Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 18: Achtzehn -------------------- „Du bist total bescheuert, Kleine.“, flüsterte Starscream. Bee lächelte müde. „Vielleicht hab ich ’nen Virus. Ich hab‘ gehört, das gibt’s auch bei Menschen.“ Sie warf einen kurzen Blick in die Richtung, in die Ironhide und Optimus verschwunden waren. „Warum ist noch keiner hier aufgetaucht, um uns wieder einzusperren?“ „Megatron hat gesagt, er will in Kürze zur Basis zurückkehren. Mit dem Rest. Sobald er die kleine Lena in die Finger gekriegt hat…“ „So klein ist sie nicht mehr.“, murmelte Bumblebee. Sie betrachtete die Anzeigetafeln. „Schaffst du noch zwei Schüsse von der Art? Dann kann ich dich hier rausfliegen, denke ich… mit ein bisschen Hilfestellung…“ „Du bist noch nie einen Jet geflogen, oder?“ Bee brachte ein verrutschtes Lächeln zustande. „Nicht wirklich.“ Starscream seufzte. „Okay. Du tust genau das, was ich dir sage, kapiert? Und wenn wir abstürzen, dann ist es ganz sicher nicht meine Schuld, denn ich habe dich gewarnt.“ Bee setzte sich etwas auf und griff nach dem Steuerknüppel. „Alles klar.“, antwortete sie mit einem verlegenen Grinsen. „Halt still.“ Es war verflucht schwer, die Handschellen mit seinen Optics zu fixieren, aber Ironhide tat sein Bestes, sobald sie das Gebäude verlassen hatten und er sich transformiert hatte. „Ich mach’ das schon.“, versuchte er sich in einem beruhigenden Tonfall. Optimus‘ Mundwinkel zuckten müde, doch er sagte nichts. Immerhin herrschten außerhalb des Gebäudes wieder annehmbare Temperaturen – da es immer noch Nachts war, war es zwar noch warm, aber nicht mehr so glühend heiß wie in der Sonne. Während Ironhide versuchte, die Handschellen mit bloßen Fingern zu knacken, ohne Optimus dabei zu verletzen, funkte er Ratchet an. He, Doc-Bot, kannst du mich hören? Ironhide? Die Stimme des Medibots klang verwirrt. Wo zum Teufel steckt ihr?! Warum braucht ihr so lange?!, zischte er, Ich hoffe, dir ist klar, dass Optimus eigentlich dringend in ärztliche Obhut gehört- Ist mir nicht entgangen., antwortete Ironhide, Wir haben ein Problem, Ratchet. Beweg deinen Hintern hierher, und bring Side und die Zwillinge mit. Die Decepticons haben den Planeten hier zwar verlassen, wie’s aussieht, aber sie haben Lena und Leo mitgenommen. „Peter!“ Annabelle verdrehte die Augen und hetzte ihm nach, kaum dass er missmutig festgestellt hatte, dass niemand auf seinen Anruf reagiert hatte, und kurzerhand Richtung Parkplatz davonmarschiert war. „Was hast du – wo willst du jetzt schon wieder hin?!“ Peter blieb so ruckartig stehen und drehte sich um, dass sie um ein Haar gegen ihn gelaufen wäre. „Leihst du mir dein Motorrad?“, fragte er und legte den Kopf schief. Annabelle blieb der Mund offen stehen. „Du hast überhaupt keinen Führerschein für ein Motorrad!“ „Normalerweise brauche ich auch keinen, aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme.“ Das Lächeln auf seinem Gesicht war so offensichtlich gekünstelt, dass es schon wieder echt wirkte. Annabelle verschränkte die Arme. „So nicht, mein Bester. Wenn du mit meinem Baby irgendwohin verschwindest, dann komme ich mit.“ Peters Augenbrauen zuckten in die Höhe. „Aber ganz sicher nicht.“ „Aber ganz sicher doch!“, fauchte Annabelle, „Was auch immer hier gespielt wird, aber wenn mein Vater etwas damit zu tun hat, dann geht es mich auch was an!“ Peter verdrehte die Augen. „Ich bin mir ziemlich sicher, deinem Vater geht’s gut. Gib mir die Motorradschlüssel.“ Annabelle warf ihm einen eisigen Blick zu und schwang sich auf ihre geliebte Suzuki. „Niemand fährt diese Maschine außer mir.“, verkündete sie, „Steig auf und sag mir, wo wir hinfahren!