Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 16: Am Anfang anfangen ------------------------------ Ein paar Tage später... Im Laden war es weitestgehend ruhig. Die hatte sich im 2.Stock eingenistet und erfüllte das Geschäft mit sanften Gitarrenklängen. Nobu tänzelte, bewaffnet mit einem Staubwedel, durch die Gänge. Kyo saß, ein wenig gelangweilt, hinter der Kasse und sah Toshiya beim Schlafen zu. Aus dem Aufenthaltsraum kam Rika getrottet, in jeder Hand eine Kaffeetasse, wovon sie eine an den Sänger weitergab. Sie alle warteten gespannt auf Kundschaft. Nach weiteren 5 Minuten, in denen nichts weiter passiert war, hörte man plötzlich lautstark ein Schlagzeug ertönen. „Nobu!“, schrie Rika und hielt sich die Ohren zu, nachdem sie reflexartig die Tasse zur Seite gestellt hatte. „Alle wieder wach?“, grinste jener nur frech um die Ecke. „Ja!“, kam es einstimmig zurück. Toshiya, der vor Schreck von der Ladentheke gefallen war, stand, sich den Kopf reibend, wieder auf und brummelte etwas unverständliches in Nobus Richtung. Als er den Kaffee in den Händen seiner Kollegen entdeckte fing er an zu schmollen: „Und ich?“ „Du hast geschlafen. Aber es ist auch noch welcher da.“ Und schon war er verschwunden. „Hat er heute Morgen noch keinen gekriegt?“, wandte sich Rika an ihren älteren Kollegen. „Du meinst, außer der halben Kanne, die er auch sonst immer zu sich nimmt? Nein.“ „Seltsam.“ Rika nahm einen weiteren Schluck ihres Bohnengebräus. In dem Moment öffnete sich die Ladentür. Sofort richteten sich alle Augen auf die eintretende Person. Es war Sachiko, die, nachdem sie sich kurz umgesehen hatte, schnurstracks auf den Tresen zu ging. „Ohayou“, grüßte sie Kyo, welcher den Gruß unsicher erwiderte und sie dann fragte: „Was kann ich für Sie tun, Miyazawa-san?“ „Ich wollte mich erkundigen, wie es Ihnen geht. Haben Sie sich vom Wochenende erholt?“ „Ano...Ja, habe ich. Danke der Nachfrage.“ Warum fragte sie nur ihn? Die Anderen hier hatten mindestens ebenso, wenn nicht sogar noch mehr gearbeitet als er und waren dementsprechend erschöpft gewesen. Oder war am Ende doch etwas an Kaorus Aussage dran, dass sie 'ein Auge auf ihn geworfen' hatte? Auf jeden Fall war ihm der Wirbel um seine Person unangenehm. Meinte sie am Ende aber vielleicht seinen unfreiwilligen Auftritt? Das war seine eigene Dummheit gewesen. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Schon gar nicht jemand wie sie, als Außenstehende. Zumal es ihn selbst wohl am meisten erstaunt hatte, dass er es überhaupt bis zum Mikrofon geschafft hatte. Wenn das Publikum nicht gewesen wäre... Wer weiß, wie weit es dann gekommen wäre. „Das ist schön zu hören.“ Ein erleichtertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, was Kyo insgeheim dann doch ein bisschen freute. „Ich habe da noch was für Sie.“ „Nani?“ Sachiko öffnete ihre große Handtasche und holte ein liebevoll verpacktes Tütchen hervor. „Es sind nur Kekse, aber...“Leicht schüchtern und rötlich um die Nase hielt sie Kyo das Geschenk entgegen, welcher das Präsent ein wenig überfordert annahm. „A- Arigatou“, war alles, was er dazu erst einmal sagen konnte, wurde ebenfalls ein wenig rot. „Ich hoffe, sie schmecken Ihnen.“ Und damit war sie auch schon wieder verschwunden. Sofort hatte Kyo Nobu am Arm kleben, der mit großen, funkelnden Augen auf das Gebäck starrte, um dann dem Älteren mit einem Dackelblick direkt ins Gesicht zu sehen. Jeder war irgendwie zu erweichen. Das wusste er. „Darf ich einen?“, fragte er ganz besonders lieb und schob die Unterlippe noch weiter vor. Aber der Andere schenkte ihm keine Aufmerksamkeit, sah stattdessen unschlüssig blinzelnd zwischen Tür und Präsent hin und her. „Also...das war schräg.