Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 26: Sechsundzwanzig --------------------------- "Ich will meine Kippen zurück.", knurrte Firestorm, "Und mein Geld. Sofort." Sie nestelte am Saum ihres Hemdes herum. "Sogar beim FBI darf man nebeher rauchen, verdammt!" Optimus' Augenbrauen zuckten flüchtig, doch er schob ihr die Schachtel über den Tisch. Gierig griff Firestorm danach, ließ ihr Feuerzeug aufschnappen und klammerte sich wenig später ausgehungert an die Zigarette, um Rauchwolken in die Luft zu blasen. Sie lehnte sich zurück und fixierte Optimus. "Siehst ganz schön mitgenommen aus." Optimus' Mundwinkel zuckten, doch er antwortete nichts darauf. "Was hast du hier verloren?" Sie schnaubte. "Diesem Vollidioten den Arsch retten; kann ich jetzt gehen?" "Ich fürchte nicht." Optimus' Stimme klang noch immer ruhig und besonnen. "Ich kann es nicht einfach ignorieren, wenn zwei Decepticons locker auf unseren Stützpunkt marschieren." Ihre Augenbraue zuckte, doch sie sagte nichts, zündete sich nur eine weitere Zigarette an. "Okay.", sagte sie schließlich ruhig, "Der übliche Tarif liegt bei zwanzigtausend. Fünfzig, weil ihr Autobots seid, und 'ne Gefahrenzulage, weil Megatron nicht erfreut sein wird, das macht insgesamt siebzigtausend." Jetzt waren es Optimus' Augenbrauen, die zuckten. "Was soll das heißen?" "Eure moralische Nummer geht mir auf den Geist.", verkündete Firestorm, "Ich entscheide, welche Aufträge ich ausführe, und ihr lasst die Finger von mir, Sixshot und... diesem Vollidioten." Optimus kam nicht umhin, die junge Frau zu bewundern. Trotz ihrer relativ aussichtslosen Situation verhandelte sie immer noch; sie war offensichtlich nicht nur mutig (mit einem gehörigen Schuss Unverfrorenheit), sondern auch noch verdammt geschäftstüchtig. "Fünzigtausend.", antwortete Optimus ruhig. Firestorm schnippte die Zigarettenasche beiseite und schnaubte leise. "Fünfundsechzig. Ich muss 'nen Bruder und 'nen Sparkling durchfüttern. Von diesem Idioten ganz zu schweigen." "Achtundfünfzig. Wie bist du an diesen Idioten geraten, wenn ich fragen darf?" Sie lächelte und blies ihm den Rauch um die Nase. "Darfst du nicht. Dreiundsechzig." "Neunundfünfzig... und der Sparkling?" "Zweiundsechzigfünf. Den könnt ihr behalten, ich will das Ding nicht haben." "Sechzigfünf. Ist Sixshot im Preis mit drin?" "Musst du ihn fragen." Sie lehnte sich zurück und drückte die Zigarette auf dem Tisch aus. "Sechzigacht." "Akzeptiert." Optimus beobachtete sie ein wenig nachdenklich. "Ich erwarte deinen Vertrag spätestens übermorgen.", sagte er ruhig, "In der Zwischenzeit..." "Starscream ist im Vertrag inbegriffen!", fiel sie ihm scharf ins Wort, "Wenn irgendwer Hand an ihn legt, dann spreng ich euch den Laden hier in die Luft, darauf kannst du dich verlassen!" "Was genau läuft da zwischen Firestorm und dir?" Starscreams Augenbrauen zuckten. "Meine Güte, Prime, wenn du das noch nicht 'rausgefunden hast, dann kann ich dir auch nicht weiterhelfen." Womit Optimus seine Vermutung endgültig bestätigt sah. "Sie will für uns arbeiten, unter der Bedingung, dass deine Sicherheit gewährleistet ist." Starscream schnaubte belustigt. "Wieviel hat sie dir aus der Tasche geleiert?" "Frag sie doch selbst." Optimus tippte mit den Fingern auf der Tischplatte. "Erzähl mir von den Sparklingen." Mit verschränkten Armen und nachdenklicher Miene stand Firestorm hinter der abgedunkelten Scheibe und ließ Starscream und Optimus nicht aus den Augen. Sideswipe und Sixshot hatten hinter ihr einander gegenüber Platz genommen, jeder von ihnen eine Miene im Gesicht, als stünde die Apokalypse kurz bevor. Zwischen ihnen ruhte auf einer Serviette ein Donut... mit Schokoglasur. Firestorm verdrehte die Augen, sagte jedoch nichts dazu. Ihr Augenmerk galt dem schlanken dunkelhaarigen Mann, der Optimus Prime gegenübersaß. Die beiden hatten zwar keinen Donut, um den sie ein stummes Blickduell austragen konnten, aber Primes Miene wurde ähnlich düster, während Starscream folgsam von den Sparklingen Bericht erstattete. "Sixshot?" "Nicht jetzt.", knurrte ihr Bruder aus dem Mundwinkel. Sie drehte sich um. Nachdenklich beobachtete sie die Szene eine Weile lang. Langsam trat sie zu ihrem