Welcome to my life von Karma ================================================================================ Von Gesprächen mit besten Freunden und den daraus resultierenden Erkenntnissen ------------------------------------------------------------------------------ So, ihr Lieben, und schon gibt's das nächste Kapitel Wtml - ein Kapitel, das ich persönlich sehr mag, obwohl es gerade für Janni nicht so leicht ist. Aber endlich kriegt Jassi mal seinen großen Auftritt und das ist - zumindest für mich - ein Grund zur Freude. Ich mag Jassi. Der ist einfach toll. *ihn puschel* Ohne ihn würde Janni wahrscheinlich noch in hundert Jahren im Dunkeln tappen und nicht wissen, was mit ihm los ist. *Janni pat* @: Jannis lange Leitung wird jetzt endlich gekappt. Ob er sich allerdings so sehr darüber freut, lass ich mal dahingestellt. Aber ich hoffe, Du wirst Jassi mögen. ^____^ @: Freut mich, dass Dir die Story bisher gefällt. *___* Und zu Deinen Fragen: Ruben taucht im achten Kapitel wieder auf und da bekommt auch Christie seinen Auftritt. ^.~ @: Ich glaube, dieses Kapitel wirst Du ganz besonders hassen. .____. Aber so leid es mir tut, da muss Janni durch. Und da Du ja zumindest schon ein bisschen weisst, wie's weitergeht, weisst Du ja auch, dass er nicht ewig leiden muss. Das kann ich meinem armen kleinen Schatz doch auch gar nicht antun. >.< @: Wow. Das war das erste, was mir zu Deinem Kommentar eingefallen ist. Ich hab mich wirklich riesig darüber gefreut, dass Du die Story magst, obwohl Du eigentlich nicht so viel mit Shonen-Ai anfangen kannst. Ich schreibe zwar auch nicht gerade selten Geschichten von der Art, wie Du sie erwähnt hast (also im Grunde genommen PWP ^^°), aber hier wollte ich einfach mal was ganz anderes machen. Freut mich, wenn mir das gelungen ist. ^////^ Und zu Slim: Ich liebe den Kater. *____* Der ist einfach toll. Und er hat in diesem Kapitel auch wieder einen kleinen Auftritt, ebenso wie im nächsten. Ohne ihn geht's einfach nicht. @: Keine Ahnung, woran Dich der Turm erinnert. Wirklich nicht. *hust* XD Danke für die Kommentare! @: Wie genau Janni zu Slim steht und was er wirklich von ihm hält, wird später noch mal irgendwann geklärt. Aber dass er die "Katze of Doom" hasst, davon kann wirklich keine Rede sein. Hat man ja im letzten Kapitel gemerkt, nicht wahr? Und hier in diesem merkt man auch noch mal, dass Janni den Kater eigentlich doch recht gern hat - und umgekehrt genauso. Ehrlich, ich liebe Slim. *ihn hinter den Ohren kraul* Der weiß schon ganz genau, was er tut. *grins* Und zum Turm: Alleine hätte Janni sich da im Leben nicht raufgetraut mit seiner panischen Höhenangst. Aber mit Simon war das eben was anderes. *kicher* So, genug geschwafelt. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Karma ~*~ Am Sonntagmorgen kriege ich meine Augen kaum auf, obwohl ich in der vergangenen Nacht sogar ausnahmsweise mal einigermaßen vernünftig geschlafen habe. Allerdings habe ich irgendwelches wirres Zeug von riesigen Karotten und von Simon geträumt. Keine Ahnung, wie das genau zusammenhing. Daran erinnere ich mich nicht mehr, aber eigentlich will ich das auch gar nicht so genau wissen. Von erholsamem Schlaf kann jedenfalls keine wirkliche Rede sein, deshalb kämpfe ich mich auch nur sehr widerwillig aus dem Bett, als mein Wecker klingelt, und schlurfe missmutig und sicher total zerzaust in die Küche, um zu frühstücken. Zum Glück sind heute weder Franzi noch Vicky da, weil beide gestern bei ihrer jeweils besten Freundin übernachtet haben. Einzig Mama sitzt schon am Frühstückstisch, aber ich rechne es ihr hoch an, dass sie mir einfach nur den Teller mit den Aufbackbrötchen zuschiebt und mich nicht fragt, warum ich aussehe wie ausgekotzt. Das könnte ich ihr auch gar nicht wirklich erklären. Erst nachdem ich mein erstes halbes Brötchen verputzt und zwei Tassen Kakao in mich hineingeschüttet habe, bricht Mama das Schweigen, das über der Küche liegt, doch noch, indem sie ihre Kaffeetasse abstellt und mich fragend ansieht. "Ist mit Dir alles in Ordnung, Jan? Du siehst gar nicht gut aus", teilt sie mir ihre Beobachtung mit und so gerne ich sie sonst auch habe, jetzt gerade möchte ich sie einfach nur aus dem Fenster werfen. Allerdings würde ich sie nicht hochkriegen – was jetzt nicht heißen soll, dass meine Mutter fett ist; ich bin einfach nur