Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 38: Achtunddreißig -------------------------- Regen fiel in dichten Strömen aus dem tiefgrauen Himmel, rann über Blätter, Blüten, Moos an Baumstämmen und ihre Haut. Sie hatte die Augen geschlossen und ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig; neben sich spürte sie warme Haut, nass von Regen und Schweiß. Einen Augenblick lang blieb Barricade reglos liegen, bevor er sich aufrichtete und sich auf die Suche nach seinen Sachen machte, die inzwischen vom Regen durchnässt waren. Beinahe hätte sie die Hand nach ihm ausgestreckt, allerdings hätte er das wohl kaum gutgeheißen, und daher ließ sie es bleiben. Stattdessen griff sie ihrerseits nach ihrer Kleidung, schüttelte allerdings jedes Stück sorgfältig aus, um etwaige Begegnungen mit weiteren Krabbeltieren zu vermeiden, bevor sie es sich wieder überstreifte. Immerhin hatte er nicht allzu viel kaputt gemacht. Nirgendwo, wie sie feststellte, als sie sich aufrichtete; sie hatte zwar einiges an blauen Flecken und Kratzern davongetragen – am Hals wohl auch ein paar Bissspuren – , aber es war nichts, was nicht wieder verheilen würde. In der Nähe ihres Schlüsselbeins brannte es schmerzhaft an einer weiteren halbkreisförmigen Wunde; das würde vermutlich eine kleine Narbe hinterlassen. Verflucht, das gefiel ihr weniger – ihr Körper war ihr Kapital; sie musste vorsichtiger sein. Dann würde sie eben genug Makeup benutzen müssen, wenn es verheilt war, und bis dahin einen Schal oder höher geschlossene Oberteile tragen. Langsam strich sie sich eine dunkle, nasse Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie sich wieder vollständig neben Barricade in die Höhle flüchtete und die Knie an die Brust zog, um ihn Platz zu lassen. Barricade hatte seine Waffe wieder gezogen und übernahm offensichtlich die Wachschicht am Eingang; Thunderblast griff nach ihrem Rucksack und kramte eine Weile darin herum, bevor sie ihre Wasserflasche fand und einen Schluck daraus trank. Wenig später hatte sie auch einen schon etwas trockenen Müsliriegel gefunden und wollte gerade hineinbeißen, als sie Barricades Blick bemerkte. Beinahe hätte sie die Augen verdreht, dann allerdings warf sie ihm ohne ein Wort den Riegel zu und zog einen zweiten aus der Tasche. Weiterhin schweigend blieben sie nebeneinander sitzen, um zu essen. Es war Barricade, dessen Stimme als erstes die Stille durchbrach. „Kennst du dich mit Botanik aus?“ Sie drehte den Kopf zu ihm. „Warum, hast du Lust auf Obst?“ Er hob die Augenbrauen. „Ich bin zwar ganz sicher kein Vegetarier, aber was anderes wird uns schlecht übrig bleiben, jetzt, wo der Helikopter Schrott ist.“ „Keine Sorge, auch aus Obst kriegt man eine Menge gutes zu Essen hin.“ Barricade schnaubte leise. „Das will ich hoffen, denn du kochst.“ Ihre Augenbrauen zuckten kaum merklich. „Davon bin ich auch ausgegangen; ich glaube kaum, dass du ein sonderlich guter Koch bist.“ Er lachte. „Das kannst du laut sagen.“ Ihre Mundwinkel zuckten. „Das würde ich gerne sehen.“ Er grinste zurück. „Du würdest es vermutlich nicht überleben.“ Thunderblast räkelte sich ein wenig und lehnte sich mit dem Rücken gegen die hölzerne Wurzel. „Uuuh.“, machte sie und knabberte weiter an dem Müsliriegel. Barricade musterte sie einen Augenblick lang nachdenklich. „Muss ich jetzt eigentlich sterben?“, fragte er schließlich. „Mmh?“ Sie löste sich wieder ein wenig von der Wurzel, um ihn ein wenig irritiert anzusehen. „Na ja, du hast gewissermaßen den Ruf einer Schwarzen Witwe.“, führte Barricade den Gedanken ein wenig weiter aus, „Also – muss ich jetzt sterben?“ Eine Schwarze Witwe? Ruhig ließ sie den Blick über ihn wandern. „Ich tue, was man mir aufträgt.“, sagte sie schließlich leise, „Und du bist nicht mein nächster Auftrag.“ „Das ist gut.“ Das war doch gut, oder? Es bedeutete, sie würde ihn nicht umbringen, also war es gut. Natürlich war es gut. „Atme tief ein und aus.“ Optimus gehorchte, und Ratchet setzte das Stethoskop auf der Brust seines Anführers an. „Hast du noch Schwierigkeiten beim Atmen?“ „Nein.“, antwortete Optimus lammfromm und zwinkerte Lena über Ratchets Kopf hinweg zu. Die junge Frau seufzte leise, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand; Annabelle hingegen trat interessiert näher. „Ist die Anatomie von Cybertroniern in Menschengestalt anders als die von Menschen?