Dangerous Minds von Henry_Morgan ================================================================================ Kapitel 3: Schulzeit -------------------- Sorry, das es so lange gedauert hat, dass Kapitel hochzuladen. Na ja, es ist halt ziemlich lang und ich musste es einige Male überarbeiten ;) Bin immer noch nicht ganz zufrieden, aber dachte mal, ich hab lange genug gebraucht. Viel Spaß beim Lesen!!! **************** Unsanft wurde Sam aus dem Schlaf gerissen, als er auf einmal spürte, wie eine unsanfte Hand die weiche Decke von seinem Körper zog und die kühle Luft Gänsehaut auf seiner gewärmten Haut hinterlies. „Come on, get up!“, forderte ihn die eindringliche Stimme seines Bruders auf und verschlafen blickte er zu dem ihn so bekannten Mann neben seinem Bett. Er musste zweimal hinschauen, um ihn zu erkennen. Die abgetragenen Jeans war einer schwarzen Stoffhose gewichen und anstatt Holzfällerhemd und Lederjacke, bedeckten nun ein weißes Hemd und eine schwarze Anzugjacke den muskulösen Oberkörper seines Bruders. „What the...? What time is it?“, fragte er müde und fuhr sich mit einer Hand über das verschlafene Gesicht. „Six“, kam es nur kurz von seinem Gegenüber, als dieser genüsslich aus einer weißen Porzellantasse Kaffee trank. „In the morning?“, stöhnte der Jüngere und lies sich wieder auf die Matratze fallen. „You know, some years ago we had the same discussion... just other way 'round“, sagte Dean und warf seinem Bruder Klamotten aufs Bett, „Get up, we've got an appointment!“ „Okay, why am I wearing this... clothes and this shoulder bag with this stupid patches on it?“, fragte Sam erneut mit eindeutigem Unwohlsein in seiner Stimme, als die beiden Brüder im Impala, die gleiche Straße entlang fuhren, wie noch am Abend zuvor, nur in die entgegengesetzte Richtung. „'Coz you're a student“, stöhnte Dean erneut. „Right!“, kam es knapp von Sam und er schaute Dean durchdringend an, „And why aren't you the student? I mean, you don't have any idea of school or learning, much less teaching“ „'coz you look more like a pubescent teenager who never had sex than me“, sagte Dean und drehte die Musik lauter. Sam schüttelte verständnislos den Kopf, während Dean mal wieder eine unüberwindbare Barriere zwischen ihnen aufgebaut hatte. Eine Barriere die aus dem lautstark-hallenden Lied „TNT“ von ACDC bestand. Ihm war klar, dass sie nicht über gestern reden würden und das die Lage zwischen ihnen nicht sonderlich gut war, aber er hatte das Gefühl, dass der Bruch zwischen ihnen sich immer weiter ausweitete. Und wenn er ganz ehrlich war, so hatte er Angst, diesen bald nicht mehr schließen zu können. Er hatte Angst seinen großen Bruder zu verlieren. „Good Morning Mr. Singer“, wurde Dean freundlich begrüßt, als er das kleine Sekretariat in der großen Schule betrat, dicht gefolgt von Sam, der sich eindeutig unwohl fühlte. „Morning“, entgegnete dieser, der etwas älteren Sekretärin mit kurzen schwarzen Haaren und einer schmalen Brille, die ihre Zierlichkeit untermalte, mit einem Grinsen. „Mr. Martin will receive you in a moment“, erklärte sie lächelnd und schaute an Dean vorbei zu Sam, der sich unsicher umsah, „That's your brother, I guess?“ „Yeah, that's Sam“, antwortete Dean und der Jüngere sah, als er seinen Namen hörte, zu den Beiden Personen vor sich, „He's a bit shy“ „Frau Krämer, schicken Sie die beiden herein!