Die Kunst des Lehrens von Schmuseleopard ================================================================================ Kapitel 4: Rote Tinte --------------------- Eine reichliche Woche später, war Arimoto bei Sumaru eingeladen. Er sollte sich ansehen, wie Minowa die Arbeiten der Schüler bewertete um so ein Gefühl dafür zu bekommen. Nun stand der Praktikant nervös vor der Tür und traute sich nicht zu klingeln. Dann gab er sich einen Ruck und drückte auf den Knopf neben Sumarus Namen. Einen Moment später surrte die Tür und er konnte sie aufdrücken. Arimoto stieg ein paar Treppen hinauf und stand schließlich vor Sumaru. „Hey. Da bist du ja. Komm rein. Dann können wir gleich mit der Arbeit beginnen.“ begrüßte ihn der Ältere. Als Arimoto seine Jacke aufgehängt hatte, folgte er Sumaru zu dessen Arbeitszimmer. Von der Tür aus war an der linken anliegenden Wand ein Fenster. Daneben stand Minowas Schreibtisch, auf dem schon die Bilder der Schüler bereit zur Benotung lagen. Es war ein extra Stuhl vor den Schreibtisch gestellt worden, so dass Arimoto auch eine Sitzmöglichkeit hatte. Die beiden Männer setzten sich und begannen gleich mit der Arbeit. Nachdem Sumaru erklärt hatte, nach welchen Maßstäben er die Bilder bewertete, begannen beide diese zu sortieren um später schneller die Noten verteilen zu können. Als das erledigt war, begann Sumaru mit der Schreibarbeit. Da Arimoto jetzt nichts tun konnte um zu helfen, wandte er seinen Blick zu den Bildern, die überall in der Wohnung hingen. Aber nur eins fesselte ihn wirklich. Es hing an der Wand, die gegenüber der Tür vom Arbeitszimmer lag. Ohne es wirklich zu merken stand Arimoto auf und bewunderte das Kunstwerk von Nahem. Zu sehen war ein schwarzer Wolf, der einen Vollmond in einer dunklen Nacht anheulte. Das Tier hob sich allerdings sehr gut von dem ebenfalls schwarzen Himmel ab, da der Mond ein raffiniertes Lichtspiel in das Fell malte. Je genauer der Praktikant das Bild betrachtete, umso mehr Details vielen ihm auf. Das Fell hatte eine detailreiche Struktur, dass man meinen könnte, es wäre echt. Dann viel Rizeowas Blick auf das geschlossene Auge des Wolfs. Eine einzelne Träne hatte sich darin gebildet und lief das Gesicht des Tieres hinab. Die Wirkung war unbeschreiblich. Diese Trauer… Arimoto bekam eine Gänsehaut. Plötzlich spürte er eine warme Hand auf seiner rechten Schulter und zuckte zusammen. Als er sich umdrehte, stand Minowa direkt hinter ihm. „Gefällt es dir?“ „Ja, sogar sehr. Es strahlt so ein unglaublich starkes Gefühl aus…“ schwärmte der Jüngere. Sumaru lächelte. „Es ist erst vor kurzen entstanden. Also eins meiner neusten Bilder. Aber mit Abstand mein Liebstes.“ Er sah auf das Bild und sein Blick schien sich auf einmal zu entfernen. Er wirkte auf einmal so nachdenklich und bedrückt. Arimoto beobachtete ihn weiter. Was war auf einmal mit dem sonst so fröhlichen Sumaru passiert? Am liebsten hätte er ihm geholfen. Nur wie sollte er das anstellen? Er wusste ja nicht einmal warum das Bild entstanden war. Aber vielleicht wusste er es doch. Was war, wenn Sumaru ebenfalls Gefühle für Arimoto entwickelt hätte? Und sich auch nicht traute, etwas zu sagen, aus Angst, abgewiesen zu werden? Arimoto schüttelte innerlich den Kopf. Das war doch nur Träumerei von ihm. Aber vielleicht gab es doch eine minimale Chance, das Sumaru seine Gefühle erwiderte? Er musste es einfach versuchen. „Kann ich mal mit dir reden?