Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 20: Zwanzig ------------------- „Geht’s dir gut, Bee?“ Sie fuhr zusammen, als Ironhide hinter ihr auftauchte. Er kam etwas näher, warf einen kurzen Blick auf Optimus’ blasses Gesicht, sah dann jedoch wieder zu ihr. „Ratchet meinte, du... verhältst dich eigenartig.“ Bee drehte sich zu ihm um. Flüchtig streifte sie Optimus’ Hand mit den Fingern; er regte sich nicht. „Es ist meine Schuld, dass es ihm so schlecht geht, nicht wahr?“, fragte sie schließlich leise, „Weil er mitgekommen ist, um mich zu retten...“ „Ach, Unsinn.“ Ironhide legte sanft die Arme um sie. „Kennst ihn doch.“, sagte er sanft, „Lässt keine Gelegenheit aus, um sich in Schwierigkeiten zu bringen.“ „Ich weiß.“ Ironhide lächelte und zupfte sanft an ihren langen blonden Haaren. „Jetzt mach dir mal nicht allzu viele Sorgen. Er schläft nur. Ratchet hat ihm ’ne Menge Zeug gespritzt...“ Während er redete, kam Bumblebee nicht umhin, ihn etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Offiziell war es natürlich Ironhide, der jetzt, da Optimus so schwer verletzt war, das Kommando hatte, doch innerlich zweifelte Bumblebee daran, dass der Bot, der ihr seit Jahren Freund, Vater und vor allen Dingen großer Bruder in einem gewesen war, diese Herausforderung meistern konnte. Sicher, er war Optimus’ engster Freund, doch er besaß definitiv nicht das Charisma ihres Anführers; er war ein Mann der Tat und Strategie zählte ihres Wissens nach nicht zu seinen Stärken. Tatsächlich wirkte er, wohl auch aufgrund der Ereignisse in den letzten Tagen, zu Tode erschöpft – er war unrasiert, unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. „Du solltest dich hinlegen.“, sagte sie leise. Ironhide musterte sie unter hochgezogenen Augenbrauen. „Das sagt mir ja die Richtige. Du siehst auch ziemlich fertig aus...“ „Ich kann nicht schlafen, bevor Lena nicht in Sicherheit ist.“ „Ich auch nicht.“ Eine Weile herrschte Schweigen. „Zwei Stunden Stasis.“, schlug Ironhide dann müde vor, „Für uns beide. So lange wird Sideswipe auch brauchen, um Lennox, seine Tochter und Prowl und Arcee abzuholen.“ Es gab Augenblicke, da verfluchte Sideswipe sein Dasein als Autobot. Wenn er zum Beispiel zwei Menschen transportierte, von denen die eine hysterisch zu zappeln begonnen hatte, kaum dass das „Auto“ von selbst losgefahren war, während sich auf seinen Rücksitzen zwei Freaks kabbelten, denen Lennox das Rücktransformieren verboten hatte. Es gab andere Augenblicke, wenn er mit zweihundert Sachen knapp über dem Asphalt dahinraste, die Sonne auf seinem Lack brannte und die Reibungshitze seiner Reifen auf der Straße beinahe schmerzhaft wurde, da war das einzige, was zu seinem vollendeten Glück noch fehlte, der eine oder andere Decepticon, der den Fehler machte, sich mit ihm anzulegen. Der heutige Tag besaß zum Glück eine Menge von beidem, und deshalb konnte er darüber hinwegsehen, dass Lennox’ Tochter derartig grün im Gesicht war, dass sie ihm vermutlich die Sitze ruinierte, wenn sie Diego Garcia nicht bald erreichten. Er war sich noch nicht ganz sicher, ob er das persönlich nehmen würde, aber zum Glück war er nicht nachtragend. Ein Wermutstropfen allerdings trübte seine sonst übliche gute Laune – von Prowl und Arcee fehlte jede Spur. Gerade Arcees Verlust schmerzte. Er