Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 12: Zwölf ----------------- „Wenn etwas passiert“, sagte Optimus leise, „dann will ich, dass du rennst, hast du gehört? Du rennst, als wäre der Teufel hinter dir her.“ Lena schluckte, doch sie nickte tapfer. Optimus und Ironhide tauschen einen kurzen Blick und Optimus hob seine Waffe. „Ich gehe voraus. Du passt auf die beiden auf.“ Ironhide nickte. Optimus warf einen Blick auf die versteckte, von Ironhide aufgebrochene Seitentür des Komplexes, die wie ein schwarzes Loch vor ihm lag. Seine Schultern sanken kaum merklich herab; Lena legte flüchtig eine Hand auf seinen unverletzten Arm. „Sei vorsichtig.“, sagte sie leise. Optimus‘ Mundwinkel zuckten, doch er antwortete nicht, machte nur einen Schritt nach vorn und verschwand im Dunkeln. Lenas Zähne schlugen hörbar aufeinander, so nervös war sie, doch sie umklammerte den Griff der Waffe fester und folgte Optimus. Im Inneren war es stockfinster – und eiskalt. Lena konnte Ironhide leise fluchen hören. „Was ist?“, fragte sie im Flüsterton. „Wir vertragen Kälte nicht besonders gut.“, murmelte er als Antwort, „Macht uns langsamer, unbeweglicher…“ „Na herrlich.“, knurrte Leo. Es war das erste Mal seit Stunden, dass er etwas sagte. „Kurz nachdem dein Vater herausgefunden hat, wer wir sind, hat Sektor 7 das eingesetzt, um Bumblebee gefangen zu nehmen.“, fuhr Ironhide leise fort, „Damals war Seymour Simmons der Chef von Sektor 7…“ „Seymour Simmons war ein guter Mann!“, zischte Leo, „Er war ein Patriot, er hat-“ „Er hat eine Unschuldige gefoltert, weil ihm gerade danach war!“, blaffte Ironhide, „Erzähl du mir nichts über Simmons, klar?“ „Ruhe!“ Mehr als dieses eine Wort aus Optimus‘ Kehle brauchte es nicht, um beide zur Ordnung zu rufen; Ironhide wirkte zwar immer noch höchst angespannt, doch er hielt ebenso wie Leo den Mund. Optimus schloss die Augen für einen Moment und blieb stehen, eine Hand auf die Wand gestützt; Lena griff behutsam nach seiner unverletzten Hand. „Alles in Ordnung?“, flüsterte sie. Im Halbdunkeln konnte sie sehen, dass er die Zähne zusammenbiss, doch er nickte mit einem schwachen Lächeln. „Mach dir um mich keine Sorgen.“ Wie zufällig streifte er ihren Unterarm, als er weiterging; Lena tat ihr bestes, um dicht hinter ihm zu bleiben. An der nächsten Weggabelung blieb Ironhide jedoch wieder stehen. „Optimus?“ Der einzige mit einer Notstromleuchte erhellte Weg führte nach rechts. Ironhide knirschte kaum hörbar mit den Zähnen. „Das ist ’ne Falle.“ „Das war vorherzusehen.“, sagte Optimus leise, „Ich würde euch keinen Vorwurf machen, wenn ihr so schnell wie möglich zurückgehen wollt, aber ich habe noch nie einen Mann zurücklassen müssen, und ich beabsichtige, Bumblebee zu retten.“ Ironhide seufzte leise. „Glaubst du wirklich, ich lasse dich Megatron allein gegenüber treten? Den Fehler mache ich nicht nochmal.“ Optimus lächelte schwach, ging jedoch weiter. Noch immer war keine Menschenseele zu sehen – ganz zu schweigen von einem Decepticon – und Lena begann ernsthaft zu zweifeln, ob sie am richtigen Ort waren, als sie um eine weitere Wegbiegung gingen, und sich überraschend vor einer schweren, verriegelten Eisentür wiederfanden. Optimus und Ironhide tauschten einen Blick, und ohne ein weiteres Wort zog Ironhide seine Waffe, um die Tür zu öffnen. Ein Hauch kalten, weißen Nebels umhüllte Lena, als die Türscharniere sich mit einem Knarren öffneten; sie fröstelte selbst durch ihre Armeejacke hindurch. Ironhide neben ihr wurde blass, als die Tür vollständig geöffnet war. „Bumblebee.“, sagte er leise. Die junge Autobot lag halb auf der Seite, das blonde Haar auf der Liege ausgebreitet, und die Augen geschlossen. Sie war offensichtlich bewusstlos oder schlimmer; beim Näherkommen sah Lena, dass sich in ihren Wimpern, ihren Augenbrauen und ihrem Haar bereits Eiskristalle festgesetzt hatten. Auf ihrem Gesicht konnte sie getrocknetes oder bereits gefrorenes Blut feststellen, und Bee war so blass, dass man sie tatsächlich für tot hätte halten können. Ihre Jacke und ihre Stiefel fehlten, wie Lena sah – natürlich, wie alles, was sie hätte als Waffe einsetzen können. Unsanft stieß Ironhide Lena beiseite, als sie sich neben ihre Freundin knien wollte, zog sich selbst die Jacke aus und wickelte die junge Bot darin ein. „Bumblebee?