Inner conflicts von ChiaraAyumi ================================================================================ Prolog: Bereavement ------------------- Samstag, Mai 2, 1998 2:04 A.M. Krieg ist das Schlimmste, was es auf Erden gibt. Er zerstört alles und macht keinen Unterschied zwischen Freund oder Feind. Er reißt Menschen aus ihrem unbekümmerten Leben. Es ist eine grausame und brutale Realität. Man wird all seiner Hoffnung beraubt. Man verliert durch den Krieg alles, was einem wichtig war. Selbst wenn der Krieg mit den besten Gründen gerechtfertigt ist, macht ihn das noch länger nicht leichter zu ertragen. Auch der Kampf gegen Lord Voldemort ist nichts weiter als ein grausamer Krieg. Er muss geführt werden, aber für die Freiheit und den Frieden müssen wir immer einen hohen Preis bezahlen. Es war ungewöhnlich still in Hogwarts. Die Schlacht war für eine Stunde verebbt. Überall kümmerte man sich um die Verletzten und schaffte die Toten in die große Halle. Hermine sah alles nur stumm an. Zusammen mit Ron und Harry hatte sie die Halle betreten. Harry war im Eingang stehen geblieben und sah hinüber zu den Toten, die in der Mitte der Halle lagen. Ihr Blick glitt auch zu ihnen hinüber. Die Familie Weasley hatte sich um Freds toten Körper versammelt. In Hermines Hals wuchs ein großer Kloß. Sie musste blinzeln, um nicht zu weinen. Sie folgte Ron zu seiner Familie und umarmte stumm Ginny, die geweint hatte. Es gab nichts, was man in diesem Augenblick sagen konnte und doch wusste Hermine, dass Ginny verstand, dass sie genauso um Fred und all die anderen trauerte. Gemeinsam gingen sie auf Fred zu. Hermine erschrak, als sie erkannte, dass daneben Lupin und Tonks lagen. Auch sie waren unter den Gefallenen. Der Kloß in ihrem Hals wuchs weiter und die Tränen schimmerten bereits in ihren Augen. Um nicht noch mehr von den Toten zu erkennen, blickte sie nur noch ganz stur auf Freds Leichnam. Es wirkte so, als würde er einfach nur hier schlafen. Sein letztes Lachen war immer noch auf seinem Gesicht, so als würde er sich im Traum über etwas amüsieren. Nun konnte Hermine ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie liefen ihr über das Gesicht. Ihr Herz schien sich vor Trauer zu zerreißen zu wollen. Der Schmerz in ihrer Brust war unerträglich. Ron legte den Arm um sie und zog sie an sich heran. Sie war dankbar dafür, dass sie nichts mehr sehen musste und drückte sich noch mehr an seine Brust. Ron hielt sie einfach in seinen Armen und sie fühlte sich für einen Augenblick in Sicherheit. Hier war sie geborgen. Hier konnte ihr nichts geschehen. Hermine verlor jedes Zeitgefühl, während sie um all die Toten weinte. Als sie sich von Ron löste, hätten schon Stunden vergangen sein können, aber doch wusste Hermine, dass dem nicht so wahr. Es waren in Wirklichkeit nur wenige Minuten gewesen. Ron strich ihr mit der Hand die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Komm lass uns Harry suchen gehen. Er ist sicher hoch in Dumbledores Büro gegangen, um sich Snapes Erinnerungen anzusehen. Er wird uns jetzt brauchen.“ Hermine sah Ron nachdenklich an und nickte. Es war ein seltsames Gefühl zu wissen, dass sich nun alles, wofür sie gekämpft hatten, dem Ende zuneigte. Aber Ron hatte Recht. Der Mensch, der sie jetzt am meisten brauchte, war ihr bester Freund Harry. Nur er konnte es zu Ende bringen und dafür sorgen, dass all diese Menschen nicht umsonst gestorben waren. „Lass uns gehen“, sagte sie mit zittriger, aber bestimmter Stimme. Seit sie die große Halle verlassen hatten, kam Hermine die Stille noch erdrückender und schwerer vor. Es war, als würde die Luft sich über sie legen und sie versuchen zu erdrücken. Egal wohin man sich wand, egal wohin man sah, war alles zerstört durch unzählige Flüche, die daneben gegangen waren. Die anderen hatten hier um ihr Leben gekämpft. Manche waren hier gestorben, andere hatten es überlebt. Es kam ihr falsch