Bleeding Love von --Tina-- ================================================================================ Kapitel 4: Umarm mich --------------------- But nothing's greater Than the rush that comes with your embrace And in this world of loneliness I see your face Yet everyone around me Thinks that I'm going crazy Maybe, maybe „So, da wären wir“, meinte ich etwas unsicher und deutete wage auf die Tür meines Wohnhauses. Ein Teil von mir wollte nicht, dass Christopher seinen Arm von meiner Hüfte nahm, wo er mich immer noch fast sanft fest hielt, um mich zu stützen. Eigentlich war es gar nicht mehr nötig, denn seitdem wir den Park hinter uns gelassen hatten, war mein Kreislauf wieder in geregelte Bahnen gekommen, doch hatte ich meinen Mund gehalten und es ihm nicht gesagt. Wieso ich das getan hatte konnte ich mir selbst nicht erklären, denn jeder vernünftige Mensch sollte doch so viel Abstand wie möglich zwischen einen Vampir und sich bringen. Aber vielleicht war ich im Moment nicht vernünftig, wollte es gar nicht sein. Anstatt Angst vor von Deuten zu haben, fühlte ich mich in seiner Gegenwart sicher, auch wenn er gegen den anderen Vampir eindeutig den Kürzeren gezogen hatte. „Nicht gerade riesig“, meinte Christopher mit blasiertem Unterton und schaute nach oben, als könnte er durch die Wände meine mickerige Wohnung sehen. Das hörte sich gerade ganz schön herablassend an und das gerade noch so warme Gefühl in meinem Magen verwandelte sich in Sekundenschnelle in so etwas wie Wut. Er hatte mir da draußen im Park vielleicht das Leben gerettet, doch wäre es nach seiner eigenen Aussage ohne ihn auch gar nicht in Gefahr gewesen und auch wenn er ohne Schuldgefühle mein Beschützer gewesen wäre, hätte er trotzdem kein Recht dazu so über mich und meine Wohnung zu urteilen. Ich hatte keinen gut gehenden Nachtclub und keine Ersparnisse aus wer weiß wie vielen Menschenleben, sondern nur einen langweiligen Bürojob mit Mindestlohn. Nicht meine Schuld, wenn ich den Ansprüchen dieses arroganten Mistkerls von Vampir nicht genügte! Ich hob unbewusste meine Nasenspitze ein wenig in die Höhe und straffte meinen Rücken, um ein wenig größer zu wirken. Ich kramte meinen Schlüssel aus der Tasche und befreite mich aus Christophers Armen. Entschlossen stapfte ich die letzten Meter zur Haustür, schloss sie, ohne auf den Vampir hinter mir zu achten, auf und stolzierte durch die nun weit offene Tür. So ein Armleuchter, dachte ich wütend und verfluchte gleich darauf mich, dass ich mich mit ihm überhaupt einlassen hatte. Und trotzdem. Als er mir den Arm um die Taille gelegt hatte, war dort ein Gefühl in mir gewesen, dass einem Looping in der Achterbahn sehr ähnlich war und das lag nicht an dem Blutverlust durch Christophers Biss. Oh, ich war so dumm! Ich merkte erst mit was für einem Tempo ich die Treppen hinaufgeeilt war, als ich keuchend vor meiner Wohnungstür im zweiten Stock stehen blieb. Erst beim dritten Versuch schaffte ich es den Schlüssel ins Schloss zu stecken, da meine Hand vor unterdrückter Wut zitterte und außerdem machte es mich nervös, dass dieser anhängliche Vampir mir gefolgt war und wieder hinter mir stand. Es ärgerte mich, dass er scheinbar gar keine Mühe gehabt hatte mit den Treppen, noch nicht einmal schneller atmete. Konnte der Kerl mich nicht in Ruhe lassen? „Kusch. Du hast mich nach Hause gebracht, also kannst du wieder gehen, Chris“, meinte ich zu dem Vampir und machte eine scheuchende Handbewegung, wie man es mit einem Vogel im Erdbeerbeet getan hätte. Eigentlich ziemlich lebensmüde, so mit einem seiner Rasse umzugehen, aber ich hatte gesprochen, bevor ich überhaupt richtig überlegt hatte. Vielleicht lag es an dem verletzten Stolz, weil er eben so abfällig das