Inner conflicts von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 9: Astonishment ----------------------- Mittwoch, November 1, 1944 2:01 A.M. Und dann legten sich seine Lippen auf ihre und ihr Herz setzte aus. Der Kuss dauerte nur ein paar Sekunden. Er fühlte sich völlig kühl an, als hätten ihre Lippen Eis berührt. In ihrem Kopf schien alles auszusetzen. Hermine wollte ihn von sich stoßen, aber sie war zu überrascht, zu verwundert, um überhaupt irgendwie darauf zu reagieren. Dann war der Kuss vorbei. In Riddles Augen war Triumph zu sehen und noch etwas anderes. Aber nach wie vor konnte Hermine nicht zuordnen, was sie in seinen Augen sah. Er verschwand einfach ohne ein Wort der Erklärung und ließ sie allein zurück mit ihren Gedanken. Ihr Herz raste. Sie hatte gerade zugelassen, dass dieser Mörder sie küsste. Sie war entsetzt und schockiert, aber da war auch etwas anderes in ihr, das triumphierte. Sollte es nicht genau so kommen? Sollte Riddle nicht Gefühle für sie entwickeln? Doch es schien als hätte sie völlig die Kontrolle über das Geschehen verloren. Er hätte sie heute nur zum Tanzen auffordern sollen. Ein Kuss war nie eingeplant gewesen. Verdammt! Warum war sie nur so verwirrt? Sie war völlig durcheinander. Ihr Herz klopfte wie wild und ihre Gefühle schienen Achterbahn zu fahren. Sie empfand nichts für Riddle. Nichts außer Hass und Wut. Es gab für ihre Gefühle keinen Grund verrückt zu spielen. Der Kuss ändert nichts. Hermine atmete tief durch. Sie sollte sich beruhigen. Dieser Abend und diese Nacht waren einfach völlig verrückt gewesen und sie sollte dringend ins Bett.Morgen würde die Welt besser aussehen. Sie würde mit Blaise reden können und ihre Gefühle wären wieder in einer völlig normalen Verfassung. So war es am besten. So wanderte sie in ihren Schlafsaal und zog sich aus. Sie warf alles in die Ecke und ließ sich in das Bett fallen. Sie hoffte auf einen tiefen Schlaf, der sie umfangen würde, doch er blieb aus. Als der Schlaf sie Stunden später endlich einhüllte, träumte sie. Sie träumte von einem brennenden Hogwarts. Harry hatte sich ausgeliefert, um alle anderen zu retten, doch der dunkle Lord hatte ihn getötet und danach alle anderen umgebracht. Sie hatte es nicht geschafft. Sie hatte versagt. Alles war verloren und verbrannte. Dann sah sie sich selbst mit Riddle, der erkannt hatte, was sie vorhatte und sie nun umbringen würde. Sie sah ihr Spiegelbild in seinen eiskalten Augen, sah seinen erhobenen Zauberstab. Sie wusste sie würde jetzt sterben müssen, spürte es bis ganz tief in ihre Seele. Doch er zögerte den Zauberspruch zu sagen, den er in der Zukunft ohne Wimperzucken sagen würde. Den er bereits gesagt hatte ohne zu zögern. Trotzdem hielt er inne und sie sah dieses verräterische Funkeln in seinen Augen, das ihr schon beim Kuss aufgefallen war. Tief in ihr begann sich ein neuer Gedanke zu formen, der so ungeheuerlich war, dass sie sich dagegen wehrte ihn laut zu denken. Er schien einfach völlig abstrus und abwegig. Konnte Riddle etwa wirklich etwas empfinden? Hatte er etwas bei diesem Kuss gefühlt? Sie wagte kaum weiterzudenken. Wenn er wirklich etwas empfunden hatte, dann bedeutete das er… Nein, das war völlig ausgeschlossen. Er empfand nichts für sie. Doch er zögerte immer noch und sah ihr in die