110! The god of insanity(!)... von G_O_D (... and the hellhound.) ================================================================================ Prolog: Zwischen den Welten --------------------------- Behind the worlds... [7i] Cash hatte keine, aber absolut keine Ahnung, wo er war, oder wie er dorthin gekommen war. Das Letzte, an das er sich erinnern kann war, dass jemand laut und dringlich „Nein“ gerufen hatte, als er gestartet war. Als er wieder zu sich kam, lag er in einem futuristisch wirkenden Zimmer und hatte keine Spur eines Orientierungssinnes in sich. Sein Raumpilotentraining meldete sich und er erinnerte sich an den Teil von Beschleunigung und Warpreisen. Da war Cash klar geworden, dass er sich nicht nur Fragen durfte, wo er war, sondern auch „wann“ er war. Das wann war noch nicht einmal im Ansatz geklärt worden, doch auf die Frage des wo wusste er, dass er keine Antwort bekommen würde, wenn er nicht danach suchte. So war er aufgestanden, hatte seine halbwegs zerfetzte Kleidung gegen einen Drillichanzug eingetauscht, der auf einem Stuhl neben sich gelegen hatte, und war nun Auf dem Weg nach Antworteten. Der erste Anhaltspunkt, der auf seinen Verbleib schließen ließ, war ein riesiges Fenster, das eine ganze Wand einnahm und ihm zeigte, wo er sich befand. Durch das Glas sah er einen Planeten weit unter sich liegen. Die Oberfläche des Planeten war rötlich unter dem einfallenden Licht der Sonne. Er war im Weltraum, das war ihm nun vollkommen klar, und entweder auf einem sehr großen Schiff, oder einer Raumstation. Nur widerwillig löste er seinen Blick, besonders als er kleine saphirblaue Lichter sah, welche umherschwirrten wie Mücken. Als er schließlich einsehen musste, dass er aufgrund der Distanz einfach nichts erkenne konnte, ging er weiter. Die Gänge waren hell erleuchtet, nicht so hell und steril, dass es kalt wirkte, aber von Schmutz oder Staub war auch nichts zu sehen. Die Lichter erzeugten eine angenehme Atmosphäre und er kam an vielen Türen vorbei, welche militärisch typisch durchnummeriert waren. Er gestattete sich an eine der Türen zu klopfen, doch niemand antwortete ihm. Neben der Tür war ein kleines Tastenfeld und Cash beugte sich hinunter um die Tasten genauer zu untersuchen. Sie waren feind säuberlich nummeriert und eines war eine Entertaste. Weil er bezweifelte einen Scheiß bauen zu können, drückte er die Taste und die Tür ging mit einem leisen Zischen auf. Neugierig, aber auch vorsichtig blickte Cash um den Türrahmen in das dahinterliegende Quartier hinein, welches leer und unbenutzt war. Das Bett war nicht bezogen, der Schrank stand offen und leer und auch sonst zeigte nichts darauf hin, dass dieser Raum in letzter Zeit Leben erfahren hätte. Ein paar Sekunden lang wanderten Cashs Augen durch das ganze Quartier, dann schloss sich die Tür mit einem leisen Zischen wieder. „Leer.“ kommentierte Cash und ging weiter. „Es war hier schon mal mehr los.“ erwiderte eine Stimme hinter ihm. Cash zuckte zusammen, wandte sich blitzschnell um und veränderte sich. Sein Brustkorb dehnte sich, sein Kiefer schob sich vor und überall spross ihm ein Fell. Noch bevor er den Ursprung der Stimme mit seinen Augen fixieren konnte, war die Verwandlung in einen Werwolf abgeschlossen und als er dann endlich sah, wer da mit ihm sprach, war aus dem 2,20 großen, schwarzen Mann mit blauen Haarspitzen, ein 2,20 großer, schwarzer Werwolf geworden, dessen Nackenhaare blaue Spitzen hatten. Der Mann, der ihn angesprochen hatte, sah ihn mit milder Überraschung in den Augen an und meinte: „Sieh an, ein Lykaner.“ Cash hatte die Hände erhoben um entweder einen Schlag abwehren zu können, oder selbst mit den Klauen vorzustoßen, und jeder Muskel in seinem Leib war angespannt, während er seine Instinkte zu zähmen versuchte und sich zu rationaleren Denkzügen zwang. „Wissen!“, rief er sich in Erinnerung, „Wissen ist Macht! Sammle Informationen!“ Seine Augen musterten nun den Mann, der ihm gegenüber stand. Er war gut 2 Köpfe kleiner als Cash, der einfach nur riesig war. Der Mann wirkte durchtrainiert, nicht ganz so wie Cash, aber dennoch fit und überzeugt. Die Muskeln seines rechten Armes wirkten ausreichend, nicht alles vernichtend, aber dennoch gefährlich, sollten sie im Zorn benutzt werden. Doch was Cash kurz erschreckte, war der linke Arm des Mannes. Er wirkte verkohlt oder ausgetrocknet. Die Hand hatte nur vier lange, aber schlanke Finger und die Haut war grau und zäh. Um den Unterarm war etwas Goldenes angebracht, welches den ganzen Arm umgab wie ein Teil einer Rüstung. Auf dessen Oberseite, war eine kleine Vertiefung in der eine blau leuchtende Kugel ruhte, die zu pulsieren schien. Doch die Finger bewegten sich kurz, als würde er die Spannung aus ihnen nehmen und ließ Cash die Vermutung fassen, dass der Arm nicht tot war, sondern Leben in sich trug. Er würde erst später erfahren, wie wahr er damit hatte. Als er alle optischen Eindrücke gesammelt hatte, versuchte er zu ergründen, was der Mann war. Vielleicht war er Vampir, oder gar ein Dämon. Doch die Antwort, was der Mann war, erstaunte Cash. Er war nichts. Ein Mensch, so rein wie das klarste Wasser. Nicht ein Hauch von Besudelung, wie Cash es in seiner Ausbildung zu bezeichnen gelehrt wurde, war in seinem Blut zu finden. „Du... bist ein Mensch.“ sprach Cash seine Erkenntnis aus. Zu seiner Verwunderung lachte der Mann nur auf und schüttelte dann traurig den Kopf. „Weit gefehlt, mein Freund, weit gefehlt!“ meinte er. „Du bist kein Werwolf, kein Vampir und auch kein Dämon. Du bist ein einfacher Mensch.“ sagte Cash. „Ja. Ja. Ja. Aber, nein.“, erwiderte der andere, „Ich bin kein Mensch. Ich war vielleicht mal einer, aber jetzt bin ich keiner mehr. Schon lange keiner mehr.“ „Was bist du dann?“ fragte Cash, dem nicht einging, was für ein Wesen er nicht erkennen könnte. „Der Gott des Wahnsinns.“ erwiderte Jay als wäre es das natürlichste auf der Welt. „Der Gott des...“, wiederholte Cash, dann fragte er; „Willst du mich verarschen?!“ „Glaub es, oder glaub es nicht.“, meinte Jay nur, „Mir ist es egal.“ Die beiden standen sich ein paar Sekunden schweigend gegenüber, in denen Cash noch immer nicht seine Deckung senken wollte. Dann wandte ihm der Mann den Rücken zu und sagte: „Komm mit, falls du Hunger hast!“ Er ging los und Cash, für einen Moment komplett perplex, sah ihm ungläubig nach. Dann besann er sich und folgte ihm, wobei er sich wieder zurückverwandelte. Als er ihn eingeholt hatte, war er der Meinung, dass er einen anderen Eindruck vermitteln sollte und stellte sich vor: „Hey, ich heiße...“ „Schon klar, aber ich bleib trotzdem nur bei Cash.“, erwiderte Jay mit gelangweilter Stimme noch bevor Cash fertig war, „Ich bin Jaykoff Smith, Captain der California und der Gott des Wahnsinns.“ „Wie? Aber woher...?“ fing Cash an zu fragen, doch wieder antwortete Jay lange bevor die Frage Gestallt angenommen hatte. „Ich bin Telepath, daher weiß ich was du sagen wolltest.“, war Jays Antwort, „Und ja, es ist möglich.“ Dieses Mal war Jay sogar noch schneller gewesen, als Cashs Gedanken. „Whow.“ erwiderte dieser ehrlich beeindruckt. Jay nahm es mit einem unbedeutenden Schulterzucken hin und meinte: „Im Grunde nichts Besonderes.“ „Und was ist mit deinem Arm?“ fragte Cash weiter und zeigte dabei auf den Arm. Jay besah sich selbst kurz seine Hand, schien nicht gleich darauf zu kommen, was Cash meinte dann antwortete er: „Ah! Das... das ist eigentlich nicht mein Arm. Ich habe ihn bekommen, da ich dem vorhergehenden Besitzer einst das Leben gerettet habe und dabei meinen eigenen Arm verloren hatte.“ „O-kay.“ erwiderte Cash langsam, dem die Geschichte nicht ganz geheuer war, doch er hackte es in seiner Liste ab und kam zur nächsten Frage. „Wo sind wir hier?“ fragte dann Cash und Jay ließ ihn der Höflichkeit wegen ausreden. „Auf der California, meinem Schiff.“ antwortete er. Direkt neben ihnen flog ein kleiner, goldener Jäger vorbei und Cash folgte dessen Flugbahn mit aufgerissenem Maul. Nun wusste er, woher die kleinen, blauen Lichter gekommen waren. Es waren die Entladungen der Antriebe der kleinen Schiffe gewesen. „Interceptoren. Robotergesteuerte Abfangjäger.“ antwortete Jay ihm gleich. „Whow.“ wiederholte Cash. „Ja.“, stimmte ihm Jay zu, „Whow.“ „Okay, wenn ich das richtig sehe, kennst du dich hier aus.“, fasste Cash zusammen, „Ich will ein paar Antworteten. Wo zur Hölle bin ich?“ „Bist du dir sicher, dass du die Antworten willst?“ fragte Jay und sah Cash, mit einer gelupften Augenbraue an. „Ich glaube schon.“ antwortete Cash, doch er war sich nicht mehr ganz so sicher. „Okay. Dort hinten war einmal die Erde. Ist aber schon sehr lange her.“, antwortete Jay, „War eigentlich ein schöner Planet.“ „Ja. Ich weiß.“ stimmte ihm Cash zu. Er wusste nicht, wie er mit der Information umgehen sollte. Sollte er traurig sein, oder sollte es ihn kalt lassen. Er entschied sich dafür, keine Trauer zu zeigen, denn auch Jay schien wenig Betroffenheit zu fühlen. „Hast du das erlebt?“ fragte er dennoch, während er einen Blunt und ein Feuerzeug aus seiner Tasche zog. Jay blieb abrupt stehen, schien kurz zu zögern, dann antwortete er: „Ja, ich war dabei.“ „Es war schlimm, oder?“ fragte Cash weiter und rauchte am Blunt. Wieder dauerte etwas, bis Jay antwortete. „Es gibt schlimmeres.“ war die Antwort mit einem unbeschwerten Schulterzucken. „Und was?“ fragte Cash und hielt Jay den Blunt hin. Dieser nahm ihn mit einem Lächeln entgegen und erwiderte: „Du bist mir sympathisch.“ Er lächelte, nahm einen Zug an dem Blunt und fing dann an zu erzählen. Das erste, was ihm einfiel und schlimmer war, als die Zerstörung der Erde, war verlorene Liebe. Kapitel 1: Liebe ---------------- Love after eternity (Jay) Jay fühlte sich, als würde er fliegen. Dasselbe Gefühl, dass er damals bei seinem ersten Mal hinter einem Steuerknüppel hatte, diese kribbelnde, heitere Anspannung, erfüllte ihn auch dieses Mal, doch alles, absolut alles, war anders. Er saß nicht in seinem Cockpit, er saß nicht auf seinem Thron, indem er über Leben und Tod tausender entschieden hatte und er saß auch nicht auf seinem Stuhl, welcher den Kopf der Tafel bildete, an dem er uns eine Freunde zu planen pflegten. Er blickte sich um und nur strahlendes Licht umgab ihn. Er konnte niemanden sehen, nicht einmal sich selbst und doch wusste er, dass er da ist. Er fühlte sich realer als er sich sein ganzes Leben lang gefühlt hatte. Nichts schien seine Laune trüben zu können. Er war frei und ungebunden, hatte alles hinter sich gelassen. Seine Dämonen, die ihm zugesetzt hatten, wie auch seine Engel die ihn beschützt hatten. Er war glücklich und alleine. Er war glücklich und frei. Er war glücklich und tot. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen und er lag, mit einem seligen Lächeln im Gesicht, auf dem Bett in seinem Quartier. Kein Mensch oder sonstiges lebendes Wesen würde merken, dass er tot war, denn niemand war auf dem riesigen Schiff, auf welchem er nun schon seit einer halben Ewigkeit alleine war. Niemand würde ihn vermissen, zumindest solange bis seine Seele den Übergang in das Jenseits vollständig abgeschlossen hatte. Er würde wieder vereint sein mit allen, die er vor langer Zeit verloren hatte. Seine Freunde, seine Familie und besonders seine große Liebe. Sie war die größte Quelle seiner Euphorie, denn ihr Verlust machte es ihm schwer zu Leben. Nun flog Jay, durch die Weiten des Nichts, auf der Suche nach der Erlösung. Er fürchtete nicht, für seine Sünden bestraft zu werden, da er wusste, dass er im Jenseits mit jenen zusammen sein würde, mit denen er auch schon zu Lebzeiten zusammen war. Er wusste, was ihn erwartete, er wusste, wie das Leben nach dem Tod für ihn aussehen werde. Sanft sank er zu Boden und als er so stand, blickte er sich fragend um. Das erste Mal, als sein Herz still gestanden war, war er nicht soweit gekommen, beim zweiten Mal war alles so schnell und abrupt gegangen, dass er sich den Weg nicht merken konnte und dieses Mal... dieses Mal stand er irgendwo im Licht und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Ein dumpfer Zweifel überkam ihn. Er hatte schon lange keine Sünden mehr begangen. Er hatte seit langer Zeit niemanden mehr beraubt und schon lange keine Morde begangen. Kurz gesagt, er hat sich vom Piratenleben entfernt und war zu einem stillen Beobachter der Welt geworden. War das vielleicht ein Fehler gewesen? Würde er nun nicht dorthin kommen, wo seine Freunde warteten, sondern im Paradies enden, wo er mit Sicherheit niemanden kannte? „Keine Angst.