Gesicht verzogen hatte, als er das Mehrfamilienhaus gesehen hatte. Dabei wusste ich noch nicht einmal, wieso ich so getroffen davon war, schließlich sollte es mir eigentlich egal sein, was der Mann von mir dachte. Zu meiner Verwunderung wurde Christopher jedoch nicht wütend oder war von meinem Angriff gekränkt. Stattdessen zogen sich seine Mundwinkel hoch, doch war ich mir nicht sicher, ob er sich über mich lustig machte oder mich anlächelte. Wütend über mich selbst, weil ich nicht so über Christopher nachdenken wollte, drehte ich mich um und stieß meine Wohnungstür auf. Eigentlich wollte ich die Holztür mit vollem Schwung vor der Nase des Vampirs zuschlagen, doch er hielt sie beinahe lässig mit einer Hand fest. „Musst du nicht auf meine Erlaubnis warten, bevor du in meine Wohnung treten kannst?“, schmollte ich, als der Vampir in den Flur kam und gegen sämtliche Regeln verstieß, die Fernsehserien wie Buffy oder diverse Romane aufstellten. Konnte sich dieser Mann nicht ein einziges Mal an etwas halten und aufhören mich immer aus dem Konzept zu bringen? Anscheinend amüsierte ich ihn, denn Christopher lachte auf. Das war ein ehrliches, offenes Lachen, das seine himmelblauen Augen mit einem fast spitzbübischen Glitzern füllte. „Meine Güte, du schaust eindeutig zu viel Fernsehen, Melanie. Bevor du es ausprobierst, ich falle auch nicht tot um, wenn du mich mit Weihwasser bespritzt oder ein Kreuz auf meine Brust drückst“, meinte er sichtlich belustigt. Zog sogar seine Goldkette aus dem Hemd hervor und ließ den kleinen, kreuzförmigen Anhänger vor meiner Nase baumeln. Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch, denn ein so etwas war das Letzte, was ich bei Christopher erwartet hätte. Als Nachtclubbesitzer und Blut saugender Vampir war er nicht gerade eine nahe liegende Person dafür, um gläubig zu sein. Andererseits kam er aus einem anderen Jahrhundert, wurde also bestimmt anders erzogen als ich. Ich merkte erst, dass ich beim Überlegen vor mich hin starrte, als von Deuten mich an der Schulter packte und in das Wohnzimmer schob. Er drückte mich auf einen Stuhl hinunter und schaute sich dabei um. Ich tat es ihm nach, doch bestimmt mit einem anderen Hintergedanken, fragte ich mich doch, wie meine Wohnung auf ihn wirken musste. Sie bestand eigentlich nur aus drei Zimmern: einem Bad, meinem Schlafzimmer und dem großen Raum in dem wir waren, der als Küche, Wohn- und Esszimmer diente. Ich war froh, dass bei der Vernichtungsaktion von Marcs Sachen gezwungenermaßen auch so etwas wie Ordnung entstanden war, da ich alles durchgeschaut hatte, so brauchte ich mich jetzt wenigstens nicht schämen. „Wo hast du den Verbandskasten stehen?“ „Da, im Schrank. Oberstes Fach rechts“, erwiderte ich sofort auf seine Frage und ärgerte mich dieselbe Sekunde darüber, dass ich so brav geantwortet hatte. Das klang so gehetzt und übereilt, als könnte ich nicht erwarten ihm seine Wünsche, Befehle und Fragen zu vollster Zufriedenheit zu erfüllen und zu beantworten. Christopher sollte gar nicht erst den Eindruck bekommen, dass ich mir auch nur einen Gedanken darum machte, was er von mir hielt! Das tat ich nämlich nicht, eigentlich war mir der Vampir völlig egal. Wirklich. „Dann zeig mal dein Handgelenk her. Ein richtiger Verband ist besser, als mein Taschentuch“, meinte Christopher, als er den winzigen Verbandskasten aus dem Schrank geholt und auf den Esstisch gestellt hatte. Hätte sein Satz nicht fast wie ein Befehl geklungen, dann hätte ich mich sogar geschmeichelt gefühlt, dass er sich um mich sorgte, auch wenn er es vielleicht nur aus Pflichtgefühl tat. So hielt ich ihm nur wortlos meine linke Hand entgegen. Nicht gerade sehr kommunikativ, aber ich hatte den Vampir auch nicht eingeladen und einen Verband anzulegen, hätte ich auch allein geschafft. Ein wenig zuckte ich zusammen, als Christopher den Stoff von den beiden kleinen Wunden löste und um mich abzulenken schaute ich in ihn an. „Wieso kümmerst du dich um mein Handgelenk. Du hast mich doch schon sicher nach Hause gebracht?