Volle Kraft voraus von cooking_butty (Drei Götter in Weiß) ================================================================================ Kapitel 12: Morgen ist heute gestern ------------------------------------ Schmerz war das Erste, was er spürte. Schmerz, der sich von seinem Kopf über seinen Hals über die Brust bis in den Bauch zog. Doch war er nicht allzu groß. Und trotzdem hatte er das Gefühl, als würden die Schmerzen sofort ins Unerträgliche steigen, würde er sich auch nur ein ganz klein wenig bewegen. Deshalb lag er völlig still, wo auch immer er gerade war, und ließ sich von einer weiteren Welle Schlaf übermannen. Wieder kam er zu sich, wagte es aber weiterhin nicht, sich zu rühren. Licht drängte sich durch seine geschlossenen Augenlider und das dadurch hervorgerufene dumpfe Stechen hielt ihn davon ab, die Augen zu öffnen. Vorsichtig horchte er in seinen Körper hinein. Irgendetwas war komisch. Nur was? Auf seiner rechten Seite fühlte er etwas Warmes, aber auf seiner linken Seite war es kalt. Bevor er sich noch weitere Gedanken darüber machen konnte, fiel er auch schon wieder zurück in seinen bewusstlosen Schlaf. Wieder fühlte er den Temperaturunterschied. Er erkannte, dass etwas auf oder um seiner rechten Hand war. Deshalb war sie warm und die andere kalt. Mit enormem Kraftaufwand konnte er etwas Weiches ertasten, das sich sofort noch intensiver um seine Hand schloss. Er hörte etwas, verstand jedoch nichts. War es Musik? War es eine Stimme, die mit ihm sprach? Vergeblich versuchte er, etwas zu erkennen, ehe er wieder in das tiefe Schwarz zurückfiel. Das Gefühl, als schwämme er in einer zähflüssigen schwarzen Masse, verdrängend, startete er einen erneuten Versuch und endlich fand er heraus, dass seine Hand von einer anderen Hand gehalten wurde, die unverkennbar zu Rodrigo gehörte. Er schluckte und spürte ein schmerzendes Ziehen im linken Bereich seines Halses. „Jan? Hörst du mich?“, drang es dumpf zu ihm vor. Er versuchte zu antworten, aber sein Mund fühlte sich wie taub an. Vorsichtig drehte er seinen Kopf auf die Seite, auf der er den Chilenen vermutete und stöhnte leise ob des verstärkten Pochens in seinem Hals. „Jan“, hörte er die erleichterte Stimme nun etwas klarer. Gleich darauf strich ihm jemand behutsam durch die Haare. Langsam öffnete er die Augen, sah jedoch alles nur verschwommen und unscharf. Mehrmaliges Blinzeln verschaffte ihm eine deutlichere Sicht und bald konnte er auch den stark übernächtigten Rodrigo, der an seiner Rechten saß, erkennen. „Oh Gott, Jan“, stieß dieser euphorisch aus und umarmte ihn stürmisch. Erst mehrere Augenblicke später löste sich der Chirurg wieder von seinem Freund und bettete ihn vorsichtig zurück auf den Polster. Der Patient schluckte erneut und wollte zum Sprechen ansetzen, doch der Schwarzhaarige legte ihm einen Finger auf den Mund. „Schhh, heb dir deine Kräfte auf“, flüsterte er und küsste den Älteren vorsichtig auf den Mund. Jener sah ihn benommen aus halb offenen Augen an. „Du bist noch müde, oder? Versuch zu schlafen“, vernahm Jan die beruhigende Stimme seines Freundes, ehe er schon wieder weggedöst war. Erleichtert kam Rodrigo aus dem Krankenzimmer und ließ sich auf einen der grauen Metallstühle, die auf dem Gang standen, nieder. Kraftlos fuhr er sich über sein Gesicht und spürte die Müdigkeit, die ihm in den Knochen saß. Seit Jan vor vier Tagen beinahe gestorben wäre, hatte er kaum Schlaf gefunden. Zu tief saß die Angst, dass er etwas Wichtiges verpassen könnte, auch wenn er natürlich weiterarbeiten musste. Seine innerliche Anspannung schien nun größtenteils von ihm abzufallen. Das beklemmende Gefühl, dass sich tief und fest in seiner Brust verankert hatte und ihm in manch verzweifelten Momenten die Luft zum Atmen fernhielt, wurde nun mehr zu einem stillen Gast in seinem Körper. Zwar immer noch da, aber bei Weitem nicht mehr so präsent, wie in diesen letzten vier Tagen. Erleichtert stieß sich der Chilene von seinem Sitz ab, nahm sein Handy aus seiner Hosentasche und wählte Karins Nummer, während er hinunter in die Notaufnahme ging. „Vetter?