Inner conflicts von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 6: Armament ------------------- Samstag, September 16, 1944 8:21 A.M. Blaise schlug unvermittelt das Buch, das er gerade noch aufmerksam studierte hatte, mit einem lauten Knall zu. Seine dunklen Augen fixierten Hermine, die sich nichts anmerken ließ. „Er hat was? Warum musstest du ihn auch gleich noch mal beleidigen?“ Sie verdrehte die Augen und legte ihr Buch beiseite. Sie hätte es ihm nicht erzählen sollen. „Ich hab ihm nur die Wahrheit ins Gesicht gesagt. Nichts weiter. Und vor allem hab ich mich bei ihm entschuldigt. Er hat einfach eingeschnappt reagiert.“ Blaise schnaubte ärgerlich und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du tust auch nie was man dir sagt. Jetzt wird er dich ganz sicher nicht mehr in seine Nähe lassen. Willst du ihn jetzt im Schlaf ermorden oder wie lautet dein neuer Plan?“ Als ob sie überhaupt einen Plan hatte. Ihr war eigentlich egal wie, solange das Ergebnis lautet, dass ein Mörder weniger frei herumlief. „Noch ist der ursprüngliche Plan nicht verloren. Dann konkurrierst du mit ihm und ziehst so sein Interesse auf dich. Es müsste dir als Miss Neunmalklug wohl nicht schwer fallen ihm eins auszuwischen. Dazu gehst du mit Zephir zum Ball und schon kann er dich gar nicht übersehen.“ Hermine war fassungslos. Warum schien es immer alles darauf hinauszulaufen, dass sie mit Riddle intim wurde statt ihn einfach erwürgen zu können? Eine Frage, die ihr wohl keiner beantworten konnte. Ergeben seufzte die neue Ravenclaw und widmete sich wieder ihrem Buch über die Möglichkeit von Zeitreisen. Seit einer Stunde saß sie bereits mit Blaise im Raum der Wünsche und studierte ein Buch nach dem anderen, was ihr der Raum der Wünsche anbot. Und die angeblichen Geschwister fanden einfach nichts, was sie nach Hause brachte. Fast alle Bücher waren kurz nach dem Erscheinen verboten worden und handelten nur von merkwürdigen Methoden, die nicht gerade ungefährlich klangen. Auch Blaise hatte wieder nach seinem Buch gegriffen und las mit gerunzelter Stirn weiter. Das Schweigen breitete sich wie selbstverständlich über sie aus. Was sollte sie sich auch schon groß sagen? Es gab nur die zwei Themen Riddle und Heimkehr. Hermine versuchte sich wieder auf die winzige Schrift in diesem Buch aus dem 16. Jahrhundert zu konzentrieren, doch ihr Kopf war nicht ganz da, wo er sein sollte. Warum hatte Riddle sie nur verurteilt? Okay, sie hatte sich nicht gerade freundlich benommen und dennoch war sie geschockt, dass er ihr einfach keine Chance gab. Jeder normale Mensch hätte ihr höchstwahrscheinlich verziehen. Warum nicht Riddle? Was hatte er nur erlebt, dass er so geworden war? Oder war er wirklich so geboren worden? Seufzend zwang sie sich weiter zu lesen. Über so etwas sollte sie nicht anfangen zu grübeln. Riddle war Voldemort und damit ein Monster und Mörder. Nur so sollte sie ihn sehen. Nur mit diesem Bild und den Bilder der Toten konnte sie sich überwinden ihn zu töten. Aber für einen kurzen Augenblick tanzte ihr wieder das Bild von gestern durch den Kopf, als er normal gewirkt hatte, auch wenn es nur Fassade gewesen war. Hatte Riddle sich nie gewünscht dazu zu gehören? Freunde zu haben? Es war einfach unvorstellbar, dass er diesen Wunsch nicht hegte. Jeder Mensch brauchte Freunde. Selbst wenn es sich dieser Mensch nicht bewusst war. Riddle musste diesen Wunsch tief in sein Inneres zurückgedrängt haben und es völlig vergessen habe. Er konnte einem ja wirklich beinahe Leid tun. Doch soweit kam es noch! Hermine würde niemals Mitleid mit dieser Kreatur empfinden. Niemals. Die Braunhaarige schnaubte laut und fing sich einen scharfen Blick von Blaise ein, der wohl endgültig dachte, dass bei ihr nicht alle Tassen im Schrank waren. Sie widmete sich wieder mit Vergnügen ihrem Buch, während sie in Gedanken auf alle möglichen Arten und Weise Riddle umbrachte. „Hey Calice, warte doch mal kurz.