Golden Butterflies von Noleen (Beato X Battler) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Warnung! Enthält jede Menge Spoiler! Inhalt beherzigt Episode 1-3 des Spiels und lässt Episode 4 (größtenteils) außen vor. ___________________________________________________________________________ Golden Butterflies Beato X Battler Oneshot ___________________________________________________________________________ Ein endloses, perfektes Schachbrett. Das ist jenes Spiel, das ich ins Leben gerufen habe. Doch den Glauben an meinen Sieg habe ich verloren. Von Anfang an war dieses Spiel bereits entschieden worden. Doch was erlange ich, wenn ich gewinnen würde? Der Triumph war kein Sieg mehr für mich. Nein, es bedeutete meinen Untergang. Genauso zerbrechlich wie diese perfekte Welt ist, so bin ich diejenige, die daran zerbrach. Mein Blick verfing sich in dem schwarzen Tee, den Ronove mir besonders aufmerksam zubereitet hatte. Neben der lieblichen Teetasse lagen auf einem Tablett seit geraumer Zeit Kekse und Süßigkeiten, die ich unter normalen Umständen mittlerweile sicherlich alle verzehrt hätte, doch nichts von alldem hatte ich angerührt. Alles stand fein säuberlich auf dem Tisch vor mir, doch ich konnte es einfach nicht über mich bringen. Ich saß vollkommen alleine, um eine Ruhepause nach dem letzten Spiel und dem erbitternden Kampf mit Battler einzulegen, das ich beinahe wie selbstverständlich wieder einmal gewonnen hatte. Aber dieses eine Mal bereitete es mir kein Vergnügen. Seufzend nahm ich den Teelöffel und rührte in meinem mittlerweile völlig abgekühlten Tee umher. Nur dieses eine Mal wünschte ich mir, dass irgendjemand kommen würde, um mich zu sehen. Doch niemand würde kommen. Ich habe zu lange gebraucht, um zu erkennen, was ich wirklich verachtete. Anfangs habe ich geglaubt, es würde mich glücklich machen, Battler zu unterwerfen und andere zu quälen – und zu Beginn fühlte ich auch tatsächlich diese Genugtuung in mir, die ich mir so sehr gewünscht habe. Doch jetzt spürte ich deutlich eine Leere in mir, die ich zuvor nicht einmal gekannt habe. War ich nicht menschlich genug, um dieses Gefühl früher bemerkt zu haben? Vermutlich hatte Battler von Anfang an Recht gehabt – ich war nicht viel mehr als ein grauenhaftes Wesen, das am Ende nichts anderes verdient, als den Schmerz zu spüren. Zeichnet sich ein perfektes Schachbrett nicht dafür aus, dass wirklich alles vorherbestimmt ist? Doch niemals hatte ich geglaubt, dass mein Spiel nicht viel mehr war, als mein eigener Verrat. Das Gefühl, das ich kennenlernte, war das Gefühl der Einsamkeit. Ich hob meine Hand und nahm zögerlich den Tassengriff in die Hand, um wenigstens einen Schluck zu trinken, als die Tür hinter mir aufflog. Beinahe hätte ich aus Schreck meine Tasse fallen lassen. Überrascht wandte ich mich zur Tür und sah, wie Battler mit Ronove im Schlepptau in den Raum spazierte. „Guten Morgen, Beato!“, grüßte mich Battler freundlich und kam auf meinen Tisch zu, bis er schließlich irritiert stehen blieb und mich ansah. Er wandte sich wieder von mir ab und warf Ronove einen finsteren Blick zu. „Sie will nichts essen, sitzt deprimiert mit den Knien angezogen in einer Ecke und weint?“, fragte er um Beherrschung bemüht meinen Dämonendiener. „Schande über dich, Ronove.“ „Pukuku.“ Ronove lachte leise. „Nun, vielleicht habe ich etwas übertrieben – aber Milady war tatsächlich leicht deprimiert, Battler-sama.“ Ich war leicht verärgert darüber, dass Ronove wieder seine schmutzigen Tricks anwandte, um irgendjemanden hinters Licht zu führen, obwohl ich ebenfalls leicht erfreut war, nun nicht mehr alleine im Raum zu sitzen. „Ronove“, sagte ich ernst. „Bitte unterlasse solche Scherze in nächster Zeit – ich bin nicht in der Stimmung dafür.“ „Sehr wohl, Milady“, antwortete er gehorsam, aber im Hintergrund konnte ich sein leises Lachen noch vernehmen. „Seid ihr nur hier, um euch an meiner derzeitigen Stimmung zu erfreuen?“, fragte ich gleichgültig und wandte mich meinem Tee zu. „Milady, mit Verlaub werde ich Ihnen unverzüglich einen neuen Tee anrichten. Es wäre eine Schande, wenn Ihr ihn kalt trinken müsstet.