“, klang eine tiefe Männerstimme aus dem Raum, der durch eine Tür mit dem Sekretariat verbunden war. „He receives you now. So, just go in“, sagte sie und wandte sich wieder einem Stapel Blätter zu. Die beiden Brüder warfen sich einen kurzen verwirrten Blick zu und betraten dann das etwas größere Büro des Direktors. Der Raum, der in ein sanftes weiß gehalten war, war vollgestellt mit Regalen, die mit Büchern und Mappen gefüllt waren, einige Bilder hingen an den kühl wirkenden Wänden und rechts stand ein großer Schreibtisch mit Computer und vielen Unterlagen darauf. Hinter diesem saß ein kleiner Mann mit Brille, der beide auffordernd anblitzte. „Come in“, sagte er und deutete auf zwei Stühle vor dem Schreibtisch und beide nickten, setzten sich, „So Mr. Singer. I'm really happy to welcome you to the teacher's body“ „Me either“, kam es von Dean und er lächelte freundlich. „So, here's you're timetable, the key to the school and everything else you'll get to know in the teacher's lounge“, erklärte der kleine Mann und reichte ihm zwei Schlüssel und eine Mappe, dann richtete er sich an Sam, „So, you're Mr. Singer's little Brother?“ „Eh...yeah, I am“, antwortete dieser etwas unsicher und lächelte. „I've seen you've got very good marks“, bemerkte sein Gegenüber, während er in einer Mappe blätterte, „You don't speak German, that's a problem. But don't worry I think you'll manage it soon“ Wieder wurde einem Winchester eine Mappe überreicht und Sam schaute überrascht auf die Tabelle. Welche Fächer Dean wohl für ihn belegt hatte? Wahrscheinlich Tanzen und Cheerleading so wie er seinen Bruder einschätzte. Vorausgesetzt natürlich das wurde hier angeboten. Das war wirklich eine verdammt dumme Idee von Dean gewesen. Aber ihm selbst wäre wohl auch keine bessere eingefallen und sie mussten das ja schließlich beenden. Und auch wenn er sich noch vor einige Minuten darüber aufgeregt hatte, so war Sam doch ein wenig froh wieder zur Schule zu gehen. Als er jung war, empfand er es als Qual. Sie zogen jede Woche um, er hatte keine Freunde und galt immer wieder als Freak. Ja, er war ein Freak. Der Freak mit dem Messer in der Tasche. Der Freak mit den Narben und blauen Flecken. Der Freak, der noch an Märchen und Fabelwesen glaubte. Ja, er war der Freak. Jedes Mal wieder. Und immer wenn es aufgehört hatte, fing es an jedem neuen Ort wieder an. Als er älter wurde, liebte er die Schule. Er war ein Freak, ja. Aber er sah gut aus und wenigstens die Mädchen fanden ihn gut. Es blieb ihm immer noch weniger als eine Woche an jeder Schule. Aber es war ein Stückchen Normalität in einem Leben voller Übernatürlichem. Es war ein Stückchen Sicherheit in einem Leben voller Gefahr und Tod. Es war ein Stückchen Heimat in einem Leben voller Fremde. „Sam? Sammy?“, wurde er unsanft von seinem Bruder aus den Gedanken gerissen, als dieser ihm auf die Schulter schlug, „You come?“ Überrascht sah der Angesprochene auf und nickte, „Of course“ Beide Brüder bedankten sich bei dem Mann und verliesen dessen Büro. „So, welcome back to school“, grinste Dean, als sie einen schmalen Flur mit vielen gemalten Bilder entlang gingen, „Try to find something out Einstein“ Er zwinkerte seinem Bruder zu und verschwand in einer Tür mit der Aufschrift: Lehrerzimmer. - Sam lies resignierend die Schultern sinken und seufzte. Dann ging er in den Eingangsbereich und setzte sich auf eine der Holzbänke am Fenster, während er seinen Stundenplan studierte. „Theatre-class?“, brachte er heraus, als er genauer auf seinen baldigen Tagesablauf schaute, „He must be kidding!