“ Mehrfach blinzelnd nahm Rika einen Schluck Kaffee, der ihre Gedanken ordnen sollte, bekam von Kyo ein zustimmendes Nicken. Mit einem seligen Grinsen spazierte Toshiya, der von allem nichts mitbekommen hatte, hoch zu Daisuke, um sich ein wenig mit diesem zu unterhalten. Sah dann aber runter zur Kasse, weil er hörte wie ihr menschlicher Hüpfball quengelte. Er staunte nicht schlecht über die Szenerie dort: Ein eingefrorener Kyo und scheinbar fünf Nobu, die zeterten und nach einem Keks bettelten. Wo die allerdings herkamen, war ihm ein Rätsel. „Guck mal, Die. Kyo kann zaubern. Oi, Kyo! Was kriegst du außer Keksen denn noch hin?“ Die neben ihm lachte sich still ins Fäustchen, auf Grund von Toshiyas Unwissenheit. Als ihr gemeinsamer Freund dann auch noch knurrte, dass sein bester Trick ein Hörsturz deluxe sei, rutschte er vor Lachen von seinem und schnappte nach Luft. Toshiyas planloser Gesichtsausdruck war einfach zu komisch. Derweil wurde es Nobu zu bunt, so erfolglos um Kyo herum zu hüpfen. Schmollend stellte er sich neben seinen Kollegen und erklärte Toshiya, wie Kyo zu dem Naschwerk kam. „Und er will mir keinen abgeben!“ Der Sänger verdrehte die Augen. Manchmal benahm sich der Jüngere wie ein fünfjähriger. Aus einer Schublade an der Theke holte er eine Schere hervor und schnitt damit das Geschenkband durch mit dem das durchsichtige Folienpapier zusammengehalten worden war. „Da hast du einen. Bist du jetzt glücklich?“ Eine rein rhetorische Frage bei dem Leuchten in Nobus Augen. Fröhlich hüpfte er durch den Laden und rief immer wieder: „Ich hab einen Keks. Ich hab einen Keks.“ „Der geht einem manchmal echt auf den Keks“, seufzte Rika. Woraufhin Kyo leicht schmunzelnd antwortete: „Im wahrsten Sinne des Wortes.“ Rika bekam auch eines von den Gebäckstücken ab. Er war ja nicht so. „Und wir?“, schallte es prompt in Stereo von oben herunter. Sich an die Beiden wendend, rief Kyo: „Kommt runter!“ Immerhin eigneten sich Kekse nicht besonders gut zum Werfen. Nachher war alles voll von verkrümelten Keksen und die Sauerei wollte er dann auch nicht weg machen. Jetzt war es aber mal an der Zeit die Dinger selbst zu probieren. Schmeckten gut. Wirklich. Ihr buntes Etwas hüpfte wieder an ihnen vorbei und Kyo musste gestehen, dass das wirklich süß aussah, wie er vor sich hin mümmelte. Fehlte eigentlich nur noch, dass er anfing zu schnurren. Nein, das wäre dann wohl doch zu viel des Guten gewesen. Als erneut die Eingangstür aufging schoss Nobu in einem Affenzahn auf den Besucher zu, fiel ihm um den Hals. Gut, jetzt durfte er wirklich anfangen zu schnurren, denn wäre er eine Mangafigur hätte er jetzt ein paar schicke Katzenohren plus Schwanz und Pfoten. Der Mann, an dem er sich fest krallte war fast einen ganzen Kopf größer als Nobu selbst und auch viel muskulöser. Seine Schultern waren so breit, dass Kyo es schon als kleines Wunder empfand, dass der Fremde damit in den dunkelblauen Anzug passte, den er trug. Das symmetrische, fein geschnittene Gesicht wurde ein wenig von einer randlosen Brille mit dünnem Gestell versteckt, hinter der sehr wache grüne Augen hervor blitzten. Das auffälligste an diesem Mann war, neben der gemusterten Krawatte, die Haarfarbe: Goldblond. Und es sah sehr stark nach Natur aus. Hätte der Fremde keine Mandelaugen gehabt, er hätte ihn für einen Europäer gehalten. Genau dieser Mann kraulte mit einem verliebten Blick und einem sanften Lächeln den Nacken von Nobu, gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Hallo Maboroshi-kun.