“ „Schließlich war es meine Schuld, dass du verletzt wurdest. Ich hatte Damian zwischendurch mal gesehen und ich hätte die Party verlassen und schon gar nicht mit dir reden sollen“, erklärte Christopher von Deuten und sah wirklich ein wenig beschämt aus. Und zu sagen, dass ich „verletzt“ wurde, war doch eine sehr höfliche Umschreibung dafür, dass er mich gebissen und halb ausgesaugt hatte. „Und wieso hast du dann mit mir geredet?“, fragte ich bemüht beherrscht, während ich zusah, wie Christopher einen Verband fein säuberlich um mein Handgelenk wickelte. „Das geht dich nichts an“, antwortete der Vampir. Seine Kiefermuskulatur spannte sich so sehr an, als würde er sich gewaltsam zurück halten müssen, um nicht noch etwas zu sagen oder mich an die Gurgel zu gehen – wahlweise zum Blutsaugen oder Erwürgen. Ansonsten sah ich keine Anzeichen von Wut oder was auch immer ihn gerade beschäftigte. Im Gegenteil, seine Hände kümmerten sich immer noch genau so sanft um mein Handgelenk, hielten nicht inne an dem eigentlich schon fertigem Verband zu zupfen. Eigentlich empfand ich Christophers Berührungen gar nicht als unangenehm und vielleicht war es das, was mich so wütend machte, dass ich ihm meine Hand entriss. Ich war froh, als von Deuten aufstand und anfing im Raum auf und ab zu gehen, so war er wenigstens nicht in meiner Nähe. „Oh doch. Ich habe ein Recht darauf zu erfahren, weswegen du mich eben auf der Party angesprochen hast, wenn du doch wusstest, dass Damian da rum lief. Du wusstest, dass du jeden Menschen in Gefahr bringst, mit dem du freundschaftlich redest. Also, wieso hast du das verdammt noch mal getan?“, fragte ich erbost und funkelte den Vampir so böse an, wie ich nur konnte. Einen Moment stand er steif da, die Schultern resigniert herabgesunken und der Boden schien faszinierend für seinen regelrecht schuldbewussten Blick zu sein. Fast könnte er mir Leid tun, doch dazu war ich gerade zu erbost. Vielleicht in ein paar Minuten, wenn ich mich beruhigt hatte. Ich keuchte erschrocken auf, als Christopher plötzlich den Blick hob, mit zwei raschen Schritten auf mich zukam und sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter vor meines brachte. „Du willst wissen wieso? Weil du mich verrückt machst! Ich MUSSTE mit dir reden. Die anderen Frauen geben sich im Club immer Mühe mir zu gefallen und du, du bist patzig, gibst Widerworte und lässt mich einfach stehen“, schimpfte er los und ich musste zugeben, dass er mir ein wenig Angst machte, auch wenn er sich trotz der erhobenen Stimme verzweifelt anhörte. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, vielleicht dass es mir leid tat, doch ich kam nicht mehr dazu. Er zog mich vom Stuhl hoch, schlang den Arm um mich und presste mich an sich, seine Lippen fanden meine. Eigentlich sollte ich ihn von mir fort stoßen, doch mein Körper tat genau das Gegenteil. Ich schlang meinerseits die Arme um ihn, wollte nicht, dass Christopher mich losließ und als seine Zunge Einlass forderte, öffnete ich meine Lippen. Es war ungewöhnlich ihn zu küssen, denn erst jetzt, wo ich wusste auf was ich achten musste, fiel mir die Kühle seiner Haut auf. Ich wollte nicht nachdenken, wieso ich das nicht früher gemerkt hatte, denn das Gefühl seiner Hände auf meinem Körper war viel zu schön. Christopher konnte wunderbar küssen, mir wurden die Knie ganz weich und ich war froh, dass ich von dem Vampir festgehalten wurde, so brauchte ich