Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 1: Surprise, Surprise ----------------------------- Die vier verbliebenen Dir en Grey Mitglieder befanden sich bei Kaoru in der Wohnung und feierten dessen Geburtstag, zusammen mit seiner Frau und einigen anderen Bekannten aus der Musikbranche. Daisuke war mit seiner Verlobten gekommen, aber sie hatte kein Vertrauen in den neuen Babysitter und war deshalb schon früh wieder gegangen, mit dem Versprechen ihren ‚Partyhasen’ wieder abzuholen, sobald er anrief. Hätten sie noch die Vorgängerin gehabt, wäre es kein Problem gewesen, aber diese erwartete selbst Nachwuchs und lag im Krankenhaus, da die Wehen jeden Moment einsetzen konnten. Dem Rothaarigen tat es nicht ganz so Leid, wie es sich eigentlich gehörte, denn seine Aimi hatte auf Feiern immer ein hellwaches Auge und schien im Kopf mit zu zählen, wie viele alkoholische Getränke ihr Zukünftiger schon zu sich genommen hatte. Aber gerade auf so einem Geburtstag verdarb so eine Fähigkeit seine Laune. Wenngleich er ihr schon das ein oder andere Mal dankbar dafür gewesen war, am nächsten Morgen ohne Kater aufwachen zu können. Toshiya konnte so lange bleiben, wie er wollte. Sein Sohn befand sich unter der Woche bei seiner Ex-Frau, während er ihn immer nur am Wochenende haben durfte. Außerdem wartete zu Hause niemand auf ihn. Niemand, der ihn an meckern konnte, wenn er mal wieder mitten in der Nacht Heim kam. Niemand, der ihm wegen liegen gelassener Sachen auf den Wecker ging. Das Einzige, was wartete, war die Stille, die seine vier Wände füllte. Und genau in solchen Momenten wünschte er sich, dass er sich besser mit seinem Schatz verstanden hätte. Die Wochenenden waren immer der einzige Lichtblick, denn dann war da das Lachen seines Kleinen, dass ihn immer wieder selbst zum Lächeln brachte. Der Drummer hatte es dagegen weitaus besser. Seine Mami war nicht nur dem Namen nach eine hübsche Frau, sondern auch noch verständnisvoll wie keine Zweite. Was aber auch daran lag, dass Shinya eher selten wegging und die Beiden eine äußerst glückliche Ehe führten, um die sie schon mehrfach beneidet worden waren. Auch um die beiden Kinder, die die reinsten Engel zu sein schienen. „Das war bei den Eltern ja auch nicht anders zu erwarten“, wurde immer mal wieder scherzhaft gestichelt. Und was das Geburtstagskind anging: Nach einigem Suchen war auch er fündig geworden und hatte seine Auserwählte an sich binden können. Es hatte anschließend auch nicht mehr lange gedauert, bis die Nachricht kam, dass ein Kind unterwegs war. Jetzt, sechs Jahre später, war seine Tochter sein Ein und Alles. Seine Prinzessin, wie er sie immer nannte. Musikalisch war es sehr still geworden um Dir en Grey selbst. Immerhin… 15 Jahre waren vergangen, seit Kyo… Ganz aufgegeben hatten sie die Musik nicht. Das war überhaupt nicht in Frage gekommen, aber die Band wurde in den Hintergrund geschoben. Zwar trafen sie sich jedes halbe Jahr, um ihre Instrumente gemeinsam erklingen zu lassen, aber ohne Kyos Stimme war es nie wieder dasselbe gewesen. Die und Toshiya hatten gemeinsam ein Musikgeschäft eröffnet und konnten es sogar schon zu einer kleineren Kette ausbauen. Ihr Ruf war dabei nicht unerheblich gewesen. Beziehungsweise ihre Verbindungen zu einigen namhaften Herstellern. Und während Kaoru Neulingen als Produzent unter die Arme griff, war Shinya in die Fußstapfen seiner Eltern getreten und arbeitete in deren Hotel. Vergessen hatten sie ihren gemeinsamen Freund während all der Zeit nicht, hatten ihn auch regelmäßig besucht. Er fehlte nur im Alltag. Dem Alltag aus längst vergangenen Zeiten. Gestern, an seinem Geburtstag, da hatten sie ihn auch wieder besuchen wollen. Aber Kyo hatte ihnen einige Tage vorher gesagt, dass er da eine Sitzung mit seinem Therapeuten -durch dessen Hilfe er über den grausamen Vorfall hinweg kommen wollte- hätte und auch nicht wüsste, wie lange dieser ihn wieder voll texten würde. Weshalb er von ihnen wollte, dass sie zu Hause blieben. Kaoru gab zu, dass es ihm nicht ganz unpassend war, da er für seinen eigenen Geburtstag einiges vorbereiten musste. Seine Frau hatte einige neue Rezepte gefunden, die sie an den Gästen ausprobieren wollte und er hatte die Aufgabe ihr dabei zu helfen und den Testesser zu spielen. Vor allem aber musste er ein Auge auf den Wirbelwind haben, der regelmäßig durch die Wohnung fegte. Jetzt saßen sie alle an dem großen Tisch, aßen zusammen und unterhielten sich über alles und nichts, als das Telefon klingelte. „Werden wohl späte Glückwünsche sein“, schmunzelte Kaoru und stand auf. „Glückwünsche?