“ Seine Stimme war so sanft, wie Lena es nie für möglich gehalten hätte; Optimus folgte seinem Beispiel, tastete rasch an Bees Kehle nach dem Puls seiner Soldatin, kontrollierte ihre Atmung und begann rasch damit, ihre Wangen und ihre Hände zu reiben, um die Blutzirkulation anzuregen. „Komm schon, Kleine, tu mir das nicht an.“, flüsterte Ironhide, die Wange an Bees Haar, „Es tut mir leid…“ Zwei Stockwerke höher im Überwachungsraum nahm Soundwave die Füße vom Tisch und setzte sich aufrecht hin. Gedankenverloren musterte er eine Weile das Treiben in der Gefrierkammer, drehte einen Bleistift zwischen den Fingern, während er beobachtete, wie der blonde der beiden Autobots, bei dem es sich seinen Informationen nach um Optimus Prime höchstpersönlich handeln musste, sich über ihre süße kleine Tiefkühlbot beugte und es aus irgendwelchen Gründen ganz besonders hilfreich fand, sie zu befummeln. Noch immer umspielte ein Lächeln die Lippen des Decepticons, als er mit dem Bleistift einen Knopf auf einer Schalttafel drückte, und die Tür des Kühlraums mit einem Krachen ins Schloss fiel. Die Bots stoben auseinander wie Insekten; das Mädchen, das bei ihnen gewesen war, und auf deren Gesicht sich nun unübersehbar Angst zeigte, sagte etwas, das so leise war, dass Soundwaves sorgsam angebrachte Mikrofone es nicht verstanden. „Was machst du da?“ Starscreams Stimme ließ ihn hochschrecken. „Würd‘ es dir was ausmachen, dich demnächst bemerkbar zu machen?“, entgegnete Soundwave gelangweilt, „Und wenn du’s unbedingt wissen willst, ich führe Megatrons Befehle aus.“ Starscream hob eine Augenbraue und trat näher, um einen Blick auf die Bildschirme zu werfen. Ungerührt beobachtete er, wie das Mädchen, von dem Soundwave vermutete, dass es sich um Lena Whitwicky handelte, die Stahltür mit den Fäusten bearbeitete, offensichtlich dem Irrglauben verfallen, auf einmal habe organisches Material dem Metall etwas entgegen zu setzen. „Und warum weiß ich nichts von diesen Befehlen?“ Soundwave hob eine Augenbraue. „Was weiß ich, vielleicht hat er’s nicht für nötig gehalten, dich zu informieren.“ Ein Grinsen umspielte seine Lippen, als er sich wieder zu den Bildschirmen umdrehte. „Würde mich nicht wundern.“, bemerkte er, „Megatron traut dir nicht, weißt du? Sehr clever von ihm, finde ich.“ „Tust du das.“ Starscreams Stimme war schneidend wie die Klinge des Messers, das er Soundwaves Wissen nach in einem Ärmel versteckt bei sich trug. „Und wieso, glaubst du, könnte das sein?“ Soundwave schob nachdenklich den Kaugummi im Mund hin und her, machte eine Blase und ließ diese platzen. „Weil du ’n linkes Arschloch bist.“, antwortete er schließlich. „Wirklich.“ Starscream trat noch etwas näher. „Ist das so, deiner Meinung nach…“ Blitzartig schüttelte er das Messer aus dem Ärmel, riss in der gleichen Bewegung Soundwaves Kopf ins Genick und drückte die Spitze gegen seinen Kehlkopf. „Ich hätte gute Lust, dich für deine Unverschämtheit auf der Stelle aufzuschlitzen.“, zischte er, die Lippen dicht neben Soundwaves Ohr, in dessen Gesicht jede Regung erstarrt war, „Aber mir ist nicht danach, heute noch die Tastatur von deinem geschätzten Computer saubermachen zu müssen. In Zukunft werde ich über jede Planänderung informiert, und du wirst mir mit dem gebotenen Respekt begegnen, hast du verstanden?“ Soundwave schluckte. Sein Kehlkopf zitterte. Starscreams Augen waren eiskalt wie die Wände des Kühlraumes, und jedes Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. „Ja, Sir.“, presste der Kommunikationsexperte mit Mühe hervor, „Verzeihung, Sir. V-Verstanden.“ Starscream ließ ihn los und wischte die Klinge an seinem Ärmel ab, bevor das Messer genauso lautlos wieder darin verschwand. „Gut.“, sagte er mit einem Lächeln, „Weitermachen.“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)