“, meldete sie sich verschlafen. „Ich habe gute Neuigkeiten“, erwiderte Rodrigo bloß lächelnd. „Ehrlich?“, drang Karins hoffnungsvolle Stimme durch das Telefon. „Dein Vater ist aufgewacht. Er schläft mittlerweile wieder, weil er noch ziemlich entkräftet ist, aber er wird spätestens heute Nachmittag wieder zu sich kommen, schätze ich“, verkündete er gut gelaunt. „Das ist…wunderbar“, hauchte die junge Frau und der Chirurg konnte sich gut vorstellen, dass in diesem Moment vereinzelte Tränen des Glücks über ihr Gesicht liefen. „Leg dich noch etwas schlafen, frühstücke ausgiebig und komm dann her. Du wirst schon nichts verpassen, wenn du erst in zwei, drei Stunden kommst“, schlug er vor, aber er wusste, dass die Tochter seines Freundes in spätestens einer halben Stunde hier im Krankenhaus sein würde. Die beiden verabschiedeten sich fröhlich und wenige Augenblicke später hatte der Schwarzhaarige auch schon Dirk entdeckt. Er zog den sichtlich Verwirrten ins Stiegenhaus, vergewisserte sich, dass sie alleine waren und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. „Was…?“, stieß der Ältere ratlos aus, nachdem sie sich gelöst hatten. „Jan war vorhin kurz wach“, erklärte Rodrigo leise und wurde daraufhin stürmisch umarmt. „Endlich“, jubelte der Notaufnahmechef und wollte sofort seinen Freund besuchen, als ihn sein Pager zurück auf den Boden der Realität brachte und ihn zu einem Notfall rief. „Verdammt“, zischte er enttäuscht. „Hey, er schläft jetzt und wird frühestens in ein paar Stunden wieder aufwachen! Du verpasst schon nichts“, versuchte der Chilene, ihn aufzumuntern, doch konnte er sich gut vorstellen, wie sich der Andere fühlte. Er konnte gar nicht daran denken, was wäre, wenn er nicht beschlossen hätte, vor seiner Schicht noch schnell bei Jan vorbei zu sehen. Er würde nicht wissen, dass der Blonde kurz wach war und würde jetzt noch immer hoffen und bangen. „Was haben wir?“, fragte Dirk, als er den Traumaraum betrat, in den der Verletzte soeben gebracht wurde. „Mann, fünfundfünfzig, Identität unbekannt. Wurde in der U-Bahn überfallen und niedergeschlagen. Mehrere Verletzungen in Gesicht und Oberkörper. Verdacht auf schwere Gehirnerschütterung“, informierte der Notarzt, während sich Dirk einen Kittel und sterile Handschuhe überzog. „Gut, dann heben wir ihn von der Trage. Auf mein Kommando“, befahl er, während er sich eine Ecke des Lackens, das unter dem Patienten lag, schnappte und die anderen es ihm gleich taten. „Eins, zwei, drei!“ Und schon wurde der Verletzte von der Trage des Notfallteams auf die des Krankenhauses gehievt. „Die Wunden sind nur oberflächlich, nichts Ernstes. Macht aber ein Röntgen vom Oberkörper, ich glaube, eine Rippe ist gebrochen“, resultierte Dirk, nachdem er die Brust des Mannes abgetastet hatte. „Ich werd dann wohl nicht mehr gebraucht“, wandte er sich an Andreas, den Oberarzt, der neben ihm stand und alles unter Kontrolle zu haben schien. Ohne eine Antwort abzuwarten, streifte sich der Schwarzhaarige Kittel und Handschuhe ab und