Augen. Sie konnte sich nicht losreißen, nicht laut schreien, nicht ihren eigenen Zauberstab ziehen, um der Sache ein Ende zu setzten. Sie sah nur seine dunklen Augen und in ihnen etwas Unfassbares: Gefühle. Er kam näher und ließ den Zauberstab sinken. Wieder beugte er sich vor und wieder fühlte sie seine Lippen auf ihren, doch dieses Mal waren sie nicht aus Eis, sondern warm und angenehm. Vielleicht konnte sie ihn retten… Hermine schrak hoch. Sie war über ihren Traum zutiefst bestürzt. Sie versuchte es auf die Geschehnisse des gestrigen Tages zu schieben, dass dieser Traum sie so mitnahm. Was war nur los mit ihr? Sie musste dringend an die frische Luft. Einfach raus. Die Braunhaarige schlüpfte schnell in ihre Kleidung, fuhr sich mit der Bürste durchs Haar und stürmte die Treppe hinunter und erstarrte mitten in der Bewegung. Dort saß Riddle und las. Er hob nicht den Kopf, obwohl er sie sicher gehört hatte. Hermine konnte nicht umhin sein Profil zu betrachten. Er sah wirklich gut aus. Dann hob er den Blick und sah sie unverfroren an. Sie spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und statt locker lässig an ihm vorbeizugehen, als wäre nichts gewesen, stürmte sie an ihm vorbei in der Hoffnung, dass er nicht gesehen hatte, wie sie errötet war. Als sie auf dem Korridor war, bemerkte sie, dass er es sich trotzdem denken konnte aufgrund ihrer überstürzten Flucht, aber sie war noch völlig durcheinander. Dieser Traum heute Nacht hatte sie aufgewühlt und Möglichkeiten freigelegt, an die so noch gar nicht gedacht hatte. Aber es schien alles so ungeheuerlich und sie wollte sich nicht drauf einlassen. Doch sie fühlte sich wie eine Ertrinkende, die immer tiefer hinab gezogen wurde und verzweifelt gegen das Wasser trat, aber eigentlich schon begriffen hatte, dass es keine Rettung mehr gab. Ein Gedanke, der einmal gedacht war, konnte nicht zurückgenommen wurde. Konnte nicht ausgelöscht werden. Er war einfach unwiderruflich da. Hermine eilte durch die Schule, die noch völlig still da lag. Die Sonne war gerade aufgegangen und es waren einige sicher gerade erst ins Bett gewankt und würden noch Stunden schlafen. Obwohl es mitten in der Woche war hatten heute alle frei. Erst morgen würde sie wieder die Schulbank drücken müssen und dann wäre die Schule wieder laut um diese Uhrzeit. Hermine war froh, als sie nach draußen trat und ein kühler Wind sie umfing. Sie wünschte sich, dass er alles fortwehen würde, was sie bedrückte. Auf der Bank, auf der sie erst gestern mit Eileen gesprochen hatte, ließ sie sich fallen und blickte zum Verbotenen Wald, der ihr beinahe einladend erschien. Warum nur ließ sie sich so verunsichern? Warum schien ihre Stärke sich immer wieder davon zu schleichen und sie im Stich zu lassen, wenn der Mut sie verließ? Sie verfluchte sich selbst für ihre Unsicherheit und Unerfahrenheit in Sache Jungs. Wenn sie nur mehr Erfahrungen hätte, dann könnte sie mit diesem Kuss viel cooler umgehen. So aber war sie völlig überrumpelt worden und hatte das Gefühl ihr hätte jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Warum nur war sie so durcheinander? Der Kuss war völlig kühl gewesen. Völlig neutral. Keine Leidenschaft. Es war eher die Tatsache, wer sie geküsst hatte, die ihre Gefühle so verrückt spielen ließ. Niemals