“ Das war typisch Dean. Obwohl er sauer war, so konnte er sich doch ein schelmisches Lächeln nicht verkneifen. An sich war Theater ja nichts schlimmes und um ehrlich zu sein wollte er schon immer mal so was machen. So schwer konnte es ja nicht sein, schließlich war sein ganzes Leben eigentlich eine große Lüge und immerhin konnte er sie auch davor bewahren zusammenzubrechen, dann dürfte so ein Theaterstück auch kein großes Problem sein. Er würde Dean bestimmt nicht die Freude machen sich darüber aufzuregen. Doch leider konnte Sam nicht lange in dieser Ruhe seine Gedanken durchgehen, denn schon bald füllte sich der große Eingangbereich mit einigen Blumen und einem Getränkeautomaten mit vielen Schülern und der Geräuschpegel stieg drastisch an.Viele kleine Kinder rannten durch die nun viel zu enge Halle, es wurden angeregte Gespräche geführt und geschrieen und gelacht. Das hatte Sam vergessen, das war es, dass er an der Schule hasste. Er schaute sich in der vollen Halle um, beobachtete die vielen Menschen und musste sich klar machen, dass sie alle in Gefahr waren, wenn er und Dean nicht schnell diesen verdammten Geist oder was es auch immer war aufhalten würden. Ja, er musste sich unauffällig umhören. Als wenn man es als neuer Schüler nicht schon schwer genug hatte! Dean würde jetzt bestimmt schon mit den Lehrerinnen flirten oder sonst was mit ihnen machen. Gott! Wieso dachte er jetzt darüber nach! Kopfschüttelnd stand er auf und bahnte sich seinen Weg zu einer Tür, die in einen Raum führte, in dem anscheinend nur die älteren Schüler hinein durften. Angesprochene saßen auf Stühlen und Tischen, hörten laute Musik und machten Späße, während die jüngeren Schüler deutlich Abstand zu deren Aufenthaltsraum hielten. Über der großen Tür stand in bunten und verwinkelten Buchstaben: MSS-Lounge. Vorsichtig machte er einige Schritte auf die Tür zu und lugte herein. Ihn trafen ein paar überraschte Blickte und er fühlte sich mit einem mal wieder unglaublich unwohl und fehl am Platz. Wo hatte Dean ihn da nur wieder reingeritten? Er spürte die bohrenden Blicke und konnte schon fast ihre Gedanken lesen: Was ist das für ein Freak? Was will der denn hier? Unsicher schaute er sich um und lies beinahe die Mappe aus seiner Hand gleiten, als er die junge Frau mit langen schwarzen Haaren und den wunderschönen braunen Augen sah. Claire! Er konnte förmlich spüren, wie er sie anstarrte und wie er deswegen angestarrt wurde. Sie unterhielt sich mit einem rothaarigen Mädchen und die beiden lachten glücklich. Gott, was mussten die Leute nur von ihm denken? Dann richtete sich ihr Blick auf ihn. Erst überrascht, dann setzte sie ein freundliches Lächeln auf und kam einige Schritte auf ihn zu. „Sam? What are you doing here?“, erkundigte sie sich und stand nun mit ihm in der Tür zwischen Normalität und Coolheit. „Em...I'm going to school“, brachte er nur unsicher heraus und lachte kurz. „Really?“, kam es von ihr, mehr wie eine Feststellung als eine Frage und er konnte sehen, wie sich in ihren Augen etwas veränderte, aber er konnte es nicht zuordnen, „Which grate?