“ Eileen Prince eilte nach dem Zaubertränkeunterricht hinter Hermine her. Überrascht darüber, was Eileen wohl wollte, blieb sie stehen und wartete. „Danke, dass du gewartet hast. Ich wollte dir nur sagen, dass ich gehört habe, dass du Riddle in der Bibliothek runter gemacht hast. Das finde ich echt bewundernswert. Der Typ hat es echt verdient, dass ihm jemand mal die Meinung geigt. Wirklich echt klasse!“ Verdutzt sah Hermine sie an bevor sie sich daran erinnerte, dass das sicher nicht zu der Sorte Gesichtsausdrücke gehörte, die sie in der Öffentlichkeit zeigen sollte, um ihre Rolle gut zu spielen. Also setzte sie ein fieses Lächeln auf und sagte verächtlich. „Das hat er auch völlig verdient. Als ob er etwas Besseres wäre.“ Eileen nickte zustimmend und schüttelte sich ihre langen schwarzen Haare aus dem Gesicht. Sie sah atemberaubend gut aus und Hermine musste daran denken, dass Snape wohl traurigerweise nach seinem Vater vom Aussehen kam. Hermine setzte hinzu. „Er fürchtete mich sogar so sehr, dass er mich aus dem Ballkomitee rausekeln will und mich von den Treffen fernhalten will.“ Eileen schüttelte nur den Kopf. „Zephir und ich halten dich auf dem Laufenden. Das wird ihm nicht gelingen. Er hat sich ja sowieso nicht wirklich dafür interessiert.“ „Er ist nur auf sich selbst fixiert und andere sind ihm völlig egal. Hätte ich ihn nicht so angegriffen, wäre er sicher nie bei den Treffen aufgetaucht, weil er sich viel zu fein dafür ist.“ „Du bist wirklich die Erste, die Riddle ebenbürtig ist und das passt ihm sicher nicht.“ Eileen kicherte und deutete auf Riddle, der ihnen entgegenkam. „Sieh nur seinen mürrischen Gesichtsausdruck. Er sieht wirklich verdammt gut aus, aber der Gesichtsausdruck macht alles kaputt. Zephir ist eindeutig der Schönling von beiden.“ „Mit Riddle würde ich auch niemals freiwillig ausgehen. Er ist einfach scheußlich. Kein Mädchen ist es wert, dass sie sich mit ihm abgeben sollte.“ Riddle verzog kurz das Gesicht, als er an ihnen vorbeiging und Hermine war sicher, dass er ihre Worte gehört hatte. Sollte er doch wissen, dass sie niemals freiwillig irgendetwas mit ihm zu tun haben wollte. Sie hasste ihn und das sollte er deutlich zu spüren kommen. „Du hast es wirklich faustdick hinter den Ohren. Aber besser er weiß gleich auf welcher Seite du stehst. Nur sind nicht alle Mädchen der gleichen Meinung. Er hat einen richtigen Fanclub.“ Hermine verdrehte die Augen. Warum gab es immer Mädchen, die so oberflächlich waren und ausgerechnet einem Typen wie Riddle hinterherliefen? Unverständlich. „Die werden auch noch erkennen, welch ein Idiot er ist.“ Eileen ließ sich neben Zephir an dem Ravenclawtisch nieder, während Hermine sich zwischen Blaise und Sophie setzten, die bereits mit dem Mittagessen angefangen hatten. „Wer ist ein Idiot?“, fragte Zephir sofort neugierig. „Riddle, wer sonst? Er muss anfangen sich zu fürchten. Hermine ist eine ernst zunehmende Gegnerin!