. Sie wollte schreien, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Alles was sie nur noch wollte, war das es aufhörte. Der einzige Gedanke, der ihr wie ein Mantra durch den Kopf rannte, war: Lass es aufhören. Nicht auch noch Riddle. Lass es aufhören! Hermine konnte sich selbst nicht erklären, warum sich ihre Füße plötzlich bewegten und warum sie sich zwischen den beiden Duellanten wieder fand. Ihr Herz hatte eine Entscheidung getroffen, die im Kopf noch nicht angekommen war. Das hier war wie in ihrem Traum. Es sollte alles am Ende so kommen. Es fühlte sich irgendwie richtig an Riddle den Rücken zu zudrehen und mit erhobenem Zauberstab Zephir entgegenzutreten. „HERMINE!“, schrieen Blaise und Sophie gleichzeitig auf. „Tritt beiseite, dummes Mädchen.“ „Nein“, entgegnete Hermine mit fester Stimme. „Hermine“, konnte sie hinter sich eine leise Stimme hören, die fast flehend klang. Es versetzte ihr ein Stich ins Herzen. Zephir erhob seinen Zauberstab und mit einem Knall schoss der grüne Blitz auf sie zu. Hermine versuchte nicht einmal sich zu verteidigen. Wenn sie für Riddle starb, wenn sie für ihn aus Liebe starb, vielleicht würde das ihn ändern. Vielleicht gab das den Ausschlag. Das grüne Licht raste auf sie zu. Gleich wäre es vorbei. Dann explodierte die Welt um sie herum. Sie wurde auf den Boden geschleudert. Blind von dem ganzen aufgewirbelten Staub und hustend versuchte Hermine wieder auf die Füße zu kommen. Sie war aus irgendeinem Grund noch am Leben. Dafür war vor ihr ein gigantisches Loch im Fußboden. Riddle trat auf sie zu und zog sie hoch direkt in seine Arme. Hermine wurde die Sicht durch seinen Umhang geraubt und sie atmete seinen wunderbaren Geruch ein. „AVADA KEDAVRA!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)