Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 19: Neunzehn -------------------- Fast kochend heißes Wasser ergoss sich aus der Dusche über Bee. Sie biss die Zähne zusammen, als ihre Hände und Füße zu kribbeln begannen und das Wasser ihre Kleidung durchweichte. Für einen Augenblick glaubte sie zu wissen, wie sich ein Hummer im Kochtopf fühlte. „Ratchet?“, rief sie in Richtung der Lautsprecher über der Tür, „Bist du sicher, dass die Temperatur...“ „Das Wasser ist nur lauwarm.“, antwortete Ratchet, „Ironhide ist schon fertig, aber der war auch nicht so unterkühlt wie du. Bleib da drin, dir passiert nichts.“ „Lena ist-“ „Du hilfst ihr nicht, wenn du erfrierst, also halt die Klappe und wärm dich auf!“ Es knackte, als die Leitung erstarb. Bee seufzte und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. „Okay, okay.“, murmelte sie. Als sie wenig später aus der Dusche stieg, betrachtete sie unwillkürlich ihr Gesicht im Spiegel. Die letzten Tage hatten Spuren hinterlassen. Sie war blass, unter ihren Augen lagen tiefe Schatten und auf dem rechten Wangenknochen hatte sie einen Bluterguss. An ihrem Hals entdeckten sie Kratzspuren, und die Male von Hendersons Elektroden waren noch immer zu sehen – auf ihrem Dekolltée, ihren Armen... Fast mechanisch drehte sie das heiße Wasser des Waschbeckens auf, griff nach Seife und Handtuch und unternahm den Versuch, sie abzuwaschen. Es funktionierte nicht. Die Haut an ihren Armen färbte sich bereits rot und das Wasser begann zu dampfen, als sie einen zweiten Versuch unternahm. „Bee?“ Ratchets Stimme über die Lautsprecher klang unüberhörbar besorgt. „Bee, was machst du da?“ Bee schloss die Augen für einen Moment. „Mach die Kamera aus.“, sagte sie dann leise und kraftlos, „Ich will die nassen Sachen ausziehen und mich richtig duschen.“ Ratchet musterte sie immer noch besorgt, als sie wenig später den Raum verließ, frisch angezogen und geduscht. Glücklicherweise verdeckten die Ärmel ihres Pullovers die roten Stellen an ihrem Arm. „Okay, setz dich.“ Ratchet wies auf eine Liege an der Wand. Bee gehorchte, obwohl ihr aus unerfindlichen Gründen die Hände zitterten. Während Ratchet näher kam, musterte sie seine menschliche Gestalt – ein höchst seltener Anblick. Ratchet lächelte – etwas ungeübt, wie sie feststellte – und musterte sie aus grünen Augen. „Hast du Schmerzen?“, fragte er, während er ihre Arme und ihren Brustkorb mit sanften Berührungen auf Knochenbrüche untersuchte. Bee schüttelte leicht den Kopf. Ihre Zunge schien am Gaumen festgeklebt. „Sonst irgendwelche Beschwerden?“ Erneut schüttelte sie den Kopf. „Wie geht es Optimus?“ „Ich hab’ mich um ihn gekümmert. Hat ’ne Menge Beruhigungsmittel gekriegt und schläft. Starscream steht im untersten Stockwerk unter Bewachung, aber er wird’s auch überleben...“ Er hielt inne und lächelte. „Ironhide hat mir erzählt, dass du ihn aus dem Gebäude rausgeholt hast. War ’ne mutige Aktion von dir, wirklich.“ „Danke.“, murmelte Bee und schloss die Augen. Sie war entsetzlich müde und wollte nur noch schlafen. Gleichzeitig wusste sie jedoch, dass sie kein Auge würde zu tun können, bevor Lena nicht in Sicherheit war. „Ich will auf der Stelle einen Anwalt!“ Wütend schlug Annabelle die Faust gegen das Gitter. „Ich bin nicht irre und ich bin nicht betrunken, lassen Sie mich auf der Stelle-“ „Halt die Klappe, Schätzchen.“, grinste der Polizist im Zimmer gegenüber. „Ja, halt die Klappe.“, ergänzte sein Kollege. Annabelle verdrehte die Augen. Nicht nur, dass sich die zwei Freaks aufs Haar glichen, sie rissen seit Stunden die gleichen dämlichen Sprüche und unterbrachen das nur für das eine oder andere kurze Gerangel. „Ich will auf der Stelle telefonieren! Mein Vater ist Colonel William Lennox, stationiert in Diego Garcia-“ „Wissen wir.“ Der linke der beiden Polizisten kratzte sich hinter dem Ohr. „Haben wir schon angerufen. War nicht erfreut.“ „Er wird die Kaution bezahlen-“ „Gibt keine Kaution.“ Annabelle schloss entnervt die Augen und lehnte die Stirn gegen das Gitter. „Hören Sie.“, sagte sie müde, „Ich bin nicht betrunken und ich bin nicht irre. Mein Motorrad ist ’ne sprechende Roboterfrau, klar? Es hat sich verwandelt. Zusammen mit einem meiner Kommilitonen... sie hat ihn Prowl genannt...“ Ihr Versuch, die beiden erneut von ihrer geistigen Unversehrtheit zu überzeugen, wurde jäh unterbrochen, als ein Mann in khakifarbener Hose und Jacke die Tür aufstieß. „Seid ihr beiden eigentlich noch ganz dicht?!“, zischte Lennox wutentbrannt, als er auf die beiden zustapfte, die schlagartig ein wenig zu schrumpfen schienen. „Als ich gesagt habe, ihr sollt meine Tochter sichern, meinte ich nicht, nehmt sie in Sicherungshaft!