Home Sweet Home von S_ACD ("Familie" wieder Willen...) ================================================================================ Kapitel 1: Ausziehcouch und Campingbett --------------------------------------- Warnung, die die Autorin angebracht findet: Rauchen ist gesundheitsschädlich und führt viel eher zum Tod, als der sprichwörtliche Bus, von dem man morgen überfahren werden kann. % Als die Türklingel schellte, hatte er ganz ehrlich keine Ahnung, wer es sein konnte. Shanks hatte sich vor fünf Minuten ins Badezimmer verabschiedet, um die Gelegenheit zu nutzen, endlich „mal wieder richtig duschen“ zu können. Nicht, dass Ruffys Dusche auf dem neuesten Stand der Technik gewesen wäre – bei kaltem Wasser war der Strahl so stark, dass er einen fast enthauptete, bei heißem Wasser (das sich sowieso immer erst nach einer Viertelstunde einstellte) war er so furchtbar lasch, dass einem allein vom Zusehen das Gesicht einschlief. Aber sie war sicher besser als nichts. Er warf dem Ausziehsofa einen letzten, herausfordernden Blick zu, dann verschob er den unvermeidlichen Kampf auf später. Jetzt musste er erst mal feststellen, wer um diese Uhrzeit noch vor seiner Wohnungstür stand. Hoffentlich nicht Mr. Boston, der Vermieter. Sie hatten sogar darauf verzichtet, das Licht im Treppenhaus anzuschalten, als sie so leise wie möglich hinaufgehuscht waren, nur um unbemerkt zu bleiben – eine Aktion, bei der Shanks sich irgendwo zwischen dem dritten und dem vierten Stock um ein Haar den Hals gebrochen hatte. Hoffentlich, hoffentlich nicht Mr. Boston. Die Miete vom letzten Monat war noch ausständig (wenn man von einer bescheidenen, kleinen Anzahlung mal absah) und im Moment hatte er bei weitem nicht genug Geld, um den Rest zu bezahlen. Die Klingel ging erneut. „Komme schon!“ Um alle Lichter zu löschen, mucksmäuschenstill zu sein und so zu tun, als wäre niemand zuhause, dafür war es ohnehin zu spät. Er drehte den Schlüssel um, drückt die Klinke nach unten, die Tür schwang auf und- „Sag mal, warum zum Teufel ist es hier draußen so finster? Is’ ja lebensgefährlich...!“ Ruffy blinzelte und starrte dann entgeistert. Zu etwas anderem fühlte er sich im ersten Augenblick nicht in der Lage. Dort auf der Türschwelle stand Ace, sein großer Bruder, den er seit gut zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Abgekämpft, mit staubigen Klamotten und zerzausten Haaren und seinem überdimensional großen Seesack im Schlepptau. Plus, er trat etwas unsicher von einem Bein aufs andere. „Wäre auf der verdammten Treppe vorhin fast abgestürzt“, murmelte er und, noch eine Spur leiser, „Hey, kleiner Bruder.“ Irgendetwas musste bei ihm ausgesetzt haben, denn das nächste, das Ruffy wusste war, dass er Ace umarmte, so fest er nur konnte. „Wenn man zu blöd ist, um den Lichtschalter zu finden...“, nuschelte er in Ace’ Schulter, aber die Worte waren nicht ganz so sattelfest, wie er es eigentlich gerne gehabt hätte, „...ist man selber schuld.“ Ace lachte leise, das Geräusch vibrierte sanft gegen Ruffys Brust. „Jahh“, sagte er grinsend und wuschelte ihm durch die Haare – um einiges sanfter als sonst, denn immer, wenn Ace das normalerweise tat, fühlte es sich an, als wollte er einem sämtliche Strähnen einzeln ausreißen, „Ich hab dich auch vermisst.