Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- New York, vor zwölf Jahren. Samuel James Whitwicky stand inmitten des Raumes und fühlte sich umzingelt. Links und rechts um ihn herum stapelten sich Umzugkartons, vollgestopft mit Büchern über Astronomie, Mechanik und Physik, dazwischen lagen wild verstreut die Überreste dessen, was mal ein etwas antiquierter Computer und die Hälfte eines Motorradmotors gewesen waren, Babysachen und ein beinahe leerer Pizzakarton vom letzten Abend. Dicht neben einem halb aufgebauten Teleskop stand eine kleine Glasvitrine, durch deren fleckiges Glas etwas zu erkennen war, das wie ein länglicher, vielleicht fünf Zentimeter langer und zwei Zentimeter breiter Metallsplitter aussah. Erst, wenn man sich dem scheinbar unbedeutenden Objekt näherte, erkannte man, dass es übersäht war mit eigenartigen, an den Kanten abgebrochenen Zeichen, die keiner der vielen Schriften, die auf der Erde verbreitet waren, auch nur ansatzweise ähnelten. An einer an den Rändern schon etwas angenagt wirkenden Pinnwand über dem vollgestapelten Schreibtisch hing ein Foto, das offenbar in der Mitte bereits einmal geknickt worden war. Es zeigte einen wesentlich jüngeren Sam Whitwicky, der an der Motorhaube eines sonnengelben Camaros lehnte, einen Arm um die Hüfte eines bildhübschen dunkelhaarigen Mädchens gelegt. Beide lächelten in die Kamera. Auf dem nächsten Bild war Mikaela erneut zu sehen, diesmal ein paar Jahre älter, in einem Krankenhausbett, erschöpft, aber glücklich, mit einem weißen Stoffbündel im Arm, aus dem zwei winzige Hände und eine Stupsnase herausschauten. Ein vielleicht dreijähriges Mädchen, umringt von Geschenken, von Kopf bis Fuß mit Torte beschmiert und teuflisch grinsend. Ein Foto, das scheinbar auf einem Parkplatz oder an einer Raststätte aufgenommen worden war, schien seltsam zusammenhanglos – wieder ein sonnengelber Camaro mit schwarzen Streifen, ein schwarzer Geländewagen, ein blauroter Truck… Die Buntstiftkritzelei eines kleinen Mädchens, kaum zu erkennen, doch die Farben der undefinierbaren, fast menschlichen Objekte auf dem Bild waren dieselben wie auf dem Foto zuvor. Ein weiteres Foto, auf dem die Kleine zu sehen war; sie lag zusammengerollt auf dem Rücksitz eines Wagens und schlief tief und fest… Sam wandte den Blick ab. Flüchtig sah er aus dem Fenster, gerade noch rechtzeitig, um einen gelben Camaro zu erkennen, der verstohlen in die Garage rollte. „Sam?“ Beim Klang von Mikaelas Stimme schrak er hoch, doch als er zu ihr aufsah, umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Hat Bumblebee Lena von der Schule geholt?“ „Hmh.“ Mikaela lehnte sich gegen den Türrahmen. „Sam, wir müssen reden.“, sagte sie leise, „Glaubst du wirklich, es ist gesund für Lena, wenn sie… na ja, so aufwächst?“ Sie warf einen Blick Richtung Pinnwand. Sam hob die Schultern. „Wieso denn nicht? Ist auf jeden Fall besser, als wenn sie mit achtzehn zufällig erfährt, dass der Familienwagen ein sprechender Alienroboter ist, oder?“ „Schon…“ Mikaela zog die Unterlippe zwischen die Zähne. „Aber nicht einmal Lennox weiß, dass sie Bescheid weiß. Und was ist, wenn sie anfängt, überall herumzuerzählen, was für coole Alienfreunde ihr Vater hat?“ „Das wird sie nicht.“ Sam lächelte und küsste sie flüchtig auf den Mund. „Sie ist ein schlaues Mädchen. Wie ihre Mutter. Und von wo aus sollte ihr schon Gefahr drohen; Fallen ist tot und Megatron versteckt sich sonstwo… Optimus hat irgendwas vom Saturn erzählt…“ „Aber er lebt, Sam! Was ist, wenn er zurückkommt?“ „Dann wären wir die ersten, die es erfahren.“, sagte Sam leise, „Die NEST-Leute bringen uns in Sicherheit und keinem passiert was. Mach dir keine Sorgen.“ Mit diesen Worten wollte er an ihr vorbei die Treppe hinunter Richtung Küche verschwinden, doch Mikaela hielt ihn zurück. „Sam, ich mache mir aber Sorgen!“ Sam seufzte leise und hielt inne. „Mikaela.