“ Hermine wünschte sich, dass es so wäre. Heute morgen hatte sie mit Riddle zusammen Verteidigung gegen die dunklen Künste gehabt und als er begriffen hatte, dass sie wirklich klug war, dafür gesorgt, dass nur noch er dran genommen wurde. Davor hatte ihn der Unterricht nicht mal interessiert und er hatte nur hin und wieder sich zu Wort gemeldet. Vielleicht war seine rege Beteiligung ein Zeichen dafür, dass er sie ernst nahm, aber sie hatte trotzdem die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass er innerlich über sie gelacht hatte, weil sie es nötig hatte sich ihm gegenüber so zu beweisen. So als müsste er nicht mit ihr konkurrieren, da er sowieso besser war dank seinem megatollen Lehrerbonus und es nur tat um sie so darzustellen, als wäre sie verzweifelt bemüht sich mit ihm zu messen. Wie sehr sie ihn doch hasste. „Mach dir nicht die Finger an ihm schmutzig. Der verdient es nicht mal, dass du überhaupt mit ihm redest. Dafür bist du viel zu gut für ihn.“ Zephir lächelte ihr charmant zu und Hermines Herz machte einen Satz. Verdammt, war der süß. Kein Wunder, dass alle Mädchen in seinem Umkreis dahin schmolzen. Sie setzte ein süffisantes Lächeln auf. „Ich werde kein Wort mehr mit ihm reden und ihm keinen müden Blick zuwerfen bis er bettelnd bei mir ankommt.“ Und danach würde sie ihn eiskalt umbringen, doch das sagte sie nicht laut. „Du wirst besser. Und er hat hoffentlich jedes einzelnes Wort gehört.“ Blaise warf ihr einen beinah anerkennenden Blick zu und wand sich zurück an seine Hausaufgaben. Sophie war gerade ein Buch aus dem Mädchenschlafsaal holen gegangen und Zephir war mit Eileen noch beim Abendessen, so dass die Geschwister einen ungestörten Augenblick für sich hatten, um ihre Pläne zu besprechen. „Das will ich doch annehmen.“ Hermine lächelte böse und wand sich wieder ihren Aufgaben zu. Sie hoffte, dass ihn jedes Wort wie ein Messer durchbohrt hatte und ihn tief verletzt hatte. „Dann werde ich deinen Ruf weiter ausbauen, damit du ihm auch seine Anhänger stiehlst. Ich hatte heute schon ein nettes Gespräch mit Castor Lestrange. Er schien an unseren schwarzmagischen Herkunft sehr interessiert zu sein. Ich wette er erzählt es seinen Slytherinfreunden.“ Blaise grinste selbstzufrieden. Hermine nickte gedankenverloren. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass sie einmal darum bemüht sein würde sich mit Slytherins anzufreunden. Nichts von alldem hätte sie bis vor ein paar Wochen für möglich gehalten. Es konnte auch kaum sein, dass sie sich überhaupt nicht auf ihre Hausaufgaben konzentrieren konnte. Normalerweise versank sie völlig darin, aber hier gelang es ihr gar nicht. Sie brauchte eine gefühlte Ewigkeit für die Aufgaben. Selbst Blaise, der sich anfangs gegen die Hausaufgaben gewehrt hatte, da er es nicht eingesehen hatte, schien schneller voranzukommen. Sophie kehrte fröhlich hüpfend zurück und sah neidisch auf die Pergamentrollen, die Blaise und Hermine bereits beschrieben hatte. Vorsichtig beugte sich die Schwarzhaarige zu Hermine hinüber und flüsterte ihr ins Ohr. „Du sollst rauskommen. Zephir will mit dir reden. Ich hoffe du hast dir deine Antwort überlegt.“ Kichernd wand sie sich zurück zu ihren Aufgaben und Hermine zwang sich aufzustehen. Die Braunhaarige hatte keine Antwort, denn ihr Herz trauerte immer noch um den einen, den sie liebte und der nicht mehr bei ihr war. Alles was ihr blieb war eine Antwort, die ihr vorgegeben worden war, um ihren Plan zu verwirklichen. Um den zurückzuholen, den sie liebte. Blaise sah ihr hinterher und setzte einen fragenden Blick auf, doch Hermine schüttelte den Kopf. Sie konnte ihm auch später noch seine Fragen beantworten. Zephir stand ein Stückchen abseits im Flur und sah hinaus. Er wirkte völlig gedankenverloren und schien nichts wahrzunehmen. Hermine kam es so grausam vor ihn zu benutzen, um ihn später wieder fallen zu lassen. Sie war nicht diese Art von Mensch, aber sie musste es werden. „Du wolltest mit mir reden.