Es hätte alles so einfach sein können... von AkiProductions (Glaube an dich selbst!) ================================================================================ Kapitel 1: Das Abkommen ----------------------- „Findest du es nicht auch seltsam, dass die Tudosa uns keine Hausaufgaben aufgegeben hat?“ Nicky warf lässig ihre Schultasche über den Rücken, während sie hinter mir die Schule verließ und auf den Schulhof trat, der direkt an der Straße grenzte. Das Buch in meiner Hand nah an mein Gesicht haltend, schüttelte ich den Kopf. „Warum nicht?“, brauste meine Freundin direkt auf. Genervt ließ ich meine Hand sinken, schaute sie an und verdrehte die Augen. „Mann, Nicky, sie redet jetzt schon seit ungefähr 3 Wochen davon, dass sie demnächst einen Test schreiben will, und sie uns deswegen nicht so viele Aufgaben für zuhause aufgibt… ich vermute mal, dass sie also den Test in der nächsten Stunde schreiben wird…“ Nicky schaute so geschockt drein, dass ich verstummte. „Was?“ „Aki! Du musst mir helfen! Ich weiß noch nicht mal, was wir im Moment für Stoff durchnehmen!“ „Das wundert mich jetzt aber.“ Meine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass du Frau Tudosa immer so gebannt zuhörst, wenn sie uns etwas erklärt…“, murmelte ich, worauf Nicky neben mir energisch den Kopf schüttelte. „Das liegt einzig und alleine an dieser furchtbaren Lehrerin! Sie spricht so leise, dass man noch nichts hört, wenn man in der 2. Reihe sitzt!“, stöhnte sie. „Ja, ja, immer den anderen die Schuld in die Schuhe schieben…“ Wie immer: eine wunderschöne, aufschlussreiche Schul- Rückwegs- Konversation! In einem eher gemächlichen Tempo gingen wir durch die belebten Straßen New Domino Citys, umgeben von Geschäften, Hochhäusern und Menschen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die einen hasteten mit dem Handy am Ohr über die Straßen, die anderen standen mit leuchtenden Augen vor Schaufenstern… Nicky redete ununterbrochen und achtete kaum auf mich, doch mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Irgendwie war es merkwürdig, nach meiner Vergangenheit endlich wieder wie ein normales Mädchen in meinem Alter zur Schule zu gehen, Freunde zu haben und einfach so vor mich hin zu leben. Ich hatte all das, was ich mir vor Yuseis Zeit immer gewünscht hatte: Ich war beliebt! Ich hatte eine Familie und Freunde! In der Schule lief alles wie es sollte, ich stand an der Leistungsspitze aller Schüler der Akademie. Kurzum: Ich war glücklich. Fast schon wunschlos glücklich. Aber eben nur fast. Während wir die Straße entlanggingen, beobachtete ich die Menschen um mich herum. Seltsam… warum waren eigentlich immer so viele Pärchen unterwegs, wenn wir Schulschluss hatten? Dort gingen sie Hand in Hand, auf der anderen Seite küssten sich zwei auf einer Bank… Hastig guckte ich wieder auf mein Buch und spürte, wie ich rot anlief. Dumm nur, dass ausgerechnet in dem Moment Nicky eine Atempause machte und mich von der Seite her musterte. „Aki… du bist ja ganz rot… liest du etwa gerade eine peinliche Szene im Buch?“ Ich wusste GENAU was sie mit „peinlicher Szene“ meinte. „Verdammt, Nicky, du bist so verklemmt! Eine Klappe für zwei haben, aber so was eine „peinliche Szene“ nennen! Und nein, es geht nicht um Sex.