“, sagte er leise, „Wir haben den besten Leibwächter für unsere Tochter, den wir uns wünschen können – Bumblebee. Sobald die Decepticons hier auftauchen sollten, werden wir es wissen. Und sind wir mal ehrlich, so schwer sind sie nicht zu übersehen… es sei denn, sie könnten sich in Menschen verwandeln, aber das können sie nicht, oder?“ „Nicht dass ich wüsste.“ Mikaela strich sich mit einem Seufzen die dunklen Haare aus dem Gesicht. „Sam – lass uns trotzdem vorsichtig sein, ja?“ Sams Mundwinkel zuckten. „Ich liebe dich.“ Er entwand sich ihrem Griff und nahm die letzten Treppenstufen nach unten mit einem Schritt, um anschließend in die Garage zu verschwinden. „Morgen, Bee.“ Die Scheinwerfer des Camaros blitzten kurz auf. „Wo steckt Lena…?“ Wie zur Antwort fuhr Bumblebee die Fensterscheibe an der Fahrerseite hinunter; Sam steckte den Kopf hindurch und konnte auf dem Navigationsbildschirm eine Adresse aufblinken sehen. Bei einer Freundin also. „Na gut…“ Sam lehnte sich gegen den Kotflügel des Wagens und schloss die Augen für einen Moment. „Wie geht’s Optimus und den anderen?“ Das Autoradio sprang an. „…Krise konnte abgewendet werden.“, sagte die Stimme eines Radiomoderators, „Dennoch bleibt die Lage weiter angespannt…“ Sam zog die Augenbrauen zusammen. „Was denn für eine Krise?“ Es surrte, als Bumblebee durch die Sender schaltete. „Es verwandelt sich!“, konnte Sam eine hysterische Frauenstimme hören, dicht gefolgt von einem „Jetzt haben wir echte Probleme…“, das offenbar von einem anderen Sender stammte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in Sam aus. „Was soll das heißen, Bee?“ Die Antwort war eine weitere Zusammenstückelung aus verschiedenen Radiosendern. „Mach dir keine Sorgen... wir werden dich und deine Familie… beschützen.“ „Verdammt!“ Zornig hob Sam die Hand, hielt jedoch im letzten Augenblick inne, als ihm klar wurde, dass Bumblebee es wohl gar nicht guthieß, wenn er frustriert auf die Motorhaube des Wagens einschlug. Stattdessen musste die Wand der Garage daran glauben. Ein wenig Staub rieselte von einem darüber angebrachten Regal, als Sam die Faust gegen das Holz schlug. „Gerade eben hab‘ ich Mikaela noch versichert, dass sie sich keine Sorgen machen muss – wär‘ ja auch zu schön gewesen!“ Er presste die Lippen zusammen, doch dann fiel ihm etwas auf. „Was sollte das gerade heißen, es verwandelt sich?“ Erneut sprang das Radio an. „…neue Technologie…“, zwitscherte eine Radiosprecherin, doch die Stimme wechselte: „…extrem gefährlich…“ „Was für eine neue Technologie?!“ „…verwandeln sich…“, flüsterte eine Hörspielfigur, und eine andere Stimme fuhr fort: „…in Menschen…“ Sams Eingeweide schienen sich zu verknoten. „Was?“, flüsterte er. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. „Bee, du musst Lena und Mikaela nach Diego Garcia bringen! Auf der Stelle!“ Er klopfte Bee auf die Motorhaube. „Hol Lena ab. Auf der Stelle, hast du gehört? Mikaela und ich packen unsere Sachen, dann fahren wir nach Diego Garcia, sofort.“ Erneut blitzten Bumblebees Scheinwerfer auf, folgsam startete der Motor des Wagens. Sam öffnete das Garagentor, wartete jedoch nicht, bis Bumblebee diese verlassen hatte, sondern hastete ins Haus zurück. „Mikaela?“ Sein Herz verkrampfte sich, als keine Antwort kam; gedanklich ging er die Gesichter sämtlicher Menschen durch, die in den letzten Wochen vielleicht neu in ihr Leben getreten waren. Ein neuer Lehrer an Lenas Schule, ein Installateur, der ihre kaputte Heizung repariert hatte, der Neue, den Leo in seiner ach so tollen Computerfirma eingestellt hatte… „Sam?“ Beinahe wäre er vor Schreck in die Luft gesprungen, als Mikaela urplötzlich aus einer Seitentür auftauchte. Sie wischte sich die ölverschmierten Hände an einem Handtuch ab – offenbar hatte sie an irgendetwas herum geschraubt. „Was ist denn los?“ Besorgt griff sie nach seiner Hand. „Du bist ja kreidebleich…“ „Wir müssen weg.“, brachte Sam hervor, „Sofort!“ Mikaelas Griff um seine Hand verstärkte sich unwillkürlich. „Decepticons?“ „Ich erklär’s dir gleich, pack deine Sachen!