Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 50: All bad things come to an end ----------------------------------------- „Ich glaube, ich muss mich übergeben“, murmelte Toshiya und war wirklich ein wenig grün um die Nase. Mit einem Lächeln bekam er von Shinya eine Flasche Wasser gereicht. „Trink einen Schluck, dann sollte es wieder gehen.“ „Besser wäre es“, lachte Kaoru. „Nicht dass er gleich die ganzen Reporter ankotzt. Wäre ein reichlich schlechter Start unseres Comebacks.“ „Stimmt. Das wäre es wirklich.“ Die Fünf grinsten sich an. Selbst Kyo zeigte eines seiner seltenen, strahlenden Lächeln. In wenigen Minuten würden sie sich der Schar an Reportern stellen, die sie zu einer kleinen Pressekonferenz eingeladen hatten. Vor etwa zwei Wochen hatten sie einige der neuen Songs aufgenommen und beschlossen diese auch zu veröffentlichen. Mit dieser Konferenz wollten sie sich zurück melden im Showbusiness und das genaue Datum der Veröffentlichung ihres neuen Albums bekannt geben. Insgeheim waren sie alle nervös. Der letzte gemeinsame öffentliche Auftritt lag immerhin schon viele Jahre zurück. Kyo wappnete sich innerlich bereits gegen die Fragen, die gestellt werden würden. Denn mit großer Wahrscheinlichkeit würden sich nicht alle auf die Musik und auf ihr Comeback beziehen. Doch so schnell sollte man ihn nicht mehr verunsichern können. Seit einem halben Jahr ging es in seinem Leben wieder bergauf. Und nur bergauf. Nach seiner Ohnmacht damals auf dem Polizeipräsidium war ihm so viel Gutes widerfahren. In den wenigen Minuten, in denen er absolut nichts wahrgenommen hatte, war es der Polizei gelungen Sae wieder zurück zu holen. Ihren Vater hatte man einige Wochen später wegen Kindesentführung, häuslicher Gewalt, Körperverletzung, Zuhälterei, sowie Besitzes und Handelns mit Drogen, zum Teil in mehreren Fällen, verurteilt. Er durfte sich Tomoko und Sae nie wieder nähern oder irgendwie Kontakt zu ihnen aufnehmen. Auch Takeno-san war nicht ungeschoren davon gekommen. Durch die Aufnahmen hatte auch er für eine lange Zeit nichts mehr zu lachen. Kyo seufzte. Und ihn hatte man mal für verrückt gehalten. Dabei war dieser Kerl mit seiner verletzten Eitelkeit mit einer wesentlich gefährlicheren Form von Verrücktheit ausgestattet. Zu seinem großen, persönlichen Glück hatte sich Tomoko nicht von ihm abgewandt. Sie war ihm sogar dankbar gewesen. Dafür, dass er bei ihr gewesen war. Dafür, dass er sie dazu gebracht hatte, um Hilfe zu bitten. Damals hatten sie dann auch beide gemerkt, dass sie den Anderen nicht wieder aus ihrem Leben lassen wollten. Und so waren sie, sehr zur Freude der kleinen Sae, zusammen gekommen. So ein Ereignis schweißte eben zusammen. So sehr, dass die beiden vor vier Monaten bei ihm eingezogen waren. Wo sie doch eh jeden Abend gemeinsam verbrachten oder an Wochenenden auch gemeinsam etwas unternahmen, wenn keine Proben anstanden, hatten sie es einfach für die einfachste Variante gehalten. Für Kyo bereitete es jeden Morgen ein absolutes Glücksgefühl die beiden Frauen um sich zu haben. Dann war es immer so, als hätte auch er eine Familie gefunden. Befreit von der schweren Last der Ketten, die seine Seele so eingeengt hatten, war ihm auch das Singen wieder leichter gefallen. Es hatte ihn so weit von allem gelöst, dass er sich sogar wieder bereit erklärt hatte, sich wieder auf die Bühne zu stellen und sich dem Publikum auszusetzen. Aber er wusste ja, dass