“, fragte sie und warf einen Blick auf Optimus hinunter, der friedlich auf der Untersuchungsliege blieb und zuließ, dass Annabelle ihn in Augenschein nahm. „Nein. Jedenfalls nicht so, dass man das mit einem Stethoskop oder einem Röntgenapparat feststellen könnte.“, antwortete Ratchet ruhig, „Wenn du willst, zeig‘ ich dir das gleich im Labor.“ Er trat von der Liege zurück. „Okay, wir sind fertig. Aber mach in den nächsten Tagen keinen Unsinn, klar?“ „Aber nie.“ Optimus griff nach seinem Hemd und blieb kurz in der Tür stehen, um zu beobachten, wie Lena zur Liege hinübertrat, bevor er galanterweise nach draußen auf den Flur verschwand. Langsam ließ sich Lena auf die Liege sinken, blieb jedoch sitzen. „Es geht mir gut.“ „Na klar. Leg dich hin.“ Lena seufzte leise und legte sich folgsam hin, während Ratchet sich daran machte, sie zu scannen. „Keine Knochenbrüche.“ Annabelle notierte fleißig auf ihrem Klemmbrett; offenbar hatte sie es übernommen, Ratchet zu assistieren. Vermutlich hatte sie hier eine Möglichkeit gefunden, ihr Medizinstudium zu beenden, oder zumindest die vorgeschriebenen Praktika vorzuziehen. „Keine inneren Verletzungen.“ „Ich sag‘ doch, es geht mir gut.“ „Glücklicherweise bist du auch Arzt und kannst das beurteilen.“, antwortete Ratchet, „Hast du Schmerzen beim Atmen, unerklärliche Kopfschmerzen, Halluzinationen?“ „Nein.“ Lena schüttelte leicht den Kopf. „Bumblebee hat mir erzählt, dass das wohl bei meinem Vater der Fall war?“ „Er hatte Probleme damit, die Informationen des Allsparks sinnvoll geordnet abzurufen, das stimmt.“ Ratchet hatte eine Taschenlampe gezückt, um ihr damit in die Augen zu leuchten; Lena kniff unwillkürlich ein wenig die Lider zusammen. „Hättest du was dagegen, wenn ich ein paar Tests mit dir durchführe, um zu schauen, inwiefern sich der Allspark auf dich ausgewirkt hat?“ Sie hob mit einem etwas müden Grinsen die Schultern. „Äh, tu dir keinen Zwang an.“ „Prime, ich muss mit dir reden.“ Fragend hob Optimus die Augenbrauen und warf Starscream einen Blick zu. „Was ist denn? Wenn Ironhide und du immer noch Probleme habt, dann...“ „Es geht nicht um Ironhide.“ Firestorm lungerte ein paar Meter weiter den Gang abwärts herum und behielt ihren Freund im Auge, aber offensichtlich wollte sie nicht stören. „Es geht um die Sparklinge. Auf Megatrons Schiff befinden sich Dutzende, und ich brauche Energon, um sie am Leben zu halten, oder... oder eure Hilfe, um sie da rauszuholen.“ Der Ex-Ex-Autobot wirkte nervös; offenbar befürchtete er, dass Optimus ihn eher an den Füßen aus dem Fenster baumeln ließ als ihm darauf eine Antwort zu geben. Stattdessen musterte er den Cybertronier ihm gegenüber ein wenig nachdenklich. „Na gut, dann werden wir sie da rausholen.“, sagte er leise, „Aber das bedeutet, ich brauche Informationen von dir. Und vermutlich wirst du das Ganze anleiten müssen, weil du dich da auskennst.“ „Na klar.“ Ein leichtes Lächeln huschte über Starscreams Gesicht. „Danke, Sir.“ Optimus‘ Augenbrauen wanderten noch ein wenig höher. „Nenn mich nie wieder Sir.“ Firestorm schnaubte leise; offensichtlich hatte sie jedes Wort gehört und den Abstand nur aus Höflichkeit bewahrt. Als Starscream zu ihr hinübertrat, schlang sie die Arme um seinen Hals und zog ihn ein wenig zu sich hinunter, um ihn auf den Mund zu küssen. „Mach bloß keinen Blödsinn.“, sagte sie leise, „Und erwarte nicht, dass ich hier sitzen bleibe und darauf warte, dass du halb tot zu mir zurückgekrochen kommst.“ Starscream seufzte leise, küsste sie jedoch auf die Stirn. „Ich habe nicht damit gerechnet, dich davon abhalten zu können, also... ich denke, wir lassen Lena als Babysitter für Lightbringer hier?“ „Du kannst sie ja schlecht mitschleppen. Keinen von beiden.“ „Hmh.“ Sein Blick huschte kurz zu Optimus hinüber, der noch immer vor Ratchets Arztzimmer stand; offenbar wartete er auf Lena. „Sag mal, glaubst du, zwischen Prime und Lena...“ „Weiß ich nicht.“ Sie seufzte und löste sich von ihm. „Komm, wir gehen nach draußen; ich will eine rauchen.“ Ohne auf seine Antwort zu warten, packte sie seine Hand und zog ihn mit sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)