“, hörte er daraufhin eine Stimme, welche seinem Herz einen Stoß gab, „Du hast genug gesündigt.“ Er wandte sich um, strahlte über das ganze Gesicht und blickte jene Frau an, die er immer geliebt hatte. „Julia.“ begrüßte er sie. Auch sie lächelte, und wandte den Kopf leicht ab. „Lange nicht gesehen, Jay.“ erwiderte sie und vermied es ihm in die Augen zu sehen. Er war zwar nie sehr schnell von Begriff gewesen, doch er merkte, dass sie versuchte etwas vor ihm zu verheimlichen. Ob es nun so war, dass sie wirklich nicht wollte, dass er es wisse, oder ob sie es als eine Überraschung aufheben wollte, wusste er nicht. Er ging auf sie zu, hatte die kurze Distanz sofort überwunden, schloss sie in die Arme und hob sie auf, so sehr freute er sich, sie endlich wiederzusehen. „Ich habe dich vermisst, Julia.“ hauchte er ihr zu, während sich seine Gesicht dem ihren näherte. Sie hielt zwar den Kopf noch immer etwas gesenkt und erwiderte ebenso leise: „Ich dich auch, Jay, ich dich auch.“ Er wollte sie gerade küssen, als er merkte, wie Tränen an ihren Wangen hinab fließen. Sofort stellte er sie wieder auf den Boden ab und ging etwas in die Knie um ihr in Gesicht blicken zu können. „Was ist los?“ fragte er besorgt. „Es ist nun vorbei...“ sagte sie und dabei versagte ihr die Stimme. Jay legte ihr eine Hand an die Wange, wischte ihr die Tränen mit dem Daumen aus dem Gesicht und brachte sie dazu, ihren Blick anzuheben und ihm direkt in die Augen zu blicken. „Nichts ist vorbei.“, versicherte er ihr, „Jetzt sind wir wieder zusammen. Für immer.“ Sie schaffte es sich wieder zu beruhigen und sah ihn mit geröteten Augen an. „Und die anderen?“ fragte sie mit einem sanften Vorwurf. „Die anderen sind mir egal.“, erwiderte Jay, was sie kurz zusammenzucken ließ, „Besonders wenn es um dich geht.“ Als er das gesagt hatte, lächelte sie ihn an. Auch er lächelte wieder zufrieden und abermals näherte er sich mit seinen Lippen den ihren. Er wollte sie küssen, endlich wieder einmal küssen nach alle der Zeit. Wieder kam es nicht dazu, denn sie sprach das aus, was für ihn am untragbarsten war. „Das gerade du aufgibst.“ murmelte sie leise. Ob sie den Kuss nicht wollte, da sie wirklich enttäuscht von ihm war, oder ob sie ihn einfach nur necken wollte, wusste er nicht, denn auch wenn er immer die Wahrheit in ihren Augen finden konnte, wenn er danach suchte, war es ihm nun nicht mehr möglich. Die Erfahrung, die schon immer ihren Blick so unwiderstehlich für ihn machte, hatte sich sogar noch gesteigert und Jay sah so vieles in ihren Augen, was er damals nicht gesehen hatte. Oder hatte er es einfach nur vergessen, was er alles in ihren Augen gesehen hatte, um den Schmerz erträglicher zu machen? „Ja... ich habe aufgegeben.“ gestand er und ließ nun selbst den Kopf hängen. Sie sah ihn an, fühlte sich schuldig und gleichzeitig wusste sie, dass sie nur die Wahrheit gesagt hatte. Er hätte nie aufgeben dürfen. Er hatte überlebt, weil er überleben musste. Verdammt! Er war Jaykoff Smith, der unsterbliche Pirat. Und nun war er tot. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und wieder weinte sie sanft. Sie betrauerte seinen Tod. Vielleicht war sie nur die erste unter vielen, aber mit Sicherheit wusste sie nur soviel. Er war nun tot und damit war das Siegel gebrochen, welches die Menschheit beschützt hatte. Dann fühlte sie etwas, oder glaubte zumindest etwas gefühlt zu haben. „Es wird alles wieder gut.“ meinte Jay nun tröstend, aber Julia hörte nicht auf seine Worte, sondern lauschte und lauschte. Aber sie hörte nichts, nichts außer Jays Stimme. Und dann wieder... Poch! Sie hatte es nicht nur gehört, sonder auch gefühlt. Eine einzelne Kontraktion von Jays Herzen. Er war noch nicht ganz tot, er stand an der Klippe und würde mit Sicherheit nicht ins Leben zurückkehren wollen. „Komm mit, Jay.“ sagte sie mit heiserer Stimme, nahm in an der Hand und zog ihn mit sich. Das Licht wurde heller, verschlang die beiden zusehends und Jay fragte, wieder lächelnd: „Gehen wir jetzt nach Dessert Rose? Gehen wir jetzt zu den anderen?“ Dann hörte er Julias Stimme, die klar und deutlich antwortete: „Nein. Du gehst zurück.“ Ein Ruck ging durch seinen Körper, als er stehen blieb, er zog an Julias Hand an, welche davon überrascht wurde und zu ihm gezogen wurde. „Ich gehe nicht zurück.“ erwiderte er fest überzeugt. „Doch.“ sagte sie und küsste ihn. In genau diesem Moment wachte Jay überrascht in seinem Quartier auf. Er lag neben dem Bett auf dem Boden, wuchtete sich selbst wieder auf das Bett, fuhr sich mit der rechten Hand über die Stirn und zischte: „Ich könnte sie hassen, würde ich sie nicht lieben.“ Dann lächelte er die Dunkelheit hinein und akzeptierte sein Schicksal aufs Neue. Kapitel 2: Sonnenuntergang -------------------------- Sundown (CA$H) Liebe... was ist das schon. Liebe ist das Gefühl von Zufriedenheit. Liebe ist das Gefühl von Geborgenheit. Liebe ist das Gefühl von Zärtlichkeit. Liebe ist das Gefühl, das man fühlt, wenn man liebt. Liebe, war Cash fremd gewesen. Cash erinnerte sich an den Tag, an dem er die Liebe fand. Es war nicht der Tag an dem er seine Unschuld verlor, sondern ein Tag, der ihm rückblickend gar nicht so außergewöhnlich war. Es war ein gewöhnlicher Tag gewesen. Gewöhnlich bis auf ein paar Kleinigkeiten. Cash war alleine in LA unterwegs gewesen, was noch nicht ungewöhnlich war. Er hatte sich in einer kleinen Absteige ein Zimmer gemietet und alles dort gelassen, was man in einer Welt voller Dämonen, Vampire und Werwölfe, besser am Leib trug. Seine Waffen lagen, abgesehen von einer großkalibrigen Pistole, neben dem Bett des kleinen Appartements bei einem Haufen Hemden, welche Cash achtlos hinter sich geworfen hatte, als er nach etwas passendem zu anziehen gesucht hatte. Ungewöhnlich war der Tag gewesen, da Cash ohne viel Aufwand eine Menge Geld gemacht hatte. Übermütig davon hatte er kurzerhand beschlossen feiern zu gehen und zu sehen, wo der Abend enden würde. Der Abend, was eher schon zum Morgengrauen war als er sich dem Ende neigte, hatte in seinem Bett geendet. Doch er war nicht alleine gewesen. Als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte er zwar heftige Kopfschmerzen, aber dafür war die schönste Frau, der er jemals begegnet war, neben ihm gelegen. Zumindest war sie in Cashs Augen die schönste Frau gewesen und daran hatte sich auch nie wieder etwas geändert. Auch wenn es ihm Anfangs schwer fiel, konnte er dennoch bald den bedeutsamen Abend rekonstruieren. Er war alleine losgezogen, war in eine Bar gegangen, hatte etwas zu Trinken bestellt und als gerade die zweite Flasche Rum gegen ihn um ihr Überleben kämpfte, war es geschehen. Sie, Liz, hatte die Bar betreten. Ihr Auftreten war überzeugend gewesen, nicht zu aufdringlich und auch nicht zu schüchtern. Ihre Körperhaltung strahlte Zuversicht aus, ihre jadegrünen Augen fingen Cash sofort in ihren Bann und ihre helle Haut reizte seine Sinne. Am liebsten hätte er sich sofort verwandelt und losgeheult, doch irgendein rationaler Teil in ihm war stark genug gewesen, den Wolf zurückzuhalten. Sie hatte sich ans andere Ende der Bar gestellt und einige Zeit lang, hatte Cash sie nur unbemerkt beobachtet. Sie wirkte gelangweilt und planlos, während sie an der Bar stand und ihrerseits durch das Lokal blickte. Ob sie ihn ignoriert hatte, oder seinen Blick wirklich nicht bemerkt hatte, wusste Cash nicht, denn er leerte die zweite Flasche und ging dann, für seinen Blutalkoholspiegel noch sehr gerade, auf sie zu und lud sie spontan auf einen Drink ein. Sie hatte zugestimmt und aus dem Drink wurden mehrere, aus einer kurzen Unterhaltung wurde ein langes Gespräch, aus einer harmlosen Einladung zu einem Drink wurde ein Kuss und dann... dann wachte er am nächsten Tag in seinem Bett auf und sie lag neben ihm. Sie hatte noch geschlafen, als er munter war. Sie lag auf dem Bauch und die Decke war ihr bis zur Hüfte hinuntergerutscht, sodass sich Cash an ihrem Rücken satt sehen konnte. Für ihn war sie perfekt und obwohl er sich ziemlich sicher war, was in der vorhergehenden Nacht mit Sicherheit auch passiert war, wagte er es nicht, sie zu berühren, während sie schlief. Vielleicht war es die Angst, dass sich alles nur als Traum herausstellen könnte, vielleicht war es einfach nur die Angst, dass er sie damit erschreckt hätte. Cash wusste es auch nicht. Er fühlte ein seltsames Gefühl. Eine Mischung aus Angst und Freude. Als sie aufwachte, merkte sie gleich, dass Cash bereits munter war und sie musterte. Sie sah ihm in die Augen, lächelte und beugte sich vor um ihn zu küssen. Euphorie durchflutete in diesem Moment Cashs ganzen Körper. Sie lagen bis lange nach Mittag im Bett, keiner der beiden musste und keiner der beiden wollte aufstehen. Und so lagen sie einfach nur da, redeten, unbeschwert und frei von jeglichem Einfluss, welchen der Alkohol am Vorabend auf die beiden hatte. Sie unterhielten sich, merkten, dass sie ein paar Gemeinsamkeiten hatten und sehr viele Dinge, in denen sie sich unterschieden. Aber es war ihnen egal. Cash mochte die Art wie sie lächelte, mochte die Art wie ihre Augen Erfahrung vermittelten. Sie hatten die Hände zusammengelegt, wobei ihre kleinen, hellen Hände so unbedeutend wirkten, in Cashs großen, schwarzen Pranken, wie er sie zu nennen pflegte. Ihre Haut war zart, weich und Cash genoss jede Sekunde, wo er sie berühren konnte. Es war, als wären alles Sorgen, alle Ängste, alles negative vollkommen unwichtig, wenn er sie berührte. Vielleicht wären sie immer liegen geblieben, vielleicht wären sie nie wieder aufgestanden, oder vielleicht wären sie einfach nur bis zum nächsten Morgen im Bett geblieben, aber als der Himmel sich wieder rot färbte, als die Sonne begann unterzugehen, zerrte sie an seiner Hand uns sagte ihm, dass sie unbedingt etwas machen musste. Kurzer Widerwillen erfasste ihn, doch der verflog noch schneller als er gekommen war und er erhob sich. Sie zogen sich an, verließen die Wohnung und sie zog ihn quer durch die Stadt zum Strand. Sie kamen gerade dort an, als die Sonne den Horizont berührte und der Himmel rotgolden glühte. Sie wirkte wie verzaubert davon, lächelte über das ganze Gesicht und sagte: „Egal wie oft ich es schon gesehen habe, es ist einfach unbeschreiblich.“ Cash hatte ihr eine Hand um die Hüften gelegt und verstand, was sie meinte. Vielleicht hatte sie wirklich seinen Geist befreit, vielleicht war es einfach nur der Wunsch, sie zu verstehen, aber er erkannte wie einfach und doch unglaublich der Anblick eines Sonnenuntergangs sein konnte. Immer tiefer sank die Sonne und das Licht nahm auch langsam ab. „Hast du schon einmal etwas so schönes gesehen?“ fragte sie. Cash brauchte nicht lange nachzudenken sondern antwortete gleich mit ja. Sie sah ihn an, blinzelte und schien wissen zu wollen, was Cash meinte. Cash beugte sich vor, lächelte sie an und hauchte ihr zu: „Dich.“ Dann küssten sie sich, während im Horizont die Sonne verschwand. Als Nacht hereinbrach, löste sie sich von ihm, stieß ihn beinahe schon weg und wandte ihm den Rücken zu. „Ich... ich muss weg.