Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 4: Vier --------------- „Ihr habt mich verarscht.“ Lena presste die Lippen zusammen, verschränkte die Arme und musterte sowohl Bee als auch Ian, die vor ihr standen. Es hatte eine Weile gedauert, bis es Ian gelungen war, sie davon zu überzeugen, ihn zurück in den Stützpunkt zu begleiten. Erst war sie beinahe erneut hysterisch geworden, als sie gesehen hatte, wie sich ihr bester Freund in einen knapp zehn Meter großen Roboter verwandelt hatte, doch dann war ihr etwas klar geworden – Bee hatte die Wahrheit gesagt. Ian, Ironhide oder wie auch immer er sich nennen mochte, hatte ihr glaubhaft präsentieren können, dass er in der Lage war, sich in einen Geländewagen und wieder zurück zu verwandeln, und daher hegte sie kaum noch einen Zweifel daran, dass Bee das ebenfalls konnte. Aber das bedeutet gleichzeitig… „Ich dachte, wir wären Freunde, verdammt!“ Wütend schlug sie die Faust gegen die Wand. „Aber nein, es stellt sich heraus, dass ihr eigentlich zwei mutierte Alienroboter seid, genauso wie mein Professor, und eigentlich nur auf mich aufpasst, weil ich… warum eigentlich?“ Argwöhnisch musterte sie die beiden Menschen, die sie gut zu kennen geglaubt hatte. „Was macht mich so wertvoll?“ Bee und Ian tauschten einen Blick. „Dein Vater, Sam Whitwicky…“, sagte Bee schließlich leise, „Er hat uns… vor langer Zeit, noch vor deiner Geburt, geholfen, vor den Decepticons etwas zu beschützen, das wir den AllSpark nennen… das mächtigste Artefakt, das unser Planet je hervorgebracht hat…“ „Eine Waffe.“, ergänzte Ian, „Zumindest in den falschen Händen, weißt du. Die Decepticons sind definitiv die falschen Hände.“ „Der AllSpark kann Leben spenden, aber seine Energie kann auch zur Zerstörung ganzer Planeten eingesetzt werden.“, fuhr Bee fort, „Dein Vater hat uns geholfen, die Zerstörung eures Planeten zu verhindern, indem er den AllSpark unschädlich gemacht hat… es sind nur zwei Splitter davon übrig geblieben. Einer wurde sicher in den Händen der Regierung aufbewahrt, doch der andere befand sich in der Obhut deines Vaters. Er hat ihn erst sehr viel später entdeckt, und als er ihn angefasst hat, na ja… wir wissen selbst nicht genau, was passiert ist, aber Ratchet hat vermutet, dass sich das Wissen und die Kraft des Würfels auf sein Gehirn übertragen hat. Auf jeden Fall wusste er… Dinge, die nicht einmal die meisten Autobots wussten, und das lockte die Decepticons bald wieder auf seine Fährte… lange Rede, kurzer Sinn, wir haben sie zwar besiegt, aber nicht getötet; nur ihren Anführer, der Rest ist geflohen. Aber sie kamen z-zurück.“ Lena entging nicht, dass Bees Stimme bei dem letzten Wort kaum merklich gezittert hatte. „Und sie haben meine Eltern getötet.“, beendete sie das Ganze an Bees Stelle, „Ich dachte, ihr währet so gute Freunde gewesen, ihr und meine Eltern! Warum habt ihr sie nicht beschützt?“ „Die Decepticons waren elf Jahre lang von hier verschwunden.“, sagte Bee. Schon wieder hatte sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne gezogen; sie hatte die Fäuste so fest geballt, dass ihre Fingerknöchel bereits hervortraten. „Sie hatten… oder haben, das wissen wir nicht… wohl ein Versteck in der Nähe des Saturns, und da haben sie sich weiter entwickelt… sie konnten jetzt biologische Materialien reproduzieren.