“, begrüßte Rika den Besucher und bestätigte damit die Vermutung, die Kyo bereits hatte. „Was führt dich denn hier her?“ „Ist das nicht offensichtlich? Ich hatte Sehnsucht nach meinem kleinen Kätzchen. Ihr habt ihn immerhin viel länger als ich an manchen Tagen und vom Wochenende ist ja auch nicht viel für uns geblieben.“ Besitzergreifend legte er einen Arm um Nobu, drückte ihn dadurch an sich und gab ihm zusätzlich einen leidenschaftlichen Kuss. Das hätte ihm Kyo gar nicht zugetraut, sah dieser Maboroshi trotz allem doch mehr wie ein konservativer Büromensch aus. Von oben meldete sich Dai zu Wort: „Nicht auffressen! Den brauchen wir noch.“ „Ach? Und wozu? Als Maskottchen?“ „Jep“, antwortete Toshiya grinsend. In der Zwischenzeit war Nobu, von dem ganzen Gerede unbeeindruckt - entweder er ignorierte es gekonnt oder es kümmerte ihn wirklich nicht, was andere über ihn sagten - wieder zu Kyo gehüpft und sah diesen mit bettelndem Blick an. Es dauerte auch nicht lange und der Andere hatte sich erweichen lassen, hielt ihm einen weiteren Keks unter die Nase, in welchen das 'Kätzchen' gleich biss. Glücklich über die 'Beute' zog es ihn zwischen die Regale, damit ihm auch ja niemand das Errungene wieder wegnehmen konnte. „Wenn der weiter so viele Süßigkeiten futtert, dann brauche ich ihn nicht mehr zum Mittagessen mitnehmen.“ Kopfschüttelnd, aber mit einem Lachen ging er weiter auf die Theke zu. Sein Kätzchen würde früher oder später den Weg hierher zurückfinden. Deshalb wandte er sich etwas weitaus Wichtigerem zu. Dem kleineren, schwarzhaarigen Mann, den er noch nicht kannte. „Ich glaube, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden. Watashi wa Otashi Maboroshi desu.“ Er deutete, wie es sich gehörte, eine Verbeugung an, musterte seinen Gegenüber, welcher sich nun ebenfalls vorstellte. „Ah, Sie sind also Kyo-san. Seit zwei Wochen erzählt er fast nur von Ihnen .“ Der Ältere wurde rot um die Nase. Auch, wenn es ihn ein wenig ehrte, dass Nobu scheinbar so viel von ihm hielt, es war ihm unangenehm zu hören, dass man über ihn redete... „Mein Nobu scheint Sie jedenfalls richtig gern zu haben. So sehr, dass ich schon fast ein wenig neidisch bin.“ Ein wenig geschockt blickte Kyo dem Größeren ins Gesicht. „Da gibt es wirklich nichts, weshalb Sie neidisch sein müssten. Nobu-kun ist...“ Wie hieß das Wort, das er gleich suchte? „Nobu ist vielmehr wie ein kleiner Bruder für mich.“ Ja, das traf den Nagel auf den Kopf. 'Bruder'. Denn mit seiner kindlichen Art hatte es das liebenswert, verrückte Etwas sich direkt in Kyos Herz gewirbelt und dort ein wenig Wärme verbreitet. Und gerade wegen diesem kindlichen war er eben wie ein kleiner Bruder für den ehemaligen Sänger geworden. Bei ihm machte es Kyo nicht einmal etwas aus, dass der Jüngere ein wenig zu ihm aufzusehen schien. Zumindest kam es ihm hin und wieder so vor. „Nobu ist ein großartiger Mensch.“ Wissend lächelnd nickte Maboroshi und sah sich nach seinem Uke um. „Nobu?“ „Hai?“, hörte man und sah kurz darauf den dazugehörigen Kopf hinter einem Regal hervorschauen. „Wollen wir zusammen Mittag essen?“ „Was denn?“ „Darfst du dir aussuchen.“ „Takoyaki.“ Seine Augen glitzerten plötzlich wie ein ganzer Sternenhimmel in einer klaren Nacht. Einladend hielt ihm sein Lebensgefährte die Hand hin, welche auch sogleich ergriffen wurde. Sein Schatz wusste, womit man ihn glücklich machen konnte. Es folgte eine kurze Verabschiedung, woraufhin sich das Paar auf den Weg nach draußen machte. „Ach, Otashi-kun?“, hielt Toshiya die beiden nochmal zurück. „Da gibt es etwas, was ich dich eigentlich schon lange mal gefragt haben wollte.