“ Ronove klang immer noch erheitert. Manchmal würde ich ihn am liebsten persönlich zurück in die Hölle befördern – aber das wäre ein großer Verlust für meinen ohnehin schon sehr kleinen Freundeskreis. „Wenn du schon dabei bist – dann richte mir auch einen Tee an“, hörte ich Battler Stimme im Hintergrund. „Unverzüglich.“ Kaum nachdem die Tür wieder geschlossen wurde, spürte ich nur noch die Präsenz von einer Person im Raum – Battler. Er war mein Gegner in diesem irrwitzigen, perfekten Spiel und gleichzeitig betrachtete ich ihnen als einen Art…Freund. War das tatsächlich die beste Beschreibung dafür, wie ich ihn für ihn empfand? „Darf ich mich setzen, Beato?“, fragte er zögerlich neben mir. „Wenn du meiner kleinen Teeparty beiwohnen möchtest, dann kannst du dies gerne tun.“ Ich fixierte meine Tasse und betrachtete, wie der Tee aufgrund wegen meiner zittrigen Hand kleine Wellen auf der Oberfläche hinterließ. Battler schwieg und setzte sich auf den Stuhl, der direkt gegenüber von mir stand. Ich spürte, wie sein Blick auf mir ruhte, ohne dass ich zu ihm aufsah. „Du überraschst mich, Beato. Ich dachte, ich wäre derjenige von uns beiden, der eigentlich deprimiert sein müsste“, begann er leise und griff nach den Keksen, die immer noch unberührt vor mir auf dem Tablett lagen. „Es macht keinen Spaß, einen deprimierten Gegner zu haben, sobald das neue Spiel beginnt.“ Ich seufzte und stellte meine Tasse wieder auf den Tisch. Das Spiel beginnt nur, wenn ich es will. Aber es macht keinen wirklichen Unterschied mehr, ob das Spiel beginnt, endet oder nicht existiert. „Ich bin nicht deprimiert. Ich habe nur allerhand Dinge, über die ich nachdenken muss.“ „Solche Dinge wie in etwa deine Strategie? Mal ehrlich, Beato, so langsam kenne ich sie alle. Ich lasse mich nicht mehr so leicht hinters Licht führen wie Anfangs.“ Battler grinste selbstgefällig und biss ein Stück von seinem Keks ab. Fürwahr, anfangs machte es mir Spaß, ihn zum Weinen zu bringen – doch mit jedem Spiel wurde es schwerer und zudem wurde meine Genugtuung daran jedes Mal geringer. Es machte mir nicht mehr länger Spaß, ihn zu demütigen. Ich hatte Battler schon völlig ausgeschöpft, ihn unermesslich gedemütigt, ihn gequält, ihn verraten und angelogen. Doch diese Zeiten waren vorbei – zumindest für mich. „Sag mir, Battler… Was denkst du von mir?“, murmelte ich leise, ohne ihn anzusehen. Offenbar irritiert von der Frage schwieg er und ich hob meinen Blick, um ihn sein fragendes Gesicht zu sehen. Er hatte die Augenbrauen hinauf gezogen und dachte offenbar nach. „Wenn das eine Fangfrage ist…“ „Es ist eine normale Frage“, unterbrach ich ihn hastig. „Ohne irgendeinen Hintergedanken.“ Ich seufzte wieder und schloss die Augen. Wer oder was bin ich? All die Zeit habe ich versucht, Battler dazu zu bewegen, an Hexen zu glauben. Doch bin ich wirklich die, die ich glaube zu sein? Ich weiß nicht länger, ob all das, woran ich geglaubt habe, eine Lüge oder die Wahrheit ist. Alles in mir fühlt sich falsch an. „Du bist Beato, nicht viel mehr und nicht viel weniger“, beantwortete Battler meine Frage. „Anfangs habe ich geglaubt, du seist grausam – aber das ist nur die halbe Wahrheit. Du hast wie jeder andere Mensch auch deine guten sowie schlechten Seiten.“ „Aber ich bin kein Mensch.“ Ich war es einmal. Aber bin ich tatsächlich dazu fähig, mein menschliches Ich wieder anzunehmen? Wir schwiegen beide, bis Ronove den Raum betrat und ein Tablett mit neu angerichtetem Tee vor uns abstellt. Er verbeugte sich förmlich und ging schweigend wieder aus dem Raum. Battler griff nach seiner Tasse und trank einen Schluck, während er mich weiter beobachtete. „Was?“, fragte ich, während ich ebenfalls eine neue Tasse nahm. „Ich denke nur gerade, dass du nicht die Beato bist, die ich die ganze Zeit gekannt habe.“ „Nun, das liegt mit Sicherheit daran, dass du mich noch nie wirklich kanntest“, erwiderte ich trocken und nahm einen Schluck Tee. „Ich kenne die Beato, die angeblich eine Hexe ist und mit mir dieses grausame Spiel spielt und die Beato, die gerade ruhig vor mir sitzt und mit mir Tee trinkt“, fuhr Battler fort. „Tut mir ja sehr leid, deine Theorie zu zerstören, Battler – aber ich bin ein und dieselbe Person.“ Ich kicherte leise. „Ich kann es dir sogar in rot sagen.