Inner conflicts von ChiaraAyumi ================================================================================ Kapitel 15: Enchantment ----------------------- Dienstag, Dezember 26, 1944 2:21 A.M. Der Kuss schien eine gefühlte Ewigkeit zu dauern und Hermine verlor sich für den Augenblick völlig in Riddles Umarmung und seinem Kuss. Das erste Mal wurde ihr wirklich klar, dass sie ihn nicht töten wollte. Sie wollte ihn retten. Sie fühlte sich ein wenig schuldig für diesen selbstsüchtigen Gedanken, aber jetzt konnte sie nicht mehr anders. Er hatte ihr bewiesen, dass er etwas empfinden konnte, dass er etwas für sie empfinden konnte und das war alles, was sie brauchte, um jeden Plan ihn zu töten, zu verwerfen. Völlig abrupt endete der Kuss, als Riddle sie auf einmal von sich schob. Er hatte seine Arroganz und seine Gefühllosigkeit wohl wieder entdeckt. Sein diabolisches Lächeln war wieder da, aber seine Augen strafte seiner Miene Lüge. Gleich würde er irgendetwas sagen, um den Moment zu zerstören und sich selbst zu belügen, doch seine Augen sprachen die Wahrheit. Riddle empfand etwas für sie, selbst wenn er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Hermine war auch verwirrt, aber sie zog Stärke und Selbstvertrauen aus dieser Szene. Sie konnte etwas verändern und dieses Wissen musste ihr fürs Erste reichen. „Du lässt dich wirklich leicht reinlegen, Calice“, meinte er betont lässig und lehnte sich zurück in seinen Stuhl, als wäre nichts passiert. „Du empfindest also nichts für mich?“ Hermine war kurz davor die Augen zu verdrehen. Sie hatte so damit gerechnet, dass so ein Spruch von ihm kommen würde, weil er nicht ehrlich zugeben würde, was ihn wirklich hierher geführt hatte. „Und du hast das natürlich alles nur gespielt ohne irgendetwas dabei zum empfinden“, entgegnete Hermine mit einem ironischen Unterton. „Natürlich“, gab er zurück. „Ich musste schließlich wissen, wie ich dich einordnen soll. Ich hätte wirklich gedacht, dass du das Zeug zu mehr als nur einem Fangirlie hättest, aber du enttäuschst mich wirklich. Du lässt dich von deinen Gefühlen so einfach beeinflussen und das macht dich schwach.“ Hermine würde nicht klein beigeben. Sollte er doch von ihren Gefühlen wissen. Und sollte er sich noch so lustig darüber machen, sie würde ihm schon zeigen, dass er auch fühlen konnte und dass er sich ändern konnte. Aber so schnell würde sie ihm nicht sagen, was sie wirklich fühlte. Sie wollte ihn verletzten und ihn irgendwie treffen, weil er dachte, dass sie schwach war. „An dir ist wirklich ein Schauspieler verloren gegangen“, meinte sie bitter. „Aber an mir wohl auch. Wie hat dir die Szene mit mir und Zephir gefallen? Er kann auf jeden Fall besser küssen als du!“ Riddle schoss in die Höhe und in seinen Augen war wieder der altbekannte Gewittersturm, der ihr zeigte, wie wütend er gerade auf sie war. Hermine fühlte sich schlecht, denn sie wollte nicht, dass er glaubte, dass sie es mit Absicht so eingefädelt hatte. Sie wollte nicht, dass er dachte, dass sie freiwillig Zephir geküsst hatte, aber sie wollte ihn nicht triumphal entkommen lassen, indem er erfuhr, wie sehr sie sich schon in ihn verliebt hatte. Das musste verhindert werden. Sie brauchte Zeit. „Du solltest dich von Cavill fernhalten“, drohte er ihr. „Was passiert dann sonst? Tötest du mich dann, weil ich nicht tue, was du mir sagst? Ich bin nicht dein verdammtes Spielzeug mit dem du nach Belieben herumspielen kannst!“ Hermine wünschte sich, dass sie aufstehen konnte und ihm richtig in die Augen blicken konnte. Sie wollte nicht, dass er sie hasste, aber sie war selbst überfordert mit der Situation. Hilflos saß sie verletzt in einem Krankenhausbett und tat das Einzige, worin sie scheinbar richtig gut war: Riddle zu reizen und zu provozieren. Ein normales Gespräch schien für sie so unmöglich zu sein. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass du tun und lassen kannst, was du willst“, gab Riddle zurück. „Ich bin derjenige, der dir deinen Spielraum gibt und du überschreitest wie so oft die Grenzen. Langsam hab ich keine Geduld mehr mit dir. Sei also vorsichtig!“ Die Drohung blieb im Raum hängen, während er verschwand. Hermine fragte sich, wie es immer damit enden musste, dass sie sich stritten und einer wütend wegging. Mal wieder drohte er ihr, aber sie hatte keine so große Angst mehr vor ihm. Wenn er ihr etwas tun wollte, hätte er oft genug die Gelegenheit gehabt, aber er hatte sie immer wieder verstreichen lassen ohne etwas zu tun. Aber sie hatte ein Triumph errungen von dem Riddle noch nichts ahnte. Obwohl der Kuss sie überrascht hatte, hatte sie ihren Verstand nicht völlig ausgeschaltet. Geistesgegenwärtig hatte sie Riddle den goldenen Ring vom Finger gezogen. Nun hielt sie den Ring der Gaunts in ihren Händen und hatte damit den zweiten Horkrux. Jetzt war die Zeit gekommen die Kammer des Schreckens zu öffnen und einen Basilisken zu töten. Hermine fühlte sich von der Vorstellung berauscht. Stets hatte sie das Gefühl gehabt nicht voran zu kommen, aber jetzt hatte sie zwei Horkruxe und brauchte nur noch einen Basiliskenzahn. Riddle hatte ihr ungewollt seine Gefühle enthüllt und sie konnte das Böse in ihm töten, wenn sie die Horkruxe zerstörte und dann den Rest seiner Seele retten bevor er sich weiter verkrüppelte und entstellte. Es lief alles fast optimal. Natürlich war da die Sache mit Eileen und Zephir, die sie klären musste. Vor allem hinter Zephirs Geheimnis wollte sie endlich kommen. Eileen hatte sie vermutlich endgültig verloren. Sie würde kein Wort mehr mit ihr sprechen. Dafür war sie viel zu eifersüchtig und eingeschnappt. Dieses Mal hatte Hermine auch keine Geschichte parat, um Eileen zu besänftigen, denn die Wahrheit würde sie ihr nicht glauben. Dafür war Zephir viel zu sehr ihr strahlender Ritter. Aber sie musste trotzdem endlich wissen, was hier ablief. Irgendetwas war von Anfang an verkehrt gewesen und jetzt wo sie den diabolische Seite von Zephir gesehen hatte, glaubte sie nicht mehr, dass das, was zwischen ihm und Riddle vorgefallen belanglos gewesen war. Es war ein wichtiges Puzzleteil, das ihr noch fehlte, um alles zu verstehen. Doch fürs Erste musste sie sich gedulden. Sie konnte nicht an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen. Wenn sie den Krankenflügel verlassen durfte, würde sie mit Blaise reden und alle Vorkehrungen für die Kammer des Schreckens treffen. Und danach würde sie sich Zephir vornehmen. Zumindest hoffte sie, dass ihr das Schicksal nicht wieder ein Strich durch die Rechnung machte. Hermine durfte nicht vergessen, warum sie hier in der Vergangenheit war. Um etwas zu verändern. Um die Welt, die sie kannte, zu ändern. Um einen Krieg zu verhindern. Sie dachte das erste Mal seit langem wieder an Harry und Ron. Sie fühlte sich schlecht, weil sie solange keinen Gedanken mehr an sie verschwendet hatte. Was war sie nur für eine Freundin. Sie vermisste die beiden unheimlich. Soviel hatten sie zusammen durch gestanden und nun war sie alleine hier und versuchte diese Mammutaufgabe zu lösen. Hermine seufzte und legte sich wieder hin. Zumindest hatte sie Blaise, der zu ihr stand. Nie hätte sie gedacht, dass sie ausgerechnet in dem Slytherin einen Freund finden würde. Doch sie war froh, denn ganz alleine wäre es sicherlich schrecklich hier gewesen. Schrecklich war es so oder so, aber nicht ganz so