Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 28: Achtundzwanzig -------------------------- Warmes Wasser lief aus der Dusche und plätscherte auf die Fliesen. Thunderblast regte sich nicht. Sie hatte den Kopf ein wenig angehoben, die Augen geschlossen; beinahe glaubte sie, jeden einzelnen Wassertropfen ihren Körper hinab rinnen zu spüren. Die muskulöse Gestalt, die im Türrahmen lehnte und sie beobachtete, war ihr nicht entgangen. Allerdings ließ sie sich von Barricade nicht stören; erst nach einigen weiteren Minuten stellte sie das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Sie konnte spüren, wie sein Blick über sie glitt, als sie lediglich mit dem Handtuch um ihren Schultern an ihm vorbei in ihr Zimmer ging, um sich neue Kleidung aus dem Schrank zu nehmen. Schließlich drehte sie sich halbwegs angezogen zu ihm um. „Was gibt’s?“, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln. „Pack deine Sachen wieder ein.“, antwortete Barricade wie aus der Pistole geschossen, „Wir haben Anweisungen.“ Sie hob eine Augenbraue, zog jedoch ihre Tasche unter dem Bett hervor. „Zum Beispiel?“ Barricade, der schon halb aus der Tür gewesen war, blieb stehen. „Wir fliegen nach Brasilien.“, antwortete er. Noch bevor er vollends auf den Gang hinausgetreten war, konnte Thunderblast über den Funkkanal in ihrem Ohr hören, wie er Blackout anfunkte. Ist grad schlecht., erklang die Stimme des Decepticons über Funk, Brawl und ich sind in Moskau unterwegs, Besorgungen machen. Thunderblast klinkte sich aus – Barricade fluchte leise vor sich hin – und warf die restlichen Sachen, die sie aufgetrieben hatte, in ihren Rucksack. Brasilien – das bedeutete wohl kurze Hosen, aber feste Stiefel, oder? Verdammt, sie war knappe drei Monate auf diesem Planeten, woher sollte sie wissen, wo welches Klima vorherrschte? Nicht, dass sie sich nicht informiert hatte, aber bei Wikipedia und sonstigen Dingen, die sie gefunden hatte, hatte nirgendwo gestanden, welche Kleidung man da trug. Manche Bilder waren recht aufschlussreich gewesen, aber sie bezweifelte, dass ein Bikini bei Schlangen und Spinnen und sonstigem Getier im Dschungel sonderlich hilfreich war. Dennoch wanderte auch ein solches Kleidungsstück in die Tasche. Barricade stapfte indes den Flur hinunter in Richtung Küche; Thunderblast folgte ihm wenig später, die Tasche locker über die Schulter geworfen. Er hatte sich gerade eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank genommen; Thunderblast lehnte sich so in den Türrahmen wie er nur wenige Minuten zuvor in ihrem Badezimmer und beobachtete, wie er diese öffnete. Mit einer Ruhe, die fast schon an Gelassenheit grenzte, streckte sie die Hand aus und entwand ihm die Flasche, nahm zwei Schlucke und stellte sie zurück. Barricade musterte sie halb eisig, halb verdutzt. Ihre Mundwinkel zuckten. „Schmeckt beschissen.“ Barricade verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Wenn du ’ne Ohrfeige willst, dann musst du’s nur sagen.“ Sie lächelte. „Tu dir keinen Zwang an.“ Er versuchte es tatsächlich; sie duckte sich im richtigen Augenblick und Barricades Hand krachte gegen den hölzernen Türrahmen, der sichtlich erbebte. Die Lippen des Decepticons wurden schmal vor Zorn und Thunderblast rechnete unwillkürlich mit einer tatsächlichen Tracht Prügel. „Störe ich?“, fragte Megatron freundlich. Sowohl Thunderblast als auch Barricade erstarrten. „Nein, Sir.“, entgegnete Barricade unter sichtlichem Zähneknirschen. Thunderblast unterdrückte ein Grinsen und brachte hastig einigen Abstand zwischen sich und Barricade. Megatron trat einen Schritt näher zu Barricade hin. „Habt ihr nichts zu erledigen?