“ Ich hätte gerne noch hinzugefügt, dass es bei mir nie darum ging, aber das Funkeln in ihren Augen ließ mich verstummen. „Dann ist es schon wieder… wegen… IHM!“ Sie brach in schallendes Gelächter aus. Die Leute, die an uns vorbeigingen, schauten sie leicht verstört an. Mir wurde heiß und irgendwie schlecht. Nervös klappte ich das Buch zu, als wir in die kleine Seitenstraße einbogen, die unser Ziel war. Ich sah das kleine Häuschen schon von Weitem. Das Häuschen, das wir Signers uns zum Treffpunkt auserkoren hatten. Ich kam jeden Mittag hier vorbei, bevor ich nach Hause ging, und verbrachte ein bisschen Zeit mit Yusei, Crow, Jack, Rua und Ruka. Meistens waren noch irgendwelche anderen Leute da, die ich mal mehr, mal weniger kannte, mich aber trotzdem gut mit ihnen verstand. Dennoch… je näher ich dem Haus kam, umso größer wurde der Kloß in meinem Hals. Nicky legte beruhigend einen Arm um meine Schulter. „Hey… irgendwie klappt das schon mit euch beiden.“ Tröstend rieb sie mir über den Oberarm. Sie klang nicht besonders ehrlich. „Ich weiß nicht“, seufzte ich und blieb gute 10 Meter vor der Eingangstür stehen. „Er beachtet mich doch nie.“ „Er beachtet dich so, wie ein Junge eine gute Freundin eben beachtet. Er muss sich doch selber erstmal über seine Gefühle dir gegenüber klar werden.“ „Wenn er überhaupt welche hat“, schnaubte ich und schaute traurig, ja fast schon verzweifelt auf den Boden vor mir. „Ach, Nicky, das klappt doch nie mit uns beiden!“ „Ziehst du den Schwanz ein?“ Erst klang sie empört, doch dann begann sie, verschmitzt zu lächeln. „Wenn ja, dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich ihn mir angle, oder?“ Ich stieß hörbar die Luft aus. „Von mir aus, probier dein Glück. Aber er wird auf deine Spielchen nicht reinfallen.“ Doch irgendwie war ich vom Gegenteil überzeugt, weswegen in mein Zugeständnis sofort bereute. „Das werden wir ja sehen!“ Kokett ließ meine umwerfend gutaussehende, aber vollkommen bescheuerte Freundin ihre blonden Locken wippen, die ihr eher rundliches Engelsgesicht umrahmten. „In der scheiß Schuluniform kriegst du eh keinen Kerl um den Finger gewickelt“, rief ich ihr nach, nachdem sie sich in Bewegung Richtung Tür gesetzt hatte, und fügte noch leise hinzu: „Wenn er darauf reinfällt, ist er ein genauso großer Idiot wie die 150 anderen Typen.“ „Wart's ab!“ Doch sie blieb vor der Türe stehen und wartete auf mich. Ich kroch hinter ihr her wie eine müde Schnecke (Lichtgeschwindigkeit war Schnee von gestern!) und meine Füße schlurften über den Boden. Vor der Türe blieb ich stehen, seufzte tief, sah noch einmal kurz in Nickys vor Vorfreude geweitete Augen, klopfte schließlich an und öffnete sie. Sofort schlugen uns Stimmen entgegen, die eine klang sauer, die andere amüsiert und wieder eine andere murmelte genervt vor sich hin, wie es mir schien. Die Szenerie war altbekannt: Crow und Jack stritten sich mal wieder (wobei Crow immer derjenige mit der amüsierten Stimme war), Rua und Ruka saßen stumm hin- und herblickend auf dem provisorisch aufgestellten Sofa und Yusei werkelte wie immer an seinem D- Wheel herum, irgendetwas vor sich hin flüsternd, was stark nach „Irgendwann wirft Zora sie raus“ klang. Jetzt jedoch sprangen die Zwillinge auf, kamen auf uns zugestürmt und Ruka warf mir die Arme um die Hüfte. „Hallo, Aki!