verließ durch die Schwenktür den Raum. „Doktor Felsenheimer? Ich habe hier einen Verdacht auf Blinddarmentzündung“, wurde er auf dem Gang von der rothaarigen Assistenzärztin, die aufgrund ihres doch etwas schwer auszusprechenden Namens immer nur Sara genannt wurde, aufgehalten. Gemeinsam gingen sie zu dem kranken Jungen. „Das ist nicht nur ein Verdacht, das IST eine Blinddarmentzündung“, urteilte der Chefarzt nach einer kurzen Untersuchung und fügte noch ein „Bring ihn rauf in die Chirurgie“ hinzu. Voller guter Laune schnappte sich Rodrigo die Krankenakte einer seiner Patientinnen und ging mit den Assistenzärzten in ihr Zimmer zur Visite. Freundlich grüßte er die junge Frau und wartete darauf, dass sich seine Kollegen alle eingefunden hatten. „Doktor Mon, klären Sie uns bitte auf“, bat er dann die Japanerin, die eifrig nickte. „Laura Hag, einundzwanzig. Bei ihr wurde vor fünf Monaten ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule diagnostiziert. Nachdem die konservative Behandlungsmethode nicht geholfen hat, hat man sich für eine Operation entschieden“, erklärte sie. „Was wäre die konservative Behandlungsmethode?“, fragte der Südamerikaner in die Runde und wählte Dr. Neumann aus. „Schonung, schmerzstillende Medikamente und Physiotherapie“, erklärte die Berlinerin und strich sich eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht. Dieses Frage-Antwort-Spiel führte Rodrigo weiter, bis er merkte, dass die Assistenzärzte genug über Bandscheibenvorfälle wussten. „Gut. Doktor Neumann, Doktor Mon – Sie beide werden mir heute assistieren. Klären Sie bitte die Patientin über die Risiken auf und bereiten Sie sie auf die Operation vor“, teilte er den Umstehenden noch mit, ehe er den Raum verließ. Als Jan das nächste Mal zu sich kam, erkannte er seine Tochter an seiner Seite. „Hey“, hauchte er mit rauer Stimme, der man die Strapazen der letzten Tage deutlich anmerkte. „Hey“, grüßte ihn Karin freudig, doch der blonde Hüne konnte erkennen, dass sie verzweifelt versuchte, ihre Tränen in Schach zu halten. „Na komm her“, forderte er sie zu einer Umarmung auf. Vorsichtig legte sich die Braunhaarige an seine Seite und bettete ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich hatte solche Angst. Ich –“, schluchzte sie. „Schhh, ist schon gut. Du siehst doch, dass es mir wieder gut geht, oder?“, sprach Jan mit sanfter Stimme. „Du darfst mich nicht verlassen, hörst du? Du nicht auch noch“, verlangte die junge Frau und blickte ihren Vater flehend an. „Ich versprech’s“, erwiderte dieser und küsste sie auf die Stirn. „Und jetzt versuch zu schlafen“, schlug er ihr vor, da er ihr schon angemerkt hatte, wie wenig sie in den letzten Tagen geschlafen hatte. Dankbar kuschelte sich die Braunhaarige an den Patienten und wenig später konnte Jan nur noch Karins gleichmäßiges Atmen hören, der auch ihn sanft in den Schlaf wiegelte. Erst am Nachmittag hatte Dirk endlich die Gelegenheit, seinen verletzten Lebensgefährten zu besuchen. In dessen Zimmer angekommen musste er über die, ihm dargebotene, Szenerie schmunzeln. Um Vater und Tochter nicht unnötig aufzuwecken, ging er auf leisen Sohlen zu dem Sessel, der an der rechten Seite des Bettes stand und ließ sich vorsichtig nieder. Er wusste nicht, wie lange er die beiden Schlafenden betrachtete, als ihn ein leises Husten aus den Gedanken schreckte. Kaum einen Augenblick später trafen die müden Augen des Patienten den Blick des Notaufnahmechefs. „Na, du Schlafmütze“, grüßte jener der Schwarzhaarige seinen Freund grinsend, beugte sich vor und küsste ihn auf die Lippen. Der Jüngere schluckte und verzog dann das Gesicht. „Tut es sehr weh?