“ fragte Arimoto leise. Sumaru schaute ihn verwirrt an, als ob er nicht begreifen konnte, warum er gerade aus seinen Gedanken gerissen worden war. „Äh, ja klar kannst du das. Hab ich dir ja schließlich von Anfang an angeboten.“ Meinte der Ältere und zwinkerte Arimoto zu. Dieser hatte genug damit zu tun, gegen seine aufsteigende Übelkeit anzukämpfen. „Es ging mir doch letztens mal nicht so gut. Wo ich das erste Mal im Sport mit dabei war, weist du noch?“ Sumaru nickte. „Eigentlich… eigentlich war das eine Lüge. Ich hatte eher ein kleines Problem.“ Verlegen deutete Sumaru zwischen seine Beine. Ein sanfter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. Sumaru grinste nur. „Ok, das ist natürlich auch ein Grund mal schnell raus zu müssen“ meinte er amüsiert. Arimotos Gesicht konnte mittlerweile locker mit einer Ampel mithalten, die auf Rot stand. „Auf jeden Fall hab ich mir Takeshi gekrallt der dir Bescheid sagen sollte. Aber er schien mein Problem bemerkt zu haben. Das wusste ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. In meiner aufsteigenden Panik bin ich sogar aus versehen auf der Toilette der Schüler gelandet ohne es zu merken. Ich bin in die letzte Kabine gestürzt und hab sogar vor Schreck die Tür aufgelassen. Und dann hab ich halt etwas dagegen unternommen.“ Die letzten Worte flüsterte er fast. Das alles war ihm so schrecklich peinlich. „Naja, als ich gerade fertig war, hab ich ein Stöhnen in der Nachbarkabine gehört. Als ich dann entsetzt in den Spiegel sah, stand Suzume entsetzt in der Tür und stürmte anschließend raus. Und in der Nachbarkabine war Takeshi, der sich…“ Arimoto schluckte. „… halt an mir ergeilt hatte. Ich hab mich dann schnell angezogen und bin ebenfalls raus gerannt. Am nächsten Tag wollte ich mit den beiden darüber reden. Zuerst hab ich Takeshi erwischt. Dieser ist aufs Jungsklo geflüchtet, bevor ich auch nur einen Satz zu Ende sprechen konnte. Bei Suzume kam ich dann auch nicht weiter, aber eben weil er mich geschlagen hat. Das war der Grund für meine gebrochene Nase.“ Arimotos Hände zitterten. Es war ihm so schrecklich peinlich, dass er das zugegeben hatte. Sumaru grinste ihn an. „Und das war so peinlich, dass du mir das nicht eher sagen konntest? Ok, dass das für Suzume ein Problem war, kann ich verstehen, aber das sollte er eher mit seinem Freund ausmachen. Wie auch immer.“ Sumarus Blick ruhte weiterhin auf dem Jüngeren. „Naja, der eigentliche Grund, warum ich dir das nicht erzählen wollte ist ein anderer.“ Er schluckte und zitterte noch stärker. „Warum ich überhaupt einen Steifen bekommen hab, hatte einen bestimmten Grund. Und um ehrlich zu sein, der Grund warst du. Ich bin wegen dir geil geworden, weil… weil ich dich liebe.“ Jetzt konnte er das Zittern nicht mehr kontrollieren. Arimoto hatte schreckliche Angst, Sumaru ins Gesicht zu sehen. Aber er musste es tun. Ängstlich schaute er ihn an. Sumaru stand regungslos da. Sein Gesicht war wie eingefroren. „Ich glaube es ist besser wenn du jetzt gehst.“ Sagte er nach einer Weile ohne ein Gefühl zu zeigen. „Aber, Sumaru… bitte!“ flehte Arimoto. Ihm stiegen Tränen in die Augen. Er hatte zwar nie wirklich daran geglaubt, dass seine Gefühle erwidert werden würden, aber er hatte wenigstens gehofft, das Sumaru das Ganze wenigstens etwas verstehen würde. Sumaru holte Arimotos Jacke, reichte sie ihm, und zeigte ohne ein weiteres Wort zur Tür. Der Jüngere konnte sich allerdings nicht rühren. „Geh!“ brüllte Sumaru auf einmal. Arimoto zuckte vor Schreck zusammen und rannte aus der Wohnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)