vor nicht mit gekämpft zu haben. Wenn sie doch nur die Horkruxe schon früher zerstört hätten, dann wäre es nie zu dieser Schlacht gekommen. Hermine wusste, dass es nichts brachte, sich vorzustellen, was hätte passieren können, wenn alles anders gelaufen wäre. Aber es tat gut sich selbst die Schuld daran zu geben. Dann hatte man das Gefühl, dass man etwas hätte unternehmen können. Dabei weiß man tief in sich drin aber längst, dass es eine Lüge ist und es so gekommen war, weil die anderen freiwillig in den Kampf gezogen waren und gewusst hatten, das ihr Leben auf dem Spiel stand. Es war nur einfacher alles zu ertragen, wenn man sich sagte, dass man es hätte verhindern können. Das man zugesehen hatte und nichts unternommen hatte, das machte einen richtig krank. „Alles in Ordnung mit dir? Du wirkst als wärst du völlig durch den Wind.“ Ron sah sie besorgt an. Hermine wusste, dass es jetzt nicht darum ging, wie sie sich fühlte. Dafür hatte sie nach dem Krieg hoffentlich noch genug Zeit. Jetzt zählte nur das Wohl aller und damit war der Erfolg ihrer Mission das Wichtigste, was es jetzt zu tun gab. „Es ist alles in Ordnung. Wir sollten uns beeilen bevor Harry irgendetwas Überstürztes tut.“ Ron ergriff ihre Hand und gemeinsam liefen sie im Laufschritt den düsteren Gang entlang. Hermine musste daran denken, wie oft sie schon nachts durch die Korridore geschlichen waren, verborgen unter dem Tarnumhang, wieder einmal dabei irgendwelche Regeln zu brechen. Jetzt war es allen egal, ob sie die Regeln brachen oder nicht. Hier ging es nur noch um Leben und Tod. Es kam so plötzlich, dass Hermine nicht wusste, wie ihr geschah. Ron hielt inne und sie stolperte nach vorne. Vor ihnen stand einer der Todesser, der sich nicht an die Stunde Schonzeit hielt. Ron zog seinen Zauberstab und trat vor sie. Hermine hatte sich bei dem Sturz das Knie aufgeschlagen, aber sie stand schnell wieder auf und holte ebenfalls ihren Zauberstab hervor. In der Dunkelheit konnte sie nicht erkennen, welcher Todesser es war, der die Spielregeln verletzte. Alles was sie erkannte war, dass er am rechten Arm verletzt war und blutete. Wahrscheinlich hatte ihn irgendwer geschockt und er war gerade erst wieder zu sich gekommen. Zumindest konnte das erklären, warum er von nichts wissen zu schien und warum sein Zauberstab direkt auf sie zeigte wie eine offen gelassene Drohung. „Avada Kedavra!“ Der Todesfluch war über die Lippen des Todessers gehuscht, als wären es die alltäglichsten Worte. Hermines Welt stand für einige Sekunden still. Sie wollte den Zauberstab heben und den Schildzauber aussprechen, doch es ging alles zu schnell. Nicht einmal ein Schrei kam ihr rechtzeitig über die Lippen. Der grüne Strahl traf Ron, der nach hinten kippte und sie unter sich begrub. Der Todesser sah, dass sie bewegungsunfähig war und kam auf sie zu. Hermine versuchte ihre Hand zu befreien, denn sie wollte nur noch eins diesen Mann töten, der es gewagt hatte ihr das Wichtigste, was in ihrem Leben gab, wegzunehmen. Er hatte Ron ermordet. Doch bevor sie sich befreien konnte, lenkte ein Geräusch vom Ende des Korridors den Todesser ab. Er blieb stehen und überlegte kurz, machte sich dann aber auf dem Weg in Richtung des Geräusches. Hermine gelang es Rons Körper von sich runter zuschieben. Sie blickte in seine leeren Augen. Ihre Welt war gerade auseinander gerissen worden. Doch das war völlig egal. Die Trauer und die Verzweiflung wurden von einem anderen Gefühl untergraben. Hermine wollte jetzt nur eins: Rache für den Tod des wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Hermine warf einen letzten Blick auf Ron bevor sie nach ihrem Zauberstab griff und dem Todesser folgte. Sie wusste, was am anderen Ende des Korridors war. Dort lag Dumbledores Büro. Harry war dort und sah sich Snapes Erinnerungen an. Er war völlig wehrlos, während er im Denkarium war. Sie konnte nicht noch jemand verlieren. Sie