mich nicht aufs stehen bleiben konzentrieren, sondern konnte mich fallen lassen. Ich war enttäuscht, als er den Kuss nach viel zu kurzer Zeit unterbrach, auch wenn er den Kopf nur ein wenig zurückzog. „Ich sollte gehen. Es tut mir leid“, murmelte Christopher gegen meine Lippen und bevor ich wieder so weit zu Atem gekommen war, dass ich protestieren konnte, hatte er mich schon losgelassen und die Wohnung beinahe fluchtartig verlassen. Scheiß Vampir, nur weil er so schnell sein konnte, musste er mir doch Zeit zum Reagieren lassen! Aber nein, er war weg, bevor ich ihm sagen konnte, dass er mir etwas bedeutete und ich ihn verdammt noch mal erneut küssen wollte. Aufseufzend ging ich die paar Schritte bis zu einem meiner Küchenstühle und setzte mich darauf, da meine Beine sich immer noch wie aus Wackelpudding anfühlten. Ich war mir bewusst, dass ich Christopher im Moment nicht hätte gehen lassen, auch auf die Gefahr hin, mich am nächsten Morgen zu hassen. Ich wollte ihn, wollte dass er bei mir übernachtete. Der Grund war mir nicht klar, natürlich sah er gut aus, doch das reichte nicht. Der Vampir war überheblich, arrogant und hatte die Angewohnheit mich immer wieder durch dumme Kommentare zu verletzen oder auf die Palme zu bringen, was alles dagegen sprach ihn in mein Bett zu lassen. Und doch hätte ich in diesem Moment nichts dagegen gehabt, wenn er über Nacht geblieben war, es verletzte mich sogar, dass er mich anscheinend nicht anziehend genug fand, um mit mir zu schlafen. Noch ein Mann, der mich fallen ließ. Doch wenigstens hatte Christopher es getan, bevor ich mein Herz ganz verloren hatte. Aber wieso mein Blick immer wieder nach dem Verband suchte und ich das Gefühl hatte, als könnte ich die Finger des Vampirs noch an meinem Handgelenk fühlen, war mir nicht klar. Irgendetwas störte mich und zwar ganz gewaltig, missmutig zwang ich mich die Augen zu öffnen und hob meinen Kopf ein wenig. In leuchtenden Buchstaben schrie mir die Uhr regelrecht entgegen, dass schon Mittag war und während mein heute doch recht langsames Gehirn das verarbeitete, hörte ich auch endlich die Klingel. Wieder und wieder drückte da draußen jemand auf den Klingelknopf und gereizt seufzte ich auf. Konnte man denn hier nicht einmal ausschlafen? Es war Samstag, verdammt! „Ich komme ja!“, schrie ich und beeilte mich, unter der schön warmen Decke weg zu schlüpfen und in meine Schuhe zu steigen. Kurz wurde mir ein wenig schummrig, als ich so überstürzt aufsprang, doch genau so schnell verging das Gefühl wieder. Doch sorgte es trotz allem dafür, dass die Erinnerungen an gestern Nacht wieder zurückkamen und abrupt blieb ich mitten im Flur stehen. Christopher von Deuten war ein Vampir, hatte mich gestern erst gebissen und dann nach Hause gebracht. Nicht zu vergessen, dass er mich so geküsst hatte, dass es mir bei der Erinnerung jetzt noch ganz warm wurde. Also wenn das keine ereignisreiche Nacht war, dann wusste ich es auch nicht. Ein erneutes Klingeln riss mich aus der selig lächelnden Starre, in der ich mich befunden hatte und ich eilte die letzten Meter bis zur Tür. Ohne auf mein XXL-Schlafshirt und das Vogelnest auf meinem Kopf zu achten, riss ich die Haustür auf und schaute in Jessicas beinahe panisches Gesicht. Nur Augenblicke später hatte ich sie um meinem Hals hängen und meine beste Freundin drückte mich fest an sich. „Meine Güte! Ich klingel hier schon eine Ewigkeit. Dachte schon, du wärst entführt, verschleppt und getötet worden, als du nicht auf machtest. Wäre ich doch gestern nur mitgekommen!