“ Zephir schreckte kurz zusammen und drehte sich dann lächelnd zu ihr um. Plötzlich hoffte sie, dass Sophie sich irrte und er nichts für sie übrig hatte. Dass er sie einfach nur unterstützen wollte seinen Erzfeind platt zu machen und nicht nach dem Halloweenball fragen wollte. „Ja ich wollte dich etwas fragen. Ich hoffe es macht dir nichts aus und ich belästige dich nicht, denn wir kennen uns schließlich erst seit kurzem. Würdest du mit mir zum Halloweenball gehen?“ Und dann war es raus und Hermine atmete tief ein. Zephir war so ein liebenswürdiger Junge. Jedes Mädchen würde sich geehrt fühlen, doch sie dachte nur an Ron. Doch sie zwang sich zu lächeln und verlegen die Augen niederzuschlagen. „Ja, ich würde gerne mit dir zum Ball gehen.“ Hermine hoffte, dass er ihr all das Ganze abkaufte und nicht merkte, wie schlecht sie sich fühlte, als sie ihm etwas vormachte. Doch er lächelte breit. „Super. Ich hätte schon gedacht du sagst nein. Dann hätte ich mit Eileen gehen müssen. Sie ist zwar ganz nett, aber nicht ganz mein Typ.“ „Ach nicht? Ihr seht zusammen wirklich toll aus.“ Hermine lächelte schüchtern und hasste sich dafür, dass sie nichts davon wusste, wie man mit einem Jungen flirtete. Sie war immerzu um Harry besorgt gewesen und hatte sich nie besonders nach anderen Jungs umgeguckt. Ihr fehlte die Erfahrung wie Blaise sie hatte. Zephir schien wirklich verliebt in sie zu sein oder sie hatte doch mehr drauf, als sie ahnte. Er lächelte selig wie ein glückliches Kind, dem man seinen größten Wunsch erfüllt hatte. „Wir werden das schönste Paar auf dem Halloweenball sein und jeder wird neidisch auf uns sein.“ Daran glaubte Hermine nicht, doch sie hoffte, dass ein Einziger sie bemerkte, auch wenn sich alles in ihr sträubte nur daran zu denken, wie es sein würde Riddle den Kopf zu verdrehen. Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen, so kam es Hermine vor. Wieder war eine Woche verstrichen seit sie Zephir zugesagt hatte und sie seitdem jeden Tag das ungute Gefühl in ihr versuchte zu ertränken, wenn sie fröhlich mit Zephir plauderte und Sophie jede Einzelheit später erzählen musste. Es kam ihr so falsch vor diese Welt. Völlig falsch. Sie hatte nichts hier verloren. Sie spielte mit Personen als wären es Schachfiguren, die sie beliebig einsetzen konnte. Solch ein Mensch war sie nicht. Das Ganze machte sie einfach krank, aber sie war bereit diesen Preis zu bezahlen, wenn sie damit verhindern konnte, was passieren würde. „Miss Calice könnten sie bitte wiederholen, was ich gerade über die richtige Farbe des Tranks der lebenden Toten gesagt habe?“ Professor Slughorn sah zu Hermine rüber, die ihm nicht zugehört hatte, aber glücklicherweise den Trank schon mal in der sechsten Klasse bei ihm gebraut hat. „Zu Beginn steigt ein bläulicher Dampf auf, im mittleren Stadium nimmt es einen brombeerähnlichen Farbton an, nach der Zugabe des Schlafbohnen-Safts und der Baldrianwurzel, hellt es sich auf und wird fliederfarben. Durch vorsichtiges Rühren gegen den Uhrzeigersinn wandelt sich die Farbe des Trankes von Dunkelviolett über Flieder nach Rosa bis er am Ende klar wie Wasser wird.“ „Eine sehr ausführliche Antwort, Miss Calice. 10 Punkte für Ravenclaw. Dann könnt ihr mit der Zubereitung dieses Tranks beginnen.