Transformers von BluejayPrime ================================================================================ Kapitel 47: Siebenundvierzig ---------------------------- Ein leises Klopfen gegen den Türrahmen ließ Lena hochschrecken. Es war Optimus, der sie beide mit einem kaum deutbaren Ausdruck auf dem Gesicht musterte. Blackjack sank noch ein wenig mehr in die Matratze und Lena stand mit einem verlegenen Lächeln auf. „Ähm… ich lass‘ euch mal alleine und so.“ Sie huschte an ihm vorbei nach draußen und er wandte sich Blackjack zu, der ihn nervös musterte. Offenbar erwartete er eine Standpauke oder etwas ähnliches. Er wartete, bis Lena aus dem Raum verschwunden war, bevor er sich neben Blackjack aufs Bett setzte. „Was machst du hier?“, fragte er leise, „Du solltest auf Cybertron sein.“ Blackjack verschränkte die Arme vor der Brust und musterte seinen Vater sichtlich unerfreut. „Ich wollte zu dir. Auf Cybertron ist eh alles kaputt. Außerdem läuft da in Sachen Rekrutenausbildung auch nicht mehr viel, seit Sentinel Prime weg ist.“ Optimus zog die Augenbrauen zusammen. „Was heißt das, er ist weg?“ Blackjack zuckte die Schultern. „Der hat sich schon vor Jahren verzogen. Wundert mich nicht, auf Cybertron ist eh alles Schrott. Keine Ahnung, wo er hin ist. Ist aber nicht schade drum, konnte mich eh nicht leiden und ich ihn auch nicht.“ Unwillkürlich musste Optimus sich ein Schmunzeln verbeißen. „Weißt du, ich glaube, niemand kann Sentinel Prime besonders leiden. Was nichts daran ändert, dass er ein guter Soldat ist.“, antwortete er, „Ich hoffe, dir ist trotzdem klar, dass es keine besonders gute Idee war, alleine quer durchs Universum zu reisen. Die Bewohner dieses Planeten haben keine allzu gute Verbindung zu uns; du hättest angegriffen werden können.“ Blackjack nickte schwach und legte das Kinn auf die Knie. „Was ist mit Mum passiert?“, murmelte er, ohne Optimus anzusehen. Dieser zögerte einen Moment. „Sie ist im Kampf gegen die Decepticons gefallen.“, antwortete er schließlich leise. Blackjack zog die Unterlippe zwischen die Zähne und sein Blick huschte wieder zu Optimus. „Wie lange ist das her?“ „Etwa zwanzig Erdenjahre.“, antwortete Optimus leise, „Das sind weniger als zwei Jahre nach cybertronischer Zeitrechnung.“ Blackjack rieb sich flüchtig die Nase und schniefte leise, das Gesicht wieder zur Wand gerichtet. Optimus zögerte einen kurzen Moment, bevor er ein wenig näher zu Blackjack rutschte und den Jungen in seine Arme zog. „Sie hat dich sehr geliebt, Kleiner.“, sagte er leise und strich seinem Sohn über den dunklen Haarschopf. Nervös saß Lena wieder in der kleinen Etagenküche auf der Küchenplatte, diesmal eine Tasse Kaffee in den Händen und wippte hin und her. Blackjacks Auftreten hatte für ein wenig Aufregung auf dem Stützpunkt gesorgt; Lennox und seine Leute liefen überall herum und mussten wegen dem Jungen offenbar eine ziemliche Menge Papierkram erledigen. Ratchet war offensichtlich sowieso mit seinem Nachtdienst beschäftigt gewesen – unwillkürlich fragte sie sich, ob der Medibot überhaupt jemals schlief; jedenfalls hatte sie noch nie eine Tageszeit erlebt, bei der Ratchet nicht auf der Krankenstation gewesen wäre – und Ironhide lehnte schweigend ihr gegenüber am Kühlschrank, in der Hand eine geöffnete Flasche Bier. „Wer ist Sentinel Prime?