“ „Menschliches Fleisch.“, warf Ian ein, als Lena fragend die Augenbrauen hochzog, „Haut, Sehen, Knochen, Haare, das alles eben. Sie konnten sich in Menschen verwandeln, aber dennoch wieder zurücktransformieren – wir haben eine DNA, wie ihr auch, sie wird nur anders gespeichert… lange Geschichte. Ihre DNA blieb auf jeden Fall in ihren Zellen erhalten, und dadurch konnten sie sich zurücktransformieren.“ „Wir haben zu spät davon erfahren.“ Bees Stimme klang nun wieder gefasst, doch ihre Hände bebten, als sie weitersprach. „Wie gesagt, dein Vater war mein bester Freund… und ich habe bei euch gelebt. Du warst ein süßes kleines Mädchen.“, bemerkte sie mit einem Lächeln, „Der ganze Stolz deiner Eltern, weißt du.“ Doch das Lächeln verschwand von ihren Zügen. „An dem Tag, als ich deinen Vater darüber informiert habe, dass die Decepticons wohlmöglich bereits in menschlicher Gestalt auf der Erde unterwegs waren, warst du bei einer Freundin.“ Ihre Stimme war so leise, dass Lena sie kaum noch verstand. „Ich… ich weiß ihren Namen nicht mehr, Christie oder so ähnlich…“ Lena nickte schwach. „Ja, daran erinnere ich mich.“, sagte sie leise. Bees Mundwinkel bewegten sich in dem verunglückten Versuch eines Lächelns. „Dein… dein Vater schickte mich weg, um dich abzuholen. D-Da… muss Megatron ihn und deine Mum überrascht haben…“ Lena schloss die Augen. Ja, auch das wusste sie noch. „Lena! Auf der Straße steht der Wagen von deinem Dad!“ Christies Stimme klang durch den Flur; die kleine Lena sah von den Buntstiften auf, die auf dem Tisch lagen, und schob die Unterlippe vor. „Jaja, ich geh‘ ja schon.“ Sie verabschiedete sich von Christie und hüpfte die Treppe hinunter zu dem gelben Camaro, der dort wartete. Die Scheinwerfer blitzten auf; rasch ließ sie sich auf den Beifahrersitz gleiten, und noch bevor sie sich angeschnallt hatte, gab der Wagen Vollgas. „Bumblebee!“ Erschrocken quietschte das Mädchen auf, als der Wagen die Straße hinunter jagte. „Du hast mich nicht ins Haus gelassen, nicht wahr?“ Lena sah zu Bee auf. „Ich kann mich kaum erinnern…“ Bee schüttelte leicht den Kopf. „Nein.“, wisperte sie, „Sam… war mein Freund, mehr als ein Freund, und als ich… bei eurem Haus angekommen bin… die Haustür stand offen, und ich wusste ja…“ Unsanft wurde sie aus dem Wagen befördert; böse sah sie zu Bumblebee hoch, die sich gerade eben transformierte. „Was ist los? Ist was passiert?“ Sie drückte sich an Bumblebees Bein in dem Versuch, an ihr vorbei zu spähen, doch die Autobot schob sie erneut unsanft zurück. Dennoch war es dem Mädchen bereits gelungen, einen Blick auf das Haus zu werfen – die Haustür hing aus den Angeln. Ein ungutes Gefühl kroch in ihr hoch. „Bumblebee?“, flüsterte sie, „Bumblebee, ist was passiert?“ Bee schloss die Augen und das auf den Boden projizierte Bild verschwand. „Deine Mutter war schon tot.“, flüsterte sie schließlich, „Die Decepticons haben sie als erstes erwischt, schätze ich…“ Die junge Frau ballte erneut die Fäuste. „Ich war zu langsam; wenn ich schneller gewesen wäre, dann hätte Ratchet-“ „Weder du noch Ratchet hättet etwas ausrichten können.“ Ian sprach zwar ebenfalls leise, doch seine Stimme klang fest. „Vielleicht hätte es dich nur auch das Leben gekostet. Es waren zwei Decepticons, und mit einem von beiden ist selbst Optimus nur schwer fertig geworden.