ein Schwächling – und außerdem hätte es dadurch, dass wir im Erdgeschoss wohnen, auch nicht den gewünschten Effekt, also lasse ich es und grummele einfach nur etwas Unverständliches in meinen nicht vorhandenen Bart. Da das Mamas Blick allerdings auch nicht von meinem Gesicht nimmt, nuschele ich schließlich etwas, das sich mit viel Fantasie als "Bin noch müde" übersetzen lässt und hoffe, dass sie sich mit dieser Erklärung zufrieden gibt und mich endlich in Ruhe lässt. Sehr zu meiner Erleichterung fragt sie tatsächlich nicht weiter nach und ich genehmige mir noch schnell ein weiteres halbes Brötchen, bevor ich etwas wacher, aber nicht unbedingt besser gelaunt ins Bad schlurfe, um mich fertig zu machen. Danach schleiche ich zurück in mein Zimmer, krame mir ein paar Klamotten aus dem Schrank, ziehe mich an und latsche dann in den Flur, um meine Jacke zu holen. "Bin bei Jassi. Bis nachher", rufe ich in Richtung Küche und im nächsten Moment erscheint meine Mutter verwundert in der Küchentür, noch bevor es mir gelingt, mich zu verdrücken. "Schon wieder? Warst Du nicht gestern erst bei Jasper?", erkundigt sie sich und ich schüttele den Kopf. "Nee, gestern war ich bei Simon", kläre ich sie gnädigerweise auf und verschwinde dann schleunigst aus der Wohnung, bevor sie mich aufhalten und mit Fragen darüber löchern kann, warum ich ihr das nicht gleich erzählt habe und was Simon und ich denn gestern so gemacht haben. Die Hände in den Jackentaschen vergrabend – ich Depp habe schon wieder verpeilt, meine Handschuhe mitzunehmen – stapfe ich los in Richtung Bus, weil ich keine Lust habe, bei dieser Kälte bis zu Jassis Haus zu latschen. So wirklich weit weg wohnt er zwar nicht, aber mir ist einfach zu kalt für einen Spaziergang, also klettere ich in den Bus, als er ankommt, nur um eine Haltestelle später gleich wieder auszusteigen, ohne die scheelen Blicke meiner werten Mitfahrer weiter zu beachten. Kaum eine Viertelstunde nach meinem Aufbruch von zu Hause stehe ich auch schon vor dem kleinen Häuschen, in dem Jassi mit seiner Familie wohnt. Noch ehe ich allerdings das Gartentor aufmachen kann, kommen mir auch schon zwei der drei Hunde, die die Kroenens besitzen, bellend und schwanzwedelnd entgegengesaust und rennen sich gegenseitig fast über den Haufen in dem Versuch, als erster gestreichelt zu werden. Bosco, der älteste der Drei, zuckelt Sandy und Nana – seinen beiden Haremsdamen, wie Jassi sie immer nennt – eine Spur gemütlicher hinterher, wirkt aber nicht weniger enthusiastisch, als er mich erblickt. "Hey, ihr Drei", begrüße ich das Wedeltrio, drücke das Gartentor auf und quetsche mich schnell rein, bevor die Drei auf die Straße abhauen können. Danach bin ich erst mal fast zehn Minuten damit beschäftigt, die Hunde ordentlich zu begrüßen und auch ja jeden von ihnen ausgiebig zu streicheln, damit sich bloß keiner vernachlässigt fühlt und anfängt zu winseln oder zu jaulen. Ein kurzer Pfiff von der Haustür aus bringt die drei wandelnden Fellbälle schließlich dazu, doch endlich von mir abzulassen, und als ich aufblicke, grinst mir Jassi breit entgegen. "Da bist Du ja, Kleiner!", begrüßt er mich, schnappt sich meinen Arm und schleift mich unter fröhlichem Gebell und Gewedel der kroenenschen Hundemeute ins Haus, damit ich draußen nicht noch festfriere. "Bosco, Nana, Sandy, Aus! Ab mit euch!", befiehlt er den Dreien, als sie mich beim Ausziehen meiner Jacke fast wieder umwedeln, und lotst mich dann, nachdem ich noch eben schnell Viola, seine Mutter, begrüßt und ihr die Grüße von meiner Mutter ausgerichtet hab, in sein Zimmer. Die Hunde sperrt er aus, was kurzes Gewinsel zur Folge hat, das Jassi genervt die Augen verdrehen lässt. "Später, ihr Nervensägen!", ruft er durch die geschlossene Tür, fährt sich seufzend durch die schwarzblond gefärbten Haare und schüttelt dann erst mal den Kopf. "Immer dieser Aufstand", beschwert er sich, grinst aber gleich darauf und ich muss auch grinsen. Ich weiß schließlich ganz genau, dass er das nicht wirklich ernst meint. Immerhin liebt er die drei Störenfriede da draußen ja ebenso abgöttisch wie den Rest der kroenenschen Rasselbande, die hier irgendwo im Haus rumstreunt. Aber eigentlich liebt er generell alle Tiere. Genau deshalb hat er ja auch schließlich eine Ausbildung zum Tierpfleger im städtischen Zoo angefangen. "Als ob Du