schrecklich und furchtbar wie es hätte gewesen sein können, wenn sie alleine hier gewesen wäre. Sie versuchte zu schlafen, aber da waren so viele Gedanken in ihrem Kopf. Was hatte Zephir mit der Voldemortgeschichte zu tun? Konnte sie Riddle von ihren Gefühlen überzeugen? Und würde sie ein Weg zurück in ihre Zeit finden? Ein Haufen unbeantworteter Fragen, von denen sie nicht wusste, wie sie jemals eine Antwort finden sollte. Doch irgendwann überrumpelte sie der Schlaf und sie fand sich wie so oft im brennenden Hogwarts wieder, wo sie davon träumte, wie Zephir versuchte Riddle zu töten und sie sich dazwischen warf, um ihn zu beschützen und starb. Ob das wohl ihre Zukunft war? Hermine wachte am späten Morgen wieder auf und fühlte sich besser. Ihre Verletzungen waren zu Gänze verheilt und ihr war nicht mehr schwindelig.Den Ring der Gaunts hielt sie immer noch fest in ihrer Faust. Nachdem Madam Pomfrey sie untersucht hatte, durfte sie gehen. Ihr erster Weg führte sie den Raum der Wünsche, weil sie hoffte dort Blaise zu finden. Sie wollte weder in den Schulsprecherturm noch in den Ravenclawgemeinschaftsraum. Zum Glück war Blaise wirklich im Raum der Wünsche und ersparte ihr langes müheseliges Suchen und bewahrte sie auch vor dem Gerede der Leute. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Blaise sie und umarmte sie besorgt. „Alles wieder bestens“, sagte Hermine abwehrend. „Ich hab mir echt Sorgen gemacht. Ich konnte kaum etwas von der Katastrophe sehen, weil ich mit Lestrange viel weiter hinten gesessen habe, aber Eileen ist ja ganz schön auf dich losgegangen. Und ich habe gehört du hättest es mit Zephir im Umkleideraum getrieben, was ich ja für absoluten Blödsinn halte, aber du musst mir sagen, was da passiert ist!“ Hermine holte tief Luft und versuchte die Geschehnisse hinter der Bühne kurz zusammenzufassen. Sie war entsetzt, dass es heißen sollte, sie hätte hinter der Bühne mit Zephir ein Stelldichein gehabt. Blaise seinerseits war entsetzt zu hören, was Zephir für ein Monster war und was geschehen war. Wütend sprang er auf. „Den werde ich mal ordentlich verhexen. Das hätte ich ihm ja nie zugetraut. Wenn ich mit dem fertig bin, weiß der nicht mehr wo oben und wo unten ist!“ Hermine legte Blaise beruhigend die Hand auf dem Arm und bemerkte eine Narbe am rechten Unterarm, die ihr bis jetzt noch nie aufgefallen war. „Wir müssen uns erstmal auf die Horkruxe konzentrieren und wie wir die Kammer des Schreckens öffnen“, meinte sie und präsentierte ihm den Ring. „Wie bist du denn an den gekommen?“, fragte Blaise verwundert und nahm ihn ihr neugierig geworden ab. „Heißt dass wir haben alles um Riddle kalt zu machen?“ Hermine zuckte ein wenig bei den Worten „kalt machen“ zusammen, aber sie wusste, dass es immer noch der eigentliche Plan war, auch wenn sie langsam wirklich anfing diese Idee zu verabscheuen. „Ja wir müssten nur in die Kammer kommen. Dafür bräuchten wir ein Parselmund und…“ „Ein Hahn!“, fügte Blaise hinzu. „Das hab ich mir gemerkt.“ Er grinste sie an und Hermine fühlte sich gleich ein wenig besser. Zumindest einer von ihnen war total motiviert bei der Sache. Auch sie musste sich wieder darauf konzentrieren und für einen Augenblick ihr gewaltiges Gefühlschaos beiseite schieben. Es ging nur Schritt für Schritt voran. „Beim nächsten Hogsmeadebesuch kommendes Wochenende könnten wir einen Hahn besorgen oder vielleicht reicht es auch, wenn wir das Krähen eines Hahnes einfach aufnehmen. Und ich glaube ich weiß auch wie wir in die Kammer des Schreckens gelangen können.