hätte sie gedacht, dass Riddle jemand küssen würde. Dass er überhaupt etwas tat, was auf emotionaler Basis und nicht auf rationaler Basis war. Er musste einen Grund gehabt für diesen Kuss. Sie weigerte sich zu glauben, dass er sie völlig grundlos geküsst hatte. Es musste einen Grund geben. Die Braunhaarige musste nur noch herausfinden, was für ein Grund es war. Das würde sie davon ablenken über diesen Kuss nachzudenken. Sie musste sich wieder konzentrieren. Für sie gab es keinen Grund etwas anderes als Hass für ihn zu empfinden. Und es würde auch nie einen anderen Grund geben, denn sie würde Riddle töten. Sie musste es tun, damit der Traum vom brennenden Hogwarts nicht wahr wurde. Das war alles, was sie tun konnte und alles, was sie tun musste, um zu verhindern, was in der Zukunft möglicherweise geschehen würde. Sie würde zum kalten Windstoß werden, der das Unheil davon fegte. Erst als die Sonne sich immer näher dem Zenit näherte, ging Hermine wieder hinein in das Schloss. Sie fürchtete sich ein wenig vor dem Gerede, denn das Duell zwischen Zephir und Riddle war sicher in allen Mündern und damit waren es Zephirs Worte auch. Hoffentlich ändert das nichts zwischen Eileen und ihr. Nachdem sie gestern versucht hatte ihre Freundschaft zu retten, konnte es nicht wieder zur Funkstille kommen. Es gab eine Mischung aus Frühstück und Mittagessen in der Halle. Ganz daran angepasst, wann man aufgestanden war und worauf man jetzt am ehesten Hunger hatte. Hermines Magen knurrte laut, da sie gestern nicht einmal auf den Ball etwas gegessen hatte. Da Blaise noch nicht zu sehen war, setzte sie sich an den Ravenclawtisch. Verstohlen schaute sie sich um, ob irgendjemand sie musterte und über sie sprach, aber alle redeten nur von ihren persönlichen Erlebnissen auf dem Ball. Sie aß genüsslich und war froh, dass Riddle nicht auftauchte. Auch die anderen Slytherins fehlten. Blaise war auch noch nicht aufgetaucht. Auch Eileen, Sophie und Zephir fehlten. Hermine fühlte sich völlig allein gelassen. Eigentlich kannte sie hier niemanden. Sie erinnerte sich zurück an ihre ersten Monate auf Hogwarts. Damals hatte sie auch keine Freunde gehabt. Erst an Halloween mit dem Angriff des Trolls hatte sie Freunde gefunden. Die allerbesten Freunde, mit denen sie durch alle Schwierigkeiten gemeinsam gegangen war. Hier war Halloween vergangen und es schien sich nichts für sie geändert zu haben. Viel mehr hatte sie die Leute verloren, die ihr wichtig waren. Diesmal musste sie sich allein der Aufgabe stellen und allein fühlte sie sich völlig schwach. Sie vermisste ihre Freunde so sehr, das es einfach nur schmerzte. Irgendwann war sie fertig mit dem Essen und es war nach wie vor niemand aufgetaucht. Sie beschloss in den Raum der Wünsche zu gehen und dort weiter nach einer Möglichkeit zu suchen, wie sie zurückreisen konnte. Blaise würde sie auf jeden Fall dort suchen, wen er mit ihr reden wollte. Im Raum der Wünsche waren wieder eine Unmenge an Büchern zum Thema Zeitreisen. Hermine zog das Buch heraus, das sie als letztes gelesen hatte und begann an der markierten Stelle weiter zu lesen. Sie wusste nicht wie viel Zeit sie dort verbrachte und über die makabersten Möglichkeiten las in der Zeit zu reisen. Da schwor ein Autor darauf, dass man sich nur einen toten Frosch über die linke Schulter schmeißen musste und dabei laut das Datum sagen musste, zu dem man reisen wollte. Hermine musste bei dieser Vorstellung laut lachen. „Was gibt es denn so lustiges?