nicht genau das so mögen würdest", ziehe ich Jassi auf, lasse mich auf sein Bett fallen und grinse nur noch breiter, als er sich neben mich plumpsen lässt und gespielt leidend das Gesicht verzieht. "Musst Du mich immer so durchschauen?", fragt er und wuschelt mir gleich darauf kichernd durch die Haare, was mich schlagartig stocksteif werden lässt. Normalerweise macht mir das eigentlich nichts aus – Jassi hat das schon bei mir gemacht, als wir noch Kinder waren –, aber heute erinnert es mich an gestern Abend und Simon und ich kann fühlen, wie mir wieder Röte ins Gesicht kriecht. Verdammt, das ist doch nicht mehr normal! "Scheiße!", nuschele ich und finde mich gleich darauf mit Jassis blaugrünen Augen konfrontiert, die mich intensiv und besorgt zugleich mustern. "Was ist denn mit Dir los, Kleiner?", erkundigt er sich, aber ich winke schnell ab und schüttele den Kopf. Darüber will ich nicht reden. Jedenfalls noch nicht jetzt. "Nichts. Nicht so wichtig", gebe ich deshalb zurück und grabsche mir schnell eins von Jassis Kissen, weil meine Hände jetzt unbedingt eine Beschäftigung brauchen. Irgendwie weiß ich, wenn ich nervös bin, nie, wohin mit meinen Fingern. Schrecklich! "Wie ... wie ist die Ausbildung so?", haspele ich und Jassi zieht fragend eine Braue hoch, geht zu meiner Erleichterung aber trotzdem auf meinen unglaublich schlechten Ablenkungsversuch ein. "Super", antwortet er enthusiastisch und lässt sich nach hinten fallen, so dass er rücklings auf seinem Bett landet und mich von unten herauf ansehen kann. "Es ist echt total interessant. Zwar auch tierisch anstrengend – ich kann manchmal nach Feierabend kaum noch geradeaus kucken, echt –, aber ich find's trotzdem toll. Und ich hab in den paar Wochen auch schon eine ganze Menge gelernt. Manchmal glaub ich, mir quillt irgendwann der Schädel über von zu vielen Informationen, aber egal. Außerdem muss ich auch noch jede Menge lernen. Im Moment mach ich ja hauptsächlich die Drecksarbeit – im wahrsten Sinne des Wortes sogar; ich muss meistens die Käfige saubermachen und so –, aber das bin ich ja gewöhnt. Und es stört mich auch nicht. Du kennst mich ja." Jassi grinst mich an und ich grinse zurück. "Allerdings", bestätige ich und nicke. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass er es spannend findet, durch den Zoo wuseln und überall mit anpacken zu dürfen. So war er schon immer. Genau deshalb haben die Kroenens ja überhaupt so viele Tiere zu Hause. Die meisten hat Jassi irgendwann einfach angeschleppt und da er Einzelkind ist und seine Eltern der Meinung sind, dass auch Tiere den sozialen Umgang nur verbessern können, sagen sie grundsätzlich nie Nein, wenn er wieder irgendeinen Streuner aufliest und mit nach Hause bringt. Genau so ist er schließlich auch zu Bessy, seiner Katze – die im Übrigen Slims Mutter ist –, gekommen. Die hat er irgendwann mal halb erfroren gefunden, mitgenommen und wieder aufgepäppelt, wofür sie ihm wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit dankbar sein wird. Jedenfalls hängt sie ohne Ende an ihm und geht schon fast ein, wenn er nur mal übers Wochenende nicht zu Hause ist. Deshalb übernachte ich auch meistens eher bei Jassi als umgekehrt. "Am Mittwoch haben unsere Kapuzineräffchen übrigens Nachwuchs gekriegt. Ein total süßes Baby, aber noch wissen wir nicht, was es ist. Sina und ich waren bei der Geburt dabei. Total spannend, das kann ich Dir sagen", holt Jassis Stimme mich wieder aus meinen Grübeleien in die Realität zurück und ich runzele fragend die Stirn. "Sina? Kenn ich die?", erkundige ich mich und er schüttelt den Kopf. "Nee. Woher auch? Sie macht im Augenblick ein Praktikum bei uns im Zoo. Sie ist echt nett", sagt er und ich muss schmunzeln, als ich dieses gewisse Funkeln in Jassis Augen sehe, das ich nur zu gut kenne. "Aber Du findest sie doch wohl mehr als nur nett, stimmt's?", hake ich nach und er macht einen leicht ertappten Eindruck, nickt aber trotzdem. "Ja, schon. Und ich glaub, sie mag mich auch. Macht jedenfalls ganz den Eindruck. Deshalb wollte ich sie am Montag mal fragen, ob wir uns nicht mal außerhalb des Zoos treffen können. Vielleicht am nächsten Wochenende oder so, wenn mir nicht wieder die Arbeit dazwischenkommt", erzählt er weiter und lächelt versonnen. Anscheinend ist diese Sina also wirklich ziemlich toll, wenn Jassi schon