“, fragte Lena schließlich zögerlich, um das Schweigen zu brechen. Noch immer hatte sie eine gewisse Scheu gegenüber ihren ehemals besten Freunden; da fiel es ihr wesentlich schwerer, zu akzeptieren, dass die beiden offenbar ihr ganzes Leben lang Aliens gewesen waren, ohne sie einzuweihen. Optimus und den Rest hatte sie ja wenigstens bereits als Cybertronier kennen gelernt. Ironhide schnaubte leise. „Sentinel Prime ist ein Vollidiot.“ Lenas Mundwinkel zuckten unwillkürlich. „Okay, äh… aber wieso?“ Ironhides Blick huschte flüchtig durch die Küche und dann zu ihr. „Komm, wir gehen raus.“, sagte er, „Ich brauch‘ frische Luft.“ Lena hob die Schultern und ihr entging nicht, wie Ironhides Blick flüchtig in die Richtung von Bumblebees Zimmertür wanderte, als sie sich auf den Weg nach draußen machten. „Läuft da was zwischen dir und Bumblebee?“ Ironhides Augenbraue zuckte. „Nein.“, murrte er und nahm einen Schluck aus seiner Flasche, „Sie ist zwar süß und alles, aber sowas wie… meine Kusine oder so. Außerdem steht sie total auf diesen Internetfreak, ohne den auch nur einmal gesehen zu haben…“ Draußen blieb er unter dem überdachten Eingang stehen und lehnte sich gegen die Wand. „Sentinel Prime war im selben Ausbildungsjahrgang wie Optimus und ich. Auf der Akademie. Und er ist und war schon immer ein arroganter Wichser.“ Lena musste unwillkürlich schmunzeln. „Das klingt ja vielversprechend.“ „Das Problem ist“, fuhr Ironhide fort und nahm einen weiteren Schluck Bier, „das Problem ist, dass Optimus‘ Vater einer der sieben Primes war. Die Primes, die hier auf der Erde die Matrix der Führerschaft versteckt haben und so weiter. Optimus ist der letzte lebende Nachfahre. Worauf Sentinel ziemlich neidisch war, schon immer, und er war fest davon überzeugt, dass jeder Ausbilder Optimus deswegen bevorzugt hätte. Und später waren sie dann beide in der Elitegarde, und Optimus kriegte die Orden, und Optimus kriegte Elita One…“ Ein Grinsen huschte über Ironhides Gesicht. „Oh Mann, den Gesichtsausdruck von ihm werd‘ ich nie vergessen, als er rausgekriegt hat, dass die beiden… na ja, du weißt schon.“ Lena nickte mit einem etwas verlegenen Grinsen. „Ähm… diese Elita One…“, sagte sie vorsichtig, „Wie, äh, wie war sie so?“ Ironhides Blick huschte zurück zu ihr; er stellte die halbleere Flasche auf einen kleinen Vorsprung in der Mauer. „Sie war cool.“, antwortete er, „Ihr hättet euch gut verstanden, glaub‘ ich. Na ja, so, wie du Optimus ansiehst, wahrscheinlich eher nicht so, aber… egal. Sie war eine gute Scharfschützin, die beste, die ich kenne. Oder kannte. Optimus und sie, die beiden waren einfach füreinander geschaffen. Sie hat gewusst, was sie will, und sie hat Blackjack über alles geliebt.“ Scharf musterte er Lena. „Was hat Optimus dir denn über den Jungen erzählt?“ „Alles.“, antwortete Lena, „Du meinst, was seinen Vater angeht, oder…?“ Ironhide nickte leicht. „Sie hat den Jungen über alles geliebt.“, wiederholte er, „Sie haben ihm erzählt, Optimus sei sein Vater, und er hat seine Sache da immer gut gemacht, auch, wenn er den Jungen nicht allzu oft gesehen hat. Aber der war ja gut aufgehoben… na ja, Optimus hatte ja auch immer die Hand drauf, was den Kleinen angeht. Weil Sentinel Prime irgendwann einer der Ausbilder auf der Akademie wurde, und der vergisst manchmal seine Manieren und alles. Besonders, wenn’s um Optimus geht, ich glaub‘, da weiß er nicht mehr so wirklich, was der Unterschied zwischen Autobots und Decepticons ist. Wenn er das überhaupt jemals gewusst hat.“ Nachdenklich drehte Lena eine dunkelblonde Haarsträhne zwischen den Fingern. „Blackjack meinte, Sentinel Prime wäre verschwunden…“ Ironhide schnaubte leise. „Wundert mich gar nicht. Hat wahrscheinlich Schiss gekriegt oder so, oder kapiert, dass Cybertron nicht mehr aufgebaut werden kann.