“ Blaise stand so unvermittelt hinter ihr, das die Braunhaarige erschrak. Er beugte sich über ihre Schulter, um die Stelle zu lesen über die sie so gelacht hatte. Diese plötzliche Nähe überraschte sie. Er hatte sie zwar schon einmal in den Arm genommen, um sie zu trösten, aber eigentlich hielt er immer eine gewisse Distanz zu ihr. Jetzt spürte sie sein Gesicht direkt an ihrem. Sie fühlte sich ein wenig unwohl. Die Nähe behagte ihr nicht ganz. Sie war sowie schon durcheinander genug und sollte am besten nichts ins Blaises Verhalten reininterpretieren. Er war einfach ein Frauenschwarm. Er lachte leise auf, als er die Stelle zu Ende gelesen hatte. „Das sollten wir unbedingt ausprobieren. Du natürlich zuerst Schwesterherz.“ Blaise setzte sich auf die Sessellehne und behielt damit die geringe Distanz zwischen ihren Gesichtern bei. Als Hermine in Blaises dunkle Augen blickte, musste sie augenblicklich an das andere dunkle Augenpaar denken, dass sie völlig gefangen gehalten hatte. In ihrer Verwirrung stieß sie Blaise von der Sessellehne und sprang mit gerötetem Gesicht auf. Erst als sie Blaises verdutzte Miene sah, beruhigte sich ihr Herz wieder. Blaise hatte sich wieder aufgerappelt und nahm im Sessel gegenüber Platz. Hermine war völlig erleichtert, dass der Abstand zwischen ihnen wieder normal war. Ihr Herz spielte ihr im Augenblick einfach nur verrückte Streiche. Jetzt musste sie sich auch noch erklären. „Alles in Ordnung mit dir?“ Blaises Miene war besorgt. „Ich hab von dem Duell gestern Abend gehört. Was ist passiert, als du gegangen bist?“ Zephir hatte sie eine falsche Schlange genannt und Riddle hatte sie geküsst, aber wie verpackt man so was in den richtigen Worten ohne dass Blaise sofort merkte, was in ihr vorging? Also begann sie stockend von ihrer Unterhaltung mit Eileen zu erzählen. „…, dann hörten wir die Geräusche und sind aufgestanden, um nachzusehen. Wir fanden Zephir und Riddle im Duell verstrickt vor. Es ging um Eileen und nicht um mich. Ich wollte die zwei zum Einhalten bringen, aber Riddle reizte Zephir weiter und Zephir nannte mich falsche Schlange.“ Blaise ballte die Hand zur Faust. „Der hat keine Ahnung. Du bist keine falsche Schlange. Du tust nur das, was getan werden musste. Wenn er dich noch mal beleidigt, sag Bescheid, dann polieren ihm die Schlangen mal die Fresse.“ Hermine war überrascht über Blaises Drohung. Er erinnerte sie an Harry und Ron, die auch jederzeit Malfoy die Fresse poliert hätten, wenn er sie wieder Schlammblut genannt hätte. Es war seltsam, da Blaise doch eigentlich auch nichts mit ihr zu tun haben wollte, weil sie Muggeleltern hatte, doch jetzt verteidigt er sie genauso stark. Zögernd setzte Hermine ihre Erzählung fort. „Ich bin zurück in den Schulsprecherturm und hab…“ Sollte sie wirklich sagen, dass sie geweint hatte? Aber Blaise hatte bewiesen, dass er zu ihr hielt. „Ich war völlig fertig, weil alles schief gelaufen war. Ich weinte und da kam Riddle rein. Er ließ mich in Ruhe und verschwand. Aber dann kam er zurück und …“ Hermine spürte, wie ihr die Röte wieder ins Gesicht herauf kroch und sah Blaises fragenden Blick. Sie wollte es nicht laut sprechen, weil es dann wirklich passiert war. Dann war es nicht nur Einbildung gewesen, sondern es war wirklich geschehen. „Spuck schon aus, was passiert ist. Es wird doch nicht so peinlich gewesen sein.