“ Sie zog das versteckte Tagebuch hervor. Wenn es Ginny als Nichtparselmund gelungen war mithilfe der Erinnerungsgestalt von Tom Riddle die Kammer zu öffnen, konnte ihr das auch gelingen. Sie würde sich nicht vom Tagebuch in die Irre führen lassen und sich davon einnehmen lassen. Blaise lachte fröhlich. „Dann machen wir bald einer riesigen Schlange den Garaus und dann nehmen wir uns Riddle vor, weil wir dann endlich von hier verschwinden könnten.“ Er zog ein Buch aus dem kleiner geworden Stapel heraus und zeigte ihr was er in der Zwischenzeit herausgefunden hatte. Der Zauber, der hier beschrieben war, klang machbar und bestand nicht aus irgendwelchen schrägen Beschwörungen bei der man sich einen Frosch über die Schulter warf oder ähnliches. „Klingt gut“, murmelte Hermine. Plötzlich ging ihr das alles zu schnell. Vier Monate lang waren sie überhaupt nicht vorangekommen und jetzt überschlugen sich die Ereignisse. Sie hatten die Horkruxe, sie kannten einen Weg in die Kammer und konnten Riddle töten. Der Haken an der Sache war, dass Hermine ihn nicht mehr töten wollte. Sie glaubte an das, was sie heute Nacht gesehen hatte. Aber erstmal sollte sie an die Zerstörung der Horkruxe denken. Alles Schritt für Schritt machen, um sich langsam dem Ziel anzunähern. Hermine beschloss später sich ihren Ängsten zu stellen und zuerst den Ravenclawgemeinschaftsraum aufzusuchen bevor sie sich zurück in die Hölle des Löwen begab, um mit Riddle zu sprechen. Sie wollte zumindest Sophie die Sache erklären und sicher gehen, dass nicht alle gegen sie waren. Irgendwie ertrug sie die Vorstellung nicht von allen gehasst und gemieden zu werden. Erstaunlicherweise hielt es sich mit dem Getuschel im Rahmen, als sie eintrat. Sophie saß an ihrem Stammtisch und war alleine. Eileen war nicht zu sehen, was Hermine Hoffnung machte, dass sie Sophie nicht auf ihre Seite gezogen hatte, denn sie würde es sehr bedauern die quirlige Dunkelhaarige als Freundin zu verlieren. So kam sie auf Sophie zu, die überrascht aufblickte und ihr freudig um den Hals fiel. „Dir geht es gut! Das sah schrecklich aus. Das ganze Blut auf der Bühne. Ich dachte du wärst gestorben. Eileen hätte das egal aus welchem Grund auch immer nicht tun dürfen! Man unterhält sich doch erst vernünftig und richtet kein Blutbad an. Das mit Zephir glaub ich sowieso nicht. Der ist nicht ganz koscher und Eileen hätte sich gar nicht in ihn verlieben dürfe. Das erinnert mich daran, dass du ja in jemanden verliebt bist! Und streite es nicht ab!“ Hermine war wieder erstaunt, wie viel und wie schnell Sophie reden konnte. Wie ein Wasserfall, der unermüdlich vor sich hin plätscherte. „Alles okay. Das mit Zephir stimmt nicht. Er hat mich geküsst und das war richtig eklig. Und ich bin in niemanden verliebt“, entgegnete Hermine. Sophie verdrehte die Augen. „Jemand wie Zephir hätte ich das vom Äußeren her ja nicht zugetraut, aber jeder der mal mit Riddle befreundet war, kann sie nicht mehr alle haben. Wenn Eileen doch nicht so blind wäre. Ich hab versucht Partei für dich zu ergreifen, aber sie wollte nichts hören. Und in wen bist du nun verliebt? Sag nicht Lestrange oder gar Riddle?!“ Hermine seufzte. Sophie war irgendwie ein Stück Normalität in ihrem Leben. „Ich sag es dir nur…“, begann Hermine. „…wenn du für mich herausfindest, was zwischen Riddle und Zephir damals vorgefallen wird. Irgendjemand muss doch etwas wissen.“ „Es ist Riddle oder?“, fragte Sophie und ließ sich stöhnend in ihren Sessel sinken. „Aber Hermine das ist doch hoffnungslos. Ich meine der ist so gefühlskalt wie die Antarktis.“ Hermine musste lachen bei dem Vergleich und auch Sophie lachte bevor sie wieder ernst wurde. „Jetzt wirklich mal ganz ehrlich, was findest du an dem?