und die junge Autobot waren mehr gewesen als Waffenbrüder und Soldaten, sie waren Freunde, Seelenverwandte. Er hatte ihr über den Tod ihrer Schwester Chromia hinweggeholfen, die vor etlichen Jahren am Golf von Akkaba von Decepticonwaffen in Stücke gerissen worden war, und sie war bei ihm gewesen, als Jolt, einen seiner engsten Freunde und langjährigen Gefährten, einige Jahre später andernorts ein ähnliches Schicksal ereilt hatte. Der Gedanke, dass sie und Prowl in einem von Megatrons Kerkern vor sich hin vegetierten oder gar schon deaktiviert waren, ließ heiße Wut in ihm hoch kochen. Lennox legte eine Hand auf das Lenkrad – das Aufheulen seines Motors war ihm nicht entgangen. „Sachte, Sideswipe.“, sagte er leise, aber unüberhörbar mahnend. Das Mädchen starrte ihren Vater an, als sei der nicht mehr ganz dicht. „Was läuft hier, Dad?!“, zischte sie, „Du wirst mir auf der Stelle sagen, was hier abgeht!“ „Wir müssen hier raus.“ Es surrte leise, als die Fembot sich vor der Tür hin und her bewegte. „Schnell.“ Glücklicherweise waren ihre Optics mit Infrarotsensoren ausgestattet, sodass sie das Mädchen erkennen konnte, das an der hintersten Wand des Kerkers saß, zusammengekauert und an die Schulter des Mannes gelehnt, der Arcee und den bewusstlosen Prowl argwöhnisch musterte. „Habt ihr eine Idee?“ Prowls Optics flackerten schwach im Dunkeln; Arcee konnte hören, wie er sich bewegte und einen leisen, schmerzerfüllten Laut von sich gab. Flüchtig berührte Arcee seine Stirn. „Bleib liegen.“ Prowls Optics flackerten erneut, als er blinzelte. „Ich... kann nichts sehen.“ „Weil’s dunkel ist. Verlass dich auf deine anderen Sensoren. Meditier ein bisschen. Was auch immer. Ruh dich aus.“ „Du bist Arcee, oder?“, erklang die Stimme von Lenas selbsternanntem Leibwächter, „Du warst am Golf von Akkaba mit dabei.“ Arcee drehte sich zu ihm um. „Das stimmt.“, sagte sie langsam, „Und wer bist du?“ Er kam ihr ebenfalls dunkel bekannt vor, doch sie konnte nur schwer einschätzen, woher. Vermutlich war zwischen ihren Treffen viel Zeit vergangen, und er war gealtert. Das taten die Menschen überaus schnell, wie sie wusste. „Leo Spitz.“ Der Name weckte tatsächlich Erinnerungen in ihr. „Sams Freund.“, vermutete sie, „Vom College.“ Langsam kam sie näher. „Du bist auf jeden Fall Lena, seine Tochter.“ Das Mädchen spähte in ihre ungefähre Richtung – leider konnten Menschen im Dunkeln nichts sehen. „Ja.“, sagte sie vorsichtig. Arcee kam noch etwas näher. „Ihr wisst nicht zufällig, wo wir hier sind, oder? Auf der Decepticon-Basis im Weltall wäre es bedeutend kälter und für euch gäbe es keine Atemluft.“ Das Mädchen schüttelte schwach den Kopf. „Optimus, Ironhide und Bumblebee sind noch im Inneren des Hoover-Staudamms. Wenn sie noch leben.“ Arcee sah, wie sich die Hände der jungen Frau verkrampften. „Irgendein Decepticon war noch bei ihnen. Starscream oder so ähnlich.“ „Starscream?“ Arcee hob eine imaginäre Augenbraue. Während ihren wenigen Ausflügen in menschliche Gestalt hatte sie Augenbrauen schätzen gelernt. Sie waren hervorragend dazu geeignet, Gefühle auszudrücken. „Das ist ein Trick.“, verkündete Prowl. Es war ihm gelungen, sich aufzurichten. Noch immer flackerten seine Optics bedrohlich; Arcee befürchtete, dass hier eine Generalüberholung von Ratchet nötig sein würde. „Bleib liegen.