“ sagte sie hastig, dann rannte sie los. Cash wollte ihr schon hinterher, doch etwas hatte ihn verlassen. Als sie ging, hatte sie etwas von ihm mitgenommen. Etwas, das Cash Trost suchen ließ. Kapitel 3: Trost suchen ----------------------- In god we trust (CA$H) Nachdem Cash die Liebe gefunden und wieder verloren hatte, suchte er Trost in seiner Arbeit. Und doch fand er dort keine Antwort. Er war des Jagens überdrüssig und verschwand. Er verließ die Vereinigten Staaten, oder zumindest das, was die Anarchiekriege davon übrig gelassen hatten, und versuchte in Europa zu vergessen. Und obwohl dort die Verwüstungen nach den Kriegen noch verheerender waren und die Bevölkerung noch weiter dezimiert worden war, schaffte er es auch dort nicht, sich weiter auf sein Geschäft als Dämonen-, Werwolf- und Vampirjäger zu konzentrieren. Die Begeisterung mit der er zuvor seiner Arbeit nachgegangen war, war verschwunden, als sie ihn verlassen hatte. Zurückgeblieben waren nur die Einsamkeit und eine Leere, welche an seiner Seele nagte. Cash war so verzweifelt, dass er wieder zu beten begann, was er seit dem Tag, an dem er die Inquisition verlassen hatte, nicht mehr getan hatte. Er betete zu Gott, flehte darum, von seinem blutenden Herzen erlöst zu werden, doch Gott antwortete nicht. Gott ließ ihn alleine und so wandte sich auch Cash wieder ein Stück weiter von Gott ab. Es war die Zeit, in der er dann wie besessen nach Moiris suchte, dem Werwolf, der ihn gebissen hatte. Er fand zwar nicht Moiris selbst, dafür aber eine Person, welche Moiris bestimmt kannte. Dessen Schwester Amba, welche auf Sizilien lebte. Es war ein Leichtes für Cash in ihr Umfeld zu gelangen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Er erwies sich als Kavalier. Er war höflich, zeigte gutes Benehmen und bald vergaß er, warum er dorthin gegangen war. Moiris wurde in seinen Gedanken zurückgestuft und Amba gewann dafür immer mehr an Bedeutung. Sie gingen zusammen aus, verbrachten die Tage zusammen und alles schien sich auf eine richtige Beziehung hinzuarbeiten. Cash schien wieder glücklich zu sein, aber ein Teil von ihm konnte Liz niemals vergessen. Nicht weil sie ihm das Herz gebrochen hatte, sondern weil sie davor sein Herz erwärmt hatte. Die Leere in Cashs Herzen konnte Amba zwar nie ganz ausfüllen, doch die Zeit, die er mit ihr verbrachte, entspannten ihn und waren eine Heilung für seine angeschlagene Psyche. Vielleicht hätten er und Moiris auch miteinander auskommen können. Bestimmt wären sie keine guten Freunde geworden, doch sie hätten wenigstens aufgehört, sich gegenseitig zu suchen nur um den anderen umzubringen. Vielleicht hätten sie verzeihen können. Vielleicht hätten sie eine Koexistenz akzeptiert. Aber nur vielleicht, denn es war die Nacht, nachdem Cash und Amba zum ersten Mal Sex hatten, als Cash alles wieder über den Haufen geworfen hatte. Die beiden waren seit einem guten Monat zusammen und Ambas Freundeskreis versicherte ihr, dass der große, starke Afroamerikaner sicher keine schlechte Wahl war, als Cash der Welt das Gegenteil bewies. Manche tendierten dazu zu behaupten, dass er alles so geplant hatte, doch wer Cash auch nur etwas kannte, wusste warum er seinen Weg ging. Amba war ihm eine große Hilfe gewesen sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, doch als er nach dem Beischlaf neben ihr lag, wurden ihm zwei Dinge mit brachialer Gewalt bewusst. Erstens, war er dabei wieder Liebe zu empfinden und das machte ihm Angst. Er hatte Angst davor, wieder verletzt zu werden. Zweitens wurde er sich bewusst, dass er Amba nur ausnutzte um näher an Moiris heranzukommen und diese Erkenntnis erfüllte ihn mit Abscheu gegen sich selbst. Er stand unmittelbar auf, zog sich an und verschwand in die Nacht. Cash hinterließ keine Nachricht warum oder wohin er gegangen war und er meldete sich auch nie wieder bei Amba. Im Nachhinein wusste er, dass er sich hätte entschuldigen und erklären sollen, doch keine zehn Tage nachdem er gegangen war, erfuhr er, dass sich Amba umgebracht hatte. Sie hatte ihn geliebt, das war ihm zu spät klar geworden. Sie hatte ihn so sehr geliebt, dass sie ihm seine ursprünglichen Beweggründe mit Sicherheit verziehen hätte und sie hätte ihm auch niemals das Herz gebrochen. Doch Cash war so dumm gewesen und hatte nicht erkannt, was sie für ihn gefühlt hatte. Er war so egoistisch gewesen und war gegangen, bevor sie ihm das Herz hätte brechen können. Nun hatte er ihr das Herz gebrochen, was sie nicht ertragen hatte und sich selbst das Leben genommen hatte. Sie hatte sich ins Meer gestürzt und hinterließ nur einen Brief, der von Tränen befeuchtet war, und indem sie geschrieben hatte, dass sie ohne Cash nicht leben wollte. Cash traf es hart, denn jene die ihm geholfen hatte die Schmerzen einer verflossenen Liebe zu ertragen, starb nun selbst genau daran. Sie heilte sein gebrochenes Herz, nur um ihr Herz von ihm gebrochen zu bekommen. Und Cash... ließ es kalt. Er zeigte keine Reue, kein Erbarmen und lebte weiter. Seine Freunde behaupteten, dass er damit das richtige gemacht hatte, indem er sich nicht davon wieder runterziehen ließ, doch jeder andere war der Überzeugung, dass seine Gefühlskälte eine Verhöhnung ihres Andenkens sei. Objektiv gesehen sollte er zwar nicht daran zugrunde gehen, doch er hätte es nicht abtun sollen, als wäre nichts gewesen. Und seit dem Tod von Amba ist Moiris mit doppeltem Zorn hinter Cash her. Er hasste ihn, weil er seiner Schwester das Herz gebrochen hatte und sich diese daraufhin selbst getötet hatte. Für ihn sah es so aus, als hätte Cash seinen Trost gefunden und war dann davongelaufen, zuerst war er vor der Liebe geflohen und dann vor der Verantwortung. Cash wusste zwar, dass es nicht das richtige war, zumindest wusste er es im Nachhinein, aber in dem Moment war es das, was er tun musste. Einfach nur abhauen. Kapitel 4: abhauen ------------------ Get away (Jay) Für Jay war das Gefühl der Flucht nichts Unbekanntes. Jay mochte von vielen für noch so mutig gehalten worden sein, er selbst wusste, wie er oft er einfach abgehauen war. Sei es nun um seinen Problemen zu entkommen oder sich den Schmerzen nicht stellen zu müssen. Doch seine größte Glanzleistung war, dem Tod entkommen zu sein, als dieser auf Lacrima Belli seine gnadenlosen Finger nach ihm ausgestreckt hatte. Es gibt viele Formen der Flucht und Wegrennen ist nur eine davon. Verleugnen ist ebenfalls eine Form der Flucht. Als er jung war, waren seine Freundin und eine seiner Töchter gestorben und alle waren erstaunt gewesen, mit welcher Leichtigkeit Jay das alles weggesteckt hatte. Vielleicht hätte er eine anständige, gesunde Trauer an den Tag legen können, hätten sie nicht von dort verschwinden müssen. So hatte er nur kurz Zeit gehabt um zu trauern, dafür hat er dabei Blut geweint. Es war seine erste Flucht, nicht nur vor den Agenten der Regierung und dem Tod, sondern vielmehr eine Flucht vor seinen Gefühlen. Es war eine Flucht vor allem. Der Gefahr und den Schmerzen. Jay war viel, oft sogar ein Idiot, der sich ohne ersichtlichen Grund in jede Gefahr stürzte, doch er war nur selten so dumm gewesen nicht die Beine in die Hand zu nehmen und Fersengeld zu geben, als es die Situation erforderte. Vielleicht war das auf lange Sicht gesehen ein Fehler gewesen, dass er sich nie die Zeit genommen hatte um ein Problem zu lösen, sondern immer davor abgehauen war. Abhauen war seine Lösung und in seinen Augen war es eine der effektivsten Lösungen gewesen, die er hätte finden können. Abhauen bedeutete keine Probleme und keine Sanktionen aber dafür das Gefühl der Freiheit. Auch wenn manche etwas anderes behaupteten, war er selbst der Ansicht, dass er niemals erwischt oder gestoppt worden war, sondern jede Flucht bis zum Ende durchgezogen hatten. Abhauen, war ein Bestandteil seines Lebens gewesen, doch dann kam der Tag, an dem er die Gewohnheit brach und sich einem schier unbezwingbaren Feind stellte. Er stellte sich dem Feind, besiegte ihn und bekam dafür dessen Kraft. Es war der Tag, an dem er die Amaru eroberte und somit auf ein unbezwingbares Schiff unter seiner Kontrolle hatte. Ab diesem Tag wurde die Option des Abhauens zu einer letzten Instanz, welche nur noch eingesetzt wurde, sollte der Feind zu stark sein. Aber diese Situation traf aufgrund der gewonnen Stärke niemals ein, zumindest nie im Kampf Schiff gegen Schiff. Auf dem Land behielt Jay seine Ansicht einer ehrenhaften Flucht bei. Sei es nun, dass ihre Position von einer Überzahl an Aliens überrannt wurde, oder er einfach nur Stress hatte und nicht unbedingt wieder ein Wochenende vor Gericht verbringen wollte, so wählte er die schnelle Flucht seitwärts von der Bühne und seine Freunde mussten immer zusehen, dass sie mit ihm Schritt hielten. War Jay erst einmal losgelaufen, gab es für ihn kein Anhalten mehr, bis er sich in Sicherheit fühlte. Ihm war auch egal, ob er bei seiner Flucht in eine noch größere Gefahr lief, sondern er behielt seinen Kurs bei, im Ganzen betrachtet, bahnten sich einen Weg und setzte öfter als nur einmal seinen Schädel ein um ein Hindernis aus dem Weg zu räumen. Und doch gab es kein besseres Beispiel für Jays Fluchtwahn, als jene Situation, als man ihn und Chris für ein Spezialkommando auswählen wollte und sie dafür einige Eignungstests ablegen mussten. Die körperlichen Tests stellten keine Probleme für sie dar und ihre Ergebnisse beim Schusstest war überdurchschnittlich, was die beiden gleich damit abtaten, dass sie einen guten Lehrer hatten, was den Umgang mit Waffen betraf. Dann kamen die psychischen Tests und in denen schnitten sie dann nicht mehr ganz so gut ab. Sie waren zwar belastbar in jeglicher Stresssituation, die feindbedingt war, doch auf eine interne Stresssituation reagierten die beiden seltsam. Jeder auf seine Art... „Was heißt hier ich kann das nicht?!“, brüllte Chris den Vorgesetzten an, „Beweisen Sie mir, dass ich das nicht kann!“ „Mr. Owens, beruhigen sie sich.“ erwiderte der Mastersergeant gepresst. „Ich bin doch ruhig!“ erwiderte Chris gereizt. „Dann setzen Sie sich hin und halten Sie die Klappe!“ forderte der Mastersergeant und zeigte auf den Stuhl, der ihm gegenüber vor dem Tisch stand. „Schon gut, schon gut.“ murrte Chris nun wieder etwas ruhiger und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Die beiden MPs neben der Tür entspannten sich und einer stieß die Luft endlich wieder aus, die er lange angehalten hatte. Das Gespräch zwischen Christoph Owens und dem Mastersergeant Raekon dauerte erst zehn Minuten aber den MPs waren diese zehn Minuten wie eine Ewigkeit vorgekommen, da Chris einem Tornado glich, der gleich das ganze Büro in Schutt und Asche legen würde. Es war ein psychologischer Test, doch das wusste Chris nicht. Ihm war nur gesagt worden, dass eine Truppe, in der ein Freund von ihm war, auf einem Planeten vermisst wurde und aufgrund einer letzten Meldung, welche von großen Mengen Zerg berichtete, war ihm ausdrücklich untersagt worden, dass er aufbrechen und die Leute retten solle. Kurz gesagt, er solle sie ihrem Schicksal überlassen. Man konnte da natürlich über Chris sagen, was man wollte, sogar dass er ein Arschloch war, aber wenn es um seine Freunde ging, war ihm kein Opfer zu groß und keine Dummheit zu gefährlich. „Mr, Owens, ich bitte Sie, dass Sie verstehen, dass wir unter solchen Umständen kein Rettungskommando losschicken können.“, meinte der MSgt ruhig, „Es wäre reiner Selbstmord.“ „Das ist mir egal!“, schrie Chris gleich und sprang wieder auf, „Ich fliege dorthin und hole die Jungs raus! Ich weiß da zwei oder drei Idioten, die mir ohne lange zu überlegen folgen würden!“ Der MSgt seufzte. „Und wenn sie zu spät kämen, was wohl mit Sicherheit der Fall ist?“ fragte er. „Dann mischen wir diese scheiß Viecher auf!“ sagte Chris lautstark und überzeugend. „Zu viert?“ fragte der Mann hinter dem Schreibtisch nach und blickte Chris durchdringend an. „Ich sagte nur, dass ich zwei oder drei Idioten kenne, die ‚mir’ ohne zu zögern folgen würden!“, erwiderte Chris und beugte sich über den Tisch, „Wenn die Jungs erfahren, dass Odin vermisst wird, dann... dann...“ Chris holte tief Luft und brüllte: „Dann wird sich die Hölle über den Zerg auskotzen!“ Die Augen des MSgt waren vor Angst geweitet, da er inzwischen dem jungen Mann, der ihm gegenüberstand, alles zutraute. Schließlich räusperte sich Raekon und meinte sachlich: „Eine sehr interessante Aussicht. Sie glauben also, dass sie etwas schaffen, woran eine ganze Flotte scheitern würde.“ „Im Notfall würden wir den Viechern auch einfach den Planeten unter dem Arsch wegsprengen!“ erwiderte Chris schlug in die Luft und drehte sich dabei um. Er stapfte vom Schreibtisch weg. „Das würde dann möglichen Überlebenden auch nicht helfen.“ merkte Raekon nüchtern an. „Aber sie wären nicht von den Zerg getötet worden!“ erwiderte Chris lautstark. „Was sicher ein großer Trost für ihre Seelen sein wird.“ meinte Raekon und stempelte in Gedanken Chris als geisteskrank ab. „Es geht ums Prinzip, verdammt!