“ Hermine musste sich selbst eingestehen, dass sie das gar nicht so genau wusste. Es war wahrscheinlich ihre Hoffnung und dieses seltene Aufblitzen von Wärme in seinen Augen, was verantwortlich für das Entstehen ihrer Gefühle war. Sie seufzte theatralisch. „Hilfst du mir nun? Und ich denke mal ich streite mich einfach gerne mit ihm. Das hat nichts zu bedeuten.“ Jetzt war sie kein Stück besser als Riddle, wenn sie ihre Gefühle leugnete. „Ich werde schauen, was ich tun kann. Und Riddle weiß gar nicht, was er an dir hat“, meinte die Dunkelhaarige und sah Hermine einen Augenblick lang an. Sie wünschte sich, dass Riddle zu schätzen wusste, was sie für ihn tun wollte. Er wusste gar nicht, wie es sich anfühlte geliebt zu werden. Sie dagegen hatte es schon einmal mit Ron erlebt und es war ein wunderbares Gefühl. Wenn er es nur verstehen würde, dann könnte er zu einem besseren Mensch werden. „Der kann doch sowieso nichts schätzen, aber ich werde wohl mal versuchen zu schauen, ob ich die Antarktis ein wenig schmelzen kann und ob darunter ein Herz ist.“ „Dafür brauchst du aber einen wirklichen heißen und starken Feuerzauber“, erwiderte Sophie und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Hermine errötete leicht, als sie verstand, worauf ihre Freundin hinauswollte. Also verführen würde sie Riddle ganz sicher nicht. Das fehlte ihr gerade noch. Danach würde er sich den Rest ihres Lebens lustig über sie machen. Sie machte es lieber auf ihre eigene Art, auch wenn sie nicht wusste, wie sie das anstellen sollte, aber irgendetwas schien sie ja schon bewirkt zu haben, also reichte es vielleicht ganz einfach sie selbst zu sein, um einen Riddle in die Knie zu zwingen und die Antarktis zu schmelzen. Wenn das nicht klappte, tötete sie ihn lieber bevor sie sich nackt vor ihm auszog. Hermine wusste, dass sie sich nicht ewig im Ravenclawgemeinschaftsraum verstecken konnte. Sophie war ihr zwar noch wohl gesonnen, aber Eileen war es eindeutig nicht. Also fiel der Schlafsaal als Rückzugsort vorerst weg. Darum musste sie nach dem Abendessen den Schülersprecherturm wieder ansteuern. Doch bis dorthin kam sie gar nicht. Hermine hatte es tief in ihrem Inneren geahnt. Zephir hatte sie von der ersten Sekunde, die sie nach Hogwarts gekommen war, im Blick gehabt. Anfangs war er vielleicht wirklich an ihr interessiert gewesen, aber mit ihrem Interesse an Riddle hatte sie wohl dafür gesorgt, dass er sie als Feindin betrachtete. Ihre Aktion von Halloween mal eingeschlossen, hatte sie ihm ziemlich deutlich gemacht auf wessen Seite sie stand und es war nicht seine. Deshalb verwunderte sie es gar nicht, dass er ihr im Korridor auflauerte. Jetzt hatte er jede Maske fallen gelassen und Hermine lief ein kalter Schauer über den Rücken. Diese lässige Haltung mit der er auf sie wartete. Dieses diabolische Grinsen auf seinem Gesicht. Er war Riddle ähnlicher als sie gedacht hätte. Auf alles gefasst zog sie ihren Zauberstab. Irgendwo in ihrem Kopf merkte sie selber an, dass sie das bei Riddle noch nie getan hatte. Dafür bei Zephir sofort und das jetzt auch alle ihre Alarmglocken losgingen. „Wütend auf mich?“, meinte Zephir grinsend. „Dabei hab ich dir doch gar nichts getan. Für Eileens Aktionen bin ich schließlich nicht verantwortlich. Sie hat da wohl etwas missverstanden.“ Er kam auf sie zu und Hermine hob drohend ihren Zauberstab. „Bleib bloß weg von mir“, fauchte sie. Er hob beschwichtigend die Hände. „Aber, aber. Ich wollte doch nur wissen, wie Riddle zu dir steht. Du entschuldigst doch meine Neugierde.“ Trotz ihres Zauberstabs kam Zephir noch näher an sie heran. Hermine fühlte sich wie erstarrt. Sie wusste, dass sie angreifen musste, aber alles an ihm irritierte sie. Er war Riddle so ähnlich und doch ganz anders. Sie konnte seine böse Aura förmlich spüren und ihr wurde ganz anders dabei. Sie hatte auf einmal Angst und wollte nur noch weg von hier. „Was ist los, meine Hübsche?