“ Lena ließ sich mit dem Rücken gegen die kalten Fliesen des Raumes sinken und barg das Gesicht in den Händen. „Was war mit meinem Vater?“, fragte sie schließlich kaum hörbar. Bee fuhr zusammen. „Er hat noch gelebt.“, flüsterte sie. „Bumblebee…“ Blutig gebissene Lippen zuckten in dem Versuch eines Lächelns. „Wo ist Lena…?“ „…in Sicherheit…“, spulten die Radiosender, „…Hilfe trifft bald ein…“ Bumblebees Optics registrierten eine Vielzahl von Verletzungen, und so optimistisch die Botschaft auch geklungen haben mochte, es würde noch eine Weile dauern, bis Ratchet hier eintraf. „M-Mikaela…“ Sams Finger zuckten krampfhaft, und Bumblebee begriff, dass es diesmal keine Rettung geben würde. Diesmal gab es keine Matrix, keine Primes, die ihnen zu Hilfe eilen würden; nicht einmal Ratchet und die restlichen Autobots würden rechtzeitig hier sein. „Ich bin mir sicher, es geht ihr gut.“, antwortete eine Hörspielstimme. Sams Augenlider bewegten sich schwach. „Lügner.“, flüsterte er. Er hustete; ein Blutstropfen sickerte aus seinem Mundwinkel. Erneut wurde sein Körper von Krämpfen geschüttelt; Bumblebee konnte ihn vor Schmerzen stöhnen hören. „Papa?“ Die helle Stimme eines Mädchens erklang – Bumblebee fuhr zusammen und sah Lena, die sich vorsichtig an der Tür vorbeitastete. Sams Hand schoss hoch; er streifte Bumblebees Bein. „Bring sie hier weg.“, flüsterte er, „Megatron… sucht nach ihr… du musst sie beschützen, du und Optimus… bitte…“ „Bei mir wird sie sicher sein.“ Eine zusammengestückelte Botschaft; wieder einmal verfluchte Bumblebee die Tatsache, dass ihre Kommunikation nur über die Radiosender möglich war. „Du wirst nicht deaktiviert.“, versuchte Bee es mit aufmunternden Worten, „Du kannst selbst auf sie aufpassen, wenn es dir besser geht.“ Sams Gesicht zeigte fast ein Lächeln. „Pass auf sie auf.“, wisperte er. Als Lena von dem Hologramm zu Bee aufsah, war ihr Gesicht vollkommen regungslos. Auf ihren Wangen zeigten sich Tränenspuren, doch ihre Stimme klang kalt und hart: „Wer hat ihn so zugerichtet?“ „Megatron.“, antwortete Ian ruhig. Bee selbst hatte den Kopf an Ians Schulter gelehnt und die Augen geschlossen; sie zitterte am ganzen Körper. Lena nickte langsam. „Und warum kann ich mich selbst nicht daran erinnern? Warum wusste ich nichts von euch?“ „Dafür hat Ratchet gesorgt.“, murmelte Ian, „Er hat… ich meine, es ist auf eurem Planeten recht bekannt, dass ihr Menschen dazu neigt, traumatische Ereignisse zu verdrängen… und er hat den Prozess ein bisschen verstärkt und ausgeweitet, sagen wir mal so…“ Lena nickte erneut, als habe sie nichts anderes erwartet. „Verstehe.“ Noch immer klang ihre Stimme ruhig. Ihr Blick wanderte zu Lennox hinüber. „Ich bin müde.“, sagte sie leise, „Kann man sich hier irgendwo hinlegen?“ „Na klar.“ Lennox seufzte leise, erhob sich jedoch. „Was ist mit euch beiden…?“, fragte er in Ians Richtung, doch dieser schüttelte nur leicht den Kopf. „Komm.“ Lennox hielt ihr die Tür auf, und Lena folgte ihm über den Flur zu einem weiteren Krankenzimmer. „Die beiden können dich wirklich gut leiden.“, bemerkte Lennox im Plauderton, „Immerhin riskieren sie seit… knapp zwölf Jahren ihr Leben für dich. Ehrenwort.“ Lena hob die Schultern. „Das Letzte glaub‘ ich Ihnen sogar.“, sagte sie leise und schloss die Zimmertür hinter sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)