Bruder hinüber. Wie in Zeitlupe beugte sie sich vor, bis ihre Lippen dicht neben seinem Ohr angekommen waren. Mit aller Kraft blies sie ihm in die Ohrmuschel. Sixshot schrak so heftig zusammen, dass er um ein Haar vom Stuhl fiel; natürlich unterbrach er dabei den Blickkontakt, und Sideswipe schnappte sich breit grinsend den hart umkämpften Donut. "Was soll der Scheiß, Fire?!" Halb beleidigt, halb wütend richtete Sixshot sich wieder auf. "Ich hatte ihn fast!" "Wo ist der Sparkling?", fragte Firestorm mit einem freundlichen Lächeln. "Bumblebee kümmert sich um ihn.", murrte Sixshot. Beleidigt rieb er sich das Ohr. "Mach das nicht nochmal, klar?" Firestorm grinste nur; sie schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen. "Hier drin herrscht Rauchverbot!", mahnte Sideswipe dumpf durch den Donut hindurch. Firestorm lächelte und ließ ihr Feuerzeug aufschnappen. Argwöhnisch beäugte Ironhide das kleine Wesen, was zufrieden mit den Beinen baumelnd auf seinem Schreibtischstuhl saß und seine beiden neuen besten Freunde anstrahlte. Bumblebee strahlte natürlich zurück; ihm selbst war der Sparkling mehr als unheimlich. Kleine Kinder machten ihm für gewöhnlich klebrige Fingerabdrücke auf den Lack; schon Lena hatte er damals nur mit Müh und Not ertragen... "Wie heißt du, Kleines?", fragte Bumblebee. Zum ersten Mal seit Tagen wirkte die junge Bot wieder gut gelaunt; offenbar hatte der Sparkling einen guten Einfluss auf sie. Na immerhin... "Lightbringer!", verkündete die kleine Nervensäge stolz. Sie sah sich im Zimmer um. "Wo ist Mama?" Bumblebee und Ironhide tauschten einen irritierten Blick. "Wer ist denn deine Mama?", fragte Bee schließlich freundlich, löste sich von Ironhide und trat auf die Kleine zu. "Firestorm.", verkündete das Mädchen, "Sixshot hat gesagt, ich seh' ihr ähnlich." Ironhide hob eine Augenbraue. Nun ja, sie hatten beide blonde Haare, soweit er Firestorms menschliche Gestalt zu Gesicht bekommen hatte... allerdings zweifelte er nach allem, was er über die Söldnerin wusste, doch stark daran, dass die einen Sparkling in die Welt setzte. Ganz zu schweigen von der Frage, wer dann bitte sehr der Vater des Mädchens war. "Wer ist dein Vater?", stellte er die Frage laut. Lightbringer legte fragend den Kopf schief. "Dein Vater.", wiederholte Ironhide. Verdammt, warum übernahm Bee das nicht? Oder Optimus? Er war nicht gut mit Kindern! "Der Freund von deiner Mama, herrgott!" Das Mädchen grinste zufrieden. "Starscream natürlich." Einen Augenblick lang starrte Bee das Mädchen verdutzt an, dann begann sie lauthals zu lachen. Ironhides Augenbrauen zuckten. Hm... ob Sixshot schon von seinem Glück wusste? Vielleicht wurden sie den nervtötenden Ex-Ex-Autobot oder was auch immer Starscream gerade war dann los, wenn jemand dem Bruder seiner offensichtlichen Flamme - haha, Wortwitz - eine kleine Information diesbezüglich... neiiin, so durfte er nicht denken. Optimus freute es bestimmt nicht, wenn Sixshot Starscream auf der Stelle erwürgte. ...aber die Versuchung war schon groß, doch. Er warf Bee einen Blick zu. "Ich glaube, ich hol' mir mal 'nen Kaffee..." Bumblebee fixierte ihn argwöhnisch. "He, kein Wort zu Sixshot, klar?" Ironhide verzog bedauernd das Gesicht, verschwand jedoch. Starscream pfiff anerkennend durch die Zähne und sah sich um. "Der Staat sorgt erstaunlich gut für seine Leute, mmh?" Firestorm schloss die Tür des Quartiers und lehnte sich dagegen. "Mhm." Langsam verschränkte sie die Arme vor der Brust und fixierte den Rücken des Mannes vor sich. Starscream drehte sich zu ihr um - und kassierte die nächste Ohrfeige. "Aua." Er verzog das Gesicht. "Wofür war das?" "Ich musste deinetwegen schon wieder im Preis runtergehen." Fragend legte Starscream den Kopf schief. "Okay?" "Gar nichts ist okay!" Sie packte ihn am Revers. "Du bist der größte Idiot, der mir je begegnet ist, verdammt! Die ganze Decepticon-Flotte ist auf der Suche nach dir, weißt du, was die mit uns beiden anstellen, wenn sie uns gefunden haben?!" Starscreams Mundwinkel zuckten schwach. "Nun, ich nehme an, das übliche?" Firestorm verdrehte die Augen. "Ja, verdammt! Und glaub bloß nicht, dass ich dir dann wieder den Arsch rette!" "Ich liebe dich." Sie