“, fragte Zephir sie und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er war ihr viel zu nah und Hermine wich einen Schritt zurück. Zephir lachte. „Das darf ich wohl so auffassen, dass unsere Freundschaft traurigerweise ihr Ende gefunden hat.“ Er beugte sich zu ihr vor und brachte seinen Mund auf Höhe ihres Ohres. „Du weißt gar nicht, was für einen Fehler du machst. Mich willst du nicht zum Feind haben. Also denk noch mal genau darüber nach bevor du dich für Riddle entscheidest.“ Er zog sein Gesicht wieder weg, auch wenn er für eine Sekunde seine Lippen vor ihrem Mund verharren ließ bevor er wieder auf Abstand ging. Zephir sah sie noch einen Augenblick an bevor er den Korridor entlang schlenderte. Hermine dagegen sank zitternd in sich zusammen. Sie fühlte sich so schrecklich hilflos und verängstigt wie ein kleines Reh auf einer großen Lichtung. Es kam ihr vor, als wäre ihr der Boden unter den Füßen weggezogen worden und sie fiel und fiel ohne dass ein Ende in Sicht war. Warum hatte sie nie zuvor Zephirs dunkle Aura bemerkt? Und warum hatte sie das Gefühl, dass er der wahre Feind war, so wie in ihrem Traum? Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. „Hey Prinzessin, alles in Ordnung mit dir?“ Lestrange sah sie besorgt an und erst jetzt merkte Hermine, das sie weinte. Unkontrolliert zitterte sie und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Der Slytherin strich ihr über den Rücken und murmelte freundliche, aufmunternde Worte. Es dauerte einige Minuten bis Hermine einigermaßen die Begegnung mit Zephir verkraftet hatte. „Komm ich bring dich in den Schulsprecherturm. Da kannst du dich ausruhen“, sagte Lestrange und half ihr auf die Beine. Ihr war ihr Zusammenbruch schrecklich peinlich, aber Lestrange verlor kein Wort darüber. Er stützte sie, da sie ziemlich wacklig auf den Beinen war und brachte sie bis zum Gemeinschaftsraum der Schulsprecher, wo natürlich niemand anders als Riddle in seinem Sessel saß und ein Buch las. „Was ist passiert?“, fragte er Lestrange. „Ihr ging es nicht gut und ich habe sie hierher gebracht, aber jetzt kannst du dich ja um sie kümmern“, antwortete Lestrange und wand sich zum Gehen um. Hermine ließ sich auf einem Sofa fallen und nickte Lestrange dankbar zu. Sie hasste es, dass Riddle sie schon wieder in diesem Zustand sah. Lestrange verschwand und sie war wieder einmal allein mit Riddle. Riddle sah Hermine einen Augenblick prüfend an. „Du hast geweint“, stellte er sachlich fest. „Was ist nun wirklich passiert?“ Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen und sah ihn verächtlich an. „Das geht dich nichts an“, sagte sie und zwang sich aufzustehen. „Also gute Nacht!“ Riddle versperrte ihr den Weg und bot ihr seinen Arm an. Hermine war überrascht, aber sie war immer noch wütend auf ihn, also übersah sie das Angebot einfach und ging an ihm vorbei. Sie wollte nicht schwach erscheinen und seine Hilfe annehmen. Außerdem hatte er ihr mal wieder gedroht, was ihn nicht sympathischer machte. Aber er schien wirklich ehrlich besorgt um sie zu sein, auch wenn er das nicht zugeben würde. Als sie noch einmal einen Blick über ihre Schulter zurückwarf, sah sie, dass er sein Buch wieder zur Hand genommen hatte, aber trotzdem noch einen letzten Blick zu ihr herüber warf bevor er sich leicht irritiert wieder seinem Buch zuwandte. Wenn er doch nur ehrlich zu seinen Gefühlen stehen würde, statt sie zu leugnen. Dann wäre vieles einfacher. Hermine ließ sich in ihrem Zimmer aufs Bett fallen, aber sobald sie die Augen