“ fluchte Chris, war wieder blitzschnell vor Raekons Schreibtisch und hatte mit beiden Handflächen daraufgeschlagen. Chris schien vor Zorn schon beinahe elektrisch aufgeladen zu sein und Raekon konnte sich des Gefühles nicht erwehren, dass er gleich durchdrehen würde. Der MSgt senkte den Kopf und schüttelte ihn traurig, wobei er sagte: „Ich fürchte, Sie sind im Moment für Vernunft nicht ansprechbar. Wegtreten!“ „Weg-... Wegtreten?!“, wiederholte Chris vor den Kopf gestoßen, „Sie glauben, dass ich die Sache einfach so belasse?!“ „Das werden Sie, ansonsten muss ich Sie unter Arrest stellen!“ erwiderte Raekon ruhig und warf den beiden MPs einen Blick zu. Diese nickten und traten vor. „Das letzte Wort ist in dieser Sache noch nicht gesprochen!“ knurrte Chris. „Oh doch, das ist es.“ erwiderte Raekon. Chris’ Hand schoss vor, packte den MSgt an der Kehle und drückte zu. Sofort reagierten die beiden MPs. Einer holte den Elektroschocker hervor und verpasste Chris einen betäubenden Schlag. Sofort verdrehte er die Augen, lockerte seinen Griff und brach zusammen. Besorgt sah Raekon nun auf den ohnmächtigen Mann, der auf seinem Tisch lag und er rieb sich den Hals. „Bringen Sie ihn in an ein nettes Plätzchen, wo er in Ruhe aufwachen kann und sagen sie Mr. Stone bescheit, dass er besser mit ihm redet.“, trug Raekon auf und bereute, was er dem jungen Mann hatte antun müssen, „Er ist vielleicht kein guter und pflichtbewusster Soldat, aber ein verdammt guter und loyal Kämpfer.“ Einer der MPs nickte, dann fassten sie Chris unter den Schultern und zerrten ihn hinaus. MSgt Raekon schaffte noch schnell etwas Ordnung auf seinem Schreibtisch, dann drückte er einen Knopf auf seiner Sprechanlage und sagte möglichst ruhige: „Man soll Jaykoff Smith reinschicken.“ Es verstrich beinahe eine halbe Minute, dann wurde ein weiterer junger Mann in den Raum geschleift. Raekon starrte ihn irritiert an. Chris war wenigstens noch selbstständig in den Raum gegangen, aber Jay musste bereits von zwei MPs reingeschleift werden. Sein Blick wirkte paranoid und ihm waren Handschellen und Fußketten angelegt worden. „Äh. Was...?“ fing Raekon an, doch er wusste nicht, wie er die Frage genau formulieren sollte. „Er wollte abhauen.“ erwiderte einer der MPs und Raekon sah, dass er eine Platzwunde über dem linken Auge hatte. „Und was ist mit ihrem Gesicht passiert?“ fragte Raekon weiter. „Als er abhauen wollte, hat er mich geschlagen.“ erklärte der MP. Raekon zeigte auf den Stuhl vor seinem Tisch und Jay wurde von den beiden MPs zu diesem geführt. Zögernd ließ er sich darauf nieder. „Entspricht das der Wahrheit?“ fragte Raekon und klang noch höflich. Jay nickte, doch sein Blick wanderte durch den Raum auf der Suche nach einem Fluchtweg. „Und warum?“ erkundigte sich Raekon. „Weil ich nicht mit ihnen reden wollte.“ erwiderte Jay und klang nervös. „Haben Sie etwa Angst vor mir?“ fragte Raekon überrascht. Jay nickte. „Warum?“ fragte Raekon weiter. „Ganz einfach, sie haben es geschafft, dass Chris durchdreht.“, antwortete Jay, „Ich habe Angst, dass sie auch schaffen, dass ich wütend werde.“ Raekon legte die Stirn in Falten. „Könnten Sie mir bitte erklären, was Sie mit dieser Aussage meinen?“ fragte Raekon. Jays Augen hörten auf hektisch nach einem Ausweg zu suchen, fixierten den MSgt. und mit einer leisen, zitternden Stimme sagte er: „Es ist gefährlich, wenn ich wütend werde.“ „Gefährlich.“ wiederholte Raekon, aber er klang nicht überzeugt. Jay nickte und konkretisierte: „Sehr gefährlich.“ Raekon schob seinen Oberkörper vor und stützte sich mit seinen Ellbogen auf dem Tisch ab. „Eine Interessante Aussage, oder sollte ich es eher als Ausrede bezeichnen.“ meinte der Vorgesetzte abwertend. „Ausrede?“ wiederholte Jay und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, da ihm Raekon nicht glaubte. Er versuchte gerade das Leben des Mannes zu retten und dieser... dieser glaubte ihm einfach nicht, sondern behandelte ihn wie einen Verrückten. Nun, vielleicht war Jay ja tatsächlich verrückt, aber würde das dann seine Warnung nicht noch dringlicher machen? „Nun, Mr. Smith.“, erwiderte Raekon und klar erklärend, „Ich bin ja nicht zum Psychologen ausgebildet, aber ich sehe es so, als würden sie ihre ‚Wut’ als Schutzschild verwenden um vor Problemen zu fliehen.“ Einer der MPs legte die Stirn in Falten. Er hatte vor ein paar Tagen mit Prince gepokert und dabei eine Menge über Jay erfahren. Was er dabei erfahren hatte, war im Grunde genau das, was der MSgt. gerade ausgesprochen hatte. Jay verdrängte die Probleme meist mit Wut. Prince hatte gesagt, dass er sich ein Ziel sucht und dann nur noch auf dieses fokussiert. So gesehen war Raekons Aussage eine Analyse von Jays Psyche. Eine zutreffende Analyse. Ein kurzes Blitzen war durch Jays Augen gegangen und sein ganzes Gesicht hatte sich mit einem Mal entspannt. Nun war sein Blick leer und er wirkte wie in Trance. Raekon schien das nicht zu bemerken, denn er fuhr fort: „Es scheint, als würden Sie die Sorgen um Ihre Umwelt als einen Vorwand verwenden, um sich Probleme vom Leib zu halten. Sie spielen eine labile Persönlichkeit um nicht belastet zu werden.“ „Ich bitte Sie, schweigen Sie!“ keuchte Jay gepresst. Er kniff die Augen zusammen, sein Gesicht war verzerrt und auch so war jeder Muskel seines Körpers angespannt. Raekon hielt kurz inne. „Stellen Sie sich den Problemen!“, befahl ihm Raekon und fügte noch dazu, „Das ist ihre Pflicht als Soldat.“ „Ich bin kein Soldat.“ erwiderte Jay und seine Stimme bebte vor Anstrengung und Schmerz. „Sie sind ein Soldat.“, widersprach ihm Raekon, „Was sollten Sie sonst sein?“ „Ein Pirat.“ war die Antwort. Raekon schnaubte verächtlich auf. „Ein Pirat.“, wiederholte er, „Das sieht ihnen gleich. Ein Pirat wird niemals über die Stärke und Disziplin verfügen, die ein Soldat hat. Ein Pirat wird immer nur schwach sein.“ „Und doch... bin ich stärker... als jeder Ihrer Soldaten.“ keuchte Jay und schaffte für einen Augenblick zu grinsen. Raekon schüttelte den Kopf und sagte ruhig: „Ihre sogenannte ‚Stärke’ baut auf Ihr Schiff auf. Was wären Sie ohne ihr Schiff?“ „Immer noch ich selbst.“ antwortete Jay und er wirkte wieder etwas ruhiger. „Ja. Immer noch Sie selbst.“ bestätigte Raekon und nahm eine Mappe, welche er vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Es war eine Art Lebenslauf von Jay, welche aufgrund der Tatsache, dass die Aufzeichnungen erst begannen, als er mit acht Jahren in einem Waisenhaus auftauchte, nicht als vollwertiger Lebenslauf bezeichnet werden konnte. Raekon tat so, als würde er ihn schnell überfliegen, doch in Wahrheit war ihm schon bekannt, was darin stand. „Sie wären noch immer dieselbe Person, welche einfach floh, nachdem ihre Freundin und ihre Tochter...“ sagte Raekon, doch er wurde unterbrochen. Zwei rot leuchtende Punkte hatten seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und nun starrte er in Jays Augen, welche rot glommen. Sein gesamtes Gesicht wirkte vor Zorn verzerrt und seine Haut färbte sich im Rhythmus seines Pulses immer wieder in einem dunklen grau-braunen Ton. Sein Atem ging schnaubend und die Wut die er ausstrahlte, war fühlbar. Dann blinzelte er, sein Gesicht erschlaffte und seine Augen hörten auf zu glühen. „Ich... ich muss hier abhauen.“ keuchte er, sprang auf, wobei die Ketten einfach rissen, als sie zu weit gespannt wurden. Er war über die Lehne seines Stuhles gesprungen, auf die Tür zugestürmt und mit dem Kopf dagegen gerannt, was nur ein gewaltiges Loch in der Titantür hinterließ. Raekon sah dem jungen Mann mit angstgeweiteten Augen hinterher und murmelte: „Vielleicht hat er aber auch Recht mit seiner Warnung, was seine Wut anbelangt.“ Als die, seltsam unmenschlich klingenden, Schritte Jays verklangen, wandte sich Raekon an die beiden MPs und er fragte: „Haben Sie davon gewusst.“ Der, der am Vorabend mit Prince gepokert hatte, antwortete militärisch perfekt: „Sir, nein, Sir!“ Der zweite zögerte kurz, was ihm den Blick seines Kollegen und des MSgt. bescherte. Als ihm das bewusst wurde, seufzte er und antwortete zivil: „Ich habe davon gehört, als ich in einer Bar namens Eden saß.“ Kapitel 5: Eden --------------- Eden' Down (Jay) Eden stand für das Paradies. Das Paradies, welches Adam und Eva einst aufgrund der Verführung einer Schlange verloren haben. Eden war jener Ort, der den Menschen Hoffnung gab. Hoffnung auf Erlösung. Hoffnung auf Frieden. Hoffnung auf Hoffnung. Vielleicht traf es sich genau deshalb so gut, dass jene Bar im friedlichsten Teil Tortugas den Namen Eden trug. Eden war der perfekte Platz für all jene, die in einem vom Krieg zerrissenen Universum einen ruhigen, neutralen Ort suchten, der zwar unter dem Schutz von Piraten stand, aber nicht durch diese die Ruhe verlor. Eden war jener Ort, denn Soldaten aufsuchten um sich zu entspannen, etwas zu trinken und um Geschichten auszutauschen. Zu behaupten es würden keine Piraten diese Bar betreten, wäre eine Lüge. Und doch sind es meist einfache Soldaten, welche diesem Lokal ihre Aufwartung machten. Nicht selten saßen Kämpfer der beiden verfeindeten Fraktionen an benachbarten Tischen, manchmal sogar am gleichen Tisch, und unterhielten sich über die alltäglichen Dinge. Raumschiffsantriebe, Sport, Alkohol, Frauen, Familien und Frieden. Sie reden über Frieden, aber nicht über Politik. Wer versuchte Propaganda im Eden zu betreiben, wurde höflich vor die Tür gesetzt. Wer versuchte mit Gewalt das Lokal zu betreten wurde diplomatisch abgewiesen. Wer eine Waffe zog und auf jemand anderen richtete, fand selbst den Tod noch bevor er schießen hätte können. Kurz gesagt: Eden war ideal um vom ganzen Scheiß Abstand zu nehmen, der das restliche Universum zu überschwappen drohte. Doch Eden war nie überfüllt. Häufig waren mehr als die Hälfte der Tische leer und der Barkeeper stand hinter der Theke und füllte in den verschiedenen Zeitungen Kreuzworträtsel aus. Daniel Sorrow war sein Name, doch alle nannten ihn nur Danny. Er war groß, weit über zwei Meter und war gut gebaut. Er war beleibt, aber nicht dick, stark, aber dennoch warne keine Muskeln an ihm zu sehen. Die Haare, welche zu Dreadloscks verfilzt waren und ihm über den ganzen Rücken hingen, wurden schon langsam weiß und in seinem Gesicht zeichneten sich die ersten Falten ab. Dannys Haut war Makellos, keine Spuren von Verletzungen oder Tätowierungen. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung und seine Lebenseinstellung war so positiv, wie man es von seiner Religion nur erwarten konnte. Er war ein Rastafari, eine Religion, welche den Überlieferungen nach, ihr Zentrum auf der Erde hatte. Eine Insel in der Karibik wurde als die Heimat dieser Religion bezeichnet, doch einige Religionsforscher sahen die Ausläufer der Wurzeln schon in afrikanischen Religionen. Danny lebte Rasta, ernährte sich vegetarisch, vermied den Alkohol und den Tabak. Aber er rauchte auch kein Weed, obgleich dieses legal war. Nicht nur in Tortuga, sondern überall wo sich die Menschen ausgebreitet hatten. Niemand konnte sich erinnern, dass es ein Verbrechen gewesen sein sollte, Cannabis zu konsumieren. Selbst die Musik in seiner Bar spiegelte seine Lebenseinstellung wieder. Raggae. Häufig stand Danny hinter dem Tresen und wippte seinen Kopf im Takt. In seinen Augen blitzte Weisheit, Freundlichkeit und Güte. Er hatte immer eine Antwort, egal was man wissen wollte, solange es sich nicht um Militärgeheimnisse handelte. Man konnte zu ihm gehen und fragen, wie das Wetter auf Korhal, Braxis oder Kel Moria wäre. Er würde, wenn er es nicht gleich wüsste, eine der Zeitungen nehmen, die auf dem Ladentisch vor ihm liegen würden, kurz nachschlagen und freundlich eine Antwort geben. Ansonsten würde er gleich antworten. Wenn man ihm jedoch brisantere Fragen stellte, wie etwa seine Ansichten über den Krieg, dann pflegte er die Lippen zusammenzupressen und sein Gesicht zu verfinstern. „Krieg hat keinen Grund.“, antwortete er immer auf diese Frage, „Seht euch um! Kämpfen sie in meinem Lokal? Nein, den Krieg geht nicht von den Leuten aus.