“, rief sie erfreut und linste aus strahlenden Kinderaugen zu mir hoch. „Hallo, Ruka“, murmelte ich und zwang mir ein Lächeln ab. Das einfühlsame Mädchen bemerkte meine schlechte Stimmung sofort und das Glänzen in ihren Augen ließ nach. Behutsam ließ sie mich los. Jack schaute uns noch nicht einmal an, Crow nickte mir kurz zu, bevor sein Blick an Nicky hängen blieb. Die jedoch hatte nur Augen für den Schwarzhaarigen, der von seiner Arbeit abgelassen hatte und uns anlächelte. „Hallo, Yusei“, trällerte sie, stürmte auf ihn zu und schlang ihm die Arme um den Hals. Innerlich hatte ich einen furchtbar schlimmen Lachkrampf. Yusei guckte wie ein Dackelbaby, das nicht verstand, was es Tolles getan hatte, weswegen sein Herrchen so aus dem Häuschen war. „Äh… hallo… Nicky…“, stammelte er und saß völlig reglos auf seinem Platz. Hilfesuchend sah er mich an, doch ich zuckte nur die Schultern. Wenn sich Nicky einmal was in den Kopf gesetzt hatte, konnte nichts und niemand sie davon abhalten. Die Zwillinge hatten sich mittlerweile wieder hingesetzt und ich ließ mich erschöpft neben Ruka fallen. Jack und Crow fuhren mit ihrem Streitgespräch fort, doch mir fiel auf, dass Crow nicht mehr so richtig bei der Sache war. Immer wieder schweifte sein Blick ab, zu Yusei und Nicky, die ihre Arme noch immer um Yusei gelegt hatte, während der ihr wohl etwas über seine derzeitige Arbeit erzählte. Ich war mir sicher, dass Nicky kein Wort verstand. Aber auf diese Weise schaffte sie es wirklich, jeden Jungen von sich zu überzeugen. Ich verspürte einen unangenehmen Stich im Herzen. Schnell schaute ich zur Seite, doch meine Finger verrieten mich: sie gruben sich fest in meinen Rock. Ruka neben mir legte tröstend einen Arm um mich. Ich war mir sicher, dass sie wusste, weswegen meine Laune im Keller war, obwohl ich ihr nie etwas erzählt hatte. Obwohl ich mir jetzt schon so lange darüber bewusst war, dass ich mich in Yusei verliebt hatte… Ein schrilles, lautes Lachen Nickys ließ mich aus meinen Gedanken hochfahren. Wütend schaute ich sie an, gegen meinen Willen, der mich doch jetzt schon des Öfteren eines Besseren belehrt hatte und wieder war der Schmerz in der Brust überdeutlich, als ich sah, wie sie auf seinem Schoß saß und sich lachend an ihn schmiegte. Plötzlich hätte ich diese falsche Schlange, die ich eben noch als Freundin bezeichnet hatte, am liebsten erwürgt. „Crow!“ Ruas Stimme klang vorwurfsvoll, für seine Verhältnisse fast schon besorgt. Crow hatte die Fäuste geballt, die Augen weit aufgerissen und beobachtete die beiden ebenfalls. Irgendwie war es tröstlich zu wissen, dass ich nicht die einzige war, die in diesem Augenblick Herzschmerz hatte. Ich schüttelte den Kopf, stand auf, ging zu Crow, klopfte ihm einmal aufmunternd auf den Rücken, lächelte ihm matt zu, schlurfte zur Türe, öffnete sie, trat hinaus und ließ sie mit einem dumpfen „Rtsch“ hinter mir zufallen. Draußen schien die Sonne, hell, warm, tröstend und wohltuend. Langsam ging ich die Straße hinunter, wobei ich mühsam gegen meine Tränen ankämpfte. Was hatte ich denn erwartet? Hatte ich ihr nicht sogar den Vortritt gelassen? Hervorragend! Jetzt würde ich bis ans Ende meines Lebens unglücklich sein. Denn ich glaubte nicht, dass Yusei die Kraft besaß, Nicky widerstehen zu können. Das konnte keiner… „Er liebt sie nicht“, ertönte eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. „Crow… was… wie… warum…?