schloss, sah sie wieder Zephirs Gesicht vor ihr, das nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Sie wühlte sich in ihre Decke, aber seine Drohung fühlte sich soviel realer an als die von Riddle, da sie nicht wusste wozu Zephir in der Lage war. Hatte er auch seine Leute um sich geschart? Diese unbekannte Bedrohung jagte ihr Angst ein. Bei Riddle hatte sie ungefähr gewusst, worauf sie sich eingelassen hatte. Hier hatte sie keine Ahnung, was auf sie zukommen würde. Dass ausgerechnet Zephir ihr den Schlaf rauben würde, hätte sie auch nicht vermutet. Jetzt kam Hermine die Spieluhr auf ihrem Nachttisch wie ein bedrohliches Omen vor. Die würde vermutlich böse Träume auslösen und nicht dagegen helfen. Irgendwann stand sie auf und stülpte einen Karton über die Spieluhr. Sie kam sich dabei zwar ziemlich lächerlich vor, aber es half ihr ein wenig. Schlafen konnte sie trotzdem nicht. Als die ersten Sonnenstrahlen durch ihr Fenster fielen, gab Hermine ihr Vorhaben einzuschlafen endgültig auf und sie beschloss aufzustehen. Es war Mittwoch und bis zum Samstag waren es noch vier Tage. Dann konnten sie sich die Aufnahme vom Krähen eines Hahnes besorgen. Und dann ging es endlich in die Kammer des Schreckens. Hermine zog sich an und wanderte nach unten, wo sie sich in Riddles Sessel fielen ließ und sich sein Buch nahm, was dort bereits startklar lag. Bestimmt stand er bald auf, denn er war normalerweise immer vor ihr wach. Sie blätterte gedankenverloren ein wenig in dem Buch herum, hatte aber nicht die Muße etwas davon wirklich zu lesen. Erstaunlicherweise fühlte sie sich hier sicherer und auf einmal überkam sie der fehlende Schlaf. Hermine wurde wieder davon wach, dass ihr etwas von den Schultern rutschte. Überrascht stellte sie fest, dass es ein Umhang war und schreckte hoch. Doch es war nur Riddle, der ihr gegenüber saß. Er zog eine Augenbraue hoch. „Das ist mein Sessel“, betonte er. „Da steht nicht dein Name drauf“, erwiderte Hermine. „Wie spät ist es?“ „Es ist Nachmittag. Du hast den halben Tag hier geschlafen und vor dich hin gesabbert.“ Hermine fuhr sich mit der Hand über den Mund und wurde rot. Warum konnte sie nicht einmal von einer Peinlichkeit verschont werden? „Du hast übrigens gelogen“, meinte Riddle plötzlich und Hermine sah ihn irritiert an. „Im Bezug darauf, dass nichts passiert wäre. Lestrange hat noch gesehen wie Cavill weggegangen ist. Hat er dir gedroht? Hast du deswegen geweint?“ Hermine verfluchte die Tatsache, dass ausgerechnet Lestrange sie gefunden hatte. Natürlich war er gleich zu Riddle damit gekommen. Warum konnte man hier nicht einmal verschont bleiben? „Du suchst dir wirklich mit einer Vorliebe die falsche Gesellschaft aus“, meinte Riddle, als sie ihm nicht antwortete. „Cavill ist da scheinbar nur die Spitze des Eisbergs.“ Hermine verstand nicht, worauf er hinauswollte. Er meinte sicher nicht sich selbst damit, aber wer war denn noch die falsche Gesellschaft? „Ich weiß nicht was du meinst“, erwiderte sie. Riddle lächelte und stand auf. „Ich meine deinen Bruder oder weißt du nicht, was er getan hat?“ Hermine war noch verwirrter und als Riddle nun wissend lächelte, fühlte sie sich, als würde sie im Dunkeln sitzen. Natürlich wusste sie kaum etwas von Blaise, aber Riddle spielte gezielt auf etwas an, von dem sie scheinbar wissen musste. „Was meinst du? Was soll ich wissen?“, fragte sie ihn, doch Riddle antwortete ihr nicht, sondern ging in sein Zimmer. „Was meinst du damit?“, warf sie ihm noch ein Stück lauter hinterher. „Antworte mir gefälligst!“ Doch keine Antwort und wieder hatte Hermine eine Frage mehr, die unbeantwortet blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)