110! The god of insanity(!)... von G_O_D (... and the hellhound.) ================================================================================ Kapitel 1: Liebe ---------------- Love after eternity (Jay) Jay fühlte sich, als würde er fliegen. Dasselbe Gefühl, dass er damals bei seinem ersten Mal hinter einem Steuerknüppel hatte, diese kribbelnde, heitere Anspannung, erfüllte ihn auch dieses Mal, doch alles, absolut alles, war anders. Er saß nicht in seinem Cockpit, er saß nicht auf seinem Thron, indem er über Leben und Tod tausender entschieden hatte und er saß auch nicht auf seinem Stuhl, welcher den Kopf der Tafel bildete, an dem er uns eine Freunde zu planen pflegten. Er blickte sich um und nur strahlendes Licht umgab ihn. Er konnte niemanden sehen, nicht einmal sich selbst und doch wusste er, dass er da ist. Er fühlte sich realer als er sich sein ganzes Leben lang gefühlt hatte. Nichts schien seine Laune trüben zu können. Er war frei und ungebunden, hatte alles hinter sich gelassen. Seine Dämonen, die ihm zugesetzt hatten, wie auch seine Engel die ihn beschützt hatten. Er war glücklich und alleine. Er war glücklich und frei. Er war glücklich und tot. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen und er lag, mit einem seligen Lächeln im Gesicht, auf dem Bett in seinem Quartier. Kein Mensch oder sonstiges lebendes Wesen würde merken, dass er tot war, denn niemand war auf dem riesigen Schiff, auf welchem er nun schon seit einer halben Ewigkeit alleine war. Niemand würde ihn vermissen, zumindest solange bis seine Seele den Übergang in das Jenseits vollständig abgeschlossen hatte. Er würde wieder vereint sein mit allen, die er vor langer Zeit verloren hatte. Seine Freunde, seine Familie und besonders seine große Liebe. Sie war die größte Quelle seiner Euphorie, denn ihr Verlust machte es ihm schwer zu Leben. Nun flog Jay, durch die Weiten des Nichts, auf der Suche nach der Erlösung. Er fürchtete nicht, für seine Sünden bestraft zu werden, da er wusste, dass er im Jenseits mit jenen zusammen sein würde, mit denen er auch schon zu Lebzeiten zusammen war. Er wusste, was ihn erwartete, er wusste, wie das Leben nach dem Tod für ihn aussehen werde. Sanft sank er zu Boden und als er so stand, blickte er sich fragend um. Das erste Mal, als sein Herz still gestanden war, war er nicht soweit gekommen, beim zweiten Mal war alles so schnell und abrupt gegangen, dass er sich den Weg nicht merken konnte und dieses Mal... dieses Mal stand er irgendwo im Licht und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Ein dumpfer Zweifel überkam ihn. Er hatte schon lange keine Sünden mehr begangen. Er hatte seit langer Zeit niemanden mehr beraubt und schon lange keine Morde begangen. Kurz gesagt, er hat sich vom Piratenleben entfernt und war zu einem stillen Beobachter der Welt geworden. War das vielleicht ein Fehler gewesen? Würde er nun nicht dorthin kommen, wo seine Freunde warteten, sondern im Paradies enden, wo er mit Sicherheit niemanden kannte? „Keine Angst.“, hörte er daraufhin eine Stimme, welche seinem Herz einen Stoß gab, „Du hast genug gesündigt.“ Er wandte sich um, strahlte über das ganze Gesicht und blickte jene Frau an, die er immer geliebt hatte. „Julia.“ begrüßte er sie. Auch sie lächelte, und wandte den Kopf leicht ab. „Lange nicht gesehen, Jay.“ erwiderte sie und vermied es ihm in die Augen zu sehen. Er war zwar nie sehr schnell von Begriff gewesen, doch er merkte, dass sie versuchte etwas vor ihm zu verheimlichen. Ob es nun so war, dass sie wirklich nicht wollte, dass er es wisse, oder ob sie es als eine Überraschung aufheben wollte, wusste er nicht. Er ging auf sie zu, hatte die kurze Distanz sofort überwunden, schloss sie in die Arme und hob sie auf, so sehr freute er sich, sie endlich wiederzusehen. „Ich habe dich vermisst, Julia.