so reagiert. "Weißt Du, sie ist keins von diesen typischen Mädchen, die rumkreischen, wenn sie sich mal dreckig machen oder wenn ihnen ein Fingernagel abbricht. Klar, sie ist hübsch, aber was mir an ihr noch mehr gefällt ist einfach, dass sie sich nicht davor scheut, auch richtig mit anzupacken. Vorgestern gab's ne Riesensauerei im Affenhaus, aber sie hat nicht lange gezögert, sondern Carla – so heißt meine Ausbilderin – und mir gleich ohne zu Murren beim Saubermachen geholfen", schwärmt er weiter und ich muss grinsen. "Da hat's wohl jemanden ganz schön erwischt, was?", ziehe ich ihn auf und quietsche im nächsten Moment erschrocken, weil Jassi sich auf mich stürzt und mich erbarmungslos durchkitzelt. "Warte nur ab, bis es bei Dir mal so weit ist!", droht er mir dabei spielerisch und lacht über meine vergeblichen Versuche, ihn von mir runterzuschieben. Verdammt, warum muss eigentlich fast jeder stärker sein als ich? Sogar Vicky hat ja kaum noch Probleme damit, mich festzuhalten. Wie peinlich ist es bitteschön, sich nicht mal gegen die eigene kleine Schwester wehren zu können, obwohl die erst zwölf Jahre alt ist? "Gnade! Ich ... geb auf!", japse ich schließlich und Jassi grinst, lässt aber trotzdem von mir ab und schnappt sich stattdessen Bessy, die die ganze Zeit über auf dem Schreibtischstuhl gehockt hat, um sie auf seinen Schoß zu setzten und ihr den Bauch zu kraulen. Das liebt sie besonders, also kuschelt sie sich gleich an ihn und rollt sich dann auf den Rücken, um die Zärtlichkeiten ausgiebig zu genießen. Außer Jassi darf sich das keiner bei ihr erlauben, deshalb begnüge ich mich damit, einfach nur Bessys Kopf zu streicheln. "Wir haben übrigens einen neuen Nachbarn", erzähle ich dabei betont beiläufig und beschäftige mich intensiv mit Bessys weichem Fell, um Jassi nicht ansehen zu müssen. "Der ist wohl in den Herbstferien eingezogen, als ich hier bei Dir war. Jedenfalls hab ich ihn am Sonntagabend zum ersten Mal getroffen. Slim ist mal wieder abgehauen und Franzi hat mich losgeschickt, um ihn zu suchen. Ich bin Kevin und seinen beiden Hirnis in die Arme gelaufen und Simon – so heißt unser neuer Nachbar – hat die Drei in die Flucht geschlagen, bevor die mich von der Eisenbahnbrücke werfen konnten. Er ist echt nett, auch wenn er ziemlich gruselig aussieht." "Wie hat der es denn geschafft, diese drei Vollhonks aus Deiner neuen Klasse zu verscheuchen?", will Jassi neugierig wissen und ich muss gar nicht zu ihm schielen um zu wissen, dass er seine Augenbrauen schon fast bis an seinen Haaransatz hochgezogen hat. Ich kenne diesen Tonfall von ihm einfach ganz genau. Wir sind ja auch schließlich schon eine Ewigkeit befreundet. "Er hat sie einfach nur gefragt, ob sie für so eine Kinderkacke nicht schon zu alt sind." Nein, was ist Bessys Fell doch interessant! Mir ist bis heute nie aufgefallen, dass das Schwarz einen ganz leichten, kaum sichtbaren Rotstich hat. Den erkennt man allerdings auch nur, wenn man wirklich verdammt lange einfach nur draufstarrt, um bloß nirgendwo anders hinsehen zu müssen. "Und dann ... na ja, wie gesagt, er sieht halt etwas gruselig aus. Farbige Kontaktlinsen, schwarze Klamotten, Nagellack, geschminkt und so. Gothic eben", erkläre ich Jassi schulterzuckend und kraule ausgiebigst Bessys Ohren. Höchstwahrscheinlich wundert sie sich ebenso wie Jassi darüber, dass ich mich so exzessiv mit ihr beschäftige, aber wenn ich jetzt aufblicke, dann sieht er, dass mein Gesicht schon wieder knallrot ist. Und das muss echt nicht sein. "Ach, und er ist Satanist. Hat er mir selbst erzählt", schiebe ich noch hinterher und zucke erschrocken zusammen, als Jassi mir eine Hand unters Kinn legt und meinen Kopf anhebt. So muss ich ihn zwangsläufig doch ansehen, obwohl ich mir gerade wieder verzweifelt ein Loch zum Verkriechen wünsche. Alternativ würde es mir aber auch schon reichen, wenn ich mir die Bettdecke über den Kopf ziehen oder mich darunter verstecken könnte. Verdammt, warum ist mir das denn jetzt so peinlich? Das ist doch bescheuert! "Okay, Kleiner, was ist los mit Dir?" Der Blick aus Jassis Augen ist fragend und durchdringend zugleich und ich versuche, mich aus seinem Griff zu winden, aber er lässt mich nicht los. "Weiß auch nicht", nuschele ich seufzend und gebe damit die einzige Antwort, die ich ihm wahrheitsgemäß geben kann. "Ist eben