“ Mit dieser Antwort fand er auf Anhieb einen Bewunderer, welcher ein extremes Gegenteil zu dem alten, friedliebenden Mann war, der den Kriegsdienst verweigert hatte, selbst als die Zerg drohten, die Menschheit auszulöschen. Jaykoff Smith war ein Pirat und gleichzeitig ein Anhänger der Rebellion. Nicht, dass er für die Rebellion blind sterben würde. Nein, ihn banden eher eine persönliche Beziehung und die Ansicht, dass die Menschen in Freiheit leben sollten, an die Rebellen. Jay war kleiner als Danny, viel kleiner sogar. Er war nur etwas über 1,80 groß, schlank bis auf das Extremste aber dafür durchtrainiert. Er würde zwar niemals beim Gewichtheben gewinnen, aber bei einem Kampf wusste er sich zu helfen. Seine Haare wechselten häufig. Manchmal band er sie zu einem strafen Zopf zusammen, ein anderes Mal waren sie zu Cornrows geflochten. Selbst seine Haut war nicht so dunkel wie die von Danny, sondern ließ die Vermutung zu, dass nur ein Elternteil dunkelhäutig war. Seine Haut war tätowiert und vernarbt, was sich besonders an seinem linken Auge zeigte, wo drei tiefe, immer frisch wirkende Narben über das halbe Gesicht laufen. Seine Jugend wich den Schrecken welche er einerseits erlebt hatte, andererseits aber auch austeilte. Jay hatte Schwächen, viel zu viele Schwächen. Alkohol, Tabak, Weed, Gewalt, Frauen und Geld, um nur einige Aufzuzählen. Er war zwar nicht verheiratet gewesen, doch hatte er zwei Töchter gehabt, von denen eine bereits, gemeinsam mit der Mutter, den Tod fand. Vielleicht sollte man eher sagen, dass Liz nur überlebte, weil sie vom Tod nicht gefunden worden war. Wer nach diesem kurzen Ausschnitt glaubte, alles über Jay zu wissen, irrte, denn sein Leben war ein einziger Kampf, indem er eine Niederlage nach der anderen einstecken musste. Und dieser ewige Kampf hatte ihn irgendwann auch nach Tortuga geführt, wo er zwar ein eigenes Lokal hatte, welche ihm als Ruheplatz diente, dennoch ließ er es sich nicht nehmen, die dortigen Lokale unsicher zu machen. So auch das Eden. Aber das Eden war anders. Das Eden hatte eine magische Wirkung auf Jay. Es beruhigte ihn. Vielleicht war es die gute Musik oder vielleicht war es aber auch der ausgezeichnete Rum. Jay war sich jedoch sicher, dass die ausführlichen Gespräche mit Danny seiner Ausgeglichenheit gut kamen. Im Eden war Jay nicht der gefürchtete grausame Pirat, oder das Monster, als welches er in den Straßen von Augustgrad, der Hauptstadt Korhals und somit auch dem Herrschersitz des Dominions, bekannt war. Im Eden war er einfach nur Jay, der jedes Mal wenn er dort ist, alleine zwei Flaschen Rum vernichtet und doppelt soviel Trinkgeld gibt, wie die Drinks eigentlich kosten würden. Und für Jay kam nur der beste Rum in Frage, was natürlich auch den Preis entsprechend nach oben schraubt. Einzig wegen der Tatsache, dass Jay häufig tagelang nicht in Tortuga ist und sogar wenn er dort ist, nicht jeden Tag das Eden aufsucht, ist Danny noch kein Millionär. Jay saß meist noch lange bis nach Sonnenaufgang im Eden und unterhielt sich mit Danny. Es tat ihm gut, da Danny aufgrund seiner neutralen Einstellung ihn nicht so als Held verehrte, wie die Rebellen, aber auch nicht so abgrundtief hasste, wie die Soldaten des Dominions. Es war wieder einmal so ein Tag, an dem Jay an der Bar saß, sich über den Ladentisch beugte und das geringe Gewicht seines Oberkörpers mit seinen Ellbogen auf die Tischplatte übertrug. Der Stundenzeiger der Uhr, welche hinter Danny an der Wand hing, war kurz davor die Acht zu erreichen und das Lokal war, abgesehen von Danny, Jay und einem Betrunkenen, der an einem der Tische seinen Rausch ausschlief, leer. Jays Kumpel Chris war der Letzte gewesen, der gegangen war und hatte Danny noch gesagt, dass er nicht jeden Scheiß glauben solle, den Jay ihm erzählen würde. Danny hatte mit einem Grinsen genickt, doch wussten alle drei, dass Chris selbst genug Müll redete, wenn man ihn nicht irgendwie zum schweigen brachte. Dann war auch Chris verschwunden und hatte Jay und Danny zurückgelassen. Das war knapp 30 Minuten her und in dieser Zeit hatten sich der Barkeeper und der Pirat über Raumschiffe unterhalten. Am Anfang war es in dem Gespräch über die unterschiedlichen Antriebstypen von Jägern gegangen, dann hatte Chris, bevor er spontan beschlossen hatte zu gehen, eingeworfen, dass er sich den Antrieb eines Kreuzers in seinen Raumjäger einbauen möchte und in dem Moment waren die beiden von den Effizienzen verschiedener Großkampfschiffsantriebe über die Effizienzen dieser Schiffe im allgemeinen gekommen. Schlussendlich hatte Jay eingeworfen, dass es kein besseres Schlachtschiff gäbe, als das seine und diesem Argument hätte Danny nicht einmal widersprechen können, wenn er es gewollt hätte. Die Amaru, welche damals unter Jays Kommando stand, war ein Gigant. Das Schiff schüchterte alleine durch ihre Größe die meisten Feinde ein und Danny hatte gehört, was das Schiff mit dem Planeten Tarsonis angestellt hatte. Es war nicht viel übrig geblieben, was darauf gedeutet hatte, dass dort einmal ein belebter Planet gewesen war. Nur Trümmer und Felsbrocken, welche genauso gut von Weltraumschrott in einem Astroidenfeld sein könnten. Nun schwiegen die beiden Männer. Der Alte wischte mit einem Tuch über den Tresen und der Junge blickte lustlos in sein Glas, welches noch bis zur Hälfte mit Rum gefüllt war. Danny entging Jays Blick nicht und Mitgefühl packte den alten Mann. „Hey, Mann, was ist los?“ fragte er und hielt mit seiner Tätigkeit inne. Jay seufzte und antwortete schlicht: „Ich vermisse sie.“ „Alina?“ fragte Danny gleich nach, denn er hatte einige Fragmente von Jays Vergangenheit aufgeschnappt. Jay zögerte kurz, dann zuckte er mit den Schultern und murmelte: „Auch.“ Danny sah ihn nun fragend an. „Ich vermisse sie alle.“ seufzte Jay dann. Der alte Mann stützte sich nun selbst mit den Ellbogen ab und fragte Jay: „Wovon redest du?“ Jay drehte kurz den Kopf, sodass er Danny in die Augen sehen konnte und der alte Mann sah die tiefe Trauer und Hoffnungslosigkeit in den Augen des Piraten. „Zu lange Gesichte. Zu seltsame Geschichte.“, murmelte er, „Ich habe selbst noch Probleme es zu verstehen.“ Danny überlegte kurz, dann entschied er sich die Vertrauensbasis zwischen sich und Jay zu stärken, indem er ihm etwas über sich selbst erzählte. Seltsamerweise redeten die Leute sooft über alle möglichen Dinge mit Danny aber dennoch war noch nie jemand darauf gekommen Danny über dessen Vergangenheit zu fragen. „Ich war selbst mal verheiratet.“ sagte der alte Mann. Jay blickte ihn sofort an und es half Danny, dass das Negative aus Jays Augen verschwunden war. „Verheiratet und ich habe zwei Söhne.“, fuhr Danny fort, „Die ihre Wege gehen.“ „Du bist stolz.“ kam es von Jay. Es war eine Feststellung und keine Frage. Dennoch nickte Danny und erwiderte: „Ja. Ich bin stolz auf die beiden. Einer ist nun selbst schon Vater.“ „Du bist ein stolzer Großvater.“ sagte Jay mit einem Lächeln und griff nach dem Glas. Der Betrunkene auf dem Tisch stieß ein lautes Schnarchen aus. Danny gluckste zufrieden und nickte. Dann wurde sein Blick glasig und mit belegter Stimme fuhr er fort: „Meine Frau starb auf Mar Sara. Sie fiel den Zerg zum Opfer.“ „Mein Beileid.“ sagte Jay, wofür sich Danny, dem Tränen in die Augen stiegen, bedankte. Die Erinnerungen überkamen ihn wieder. Ob Jay ihn von den schmerzhaften Erinnerungen ablenken wollte, oder er andere Gründe hatte, war nie ganz geklärt worden. „Warum bist du dann damals nicht den Marines beigetreten?“ fragte Jay. Danny wischte sich kurz die Augen, sah Jay an und zuckte mit Schultern. „Ich- ich weiß nicht.“, antwortete er, „Ich hatte nicht das Gefühl, als würde das mein Weg sein. Besonders da sich die Marines damals mehr gegenseitig umgebracht haben, als gegen die Zerg zu kämpfen.“ Jay nickte, denn die Menschheit konnte man daran erkennen, dass sie keine langen Phasen ohne Krieg auskommt. Selbst als sie von Außerirdischen bedroht werden schlachten sich die Menschen gegenseitig ab. „Eine traurige Wahrheit.“, sagte Jay, „Besonders traurig, weil es sich bis heute nicht geändert hat.“ Danny nickte. „Die Tyrannen von damals sind gefallen, doch aus den Rebellen wurden selbst Tyrannen.“, Jay klang depressiv, doch es war die Wahrheit was er sagte, „Und nun wird gegen diese neuen Tyrannen rebelliert.“ „Und wenn diese Rebellion gelingt? Was dann?“, hörte der Pirat eine boshafte Stimme in seinem Kopf, „Ein schöner Kreislauf des Sterbens, nicht wahr?“ Jay schüttelte den Kopf um die Stimme zu vertreiben und zu seiner Erleichterung gelang es ihm. „Außerdem wüsste ich auch nicht, was mir Rache gebracht hätte.“, fuhr Danny fort, „Ich hätte tausende Zerg töten können und doch hätte es Linda nicht wieder ins Leben zurückgeholt.“ Eine weitere Stimme meldete sich in Jays Kopf, doch diese klang erhaben und weise während sie sagte: „Das vielleicht nicht, aber etwas anderes.“ „Das Leben geht weiter.“ meinte Danny und zuckte mit den Schultern. „Das Leben geht weiter.“ stimmte ihm Jay zu und leerte den letzten Rest Rum in seine Kehle. Die beiden schwiegen sich ein paar Sekunden an, dann sprang Jay vom Barhocker, faste ein Bündel Geldscheine hervor, nahm einen Wahllosen Betrag und legte ihn neben das leere Glas auf den Tresen. „Ich muss leider los.“ meinte Jay und wankte leicht, was aufgrund der zwei Flaschen Rum in seinem Blut kein Wunder war. „Kannst du Jamal noch schnell nach Hause bringen?“, fragte Danny und zeigte auf den Betrunkenen beim Tisch, „Er wohnt nicht weit von hier.“ „Klar.“ meinte Jay und ging zu dem Betrunkenen. Wie er ihn aufgeweckt hatte, war Danny entgangen, doch nach einem kurzen Dialog, stützte Jay Jamal, der nur etwas älter als Jay war, und verließ mit ihm das Eden. Bevor er zur Tür raus war, rief er Danny noch zu: „Bis morgen.“ „Wir sehen uns morgen.“ erwiderte Danny und begann Jays Glas abzuspülen. Dann waren die beiden weg und Jay schaffte es, von Jamal eine Erklärung zu dessen Wohnung zu bekommen und diesen dort abzuliefern, bevor er selbst zur Pandora, seinem eigenem Lokal, ging und sich hinlegte. Dann träumte Jay, träumte, dass er das Eden betrat und sah Danny, der sich zu ihm umdrehte und plötzlich die Augen vor Schreck weit aufriss. Die Flasche Whiskey, welche er gerade hinter der Bar an der Wand aufstellen wollte, fiel ihm aus der Hand und zerschellte auf dem Boden. Doch Jay schoss schon vor, machte einen Satz über den Tresen und dann schloss sich sein kräftiger Kiefer um Dannys Kehle. Am nächsten Morgen wusste Jay, dass es kein einfacher Traum gewesen war, sondern ein Kontrollverlust. Er wusste es spätestens in dem Moment, in dem er das Blut eines Unschuldigen auskotzte. Kapitel 6: Unschuld ------------------- Innocence lies (CA$H) Unschuld... was war das schon. Es gab verschiedene Auffassungen von Unschuld. Es gab die Unschuld bevor man das erste Mal Sex hatte. Es gab die Unschuld bevor man ein Verbrechen begangen hatte. Es gab die Unschuld bevor man einen Mord begangen hatte, zumindest vor dem ersten. Schlussendlich gab es auch noch die Unschuld bevor man für den Tod von Millionen verantwortlich war. Cash konnte sich nicht mehr sehr gut an die Zeiten erinnern, in denen er noch keine Schuld auf sich geladen hatte. Die wenigen Erinnerungen, welche noch aus der Zeit stammten, als seine Seele noch nicht von Schuld gepeinigt worden waren, waren so schön, dass sie ihn immer schmerzten, wenn er sich daran erinnerte. Daher verdrängte er diese Erinnerungen. Verdrängte die Erinnerungen an die Zeiten, als er noch in einer wohlhabenden und vor allem glücklichen Familie gelebt hatte. Nun war das alles vorbei. Seine Eltern starben. Getötet von Dämonen. Seine Schwester starb, getötet durch seine eigene Hand und egal wie sehr er sich auch einredete, dass sie jetzt an einen besseren Ort war, so traute er sich dennoch nie fragen, wo sie schlussendlich gelandet war. Himmel oder Hölle. Die Antwort war so unergründlich und Cash wagte es weder Gott noch den Teufel zu fragen. Wollte er die Antwort wirklich hören? Was wäre, wenn Melanie in den Himmel gekommen wäre. Einerseits wäre Cash dann glücklich gewesen, weil ihre Seele trotz allem erlöst worden war und er würde sich dann damit beruhigen können, dass all die Morde und all das Leid, dass sie über Unschuldige gebracht hatten, eine Folge des