“ Blaise hatte da leicht reden. Er war schließlich nicht derjenige, der völlig durcheinander war wegen eines Kuss und eines Traumes. Sie musste sich zusammenreißen. „Er hat mich geküsst“, murmelte sie, doch Blaise verstand sie trotzdem. Es sah aus, als würden in Blaises Gesicht alle Gefühle auf einmal toben. Er konnte sich wohl auch nicht recht entscheiden, wie er diese Situation nun beurteilen sollte. Eigentlich hatte Hermine gehofft, dass wenigstens Blaise alles klarstellen würde und ihr so helfen würde ihre eigenen Gefühle wieder in Zaum zu kriegen. Doch jetzt sah es so aus, als wäre Blaise ebenso davon überfordert wie sie. Dabei hatte Blaise doch gar kein Grund durcheinander zu sein. Warum war er es dann? „Er hat dich geküsst? Aber warum?“ In seiner Miene tanzten immer noch Verwirrung, Zufriedenheit, positives Erstaunen, Wut und Schockiertheit. So hatte sie Blaise noch nie gesehen. „Er hat nichts gesagt. Ich weiß nicht warum…“ „Nichts? Was sollte seine Aktion dann?!“ Hermine zuckte mit den Schultern. Das hatte sie sich auch schon gefragt, aber bis jetzt war ihr noch kein Grund eingefallen, aus welchem Grund Riddle sie geküsst haben könnte. „Wir müssen es raus finden. Er wird einen Grund gehabt haben.“ Sie sah wie Blaise schluckte, als müsste er das vergiftete Stück Apfel hinunterwürgen. „Es scheint immerhin so, als hätte er Interesse an deiner Person gefunden.“ Hatte Riddle wirklich Interesse an ihr? Hermine glaubte einfach nicht daran. Sie hatte nicht das Gefühl eine wirkliche Gefahr für den dunklen Lord zu sein. Doch egal wie sehr sie herumrätselte, ihr fiel kein Grund für diesen Kuss ein. Vielleicht war es doch nur um sie gegangen, auch wenn das für sie unvorstellbar war. Der nächste Tag kam und Hermine hatte keine Lust aufzustehen. Sie würde Riddle begegnen und sie war sich immer noch nicht sicher, ob ihr Herz ihr keine weiteren Streiche spielte. Zephir würde da sein und Sophie, die immer alles wissen wollen würde. Und natürlich Eileen. Hermine zwang sich aufzustehen. Sie durfte sich keine zu großen Sorgen machen. Gestern hatte keiner ein Wort über das Duell verloren. Vielleicht würde heute auch keiner darüber reden. Dieses Mal saß Riddle nicht im Gemeinschaftsraum der Schulsprecher. Hermine atmete erleichtert auf. Draußen erwartete sie aber eine Überraschung. Eileen stand dort und wartete auf sie. Überrascht ging sie auf sie zu. „Guten Morgen Hermine.“ Eileen umarmte sie. „Ich hab dir etwas zu erzählen!“ „Guten Morgen Eileen, was gibt es denn so Wichtiges?“ Eileen strahlte über beide Ohren. „Ich bin jetzt mit Zephir zusammen.“ Hermine konnte sich nicht so recht freuen für die Schwarzhaarige, da sie immer noch Zephirs Worte im Ohr hatte und einfach nicht vergessen konnte, wie er sie angesehen hatte. Eileen sah Hermines Gesichtsausdruck und berührte sanft ihre Schulter. „Ich habe Zephir erzählt, was du mir erzählt hast. Ich hoffe das ist in Ordnung gewesen. Auf jeden Fall ist er nicht mehr wütend auf dich. Er war einfach nur enttäuscht von dir, also nimm ihm das nicht ganz so übel. Auf mich war er erst einmal auch ziemlich wütend, aber jetzt…“ Eileen strahlte bis über beide Ohren. Hermine war erleichtert zu hören, dass Zephir nicht mehr wütend auf sie war und das alles vergessen war. „Dann freu ich mich wirklich für dich. Ihr seid ein schönes Paar.