alles ziemlich komisch im Moment", füge ich noch hinzu und Jassis Blick wird noch fragender. "Und was ist bitteschön alles so komisch? Mensch, Jan, sprich Dich doch mal richtig aus und drucks nicht immer so rum!", fordert er mich auf, lässt mein Kinn aber endlich los und ich nutze die Gelegenheit, mir wieder sein Kissen zu schnappen und mich damit bis ans äußerste Ende des Bettes zu verkriechen. Dann ziehe ich meine Beine an, nehme das Kissen und knülle es zwischen meinen Händen, was mir einen mehr resignierten als genervten Blick einbringt. Jassi kennt das schon von mir. Ich mach das hier heute schließlich nicht zum ersten Mal. So bin ich immer, wenn ich nicht weiß, wie ich das, was mich beschäftigt, in Worte packen soll. "Okay, es ist also was Ernstes. Oder zumindest was Wichtiges. Oder sogar beides", stellt Jassi fest und rutscht ein Stück näher zu mir. Wie er es schafft, Bessy dabei nicht von seinem Schoß zu befördern, ist mir absolut schleierhaft, aber irgendwie kriegt er das hin. Slim hätte mich für so eine Aktion wahrscheinlich vollkommen zerkratzt, aber Bessy ist irgendwie zahmer und friedlicher. Obwohl ... eigentlich ist sie das nur bei Jassi. Wenn ihr wer anders quer kommt, dann faucht und zickt sie auch ganz schön. Nur Jassi kann sich echt alles erlauben und sie findet's toll. Verrücktes Katzenvieh. "Erde an Jan! Bist Du noch da oder hat sich Dein Hirn jetzt vollkommen abgeschaltet?" Ich zucke erschrocken zusammen, als Jassi mit den Fingern vor meinem Gesicht herumschnippt, und stoße mir äußerst schmerzhaft den Kopf an der hinter mir befindlichen Wand an. Diese Aktion quittiert Jassi mit einem kurzen Grinsen, wird aber gleich darauf wieder ernst und sieht mich forschend an. "Also, spuckst Du jetzt endlich aus, was mit Dir los ist, oder muss ich's wieder aus Dir rauskitzeln?", erkundigt er sich und ich seufze abgrundtief, ehe ich mir ein Nicken abringe. "Ich sag's Dir ja schon. Hetz mich doch nicht so", murre ich und jetzt schüttelt er seufzend den Kopf. "Manchmal bist Du wirklich furchtbar, Jan", teilt er mir mit und ich ziehe einen Flunsch, der ihn allerdings in keinster Weise beeindruckt. Er kennt mich einfach schon zu gut und zu lange, um noch anfällig dafür zu sein. "Also, wie gesagt, Simon ist unser neuer Nachbar. Und er ist auch der große Bruder von Ruben. Der ist jetzt neu in meiner Klasse. Seit Montag. Und er hat Kevin und seinen Pfeifen erst mal so richtig Konter gegeben, weshalb die ihn jetzt auch hassen. Aber das stört ihn nicht. Er will mit denen eh nichts zu tun haben. Er sitzt auch neben mir. Und er ist echt nett. Mit ihm ist es nicht mehr ganz so scheiße in der neuen Klasse", fange ich erst mal mit dem unverfänglicheren Thema an. Daraufhin zieht Jassi wieder eine Braue hoch, sagt aber nichts, sondern sieht mich einfach nur weiter unverwandt an und ich schrumpfe noch ein Stückchen mehr in die Ecke. Am liebsten würde ich mich im Kissen verstecken, dabei weiß ich nicht mal einen wirklichen Grund dafür. Immerhin ist Jassi mein bester Freund, und das schon, solange ich denken kann. Eigentlich gibt es wirklich nichts, was mir vor ihm peinlich sein muss, aber ich bin irgendwie trotzdem total neben der Spur und weiß nicht so recht, wie ich ihm die Sache mit Simon am besten erklären kann und soll. "Simon war am Freitag mit bei Vickys Ballettaufführung. Sie hatte ihn eingeladen. Sie steht total auf ihn, weil er sie "Mylady" nennt, und er darf sogar Victoria zu ihr sagen. Er interessiert sich nämlich für Namen und dafür, was sie bedeuten, und er hat Vicky irgendwie klargemacht, dass ihr Name ja eigentlich ganz toll ist. Wann immer sie ihn sieht, himmelt sie ihn total an und kichert die ganze Zeit. Das ist echt furchtbar nervig", fahre ich mit dem Erstbesten fort, was mir einfällt. "Am Anfang – also am Sonntag und am Montag – hatte ich echt Schiss vor Simon, aber eigentlich ist er gar nicht so schlimm, wie er aussieht. Er ist sogar total nett und man kann echt gut mit ihm reden. Donnerstag haben Vicky und ich ihn in der Stadt getroffen und er hat sie nach Hause gefahren, als ich sie einfach hab stehen lassen – ich hatte irgendwie miese Laune, keine Ahnung warum –, aber sie haben mich beide nicht bei Mama verpetzt. Dabei sollte ich eigentlich auf Vicky aufpassen." Bei der Erinnerung an den Donnerstag und mein affiges Verhalten