“ Slughorn wand sich ab und setzte sich an seinen Tisch. Die Schüler stürmten nach vorne und holten sich die Zutaten. Hermine hatte es nicht so eilig. Sie dachte zurück an die erste Stunde Zaubertränke in ihrem sechsten Schuljahr, als Harry das Zaubertränkebuch vom Halbblutprinz erhalten hatte. Er hatte sie in Zaubertränke geschlagen und sie hatte sich geärgert, dass ausgerechnet er das Fläschchen Felix Felicis erhalten hatte. Warum schien nur alles sie daran zu erinnern? Hermine warf einen bösen Blick zu Riddle, der bereits an seinen Platz zurückgekehrt war und dabei war die Affodillwurzel klein zu hacken. Er war Slughorns kleiner Liebling. Slughorn würde ihm Informationen über die Hokruxe geben. Das durfte nicht geschehen. Sie würde es zu verhindern wissen. Hermine bereitete ihren Trank vor und erinnerte sich an die Anweisungen, die der Halbblutprinz aufgeschrieben hatte und die sie damals nicht befolgen wollte. Doch sie wusste es jetzt besser und sie brauchte Slughorns Aufmerksamkeit, der noch nicht auf die Idee gekommen war Blaise oder sie zu seinen Slug-Clubtreffen eingeladen hatte. Das würde sie jetzt ändern. Als sie umrührte, rührte sie siebenmal gegen den Uhrzeigersinn und einmal mit dem Uhrzeigersinn und wiederholte diese Prozedur. Zu ihrer Freude nahm der Trank die richtige Farbe an, während Riddles Trank noch blassrosa war. Diesmal würde sie gewinnen. „Ausgezeichnet, Miss Calice, wirklich ausgezeichnet. Dafür sollten sie verdient 50 Punkte für Ravenclaw erhalten. Wirklich hervorragend gemacht.“ Hermine triumphierte innerlich und hätte am liebsten gestrahlt, aber sie lächelte nur kurz, als wäre das nichts Besonderes für sie gewesen. Sie hoffte nur, dass es ausgereicht hatte, damit Riddle klar wurde, das sie wirklich ernst zu nehmen war und vor allem, weil es ihr ein Gefühl von Stärke gab. „Wow. Du bist echt super klug.“ Eileen lächelte freudig, als hätte sie selbst Riddle den Todesstoß versetzt. Hermine war erleichtert, dass Eileen noch nichts davon gehört hatte, dass Zephir sie gefragt hatte, ob sie mit ihm zu Ball gehen würde. Sie wusste, dass Eileen wirklich alles für Zephir tun würde. „Ach das war doch nichts. In Beauxbatons können wir den Trank schon im Schlaf herstellen.“ „Das muss echt eine wahnsinnig tolle Schule sein.“ Sophie hatte sich zu ihnen gesellt und strahlte. „In einem Monat ist schon der Halloweenball und mich hat noch keiner gefragt, ob ich mit ihm hingehen will. Warum machen Jungs so etwas immer erst im letzten Augenblick?“ „Mich hat noch keiner gefragt. Du solltest dir erst Sorgen machen, wenn es nur noch eine Woche bis zum Ball ist. Aber dich wird sicher jemand fragen!“ Eileen schenkte Sophie ein optimistisches Lächeln. „Ich beneide dich Hermine, dass dich Zephir jetzt schon gefragt hat!“ Hermine schnaubte nach Luft. Wie konnte Sophie nur so taktlos gegenüber Eileen sein? Eileen war rot angelaufen und drehte sich wütend um. Großartig und dabei hatte Eileen sie immer unterstützt, wenn es darum ging Riddle eins auszuwischen. Traurig sah Hermine ihr nach. Hoffentlich war Eileen nicht zu lange böse auf sie. Eileen hatte es nicht besonders eilig damit sich wieder zu versöhnen. Hermine versuchte sie in den nächsten Wochen immer wieder anzusprechen, aber Eileen wand sich immer ab und ignorierte sie. Zephir hatte mitfühlend versprochen mit Eileen zu reden, doch auch das hatte nicht geholfen. Hermine musste sich eingestehen, dass sie Eileen vergrault hatte, aber sie versuchte es positiv zu sehen. Aber leider gelang es ihr nicht wirklich. Die Braunhaarige kam sich furchtbar vor, doch sie würde diesen Preis zahlen müssen. Wenigstens Zephir hatte ihr noch geholfen und rechtzeitig Bescheid gesagt, wenn Riddle wieder ein Treffen abhielt. Es hatte Riddle sicher geärgert, aber nach Außen hin hatte er nichts davon gezeigt und sie ganz normal behandelt, als wäre nichts gewesen. Der nächste Triumph ließ auf sich warten und kam erst anderthalb Wochen später in einer Art und Weise, wie Hermine es niemals erwartet hatte. „Hey Calice. Kann ich kurz mit dir reden?