“ Er entriss einem der beiden den Schlüssel und öffnete die Tür. „Dad!“ Erleichtert beeilte sich Annabelle, den kleinen Raum zu verlassen. „Hör zu, Dad, du musst mir... Augenblick, was soll das heißen, die zwei Freaks da sollten mich sichern?!“ „Ganz offensichtlich geht es dir besser.“, bemerkte Starscream. Seine Stimme klang blechern durch das Sicherheitsglas. Er wirkte seltsam hilflos und verlassen, dort, wo er saß, die Schultern etwas herabgesunken und blass im Gesicht. Die Spuren von Soundwaves Fäusten schillerten in allen Farben; seine Unterlippe war noch immer geschwollen. Das arrogante, siegessichere Lächeln war vollständig aus seinen Zügen gewichen und hatte einer Ausdruckslosigkeit und Müdigkeit in seinen Augen Platz gemacht, die Bee kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. Immerhin war seine Schulter verarztet worden; er trug ein frisches Hemd und den Arm in einer Schlinge. Dennoch hatten die Soldaten ihm Handschellen angelegt, und beide Wachposten zu seinen Seiten waren mit Maschinenpistolen, Munition und Elektroschockern schwer bewaffnet. Dort, wo die Trümmer seine transformierte Gestalt getroffen hatten, zeigten sich Schürfwunden und tiefe Kratzer. Alles in allem konnte sich Bee eines Anflugs von Mitleid nicht erwehren. Allerdings rief sie sich hastig wieder ins Gedächtnis, wem sie gegenüber stand. Er ist ein Decepticon, er hat dabei geholfen, Sam zu töten... „Ich nehme an, ihr werdet mich an Sektor 7 übergeben.“, brach Starscream schließlich das Schweigen, „Oder an die CIA oder wer auch immer für mich zuständig ist. Und die werden mich deaktivieren.“ Bee nickte stumm. Noch immer brachte sie kein Wort hervor. „Du siehst nicht besonders triumphierend aus.“, sagte Starscream leise und legte den Kopf leicht schief, während er sie musterte, „Darf ich den Grund dafür erfahren?“ Bee schloss die Augen für einen Moment. Als sie wieder aufsah, wurde ihr klar, dass Starscream sie noch immer aufmerksam beobachtete. „Vielleicht setzt du dich.“, schlug er mit einem Lächeln vor und wies auf den Stuhl sich gegenüber. Bee gehorchte. „Ich wollte nicht, dass du in diese Situation gerätst!“, platzte sie schließlich heraus, „Wirklich, ich...“ „Ich weiß.“ Starscream lächelte. „Natürlich wolltest du das nicht. Du bist eine Autobot. Ihr wollt nur das Beste für andere.“ Bees Lippen wurden schmaler. „Du sagst das, als wäre es was schlechtes.“, bemerkte sie leise. Starscream legte erneut den Kopf schief und sah sie an. „Optimus Prime redet von der Freiheit aller Lebewesen, aber jeder, der seine Meinung nicht teilt, wird von euch gnadenlos bekämpft. Du sagst, ihr beschützt das Whitwicky-Mädchen, obwohl ein Fingerzeig von ihr ausreichen könnte, um zweitausend Sparklinge zu retten. Ihr habt genug Energon, um jedes eurer Wehwehchen heilen zu können, aber ihr gebt nicht einen Tropfen davon ab, weil jeder Sparkling, der in der Gegenwart eines Decepticons schlüpft, ja gleichzeitig ebenfalls ein Decepticon sein muss und somit ein späterer Feind für euch werden könnte.“ Bee zog die Unterlippe zwischen die Zähne „Lena soll selbst entscheiden, was sie mit dem Wissen des AllSparks anfängt. Darüber musst du mit ihr sprechen, nicht mit mir.“ Starscream lehnte sich zurück. „Wenn du nicht hier bist, um mir einen Vortrag über meinen bisher bedauerlicherweise fehlgeleiteten und arg schändlichen Lebenswandel zu halten – was führt dich dann hierher?“ Bumblebee atmete tief durch. „Megatron hat Lena entführt.“, sagte sie dann leise. Starscreams Mundwinkel zuckten. „Und jetzt braucht ihr meine Hilfe, um sie zu retten.“ „Ja.“, gab Bee zu, „Wir haben nicht die leiseste Ahnung, wo wir sie suchen sollen, und du brauchst Energon, also...“ Starscream lachte leise. „Ihr verhandelt? Das ist ja mal ganz was neues.“ Schlagartig wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. „Ich bin nicht euer Werkzeug, klar?“, sagte er leise, „Ich will an euren Besprechungen teilnehmen, und zwar ohne diese zwei Idioten da-“ Er nickte zu den beiden Wachposten hinüber. „-im Genick. Wenn ihr so viel Angst habt, dass ich euch entwischen könnte, verpasst mir doch einen Sender oder sowas.“ Bee presste die Lippen zusammen. „Ich richte es Ironhide aus.“ Starscream lächelte, doch es wirkte erschöpft. Bee wollte aufstehen, doch im selben Augenblick hielt Starscreams Stimme sie zurück. „Was hast du an deinem Arm gemacht?“ Bees Augen weiteten sich kaum merklich; rasch zog sie den Ärmel nach unten, um die verräterischen roten Flecken zu überdecken. „Gar nichts.“, antwortete sie und verschwand so rasch wie möglich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)