“ „13th“, antwortete er und lehnte sich an den Türrahmen. „Me either. Hm... don't you wanna come in? I'll introduce you to some guys“, schlug sie vor und er folgte ihr zu einer Gruppe Jugendlicher. Das rothaarige Mädchen war auch dabei. Sie setzte sich neben einen braunhaarigen Jungen mit Bart und braunen Augen, die ihn von oben bis unten musterten. Er hatte lässig die Füße auf den Tisch vor sich gelegt. Links neben ihm saß ein dunkelblondes Mädchen mit langen Haaren und ebenfalls braunen Augen, die ihn verführerisch anblitzten. „Sam that's Lee... sorry, I mean Natalie“, stellte sie zuerst das rothaarige Mädchen vor, dass ihn freundlich grüßte, „That's Joshua and that's his sister Ava. They're twins“ „Hey guys“, begrüßte Sam die Runde und er bekam ein freundliches „Hi“ zurück, zu mindest von den beiden Mädchen. Joshua schien nicht sonderlich überzeugt von ihm. „Leute, das ist Sam. Er wohnt mit seinem Bruder bei uns in der Pension“, stellte sie danach den Fremden vor. „So Sam, what are you doing here in Germany?“, fragte Joshua lächelnd, doch der Angesprochene konnte eindeutig die Neugierde und Abwertung in seiner Stimme hören. Aber er würde ihm sicherlich keinen Grund geben, etwas an ihm auszusetzen zu haben. „We're... Well, my brother got a job here and so we left the US. We always wanted to see Europe...“, antwortete er und steckte seine freie Hand in die Hosentasche. „Why? Why you left the US? Beautiful country... and you don't even speak German“, kam es erneut von dem braunhaarigen Jungen vor ihm, welcher die Arme vor der Brust verschränkt hatte und ihn von oben herab ansah, obwohl er saß und von unten zu ihm rauf schaute. Nein, Sam konnte ihn jetzt schon nicht leiden und anders herum war es wohl auch nicht anders. „We needed some time off. Last few months had been very... tough, okay?“, entgegnete Sam und er konnte den genervten Unterton in seiner Stimme nicht unterdrücken. „What happ...“, wollte Joshua weiterbohren, wurde jedoch von Claire unterbrochen. „Enough Josh! Stop it!“, fuhr sie an, „Ich weiß dir geht’s scheiße und uns geht’s nicht besser, aber lass es nicht an ihm aus. Er kann nichts dafür!“ Sie erntete einen finsteren Blick und Sam beobachtete das Schauspiel überrascht. Die beiden Mädchen blieben still, Ava legte eine Hand auf die Schulter ihres Bruders, der sich etwas beruhigte. Und wie gerufen klingelte in diesem Moment die Schulglocke, so als wollte sie Sam aus dieser misslichen Lage befreien. Doch auch wenn sich die Situation nun gelockert hatte, so fühlte Sam sich doch wieder unwohl, falsch und unwillkommen. So, wie damals. Immer und immer wieder und er fühlte sich wieder klein und schwächlich. Er war, wenn auch nur für einen kurzen Moment, wieder der kleine blasse Junge ohne Freunde, dessen Körper mit Narben übersät war und der nur still in der Ecke saß, immer die Antwort auf jede Frage wusste, aber niemals antwortete. Er war wieder der kleine Junge, der nichts von sich erzählte und sich von allen anderen abschottete, um mit seinem Bruder zu reden. Der kleine Junge, der jede Nacht weinte, weil er ein festes Haus wollte, feste Freunde, eine feste Schule. Der Junge, der jede Nacht weinte, weil er seine Mutter zurück haben wollte und der sich nichts sehnlicher als ein normales sicheres Leben wünschte und er hatte sich gewünscht, nie wieder so fühlen zu müssen! Ein finsterer Blick von Joshua, der ihn anrempelte als er an ihm vorbei ging, riss ihn aus seinen Gedanken. Ava lächelte entschuldigend, als sie ihrem Bruder folgte, genau wie Natalie. Nur Claire schaute ihn an und ging auffordernd an ihm vor und er folgte ihr. „I apologize for Josh. It's been a tough time for him, for us all. He doesn't mean to offend you“, entschuldigte sie sich, während beide die Treppe hochgingen. „It's okay“, beruhigte sie Sam und lächelte. „What subject you've got?