“ Überrascht drehte sich Hermine und stellte fest, dass der Slytherin Castor Lestrange sie angesprochen hatte. Hermine erinnert sich daran, dass Blaise ihr erzählt hatte, dass er sich mit Lestrange angefreundet hatte und ihm auf die Nase gebunden hatte, wie überaus schwarzmagisch begabt sie waren. Doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass es in irgendeiner Art Wirkung zeigen würde. „Natürlich Lestrange. Worüber willst du mit mir reden?“ „Ich habe in letzter Zeit viel Zeit mit deinem Bruder verbracht, der wirklich außerordentlich begabt ist und er sprach immer nur in höchsten Tönen von dir. Seit deiner Zubereitung vom Trank der lebenden Toten bin ich überzeugt, dass er Recht damit hat und ich wollte dich fragen, ob du Lust hast uns Gesellschaft zu leisten.“ Hermine war verwirrt. Was trieb Blaise mit den Slytherins? Und zu was genau wurde sie da nun eingeladen? Sie musste um jeden Preis mitspielen. „Wird Riddle dabei sein?“ Sie legte soviel Verachtung wie nötig in ihre Stimme, um deutlich klar zu machen, dass sie sich nicht mit Riddle abgeben würde. Dabei zog sie die Augenbraue fragend hoch. Lestrange schüttelte den Kopf. „Er ist lieber für sich alleine und interessiert sich nicht für unsere kleinen Treffen. Er weiß davon, aber er kommt eigentlich nie. Er brütet lieber über seine Bücher.“ „Dann werde ich kommen. Mein Bruder hatte schon immer ein Gespür dafür, wer die richtigen Leute sind. Ich vertraue ihm da völlig.“ Lestrange nickte und lächelte sie an. „Und noch etwas. Würdest du mit mir zum Ball gehen?“ Lag das wirklich alles nur an den Gerüchten, die Blaise über ihre Familie verbreitet hatte? Es war doch verrückt, dass sie sich vorkam, als wäre sie wirklich eine der beliebten Schülerinnen. „Tut mir leid, aber ich habe bereits eine Verabredung für den Ball.“ „Wer?“, fragte Lestrange scharf. „Zephir Cavill.“ „Du solltest wirklich noch mal darüber nachdenken, ob du wirklich nicht lieber mit mir zum Ball gehen würdest. Cavill meint es nie ernst.“ „Ich werde darüber nachdenken“, versprach Hermine ihm, aber in Wahrheit war sie völlig verwirrt. Was wäre jetzt das Richtige? Die Braunhaarige beeilte sich in Gemeinschaftsraum der Ravenclaws zu kommen. Blaise musste ihr wirklich einiges erklären. Blaise saß ruhig vor dem Kamin und von Sophie war nichts zu sehen. Genau der richtige Moment. „Hallo Schwesterherz“, begrüßte sie Blaise ohne sie direkt anzusehen. „Ich hab gerade mit Lestrange gesprochen.“ Blaise zeigte keine Reaktion. Die Ravenclaw spürte, dass er wusste, worauf sie hinauswollte, aber noch nichts dazu sagen würde. „Er hat mich eingeladen zu euren Treffen. Um was geht es dabei?“ Blaise sah hoch, aber nichts in seinen Augen gab die Wahrheit preis. „Du wirst es schon sehen, wenn du kommst. Hat er dich auch gefragt, ob du ihm zu Ball begleitest?“ Hermine zog die Augenbraue hoch. Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass Blaise einiges vor ihr verbarg und Dinge plante von denen sie nichts ahnte. Wie konnte sie ihm weiter vertrauen? „Ja hat er. Ich hab gesagt ich werde es mir überlegen.“ "Du wirst auch bei Zephir als Ballbegleitung bleiben, aber versprich Lestrange mit ihm zu tanzen.“ „Warum sollte ich das tun?