“ Sie blieben noch ein paar Sekunden stehen, so lange, bis die Grenze zur Peinlichkeit eindeutig erreicht war, dann ließen sie sich los. Ruffy machte einen Schritt zurück und musterte seinen Bruder aufmerksam. Sein Gesicht sah etwas schmaler aus als sonst und er wirkte erschöpft, aber ansonsten war alles beim Alten. Er wusste, was Ace fragen würde, noch bevor er überhaupt den Mund aufgemacht hatte. „Ich hab mich gefragt... kann ich n’paar Tage bei dir pennen?“ „Klar doch“, Ruffy grinste breit, „Komm rein.“ Ace stapfte in den Flur, ließ seinen Seesack unzeremoniell auf den Boden fallen und sah sich interessiert um. Zwar war er bereits hier gewesen, aber das letzte Mal lag doch schon eine ganze Weile zurück. „Willst du was trinken?“ Ace grinste ebenfalls. „N’Bier vielleicht?“ „Kommt sofort“, Ruffy stieg über den Seesack, ohne auch nur hinzusehen und verschwand in der Küche, „Fühl dich ganz wie zuhause.“ Zwei Flaschen waren noch im Kühlschrank. Vorgestern war er zwar im Besitz eines vollständigen Sixpacks gewesen, aber die restlichen Flaschen hatten geopfert werden müssen, um Mr. Boston milde zu stimmen. Ruffy hatte sich gerade dazu entschlossen, selbst kein Bier zu trinken – wer weiß, wofür er die letzte Flasche noch gebrauchen konnte – und wollte die Hand ausstrecken, als- „WOAH!“ „ACH DU-“ KRACH! Eine Tür wurde mit markerschütterndem Krachen zugeschlagen und Ruffy beeilte sich, nach dem Rechten zu sehen. Auf halbem Weg kam ihm Ace entgegen. Sein Gesichtsausdruck konnte man bestenfalls als „verstört“ bezeichnen. „Da...“, er fuchtelte mit ausgestrecktem Zeigefinger Richtung Badezimmer, „...da ist ein Kerl drin!“ „Äh“, sagte Ruffy, „Ja, ich weiß.“ „Was- wer ist das?“ „Shanks.“ „Shanks wer?“ „Einfach nur Shanks.“ „Warum... Ruffy, was hat der da drin zu suchen?!“ Ruffy runzelte die Stirn, machte einen halben Schritt zur Seite und spähte an seinem Bruder vorbei zur geschlossenen Badezimmertür. „Na ja“, sagte er langsam, „Er duscht, nehme ich mal an.“ Ace sah ihn an, als wären ihm plötzlich Fühler gewachsen. „Wieso- oh“, von einer Sekunde auf die andere machte sich auf seinem Gesicht Verstehen breit, „Oh. Ich... ich verstehe. Tut mir leid, wusste ja nicht...“ Er drehte sich um. „SORRY, KUMPEL!“ „KEIN PROBLEM!“, schallte es zurück. Ruffy zuckte ob der Lautstärke zusammen – nicht, weil sie ihm in den Ohren wehtat, sonder viel mehr, weil sich die Frau, die unter ihm wohnte, bestimmt über die unangebrachte Lautstärke zu nachtschlafenden Zeiten beschweren würde. Egal. Jetzt war es sowieso zu spät. Er marschierte zurück in die Küche, griff nach dem Bier und drückte es Ace, der ihm gefolgt war, in die Hand. Dann knallte er die Kühlschranktür zu, die noch immer offengestanden hatte. Sein großer Bruder tippte abweisend gegen den Verschluss. Irgendwas schien ihn zu beschäftigen. „Was?“, hakte Ruffy nach, „Was ist denn?“ Ace zuckte mit den Schultern. „Das... nichts.“ „Was ist los?“ „Nichts, nichts...“, Ace öffnete die Flasche energisch, „Vergiss es einfach.“ „Soll ich dich vor die Tür setzen?“ „Woah, woah, okay. Langsam. Also, uhm, ich meine ja nur... versteh mich jetzt nicht falsch, das ist deine Sache, aber... ist der nicht n’bisschen alt für dich?“ Ruffy starrte ihn an. Dann sagte er das Erste, was ihm in den Sinn kam. „Wie genau hast du denn bitte hingesehen?!“ „Das... darum geht’s doch jetzt gar nicht!“ „Ach, nein?“ „Nein. Es geht darum, dass du was mit einem alten Sack hast!“ „Na, danke vielmals“, sagte eine Stimme hinter ihnen gut gelaunt, „Das wird mir bei meiner kommenden Midlifecrisis sicher ’ne große Hilfe sein.