110! The god of insanity(!)... von G_O_D (... and the hellhound.) ================================================================================ Kapitel 6: Unschuld ------------------- Innocence lies (CA$H) Unschuld... was war das schon. Es gab verschiedene Auffassungen von Unschuld. Es gab die Unschuld bevor man das erste Mal Sex hatte. Es gab die Unschuld bevor man ein Verbrechen begangen hatte. Es gab die Unschuld bevor man einen Mord begangen hatte, zumindest vor dem ersten. Schlussendlich gab es auch noch die Unschuld bevor man für den Tod von Millionen verantwortlich war. Cash konnte sich nicht mehr sehr gut an die Zeiten erinnern, in denen er noch keine Schuld auf sich geladen hatte. Die wenigen Erinnerungen, welche noch aus der Zeit stammten, als seine Seele noch nicht von Schuld gepeinigt worden waren, waren so schön, dass sie ihn immer schmerzten, wenn er sich daran erinnerte. Daher verdrängte er diese Erinnerungen. Verdrängte die Erinnerungen an die Zeiten, als er noch in einer wohlhabenden und vor allem glücklichen Familie gelebt hatte. Nun war das alles vorbei. Seine Eltern starben. Getötet von Dämonen. Seine Schwester starb, getötet durch seine eigene Hand und egal wie sehr er sich auch einredete, dass sie jetzt an einen besseren Ort war, so traute er sich dennoch nie fragen, wo sie schlussendlich gelandet war. Himmel oder Hölle. Die Antwort war so unergründlich und Cash wagte es weder Gott noch den Teufel zu fragen. Wollte er die Antwort wirklich hören? Was wäre, wenn Melanie in den Himmel gekommen wäre. Einerseits wäre Cash dann glücklich gewesen, weil ihre Seele trotz allem erlöst worden war und er würde sich dann damit beruhigen können, dass all die Morde und all das Leid, dass sie über Unschuldige gebracht hatten, eine Folge des Werwolffluches war. Das alles nur Taten eines wahnsinnigen Werwolfes waren, der nie gelernt hatte, sich zu kontrollieren. Gleichzeitig hatte Cash aber Angst, dass er Eifersüchtig sein könnte, oder Melanie genauso in den Himmel gekommen war, wie sie zum Zeitpunkt ihres Todes war. Eine verängstigte aber auch blutrünstige Bestie. Cash bezweifelte, dass Gott jemanden, der so viele Morde begangen hatte, einfach so in den Himmel ließe. Aber gut, Cash war von Gott schon öfter überrascht worden. Schließlich kann nicht jeder behaupten, besonders nicht ein herkömmlicher Werwolf, dass einer der besten Freunde zu einem Racheengel wird, einem Engel, der von Gott die Erlaubnis zum Töten bekommt, solange die Morde rational und begründet geschehen. Sünder bestrafen, Leid verhindern und der ganze Moralscheiß. Die zweite Option, die Melanies Seele widerfahren sein könnte, war trivialer. Sie könnte in der Hölle gelandet sein und dort, so stellte es sich Cash zumindest vor, würde sie für all ihre Sünden bestraft werden. Obgleich Cash sicherlich ein gutes Wort beim Teufel für sie einlegen könnte, wäre dennoch die Frage offen, ob es etwas bringen würde. Nicht im Bezug auf den Teufel, sondern in Bezug auf Melanie. Würde der Teufel sie zurück auf die Erde lassen und wenn er das tun würde, wäre sie anders? Cash bezweifelte es stark und war der Überzeugung, dass sie nicht einmal durch den Tod die Kontrolle über sich selbst erlangt hatte. Wie dem auch sei, das Thema erfüllte Cash mit Trauer und so konzentrierte er sich, wenn er schon an seine Familie denken musste, immer an den einzigen, der, abgesehen von ihm selbst, überlebt hatte. Sein Bruder Alexander. Aber Cash fand nicht oft Zeit über solche Dinge nachzudenken, auch wenn es die Ewigkeiten, die er häufig vor sich hindösend in einer Hängematte verbrachte, es erwarten ließen. Cash erinnerte sich nur noch daran, wie er zum ersten Mal gefragt worden war, was seine größte Sünde gewesen war. Natürlich hatte Cash gegrinst, was einerseits mit der Person zu tun hatte, die ihm die Frage gestellt hatte und andererseits auch weil er sie angelogen hatte. Sicherlich war die Antwort selbst genial und ein Grinsen wert gewesen. Es war schon seltsam, dass er von der Dämonin Liz gefragt worden war, was seine größte Sünde gewesen war. Im Nachhinein bereute es Cash sie nicht auch nach ihrer größten Sünde gefragt zu haben, aber sie schien damals ohnehin nicht sehr erpicht gewesen zu sein, darüber zu reden. Cash grinste immer wieder, wenn er darüber nachdachte, was er ihr gesagt hatte. Er hatte sich damals extra etwas Zeit gelassen, ihr dann tief in die Augen geblickt und geantwortet: „Du. Du bist meine größte Sünde.“ Technisch gesehen war es sicher nicht falsch. Denn obwohl Cash ein Werwolf und damit ein Ziel des Vatikans war, hatte er sich dennoch nie wirklich von seinem Glauben abgewandt. Er war niemals ein streng gläubiger Christ gewesen, aber doch war er stets der Meinung, dass die einzige Kraft, die ihm den Geist frei hielt, eine höhere Macht sein musste. Nun seit seiner Hochzeit war Liz die höchste Instanz in seinem Leben geworden, zumindest war sie diejenige, die ihm mit Sexentzug drohte und damit gefügig machen konnte... Offiziell. Trotz allem war seine Antwort eine Lüge gewesen, zumindest hatte er diese Antwort als eine Lüge angesehen, denn seine größte Sünde, nein, sein schlimmstes Verbrechen war sein erstes gewesen. Er hatte es nicht gewollt, war neugierig gewesen und bezahlte für seine Neugierde den höchsten Preis. Vermutlich wäre nichts von alle dem was passiert ist, geschehen, wenn er seine Neugierde in Zaum hätte halten können. Aber er musste ja unbedingt die Büchse der Pandora öffnen. Das mag nun vielleicht wie eine nette Metapher klingen, aber es entsprach der Wahrheit. Cash öffnete die Büchse der Pandora und der abtrünnige Teil von Seth’ Seele, der darin eingesperrt gewesen war, wurde dadurch befreit. Die Folge war der Anarchiekrieg, dem Millionen von Menschen zum Opfer fielen. Weite Teile der Welt wurden verheert und all die Mythenfiguren entstiegen ihren Gräben, entflohen ihren Gefängnissen sowie ihren Verstecken. Cash war damals der Auslöser gewesen. Pandora würde vermutlich seine Neugierde belächeln und gleichzeitig traurig seufzen. Doch nun war es zu spät. Die schrecken, welche der Kiste inne wohnten waren frei und haben die Welt überzogen. Das letzte Mal, als er sich dessen vollkommen bewusst geworden war, war er mit über 400 Meilen pro Stunde über den Asphalt gerast. Zusammen mit Rock hatte er damals den Begriff „Autofahren“ beinahe in „Autofliegen“ umdefiniert. Aber nur fast. War es der Dämon der den Wagen antrieb, oder waren es die Dämonen, die an seiner Seele nagten, Cash wusste es nicht mehr. Aber irgendetwas in ihm hatte ihn nachdenken lassen, währen er gefahren ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)