“, erkundigte sie sich, als sie stehen blieb. Er schaute kurz auf seinen Plan und antwortete dann: „Religion by Mr. Müller“ Das Mädchen kicherte kurz, als Sam den Namen des Lehrers aussprach und ging dann in einen Gang und winkte ihm zu. „Come on, we're in the same course“ - Dean seinerseits hatte sich schon mit einigen Lehrern, um ehrlich zu sein, eher mit den Lehrerinnen angefreundet. Zwar hatte er noch nichts herausgefunden, aber das war im Moment egal. Er saß auf einem bequemen Sessel, trank eine Tasse Kaffee und unterhielt sich mit zwei sehr netten Damen. Lehrer hatten doch ein schönes Leben! Er atmete tief durch. Wohl oder übel musste er sich langsam mal an die Arbeit machen, weswegen er hier war und er wollte sich jetzt auch nicht unbedingt, direkt unbeliebt machen. „Hey“, fing er an und räusperte sich, als sich zwei Augenpaare auf ihn richteten, „You know I've heard about that boy.. Noël Maier...“ Beide schluckten und schauten zu Boden. Mist! „I'm sorry if I said something wrong! I just wanted to know... wether there's something I should take care of... with the students, you know“, fügte er noch schnell hinzu und grüne Augen einer blonden Frau fixierten ihn erneut. „Just don't try to mention it unless they do. But don't let them talk about it all the time. They're scared and confused. Noël was such a nice guy. I can't believe he did it!“, erklärte sie ihm. „Many people said that. What happened?“, erkundigte er sich langsam und vorsichtig. „Noël and Lisa were in school planing something for the school's festival. All we know is that when both didn't return home the parents called the headmaster. He then called the janitor who went watching. Well, he didn't found them. But the whole room was covered with Lisa's blood“, erläuterte die Braunhaarige. „The whole room? But they never found out what happened to them? No corpse... nothing?“, stocherte Dean nach und beide nickten, „The janitor found the blood?“ Wieder wurde genickt. „But it's possible that Noël didn't do it? I mean, there were no corpse. Maybe there was someone else in there and took both“, warf Dean nachdenklich ein, um herauszufinden, wie beide dazu standen. „Don't say that! And don't say that in front of the students!“, wurde er angeblafft, „Claire did enough! Don't give them hope where none is to find! It's hard enough for Josh and Ava. They don't need that shit“ „Josh and Ava?“, erkundigte sich Dean, würde die Antwort jedoch nicht erfahren. Sein Blick richtete sich zur Tür und er starrte überrascht, vielleicht auch schockiert auf den Mann im beigen Trenchcoat. Ungläubig stand er auf und bahnte sich seinen Weg vorbei an Tischen, Stühlen und Lehrern, jedoch ohne den Blick von dem ihm so bekannten Wesen zu richten, dass er schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Sein Blick bohrte sich in dessen Körper. Er konnte nicht weg schauen, die Angst das er wieder verschwinden konnte war zu groß. Und Dean wollte nicht das der Engel wieder verschwand. Auch wenn er es sich nicht eingestehen konnte, so freute er sich doch diesen wiederzusehen. Sein Herz raste und er hörte nur noch ein Rauschen in seinen Ohren. Das der Engel ihm vor einigen Wochen in der Nacht erschienen war, hielt Dean für einen Traum. Seit der Sache in Chuck's Haus, als die Erzengel angriffen hatte er ihn nicht mehr gesehen. Langsam hatte er sogar die Hoffnung daran verloren, dass er überhaupt noch lebte. Das war vor drei Monaten. In den ersten Woche saß er oft nachdenklich auf dem Bett, natürlich nur so, dass es Sam nicht merkte. Er dachte über Cas nach, was mit ihm