Dark Life von Dite (War es meine Schuld?) ================================================================================ Kapitel 3: Von Scheidung und Psychologen ---------------------------------------- Gelangweilt stapfte ich durch die Straßen. Mein Schulranzen noch immer geschultert und die MP3-Kopfhöhrer in den Ohren. Die Musik war so laut, dass ich kaum andere Geräusche wahrnahm und darüber war ich froh. Sechs Monate war es inzwischen her. Genau ein Halbes Jahr. Nächste Woche war die Schule vorbei und ich würde meinen Abschluss bekommen. Die letzte Prüfung hatte ich am Morgen geschrieben. Sie war eigentlich ziemlich einfach gewesen. Wenn ich die Schule hinter mir hatte, konnte ich anfangen. Dann konnte ich endlich anfangen Rileys Traum zu verwirklichen. Das war ich ihr auf alle Fälle Schuldig. Missmutig schaute ich hoch, als ich die Hand auf meiner Schulter spürte. Es war ein Junge aus meinem Jahrgang. Ich war mir sicher irgendwann mal seinen Namen gekannt zu haben, aber jetzt wollte er mir einfach nicht einfallen. Er hatte blonde Haare und blaue Augen und gehörte eindeutig zu den wenigen, denen diese Kombi gut stand. „Miley?“, fragte er leise. Ich konnte ihn durch die Musik nicht hören, aber ich hatte seine Lippen gelesen. Eigentlich konnte ich das gar nicht. Nur wenn jemand meinen Namen sagte. Ich schaltete schnell den MP3-Player aus, ehe ich antwortete. „Ja?“ „Du bist… so… in dich gekehrt seit… du weißt schon… hättest du nicht Lust, mal wieder unter Leuten zu gehen?“ „Bin doch schon genug unter Leute…“, murmelte ich. „Miley. Du warst früher der Party-Tiger Nr. 1. Ohne dich war eine Party gar keine richtige Party! Ich erkenne dich kaum wieder! Meinst du nicht, dass es langsam an der Zeit ist loszulassen?“ „Ich… ich kann nicht… noch nicht…“ „Warum?“ „Ich muss… etwas erledigen… vorher… danach… kann ich wieder weiterleben…“ „Was meinst du?“ „Wir sehen uns.“ Fluchtartig rannte ich an ihm vorbei. Ich spürte seinen Blick, der sich noch lange in meinem Rücken bohrte und rannte noch schneller. Verflucht! Warum war ich auch so unsportlich? Meine Kondition war ja miserabel! Keuchend jagte ich um eine Ecke, hielt an und lehnte mich an die wunderbar kalte Mauer. Das tat wirklich unheimlich gut. Ich verharrte in dieser Position, bis mein Atem wieder regelmäßig ging und ich es endlich wagte mich wieder zu bewegen. Schnelle Schrittes, eilte ich nachhause, wo ich schon vor der Tür den Streit meiner Eltern mit anhören durfte. Ich seufzte, öffnete die Tür und huschte die Treppen hoch in mein Zimmer. In letzter Zeit stritten die zwei sich wirklich oft. Das war ja schon fast Krank! Auf meinem Bett liegend versuchte ich zu verstehen, worüber sie sich eigentlich stritten. Ich hörte, dass mein Vater, meiner Mutter irgendwelche Vorwürfe machte, verstand aber nicht, was genau sie sagten. Irgendwann wurde es mir zu blöd und ich holte mir ein Buch, schmiss mich wieder aufs Bett, schaltete die Musik an und fing an zu lesen. Irgendwas musste ich ja machen, bis ich müde genug war um zu schlafen… „Miley! Komm mal runter!“, rief meine Mutter von unten, sodass ich aus meinem wunderbar Traumlosen Schlaf erwachte. „Ein neuer Tag, ein neues Unglück…“, murrte ich verschlafen, während ich mir den Schlaf aus den Augen rieb. Ich blieb noch liegen, bis meine Mutter erneut anfing zu schreien. Seufzend erhob ich mich und warf einen Blick auf meinen Wecker. Es war 12:00 Uhr. Mittags. Naja, egal, es war ohnehin Wochenende. Müde stapfte ich nach unten und sah auch meine Eltern, die ungeduldig warteten. Uh! Wenn Blicke töten könnten…! „Miley, wir müssen dir etwas sagen“ Mein Vater. Er kam immer sofort zur Sache, während meine Mutter normalerweise immer ewig um den heißen Brei herumredete. Ich nickte. „Wir… werden uns scheiden lassen…“, murmelte meine Mutter, jedoch mit fester und überzeugter Stimme. „WAS?!