Wir Drei von ButterflyNami ================================================================================ Kapitel 2: Nummer zwei ---------------------- So stand ich nun nach der nervigen Busfahrt mit meiner Schwester wieder vor dem Tor zur Hölle. Willkommen im Schillergymnasium. Dort wo ätzende Lehrer und Hausaufgaben warten um dich in ihrem Fegefeuer kross zu braten. Halleluja. Gähnend ging ich durchs Schultor wo mir gleich ein Augenschmaus entgegen lief. „Mark!“ herzte mich das blonde Mädchen und hing sich an meinen Arm. Ich kannte sie. Aber woher? Ich war so schlecht darin mir Namen zu merken. Naja auch egal. Ich lächelte sie nur an und sie schlenderte mit mir in den Unterricht. Dort erwartete mich die Langeweile wie jeden Tag. Boah, Schule war einfach nur ätzend. Ich legte meinen Kopf auf die Schulbank und döste die Stunde vor mich hin. Die letzte Nacht war wieder lang gewesen. Mit wem war ich noch mal unterwegs? Ich glaube mit der hübschen Brünetten aus dem Englischkurs. Oh ja die war echt scharf. Mist mir fällt ihr Name auch nicht ein. Man, diese schlechte Eigenschaft musste ich schleunigst loswerden, sonst würde sie mir noch Probleme bringen. Während ich friedlich vor mich hin grübelte merkte ich leider die Gefahr nicht näher kommen. Um es kurz zu halten: Der Lehrerin gefiel wohl nicht das ich ihrer Meinung nach im Unterricht schlief und schickte mich vor die Tür. Keine sehr originelle Strafe für jemanden der sich wünscht das Schule abgeschafft wird aber was soll man auch erwarten. Lehrer waren schon immer einfallslos. Also nutzte ich meine neu gewonnene Freizeit um ein bisschen Fußball zu spielen. So der Plan. Nur zu dumm das anscheinend schon jemand vor mir diese Idee hatte und sich auf dem Fußballfeld austobte. Verwirrt kam ich näher heran um den für meine Maße sehr kleinen und schmächtigen Knaben genauer anzusehen der mit voller Wucht die Bälle ins Tor donnerte. Sein blaues Fußballtriko war völlig verdreckt und die Hose hatte Löcher. Die schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht sodass ich das nicht ganz erkennen konnte. „Hey! Was wird das wenns fertig is?“ rief ich und war angepisst von der Tatsache das er echt gut war. Natürlich nicht besser als ich, aber gut. „Sieht man doch! 11 Meterschüsse üben, du Blindschleiche!“ kam es zickig zurück und mir viel die hohe Stimme auf. Wie alt war der 13? Und schon son Schuss drauf? Apropos, ich hab den Kerl noch nie hier gesehn. Moment, hat der mich gerade Blindschleiche genannt? „Wart ma, welche Klasse bist du Frechdachs? Die 5.-7. sind doch auf Klassenfahrt oda so. Hast wohl den Bus verpasst und lässt den Frust raus, he? Wenn du willst spiel ich mit dir ne Runde und zeig dir wie richtiger Fußball geht. Verzeih dir auch das du mein Platz besetzt und mich Blindschleiche genannt hast.“ Sagte ich schließlich voller Ehrlichkeit und Güte die in dem Moment möglich war. Ich wollte gerade noch mein unwiderstehliches Lächeln aufsetzen um ihn ganz zu überzeugen da lag ich auch schon mit Highspeed auf dem Boden. Der Typ hatte mir doch tatsächlich volle Kanone den Ball in die Fresse geschossen und mich niedergestreckt. Mein Gesicht brannte wie Feuer. Heilige Scheiße tat das weh. Hat der nen Bums drauf. Ich hielt mein Gesicht und ignorierte die Sterne die überall blitzen. Ich stöhnte vor Schmerz und öffnete schließlich die Augen. „AU! Verdammt ey! Was sollte denn das? Arschloch!“ entfuhr es mir schließlich. Ich sah nach oben und konnte den Kerl erkennen. Er stand breitbeinig über mir und hielt den Fußball im rechten Arm. „Ich hoffe das hat dein Gehirn ein wenig zu Recht gerückt.“ Zischte er und in mir kroch noch mehr Wut hoch. „Wie heißt du kleine Ratte!? Ich mach dich fertig!