Werwolffluches war. Das alles nur Taten eines wahnsinnigen Werwolfes waren, der nie gelernt hatte, sich zu kontrollieren. Gleichzeitig hatte Cash aber Angst, dass er Eifersüchtig sein könnte, oder Melanie genauso in den Himmel gekommen war, wie sie zum Zeitpunkt ihres Todes war. Eine verängstigte aber auch blutrünstige Bestie. Cash bezweifelte, dass Gott jemanden, der so viele Morde begangen hatte, einfach so in den Himmel ließe. Aber gut, Cash war von Gott schon öfter überrascht worden. Schließlich kann nicht jeder behaupten, besonders nicht ein herkömmlicher Werwolf, dass einer der besten Freunde zu einem Racheengel wird, einem Engel, der von Gott die Erlaubnis zum Töten bekommt, solange die Morde rational und begründet geschehen. Sünder bestrafen, Leid verhindern und der ganze Moralscheiß. Die zweite Option, die Melanies Seele widerfahren sein könnte, war trivialer. Sie könnte in der Hölle gelandet sein und dort, so stellte es sich Cash zumindest vor, würde sie für all ihre Sünden bestraft werden. Obgleich Cash sicherlich ein gutes Wort beim Teufel für sie einlegen könnte, wäre dennoch die Frage offen, ob es etwas bringen würde. Nicht im Bezug auf den Teufel, sondern in Bezug auf Melanie. Würde der Teufel sie zurück auf die Erde lassen und wenn er das tun würde, wäre sie anders? Cash bezweifelte es stark und war der Überzeugung, dass sie nicht einmal durch den Tod die Kontrolle über sich selbst erlangt hatte. Wie dem auch sei, das Thema erfüllte Cash mit Trauer und so konzentrierte er sich, wenn er schon an seine Familie denken musste, immer an den einzigen, der, abgesehen von ihm selbst, überlebt hatte. Sein Bruder Alexander. Aber Cash fand nicht oft Zeit über solche Dinge nachzudenken, auch wenn es die Ewigkeiten, die er häufig vor sich hindösend in einer Hängematte verbrachte, es erwarten ließen. Cash erinnerte sich nur noch daran, wie er zum ersten Mal gefragt worden war, was seine größte Sünde gewesen war. Natürlich hatte Cash gegrinst, was einerseits mit der Person zu tun hatte, die ihm die Frage gestellt hatte und andererseits auch weil er sie angelogen hatte. Sicherlich war die Antwort selbst genial und ein Grinsen wert gewesen. Es war schon seltsam, dass er von der Dämonin Liz gefragt worden war, was seine größte Sünde gewesen war. Im Nachhinein bereute es Cash sie nicht auch nach ihrer größten Sünde gefragt zu haben, aber sie schien damals ohnehin nicht sehr erpicht gewesen zu sein, darüber zu reden. Cash grinste immer wieder, wenn er darüber nachdachte, was er ihr gesagt hatte. Er hatte sich damals extra etwas Zeit gelassen, ihr dann tief in die Augen geblickt und geantwortet: „Du. Du bist meine größte Sünde.“ Technisch gesehen war es sicher nicht falsch. Denn obwohl Cash ein Werwolf und damit ein Ziel des Vatikans war, hatte er sich dennoch nie wirklich von seinem Glauben abgewandt. Er war niemals ein streng gläubiger Christ gewesen, aber doch war er stets der Meinung, dass die einzige Kraft, die ihm den Geist frei hielt, eine höhere Macht sein musste. Nun seit seiner Hochzeit war Liz die höchste Instanz in seinem Leben geworden, zumindest war sie diejenige, die ihm mit Sexentzug drohte und damit gefügig machen konnte... Offiziell. Trotz allem war seine Antwort eine Lüge gewesen, zumindest hatte er diese Antwort als eine Lüge angesehen, denn seine größte Sünde, nein, sein schlimmstes Verbrechen war sein erstes gewesen. Er hatte es nicht gewollt, war neugierig gewesen und bezahlte für seine Neugierde den höchsten Preis. Vermutlich wäre nichts von alle dem was passiert ist, geschehen, wenn er seine Neugierde in Zaum hätte halten können. Aber er musste ja unbedingt die Büchse der Pandora öffnen. Das mag nun vielleicht wie eine nette Metapher klingen, aber es entsprach der Wahrheit. Cash öffnete die Büchse der Pandora und der abtrünnige Teil von Seth’ Seele, der darin eingesperrt gewesen war, wurde dadurch befreit. Die Folge war der Anarchiekrieg, dem Millionen von Menschen zum Opfer fielen. Weite Teile der Welt wurden verheert und all die Mythenfiguren entstiegen ihren Gräben, entflohen ihren Gefängnissen sowie ihren Verstecken. Cash war damals der Auslöser gewesen. Pandora würde vermutlich seine Neugierde belächeln und gleichzeitig traurig seufzen. Doch nun war es zu spät. Die schrecken, welche der Kiste inne wohnten waren frei und haben die Welt überzogen. Das letzte Mal, als er sich dessen vollkommen bewusst geworden war, war er mit über 400 Meilen pro Stunde über den Asphalt gerast. Zusammen mit Rock hatte er damals den Begriff „Autofahren“ beinahe in „Autofliegen“ umdefiniert. Aber nur fast. War es der Dämon der den Wagen antrieb, oder waren es die Dämonen, die an seiner Seele nagten, Cash wusste es nicht mehr. Aber irgendetwas in ihm hatte ihn nachdenken lassen, währen er gefahren ist. Kapitel 7: Fahren ----------------- driving crazy (CA$H) Fahren war etwas, das Cash irgendwie gelernt, und auch auf gewisse Art und Weise gemeistert hat. Manche seiner Kollegen sagten, er habe Benzin im Blut, andere sagten scherzhaft, dass er in einem Wagen, der mit 120 mph gefahren ist, auf die Welt kam. In Wahrheit traf nichts der beiden Dinge zu. Cash liebte einfach nur hohe Geschwindigkeiten, was mit seiner Ausbildung als Kampfpilot zu tun hatte. Der einzige Vorteil am Autofahren war, dass er nicht abstürzen konnte und sich daher um mindesten einen Vektor weniger Sorgen machen musste. Dass er es bereits einmal geschafft hatte einen Wagen zum Abheben zu bringen und im Meer zu versenken, kurz bevor das Vehikel ihm um die Ohren geflogen wäre (und sein Arsch gleich mit), war ein nebensächliches Detail, dass jeder außer Acht ließ. Jeder, bis auf drei Personen. Cash, der Vampir Rock, der damals auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, sowie der Techpriester Par, der die Kiste damals gebaut hatte und über die Zerstörung seiner Schöpfung äußerst ungehalten war. Nun stand eine kleine Gruppe vor Cashs neuester Dummheit. Er hatte Par beruhigt und damit beauftragt, zusammen mit ein paar Chaosmagiern, ein Fahrzeug zu bauen, welches den Viper King (so nannten Par und Cash damals das Fahrzeug, da der Ausgangswagen ein Dodge Viper gewesen war) in nichts nach stand. Nun, man muss sagen, dass sich Par wohl selbst übertroffen hatte. Das neue Vehikel wurde kurzerhand in Demonic Viper King umgetauft und wirkte, wie die totale Vernichtung auf vier Rädern. Die Gruppe, welche den Wagen nun betrachtete, war persönlich von Cash ausgewählt worden. Rock war dort, weil er sehen wollte, was für einen Scheiß Cash sich nun wieder hatte einfallen lassen. Abraxas, ein weiterer, sehr alter Vampir, war dort, weil… weil Cash ihm zeigen wollte, wozu man Chaosmagie noch (miss)brauchen kann. Und der Teufel war anwesend weil er Cashs Schwiegervater war. Klar soweit? Nein? Egal. Unwichtige Details. Der Teufel war so erschienen, wie man ihn sich wohl vorstelle, falls man ihm eine menschliche Gestallt geben wollte. Ein gepflegtes Äußeres, mittleres, eher schon in Richtung hohes, Alter und ein spitzer Kinnbart. Seine Gestik und Sprache stimmte zu seinem Erschienungsbild. Mehr braucht man nicht zu erwähnen. Abraxas Augen waren wie gewohnt vollkommen schwarz, während seine Mentalität dieselbe Unantastbarkeit vermittelte, die er sonst auch immer zeigte. Wobei Cash das ganze sehr abgehoben und eitel vorkam. Und Rock… war einfach nur Rock. Dumm, vorlaut aber liebenswert. Zumindest hatte Cash ihn ins Herz geschlossen, weil er nicht einmal im Ansatz der Weise entsprach, wie man sich einen Vampir vorstellte. Eher einen Werwolf, vielleicht mochte ihn Cash daher so. Doch zurück zum wichtigsten… oder zumindest dessen Auto. Der Wagen selbst war dunkel, wobei dunkel nicht einmal im Ansatz beschreiben konnte, wie dunkel der Wagen wirklich war. Schwarz wäre eine Beleidigung gewesen, da die kannten in einem beunruhigenden Giftgrün schimmerten, sobald sich auch nur irgendeine Form von Licht darauf zu reflektieren begann. Die Räder waren Spezialanfertigungen, wo dämonische Runen eingeprägt worden sind. Sie sollten verhindern, dass die Reifen aufgrund der Belastung explodieren, oder es zumindest hinauszögern. Der Wagen war noch nicht getestet worden und daher war dieser Punkt noch nicht ganz geklärt worden. Die Scheiben hoben sich in keiner Weise vom Wagen ab und somit wurde die pure Bosheit, welche der Wagen verströmte, noch unterstrichen. Der Wagen selbst sah im vorderen Teil einem Viper Dodge zum verwechseln ähnlich aber sobald die Türen vorbei waren, erinnerte das Design eher an einen Lamborghini. Der hintere Teil wirkte wuchtiger, als der Vordere, was einen guten Grund hatte. „Soll ich ihn starten?“ fragte Cash und sah dabei Rock, Abraxas und den Teufel an. Abraxas zeigte keine Reaktion auf Cashs Frage, der Teufel strich nur seinen Spitzbart aber Rock nickte vollkommen außer Kontrolle. Er erinnerte sich auch an den Viper King und wollte nun endlich wissen, was das Monster von einem Auto vor ihm konnte. Cash grinste, öffnete die Fahrertür, steckte den Schlüssel in die Zündung und drehte ihn herum. Einem Sturm gleich, der im Zeitraffer aufzieht, erwacht der Motor im vorderen Teil des Wagens mit einem boshaften Donnern voller Resonanz zum Leben. Und unter dem gewohnten, wenn auch ungewohnt bedrohlichen Motorengeräusch, hallte ein tiefes Lachen mit, welches wohl kleinen Kinder dazu veranlasst hätte zu schreien anzufangen. Cash stieg wieder aus und der Motor, der im Leerlauf lief, sank auf ein einigermaßen ruhiges Niveau, wobei sogar das dämonische Lachen verklungen war. Nun hatte der Teufel einen fragenden Gesichtsausdruck. Er sah Cash an und fing an: „War das…?“ „Ja.“ bestätigte ihm Cash ohne dass der Teufel die Frage beenden musste. „Und deshalb…?“ Wieder bejahte Cash noch bevor der Teufel fertig fragen konnte. Abraxas sah die beiden an und sagte mit seiner gewohnten Art: „Könnte ich in jenes Wissen eingeweiht werden?“ „Cash bat mich, ihm einen der blutrünstigsten und schlimmsten Dämonen der Hölle zu geben. Nun, ich fragte mich zwar wozu er ihn brauchen würde, aber ich habe ihm dennoch diesen Wunsch gewährt. Nun, scheinbar nutzt dieses Fahrzeug die Kraft des Dämons als Antriebsquelle.“ erklärte der Teufel. „Als Unterstützung für die Antriebsquelle.“, korrigierte Cash grinsend, dann wandte er sich an Rock und fragte, „Spritztour?“ Rock nickte wieder wild, wobei Cash sich wunderte, dass er noch nicht sabberte. Cash ging gemütlich zur Fahrertür zurück, während Rock sofort zur Beifahrertür eilte, diese aufriss und sich reinstürzte. Gleichzeitig schlossen die beiden die Türen und sicherten ihre Gurte. Synchron griffen sie in die Seitenablagen, holten Fliegerbrillen vor und streiften sich diese über, wobei Cashs Dreads kurz einen kurzen Widerstand boten. Schließlich saßen beide da. Cash legte den ersten Gang ein, fasste das Lenkrad fest und Rock rief, in die Ferne zeigend: „Tritt drauf!“ Während Kings linker Fuß sich von der Kupplung lockerte, trat er mit dem rechten voll auf das Gaspedal. Die Wirkung kam augenblicklich. Der Dämon brüllte, ebenso der Motor, die Reifen begannen sich zu drehen, fassten augenblicklich, durch die dämonische Energie befähigte, Widerstand der Wagen machte einen gewaltigen Satz und verschwand mit einem gewaltigen Donnern. Abraxas und der Teufel sahen den beiden nach, wie der Punkt innerhalb von Sekunden am Horizont verschwand. Abraxas schüttelte den Kopf. Der Teufel lachte. Der Boden brannte. Rock sah die Welt nur noch als verschwommenes Etwas aus Farben und Lichtern an ihnen vorbeiflitzen. Der Druck auf seinem Brustkasten war brachial und hatte ihm erst einmal die Lungen geleert. Erst als er sich daran gewöhnt hatte, konnte er wieder einatmen und langsam etwas sehen, wohin sie fuhren. Der Tunnelblick linderte sich etwas, aber nicht um viel. Cashs Rechte verließ kurz das Lenkrad, schaltete einen Gang hoch, und schnellte zur Lenkung zurück. Innerhalb einer halben Sekunde. Ein Kreischen ging durch den Wagen, als der Dämon wieder sein Recht auf Freiheit einforderte. Vergebens. Der Wagen, nein der Fahrer dominierte dieses Bündnis. „Die wievielte?“ fragte Rock und bezog sich damit auf den eingelegten Gang. „Sechste.