“, fragte Dirk besorgt. „’S gibt Schlimmeres“, winkte der Andere ab. „Wie lange war ich weg?“, fragte er stattdessen, während er seiner schlafenden Tochter vorsichtig den Oberarm streichelte. „Vier Tage“, antwortete der Ältere schlicht und beobachtete die grazile Hand, die durch eine Infusionsnadel am Rücken verunstaltet wurde. „Am Anfang war es nicht einmal sicher, ob du das Ganze überlebst. Du hast ziemlich viel Blut verloren.“ „Was passiert mit…“ „Er ist in Untersuchungshaft und hat bereits ein Geständnis abgelegt. Die Polizei wird in den nächsten Tagen noch bei dir vorbei schauen und von dir eine Aussage haben wollen“, erklärte Dirk. Als Karin das nächste Mal aufwachte, spürte sie zuerst den regelmäßigen Herzschlag in dem Körper unter ihr. Auch das ständige Heben und Senken, das dieser beim Atmen verursachte, entging ihr nicht. Genauso wenig, wie die sanfte Bewegung, die eine Hand auf ihrem Oberarm ausführte. Sie hob ihren Kopf etwas und betrachtete das Profil ihres Vaters, der gedankenverloren den grauen Himmel betrachtete, der durch das Fenster zu sehen war. „Woran denkst du?“, fragte sie ihn leise, woraufhin der Blonde seine Aufmerksamkeit auf die junge Frau richtete. „An so manches“, gestand er seufzend. „An Ecky?“, hakte sie vorsichtig nach. Sie wusste, was damals passiert war. Ihr Vater hat es ihr erzählt, als er ihr zu erklären versuchte, warum manche Menschen Dinge, die sie für normal und selbstverständlich hielt, als abartig und bestrafenswert empfanden. „Auch.“ „Woran denn noch?“ „Jetzt sei nicht immer so neugierig, Karin“, tadelte Jan seine Tochter spielerisch. Dann wandte er seinen Blick wieder auf die kahle Natur. „Ich dachte, ich müsste sterben“, begann er nach einer Weile. „Ich hab an so viele Dinge gedacht, die ich nicht mehr erleben würde. Ich würde nicht mehr erleben, wie du deinen Doktor machst, wie du jemanden kennen lernst, den du wirklich liebst und der dich wirklich liebt, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen möchtest. Ich würde nicht mehr erleben, wie du mich zum Großvater machst. Ich hätte keine Chance mehr, mit euch in Urlaub zu fahren…ich hatte solche Angst, euch, aber insbesondere dich zu verlassen.“ „Es ist vorbei, Papa. Du lebst und du hast die Möglichkeit, das alles zu erleben. Und du wirst das alles erleben, hörst du? Du hast es mir doch mal versprochen, oder nicht?“, flüsterte die Braunhaarige. Ihr Vater sah sie mit einem liebevollen Lächeln an. „Ich liebe dich, vergiss das bitte nicht“, erwiderte er dann leise und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Am nächsten Tag verabschiedete sich die junge Frau schon früh von Jan. Sie hatte eine Lehrveranstaltung, bei der sie auf keinen Fall mehr fehlen durfte und erst, nachdem ihr der blonde Hüne mehrmals versichert hatte, dass es ihm gut gehe, war sie sich sicher, dass sie gehen konnte. Kaum hatte sie das Krankenzimmer verlassen, kamen Dirk und Rodrigo herein. Die beiden hatten sich den Tag frei genommen, um ihn mit ihrem Lebensgefährten zu verbringen, den sie mit intensiven Umarmungen und Küssen begrüßten. „Wie geht’s dir?