dort draußen immer noch Menschen waren, die sich auf sie freuten. So schlimm konnte es also nicht werden, wenn er es wagte sich ins Scheinwerferlicht zu stellen. Das hier würde nur die Feuerprobe werden. Mit Sicherheit würden etliche Fernsehauftritte und ausführlichere Interviews folgen. Doch für einen Musiker war es einfach wichtig sich zu zeigen, zu präsentieren. Gerade dann, wenn man zurückkehren wollte. Jemand vom Organisationsteam kam auf sie zu und teilte ihnen mit, dass sie nun anfangen konnten. Kaoru drehte sich zu seinen Freunden und Kollegen um, lächelte und fragte: „Bereit?“ „Bereit“, erwiderte Shinya, während Die sich noch einmal durch ein leichtes auf und ab springen lockerte, ehe er sagte: „Lasst es uns angehen.“ Fast zwei Stunden hatten die Reporter sie mit allen möglichen Fragen bombardiert. Und nachdem die ganzen oberflächlichen, dem Anlass entsprechenden Themen abgehakt waren, waren sie aufdringlicher geworden. Am meisten hatte sie natürlich der Sänger interessiert, sich dementsprechend häufig an ihn gerichtet. Irgendwann hatten sie dann die Konferenz für beendet erklärt. Es wurde dann doch ein wenig zu viel. Sie warteten noch, bis alles Reporter wieder gegangen waren, dann machten auch sie sich wieder auf den Weg. Shinya fuhr zurück zu seinem Hotel, um seiner Vertretung noch ein wenig unter die Arme zu greifen. Ebenso Kaoru, der für die Bands, für die er bisher verantwortlich gewesen war, einen zuverlässigen Ersatz finden musste. Das gleiche galt für Toshiya und Die, die immerhin drei neue Leute einstellen mussten, sollte das mit der Musik wieder klappen. Nur Kyo konnte gleich wieder nach Hause. Mit einem kleinen Abstecher bei der Grundschule, in die Sae ging. Er hatte ihr versprochen, dass er sie abholen kommen würde, wenn seine Arbeit ihm das erlaubt. Ein kleines bisschen spät dran war er schon, aber er hoffte, dass er sie noch nicht verpasst hatte. Doch er sollte Glück haben, denn sie schien auf ihn zu warten, so wie sie dort neben dem Schultor stand. „Hey, Kleines“, rief er ihr zu, woraufhin sie mit strahlenden Augen und einem fröhlichen Grinsen auf ihn zu gerannt kam. „Du bist wirklich gekommen.“ „Ich hab es dir doch versprochen.“ Liebevoll hockte er sich hin, damit er sie in seine Arme schließen konnte, wofür er einen kleinen Schmatzer von ihr auf die Wange bekam. „Wir war denn die Schule, Sae-chan?“ „Ganz toll. Wir haben viel gelernt. Nächste Woche schreiben wir einen Test.“ „In welchem Fach denn?“, erkundigte sich der Sänger, während er sich wieder erhob und die kleine Hand ergriff, die sich ihm entgegen streckte. Fröhlich plappernd erzählte sie ihm auf dem Heimweg von dem, was sie heute so alles erlebt hatte. Geduldig hörte er ihr zu, mäßigte sie ihn und wieder, weil sie so herum hüpfte und einige Male sehr nah an den Straßenrand kam. „Was möchtest du denn heute essen?“ Mittlerweile waren sie in der Wohnung angekommen und es war höchste Zeit für eine Mahlzeit. „Mir egal. Ich esse alles, was du kochst“, antwortet sie ihm grinsend, während sie sich ihre Schuhe auszog und artig an ihren Platz stellte. „Dann werde ich mal in die Küche gehen und mir etwas einfallen lassen. Kannst ja noch ein bisschen spielen gehen in der Zwischenzeit, wenn du magst.“ „Okay.