“ Ace wandte sich um. Im Türrahmen stand Shanks, ein Handtuch um die Hüften, ansonsten allerdings gänzlich unbekleidet. „Hey“, sagte Ruffy, „Auch ein Bier?“ „Wenn du noch eins für mich übrig hast“, Shanks strich sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht, „Übrigens, Kleiner, das heiße Wasser in diesem Ding ist etwas, ähm... unberechenbar.“ Ruffy zuckte mit den Schultern. „Ich weiß“, sagte er, „War schon immer so. Hast du dich verbrannt?“ „Nah“, Shanks übersah geflissentlich, dass Ace ihn immer noch vollkommen entgeistert anstarrte, „Höchstens ein bisschen verbrüht. Was soll’s, das werde ich überleben. Kann ich dir irgendwie helfen, Kumpel?“ Ace schüttelte den Kopf. „Zieh dir was an“, sagte er, „Wie wär’s damit? Ich weiß ja nicht, was ihr beide so in eurer Freizeit treibt, aber so lange ich im selben Raum bin...“ Ruffy verzog verwirrt das Gesicht, während er die Kühlschranktür wieder zuklappte und Shanks die letzte Bierflasche entgegenhielt. „Da, bitte. Ace, wovon redest du? Warum soll ich in meiner Freizeit...“ „Er denkt, wir hätten ’ne Beziehung“, erklärte Shanks heiter. „Habt ihr nicht?“, fragte Ace skeptisch. Ruffy begann zu lachen. „Oh Mann, jetzt kapiere ich erst, was du die ganze Zeit meinst!“ Er schüttelte grinsend den Kopf. „Wir haben nichts miteinander-“ „Prost“, warf Shanks ein und setzte die Flasche an seine Lippen. „-er übernachtet nur hier. Hab ihn im Park aufgegabelt.“ „Ah“, Ace sah immer noch alles andere als überzeugt aus, „Was hat er im Park gemacht?“ „Nur zur Info“, sagte Shanks, „Ich kann dich hören.“ Ace ignorierte ihn und fuhr fort damit, Ruffy abwartend anzusehen. Sein kleiner Bruder zuckte mit den Schultern. „Keinen Plan. Wollte dort schlafen, nehme ich mal an. Oder?“ Shanks zuckte ebenfalls mit den Schultern. „Ja“, sagte er, „Die Möglichkeit hätte ich sicher in Betracht gezogen.“ „Moment, Moment“, Ace deutet mit seiner Bierflasche auf Shanks, „Soll das heißen... bist du etwas ein Penner?“ „Die politisch korrekte Bezeichnung ist obdachlos“, wurde er informiert. „Was zum... ach, fick dich doch. Ruffy, du kannst doch nicht einfach wildfremde Leute von der Straße mit in deine Wohnung schleppen!“ Ace sah ehrlich besorgt aus. „Kleiner, mal im Ernst. Das macht man einfach nicht.“ „Wenn wir schon mal beim Thema sind“, warf Shanks ein, bevor Ruffy noch den Mund aufgemacht hatte, „Ich will nicht unhöflich sein, aber wer ist das überhaupt?“ „Wer- ach so. Shanks, das ist mein Bruder Ace.“ „Sein großer Bruder“, fügte Ace hinzu, baute sich demonstrativ breitbeinig vor Shanks auf und streckte ihm die Hand entgegen. Sein Gegenüber schlug ein und eine Sekunde lang konnte man ihre Fingerknochen förmlich knacken hören, doch keiner von beiden verzog eine Miene. „Sehr erfreut“, sagte Shanks schließlich ungerührt. „Ebenfalls“, gab Ace genauso ungerührt zurück. So erledigten echte Männer das. Hiermit waren die Grenzen abgesteckt. % „Ich kriege die Couch“, verkündete Ace, kaum dass Ruffy aus dem Zimmer verschwunden war. Sein kleiner Bruder war auf und davon, um das alte, rostige Campingbett zu suchen, dass er seinen eigenen Worten zufolge „irgendwo verstaut“ haben musste. Der Fall war glasklar – war die Ausziehcouch schon unbequem, dann war das Campingbett das reinste Folterinstrument. Und keine der betreffenden Parteien war besonders scharf darauf, am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen aufzuwachen. Shanks funkelte ihn an. „Kommt nicht in Frage, ich war zuerst hier.