“, erwiderte der Werwolf, knallte schon wieder einen neuen Gang ein und korrigierte sich dann, „Siebte und letzte.“ „Geschwindigkeit?“ fragte Rock weiter. Ein kurzer, nicht einmal eine Sekunde dauernder Blick von Cash auf das Tachometer dann folgte die Antwort: „393 mph.“ „Nicht mehr?“ fragte Rock, „Heretics Wagen schafft 500.“ „Heretics Wagen hat aber auch nur einen Motor.“ erwiderte der Werwolf trocken. „Häh?“ machte Rock und sah Cash von der Seite her an. „Festhalten.“ erwiderte dieser grinsend und sein Zeigefinger schwebte über einen von zwei seltsamen Knöpfen in der Mitte der Konsole. Auf Rocks Gesicht zeigte sich das Fragezeichen, dann drückte Cash den Knopf und das Brüllen eines weiteren Motors setzte ein. Ein weiteres, alles durchdringende Aufschreien des Dämons, ein starkes Vibrieren und der Steuerknüppel sauste in die Ausgangsstellung zurück. King knallte den Knüppel wieder in die Stellung für den zweiten Gang und der Wagen nahm wieder deutlich an Fahrt zu. Vor Rocks Augen begann sich seine Sicht sogar innerhalb des Wagens zu verschwimmen und wieder fühlte er den Druck auf seine Lungen. Cashs Körper begann sich zu verändern um dem Druck entgegenzuwirken und besser standhalten zu können. Seine Schnauze wuchs, genauso wie sein Haar und nach einigen Sekunden, die Belastung verlangsamte die Verwandlung, saß statt dem großen, schwarzen Mann ein großer, schwarzer Werwolf am Steuer und Rock kam ein komischer Gedanke. „Jetzt wäre eine Verkehrskontrolle lustig.“ überlegte er. Was er nicht mitbekam war, dass sie in genau dem Augenblick an einer Polizeistreife vorbeirasten. Sie waren dabei so schnell, dass sie nicht einmal gesehen wurden, aber der Luftzug und der Motorenlärm, der ihnen in einigem Abstand folgte, ließ die Polizisten überrascht aufschrecken. Rock blickte nach vorne, dachte etwas auf der Straße zu sehen, erkannte sich nicht geirrt zu haben und begann noch zu rufen: „Vorsicht!“ Sie waren schon an dem Mann vorbei, der gerade die Straße überqueren wollte, als Rock gerade mal den Mund aufgemacht hatte. Der Mann dachte etwas an seiner linken Ferse gefühlt zu haben und blickte daher seinen Schuh an, bei dem nun hinten ein paar Millimeter verschwunden waren, dann sah er nach links, konnte aber nichts sehen. Ein Blick nach rechts, dorthin wo Cash und Rock eigentlich verschwunden waren, zeigten ihm genauso wenig, das die beiden schon wieder außer Sicht waren. Dann folgte der Luftzug und riss den Mann von den Beinen. „Was?“ fragte Cash als ihn Rocks Warnruf erreicht hatte. „Da war jemand auf der Straße!“ erwiderte Rock. „Selbst schuld.“ meinte Cash nur. „Okay.“ meinte Rock. Cash grinste wieder, legte wieder einen höheren Gang ein, dieses Mal die vierte und fragte dabei: „Wie lange kannst du die Luft anhalten?“ „Warum?“ fragte Rock und eine Mischung aus Unmut und Vorfreude drang in seine Stimme. „Vertrau mir einfach.“, meinte Cash und während er nun den anderen Knopf in der Mitte der Konsole drückte, fügte er noch hinzu, „Und hol noch ein letztes Mal tief Luft.“ Ein Donnerknall und die beiden wurden, ein letztes Mal tief einatmend, in ihre Sitze gedrückt. Kapitel 8: noch einmal atmen ---------------------------- Breating one more time... (Jay) Durch das stetige Prasseln des Regens, das ferne Donnern und das Kreischen und Schaben, mit dem die Aliens über die Festung herfielen, hörte Jay dennoch ein Geräusch, welches ihn daran erinnerte, dass die Festung auf einer Halbinsel errichtet wurde. Es glich dem Donnern des Unwetters über ihm, doch mit jedem Schritt welcher ihn näher an den Rand brachte, der nun vor ihm durch die Schlieren des Regens sichtbar wurde, kam es ihm so vor, als würde auch der Boden unter ihm im Takt der Wellen leicht vibrieren. War es so? Hatte die Natur dieses Mondes die Schändungen, welche der Krieg in den letzten Tagen über den Planten ziehen lassen hatte, endgültig satt und begann sich nun zu rächen? Im Anbetracht der Tatsache, dass der Sturm, der nun über Festung wütete keinesfalls natürlich war, sondern definitiv einer höheren Macht zuzuschreiben sein kann, war es auch leicht vorstellbar, dass die Wellen ebenfalls kein Aufschrei der gequälten Natur waren. Vielleicht waren ja auch fehlgegangene Schüsse des orbitalen Bombardements für die gewaltigen Wellen verantwortlich. Zwar waren die Bordgeschützte der Flotte gleichermaßen für ihre Zerstörungen als auch für ihre Präzisionen bekannt, aber eben dieses seltsame Unwette rüber der Festung sorgte dafür, dass die Strahlen gebrochen und damit umgeleitet wurden. Jay war es einerlei. Er sah am Rande seines Sichtfeldes die tödlichen Schatten, die ihn jagten. Er hörte ihre Krallen über das Metall kratzen, hörte ihre Schreie und fühlte ihre Wut. Sie waren wütend und wollten nur den Grund für ihre Wut vernichten. Und genau dieser Grund befand sich in einer Kiste, welche Jay hinter sich herschleifte. Der Tod war ihm im Grunde gewiss und nur durch ein Wunder war er dem Gevatter nicht einmal eine halbe Stunde aus den Fängen entkommen. Ginge es nach Statistiken wäre Jay nicht einfach nur tot, sondern schon längst Vergessenheit. Sein Leben hing täglich an einem seidenen Faden und nur wenige wussten wirklich, wie nahe er dem Tod in jeder Sekunde seiner Existenz war. Zu wörtlich… zu traurig. Die Geschichte hatte ihre Schattenseiten, welche eine persönliche Vendetta daraus machten. Jay gegen den Tod. Ein ewig während Kampf. Oder bis einer der beiden sterben würde. Ein Ereignis, welches sich später als nichtig herausstellte und nichts geändert hatte. Doch in diesem Moment, standen die Zeichen noch darauf, dass dieser Konflikt irgendwann enden könnte. In diesem Moment war es noch kein ewiger Kampf gewesen. In diesem Moment, war Jays Welt noch in Ordnung. Oder zumindest so in Ordnung, wie sie sein konnte, wenn man um sein Leben läuft und dabei auf einen Abgrund zulief, der mehr als 200 Meter weiter unten im Meer endete. Ein seltsamerweise witziger Gedanke ging Jay durch den Kopf, welcher seinen Wahnsinn nur mehr bestätigte. Als Kind hatte er immer geglaubt, dass es regnet, wenn Engel weinen. Er war in der Wüste aufgewachsen und daher war Regen etwas, was nicht alltäglich war. Zwar hatte es auf seinem Heimatplaneten öfter geregnet als es für Wüsten für gewöhnlich der Fall war, aber dennoch war Regen etwas, dass man als Seltenheit hätte bezeichnen können. Nun war er schon lange kein Kind mehr, doch der Gedanke, dass Regen mit weinenden Engeln zusammenhängen könnte, war in seinem Hinterkopf verblieben. Nicht als etwas, woran er noch glaubte, sondern als etwas, dass er sich als Trost einreden konnte. Und vielleicht war genau das der Grund, warum ihn dieser Gedanke besänftigte und jegliche Angst vor dem Tod nahm. Nicht der Gedanke, dass er so wichtig sei, dass sogar Engel um ihn weinen würden, zumindest nicht allen Engel, war daran beruhigend. Nein in diesem Moment dachte er nur an zwei Engel, welche um ihn weinen würden. Vielleicht weil sie nicht wollten, dass er stirbt, vielleicht aber auch aus Freude über sein Ableben und der damit verbundenen Wiedervereinigung. Seine Tochter und deren Mutter wären diese Engel. Die Engel welche um ihn weinen würden. Der Abgrund raste auf ihn zu. Stehen bleiben war keine Option. Sterben stand außer Frage. Einzig die Art wie er abtreten konnte, blieb ihm überlassen. Er entschied sich dafür zu springen. Denn auf einen langwierigen Kampf gegen die Aliens hinter sich, hatte er keine Lust. Das war seltsam, denn gerade er war eigentlich bekannt dafür keinem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Zumindest den meisten Konflikten. Aber etwas hatte ihn verändert. Etwas war mit ihm geschehen. War es die Tatsache, dass er selbst beinahe gestorben war. Oder war es, dass ihm bewusst wurde, wie viel er nach diesem Kampf kotzen würde? Aber würde sein Ableben ihn nicht genau davor bewahren? Vielleicht glaubte er auch in diesem Moment noch daran, dass er für seine Sünden irgendwann büßen müsste und wollte daher nicht unbedingt sterben, wenn er für so viele Tode verantwortlich war. Er konnte es später nicht mehr mit Genauigkeit sagen, aber er vermutete, dass es damit zusammenhing, dass er für seine noch lebende Tochter überleben wollte. Und sollte er sich von der Mauer stürzen bestand wenigstens noch die geringe Möglichkeit zu überleben. Und doch, war jene Möglichkeit schwindend gering. Dann erblickte er etwas. Ein paar Meter vor ihm lag eine Leiche eines Space Marines und direkt daneben lag die Waffe des Soldaten. Ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte, konnte Jay aufgrund der Powerrüstung nicht erkennen. Aber war das im Grunde nicht auch egal? Der Captain wunderte sich nur, weil er sich diese Frage gestellt hatte. Als er an dem toten Körper vorbeikam, beugte er sich im Laufen hinunter und hob die Waffe auf. Er warf einen Blick auf die Munitionsanzeige und was er sah, war gleichermaßen niederschmetternd, als auch aufbauend. Das Magazin war noch halbvoll, aber das war ihm im Grunde egal. Er würde die Munition nicht brauchen aber im Bezug auf die Aussicht stehen zu bleiben, oder stehen bleiben zu müssen, und zu kämpfen, würde ihm die Waffe nicht mehr lange Dienst leisten. Die zweite Anzeige war aufbauender. Im angebrachten Granatwerfer war noch ein Geschoss. Ein Geschoss. Jays Gedanken rasten. Er kannte da ein Gerücht. Ein Gerücht, welches ihm unter Umständen das Leben retten könnte. Jay hatte keine Ahnung woher dieses Gerücht stammte, er wusste nicht einmal noch, von wem er es gehört hatte. Er wusste einzig von der Existenz jenes Gerüchts. Nun war der Moment gekommen dieses Gerücht zu überprüfen. Er erreichte den Rand, trat ein letztes Mal auf und sprang dann bei der Bruchlinie weg, dort wo schon die Festungsmauer angeschlagen war und somit ein kleiner Teil fehlte. Im Sprung noch drehte er sich auf den Rücken und sah, wie nahe ihm die Aliens schon gewesen waren. Eine der Kreaturen hieb mit einer Klaue nach der Kiste, verfehlte sie knapp und stattdessen schlug es auf das kalte Metall des Bodens. Dann fiel Jay. Immer noch mit dem Gesicht nach oben gewandt sah er die Kreaturen, welche ihn gejagt hatten, am Rand stehen bleiben und im nachblicken. Einigen fauchten, andere zuckten mit ihren Krallen, aber keines der Monster wagte es ihm zu folgen. Jay lachte triumphierend auf und dann, verstummte er plötzlich. Ein Blitz hatte die Stelle erleuchtet, wo er weggesprungen war und zwischen den Aliens hatte er noch eine Gestallt gesehen. Eine bekannte Gestallt. Schwarze Kapuze, schwarze Kutte, ein eingefallenes Gesicht und eine Sense. Der Tod stand dort und starrte Jay mit hartem Blick hinterher. Und Jay schluckte, denn das Gesicht des Todes erinnerte ihn an… Die Mauer wurde wieder ins Zwielicht gehüllt und der Schatten des Todes war verschwunden. Das Donnern der Brandung traf Jays Ohren mit voller Wucht. Er schaffte es sich im Fall umzudrehen und sah die aufgewühlten Wellen auf sich zukommen. Seine Hand ließ den Griff der Kiste los, denn nun hatte das Leuchtfeuer, welches die Aufmerksamkeit der Aliens auf ihn gelenkt hatte, seinen Nutzen erfüllt. Stattdessen fasste er das Gewehr fest mit beiden Händen und versuchte die Waffe gegen den Druck seines Falls zu stabilisieren. Er hatte nur eine Chance, sogar wenn er mehr als nur einen Schuss gehabt hätte. Er musste den richtigen Augenblick erwischen, sonst wäre es umsonst gewesen. Doch zuerst musste er den Kräften, welche der Fall aus einigen hundert Metern Höhe überstehen. Um ihn herum leuchtete etwas blaues auf, was ihn wie eine Blase umgab. Ein lächeln schaffend erkannte er, dass es der Schutzschild war, der ihn vor Schaden bewahren sollte, als das leuchten immer heller wurde und mit einem Mal verschwand, trat Entsetzen in seine Augen. Der Druck auf seinen Körper verstärkte sich, wurde unerträglich und der Captain fühlte, wie sein Körper sich in eine Ohnmacht retten wollte, um seine Nerven zu schonen. Seine Sicht begann zu verschwimmen und die Luft wurde ihm aus der Lunge gepresst. Dann schrie ihn eine Stimme in seinem Kopf an, dass der Moment gekommen war. Der Moment um den Abzug zu betätigen und zu hoffen, dass er den folgenden Augenblick überleben würde. Genau in dem Augenblick wo er den Abzug durchzog, geschah etwas seltsames. Jay fühlte, als wäre sein Fall abrupt verlangsamt worden. Nicht so plötzlich um das Wasser zu sein, welches bestimmt hart wie Beton sein müsste, sondern eher so, als würde ihn etwas langsamer machen. Er öffnete die Augen und sah verschwommen das Licht der Explosion. Er schaffte es ein letztes Mal einzuatmen, dann wurde er von den Flammen verschluckt und im nächsten Augenblick tauchte er in das kalte Wasser ein. Für einen kurzen Augenblick verlor er das Bewusstsein, kam aber gleich wieder zu sich und begann mit kräftigen Bewegungen zu schwimmen. Er wusste nicht mit Sicherheit ob er in die richtige Richtung schwamm, noch hatte er eine Idee, wie tief er unter Wasser sein musste. Seine Muskeln kreischten, seine Lunge brannte und ein entfernter Teil in seinem Gehirn warf ihm mit zahlreichen Fluchworten vor, dass er die Wüste hätte nie verlassen dürfen. Die Wellen warfen ihn hoffnungslos herum und Jay ergab sich seinem Schicksal. Er schloss die Augen, ließ sich treiben und sein Körper schien seine Entscheidung zu akzeptieren. Sein Leben begann vor ihm abzulaufen. In kurzen Bildern und Szenen, wie es schon knapp 2 Tage zuvor schon einmal passiert war. Doch dieses Mal konnte er nicht ausweichen. Dieses Mal konnte er sich nicht auf die Hilfe eines anderen verlassen… oder doch? Zwei Gesichter stiegen ihm ins Bewusstsein. Das erste war Julia. Eine Bekanntschaft. Mehr nicht. Oder etwa doch? In Jays Hirn begann sich der Teil leise zu Wort zu melden, der den Überlebenstrieb steuerte. Ein zweites Bild kam ihn vor Augen. Das Gesicht seiner Tochter. Er hörte sie förmlich in seinem Kopf, wie sie mit verweintem Gesicht und halb erstickter Stimme fragte: „Warum, Daddy? Warum? Hattest du nicht versprochen, mich immer zu beschützen?