“ „Ich verzichte“, grummelte Battler in sich herein und schnappte sich einen weiteren Keks. Wieder einmal schwiegen wir eine Weile und ich bewegte mich dazu, einen von Ronoves Keksen zu essen, solange noch welche übrig waren. „Beato“, begann Battler abermals. „Eine Sache verstehe ich nicht – was dich betrifft.“ „Und das wäre?“, fragte ich trocken. „Warum schließt du dich immer alleine in diesem Zimmer ein? Ich meine, ich werde ja nicht gleich mit einem Messer von Ronove versuchen auf dich einzustechen.“ Ich kicherte wieder leise, leicht entzückt darüber, wie fortgeschritten Battlers Fantasie in mancher Hinsicht doch war. „Manchmal bin ich gerne alleine.“ „Aber nicht in diesem Moment.“ Erschrocken und irritiert sah ich auf und bemerkte Battlers ernsten Blick, der auf mir ruhte. Bin ichtatsächlich so leicht zu durchschauen? Was bin ich doch für eine Närrin. „In solchen Momenten kannst du mit mir reden, Beato“, pflichtete mir Battler ruhig bei. „Wir sind Gegner“, erwiderte ich barsch. „Nur bei diesem Spiel. Ich habe dir gesagt, ich kenne zwei Beatos. Und derzeit sitzt nicht meine Gegnerin vor mir, sondern eine Freundin.“ Battlers Worte trafen mich – und in gewisser Weise fühlte es sich an wie ein Balsam, der langsam das Loch in mir schloss. Ich habe mich von Anfang an nur selbst betrogen. Goldene Schmetterlinge erfüllten den Raum und tauchten ihn in ein zartes Gold, das sich an den Wänden spiegelte. Ich hatte sie nicht beschworen – und konnte mir auch nicht erklären, woher sie stammten, aber das war alles nebensächlich. Battler war von seinem Stuhl aufgestanden und stand plötzlich neben mir, die Arme um mich geschlungen. Ich spürte, wie mir Tränen aus den Augen entwichen und meine Wange hinabflossen. Es gab keine Erklärung für dieses Phänomen. Es war die einzige Wahrheit. „Du bist wie diese Schmetterlinge, Beato“, murmelte Battler an meinem Ohr. „Du kommst und verschwindest, genauso, als ob du beschworen wirst. Jedoch ändert sich nichts an der zarten Gestalt und dem Glanz, wenn du erscheinst. Die Schönheit vergeht nie – genauso wie bei ihnen.“ Es gibt kein Zurück mehr. So etwas gab es von Anfang an nicht. Ich wandte mich zu Battler, die Tränen flossen unaufhörlich meine Wange hinab, und schlug schwach auf seine Brust ein. Aber er gab nicht nach, sondern hielt mich fest, so dass ich weiterweinen konnte. Ich wollte nichts sehen und fühlen – ich wollte einfach nur weinen. „Das ist die Beato, die ich mag. Keine Hexe, keine Gegnerin – einfach nur Beato.“ Trotz meiner bitterlichen Tränen hörte ich es, und genau in diesem Moment fühlte ich es auch. Ich habe mich seit so langer Zeit nicht mehr so sehr wie ein Mensch gefühlt, wie ich es genau in diesem Moment tue. ~*~ Ronove stand leise lachend vor der Tür und ein kleiner goldener Schmetterling setzte sich auf seine ausgestreckte Hand. „Milady ist wie immer sehr berechenbar.“ Er stupste den Schmetterling vorsichtig mit einer Fingerspitze an, so dass dieser davon flog und sich zusammen mit anderen Schmetterlingen im Raum verteilten. „Ich sollte unverzüglich damit beginnen, einen Kuchen zu backen“, murmelte er leise zu sich selbst. „Vielleicht einen Schmetterling… und ein Schaf.“ Er kicherte erneut leise und begann sogleich mit seiner Arbeit. ~ Ende ~ _________________________________________________________________________________ Abschließende Anmerkungen: - die Stelle, bei der Ronove Battler durch eine falsche Information in Beatos Zimmer lockt, ist aus Episode 4 des Spiels geklaut, wo es genau umgedreht war XD. (Die Stelle ist zu köstlich.) - Die Stelle, an der Beato sagt ‚Ich kann es dir auch in rot sagen‘ bezieht sich selbstverständlich auf ihr Fähigkeit, die Wahrheit mit rot zu sagen, wie man es aus dem Spiel kennt - Irgendwie klingt ‚witch‘ besser als ‚Hexe‘… - Die Kuchenform, die Ronove am Ende wählt bezieht sich darauf: Beatrice (Schmetterling), abgeleitet auch von ihrem Anfangsbuchstaben ‚B‘ von dem englischen Wort ‚butterfly‘ und Battler (Schaf ), für seine Dickköpfigkeit, die man mit Sicherheit zu seinen Eigenschaften zählen kann – und natürlich auch, da die männliche Variante vom Schaf ein ‚Bock‘ ist :3. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)