“ „Und das wäre?“ Jetzt war der Größere aber gespannt. Ebenso alle anderen im Laden. Bis auf Nobu, der hatte sein Essen im Sinn. Die jedoch sah sich schon mal nach etwas um, dass er dem Jüngeren bedenkenlos an den Schädel werfen konnte, da er so ein ungutes Gefühl in der Magengegend hatte. „Naja“, fing der Übeltäter für Daisukes dumpfes Gefühl auch endlich mal an, „Nobu ist ja immer so hyperaktiv. Der sprudelt ja den ganzen Tag über vor Energie. Was nichts schlechtes ist, aber dennoch... Ich würde gerne wissen, ob es bei ihm eine Möglichkeit gibt, den mal für eine Minute ruhig zu stellen. So einen Knopf mit dem man ihn einfach mal etwas runter fahren kann.“ „Da muss ich dich leider enttäuschen, Hara-kun.“ Schelmisch grinsend lächelte er nach oben. „Ich kenne leider nur den zum lauter machen. Obwohl er danach wirklich ein wenig ruhiger werden kann.“ Mit einem zweideutigen Augenzwinkern wandte er sich wieder an sein Kätzchen, welches nach Takoyaki bettelte. Liebevoll strich er ihm über den seidigen Haarschopf. „Aishiteru.“ „Mo“, hauchte Nobu und verschloss seine Lippen mit denen seines Liebsten. „Ach, sind die Beiden süß“, schmachtete Rika und sah die beiden verträumt an. Kyo nuschelte nur ein: „Wenn du meinst.“ und knusperte am nächsten Keks. Sachiko sollte nicht die Einzige an diesem Tag sein, die dem Laden nur aus einem Grund einen Besuch abstatte. Völlig ratlos saß Kyo kurz vor Feierabend im Aufenthaltsraum, auf dem Tisch vor ihm ein Berg aus kleinen Päckchen. Teils gefüllt mit Gebäck, teils mit anderen selbstgemachten Sachen. Alles für ihn. Wirklich realisiert hatte er das noch nicht. Bei manchen war sogar noch ein Kärtchen bei, mit aufmunternden Worten für ihn. „Ich verstehe das nicht. Warum sind die alle so besorgt um mich? Dabei habe ich es doch noch nicht einmal geschafft einen Ton raus zubringen. Und außerdem-“ „Jetzt hör schon auf“, fuhr Die ihm dazwischen. „Jeder andere wäre überglücklich, wenn er gerade mal halb so viele Geschenke bekommen würde. Und du nörgelst hier herum. Also wirklich.“ „Es ist doch nur, weil... und ich war doch... weil ich... Ich kann es nur nicht verstehen.“ Liebevoll strich der Gitarrist im vorbei gehen über die schwarzen Haare des Sängers. „Mach dir nicht so viele Gedanken darüber.“ „Freu dich lieber“, meinte Nobu strahlend. „Da sind so“, er breitete die Arme aus, „viele die dich mögen. Die wollen, dass es dir gut geht. Und überhaupt: Wie kann man sich nicht über Geschenke freuen?“ Ein Ding der Unmöglichkeit, wie die Jüngste im Bunde fand. Resigniert seufzte der Beschenkte auf. Er konnte es nicht nachvollziehen. Da war irgendeine Blockade in seinem Denken, die verhinderte, dass es 'klick' machte und sich ihm praktisch das Wissen über das 'Warum?' in die Arme flog. „Dennoch: Ich habe es nicht geschafft zu singen. Das Ganze war lediglich ein missglückter Versuch von etwas, was ich seit vielen Jahren nicht mehr gemacht habe. Von dem ich nicht einmal mehr weiß, ob ich es noch kann.“ Verzweifelt sah er in eines der Kärtchen, welches vor seiner Nase baumelte. 'Ich hoffe, dass du deine Stimme wieder findest' stand darin. „Warum will mich nur jeder wieder singen hören?“ „Weil du es kannst! Bei allen Göttern, weil du es kannst! Unser Erfolg damals basierte nicht zuletzt auf deiner gefühlvollen Singstimme. Kapierst du es endlich?“ Daisuke war der Kragen geplatzt. Die Antwort war doch so offensichtlich. Für jeden von ihnen. Natürlich nur nicht für Kyo. Wutentbrannt hatte er den Jüngeren samt Stuhl zu sich gedreht, sich rechts und links von ihm abgestützt und ihm direkt in die Augen gesehen, während er sprach. „Warum geht das nicht in deinen Dickschädel?