“ „Na und? Ich bin sein Bruder!“ „Ich hab die vergangenen paar Monate auf der Straße geschlafen!“ „Tja“, sagte Ace schnippisch, „Dann solltest du dankbar sein für jedes Campingbett, das du kriegen kannst.“ Sekundenlang schien es so, als wäre er mit dieser Bemerkung zu weit gegangen, denn Shanks’ Augen verengten sich zu Schlitzen und er musterte sein Gegenüber langsam von oben bis unten. „Nettes Tatoo“, sagte er dann, „Hast du öfter Schwierigkeiten dabei, deinen Namen richtig zu buchstabieren?“ „Und du?“, gab Ace zurück und gestikulierte dabei herausfordernd hinaus zu seinem eigenen Auge, „Hübsche Narben. Verlierst du öfter gegen ’ne Miezekatze?“ Shanks' Grinsen wurde dreckig. „Nicht so oft, wie ich’s gern hätte.“ Ace war gerade dabei, zu einer – vermutlich nicht besonders jugendfreien – Antwort anzusetzen, als Ruffy mit dem Campingbett zurückkehrte. „Huh?“, er sah fragend von Einem zum Anderen, „Was ist los, hab ich was verpasst?“ „Nein“, sagte Ace, bevor er sich wieder an Shanks wandte, „Und du... zieh dir endlich was an, falls du nichts dagegen hast.“ Shanks breitete die Arme aus. „Können vor lachen“, sagte er, „Was denn? Meine Sachen sind verschwunden.“ „Die sind in der Mülltonne“, sagte Ruffy beiläufig, während er versuchte, das grün lackierte Gestell auseinanderzuklappen, „Waren doch komplett hinüber. Leute, helft mir mal.“ Ace warf Shanks einen raschen Seitenblick zu. Die Neuigkeit, dass sein vermutlich einziger Satz Klamotten das Zeitliche gesegnet hat, schien den Mann nicht sonderlich zu schockieren. „Okay“, war alles, was er sagte, bevor er sich an Ace wandte, „Verständlich. Tja, Junge, tut mir Leid. So wie’s aussieht, musst du mich noch ’ne Weile im Handtuch ertragen.“ Ruffy sah auf. „Ach was“, sagte er, „Ist nicht nötig. Ace borgt dir sicher was.“ Ace warf seinem kleinen Bruder einen entsetzten Blick zu. „Wie bitte?“ Warum in aller Welt sollte er das tun? Immerhin war es ja nicht so, dass er wahnsinnig viele Kleidungsstücke besessen hätte. In seinem Seesack mussten auch noch andere Sachen Platz finden und mehr als ein, zwei Paar Jeans, einige T-Shirts und ein Ersatzpaar Turnschuhe waren nicht wirklich unterzubringen. Abgesehen davon – sah er etwa aus wie ein barmherziger Samariter? Er kannte diesen Typen doch gar nicht. „Komm schon“, Ruffy ließ sekundenlang vom Campingbett ab und sah seinen Bruder flehend an, „Meine Sachen werden ihm wohl n’bisschen zu klein sein, das sieht man doch.“ „Aber...!“ „Schon gut“, sagte Shanks, „Zerbrecht euch nicht den Kopf, ich bleibe einfach, wie ich jetzt bin. Gar kein Problem.“ Ace bedachte ihn mit einem finsteren Blick. „Wäre ja noch schöner“, murmelte er und marschierte hinaus auf den Flur, um seine Sachen zu holen, „Exhibitionist.“ „Oho“, sagte Shanks, der ihn offenbar gehört hatte, grinsend, „Jetzt kommen die Fremdwörter.“ „Leck mich.“ „Mach dir nichts draus“, Ruffy machte sich nicht einmal die Mühe aufzusehen, „Wenn ihm irgendwas nicht passt, wird er immer ausfallend.“ % Sie brauchten sage und schreibe fünfzig Minuten, bis sie Couch und Campingbett bewältigt hatten. Die Schlacht war lange und verlustreich- „Au!“ „Pass doch auf!“ „Lasst mich mal-“ „Nein, nein, warte, du musst-“ „Doch nicht so...!“ „Dieses gottverdammte Scheiß-“ „Seid ihr denn allesamt unfähig?