Der Pfad der Wölfe von Hisoka_Hebi (Die Begegnung mit einem Wolf) ================================================================================ Kapitel 5: Part 6 ----------------- ~ Gespräche ~ Dieses Kapitel ist etwas Informativhalber entstanden und wird auch nochmal wegen Fehlern nachkontrolliert. Ich hoffe trotzdem, dass es such gefallen wird. +++ 6 +++ Mein Herz raste, die Blicke von meinem Bruder waren wissend. Wissend, dass er mich jetzt in der Hand hatte. Ich schüttelte den Kopf, formte mit dem Mund die Worte „Bitte“ und „Nicht rufen“. Hoffte, dass mein Bruder mich jetzt nicht verriet. Hoffte, dass noch nicht alles zu spät war. Als ein Grinsen über sein Gesicht huschte, lief mir das Blut aus dem Gesicht. Ich war totenblass von der Gewissheit, was er gleich machen würde. „Komm schnell, Vater schläft noch“, flüsterte er leise, so dass ich es nur hören konnte. Erst starrte ich ihn nur verwundert an. Dann Erleichterung und huschte fix an ihm vorbei ins Haus, die Treppe hoch und ins Zimmer. Mein Herz raste noch immer, doch nun war ich erfüllt von Dankbarkeit. Er hatte mich nicht verraten und das war mir genauso ein Rätsel wie das, mein Vater noch schlief. Ich lies keine Zeit zum nachdenken, ging ins angrenzende Bad, was unser Zimmer hatte um zu Duschen, alle Reste von Dreck aus meinen Haaren und meinem Körper zu bekommen. Als ich zurück ins Zimmer kam, saß mein Bruder wartend auf seinem Bett und starrte neugierig zu mir herüber. Eigentlich mochte ich es nicht so angestarrt zu werden und die Neugier meines Bruders war auch unerträglich. Doch er hatte mir den Hals gerettet und so war ich ihm schuldig, auch die Wahrheit zu sagen. Ich konnte nur beten, dass er auch nach der Wahrheit den Mund halten würde. Ich pflanzte mich auf mein Bett, an der gegenüberliegenden Wand und rubbelte meine Haare mit einem Handtuch trocken. Noch immer lag sein Blick wartend auf meinem, doch ich wusste nicht was er hören wollte und wie ich das Erklärungen sollte. Würde er mir überhaupt glauben? „Sag mal, wieso schlafen die denn noch alle?“, platzte es aus mir heraus. Es war mir schon gleich seltsam vorgekommen, dass nicht mal mein Opa wach war, um seinen Arbeiten nachzugehen. Niemand konnte ihn daran hindern um 6 Uhr aufzustehen. Er antwortete mit einem Grinsen, kramte in seiner Hosentasche und hielt ein kleines Gläschen hoch. Es war gerade mal so groß, dass er es zwischen Daumen und Zeigefinger festhalten konnte. Eine silbrig scheinende Flüssigkeit enthielt die Flasche. Aber sie war fast leer. Ich schluckte. „Keine Bange, dass ist nur Schlafmittel. Die werden noch etwas vor sich hin schlummern“, meinte er zu seiner Erklärung und steckte das Gläschen wieder ein. „Wo hast du das denn her und wieso betäubst du unsere Eltern?“, fragte ich vollkommen schockiert. Nicht, dass er das getan hatte, sondern weil ich ihm das gar nicht zugetraut hätte. Doch er zuckte nur die Schultern. „Haben wir mal im Chemieunterricht gelernt und ich hab es schon öfters verwendet, wenn ich am Wochenende mal nicht so früh aufstehen wollte“, meinte er grinsend und seine Worte erinnerten mich an die schönen, vereinzelten Samstage, wo ich mal 2 bis 3 Stunden länger schlafen konnte, weil meine Eltern verschlafen hatten. Ich dachte immer, dass wäre davon gekommen, weil sie erschöpft von der vielen Arbeit gewesen wären. Nun ergab es natürlich auch Sinn. Aber ganz abkaufen konnte ich ihm seine Geschichte nicht. Man lernte im Unterricht nicht, wie man seine Eltern länger schlafen lies. Wenn die das wüssten, würde es ganz schön Ärger geben. „Sei lieber froh, hätte ich es nicht gemacht, hätte Vater dich entdeckt, so wie du von oben bis unten mit Dreck beschmiert hier ankommen bist, wäre mehr als nur eine Frage ungeklärt gewesen“, meinte er wissend und ich schluckte betroffen. Recht hatte er ja. „Ich danke dir, aber woher konntest du wissen, dass ich es nicht rechtzeitig zurück schaffen würde?