“ Lena setzte sich auf die Mauer und sah ihn an. „Sag mal… Optimus, mmh…“ Ironhide sah wieder zu ihr. „Du hast dich in ihn verknallt, oder?“ Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Verflucht, war das wirklich so offensichtlich? „Ähm… ein bisschen, vielleicht?“, antwortete sie vorsichtig. Ironhide schmunzelte. „Es ist nicht zu übersehen, aber Optimus ist nicht unbedingt der Schnellste, um sowas zu begreifen.“ Sein Gesichtsausdruck wurde wieder ernst. „Er ist mein bester Freund, Süße. Es ist nicht so, als hätte ich was dagegen, wenn er jemanden finden würde, der ihm hilft, über die Sache mit Elita und so hinweg zu kommen. Aber, weißt du, Elita One und er waren – nach irdischen Maßstäben – so ungefähr zehntausend Jahre zusammen, und sie haben sich gekannt, ich meine, wir alle, also, Ratchet, Optimus, Elita und ich und noch einige andere, wir haben uns gekannt, seit wir Sparklinge waren. Wir haben immer zusammengehangen, wir waren im Krieg in derselben Einheit, bis Elita ihr eigenes Kommando gekriegt hat, also… na ja, du bist ein Cybertronier, du hast ’ne ganze Menge Zeit. Und ich schätze, die ist auch nötig.“ „Ich glaube, das Kochen hätte ich mir sparen können.“ Barricades Blick zufolge verspürte er das Bedürfnis, sie zu erwürgen, oder zumindest mit der Pestilenz anzustecken, die er sich eingefangen hatte. Mit einem leisen Seufzen setzte Thunderblast sich neben ihn auf den Boden des Badezimmers und versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass er wahrscheinlich auch sie noch vollkotzen würde, wenn sie neben ihm sitzen blieb. Flüchtig streckte sie die Hand aus, um ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. „Soundwave hat was von Malaria gesagt, Süßer.“ Barricade knurrte etwas leises, unverständliches und zog es vor, sich des restlichen Abendessens zu entledigen. Flüchtig drückte sie ihm einen Kuss auf den Handrücken. „Ich hol‘ dir mal was zu trinken, mmh?“ Mit einem Glas Wasser kehrte sie zu ihm zurück und beobachtete fachmännisch, wie er sich den Mund ausspülte. „Alles raus, ja? Schaffst du’s zurück ins Bett, hm?“ Behutsam half sie ihm hoch und bugsierte ihn mit einiger Mühe zurück in ihr gemeinsames Schlafzimmer aufs Bett. „Vielleicht sollten wir Megatron sagen, dass hier die Seuche lauert, dann haben wir länger unsere Ruhe.“, schlug sie vor, „Soundwave meinte zwar, es sei nicht ansteckend, oder zumindest nicht auf diese Husten-und-Niesen-Art und Weise, aber das weiß Megatron ja nicht…“ Argwöhnisch beäugte sie, wie er anfing, sich am Arm zu kratzen. „Was wird das?“ „‘S brennt.“, antwortete Barricade quengelig wie ein Sparkling, „Mach das weg!“ Sie schürzte die Lippen und griff nach seiner Hand. „Es wird nicht gekratzt, klar? Das wird schon wieder.“ Irgendein innerer Teil von ihr hatte ziemlichen Spaß daran, die Krankenschwester zu spielen. Vielleicht würde sie sich einen Nebenjob zulegen, wenn sie irgendwann mal wieder in zivilisierte Gefilde zurückkehrten. Flüchtig strich sie Barricade übers Haar und legte sich wieder neben ihn ins Bett, wobei sie seine Hand immer noch festhielt. „Ich möchte, dass du jetzt schläfst, klar?“, sagte sie sanft, „Du musst gesund werden, also schlaf.“ Barricade murrte etwas leises, undefinierbares, doch ihm fielen bereits die Augen zu. Unwillkürlich musste sie lächeln. Verdammt, irgendwie war das niedlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)