Die verschollen Chroniken der Familie Black von angi19 (Anno 2017) ================================================================================ Prolog: Prolog - Desiderium - ----------------------------- Die verschollenen Chroniken der Familie Black Prolog - Desiderium - Ted Lupin starrte der roten Dampflock, die langsam das Gleis neun- dreiviertel in Richtung Hogwarts verließ, hinterher und dachte an Victoire. Aber nur kurz dachte er an seine Freundin, schnell drängte sich ein anderer Gedanke in den Vordergrund und beanspruchte alles. Schon seit er Hogwarts mit Bestnoten verlassen hatte und in der Welt umher gereist war, um sich weiter zu bilden, quälte ihn eine Frage immer mehr, bis er beschlossen hatte, sich die Frage zu beantworten. Als die Lock endgültig aus dem Bahnhof verschwand und sich nur noch der dicke gräuliche Rauch wirbelnd verteilte, wendete er den Blick ab und machte sich mit den Potters und den Weasleys auf den Rückweg. Die kleine Lily und Hugo spielten fangen und liefen der Gruppe voraus. Hermine mit Ron im Schlepptau und Ginny mit Harry gingen hinter den spielenden Kindern her. Er selbst, Ted Remus Lupin, ging als letztes hinter den beiden Familien. Mit beiden Händen in den Hosentaschen und wehender Jacke starrte der im Moment schwarz haarige Junge vor sich hin. Nachdem sie das Gleis neun dreiviertel verlassen hatten und sich wieder im muggelüberfüllten Hauptbahnhof von London befanden, bemerkte Ted den Seitenblick seines Patenonkels, der sich sogleich von Ginny löste und sich zu ihm zurückfallen ließ. Er bedeutete seiner Frau und den anderen, die in der zwischenzeit angehalten hatten und verwundert auf die beiden schauten, weiterzugehen. Sobald sich die Gruppe mit Ginny, Ron, Hermine und den Kindern wieder in Bewegung gesetzt hatte, schaute Harry seinen Paten mit einem freundlichen Lächeln an. Ted lächelte zurück, doch das Lächeln kam nicht von Herzen, denn es erreichte seine Augen nicht. Nachdem die Gruppe ein weites Stück voraus war, schob Harry seinen Paten sanft vorwärts. "Sonst verlieren wir die anderen noch.", sprach sein Patentonkel fast lachend. Während sie ihren Weg fortsetzten, blickte Harry immer wieder zu seinem Paten. Der traurige Blick in Teds Augen war nicht zu übersehen und erinnerte Harry an Teds Vater und an sich selbst. Ohne drängend zu wirken sprach Harry: "Mach dir keine Sorgen, du wirst sie doch bald wiedersehen und außerdem...." Harry machte eine kurze Pause und sagte dann fröhlich: "...wenn du erst dein Praktikum im Ministerium beginnst, hast du sowieso kaum Zeit an Victoire zu denken." Ted bedachte seinen Patenonkel mit einem Blick von der Seite, wobei sein Mund sich zu einem schrägem Lächeln verzog: "Ja, du und Tante Hermine werdet mich schon auf Trapp halten, da bin ich mir sicher." Er wandte seinen Blick wieder geradeaus und sprach: "Um Victoire mache ich mir keine Sorgen, sie kann ganz gut auf sich selbst aufpassen Onkel Harry." Harry bemerkte, wie sich wieder der traurige Ausdruck in den Blick des jungen Zauberers schlich und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. Als er mit ihm sprach blickte er ihn nicht an, nicht aus Respektlosigkeit oder Desinteresse, sondern um ihn nicht in die Augen schauen zu müssen, denn er kannte diesen Ausdruck von sich selbst, als er noch jung war: "du kannst mit mir über alles reden Ted, dass weißt du." Doch Ted antwortete zögerlich und erst, nachdem sie etliche Meter zurückgelegt hatten: "Wieso möchte Grandma Tonks nie über Ihre Familie erzählen Onkel Harry?" Nachdem Ted die erste Frage gestellt hatte und noch bevor Harry antworten konnte, strömten seine Gedanken ohne jeden Halt weiter: "Ich meine, Grandpa und