“ hauchte er ihr zu, während sich seine Gesicht dem ihren näherte. Sie hielt zwar den Kopf noch immer etwas gesenkt und erwiderte ebenso leise: „Ich dich auch, Jay, ich dich auch.“ Er wollte sie gerade küssen, als er merkte, wie Tränen an ihren Wangen hinab fließen. Sofort stellte er sie wieder auf den Boden ab und ging etwas in die Knie um ihr in Gesicht blicken zu können. „Was ist los?“ fragte er besorgt. „Es ist nun vorbei...“ sagte sie und dabei versagte ihr die Stimme. Jay legte ihr eine Hand an die Wange, wischte ihr die Tränen mit dem Daumen aus dem Gesicht und brachte sie dazu, ihren Blick anzuheben und ihm direkt in die Augen zu blicken. „Nichts ist vorbei.“, versicherte er ihr, „Jetzt sind wir wieder zusammen. Für immer.“ Sie schaffte es sich wieder zu beruhigen und sah ihn mit geröteten Augen an. „Und die anderen?“ fragte sie mit einem sanften Vorwurf. „Die anderen sind mir egal.“, erwiderte Jay, was sie kurz zusammenzucken ließ, „Besonders wenn es um dich geht.“ Als er das gesagt hatte, lächelte sie ihn an. Auch er lächelte wieder zufrieden und abermals näherte er sich mit seinen Lippen den ihren. Er wollte sie küssen, endlich wieder einmal küssen nach alle der Zeit. Wieder kam es nicht dazu, denn sie sprach das aus, was für ihn am untragbarsten war. „Das gerade du aufgibst.“ murmelte sie leise. Ob sie den Kuss nicht wollte, da sie wirklich enttäuscht von ihm war, oder ob sie ihn einfach nur necken wollte, wusste er nicht, denn auch wenn er immer die Wahrheit in ihren Augen finden konnte, wenn er danach suchte, war es ihm nun nicht mehr möglich. Die Erfahrung, die schon immer ihren Blick so unwiderstehlich für ihn machte, hatte sich sogar noch gesteigert und Jay sah so vieles in ihren Augen, was er damals nicht gesehen hatte. Oder hatte er es einfach nur vergessen, was er alles in ihren Augen gesehen hatte, um den Schmerz erträglicher zu machen? „Ja... ich habe aufgegeben.“ gestand er und ließ nun selbst den Kopf hängen. Sie sah ihn an, fühlte sich schuldig und gleichzeitig wusste sie, dass sie nur die Wahrheit gesagt hatte. Er hätte nie aufgeben dürfen. Er hatte überlebt, weil er überleben musste. Verdammt! Er war Jaykoff Smith, der unsterbliche Pirat. Und nun war er tot. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und wieder weinte sie sanft. Sie betrauerte seinen Tod. Vielleicht war sie nur die erste unter vielen, aber mit Sicherheit wusste sie nur soviel. Er war nun tot und damit war das Siegel gebrochen, welches die Menschheit beschützt hatte. Dann fühlte sie etwas, oder glaubte zumindest etwas gefühlt zu haben. „Es wird alles wieder gut.“ meinte Jay nun tröstend, aber Julia hörte nicht auf seine Worte, sondern lauschte und lauschte. Aber sie hörte nichts, nichts außer Jays Stimme. Und dann wieder... Poch! Sie hatte es nicht nur gehört, sonder auch gefühlt. Eine einzelne Kontraktion von Jays Herzen. Er war noch nicht ganz tot, er stand an der Klippe und würde mit Sicherheit nicht ins Leben zurückkehren wollen. „Komm mit, Jay.“ sagte sie mit heiserer Stimme, nahm in an der Hand und zog ihn mit sich. Das Licht wurde heller, verschlang die beiden zusehends und Jay fragte, wieder lächelnd: „Gehen wir jetzt nach Dessert Rose? Gehen wir jetzt zu den anderen?“ Dann hörte er Julias Stimme, die klar und deutlich antwortete: „Nein. Du gehst zurück.“ Ein Ruck ging durch seinen Körper, als er stehen blieb, er zog an Julias Hand an, welche davon überrascht wurde und zu ihm gezogen wurde. „Ich gehe nicht zurück.“ erwiderte er fest überzeugt. „Doch.“ sagte sie und küsste ihn. In genau diesem Moment wachte Jay überrascht in seinem Quartier auf. Er lag neben dem Bett auf dem Boden, wuchtete sich selbst wieder auf das Bett, fuhr sich mit der rechten Hand über die Stirn und zischte: „Ich könnte sie hassen, würde ich sie nicht lieben.“ Dann lächelte er die Dunkelheit hinein und akzeptierte sein Schicksal aufs Neue. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)