geschehen sein mochte, wo er war, wie es ihm ging. Er wartete. Ja, er wartete. Tage, Nächte, Wochen. Dann legte Bobby ihm nahe, die Staaten zu verlassen und obwohl er fürchtete, dass Cas sie nicht mehr finden würde, verlies er, um Sammy's Willen, sein Heimatland und floh, ja sie flohen, nach Europa. In den folgenden Wochen suchte er nach Wegen um mit Cas in Kontakt zu kommen. Er verbrachte Nächte damit ohne Erfolg nach ihm zu rufen. Sein Herz schmerzte vor Leid und die ein oder andere Minute hätte er gerne geweint, doch er tat es nicht, um Sammy's Willen. Sie bekämpften weiter Dämonen. Anderes Land, anderer Kontinent, die gleichen Probleme. Doch er konnte auch vor Sam nicht verbergen, dass er heimlich über Engel, Erzengel und deren Bestrafungen recherchierte. Doch was er fand, nahm ihm alle Hoffnung und schickte ihn ein ums andere Mal in eine Kneipe und zum guten alten Alkohol. Aber er kämpfte mit allen Mitteln gegen seine Gefühle an, um Sammy's Willen. Und schließlich gab er auf zu suchen, gab er auf zu rufen, gab er auf zu warten, gab er auf zu hoffen. Er hatte sich schon beinahe an den Schmerz, an die Schuld gewöhnt, die sich fest um sein Herz gelegt hatten und er hatte es akzeptiert. Oder er redete sich ein, es akzeptiert zu haben, denn wenn er ehrlich war, so hoffte er immer und immer wieder, dass Cas erscheinen würde. Doch er versuchte jeden Gedanken daran zu verdrängen, um Sammy's Willen. Doch da stand er nun. Sein Engel, so wie immer. Nein, nicht wie immer. Er sah gleich aus, doch seine Augen hatten jede Anmut verloren. Sie waren traurig und leer, erschöpft und müde. Müde, doch wovon wusste Dean nicht. Er konnte es sich nur denken. Müde vom Kampf, wie er es war. Müde von der Flucht, wie er es war. Müde von der Verantwortung, wie er es war. „Cas“, sagte Dean und versuchte das Glück und die Freude aus seiner Stimme zu verbannen, es gelang ihm nicht ganz. „Dean“, entgegnete sein Gegenüber und hätte Dean es nicht besser gewusst, so hätte er gesagt, der Engel hätte gelächelt, „You must leave. Immediately“ „What?“, kam es von seinem Schützling und die Freude war mit einem Schlag gewichen. Er hatte sich gefreut ihn wiederzusehen und auch, wenn er sich dies niemals eingestehen würde, hatte er gehofft, dass es Cas auch so ginge. Anscheinend hatte er sich getäuscht. „You must leave“, wiederholte Castiel und schaute ihm in die grünen Augen. Den Schmerz in den seinen konnte er aber auch nicht verbergen, „You shouldn't be here Dean. Leave“ „No, these people need my help and I won't leave until this job is finished!“, beharrte Dean und spürte, wie sich der Druck um sein Herz verstärkte und sich nun auch noch ein kleiner Schatten darauf legte, Enttäuschung und verletzter Stolz. „Dean, please“, bat sein Gegenüber und es jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken, lies Gänsehaut seinen Körper bedecken. Er bat ihn nicht, es war mehr als das. Gott, es hörte sich an wie ein Gebet. „I can't Cas“, war alles was Dean heraus bekam. In seinem Traum hatte Cas ihm gesagt er solle diesen Weg gehen und er würde ihn gehen. Auch wenn Cas nun dagegen war. „What's wrong, Cas?