“, fing Toshiya an, „Ich bitte dich. Da will dich nur einer daran erinnern, wie viele Kerzen auf die Torte gehören.“ „Danke, Toshiya. Dass ich allmählich alt werde, weiß ich auch so.“ Lachend ging Kaoru zum Telefon. „Moshi moshi, Niikura desu“, meldete er sich, aber vom anderen Ende der Leitung kam nur Stille. Das hieß, nicht ganz. Wenn man genau hinhörte war da ganz leise ein Atemgeräusch. „Mit wem spreche ich?“, hakte Kaoru nach, aber anstatt einer Antwort erhielt er nur einen tiefen Seufzer, der ihm seltsamerweise ziemlich bekannt vor kam. So als ob er genau dieses Seufzen schon mal irgendwo gehört hatte. Aber wo? „Wer ist denn da? Antworten Sie oder ich lege auf.“ War das vielleicht ein dummer Scherz von seinen drei Spaßvögeln? Irgendwo würde er ihnen noch zutrauen, dass sie solche Spielchen mit ihm spielten. Immerhin waren sie sein ganz persönlicher Kindergarten und aus den Albernheiten wuchsen gerade Die und Toshiya sowieso nie heraus. „Hallo Kaoru.“ Zwei Worte, die das Herz des Angesprochenen zum Stillstand brachten. Kein Wunder, dass ihm das Seufzen so dermaßen bekannt war. „Guten Abend, Kyo.“ Er sagte die Worte zwar nicht allzu laut, aber am Tisch, vier Meter von ihm entfernt, kam alles und jeder für einen Moment zum Stillstand, ob der Worte, ehe sich alle verwundert, neugierig und einen Hauch nervös Kaoru zu wandten und ihn anstarrten. Dieser nickte nur bestätigend und hatte keine fünf Sekunden später seine engsten Freunde ganz nah bei sich stehen, die alle ein ‚Hallo’ in den Hörer sagten. „Hey, Jungs. Seid ja alle da. Und auch noch ziemlich nüchtern, soweit ich höre.“ Man konnte ein zurückhaltendes Lachen von ihm hören, was den vier Männern am Hörer das Wasser leicht in die Augen trieb. Seit Kyo ins Gefängnis gegangen war, hatte er bisher, wenn man entgegen aller Mathematikgesetze aufrundete, vielleicht gerade mal so oft gelacht oder aufrichtig gelächelt, wie ein jeder Mensch Finger an einer Hand hatte. Das Geburtstagskind stellte das Telefon auf frei sprechen, damit jeder von ihnen hören konnte, was ihr Freund zu sagen hatte. „Wie hast du es geschafft, das Telefon benutzen zu dürfen? Ich meine, du hast doch sonst…?“ Kaoru war merklich durcheinander. Nein, merklich überwältigt. Normalerweise durfte der Andere nicht telefonieren und dass er dieses eine Mal jetzt nutzte, um ausgerechnet ihn anzurufen... „Ist irgendetwas passiert?“, erkundigte sich Shinya, hatte er doch so ein seltsames Gefühl in der Magengegend. „Na ja, ich…ich störe vermutlich nur die Party. Tut mir Leid. Ich hätte nicht anrufen sollen.“ Man konnte förmlich hören, wie sich der Kleine die Unterlippe zerbiss. „Ach Quatsch, du störst nicht“, wehrte Die ab. „Sag uns lieber, weshalb du anrufst. Es muss doch was dringendes sein.“ „Nein, es war…ist wohl der falsche Zeitpunkt. Ich…Morgen. Morgen ist es wohl besser.“ Toshiya zog einen Flunsch, grummelte dann aber: „Jetzt sag schon endlich. Du bist unser Freund und wichtig. Muss ich dich da jedes Mal aufs Neue dran erinnern?“ „Anscheinend schon.“ „Hey, Niimura. Beeil dich!“ Hörte man erneut eine Männerstimme aus dem Hintergrund brüllen. „Eine Minute noch“, entgegnete Kyo, hatte dabei aber nicht mal mehr halb so viel Biss, wie er ihn noch vor 15 Jahren hatte. „Eigentlich hatte ich gehofft einen von euch noch mehr als nur halbwegs nüchtern anzutreffen. Aber ich hätte es mir ja eigentlich denken können.“ „Kyo, warum rufst du an? Komm schon. Du hast doch früher nicht um den heißen Brei herum geredet.“ Kaoru war neugierig. Negativ neugierig, denn er erwartete irgendwas Schlimmes. „Ich hab gelogen.“ „Wie?“ Kollektive Verwirrung bei den Herren am Telefon. „Ich hatte heute keine Therapiestunde, sondern ein Gespräch mit dem Direktor und anschließend mit einem Richter.“ Kyo trat von einem Bein aufs andere und spielte mit der Telefonschnur. „Überraschung. Ich bin ab heute wieder ein freier Mann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)