“ Hermine war froh, dass trotz ihres Verhaltens auf dem Ball sie doch nicht alle vergrault hatte. Sie war also doch noch kein gefühlloses Monster. Sie hatte noch Freunde. Gemeinsam gingen sie zum Frühstück. Sophie erwartete sie schon freudestrahlend. „Wir haben uns gestern gar nicht mehr gesehen, also müsst ihr mir jetzt alles erzählen, was ihr auf dem Ball erlebt. Bis ins allerkleinste Detail.“ Eileen begann vor lauter Glück strahlend von ihrem Ball zu erzählen, während Hermine sich wieder in ihren Gedanken verloren hatte. Sie suchte immer noch nach einem Grund. Irgendwann schweifte ihr Blick hinüber zum Slytherintisch. Sie sah zum ersten Mal Lestrange und seine Freunde bei Riddle sitzen. Sie führten eine hitzige Diskussion. Lestrange gestikulierte wie wild, während Riddle kühl etwas auf seine Worte erwiderte. Lestrange schüttelte den Kopf, was Riddle einen wütenden Blick und eine zischende Bemerkung entlockte. Am Ende stand Lestrange auf und ging gefolgt von seinen Leuten. Immer noch gebannt starrte Hermine herüber bis Riddle ihren Blick erwiderte. Sein Blick nahm sie wieder für einige Sekunden gefangen bevor sie ihren Blick senkte. Ihr Herz klopfte wie wild und sie konnte selbst nicht sagen, warum sie so fasziniert von seinen Augen war und warum sie sich einfach nicht mehr losreißen konnte. Sie fühlte sich, als hätte Riddle sie hypnotisiert und nun war sie in diesem Bann gefangen. Als sie wieder aufblickte, war Riddle aufgestanden und verschwunden. Auch die anderen Schüler machten sich auf dem Weg zum Unterricht. Hermine folgte Eileen und Sophie in den Verwandlungsunterricht, den sie zum Glück gemeinsam mit den Hufflepuffs hatten. Es fiel ihr leicht Professor Dumbledore zuzuhören und sie versank völlig im Unterrichtsgeschehen. Hier musste sie nicht lange nachdenken. Das konnte sie und Dumbledore lobte sie für ihre schnelle Auffassungsgabe und ihr großes Talent. Hermine dachte nicht eine Sekunde an Riddle und vergaß all ihre Probleme und Sorgen für den Augenblick. Der Tag schien wie im Flug zu vergehen. Es dauerte nicht lange, da saßen sie bereits wieder zum Abendessen alle zusammen. Zephir hatte zwar kein Wort mit Hermine gesprochen, aber setzte sich ebenfalls zu ihnen. Blaise setzte sich neben Hermine statt wie sonst neben Zephir, den er mit einem bösen Blick bedachte. Zwischen den beiden Freunden schien ebenfalls Funkstille zu herrschen. Selbst Sophie und Eileen schienen kein Thema mehr zu haben über das sie reden konnten. So still war es noch nie bei ihnen gewesen. Es war unheimlich und gespenstisch. Der Ball hinterließ doch seine Spuren. Sophie bemühte sich um ein Gespräch. „Hermine, kannst du mir gleich noch mal bei den Hausaufgaben zu Verwandlung helfen?“ Der Zauber, den Dumbledore heute mit ihnen geübte hatte, war wirklich kniffelig gewesen. Es war wirklich kein leichtes Stück Arbeit als UTZ-Schüler. „Natürlich helfe ich dir dabei.“ Hermine lächelte Sophie an. „Macht ihr auch mit beim gemeinsamen Lernen im Gemeinschaftsraum?