“, plapperte Jessica los und schien in meinem Gesicht danach zu suchen, dass irgendwas nicht stimmte. „Keine Panik. War nur am Schlafen“, murmelte ich immer noch etwas müde und tätschelte mit einer beruhigenden Geste meiner Freundin den Kopf. Leicht gereizt schlug sie meine Hand weg, doch grinste sie auch dabei. „Komm, ich mach uns einen Kaffee und du erzählst mir, wie die Party noch war“, forderte ich Jessica auf, die immer noch etwas unschlüssig in der Tür stand. Ich wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern ging zurück in mein Zimmer und schlüpfte schnell in eine Hose. Den Geräuschen aus der Küche nach zu urteilen, machte es sich Jessica gerade an meinem Esstisch bequem und ich beeilte mich, wieder zurück zu ihr zu kommen. „Also?“, fragte ich ungeduldig und auf den neusten Tratsch gespannt, während ich Wasser in die Kaffeekanne füllte. „Nun, es gab noch eine Schlägerei, als du weg warst. Da hatten einige eindeutig zu viel getrunken! Die Polizei musste die Streitenden trennen und … Um Himmels Willen, was hast du mit deinem Handgelenk gemacht!“, erzählte Jessica erst ruhig und mit einem abfälligen Grinsen, bevor sie loskreischte, aufsprang und nach meinem verbundenem Arm fasst, dass ich fast den Behälter mit Kaffeepulver hätte fallen lassen. „Ich? Da … nichts. Ich hab nichts gemacht“, meinte ich ausweichend. Ja, wie sollte ich das auch erklären, dass ich gestern Nacht Zapfsäule für einen Vampir gespielt hatte? So ganz konnte ich das, jetzt bei Tageslicht betrachtet, auch nicht glauben. Ich würde mich wohl erneut mit Christopher treffen müssen. Wieso ich bei dem Gedanken Herzklopfen bekam wollte ich gar nicht wissen. Überrascht schreckte ich aus meinen Gedanken auf, als Jessica meine Hände nahm und mich ernst anschaute. „Du kannst immer mit mir reden, das weißt du doch? Ich wusste ja, dass es dir schlecht geht, aber dass du versuchst dich umzubringen!“, meinte Jessica aufgewühlt und ich konnte einen Moment nichts anderes tun, als sie verwirrt anzusehen. Sie dachte wirklich, ich hätte versucht mir selbst etwas anzutun! Ich wusste nicht, ob ich verletzt darüber oder gerührt sein sollte, dass sich meine Freundin so viel Sorgen um mich machte. Stattdessen fühlte ich ein Lachen in mir aufsteigen und fast hysterisch lachte ich, bis mir die Tränen liefen. Währendessen hielt mich Jessica immer noch an der Hand und betrachtete mich ein wenig komisch von der Seite. Vielleicht meinte sie ja, dass ich jetzt gänzlich den kümmerlichen Rest meines Verstandes verloren hatte und vielleicht lag sie gar nicht mal so falsch damit. Denn die ganze Zeit, seitdem Jessica die Sprache auf den Verband gebracht hatte, kreisten meine Gedanken um den Mann, der das Stück Stoff dort befestigt hatte. „Ich hab mich nicht selbst verletzt. Wieso auch? Mir geht es gut. Ich hatte gestern nur eine Begegnung mit einem unfreundlichen Kerl und Christopher hat mir dann einen Verband angelegt“, erklärte ich immer noch etwas atemlos vom Lachen. Beinahe zärtlich schaute ich auf den weißen Verband an meinem linken Handgelenk und strich vorsichtig darüber. Meine Gedanken wanderten wieder zu dem Vampir und wie sanft er meine Verletzung versorgt hatte und wie er mich geküsst hatte. Gut dass ich saß, sonst wären meine Beine bei der Erinnerung an den Kuss wieder weich geworden. „Meine Güte, du liebst den Kerl! Wie hieß er noch, Christopher? … Oh mein Gott! Du meinst doch wohl nicht DEN Christopher, den Kerl, dem diesen Nachtclub gehört? Bist du verrückt geworden?“, schimpfte Jessica vor sich hin, als sie verstanden hatte, weswegen ich vor mich hinträumte. Ein kleines Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. War ich verrückt? Vielleicht war ich das, wer würde sich sonst einen Vampir treffen wollen, wenn die letzte Begegnung fast tödlich geendet hätte? Aber lieben tu ich diesen Kerl nicht – höchstens ein bisschen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)