“ murmelte ich. Ich kam mir so armselig vor weil mir immer noch schwindlig von dem Schlag war und ich nicht aufstehen konnte. „Ich heiße Lena-Sophie Seifert, du Blindschleiche! Ab heute in der 12 B, wenns dus genau wissen willst. Und wenn du dem Ball noch nicht mal ausweichen konntest dann hast du echt nix weiter drauf außer Sprüche zu klopfen.“ Mit den Worten ging sie zurück zur Schule und ich war zum ersten Mal fassungslos. 6:45 Uhr kam ich in der Schule an. 10 Minuten ehr als meine Geschwister und 20 Minuten bevor der Unterricht begann. Kaum war ich aus dem Bus gestiegen lief mir auch schon Felix der Vizevorsitzende des Schülerrates entgegen. „Tim, da bist du ja!“ Ja da war ich, viel zu früh in der Schule nur zum Wohle meiner Mitschüler, wie immer. Ich seufzte. „Bitte sag mir das es etwas extrem wichtiges ist!“ wenn nicht würde ich meine Wut heute Nachmittag in Schokolade und Horrorfilmen ertränken müssen. „Es ist schlimm. Da will dir jemand deinen Posten als Schülersprecher und Schülerratvorsitzenden abnehmen. Jemand hat um eine Neuwahl gebeten. Und wie es aussieht ist die Schulleitung nicht abgeneigt.“ Als ich Felix im ersten Moment zuhört dachte ich nur, dass der schönste Tag in meinem Leben gekommen sei. Jemand wollte freiwillig meinen Posten haben, sich den ganzen Stress und die Diskussionen für umsonst antun. Ich war im Himmel. Dafür hatte es sich gelohnt früher aufzustehen. Denn ich hatte eigentlich all das nur auf mich genommen, weil mich alle darum gebeten hatten. Und ich hatte einfach nicht nein sagen können. So hatte sich eine Aufgabe an die nächste geschlossen. Als wir schließlich beim Schülerratsraum angekommen waren während Felix mir noch weitere Details erläutert hatte, sowie andere Nichtigkeiten, kam mir ein anderer Gedanke außer der Entlastung. Ich hatte Konkurrenz. Das Wort fühlte sich seltsam an in meinem Kopf und ich schieb es unsicher hin und her. So was hatte ich noch nie gehabt. Keiner konnte mir je das Wasser reichen. Nicht was die Schulnoten betrifft und auch nicht für die Vorsitze die ich hatte. Keiner wollte sich freiwillig den Stress antun. Für mich wurde er Alltag und normal. Seit 3 Jahren ging das schon so. Und nun? Konkurrenz. Was für ein seltsames Wort. „Hey Tim! Hast du nicht gehört?“ weckte mich Felix aus den Gedanken. Ich hatte mal wieder geträumt. „Entschuldige, was meintest du?“ lächelte ich ihn freundlich an und wie immer strahlte ehr zurück. „Ähm, das ist Phil. Der dich ablösen will und die Neuwahlen beantragt hat!“ Erst jetzt bemerkte ich den Kerl vor mir. Er war einen Kopf größer als ich und sein schwarzes Haar ließ ihn in Paarung mit seinen ebenso rabenschwarzen Klamotten düster und angsteinflößend wirken. „Ich dachte der Schülerratsvorsitzende wäre ein Junge.“ Murrte er plötzlich und sah Felix verwirrt an. „Entschuldige mal ich bin auch ein Junge!“ entgegnete ich nur verletzt. Spinnt der oda so? Ist doch wohl offensichtlich, dass ich männlich bin. Der sieht sowieso nicht ganz koscher aus. Als wäre er aus einer Gruft entflohen. „Oh, ich dachte nur“ er griff an mein Kinn und zog mein Kopf näher an sich heran „weil du so ein hübsches Gesicht hast. Richtig mädchenhaft.“ Empört riss ich mich los. Was für ein ungehobelter Typ. In mir regten sich Antisympatien wie ich sie noch nie gespürt hatte. Auch wenn er mich für hübsch fand. „Was soll das? Bist du hier um mich zu beleidigen?“ stieß ich ärgerlich hervor. Ich soll ein Mädchengesicht haben? Wenn ich mit dem fertig war würde er schon sehen wer son uns das Mädchen ist. Felix sah eingeschüchtert zwischen uns hin und her. Die Spannung zwischen mir und Phil war wohl nicht zu übersehen. „Nein, ich wollte nur sehen gegen wen ich antrete. Doch du solltest keine ernsthafte Konkurrenz darstellen.