“ Eileen nickte, aber Zephir und Blaise entschuldigten sich beide, da sie noch etwas anderes vorhätten. Hermine fragte sich, was Blaise wohl diesmal wieder plante. Bestimmt traf er sich mit den Slytherins. Also machten sich die drei Mädchen alleine auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws, wo sich bereits viele andere Gruppen zum Lernen zusammengeschlossen hatten. Gerade die oberen Jahrgänge waren wie wild am Büffeln. Die einen fürchteten ihre ZAG-Prüfungen, die anderen waren im sechsten Schuljahr und mitten drinnen und die Siebtklässler bereiteten sich auf ihre UTZ-Prüfungen vor. Sie fanden zum Lernen noch einen Platz in der Ecke. Die drei machten sich gleich an den Aufsatz für Verwandlung. Hermine suchte in ihrem Verwandlungsbuch nach der richtigen Seite. „Sag mal Hermine wie war es eigentlich bei dir auf dem Ball? Du bist ziemlich schnell wieder verschwunden. Und vorhin hast du auch nichts erzählt!“ Hermine blickte in Sophies neugierige Augen, die nur darauf brannten alles zu erfahren. „Da gibt es wirklich nichts Erzählenswertes.“ „Nichts Erzählenswertes? Du hast erst mit Riddle getanzt, dann mit Zephir seinem größten Rivalen und dann hat Lestrange dich zum Tanzen aufgefordert! Wenn das nicht skandalträchtig ist!“ „Ich hatte Lestrange einen Tanz versprochen. Ich wusste ja nicht, dass ich damit einen Fehler begehe. Du vergisst, dass ich mich nicht auskenne mit euren Feindschaften.“ In Wirklichkeit kannte Hermine sich bestens damit aus. Aber das ahnte die anderen zwei ja nicht. Sophie zuckte mit der Schulter. „Ich werfe es dir ja nicht vor, aber was ich ja wirklich unverschämt fand, war ja Riddles Verhalten, als du mit ihm getanzt hast.“ Hermine zog verwundert die Augenbraue hoch. Sie erinnerte sich nicht daran, dass Riddle ihr unverschämt vorgekommen war, aber sie hatte ihn auch nicht genau gemustert. Sophie kicherte. „Er hat dir die ganze Zeit auf deinen Busen gestarrt, also das hätte ich wirklich nicht von ihm gedacht.“ Riddle hatte auf ihren Busen gestarrt? War er etwa doch ein ganz normaler Junge? Doch im nächsten Augenblick begannen sich die Puzzlestücke zusammenzufügen. „Hermine alles okay mit dir?“ Sophie winkte mit der Hand vor ihrem Gesicht. „Ich hab noch ein Buch, das uns weiterhelfen könnte. Ich geh es eben holen.“ Hermine stand auf und flüchtete aus dem Gemeinschaftsraum. Warum hatte sie vorher nicht daran gedacht? Es war alles so einfach gewesen. Im Schulsprecherturm schoss Hermine gleich hoch in ihren Raum und fand in der Ecke ihr Ballkleid vor. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht es ordentlich aufzuhängen. Nun hob sie es auf und hängte es beiseite. Sie suchte weiter, doch egal wie sehr sie sich bemühte, etwas fehlte. Das fehlende Puzzlestück. Ihre Kette war verschwunden. Hermine ließ sich auf ihr Bett sinken. Sie erinnerte sich genau an ihr Gespräch mit Riddle über Schlangen. Sie erinnerte sich daran, dass als er zurück in den Schulsprecherturm gekommen und ihr gegenüber gestanden hatte, ein Blick auf ihre Kette geworfen hatte. Und als er zurückkam um sie zu küssen, hatte er mit seiner Hand ihre Kette berührt. Aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie die Kette abgenommen hatte, als sie ins Bett gegangen war. Sie konnte sich nicht daran erinnern sie weggelegt zu