“ Peter knirschte mit den Zähnen, besann sich jedoch anscheinend auf irgendeine Yoga-Entspannungsart und atmete tief aus. „Ich kenne jemanden, der genauso nervtötend ist wie du“, knurrte er, während er hinter ihr Platz nahm, „Also gut, kennst du den Militärstützpunkt Diego Garcia?“ Annabelle verengte die Augen kaum merklich, startete den Motor jedoch und fuhr in Richtung des Parkplatzausganges. „Da arbeitet mein Vater.“, antwortete sie, „Woher…“ „Da fahren wir hin.“ Sie trat sachte auf die Bremse, als das Motorrad auf der abschüssigen Straße schneller wurde. „Wieso?“ „Weil-“ Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden. Ein dunkler Schemen blitzte an ihrer Seite auf und traf sie mit voller Wucht. Nicht einmal ein Schrei, sondern ein ersticktes Keuchen entwich Annabelle, als sie von der Maschine gerissen wurde und auf dem harten Asphalt landete. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihr, ihren Kopf abzufangen – sie trug keinen Helm – , doch das nächste, was sie wahrnahm, war ein Sog, der sie, Peter und das Motorrad erfasste, und das Dröhnen von Rotorblättern. In der letzten Nacht hatte es geregnet; die Straßen waren klatschnass, und sie schlidderten abwärts, direkt auf den Helikopter zu, der dort unten abgestürzt war. Seltsamerweise konnte Annabelle weder Feuer noch Rauch sehen – dafür aber den Rotor, auf den sie ungebremst zurasten, und der sich noch immer gefährlich schnell drehte. „Oh Gott!“ Ihre eigene Stimme klang seltsam schrill in ihren Ohren, während sie auf dem nassen Untergrund weiterschlidderte, panisch nach Halt tastend. „Neinneinnein!“, wimmerte sie; der Sog riss sie unerbittlich weiter, doch ihre Hände bekamen – Gottseidank! – einen Laternenpfahl zu fassen. Gleichzeitig packte sie mit einer Hand Peters Arm; sein Gewicht riss ihr fast die Schulter aus dem Gelenk, doch sie hielt ihn fest. Peter blinzelte benommen. Seine Lippen bewegten sich, doch durch den Lärm konnte Annabelle nicht verstehen, was er sagte. „Was?! Pete, wir müssen hier weg-“ „ Arcee.“ Peters Stimme drang wie von fern an ihre Ohren. „Arcee!“, wiederholte er etwas lauter, „Das – das Motorrad – wo ist sie?!“ „Lass die verdammte Kiste; wir sterben!“, kreischte Annabelle in blinder Panik, „Wir sterben, wir sterben, warum tut denn niemand was-“ „Halt die Klappe!“, brüllte Peter. Annabelle war über diese Reaktion derartig verdutzt, dass sie ihre Panik beinahe vergaß. Aus tellergroßen Augen starrte sie ihn an; ihr Mund stand offen wie bei einem Fisch auf dem Trockenen. Ihr Blick wanderte die Straße entlang bis zu ihrem Motorrad, das weiter unten vor einem Auto eingeklemmt war. „Lass meine Hand los!“, kommandierte Peter. „W-Was?!“ Ihre Stimme kiekste verdächtig in die Höhe. „Spinnst du?!“ Peters Gesicht war vollkommen ruhig. „Vertrau mir, Annabelle. Lass meine Hand los.“ Annabelles Finger lösten sich wie von selbst. Beinahe schlagartig kniff sie die Augenlider zusammen, doch Peters erwartete Schreie blieben aus. Ruckartig öffnete sie die Augen wieder. Peter hing einige Meter weiter unten zwischen ihr und dem Motorrad, und hangelte sich langsam, mit einem Ausdruck größter Konzentration auf dem Gesicht, nach unten zu der Maschine. Annabelle schloss die Augen wieder und klammerte sich an ihren spärlichen Halt. Wind und Panik trieben ihr Tränen in die Augen; sie zwang sich, langsam zu atmen und so ruhig wie möglich zu bleiben. Als Kind und Jugendliche hatte sie aus unerfindlichen Gründen oft unter Panikattacken gelitten, die sich erst auf dem College gelegt hatten; Peter, der, soweit sie ihn kannte, ein Meister in Sachen Yoga und Entspannung war, hatte ihr gezeigt, wie