“, fuhr Die in einem weitaus sanfteren Ton fort. „Sie wollen deine Stimme hören. Dass du im Gefängnis gesessen hast ist ihnen egal. Ja, geradezu unwichtig. Deine Tat war schlimm, keine Frage. Aber sie vermissen es dich zu hören.“ Kyo erwiderte Daisuke eindringlichen Blick, war gerührt und überwältigt von der tiefen Überzeugung, die in dessen Stimme lag. „Denk darüber nach“, schmunzelte der Gitarrist und klopfte zuversichtlich auf die Schulter des Freundes. „Ich mach mich dann mal auf den Heimweg. Meine beiden Damen warten sicher schon auf mich.“ Nach und nach verabschiedeten sich alle voneinander. Zuletzt blieben nur noch Kyo und Toshiya, die, nachdem sie alle Präsente im Wagen verstaut hatten, den Laden abschlossen, ehe auch sie sich auf den Weg nach Hause machten, wo Toshiya ihnen noch ein kleines Abendessen zauberte. Eine warme Mahlzeit am Tage musste einfach sein, seiner Meinung nach. Nach dem wenigen Abwasch gingen beide zu Bett, um für den nächsten Tag wieder fit zu sein. Nur dass Kyo das Einschlafen wieder einmal schwer fiel. Er dachte zu viel nach, wie er sich eingestehen musste. Aber wenn einem der Kopf drohte auf Grund vieler Fragen zu platzen, dann war es doch besser, wenn man über sie und ihre Antworten nachdachte, damit sie abgeheftet und weggeräumt werden konnte. Gebannt sah er auf den Geschenkeberg, versuchte diesen zu hypnotisieren, damit er endlich Antworten bekam. Nach einer Weile war ihm jedoch, als würden die kleinen Päckchen versuchen den Spieß umzudrehen. So, als würden sie nun versuchen ihm ihren Willen aufzudrängen, in dem sie immer wieder nur ein Wort von sich gaben. Wie einen monotonen Singsang. Beschwörend, wie ein Mantra: „Sing.“ Urplötzlich erhob sich Kyo von seinem Bett, verließ das Zimmer, nur um geradewegs zu dem von Toshiya zu gehen. Die Tür zum Schlafzimmer wirkte auf ihn wie eine gewaltige Wand, die ihn und sein Temperament bremsten. Allerdings auch seine Entschlossenheit und er fühlte sich plötzlich wieder wie ein kleiner Junge, der aus Angst vor den Schatten der Nacht, einem bösen Traum oder einem Unwetter zu seinen Eltern flüchtete, um sich zu ihnen zu legen, sich wieder geborgen und sich zu fühlen. Vorsichtig öffnete er und ging leise zu dem Bett des Freundes, rüttelte ihn sacht an der Schulter, nachdem er noch einmal tief durch geatmet hatte. Verschlafend blinzelnd sah der Jüngere sich um, machte das Licht am Kopfende des Bettes an und war gleichsam überrascht und verwirrt seinen Mitbewohner zu entdecken. „Kyo? Was ist? Brennt es?“ „Nein“, murmelte Kyo, wurde zusehend unsicherer in seinem Tun. „Wieso bist du dann hier?“ „Nun... ich habe mich gefragt...“ Himmel, wie sollte er das jetzt formulieren? „Mich gefragt, ob Kaoru uns an die Gurgel springen würde, wenn wir ihn jetzt noch anrufen.“ „Jetzt? Bist du wahnsinnig? Der kommt an gerast und verarbeitet uns zu Tintenfischbällchen mit Original Tintenfisch. Oder schlimmer: Der engagiert nen Psychopathen, der an uns seine tollsten Mordfantasien ausleben darf.“ Toshiya war hellwach. Wie kam der Kleinere überhaupt auf diese todessüchtige, absurde Idee? „An gerast kommen würde er so oder so, wegen dem Grund für den Anruf. Und der sollte wirklich noch heute erledigt werden, bevor ich es mir komplett anders überlege.“ „Anders überlegen?“ Nach anfänglicher Verwirrung hellte sich sein Gesicht auf und er fasste Kyo an den Oberarmen, in der Hoffnung nicht zu träumen. „Soll das etwa heißen...?“ „Ja, das soll es. Ich will es zumindest versuchen. 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