musste Harry retten und ihre Rache ausüben. Ihre Schritte wurden schneller. In ihrem Kopf herrschte eine ungewohnte Leere. Es gab nur noch sie, ihren Zauberstab und diesen Todesser. Der Durst nach Rache hatte alles andere fortgewischt. Der steinerne Wasserspeier war beiseite gestoßen worden und stand schief. Die noch halbverdeckte Öffnung hinter ihm zeigte die Wendeltreppe, die nach oben zum Büro des Schulleiters führte. Es war nichts von oben zu hören, aber Hermine war sich sicher, dass der Todesser nur nach hier oben hätte gehen können. Also stieg sie über den Wasserspeier auf die Wendeltreppe, die sich langsam aufwärts bewegte. Für Hermine war es zu langsam. Doch dann war sie oben angekommen. Die Tür zu Dumbledores Büro war nur angelehnt und Hermine stieß sie ganz auf. Den Zauberstab bereithaltend betrat sie den Raum, darauf gefasst angegriffen zu werden, doch es geschah nichts, als sie den Raum betrat. Hermine drehte sich um sich selbst und suchte jeden Winkel ab, aber es war niemand in dem Büro. Der kreisrunde Raum lag völlig verlassen da. Die Porträts, der Schulleiter, waren leer. Fawkes war auch nicht mehr hier und saß auf seiner Stange. Die Oberfläche des Denkariums schlug keine Wellen und es gab Anzeichen, das es gerade benutzt worden war. Es war einfach niemand hier. Hermine ließ ihre Zauberstab sinken und fühlte sich von der Stille und der Leere völlig überrumpelt. Ohne recht zu wissen, was sie jetzt tun sollte, ging sie auf das Denkarium zu. In dem Schrank, indem es stand, waren viele Fläschchen mit einer silbernen Flüssigkeit. So viele Erinnerungen. Dann fiel ihr Blick auf ein leeres Fläschchen. Harry war doch hier gewesen und hatte sich die Erinnerungen von Snape angesehen. Aber wohin war er danach gegangen? Während Hermine grübelte und wieder Richtung Tür ging, um das Büro wieder zu verlassen, fiel das Fläschchen hinunter und zerberste in tausende Scherben. Hermine dachte nicht einmal nach, sondern drehte sich einfach nur und schoss ein Schockzauber in Richtung des Schrankes ab. Dann wurde alles in ein gleißend helles Licht getaucht. Auf den gleißenden Lichtblitz folgte ein Moment der völligen Finsternis und Hermine fragte sich, was nun geschehen war. Sie hatte keinen Zauber kommen gesehen. Dann war alles wieder normal. Hermine befand sich immer noch in Dumbledores Büro. Nur stand dort, wo eben noch der Schrank mit dem Denkarium gestanden hatte, ein Regal. Verwirrt blickte sie sich um. Hatte sie sich etwa gerade durch diesen seltsamen Zauber gedreht? Doch als sie sich umsah, fielen ihr noch mehr Details auf, die nicht stimmten. Erstens war es draußen hell und nicht mehr dunkel wie noch vor wenigen Sekunden. Zweitens war der Platz, an dem Dumbledores Porträt hätte hängen sollen, leer. Drittens war alles ordentlich aufgeräumt, was deswegen so ungewöhnlich war, da der Raum wenige Sekunden zuvor nicht aufgeräumt gewesen war. Es war nichts mehr wie es war und Hermine fragte sich, was geschehen war. „Was machen sie da?“, fragte plötzlich hinter ihr eine schwache, aber bestimmte Stimme. Hermine drehte sich überrascht und mit dem Zauberstab im Anschlag um. Hinter ihr stand weder ein Todesser noch einer der Lehrer, die sie kannte. Es war alter Mann, der gebrechlich aussah, ihr aber dennoch einen bösen Blick zuwarf. Sein Kopf war fast kahl und er hatte nur noch wenige weiße Haarsträhnen auf seinem Schädel. Hermine erkannte ihn, obwohl sie ihm noch nie begegnet war. Vor ihr stand Professor Dippet, der Schulleiter, der vor Dumbledore diesen Posten innehatte. Tief in ihr drin begann sich ein Gedanke zu bilden, der so ungeheuerlich war, dass er nicht wahr sein konnte, denn das würde bedeuten, dass sie gerade eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht hatte. „Können sie nicht sprechen?“, schnauzte Dippet nun, „ich will wissen, was sie hier machen!“ ~Prolog Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)