“ Es erfreute Kyo zu sehen, dass dieses kleine Ding so unbeschwert lachen konnte. Obwohl sie damals sehr verängstigt gewesen war. Ein Zustand, der zur Freude aller aber nicht lange angehalten hatte. Dieser Mistkerl hatte es nämlich nicht für nötig befunden, die Kleine einfach nur in seine Wohnung zu bringen, nein er hatte sie mit in sein Stammlokal geschleppt. Ein Lokal, wo leicht bekleidete Damen auf dem Tresen tanzten und schmierige Typen ihr Unwesen trieben. Und so einer wollte sich Vater nennen. Seufzend warf er einen Blick in den Kühlschrank und in die Vorratsschränke. Besser, er dachte nicht mehr an diesen Mann. Sonst wurde er nur wieder wütend. Da konnte er seine Energie auch für etwas sinnvolleres einsetzen. So langsam hatte er auch eine Idee, was er kochen wollte. Tomoko müsste auch bald wieder nach Hause kommen. So weit er wusste, hatte sie heute nur den halben Tag zu arbeiten. Noch während er damit beschäftigt war Gemüse zu zerkleinern, hörte er wie jemand die Haustür aufschloss. „Jemand da?“, rief sie. „In der Küche“, antwortete er, hörte aber nicht auf sich, um das Essen zu kümmern. Appetit kam bekanntlich beim Essen und seiner wurde immer größer. „Ich hoffe, du hast Hunger mitgebracht“, lächelte er sie an, als sie neben ihm stand. „Was hast du?“ Irgendwie wirkte sie nervös. Sie spielte mit ihren Fingern herum und sah ihm auch nicht in die Augen, stattdessen wanderte ihr Blick quer durch den Raum. „Tomoko, Liebling. Erzähl mir doch, was dich bedrückt.“ Neugierig, aber ebenfalls nervös werdend legte er das Messer zur Seite und nahm sie in den Arm, um sie nah an sich heran zu ziehen. „Wo ist Sae?“ „In ihrem Zimmer. Ich habe ihr erlaubt noch ein bisschen zu spielen, während ich das Essen mache. Und jetzt sag schon.“ Tomoko atmete tief durch, nahm all ihren Mut zusammen, wie es schien. Endlich traute sie sich ihrem Freund in die Augen zu sehen. „Ich war vorhin noch beim Arzt.“ „Beim Arzt? Wirst du krank?“ Besorgt legte er ihr eine Hand auf die Stirn. Nun, Fieber schien sie nicht zu haben. Mit einem leichten Lachen nahm sie seine Hand in ihre, strich liebevoll über die tätowierte Haut. Sie liebte diesen Mann. Liebte ihn für seine Liebe ihr gegenüber, für die Geborgenheit, die er ihr gab, für das Lächeln und das Glück, dass er ihr schenkte. Wie würde er jetzt allerdings reagieren? „Nein, ich werde nicht krank. Ich hatte da nur seit einiger Zeit eine Vermutung, die ich jetzt bestätigt oder verneint bekommen wollte. Das war nämlich ein spezieller Arzt.“ Und wieder wich sie seinem Blick aus. Doch sie merkte auch, dass er fast nervöser wurde als sie selbst. „Was für ein Arzt?“ Allmählich wurde Kyo misstrauisch. Erst sagte sie ihm, dass sie sich nicht krank fühlte, ging dann aber zu einem Arzt, der dann auch noch ein ganz spezieller war. Das widersprach sich doch. „Ich war beim Frauenarzt, Kyo.“ Gestand sie schlussendlich und biss sich auf die Unterlippe. Würde er verstehen? „Beim-?“ Kyos Augen wurden größer und immer größer. „Tomoko, heißt es das, was ich denke?“ Freudig legte er beide Hände an ihre Wangen, sodass sie ihn ansehen musste. Erste Freudentränen glitzerten in ihren Augen und sie schaffte es gerade so ein Nicken zustande zu bringen, da wurde sie auch schon an ihren Liebsten heran gezogen, der sie stürmisch und überglücklich küsste. Atemlos vor Freude löste er sich wieder von ihr, strahlte übers ganze Gesicht. „Und du und der Arzt seid euch völlig sicher? Du bist wirklich-?“ „Ja, Kyo“, lächelte sie und strich mit einer Hand durch seine Haare. „Ich bin schwanger.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)