schlug ihm mit der flachen Hand vor die Brust. "Halt's Maul.", murrte sie und schlang die Arme um ihn. Starscream seufzte leise. Langsam legte er ebenfalls die Arme um sie. "Ich bin aus genau zwei Gründen bei den Decepticons geblieben, Kleines." Sie grub die Fingernägel in sein Hemd. "Ich weiß." "Ich hab' mich ein paar zehntausend Jahre um die Sparklinge gekümmert, ich lass' sie jetzt nicht sterben, Fire." "Weil du ein Idiot bist. Und den zweiten Grund kannst du gleich vergessen; das ist mein Grund, warum ich noch Aufträge für Megatron erfüllt habe." "Ich weiß." Er strich ihr flüchtig über den Rücken; sie sah wieder zu ihm auf, ließ den Blick seinen Oberkörper entlang wandern. "Runter mit dem Hemd.", sagte sie leise, "Ich will deine Schulter sehen." "Ratchet hat drübergeschaut; es ist alles in Ordnung. Na ja, soweit das möglich ist." Sie hob eine Augenbraue; ohne weiteres Einverständnis seinerseits abzuwarten, öffnete sie die Knöpfe seines Hemdes. Langsam glitt ihr Blick erneut über seinen Oberkörper. Über Narben, manche älter, manche frischer. Acht davon, kreisrund, zogen sich wie silbrige Perlen an einer Kette von seiner Schulter bis fast zu seiner gegenüberliegenden Hüfte. Er war nicht so muskulös wie Barricade - war er nie gewesen; die Tage in Haft hatten an ihm gezehrt. Die Autobots behandelten ihre Gefangenen zwar deutlich 'humaner' als die Decepticons, aber ein Fünf-Sterne-Hotel war es trotzdem nicht. Sie schob die Arme um seinen bloßen Oberkörper, legte die Wange an seine Brust und schloss die Augen. Langsam ging die Sonne unter. Letzte Glut tauchte einen heruntergekommenen Militärkomplex im Norden Sibiriens und den darum herum befindlichen Schnee in blutig rotes Licht. Soundwave, der es sich mit seinem PC kurzerhand in der Eingangshalle des Komplexes gleich hinter einer Scheibe aus Sicherheitsglas, die früher wohl einmal Teil eines Pförtnerhauses gewesen war, bequem gemacht hatte, tippte gedankenverloren auf der Tastatur herum und schlürfte Kaffee. Die Kopfhörer hingen wieder lässig in seinem Genick; wenn er Musik brauchte, dann reichte es, wenn er seine Sensoren in irgendeinen örtlichen Radiosender oder einen Privatcomputer einklinkte und er war wunschlos glücklich. Allerdings waren echte Schallwellen natürlich etwas anderes. Dummerweise drohte Barricade noch immer damit, seine Anlage zu Kleinholz zu verarbeiten. Ein Blick auf die Monitore verriet ihm, dass die gefangenen Autobots, das Mädchen und ihr Onkel oder was auch immer der Knilch nun war immer noch in ihrem Verlies auf und ab stolzierten - Prowl stolzierte nicht, der lag folgsam still und Arcee rollte mehr als dass sie lief - und darüber rätselten, wo zum Geier sie sich befanden. An einem Ort jedenfalls, an dem Shockwave, so er denn bei Gelegenheit seine ach-so-tolle Undercovermission für ein paar Tage ruhen lassen konnte, genug Gelegenheit hatte, herauszufinden, wie zum Teufel man das Wissen des AllSparks aus dem Kopf des Fleischlingsmädchens bekam. Schritte waren auf dem Beton zu hören; Soundwave blickte auf, als jemand mit den Fingernägeln gegen seine Scheibe tippte. Er blickte in ein Paar graugrüner Augen unter fein geschwungenen Brauen und langen Wimpern. Lange dunkelbraune Haare flossen auf das Fensterbrett vor der Scheibe hinunter, als der Neuankömmling sich mit einem Ellbogen darauf stützte und lächelte. Sämtliches Blut schoss aus Soundwaves Kopf und beschloss, sich für den heutigen Tag in tiefer gelegenere Regionen zurückzuziehen. Langsam glitt sein Blick über das, was vom Körper der Fremden sichtbar war - es war nicht viel, das meiste wurde von einem dunklen Trenchcoat verdeckt. Obwohl es draußen Minusgrade hatte, trug sie zwar Stiefel, aber weder Handschuhe noch Mütze oder einen Schal. Es wunderte Soundwave nicht; wahrscheinlich lächelte sie den Schnee nur an und der schmolz vor ihr zusammen. Wie von selbst wanderte seine freie Hand ohne Kaffeebecher zum Schalter und die Glasscheibe senkte sich. Sinnliche Lippen lächelten noch ein wenig breiter. "Hallo, Kleiner.", sagte die Fremde mit einer sanften, kehligen Stimme, "Bist du so gut und bringst mich zu dem, der hier das sagen hat?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)