“ Etwas in mir brach. Es war nicht ganz so schmerzvoll, wie bei Rileys Tod und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich gewusst hatte, dass dieser Schmerz irgendwann kommen würde. Es war das letzte bisschen meiner Welt. Das letzte, noch heile Stück meines Lebens war soeben gestorben. „Aber… das… das könnt ihr doch nicht einfach so machen!!“ „Doch, können wir! Und es wird auch höchste Zeit!“ Wieder mein Vater. „Aber…“ „Es ist besser! Für mich, für dich und für deine Mutter“ „Aber vor allem für dich, nicht wahr?! Du hältst es in schweren Zeiten einfach nicht aus, wie?! Du haus einfach ab!!“, schrie ich. KLATSCH! Eine Ohrfeige. Das hatte gesessen. Geschockt hielt ich mir die schmerzende Wange, doch der Seelische Schmerz war hier eindeutig größer. „Ich…“ Stopp! Nein! DAS werde ich auf keinen Fall sagen!! Ich hielt inne, sah ihn an. Dann meine Mutter, die noch immer nix sagte. So schnell ich konnte rannte ich hoch in mein Zimmer, schnappte mir meinen MP3-Player und meine Tasche und rannte nach draußen. Ich wollte weg. Einfach nur weg. So schnell es nur möglich war… … Ich blinzelte. Helles Licht blendete mich. Was war passiert? Langsam richtete ich mich auf. Etwas piepste. Ich sah mich um. Ein Krankenhauszimmer?! Wie denn? Was denn? Wo denn? Und die wahrscheinlich wichtigste Frage: WARUM?! Automatisch sah ich an mir herab. Was zum Teufel hatte ich denn dieses Mal angestellt? Ich erblickte einen Verband um meinen Unterarm. Ansonsten schien ich heil zu sein. Ich stieg aus dem Bett, Alles drehte sich furchtbar und ehe ich mich versah lag ich schon wieder auf der Matratze. Mein Kopf dröhnte, der Arm unter meinem Verband schmerzte. Ich fasste mir mit der gesunden Hand an die Stirn. „Au…“ Erneut versuchte ich es. Diesmal langsamer und es klappte sogar. Gerade als ich stand, wurde die Tür aufgemacht und meine Mutter kam mit einem Becher Kaffee in der Hand in den Raum. Erstarrt blieb sie stehen, als sie mich sah, rannte aber im nächsten Moment auf mich zu und umarmte mich. Den Kaffee, hatte sie natürlich fallen lassen. „Miley! Oh Gott ich dachte schon ich hätte dich auch noch verloren!“ Sie weinte. Sie weinte? Sie… WEINTE?! Wegen… mir?! Was hatte ich denn jetzt schon wieder verpasst?! „Äh… Mom… was… ist passiert?“, fragte ich vorsichtig. Wollte ich das eigentlich wirklich wissen? „Weißt du das denn nicht mehr?“, fragte sie verwirrt. „Du… du hast versucht… dich umzubringen…“ Sie schluchzte wieder auf. Nein. Ich wollte es definitiv NICHT wissen. „Was?! Wie denn?“ Was eine Ironie. Nicht Mal ich selbst hörte auf mich… Meine Mutter zeigte auf den Verband. „Du hast versucht dir die Pulsadern aufzuschlitzen…“, sagte sie schließlich. Ich sah ebenfalls auf den Verband. Das war ja alles schön und gut, aber es erklärte nicht, wieso ich mich an nichts erinnern konnte! „Wann darf ich hier wieder raus?“, fragte ich jedoch stattdessen. „Ich weiß nicht… warte, ich frage den Arzt, wann du raus darfst…“ Und schon war sie weg. Ich hörte wie sich ihre Schritte im offenbar leeren Gang verloren. Ich wusste ebenfalls, dass sie ziemlich fertig sein musste. Immerhin war sie nun im siebten Monat schwanger, ihr Mann wollte sich von ihr scheiden lassen und ihre Tochter hatte einen Selbstmordversuch unternommen. Warum eigentlich? Nicht mal daran konnte ich mich erinnern!! Ich seufzte, setzte mich und wartete geduldig bis meine Mutter mit dem Arzt wiederkam. Mein Vater war gar nicht erst gekommen. Das war ja klar. Wie immer drückte er sich, wenn es schwierig wurde. Nach ein paar Minuten kam meine Mutter wieder ins Zimmer und teilte mir mit, das ich mich einem Psychologischen Test unterziehen sollte, um sicher zu gehen, dass ich so etwas nicht noch einmal machen würde. Anschließend dürfte ich gehen. Was ein Schwachsinn…, dachte ich, machte den Test aber widerstandslos… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)