kann ich mir ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Die ganze Sache ist mir immer noch furchtbar peinlich. "Na ja, Slim ist abends gleich wieder abgehauen und zu Simon nach oben gelaufen und ich wollte ihn eigentlich nur holen, aber dann hab ich noch fast zwei Stunden bei Simon in der Wohnung gesessen und mich mit ihm unterhalten, so über Namen und seinen Bruder und so. War echt nett", nuschele ich weiter und weiche Jassis Blick aus, aber ich spüre trotzdem, dass er mich auch weiterhin beobachtet. "Am Freitag hat er mich dann nach Vickys Aufführung nach Hause gefahren und mich gefragt, ob ich Samstag – also gestern – schon was vorhätte, weil er mir was zeigen wollte. Ich hab total vergessen, dass ich eigentlich mit Dir verabredet war, und hab zugesagt. War ganz schön peinlich, als ich dann Deine SMS gelesen hab", gebe ich beschämt zu und schiele aus dem Augenwinkel zu meinem besten Freund, aber der sieht zu meiner Erleichterung nicht sauer aus, sondern schmunzelt einfach nur. Ich verstehe zwar nicht so ganz, was er jetzt so lustig findet, aber solange er mir nicht böse ist, werd ich mich ganz sicher nicht beschweren. "Also war dieser Simon der Freund, mit dem Du Dich gestern getroffen hast?", hakt er rein rhetorisch nach, aber ich nicke trotzdem. "Ja, genau. Er hat mich gestern Nachmittag abgeholt und ist mit mir dann zu irgend so einem Turm im Wald gefahren. Ich wollte da ja erst nicht rauf – das Ding war echt verdammt hoch, mindestens zwanzig Meter oder so –, aber er hat mich irgendwie doch überredet und dann war ich doch auf diesem Teil drauf. Und obwohl ich ein paar Mal gedacht hab, ich kipp um oder schreie oder so, war's eigentlich gar nicht so schlimm. Wir haben uns da zusammen den Sonnenuntergang angekuckt", bei diesen Worten kann ich sehen, wie sich ein fettes Grinsen in Jassis Gesicht breit macht, "und nachher meinte er dann, ich dürfte mir was von ihm wünschen, weil ich trotz meiner Höhenangst nicht abgehauen bin." "Und was hast Du Dir von ihm gewünscht?", erkundigt Jassi sich neugierig und ich vergrabe mein mittlerweile wieder knallrot leuchtendes Gesicht in seinem Kissen, um seinem Blick zu entkommen. "Hmmpf hwn hgn", nuschele ich undeutlich und werde noch röter, als Jassi das Kissen packt und es mir mit einem Ruck wegreißt. "Wenn Du so in mein Kissen nuschelst, versteh ich kein Wort", informiert er mich und ich versuche, mir meine Tarnung wiederzuholen – ja, verdammt, das Ganze hier ist mir tierisch peinlich –, aber dummerweise hat mein bester Freund längere Arme als ich und kann so das Kissen außerhalb meiner Reichweite deponieren. Unfair! "Ich wollte, dass er die Kontaktlinsen rausnimmt", wiederhole ich meine genuschelte Antwort schließlich noch mal etwas deutlicher, aber nicht wirklich lauter. Das macht Jassi jedoch nicht das Geringste aus. Blöd für mich, dass er verdammt gute Ohren hat. Er hat mein leises Gemurmel schon immer verstanden, manchmal – so wie jetzt gerade – sehr zu meinem Leidwesen. "Ich kannte ihn bis gestern nämlich nur mit Kontaktlinsen. Ich hab ihn zwar am Donnerstag schon nach seiner Augenfarbe gefragt, aber er wollte sie mir nicht verraten. Am Freitag hätte ich Ruben mehrmals beinahe deswegen gelöchert, aber ich hab's doch gelassen. Irgendwie ... Ich weiß nicht ... Ich wollte, dass Simon mir das selbst sagt. Blöd, oder? Ich weiß, das ist total bescheuert, aber irgendwie ... Na ja, gestern Abend, als wir nach Hause gefahren sind und er mir angeboten hat, dass ich mir was wünschen kann, da hab ich ihn gebeten, die Kontaktlinsen rauszunehmen. Ich bin dann mit zu ihm und da hat er das auch wirklich gemacht. Er hat übrigens graue Augen, keine braunen wie sein kleiner Bruder", haspele ich und möchte mich selbst dafür treten, dass ich allein bei der Erinnerung an gestern Abend schon wieder nervös werde und feuchte Hände kriege. "Jedenfalls hab ich am Anfang echt Panik vor ihm gehabt. Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen hab, hatte ich totales Herzrasen und so, aber jetzt geht's zumindest einigermaßen. Es ist zwar noch nicht so ganz weg – manchmal passiert das immer noch; das ist total peinlich –, aber es ist wenigstens schon ein bisschen besser geworden. Wenn wir alleine sind, kann ich mich jedenfalls super mit ihm unterhalten. Allerdings mach ich mich vor ihm immer wieder zum Affen, weil er mich einfach total durcheinanderbringt. Dabei macht er eigentlich gar nichts Schlimmes, sondern ist total nett zu mir. Und Mama und Vicky finden ihn auch ganz toll. Keine Ahnung, was Franzi über ihn denkt – wir haben seit der Sache mit Slim am Sonntag Zoff und reden nicht miteinander –, aber das ist mir eigentlich auch ziemlich egal." Etwas außer Puste von meinem Redeschwall halte ich inne und sehe abwartend zu Jassi, der ein nachdenkliches Gesicht macht und Bessy, die noch immer auf seinem Schoß liegt, abwesend krault. Einen Moment lang schweigt er, aber dann sieht er mich ebenfalls an, legt den Kopf schief und sein Stirnrunzeln lässt mich noch ein bisschen kleiner werden. Diesen Gesichtsausdruck kenne ich. Und er hat nichts Gutes zu bedeuten. Jedenfalls nicht für mich. "Lass mich das Ganze noch mal zusammenfassen, ja? Nur, damit ich das auch wirklich richtig verstehe", fängt er an und ich schlucke, nicke aber dennoch. Hat ja doch keinen Sinn, wenn ich jetzt widerspreche. Wenn Jassi der Meinung ist, etwas unbedingt tun zu müssen, dann hält ihn absolut nichts davon ab – weder der Weltuntergang noch meine bescheidene Meinung. "Also, am letzten Sonntag hast Du zufällig euren neuen Nachbarn getroffen, der irgendwie ziemlich gruselig aussieht, sich aber als eigentlich ganz nett entpuppt und Dich auch noch vor diesen Spaten aus Deiner Klasse gerettet hat. Am Donnerstag und am Freitag hast Du Dich ein bisschen mit ihm unterhalten und gestern habt ihr euch sogar getroffen und euch zusammen den Sonnenuntergang angesehen – wofür Du sogar auf irgendeinen Turm gekraxelt bist, obwohl Du eigentlich panische Höhenangst hast." Fragend sieht Jassi mich an und ich nicke erneut. "So weit, so gut. Du wirst irgendwie immer nervös, wenn dieser Typ in Deiner Nähe ist, kriegst Herzklopfen und feuchte Hände und wirst wahrscheinlich auch noch rot wie eine Tomate" – Hilfe, woher weiß er das denn? – "hältst das Ganze aber, verpeilt und ahnungslos, wie Du nun mal bist, für Panik. Hab ich bis jetzt alles richtig verstanden?" Wieder trifft mich ein fragender Blick und wieder kann ich nur nicken. "Ja", gebe ich zu und daraufhin starrt Jassi mich mindestens eine geschlagene Minute lang einfach nur stumm an, bevor er fassungslos den Kopf schüttelt. "Das ist doch wohl nicht Dein Ernst, oder? Du willst mir jetzt doch nicht wirklich erzählen, dass Du tatsächlich nicht checkst, warum Du Dich so komisch fühlst und aufführst, wenn dieser Simon in Deiner Nähe ist, oder?", will er wissen und ich nicke einfach nur ein drittes Mal, diesmal allerdings ziemlich kleinlaut. Irgendwie hab ich das verdammt miese Gefühl, dass ich bis jetzt wirklich etwas Wichtiges verpasst hab, aber ich hab keine Ahnung, was das sein könnte. "Ich fass es nicht! Wie kann man nur so blind sein?" Jassi rauft sich die Haare, sieht mich an und schüttelt wieder den Kopf. "Du bist sechzehn Jahre alt und willst mir echt erzählen, dass Du keine Ahnung, was diese ganze Scheiße mit Herzklopfen, feuchten Händen, Rotwerden und Nervosität zu bedeuten hat? Das gibt's doch wohl nicht!", ächzt er und ich sehe ihn verständnislos an. Warum regt er sich denn jetzt so auf? Ich hab ihm doch erklärt, was das bedeutet, also worauf will er eigentlich hinaus? "Ich sag doch, ich hatte Schiss vor Simon", antworte ich defensiv und verschränke im nächsten Moment beleidigt die Arme vor der Brust, als Jassi mich erst noch einmal schräg ansieht, wie um sich zu vergewissern, dass ich meine Worte auch wirklich ernst meine, bevor er in schallendes Gelächter ausbricht. Lauthals lachend kippt er hintenüber auf sein Bett, hält sich den Bauch und strampelt schließlich sogar prustend und japsend mit den Beinen, skeptisch beäugt von Bessy, die sich gleich zu Beginn seines Lachanfalls in Sicherheit gebracht hat, und halb wütend, halb fassungslos beobachtet von mir. Lacht mein bester Freund mich etwa gerade tatsächlich aus? Was soll denn der Scheiß? "Kannst Du mir mal verraten, was daran so lustig ist? Wenn Du Simon kennen würdest, dann wüsstest Du, warum ich Angst vor ihm hatte. Du hättest garantiert auch Schiss vor ihm gehabt!", pflaume ich Jassi an und springe vom Bett auf, als er sich einfach nicht wieder beruhigt. Mittlerweile laufen ihm schon Lachtränen über das Gesicht und er scheint gar nicht mehr mit seinem blöden Gegacker aufhören