“ „Woah! Wie hat das denn jetzt funktioniert-“ -aber letztendlich wurde sie gewonnen. Ein paar Blessuren hatten allerdings alle Beteiligten davongetragen. Ace hatte sich zwei Finger eingeklemmt, Shanks war der Couchrahmen ins Gesicht geschnalzt und Ruffy hatte sich gleich dreimal den Fuß gestoßen. Nichtsdestotrotz ging ein triumphierendes Murmeln durch den Raum, als endlich alles so war, wie es sein sollte. Das einzige, was jetzt noch blieb, war die Entscheidung, wer denn nun die Couch bekommen sollte. „Wir könnten auslosen“, schlug Ruffy diplomatisch vor, „Oder Streichhölzer ziehen oder so was.“ „Überflüssig“, knurrte Ace, der Shanks immer noch übelzunehmen schien, dass er nun seine Shorts und sein letztes sauberes T-Shirt trug, „Er hat schon meine Klamotten gekriegt. Da ist es doch nur fair wenn-“ „Er hat Recht“, räumte Shanks ein, „Meinetwegen, nehme ich eben das Campingbett.“ „Okay“, sagte Ruffy, „Ich hoffe mal, ich hab genug Decken. Kissen sollten kein Problem sein, aber...“ Er ging hinüber zu der letzten verbleibenden Tür, hinter der sich sein eigenes Schlafzimmer befand und kaum hatte er sie einen Spalt breit geöffnet, schoss auch schon eine pechschwarze Fellkugel laut maunzend daraus hervor. „Holla“, sagte Shanks und bückte sich, um die Katze hinter den Ohren zu kraulen, „Wer ist das denn?“ „Mann“, sagte Ace grinsend, „Hast du das Vieh etwa immer noch?“ Ruffy sah ihn, als wäre das die überflüssigste Frage gewesen, die er jemals gehört hatte. „Natürlich habe ich Pommes noch“, sagte er, „Denkst du, ich gebe sie einfach weg?“ Shanks schmunzelte, als die Katze ihren Köpfchen genießerisch gegen seine Handfläche stemmte. „Hübscher Name. Wie bist du denn bitte darauf gekommen?“ Ace schnaubte, Ruffy grinste nur selbstzufrieden. „Ganz einfach – ich hatte wahnsinnigen Kohldampf, als ich sie benannt habe.“ % Es war stockdunkle Nacht und Ace kam sich ganz ehrlich ein wenig dämlich vor. Schön, es war nicht das erste Mal, dass er sich das Zimmer mit einem mehr oder weniger Wildfremden teilen musste, aber... trotzdem. Das hier war keine Absteige am Arsch der Welt, das hier war Ruffys Wohnung. Außerdem hatte er bis jetzt noch nie seine Klamotten herleihen müssen. Shanks war wach, das konnte Ace an seiner Körperhaltung ablesen, auch ohne ihn allzu auffällig anzugaffen. Die Situation war seltsam. Irgendwie hatte er nämlich schon die ganze Zeit das Gefühl, Smalltalk machen zu müssen und das war in Anbetracht der Tatsache, dass sie beide kaum bekleidet waren und unter Bettdecken steckten, doch irgendwie unangebracht. Abgesehen davon hatte er das dringende Bedürfnis nach einer Zigarette. Neben ihm gab es ein quietschendes Geräusch, dann ächzte etwas gequält auf. Er hätte beim besten Willen nicht sagen können, ob es Shanks oder das Campingbett von sich gegeben hatten. Ach, scheiß drauf. Er setzte sich ruckartig auf und schwang die Beine über den Sofarand – mit so viel Schwung, dass er sie dem verdammten Kerl, der ja immerhin nur anderthalb Meter von ihm entfernt lag, um ein Haar in die Leistengegend geknallt hätte. „Meine Güte“, Shanks klang schläfrig, „Pass doch auf, wo du die Dinger hinparkst.“ „Halt die Klappe“, gab Ace zurück und versuchte sich zu erinnern, wo genau er seine Jeans hingelegt hatte. Der Kleiderhaufen am Fuß der Couch sah in der Dunkelheit wie eine amorphe Masse. Er hockte sich davor, durchwühlte ihn, bis er rauen Denim unter seinen Fingern spürte. „Bingo.“ Er nestelte die bereits arg in Mitleidenschaft gezogene Zigarettenpackung samt Feuerzeug aus einer der Hosentaschen hervor, richtete sich auf und stellte fest, dass Shanks ihn auf die Ellenbogen gestützt beobachtete. „Is’ was?