“, erkundigte sich Dean und entdeckte nun, da er ihn genauer beobachtete die Veränderungen. Er schien so alt und ausgelaugt. Seine schwarzen Haare waren mehr als durcheinander, an einigen Stellen schimmerte Blut hindurch und der Rotschimmer verlieh ihnen eine angsteinflössende Wirkung. Seine Augen waren leer und voller Schmerz, tiefe schwarze Augenringe hatten sich in die Haut unter ihnen gefressen und ließen sie noch lebloser erscheinen. Seinen Lippen waren trocken und aufgerissen. Getrocknetes Blut klebte an einigen Stellen. Dieses dunkle Rot, ja schon fast braun stach wie Nadeln von seiner blassen, fast leblosen Haut hervor. Dean war sich sicher, wenn er ihn berühren würde, würde er eine unbändige Kälte spüren. Sein Körper sah aus wie immer, dachte Dean zu mindest. Doch wer wusste schon, wie es unter der perfekten Kleidung aussah? „Dean, just leave“, bat sein Gegenüber erneut, verlieh mit einer Bewegung seiner Hände seinen Worten mehr Wirkung und Dean konnte die eindringliche Bitte in seinen Augen ablesen, „I don't want you to get hurt“ Die Worte schienen nicht bei Dean anzukommen. Sein Blick haftete an Cas' Händen, die dreckig und zum Teil mit getrocknetem Blut übersät waren. Risse und blaue Flecken zierten die sonst so perfekte und zarte Haut seiner Hände. An seinen Handgelenken, die kurz zu sehen waren, entdeckte Dean blaue Flecken und Male die darauf hinwiesen, das er gefesselt worden war. „Cas, what the hell happened to you?“, fragte Dean wieder, diesmal mit viel mehr Nachdruck und beinahe schon Panik in den Augen. Es war Angst die seinen Körper nun einnahm. Pure Angst. Angst um seinen Freund, seinen Engel, seinen... nein! Er wollte dieses Wort nicht denken, nicht sagen, nicht fühlen. Doch die Angst um ihn war allgegenwärtig. „I can't“, war alles was Cas dazu sagte, es war ein Hauch, kaum hörbar für Dean. „Cas“, flüsterte Dean mitleidig und schaute in die einmal so schönen blauen Augen. „Leave“, forderte Cas auf, kalt und emotionslos. Er versuchte zu mindest so zu wirken, „You don't want to know what will happen here, Dean. Go, you cannot save her“ „What? Who?“, fragte Dean verwirrt und er spürte wie ernst Cas es meinte, „Save who?“ Castiel wendete dem Menschen seinen Rücken zu, versuchte so kalt und abweisend wie möglich zu wirken. Er würde nicht gehen, niemals. Aber er konnte ihn auch nicht schützen, egal wie sehr es auch versuchte. Solange er bei ihm war, war Dean in Gefahr, in größter Gefahr. „You cannot save that girl, Dean“, sagte Castiel ein letztes Mal, ehe er einfach verschwand und lies Dean stehen. Den Blick auf ein altes Bücherregal gerichtet. Er starrte weiter dort hin. Warum wusste er nicht. Vielleicht hoffte er, sein Engel würde wieder auftauchen. Doch das tat er nicht und das wusste er. Aber er brauchte einen Halt. Er brauchte Cas. Nur Castiel war fort, sein Engel war fort, sein Halt war fort, seine Sicherheit war fort, sein Mut war fort. Cas war fort. Doch er würde nicht brechen, er würde nicht aufgeben, er würde weiterkämpfen, bis zum Schluss. Um Sammy's Willen. - Castiel schaute hinab auf seinen Schützling, der nicht mehr seiner war. Er spürte dessen Angst, dessen Schmerz, dessen Schuld und dessen Leid. Und er konnte nichts machen, um es zu lindern. Er war dazu verdammt zu beobachten und zu fühlen und zu leiden. Seine Strafe war noch nicht gesprochen, aber er wusste, sie würde grausam sein. Nein, nicht grausam. Denn der Himmel ist nicht grausam, seine Engel sind nicht grausam, seine Strafen sind nicht grausam. Seine Strafen sind gerecht. Sie sind richtig. Sie sind heilig. Doch Castiel fürchtete sie. Nein, er fürchtete nicht die Strafe, er fürchtete deren Auswirkungen. Er fürchtete, Dean nie wieder zu sehen. Dazu verdammt zu sein, zu wissen was ihm widerfährt und es nicht aufhalten zu können. Dazu verdammt zu sein, ihn leiden zu wissen