“, wollte der Älteste unter ihnen wissen, als er sich zu Jan auf das Bett setzte und dessen Bauch mit sanften Streicheleinheiten verwöhnte. Der Chilene hatte sich auf den Sessel neben dem Bett niedergelassen und hielt die Hand des Blonden fest umschlossen. „Es zieht und sticht, aber im Großen und Ganzen geht es mir gut“, erklärte der Patient. Er genoss die zärtlichen Berührungen, aber als der Chirurg dann noch begann, seine schlanken Finger zu küssen, wurde ihm es ihm dann zu viel. „Hey, könnt ihr bitte aufhören? Ich lieg hier auf der Intensivstation, werde permanent überwacht und ihr könnt euch sicher sein, dass bald eine Schwester hier sein wird, weil mein Puls steigt. Und das wird er sicher, wenn ihr nicht bald aufhört. Außerdem hab ich einen Katheter in meinem Ihr-wisst-schon-was und das ist absolut unerotisch“, beschwerte er sich, woraufhin die beiden lachend zwar ihre Bewegungen stoppten, aber nicht von ihm ließen. „Und, weißt du schon, was du machen willst, wenn du nach Hause darfst?“, lenkte Rodrigo ein. „Euch nicht davon abhalten, weiter zu machen“, seufzte der Hüne und schloss genießerisch die Augen, als er spürte, wie sich Dirks Hand ihren Weg unter das Nachthemd bahnte und über seinen Oberkörper strich. Bis sie über seine geprellten Rippen glitt. Zischend sog er Luft ein, was den Älteren dazu veranlasste, in seiner Bewegung inne zu halten. „Scheiße, hab ich was erwischt?“, fragte er schuldbewusst. „Kann man wohl so sagen.“ „Verdammt, das…das tut mir Leid. Ich hab nicht dran gedacht.“ „Schon okay, geht schon wieder“, versicherte der Rettungsarzt. „Sag mal Jan, Karin ist da neulich so was rausgerutscht. Wir haben da so geredet, von wegen Toleranz gegenüber Homosexuellen und sie hat da gesagt, dass du schon mal ein schlimmes Erlebnis in dieser Hinsicht hattest. Was…was hat sie damit gemeint?“, fragte Rodrigo nach einer Weile, als er sich an dieses Gespräch erinnerte. Sofort veränderte sich der Blick des Hünen und wurde von einem dunklen Schleier bedeckt. Jan starrte an ihnen vorbei auf die Wand. „Sie hat von Ecky geredet“, erklärte er schließlich. „Er war mein bester Freund. Damals waren wir noch Jugendliche und Punks. Wir waren nach einem Konzert auf dem Weg nach Hause. Wir mussten durch einen Park gehen. Er war ein bisschen betrunken und hat mich auf einmal geküsst. Es war aus Scheiß und wir fanden es lustig. Da hatten wir auch noch nicht bemerkt, dass ein paar Skinheads in der Nähe waren. Sie kamen auf uns zu und…haben ihn geschlagen. Ich hab versucht, sie aufzuhalten, aber sie haben mich festgehalten und nicht mehr losgelassen. Ich hab geschrieen und versucht mich zu befreien, aber ich konnte nichts tun. Sie haben gesagt, dass wir Schwuchteln so was verdienen würden. Als sie gegangen sind, war Ecky schon lange bewusstlos und voller Blut. Ich hab versucht, Hilfe zu holen, aber es war niemand da. Ich hab ihn gehalten, und nach Hilfe gerufen, aber…ich hab gespürt, wie sein Herz aufgehört hat, zu schlagen. Ich hab gespürt, wie er gestorben ist und…ich konnte nichts tun.“ Er betrachtete seine rechte Hand, die noch immer in Rodrigos lag und vor langer langer Zeit auf dem Brustkorb seines besten Freundes gelegen hatte, als dieser aufgehört hatte, zu leben. Nun wurde sie gedrückt und die rauen Lippen des Südamerikaners platzierten einen Kuss auf dem Handrücken. Ihre Blicke trafen sich und Jan konnte das Mitgefühl in den Augen seines Lebensgefährten sehen. Derselbe Ausdruck, der auch Dirks Gesicht zierte, wie er gleich darauf feststellte. Aber das gehörte der Vergangenheit an, genauso, wie die Sache mit Mario. Die Gegenwart war besser, als er sie sich je vorgestellt hatte. Er lebte, hatte eine wunderbare Tochter und sogar zwei Lebensgefährten, die ihn genauso liebten, wie er sie. Daher konnte er nicht anders, als zuversichtlich in die Zukunft zu blicken, die sicherlich wundervoll werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)