“, wollte ich wissen. Natürlich wusste er genauso wie ich, dass ich Zeiten noch nie einhalten konnte und es immer schaffte zu spät zu kommen. Aber dennoch war es mir ein Rätsel. „Vater hatte vorgehabt heute Nacht wach zu bleiben und heraus zu finden, ob du abhaust“, meinte er erklärend und ein dicker Kloß steckte in meinem Hals. Ich wäre ihm also geradewegs in die Falle gelaufen. Jetzt bemerkte ich erst, was für ein Glück ich gehabt hatte, dass mein Bruder mir geholfen hatte. Dankbar sah ich ihn an. „Oh man, dass wäre ja voll nach hinten los gegangen, wenn du mir nicht geholfen hättest“, meinte ich anerkennend und dankend. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was dann passiert wäre. „Jetzt sag schon, Leonie, was hat dich dazu gebracht, dich heimlich in den Wald zu schleichen? Liegt es an der Wölfin? Wolltest du sie begraben?“, fragte er nach und jetzt zeigte er seine Neugier offen. Seine Augen schienen richtig zu glänzen. „Halbwegs. Ja, ich wollte die Wölfin noch begraben, doch eine andere Tatsache beschäftigt mich. Sie hat mich um etwas gebeten“, meinte ich erklärend und kratzte mir verlegen am Hinterkopf. Ich wusste ja selber, wie abwegig sich das anhörte. „Dich? Gebeten? Worum und wie? Seit wann kannst du Tierisch?“ Ich wusste dass mein Bruder das sarkastisch fand und er dachte ich würde ihm auch nur eine Lüge auftischen. Aber es war halt nicht alles so real zu glauben und schon gar nicht bei meiner Persönlichkeit, die er kannte. „Ja, es ist ein bisschen verwirrend und unglaubwürdig, aber seit dem Tod der Wölfin, hat sie mich in meinen Träumen verfolgt und mir die Waldlichtung gezeigt. Sie hat nicht mit mir geredet. Ich bin ja nicht bescheuert, wenn du das denkst. Aber sie hat mich stumm gebeten, noch einmal zurück zu kehren. Ich weiß wie bescheuert sich das anhört“, meinte ich zu meiner Verteidigung aufzubringen. Ach man, ich wusste einfach nicht, wie ich es ihm glaubwürdig unterbreiten konnte. „Du spinnst ja. Aber so wie es aussieht, waren es eher deine Schuldgefühle, als die Wölfin selber, die dich heimgesucht haben“, entgegnete mein Bruder, mal wieder allwissend. Natürlich hatte er in diesem Punkt nicht Unrecht, aber irgendetwas war da gewesen. Vielleicht bildete ich es mir ja auch nur ein. Aber mein Traum hatte sich ja bewahrheitet. „Ob du mir nun glaubst oder nicht, ist mir egal. Auf jeden Fall bin ich zurück in den Wald und hab die Wölfin auch gefunden und 4 kleine Wolfswelpen“, gab ich ihm dann doch mein Geheimnis zu Verlaut. Es herrschte Stille. Er sah mich ungläubig an, schien zu überlegen ob er mit meine Worte abkaufen sollte oder nicht. Aber dann sah ich wieder dieses eigenartige Glitzern in seinen Augen. „Wirklich, kleine Welpen? Und zu den verschwindest du jetzt immer?“, hakte er noch einmal nach um sich zu vergewissern, dass es wirklich wahr war. Ich nickte zustimmend, endlich erleichtert, dass er mir zumindest zu glauben schien. „Nimm mich bitte mit!“, bat er mich und starrte mich unverwandt an. Es war eine reine Bitte, keine Aufforderung. Anscheinend wollte er, dass ich ihn an meinem Geheimnis teilhaben lies. Eigentlich wollte ich diese glücklichen Momente nicht teilen, aber vielleicht hatten wir zu zweit mehr Chancen, um uns um die Welpen zu kümmern. „Ja okay, hör zu. Ich habe ihnen heute morgen schon etwas Milch gebracht, dass müsste für ein paar Stunden reichen. Irgendwann im Laufe des Tages müsste ich noch einmal hin und ihnen noch etwas Milch bringen“, erklärte ich ihm meinen Plan, den ich zwar vorhatte, aber nicht wusste, wie ich es in die Tat umsetzen konnte. „Nur Milch? Du meinst diese reine Kuhmilch, die wir hier ab gepackt trinken? Das wird denen nicht reichen, ich weiß zwar nicht wie alt die Welpen sind, aber sie brauchen auch schon feste Nahrung“, versuchte mein Bruder mich zu belehren und überlegte. Ich erinnerte mich daran, dass mein Bruder sich schon immer für Tiere interessiert hatte und diesbezüglich mehr Erfahrung auf dem Gebiet zu haben schien. „Und was soll ich ihnen sonst anbieten? Ich hab noch einen Schweinebraten gefunden, den haben sie aber nicht angerührt“, versuchte ich ihm den Standpunkt klar zumachen, dass ich es schon versucht hatte. „Wenn sie noch nicht auf Fleisch reagieren, dann brauchen sie etwas anderes. Opa hatte ja bis vor kurzen noch einen Hund, also müsste er irgendwo noch abgepacktes Nassfutter haben und Trockenfutter. Zwar sind das Wölfe, aber vorübergehend würde das auch reichen“, führte er mir vor Augen, dass die Ernährung der kleinen Welpen, nicht gerade einfach