“ Die Patzigkeit in seiner Stimme diente einzig und alleine dazu, zu überspielen, dass ihm das Ganze irgendwie peinlich war. Shanks deutete mit dem Kinn auf die Pappschachtel. „Gibst du mir eine ab?“ Das auch noch! „Ruffy will nicht, das hier drin geraucht wird“, gab Ace widerwillig zu. Zugegeben, mit diesem Argument schoss er sich ein Eigentor, aber alles war besser als teilen zu müssen. Dass er sein T-Shirt hatte herborgen müssen, ging ihm immer noch gegen den Strich. „Aha“, machte Shanks, „Und du wirst dich einfach so drüber hinwegsetzen?“ „Red kein Blech! Ich gehe raus auf den Balkon.“ Shanks furchte die Stirn. „Was denn... hier gibt’s ’nen Balkon?“ „Wenn man das so nennen kann“, murmelte Ace. Dann seufzte er abgrundtief und bedeutete Shanks, aufzustehen. Ein wenig Gesellschaft war schließlich auch nicht zu verachten. „Komm mit, dann überlege ich’s mir vielleicht.“ % Sie standen zu zweit vor der schmalen Glastür. Vor ihnen breiten sich knapp zwei Quadratmeter aus, die fast vollständig von Kakteen in sämtlichen Formen und Größen bevölkert wurden. „Das...“, sagte Shanks langsam, „Das Teil sieht aus, als würde es jede Sekunde zusammenbrechen.“ Ace nickte. Verdammt, er hatte komplett vergessen, was für eine Todesfalle Ruffys „Balkon“ gewesen war. Jetzt musste er sich die Frage stellen, wie lebensmüde er wirklich war – war eine Zigarette das Risiko wert? Die Alternative dazu, dort draußen eine zu rauchen, war, einfach ein Fenster zu öffnen, den verräterischen Rauch mit einer Zeitschrift nach draußen zu wedeln und währenddessen zu hoffen, dass sich der Geruch nicht in den Vorhängen festsetzte. Blöd nur, das Ruffys Nase immer schon besonders gut gewesen war. „Okay“, sagte er zögernd, „Dann... geh ich da jetzt mal raus.“ Shanks warf ihm einen Seitenblick zu. „Viel Glück“, bemerkte er trocken. Ace verbiss sich den unfreundlichen Kommentar, der ihm fast schon automatisch auf der Zunge lag und öffnete die Balkontür. Kühle Nachtluft wehte ihm entgegen und die Fliesen unter seinen Fußsohlen waren beklemmend kalt. Er fummelte eine Zigarette aus der Packung, steckte sie sich zwischen die Lippen und schirmte sie mit einer Hand gegen den Wind ab. Es brauchte trotzdem vier Versuche, bis er sie endlich angezündet hatte. Shanks verschränkten die Armen gegen die Kälte und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Tja“, sage er heiter, „Passivrauchen hat auch was für sich.“ Ace grinste in sich hinein, bevor er ihm die Zigarettenschachtel zuwarf. Gut, Shanks war ein Penner... aber vielleicht war er doch nicht so übel. Wenigstens hatte Ace die Couch gekriegt. Und für den Fall, dass der Kerl doch nicht so nett war, wie er tat, war Ace jetzt ja da, um auf seinen kleinen Bruder aufzupassen. Immer mal vorausgesetzt, er stürzte vorher nicht mitsamt diesem altersschwachen Möchtegern-Balkon und Ruffys Kakteensammlung fünf Stockwerke nach unten in den sicheren Tod. % Huuargh, ich hab immer noch nicht gelernt, dass ich mir die Rocky Horror Picture Show einfach nicht ansehen DARF. Jetzt muss ich mir den Film mindestens noch fünf Mal reinziehen, bevor ich wieder einigermaßen normal weiterleben kann. =__= Hilfe... meine Obsession mit Frank-N-Furter ist absolut nicht mehr normal. (Ich WILL ihn. @_____@ Ich will ihn, ich will ihn, ich willllllll ihn.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)