und es nicht beenden zu können, ihm nicht den Schmerz nehmen zu können. Doch die Strafe käme von Gott, also wäre sie gerecht, sie wäre richtig, oder nicht? Sein Blick schweifte ein letzte Mal auf den Menschen, dessen Herz laut nach Castiel schrie und er konnte dessen Schreie kaum mehr aushalten. Er wollte zu ihm, ihm Halt geben, mit ihm reden, ihn halten. Doch er konnte nicht und es brach ihm das Herz, das nicht seines war. Es brach Jimmy Novak's Herz, da Castiel keines hatte. „Forgive me Dean“, flüsterte er leise zu dem Menschen, der ihn nicht sah, nicht hörte, nicht spürte, so wie es Castiel immer tat, egal wo er war. „Castiel!“, erklang eine tiefe und durchdringende Stimme hinter ihm und er drehte sich um. Wendete sich ab von seinem Menschen, seinem Schützling, seinem Dean und wendete sich dem Erzengel, seinem Richter, seinem Schicksal zu. „Zachariah“, sagte Castiel unterwürfig und senkte den Kopf. Nein, er konnte und wollte nicht in die Augen dieses Engels sehen. „You've done many mistakes“, erklärte der Erzengel und bewegte sich um Castiel herum, „Well, but as bountiful as we are, we give you one last chance“ Castiel blickte unverwandt auf. Noch eine Chance? Nach allem was er getan hatte? Er hatte sich gegen den Himmel gestellt. Er hatte Befehle nicht ausgeführt. Er hatte sich gegen die Engel, seine Brüder, seine Familie gestellt. „You've been a great soldier before Castiel“, fuhr der Erzengel fort und Castiel konnte es beinahe nicht ertragen, „You can be one again. All you have to do is stop this girl. Kill her“ Castiel schluckte. Eine ziemlich menschliche Eigenschaft, die er sich angewöhnt hatte, seit er mit Dean zusammen war. Das war falsch, nein das war es nicht, denn es kam vom Himmel, es kam von Gott. Aber es fühlte sich falsch an. „Der Himmel ist Liebe“, dass hatten sie immer gesagt, aber im Moment konnte er keine Liebe darin finden. Es war keine Liebe, es war Folter. Folter aus Liebe? Oder verwechselte er dies beides nur? Oder ist Liebe etwas anderes wenn man fühlt? Er hatte nie am Himmel gezweifelt, nie dessen Richtigkeit in Frage gestellt, doch nun fühlte es sich falsch an, so unglaublich falsch. „But... if....if she dies“, stammelte Cas und seine Kehle fühlte sich unglaublich zugeschnürt an, er konnte den Satz nicht beenden. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken, es war unerträglich für ihn. „You wanna disobey? Again?“, kam es von Zachariah, der ihn durchbohrte mit seinen schwarzen, emotionslosen Augen. Er konnte es nicht verstehen. Er würde es nie verstehen. „No“, unterwarf sich Castiel und spürte einen Stich in seinem Herzen. Er konnte es nicht zuordnen, dieses Gefühl. Doch von allem, was er nach jahrelanger Beobachtung der Menschen wusste, war es wohl Verrat. Es war Schuldbewusstsein und Angst. Eine unbändige Angst, eine unbändige Schuld, die ihn beinahe auf die Kniee zwang und ihn so sehr quälte, dass er am liebsten angefangen hätte zu weinen. Doch nicht vor Zachariah, nicht vor Gott, nicht jetzt. Dann hörte er die letzten Worte Zachariah's bevor dieser verschwand. Warum er es sagt, wusste Castiel nicht. Vielleicht der letzte Todesstoß, eine letzte Folter. Verdoppelung des Leids. Denn er wusste schließlich schon was der Tod des Mädchens bedeutete. Er wusste es, denn es zerriss ihm das Herz. „If she dies“, hörte er die tiefe Stimme voller Hochmut sagen, die letztlich immer wieder hallte und ihn auf die Kniee zwang, „Dean dies“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)