“ Jay riss die Augen auf wollte brüllen. War das wirklich er, oder war das vielmehr die primitive Bestie in ihm, welche er als einen Teil von sich akzeptiert hatte? Luftblasen entstiegen seinem weit aufgerissenem Mund, sprudelten an Jays Augen vorbei und zeigten ihm den Weg. Mit kraftvollen Zügen schwamm er, vergaß alle Müdigkeit der letzten Tage, alle Schmerzen der Kämpfe, alle Sünden, die er begangen hatte. Für ihn zählte nur eins. Überleben. Überleben für seine Tochter. Ein Blitz am Himmel zeigte ihm, wie nahe er der Oberfläche war und er mobilisierte alle verbliebenen Kräfte in seinen Armen und Beinen. Überleben! Das war sein Antrieb. Überleben, aber nicht seiner selbst willen. Dann durchbrach er die Oberfläche und schnappte kräftig nach Luft. Er schwamm auf der Stelle, trat das Wasser und sah einen gewaltigen Brecher auf sich zukommen. Sofort tauchte er wieder unter und ließ die Welle über sich hinwegrollen. Als er wieder auftauchte und sich fragte, wie er von dort verschwinden sollte, hörte er ein vertrautes Dröhnen. Er blickte hoch und sah direkt über sich seinen Kumpel Chris, welcher auf der heruntergelassenen Rampe eines Transporters kniete und ihm die Hand entgegenstreckte. Dabei fragte er mit einem Grinsen: „Dürfen wir dich mitnehmen?“ Auch Jay begann zu grinsen und packte Chris’ Hand und zog sich hoch. Dabei dachte er für sich: „Manche Erinnerungen vergisst man nie.“ Kapitel 9: Erinnerungen ----------------------- Forgotten memories (Jay) “Memories they haunt me / they follow me To the day I die Memories they haunt me / they follow me To the day I die.” Cypress Hill Jay saß in der Bar an Bord der California und starrte mit leeren Augen in das Glas vor ihm. Es war nicht ganz leer, aber Spike, der Barkeeper, erwartete, dass der Captain schon bald wieder nach der Flasche fragen würde. Und was würde Spike tun? Würde er ablehnen? Könnte er überhaupt ablehnen? Es ging nicht darum, dass er im Grunde unter Jays Befehl stand, sondern vielmehr der menschliche Aspekt der bitte selbst. Aber war es wirklich menschlich einem Mann zu gewähren, sich selbst zu verkrüppeln, damit er die Schmerzen der Vergangenheit ertrug. Konnte… nein, durfte er Jay überhaupt die Flasche wieder geben? Spike war sich nicht sicher ob er Jay leiden, oder sich selbst zerstören lassen durfte. Er versuchte dem Captain nicht seinen inneren Streit bemerken zu lassen, polierte seit einigen Minuten ein und dasselbe Glas und das auch nur, weil er nichts anderes zu tun hatte. Jay war abgesehen von Spike die einzige Person in der Bar. Alle anderen waren erholten sich von der zurückliegenden Schlacht. Ein furioser Sieg, der besonders durch Jays bemerkenswertem Mut und Einfallsreichtum schnell errungen war. Und nun saß Jay wieder einmal an der Bar, füllte sich selbst mit Whiskey ab, schwieg und hatte einen Blick, als würde er durch die metallenen Wände in die Unendlichkeit blicken. Es lag eine Trauer in seinen Augen, welche Spike schon öfter verwundert hatte. Er kannte den Captain als einen fröhlichen, lebenslustigen Menschen, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen schien. Doch dann gab es diese Phasen, wo er wie ein Häufchen Elend war und schien, als wäre er in tiefe Depressionen verfallen. Spike kannte nichts, was ihn dann aufzuheitern vermag. Selbst wenn seine Tochter kommen würde, würde er zwar lächeln, aber das Lächeln würde nicht auf seine Augen übergehen. Seine Augen würde weiterhin diese unsagbare Traurigkeit zeigen, welche Spike einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Irgendwann einmal hatte Spike dann Chris, einen von Jays engsten Vertrauten, darauf angeredet. Auch Chris hatte er immer als fröhlich und unbeirrt erlebt, doch als Spike ihn auf Jays Niedergeschlagenheit angesprochen hatte, war Chris ernst geworden. Nicht, dass sein Blick die Leere bekommen hätte, welche Jay immer in seinen Augen hatte. Nein, Chris war einfach nur das Grinsen vergangen und das war etwas, was auch nicht oft passierte. Chris hatte Spike dann die ganze Geschichte erzählt und Spike hatte sprachlos gelauscht, denn er erfuhr Dinge über seinen Captain, welche nur wenige Crewmitglieder wussten. „Jay war nicht immer Pirat gewesen.“, hat Chris erzählt und sich dabei einen Joint angezündet, „Er war auch nicht immer bei der Rebellion gewesen. Nun, vielleicht schon. Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was wir damals waren.“ Chris fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare und schien wirklich darum bemüht die Geschichte so wahrheitsgetreu wie möglich wiederzugeben. „Nun, wir hatten uns zwar nicht an das System angepasst, aber wir waren auch nicht bewaffnet durch die Straßen gelaufen und öffentlich das System angegriffen.“, fuhr Chris fort, „Wir waren einfach nur Schüler…“ Chris überlegte kurz und sagte dann: „… und irgendwie waren wir auch mehr. Nein. Nicht wir. Er. Er war mehr. Fuck! Doch. Wir. Es ist alles etwas kompliziert.“ Er nahm einen weiteren Zug und versuchte seine Erinnerungen zu ordnen. Spike stand ihm schweigend gegenüber, stütze sich mit den Ellbogen auf den Tresen ab und hatte gänzlich aufgegeben, diesen zu wischen. „Unsere Brüder haben Gelegenheitsjobs für die Rebellion gemacht. Du weißt schon. Informanten treffen, Informationen sammeln und weiterleiten. Und irgendwann kam dann die Nacht, wo sich alles änderte. Oder?“ Chris sah Spike an und fragte: „Kennst du das, wenn in einem bestimmten Moment etwas Gewaltiges passiert und alles andere, was später kommt, einzuleiten scheint, aber du gleichzeitig glaubst, dass es ohnehin so gekommen wäre?“ Spike schüttelte schweigend den Kopf. „Nun, genau so war das damals.“, erzählte Chris weiter, „Es schien als wäre es passiert weil er gelernt hatte, die Bestie zu kontrollieren, aber gleichzeitig glaubt ein Teil in mir, dass es so oder so geschehen wäre.“ „Was?“ fragte Spike mit fliehender Stimme. Er wollte Chris nicht hetzen, aber doch war die Neugierde zu erfahren, was passiert war, zu groß. Chris zuckte mit den Achseln und antwortete: „Wir… er bekam seinen ersten Auftrag. Eine Fabrik sabotieren. Wir haben es geschafft und dort trafen wir dann das ‚Monster’ welches nun für Jays Leiden verantwortlich war.“ Spike sah ihn fragend an, denn Chris hatte den letzten Teil verächtlich ausgespien. Chris sah Spike an und teilte ihm eine Weisheit mit, welche Spike lange nicht verstanden hatte: „Der Tod hat viele Gesichter. Und manchmal erschleicht er sich unser Vertrauen.“ Spike legte die Stirn in Falten, aber Chris schien nicht zu bemerken, dass der Barkeeper nicht ganz verstand, was er damit aussagen wollte. Stattdessen erzählte er weiter: „Wir kehrten zurück und versuchten ein möglichst ruhiges Leben zu führen. Die Rebellion lag uns nicht. Gewalt lag uns nicht. Wir sahen keinen Grund… keinen Sinn dahinter. Vielleicht glaubten wir, dass wir nichts ändern könnten. Vielleicht wollten wir einfach nicht die Leiden austeilen, die wir schlussendlich ausgeteilt haben. Vielleicht waren wir sogar Pazifisten. Jay… vielleicht… ich glaube es… irgendwie.“ Spike musste kurz belustig aufschnauben. „Vielleicht hätten wir an diesem Glauben festgehalten bis uns jemand das Gegenteil bewiesen hätte. Vielleicht… vielleicht wäre alles anders gekommen. Vielleicht wären wir selbst getötet worden.“ Chris nahm einen weiteren tiefen Zug, warf den Kopf zurück und starrte die Decke an, während er die Erinnerungen aufsteigen ließ. „Der Tod hatte uns eine Falle gestellt. Er wollte mit uns spielen, bevor er uns, einen nach dem anderen ausschaltete. Ob die beiden zu den geplanten Opfern zählten, bezweifle ich. Aber das er sich Jay schnappen wollte, bezweifle ich nicht. Er wollte mit Jay anfangen. Vielleicht hielt er ihn für den Stärksten, vielleicht auch für den Verwundbarsten. Zumindest hatte keiner der anderen eine so enge Bindung zu jemand anderen aufgebaut, wie Jay. Und diese Verbindung griff der Tod gezielt an.“ Chris schüttelte traurig den Kopf und fuhr mit heiserer Stimme fort: „Ich war selbst nie dort, aber Prince sagte mir, dass die Wohnung einem Schlachthaus glich. Scheinbar hätte Prince selbst die zwei nicht einmal mehr identifizieren könnten. Aber Jay konnte es. Teufel noch mal. Das eine war ja schließlich seine Frau und das andere seine Tochter.“ Spike klappte der Mund auf als er Chris’ Worte hörte. „Jay rächte sie. Er tötete den Tod.“ sagte Chris kopfschüttelnd, dann lachte er bitter. Und als er zu lachen aufhörte, sah Spike in seinen Augen Mitgefühl und eine Spur von Trauer. Auch ihn waren die Tode von Jays Freundin und deren Tochter nahe gegangen. Vielleicht weil er die beiden ebenfalls gekannt hatte. Vielleicht auch wegen dem, was nun auch Jay geworden ist. Mit einer leichten Verzweiflung in den Augen schüttelte er wieder den Kopf und sagte: „Doch Jay zeigte keine Trauer. Zumindest nicht lange.“ Er klang ungläubig als er fortfuhr: „Wir hatten alle erwartet, dass er von diesem Moment an nie wieder derselbe sein würde. Wir hatten keinen Zweifel, dass er lange brauchen würde, um darüber hinwegzukommen. Falls er es überhaupt schaffen würde. Aber nicht einmal einen Tag später lachte er wieder. Er lachte und strahlte eine Kraft aus, welche den Eindruck erweckte, als wäre nichts gewesen.“ Einen letzten Zug, dann drückte er den Joint im Aschenbecher aus und sagte dabei traurig: „Und jetzt zerfrisst es ihn. Er will nicht und würde auch nie darüber reden. Dafür ist er zu stolz. Dafür hat er zu viel zu verlieren.“ Chris stand auf und ging davon. Spike starrte ihm wortlos hinterher und versuchte zu verdauen, was er über seinen Captain erfahren hatte. Erschrocken zuckte Spike zusammen, als Jay haltlos zu lachen begann. Verwirrt blickte sich der Barkeeper um, denn er war sosehr in seine Gedanken versunken gewesen, dass er nichts mitbekommen hatte. Doch abgesehen von den beiden war noch immer niemand anderes in der Bar. Er wusste es nicht, aber Jay hatte seine Gedanken gelesen. Spike sah ihn verwundert an. Der Captain grinste noch immer über das ganze Gesicht, holte ein Bündel Geldschein aus seiner Brusttasche und warf es auf den Tresen. Bezahlung für die Drinks plus das Gehalt. Er leerte den letzten Rest, stellte das Glas neben das Geldbündel, drehte sich um und ging Richtung Tür. Und als er, immer noch leise lachend durch die Tür schritt, dachte sich Spike: „Oh Shit. Der Captain ist geisteskrank.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)