seine verwandten sind tot und von Dads Eltern konntet ihr mir auch nichts erzählen. Selbst Grandpa und Grandma Weasley kannten seine Familie nicht. Grandma macht immer einen Bogen um dieses Thema und lenkt ab." Etwas entschuldigend blickte er Harry an: "Ihr seid ebenfalls meine Familie. Tante Hermine und die anderen auch, aber ich möchte wissen, wo ich herkomme, wer meine Vorfahren sind, verstehst du? " Harry runzelte die Stirn und verstand nur zu gut, er hatte mit seiner Vermutung also recht gehabt, denn auch er hatte immer versucht herauszufinden wohin er gehörte und zu wem. Ted schaute wieder zu Boden und schritt weiter voran. Sie hatten den Bahnhof fast verlassen, als Ted wieder sprach: "Onkel Harry, jahrelang hat es mir nichts ausgemacht es nicht zu wissen, es war mir sogar egal....doch nun ist es mir wirklich wichtig." Da  Harry ebenfalls als Waise aufgewachsen war, zwar zu wesentlich schlechteren Bedingungen als Ted, konnte er den Wunsch zu gut nachvollziehen, aber er wusste auch warum Andromeda nicht über ihre Abstammung sprach.  Aber der Junge war eindeutig alt genug um damit umzugehen. Vielleicht sollte er mal mit Andromeda sprechen. In der Nähe von Kings Cross, einem Dissapparierplatz und Haltebereich für magische Autos, Taxis, Besen etc. hielt die Gruppe an. Hermine, Ron und Hugo verabschiedeten sich und stiegen zu Arthur Weasley in ein umgebautes Muggelauto, das aber im Gegensatz zum Original Platz für mehr als 10 Personen bot. Ginny mit Lily an der Hand warteten auf Harry, der immer noch wenige meter mit Ted zusammen entfernt stand. Bevor sich Harry von Ted verabschiedete, legte er ihm noch mal die Hand auf die Schulter und sagte leise: "Ich werde mal mit deiner Grandma reden. Ich melde mich in den nächsten tagen bei euch." Augen zwinkernd fügte er noch an: "Vergiss nicht, das du uns die Woche bevor dein Praktikum beginnt in Godrics Hollow besuchen wolltest. Unsere Lilymaus freut sich schon sehr." Harry reichte seinem Paten die Hand: "Halt die Ohren steif und ärger deine Grandma nicht." Winkend lief sein Patenonkel zu seiner Familie. Winkend apparierten die drei zusammen und Ted stand allein auf dem Platz. Seufzend apparierte auch er. Harry saß allein auf der Couch und drehte schon etliche Zeit das halb volle Glas Butterbier zwischen den gefalteten Händen in seinem Schoß hin und her. Wahrscheinlich war das Butterbier nicht mehr genießbar, denn am liebsten mochte er es warm und frisch, doch das Bier in seinen Händen war schon lange nicht mehr warm, auch der dünne weiße Schaum hatte sich verflüchtigt. Normalerweise würde er in so einer Situation Feuerwhiskey trinken, doch danach war ihm heute absolut nicht. Harry hob es kurz an und roch an dem Bier. Es roch wirklich schon abgestanden. Seufzend stellte er das Glas schnell auf den niedrigen hölzernen Wohnzimmertisch vor ihm. Danach ließ er sich zurück in das dunkelrote Sofa sinken, wobei sein Blick auf die Uhr an der Wand fiel. Es war eine schlichte Muggelwanduhr in schwarz, deren Zeiger schon weit über Mitternacht hinaus waren. Seufzend strich sich Harry ein paar widerspenstige Haare aus der Stirn, wobei seine Hand unterbewusst über seine alte Blitznarbe strich. Kurz hielt er dort inne und erwartete aus dummer Gewohnheit ein schmerzhaftes Ziehen, doch dieses blieb seit mehr als 19 Jahren aus. Aber ein kleiner Teil von ihm würde immer damit rechnen, das der Schmerz zurück kam. Noch einmal seufzte er tief und legte die Arme hinter seinen Kopf. Andromeda würde Ted niemals von seiner wahren Abstammung erzählen, sie würde ihm nie erzählen, wie sie von ihrer eigenen Familie ausgestoßen wurde, nur weil sie liebte wen sie liebte, einen muggelstämmigen