“, zischte er. Hinter seinem Rücken verzog Thunderblast das Gesicht. Der Decepticon-Anführer war definitiv nicht in bester Stimmung; soweit sie wusste, war er immer noch wütend, weil ihm Starscream und einige Autobots, Optimus Prime selbst eingeschlossen, vor wenigen Tagen entwischt waren. Bisher war er zwar noch nicht auf den Gedanken gekommen, seine Wut an den gefangenen Autobots und Menschen im Keller auszulassen, aber das war wohl nur noch eine Frage der Zeit. „Unser Abflug verzögert sich, Sir.“, antwortete Barricade. Die schlechte Stimmung seines Anführers war ihm nicht entgangen und er war dementsprechend vorsichtig. „Blackout ist in Moskau und...“ Megatron verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Und da bist du nicht auf den Gedanken gekommen, eventuell einen anderen Hubschrauber zu nehmen ?!“ Die letzten Worte waren wohl über den halben Stützpunkt zu vernehmen; er hatte sie seinem neuen Stellvertreter ins Ohr gebrüllt. Auf Barricades Wange zuckte kaum merklich ein Muskel. „Sofort, Sir.“ Sideswipe rieb sich die Nase. „Und woher wollt ihr wissen, dass sie nicht in Brasilien sind?“, fragte er. Starscream seufzte. Sideswipe mochte ein guter Soldat sein, aber ein Taktiker war er nicht. „Megatron ist nicht blöd.“, wiederholte er das, was er bereits Ironhide hatte erläutern müssen, „Er wird davon ausgehen, dass wir zu genau dem Schluss kommen, zu dem wir kommen sollen: Nach der Sache mit Sektor 7 hat er verständlicherweise keinen Bock mehr auf Kälte und verzieht sich in wärmere Gefilde.“ Sideswipe tippte sich nachdenklich ans Kinn. „Aber wir kommen nicht zu dem Schluss?“ „Nein, wir kommen nicht zu dem Schluss.“, bekräftigte Starscream, „Wir kommen zu dem Schluss, dass wir zu genau diesem Schluss kommen sollen, und deshalb tun wir das, von dem Megatron nicht glaubt, dass wir es tun: Wir fliegen nach Sibiren.“ Ironhide murrte leise; von Kälte hatte er die Nase gestrichen voll. Optimus hatte ihm die Leitung des Ganzen übertragen – Ratchet weigerte sich nach wie vor, ihn aus dem Krankenflügel zu entlassen, und demzufolge war ein Ersatz nötig gewesen. Ratchet selbst saß allerdings mit ihnen in einem der beiden Militärhubschrauber, die Lennox für sie hatte organisieren können. Starscream wäre natürlich am liebsten selbst geflogen, allerdings war das aufgrund seiner Verletzungen nicht möglich. Firestorm wirkte ganz und gar nicht glücklich mit der Situation; sie hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt und war mehr als blass. Starscream beugte sich ein wenig zu ihr herunter und drückte ihr einen Kuss auf den blonden Scheitel. Sie murrte leise, sagte jedoch nichts, war nur krampfhaft damit beschäftigt, weder aus einem der Fenster noch auf den Boden des Hubschraubers zu schauen. Sixshot verzog mitleidig das Gesicht – soweit er wusste, litt seine Schwester zwar nicht an Flugangst, dafür aber an Höhenangst, was denkbar unpraktisch war, wenn man einen Jet zum Freund hatte. Zumindest auf letzteren hätte er allerdings auch liebend gern verzichtet, nur leider kam seine Schwester ja nicht mehr ohne den Kerl aus; sie legte sich sogar mit Megatron an, um ihm den Hals zu retten. Als hätten sie beide noch nicht genug Schwierigkeiten gehabt. Der vermutliche Ex-Söldner (nach allem, was er von Fire über den Deal mit ihr und Optimus erfahren hatte, war er ja jetzt ein Autobot) lehnte den Hinterkopf gegen die metallene Wand und schloss die Augen. Starscream legte beide Arme um Firestorm. Sixshot verspürte das dringende Bedürfnis, ihn zu würgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)