“, wiederholte sie mit Nachdruck. Prowl drehte den Kopf in ihre ungefähre Richtung – offenbar waren seine Infrarotsensoren beschädigt. „Ratchet kriegt dich schon wieder hin.“ Sie seufzte leise, warf den beiden Menschen einen weiteren Blick zu und nahm auf dem Boden Platz. „Starscream ist ein Feigling und ein Verräter.“, knurrte Prowl. Seine sonst so gelassene Stimme klang deutlich angespannt. „Ich hoffe schwer, ihr habt ihm nicht vertraut!“ „Sieht mitgenommen aus.“, bemerkte Sideswipe nach einem Blick durch die verspiegelte Scheibe auf Starscream. Bedauerlicherweise hatte er erfahren müssen, dass nicht die Autobots, sondern Megatron und dessen Leute selbst für die Verletzungen des Decepticons verantwortlich waren. Schade. Sideswipe beäugte seinen Feind und stellte wieder einmal fest, dass Menschenaugen nicht halb so gut waren wie seine Optics. Kurzerhand unternahm er den Versuch, nur seine Iris ein wenig zu transformieren. Es funktionierte sogar recht passabel. Lennox fuhr zusammen, als er sich wieder umdrehte. „Warn mich gefälligst vor!“ Sideswipe grinste verlegen und machte es rückgängig. „’Tschuldigung.“ Lennox winkte ab. „Starscream hat zugestimmt, uns bei der Suche nach Lena zu helfen. Ich nehme an, dass wir dann auch Arcee und Prowl finden.“ „Bei ihm würde ich jedes Wort auf die Goldwaage legen.“, knurrte Sideswipe. Starscream musterte gelangweilt den Raum, in dem er sich befand, und schätzte offenbar seine Fluchtchancen ab. Kurz wanderte sein Blick über die beiden bis an die Zähne bewaffneten Soldaten an der Tür. „Ihr beide habt echt’nen langweiligen Job, Jungs.“, bemerkte er im Plauderton. Sideswipe verdrehte die Augen. „Vielleicht sollten wir...“ Lennox unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. „Leider brauchen wir seine Hilfe.“ Die Tür wurde geöffnet und Bumblebee trat ein. Die junge Frau wirkte im Halbdunkeln des Überwachungsraums zerbrechlicher und blasser als Sideswipe sie in Erinnerung hatte. Sie trug einen Rollkragenpullover, dessen Ärmel ihr ein bisschen zu lang waren, und hatte sich die Haare zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden. Unter ihren Augen zeigten sich tiefe Schatten, und das übliche Strahlen war fast vollständig aus ihren Augen verschwunden. Dennoch lächelte sie, als sie Sideswipe ansah. „Ich hab’ gehört, was mit Arcee und Prowl passiert ist.“, sagte sie leise, „Ist Annabelle in Sicherheit?“ Lennox grinste müde. „Die Ärzte haben sie gecheckt. Viele Kratzer und Prellungen... und ’n Nervenzusammenbruch, nachdem sie eine Erklärung für die Nummer hier bekommen hat... jetzt hat sie ’ne Menge Beruhigungsmittel gekriegt und schläft...“ Er verzog das Gesicht. „Ich werd’ besser später noch mal nach ihr sehen.“ Schlanke Finger tippten nachdenklich auf dunklem Holz. „Zu den Autobots übergelaufen.“, wiederholte die dazugehörige Stimme langsam. „Es scheint so.“ Megatron fixierte den Stimmquell aus kalten Augen, hinter denen es gefährlich rot glomm. „Ich will, dass du ihn findest, bevor er seine Informationen mit ihnen teilen kann.“ Die Gestalt im Halbdunkeln schnaubte. „In dieser Gestalt?“ Ein Feuerzeug wurde angeknipst; die nächsten Worte klangen etwas gedämpft, als sie sich eine Zigarette zwischen die Lippen schob. „Kostet extra.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)