Zauberer. Er konnte sich gut vorstellen, wie die Blacks Andromeda vor die Tür gesetzt hatten, beschimpften und beleidigten, um sie schlussendlich für immer aus dem Familienstammbaum zu tilgen. Eine ähnliche Geschichte hatte ihm sein Patenonkel Sirius erzählt, nur das er mit Pauken und Trompeten von selbst gegangen war. Sirius war Andromedas Cousin gewesen. Ted wusste garantiert durch die Geschichtsbücher ein wenig über die Blacks, z.B. von Bellatrix Lestrange, die nur Erwähnung fand, weil sie besonders grausam war, aber ansonsten hatte Ted niemand die ganze Geschichte um die Familie Black erläutert. Selbst die Ähnlickeit zwischen Bellatrix und Andromeda wurde nie zum Gesprächsthema, wahrscheinlich aus mehrerlei Gründen, zum einen, weil in den Geschichtsbüchern Bellatrix zwar erwähnt wurde, aber ohne ein Foto, zum anderen existierten so gut wie keine weiteren Bildnisse der Hexe mehr. Jegliche Steckbriefe, von denen ihr wahnsinniger Blick herausstrahlte, sowie alle Bilder aus dem Herrenhaus wurden vernichtet. Im Haus der Lestranges und im Herrenhaus der Blacks war Ted nie gewesen. Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal, dass er aus dieser alten und reinblütigen Familie stammte. Zwar nur als Spross aus einem ausgestoßenen Teil der Familie, aber generell betrachtet, war ein Black. Vielleicht war es nie angebracht gewesen, vielleicht waren er, Hermine, Ron, Andromeda und alle anderen auch einfach nur froh nicht mehr über diese schlimmen Zeiten nachdenken oder reden zu müssen. Natürlich wusste jeder, wie Voldemort zu Fall gebracht wurde, wer seine Anhänger waren, welche Gefahren Harry über seine Schulzeit hinweg überstehen musste, natürlich fielen hier und da Anspielungen auf diese Zeiten, doch niemand schien gern über die Details des Ganzen zu sprechen. Selbst wenn er, Ron und Hermine allein waren sprachen sie selten über diese Zeiten. Vielleicht sollte er einfach mit Ted zum Haus der Blacks apparieren und es ihm zeigen. Harry hatte früher mit dem Gedanken gespielt, das Haus abreißen zu lassen, ließ es dann doch bleiben, da es seine einzige Erinnerung an seinen Paten Sirius war. Er und Ginny hatten das Haus wieder renoviert und wollten dort auch eigentlich einziehen, waren es für kurze Zeit auch, doch die ständigen Erinnerungen und die immer noch bedrückende Atmosphäre des Herrenhauses veranlassten Ginny und ihn sich ein eigenes Heim zu schaffen, bei den Ruinen seines Elternhauses in Godrics Hollow. Kreacher wollte allerdings nicht umziehen und ließ sich auch nicht durch Gefälligkeiten umstimmen. Harry und Ginny hatten ihm dann eine zweite Hauselfe namens Trixi zur Seite gestellt, damit er in der Abwesenheit der Potters nicht allzu allein war und Hilfe bei der Hausarbeit hatte. Doch beide Hauselfen besuchten die Potters oft in Godrics Hollow. Harry kniff die Augen zu und schielte zur Wanduhr, er musste endlich ins Bett, morgen würden einige Aufgaben im Ministerium auf ihn warten. Außerdem hatte Andromeda ihm, Ron und Hermine schon kurz nach der Schlacht in Hogwarts scharf eingebläut Ted niemals mit in das Haus der Blacks zu nehmen. Eine wirkliche Begründung hatte sie ihnen nicht genannt, nur das der Junge unvoreingenommen aufwachsen sollte, ohne den Einfluss alter Erinnerungen. Doch Harry hatte ihr als einziger damals schon nicht geglaubt, ließ es aber darauf bewenden und sie alle hatten das Versprechen bisher auch gehalten. Wahrscheinlich hatte Ron es komplett vergessen und Hermine hatte es mit Sicherheit irgendwo in ihrem Hirn abgespeichert. Doch er wollte die beiden nicht da mit hineinziehen, dies war eine Sache zwischen ihm, Andromeda und Ted. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)