“ „Wirklich! Er liebt sie nicht. Ich glaube, er mag sie noch nicht mal sonderlich. Sie geht ihm auf den Geist! Aber du kennst ihn doch… er will sie nicht verletzen…“ Ich hörte, wie der Schmerz in seiner Stimme mitschwang. „Und was ist mit dir?“, murmelte ich, „Ist es ihm egal, dass er dich verletzt?“ Crow lächelte bitter. „Er weiß es nicht.“ „Er weiß es nicht?“ Empört lachte ich auf. „Warum nicht? Ich dachte, ihr seid beste Freunde!“ „Eben!“, brauste er auf, „Glaubst du, ich erzähle ihm, dass ich in ein Mädchen verknallt bin, das er nicht mag? Wie kommt das denn rüber?“ „Crow! Irgendwann wird er Nickys Werben nachgeben. Das tut jeder Junge!“ Ich biss mir auf die Lippen. „Dann wird Yusei eben der Erste sein, an dem sie scheitert. Hab doch mal ein bisschen mehr Vertrauen in ihn!“ „Verdammt noch mal, ich kenne Nicky! Sie knackt jede noch so harte Nuss.“ „Wie soll sie denn mit Yusei zusammenkommen, wenn er eine andere…“ –Er unterbrach sich und blickte schnell über seine Schulter, zurück zu dem kleinen Häuschen–„… wenn er eine andere liebt?“ Ungläubig blickte ich ihn an. „Wer ist es?“ Crow lächelte verschmitzt. Seine Augen bohrten sich in meine. Der Groschen fiel- und ich konnte es nicht fassen! „Echt? Bist du dir sicher?“ „Ganz sicher! Er hat es mir selber gesagt.“ Mein Herz pochte heftig in meiner Brust. Es hätte mich nicht gewundert, wenn es gleich stehen geblieben wäre. Meine Atmung ging flach und mein Gehirn hatte die Arbeit eingestellt. „Und jetzt?“, fragte ich mehr in die Leere meines Kopfes hinein, als Crow. „Und jetzt?“, äffte er mich nach. „Ich sag dir, was jetzt ist: Du hast verdammt noch mal das Glück, dich nur noch mit ihm aussprechen zu müssen. Ich dagegen…“ „NUR NOCH AUSSPRECHEN?“, schrie ich, „Du hast gut reden! Wie soll ich das denn machen? Hallo, Yusei, ich liebe dich und Crow hat mir gesagt, dass du mich auch liebst?“ „So, oder ähnlich…“ Crow verdrehte genervt die Augen. „Aber, Aki, hör doch mal… Ich… ich glaube nicht, dass Nicky mich überhaupt schon mal registriert hat… sie ist zu toll.“ Sein Blick wurde leer. „Mhm…“, ich nickte, „Ich glaube, sie mag dich… sie hat zumindest noch nie etwas Schlechtes über dich erzählt…“ Um ehrlich zu sein, hatte sie noch nie etwas über Crow gesagt. Aber das konnte ich ihm ja nun schlecht auch noch unter die Nase reiben. „Wirklich?“ Er strahlte. „Pass auf, ich hab mir das so vorgestellt: Ich helfe dir mit Yusei, indem ich dir Nicky vom Hals schaffe… und du musst raus finden, was sie von mir hält… okay?“ Er streckte die Hand aus. Ich wusste, dass ich damit eine Art bindenden Vertrag eingehen würde, doch das war Yusei mir wert. Ich hoffte nur inständig, dass die Sache nicht nach hinten losgehen würde! Letztendlich entschlossen ergriff ich die Hand, schüttelte sie und schaute in Crows vor Freude strahlende Augen. Ich revidierte meine Aussage. Alleine um Crow glücklich zu machen, war es mir diese Sache eindeutig wert! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)