“ Sein schiefes Grinsen und seine herausforderne Art schürte die Wut in mir. Die anfängliche Freude darüber, dass mir jemand die elende Arbeit der vielen Vorsitze abnahm war völlig verflogen. Niemals würde ich diesem Mistkerl auch nur einen Posten überlassen. „Nunja!“ meinte er schließlich und schaute auf die Uhr „Ich würde mich gern noch weiter von deinem Blick durchbohren lassen, aber was ein echter vorbildlicher Schüler ist, der geht pünktlich zum Unterricht, nicht wahr?“ Er warf mir noch einen Blick zu der mir wie eine Aufforderung zu einem Duell vorkam und ging in seine Klasse. Felix sagte irgendwas zu mir und verschwand. Ich nahm es nicht war. Denn das erste Mal in meinem Leben war ich fassungslos. Ich glaube ich war noch so aufgeregt vor der Schule gewesen. Noch nicht einmal bei der ersten Theateraufführung unserer Klasse, wo ich den dummen Baum spielen musste, oder vor der letzten Geschichtsklausur. Ich blieb an der Schulmauer stehen während Mark von einer seiner Tussen abgeholt wurde. „Ich wette er kennt noch nicht mal ihren Namen.“ Murmelte ich vor mich hin während ich verständnislos den Kopf schüttelte und ihm hinterher sah. „Ellen Peterson.“ Flüsterte mir plötzlich eine Stimme ins Ohr. Erschrocken zuckte ich zusammen. Fast wäre ich vornüber hingefallen hätte mich besagte Person nicht festgehalten. Verwundert sah ich ihn an und erstarrte. „Ich kenn deinen Namen.“ Lächelte mich Elliot an und mir schmolz das Herz. Er war es der meine Welt seit gestern umgedreht hatte. Elliot brachte mein Herz zum rasen. Ich war noch nie verliebt gewesen und fand Jungs immer nervig, was sicherlich an meinen Brüdern lag. Doch gegen Elliots strahlendes Lächeln und sein perfektes Gesicht kam ich einfach nicht an. Oh man, er war einfach nur heiß. Und wenn das nicht schon genug wäre um einen Teenager um den Verstand zu bringen, nein er ist auch noch unheimlich nett und hilfsbereit. Als er gestern die Tür herein kam und sich uns vorgestellt hatte glaubte ich Mr. Perfekt vor mir zu haben. Nun hatte er sich sogar meinen Namen gemerkt und hielt mich am Arm. Ich war im Himmel. „Ellen? Hallo? Alles ok? Ähm.. du sabberst..“ sprach er mich an und ich schreckte auf. Scheiße wie peinlich! Ich wischte mir die Spucke weg und lächelte leicht benommen. „Äh, hähähä! Alles prima Elliot! Was machst du denn hier? Auch auf dem Weg zur Schule? Ähm.. tja was fürn Zufall dich zu treffen!“ Was brabbelte ich da fürn Scheiß? Ich stand völlig neben mir. „Haha, du bist echt witzig. Wie auch immer. Hast du Morgen Nachmittag schon was vor?“ Oh mein Gott!! Hat er gerade gesagt ich bin witzig? Und mich gefragt ob ich morgen was vor habe?? Das läuft ja besser als in jedem Teenie-film!! Mein Puls verdoppelte sich und ich starrte ihn an wie ein Auto. Ich war nur noch fähig den Kopf zu schütteln. „Ah cool! Könntest du vielleicht mit mir morgen nach Hause kommen? Weißt schon, wir sind vor kurzem erst hierher gezogen und der Schulstoff unterscheidet sich doch etwas von dem meiner alten Schule. Naja vielleicht kannst du mir etwas helfen.“ Oh mein Gott zum Einemillionsten Mal!! Besser hätte es nicht laufen können. Ich zu ihm. Gleich einen Tag nachdem ich ihn überhaupt kennen gelernt habe. Freudig strahlte ich ihn an. „Ja Natürlich geht das! Gerne! Ich helfe dir gern!“ Wenn ich das meinen Brüdern erzähle glauben die mir das nie. Und dann geschah etwas das ich selbst kaum glaubte. Elliot beugte sich zu mir vor und küsste mich. Seine Lippen waren warm und weich. Ehe ich es realisierte was geschehen war klopfte er mir auf die Schulter und verabschiedete sich mit einem strahlenden Lächeln. „Danke. Bis Später Ellen.“ Schon war er verschwunden und hatte mein Herz mit sich genommen. Ich hörte die Schulglocke läuten, doch ich konnte mich nicht bewegen. Denn zum ersten Mal war ich fassungslos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)