“ Er entwand seine Hand ihrem Griff und stürzte nach oben in sein Zimmer, zog einen alten Koffer unter dem Bett hervor und begann, beinahe wahllos Sachen hineinzustopfen. Draußen auf der Straße konnte er Motorengeräusch hören; er blickte aus dem Fenster. Ein Polizeiwagen hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das war so weit nichts Ungewöhnliches – das Ehepaar, das ihnen gegenüber wohnte, hatte sich seit Wochen in den Haaren, und vermutlich hatte wieder einer von beiden die Polizei gerufen, um den jeweils anderen aus dem Haus schleifen zu lassen. Weitaus ungewöhnlicher war jedoch der Schriftzug an der Seite des Wagens, den Sam mit einiger Mühe von seinem Fenster aus lesen konnte: To punish and enslave… In seinem Unterbewusstsein regte sich etwas. Noch immer mit wackeligen Knien, ging er langsam zum Fenster hinüber. Zwei Beamte waren ausgestiegen, kamen mit gemächlichen Schritten zu ihrem Haus hinüber. Sam grub die Fingernägel in die Fensterbank. To punish and enslave… Wie ein Blitz traf ihn die Erinnerung. Großer Gott! „Mikaela!“ Seine Stimme überschlug sich fast, als er über den Flur hechtete, doch noch bevor er die Tür zur Treppe erreicht hatte, konnte er das Klingeln der Haustür hören. „Ich geh‘ schon!“, erklang Mikaelas Stimme aus der Küche. „Mikaela, nein!“ Er hastete die Treppe hinunter, doch Mikaela hatte die Tür bereits erreicht. Sam erstarrte, noch halb auf der Treppe, als sie die Haustür öffnete und in den Lauf einer Pistole blickte. „Mrs Whitwicky?“, fragte der Cop, der natürlich keiner war, und lächelte. „J-Ja?“ Mikaelas Stimme zitterte; Sams Magen schien mit Blei gefüllt. Wie in Zeitlupe konnte er sehen, wie sich der Finger des Cops um den Abzug krümmte, glaubte den Schuss in jeder seiner Sehen nachvibrieren zu spüren, und das Blut, das sich auf Mikaelas Brust ausbreitete, schien sein eigenes zu sein. „Mikaela!“ In den Augen des Cops blitzte es rot auf, als er zu Sam hochsah, der noch immer auf der Treppe stand, das Geländer so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel grellweiß hervortraten. „Hallo, Sam.“, sagte er und lächelte, „Wie lange ist es her? Elf Jahre? Eine ganz schön lange Zeit für euch Menschen, habe ich mir sagen lassen…“ Sein Blick wanderte über ein Familienfoto an der Wand, und er entblößte weiße Zähne in dem Versuch, ein menschliches Grinsen nachzuahmen. „Sieh an… ist die Kleine im Haus?“ Es gelang Sam nicht, den Blick von Mikaela zu wenden. Reglos lag sie dort, die Augen halb geöffnet, während ihr Blut in den Teppich sickerte und sich ihre Brust unter schweren, rasselnden Atemzügen hob und senkte, die jedoch schwächer wurden. Sam spürte, wie Tränen in seinen Augen brannten. Langsam flackerte sein Blick zu dem Decepticon in Copuniform hinüber, doch er presste die Lippen zusammen. Megatron verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Blitzschnell hob er die Waffe wieder und drückte ab. Die Kugel traf Sam ins linke Knie; für Sekundenbruchteile wurde ihm schwarz vor Augen, als seine Beine nachgaben und er die restliche Treppe hinunterstürzte. Der Schmerz übertraf alles, was er bisher erlebt hatte. Er konnte sich selbst schreien hören, als er hart auf dem Boden aufschlug, und biss so fest die Zähne zusammen, dass er Blut schmeckte. Unsanft drehte ihn der jüngere der beiden Cops – Starscream, vermutete er – auf den Rücken. Nachdenklich betrachtete Megatron ihn, stieg achtlos über Mikaela hinweg und trat Sam mit voller Wucht gegen das verletzte Knie. Rasch presste Starscream ihm eine Hand auf den Mund, während Megatron sich über ihn beugte. „Ich will wissen, wo das Mädchen ist.“, sagte er leise und lud die Waffe nach, „Du wirst es mir sagen. Wenn nicht, dann werde ich dir in dein anderes Knie schießen, und anschließend machen wir mit deinen Schultern weiter. Wenn du mir dann noch immer nicht gesagt hast, was ich wissen will – und ich habe viel Zeit – , dann werde ich dich töten, mir die Kleine suchen und ihr mit Freuden die Gliedmaßen ausreißen, hast du mich verstanden?“ Er setzte die Pistole auf Sams rechtes Knie. „Wo ist das Mädchen?“, fragte er und lächelte. 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