werden würde. „Lass uns erst mal nach schauen, bevor unsere Eltern aufwachen“, schlug mein jüngerer Bruder vor, erhob sich und stürmte aus dem Zimmer. Ich folgte ihm rasch, versuchte aber nicht zu laut zu sein. Nicht das sie uns dabei erwischten, wie wir das Lager plünderten. Zu unserem Glück wurden wir ganz hinten im Lager fündig. Hier hatte Opa reichlich Konservendosen mit Hundefutter gebunkert. Alles noch lange haltbar. Um die Versorgung würden wir uns keine Sorgen machen müssen. Mein Bruder packte einige verschiedene Sorten von Dosen in einen Rucksack den er hatte, 2 Holzschalen, eine alte Wolldecke, 2 Milchpakete und eine abgepackte Wasserflasche. „Das müsste erst mal reichen“, meinte er flüsternd. Rasch folgte ich ihm aus dem Lager. Sein Weg führte ihn nach draußen, quer über den Hof, Richtung Scheune. Er kroch durch eine kleine Luke am Hintereingang hindurch, die gerade mal so groß, wie eine Hundeklappe war. Unser alter Benni hatte bestimmt auch durch gepasst. Es war dunkel und schwül-warm. Durch die Holzritzen drangen vereinzelte Lichtstrahlen. Er versteckte den Rucksack hinter einem Heuballen und kroch dann wieder zur Luke zurück. „Hier schaut Opa nur zur Herbstzeit herein, hier können wir alles verstecken“, teilte er mir mit. Er spähte aus der Luke und kroch etwas zurück. Mit dem Zeigefinger vor dem Mund zeigte er mir, dass ich leise sein sollte. Mein Herz schlug schneller. Ich hörte draußen das Knirschen von Schuhen auf dem Kies, der den Innenhof bedeckte. Das quietschen der alten Holztür, die zum Schuppen neben dem Haus gehörte. Ich hörte das tiefe Gemurmel von Vaters Stimme. Er schien nicht gerade gut gelaunt. „Mann, Dennis hat es wieder mal geschafft“, hörte ich Vater verärgert sagen. Ich merkte, wie mein Bruder auf seinen Namen hin zusammen zuckte und ich konnte mir auch vorstellen, wieso Vater so wütend war. „Ach Werner, hab dich nicht so griesgrämig. Er wollte dir bestimmt nur etwas Schlaf schenken, nachdem du die letzten Nächte so schlecht geschlafen hattest“, hörte ich die beruhigenden Worte aus Opas Mund. Dieser schien die ganze Sache eher amüsant zu finden. „Wer weiß, aber mein ganzer Tagesablauf hat sich verschoben deswegen, heute müssen wir doch das Feld pflücken. Außerdem schleicht sich meine Tochter Nachts heimlich heraus. Irgendwas ist da im Busch. Vielleicht hat sie ja einen Kerl aus der Nachbarschaft getroffen und flirtet mit ihm herum. Wir sind hier um Ferien zu machen und nicht um sich Nachts herum zu treiben“, fluchte Vater. Ich hörte meinen Bruder kichern, er fand diese Vorstellung auch lustig, ich aber nicht. Aber andererseits war ich froh, dass seine Gedanken sich nicht um die Wölfin drehte. „Nun hab dich nicht so, sie ist noch jung. Lass ihr doch den Spaß, sperr sie nicht immer ein. Dann ist doch klar, dass sie sich dir nie offenbart, wenn du immer nur meckerst und ihr nicht zuhörst“, meinte Opa beschwichtigend. Da gab ich Opa Recht: mein Vater könnte wirklich etwas toleranter sein. „Es wäre ja nicht so schlimm, wenn ich nicht von den Gefahren da draußen wüsste. Erst letztens wurde sie von einem Wolf angefallen, wer weiß wie viele noch da draußen lungerten. Es hätte auch schlimmer ausgehen können. Heute Abend werde ich auf die Jagd gehen!“ Mein Vater schien entschlossener denn je, nach den Wölfen Ausschau zuhalten und sie zu töten. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Was sollte ich tun? Die kleinen Welpen waren im Wald jetzt nicht mehr in Sicherheit. Aber was sollte ich denn tun? Und die Wölfin hatte ich auch noch nicht begraben Wort streichen. Mein Bruder tauschte beunruhigende Blicke mit mir aus. Er wusste es. Ich wusste es. Irgendetwas musste passieren, irgendetwas musste getan werden. Und uns beiden schien derselbe, aberwitzige Gedanke durch den Kopf zu schießen. Die Scheune. So gefährlich es auch sein mochte, die Welpen so dicht bei der Gefahr zu halten, waren sie doch sicherer als im Wald. Hier würde Vater sicherlich nicht nach schauen. Außerdem war die Scheune groß genug, um mehrere Verstecke zu nehmen, wenn er doch auf die Idee kam, hier eine Inspektion durch durchzuführen. Doch wie bekamen wir die Welpen hierher? +++ Ende 6 +++ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)