“ „Damit Riddle dich mit ihm sieht und weiß, dass seine eigene Leute dich besitzen wollen. Es wird ihn schon reizen, dass du mit Zephir gehen wirst, aber wenn du dich dann auch noch mit seinen Leuten so gut verstehst, wird er gar nicht anders können, als dich besitzen zu wollen.“ „Du hattest das alles schon geplant gehabt, nicht wahr?“ Hermine war wütend. Sie konnte nicht einmal genau sagen, was sie so wütend machte. Blaise hatte die ganze Zeit daran gearbeitet, dass es so kommen würde und sie hatte dem auch zugestimmt, aber dennoch fühlte sie sich völlig übergangen, als wäre sie zu einer Schachfigur geworden, die nicht mehr selbst handelte, sondern der jeder Zug vorgegeben wurde. „Du wirst seine Schwachstelle werden. So hatten wir es doch besprochen.“ Blaise schien irritiert zu sein. Hermine war verwirrt. Ihre ganze Wut verblasste. „Ja so hatten wir es besprochen. Es ist nur der Gedanke daran ausgerechnet mit diesem Monster…“ Die Tränen kamen auf einmal und sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. Es brach alles wieder auf. Ron, Fred, Tonks, Lupin und so viele andere, die ihr Leben verloren hatte. Ihre Eltern, die vergessen hatten, dass sie eine Tochter hatten. Harry, der so sehr kämpfte und der jetzt nicht hier bei ihr sein könnte, um sie in diesem Vorgehen zu unterstützen. Sie fühlte sich so schwach und fragte sich, warum sie geglaubt hatte, dass sie die Kraft dazu besaß. Sie konnte nicht so grausam sein. Sie konnte nicht so tun, als machte es ihr nichts aus mit anderen zu spielen und als wäre es kein Problem Riddle zu erobern. Blaise zog Hermine in seine Arme, was sie noch mehr verdatterte. Warum fühlte es sich so gut an? Wann hatten Blaise und sie aufgehört zu streiten und waren zu einem Team geworden? Hermine hörte auf zu weinen und beruhigte sich. Sie war nicht ganz so alleine. Blaise war hier und unterstützte sie, auch wenn er es vielleicht ein wenig übertrieb und sie sich immer noch nicht ganz sicher war, ob sie ihm wirklich vertrauen konnte. „Danke“, flüsterte sie leise. „Kein Problem. Ich bin doch dein Bruder“, sagte Blaise, aber es fehlte der ironische Unterton, den er sonst immer gehabt hatte, wenn er das sagte. Als Sophie zu ihnen gestürmt kam mit strahlenden Augen, hatte Hermine sich wieder beruhigt und machte mit Blaise ihren Berg von Hausaufgaben. „Nächstes Wochenende ist ein Ausflug nach Hogsmeade angekündigt!“ „Ach wie völlig überraschend. Damit hätte ich nicht gerechnet…“ Blaise kommentierte völlig sarkastisch Sophies Ausruf, was Hermine auch verstand. Ein Wochenende nach Hogsmeade war toll, aber man müsste sich deswegen nicht so riesig freuen. „Nein, nein, es ist kein normales Wochenende. Dippet hat die Händler aus der Winkelgasse gebeten ihre Leute herzuschicken, damit es einen richtig kleinen Markt gibt auf dem wir alles bekommen können, was wir für den Ball noch brauchen.“ Daher kam Sophies Begeisterung. Hermine hatte noch gar nicht darüber nachgedacht, dass sie nichts für den Ball hatte. Dippet wollte wirklich, dass dieser Ball perfekt sein würde. Die Braunhaarige erinnerte sich zurück an den Weihnachtsball in ihrem vierten Schuljahr, wo sie sich stundenlang fertig gemacht hatte. Nur um Viktor Krum zu gefallen. Letztendlich verstand Hermine Sophies leuchtende Augen. Vielleicht sollte sie auch für einen kurzen Moment ihre Mission beiseite legen und sich einfach darauf freuen. Aber der Ball würde nur ein weiteres Spiel werden und sie würde alles setzen müssen, um als Siegerin den Ball zu verlassen, auch wenn es bedeutete andere zu verletzen. ~Kapitel 6 Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)