haben. Der Grund für den Kuss war so einfach gewesen. Riddle hatte es die ganze Zeit nur auf ihre Kette abgesehen. Es ging nie um etwas anderes. Erleichtert atmete Hermine auf. Irgendwie stimmte sie das froh. Sie hatte so viele Gedanken daran verschwendet, was es zu bedeuten hatte, doch jetzt lag alles offen vor ihr. Das verräterische Funkeln in seinen Augen hatte nichts mit Gefühlen zu tun. Riddle war nur begierig darauf gewesen diese Kette zu besitzen und er hatte sie ihr ganz einfach abgeluchst. Wahrscheinlich lachte er sich jetzt ins Fäustchen, weil sie rot geworden war und aus dem Schulsprecherturm geflüchtet war. Hermine ballte wütend die Hand zur Faust. Sie war so dumm gewesen. Nur wegen so einem Idioten hatte ihr Herz verrückt gespielt. Das würde sie ihm heimzahlen. Auch wenn ihr die Kette nichts bedeutete, so ungestraft ließ sie ihn nicht davon kommen. Er konnte nicht einfach tun, was er wollte. Wenn sie ihn erwischte, würde er sein blaues Wunder erleben. Hermine Granger ließ sich nicht von einem Slytherin verrückt machen. Vor allem nicht von diesem Slytherin. Nie wieder würde sein Blick sie gefangen nehmen. Sie würde ihn vernichten. Es gab nichts Gutes in ihm. Nichts was lohnte um ihn zu retten. Hermine stürmte hinunter in ihren Gemeinschaftsraum. Sie würde hier auf Riddle warten. Er tauchte auch ziemlich schnell auf und übersah sie geflissentlich. Hermine versperrte ihm dem Weg zu seinem Schlafsaal. „Wir müssen reden!“ „Ich wüsste nicht, worüber ich mit dir reden sollte.“ Er schob sich an ihr vorbei, doch Hermine gab sich nicht so leicht geschlagen. Sie hielt ihn am Ärmel fest und notgedrungen musste er sich wieder zu ihr umdrehen. „Ich hätte gerne meine Kette wieder!“ Kurz blitzte etwas in Riddles Augen auf. Er hatte also wirklich ihre Kette an sich genommen. „Was für eine Kette?“ Natürlich spielte er das Unschuldslamm, das von nichts wusste, aber Hermine wusste es besser. „Die Kette, die du mir gestern gestohlen hast. Du musstest da zu dreisten Tricks greifen, um sie dir zu holen. Klingelt es da bei dir?“ Riddle entzog sich ihrem Griff und setzte sein diabolisches Lächeln auf. „Ich weiß nicht wovon du sprichst. Du hast deine Kette wohl verlegt. Es schon mal mit Zaubern versucht? Oder suchst du nur nach einem Grund dich an mich ran zu schmeißen?“ Hermine zuckte zusammen. Was glaubte dieser Kerl eigentlich wer er war? „Du bist sicher der letzte Mensch auf der Welt mit dem ich zusammen sein möchte. So ein arroganter und selbst verliebter Typ hat es gar nicht verdient, dass es überhaupt eine einzige Person gibt, die sich um ihn sorgt und für ihn etwas empfindet!“ „Dann wäre das ja geklärt.“ Er drehte sich einfach um und ging. Hermine sah ihm hinterher. Das konnte einfach nicht wahr sein. „Bevor das einfach so geklärt wäre, will ich noch eine Sache wissen.“ Riddle hielt inne, was Hermine überraschte. Er drehte sich nicht wieder um, aber er blieb stehen. Und plötzlich kamen die Worte aus ihrem Mund, ohne dass sie vorgehabt hatte, es auszusprechen. Doch dann hing die Frage in der Luft und konnte nicht mehr zurückgenommen werden. „Wenn es dir nicht um die Kette ging und ich dir ebenso verhasst bin wie du mir, warum hast du mich dann überhaupt geküsst?“ ~Kapitel 9 Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)