sie sich zu verhalten hatte, um das zu vermeiden. Bleib ruhig., zwang sie sich zu denken, Bleib ruhig, gleich kommt Hilfe, dir wird nichts passieren… Als sie wieder nach unten sah, hatte Peter allen irrsinnigen Umständen zum Trotz die Suzuki erreicht. Allerdings schien ihn jetzt endgültig der klare Verstand verlassen zu haben; er hatte das Lenkrad der Maschine gepackt und schüttelte sie wie wild. „Peter-“ Ihre Handflächen waren schwitzig vor Angst; langsam aber sicher verlor sie den Halt. Der Sog wurde stärker – irrte sie sich oder drehte sich der verdammte Rotor immer schneller?! „Peter!“, wimmerte sie, „Ich rutsche ab-“ Er hörte oder beachtete sie nicht, war noch immer mit dem Motorrad beschäftigt. Sie konnte erkennen, wie er irgendetwas sagte – ganz offensichtlich war er durchgedreht und bildete sich ein, das Motorrad sei ihre einzige Rettung. Dir passiert nichts, dir passiert nichts- Sie rutschte ab. Wild strampelnd und schreiend vor Angst rutschte sie die Straße abwärts, immer schneller, immer schneller, auf den Rotor zu; sie schloss die Augen, um das Unvermeidliche nicht sehen zu müssen – Etwas kaltes schloss sich um ihre Handgelenke und bremste sie ruckartig. „Ganz ruhig, Annabelle.“, sagte eine kühle, metallisch klingende Frauenstimme, „Wir haben alles unter Kontrolle.“ Sie öffnete die Augen. Erneut begann sie, wie wild zu schreien, zappelte in Panik, um von dem Ding wegzukommen, das sie gepackt hatte. „Oh Gott, bitte, lass mich leben, lass mich leben-“ Das Ding, das interessanterweise die grellpinke Lackierung ihres Motorrades trug, zerrte sie mühsam die Straße hoch, weg von dem Rotor. „Prowl, kümmer dich um Blackout!“, schnarrte es. Prowl- Ein zweites dieser Dinger, diesmal in grau und gelb, fixierte den Rotor. „Wird erledigt.“, sagte es. Annabelle blieb der Mund offen stehen. Halb wahnsinnig vor Angst blickte sie sich nach Peter um – hatten diese Dinger ihn verletzt, war er letzten Endes doch im Rotor gelandet?! – , doch er war nirgendwo zu sehen. „Peter!“ „Er macht das schon, Kleine.“ Das weibliche der beiden Wesen strich ihr über den Kopf; Annabelle hielt schlagartig die Luft an und starrte aus großen Augen zu ihr hoch. Wenigstens war das hier nicht so viel größer als sie. „W-Was?!“ „Peter. Prowl. Er macht das schon.“ Ohne auf ihr wieder einsetzendes Gezappel zu achten, packte das Wesen sie und schleppte sie vom Schauplatz des Kampfes weg. „Halt still!“, befahl sie, „Die anderen werden gleich eintreffen…“ Im selben Augenblick zischte etwas dunkles an ihr vorbei, und der Griff des Wesens lockerte sich. Verdutzt starrte sie auf ein Stahlseil, das sich mithilfe eines Magnetes an ihrem Arm festgesaugt hatte. „Was zum-“ Eine Explosion war vom unteren Ende der Straße aus hörbar; Annabelle konnte erkennen, wie der Roboter namens Prowl – Peter?! – durch die Luft geschleudert wurde und dabei ein Gebäude halb einriss. Das Ding namens Arcee stöhnte, als sich ein zweites Seil in ihrem noch freien Arm festkrallte; Annabelle sah sich hastig um. Zwar wusste sie nicht, woher der plötzliche Angriff gekommen war, aber so lange es das Ding ablenkte, hatte sie hoffentlich die Gelegenheit, zu fliehen. Sie konnte Polizeisirenen in der Ferne hören. Erneut sah sie sich um, dann nahm sie all ihren Mut zusammen und unternahm einen Fluchtversuch. „Hey-“ Das Ding versuchte, sie festzuhalten, doch die Stahlseile behinderten sie. „Annabelle, wir wollen dir helfen-“ „Ist klar.“, presste sie durch die zusammengebissenen Zähne hervor. Der Sog des Rotors war verschwunden und sie rannte los, in die Richtung, aus der die Sirenen kamen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)