zu wollen. Aber bitteschön, wenn ihm das so viel Spaß macht, sich über mich lustig zu machen, dann soll er das ruhig tun – allerdings ohne mich. Ich muss mir das echt nicht geben. So ein Arschloch! Und so was behauptet von sich selbst, mein bester Freund zu sein? Dass ich nicht lache! "Hoffentlich erstickst Du an Deinem bescheuerten Gekicher!", blaffe ich, stampfe zur Tür und will sie aufreißen, schaffe das aber nicht. Fluchend rüttele ich an der dämlichen Klinke – scheinbar hat sich heute echt alles und jeder gegen mich verschworen, wenn ich nicht mal so eine blöde Tür aufkriege –, aber es dauert fast eine Minute, bis ich registriere, dass Jassis Hand auf dem Holz der Tür daran schuld ist, dass sie sich nicht öffnen lässt. "Tut mir leid, Jan. Ich wollte eigentlich gar nicht lachen. Das war scheiße von mir. Sei bitte nicht sauer, ja?", entschuldigt er sich zerknirscht und ich grummele zwar, lasse mich aber trotzdem von ihm von der Tür weg wieder in Richtung Bett ziehen. Dabei verfluche ich mich selbst dafür, dass ich ihm einfach nicht böse sein kann, wenn er sich ernsthaft und aufrichtig bei mir entschuldigt. Es ist echt scheiße, wenn man so leicht um den Finger zu wickeln ist. Nur gut, dass Jassi eigentlich nicht der Typ ist, der so was ausnutzt. Sonst hätte ich ein Problem. "Ich weiß echt nicht, was daran lustig ist, dass ich Schiss vor unserem neuen Nachbarn hatte", muffele ich und schlage Jassis Hand weg, mit der er mich dazu zwingen will, ihn anzusehen. Dieses Zeichen meiner miesen Laune ignoriert er jedoch und rutscht stattdessen sogar noch etwas näher, um mir einen Arm um die Schultern legen und mich so an sich ziehen zu können. Ich wehre mich halbherzig gegen die Umarmung, lasse sie schlussendlich aber doch zu. Wie gesagt, ich kann ihm einfach nicht böse sein. Jedenfalls nicht allzu lange. "Jan, Du hast keinen Schiss vor eurem neuen Nachbarn", murmelt Jassi und obwohl ich es eigentlich nicht wollte – ganz so schnell wollte ich ihm eigentlich nicht verzeihen, dass er mich gerade eben noch ausgelacht hat –, sehe ich ihn nun doch wieder an. "Nicht?", hake ich verwirrt nach und er grinst kurz, aber das Grinsen verschwindet gleich wieder, als ich ihm einen extra bösen Blick zuwerfe. "Nein. Du bist verliebt", klärt er mich dann auf und ich blinzele mehrmals, weil ich einfach nicht fassen kann, was Jassi da gerade gesagt hat. Ich muss mich doch wohl verhört haben, oder? "Aber ...", setze ich an, doch Jassi lässt mich nicht ausreden. "Widersprich mir nicht, Jan. Du kannst mir das ruhig glauben, wenn ich es Dir sage. Du bist verliebt, und zwar in euren neuen Nachbarn", wiederholt er, was er gerade schon gesagt hat, und ich schüttele erst matt, dann ziemlich hektisch den Kopf. Das kann doch nicht sein Ernst sein! "Das geht doch gar nicht", widerspreche ich, aber das überhört mein bester Freund gekonnt. "Klar geht das. Aber okay, wenn Du mir nicht glaubst, dann gehen wir das Ganze doch mal ganz logisch an", schlägt er stattdessen vor und zieht mich nach hinten aufs Bett, bis wir uns beide mit dem Rücken an die Wand lehnen können. "Du kriegst Herzklopfen, wenn er in der Nähe ist, oder?", fragt er, sobald wir bequem sitzen, und obwohl ich es eigentlich nicht will, nicke ich. Jassi kennt mich schließlich lange genug um zu wissen, wann ich ihn anlüge oder ihm etwas verschweige, also macht Leugnen gar keinen Sinn. Das würde er sofort merken – mal ganz davon abgesehen, dass ich einfach ein miserabler Lügner bin. Mich durchschaut wirklich jeder. Sogar kleine Kinder lügen um Längen besser als ich. "Und manchmal wirst Du rot, wenn er Dich ankuckt oder mit Dir spricht." Jassi schmunzelt ganz leicht, als ich mich wie auf Kommando in eine überreife Tomate verwandele. Ich hingegen möchte mich am liebsten aus seinem Fenster stürzen, aber da sein Zimmer ebenso im Erdgeschoss liegt wie mein eigenes, bringt mir das herzlich wenig. Ich würde nur im Garten landen und von Bosco, Sandy und Nana angesabbert werden. "Außerdem wirst Du nervös, Deine Hände werden feucht und Du weißt nicht, was Du sagen sollst. Und wenn Du was sagst oder tust, kommst Du Dir dabei unglaublich blöd vor und bist Dir hundertprozentig sicher, dass er Dich für den größten Trottel halten muss, der auf dieser Welt rumläuft. Trifft's das so ungefähr?" Am liebsten würde ich Jassi dafür schlagen, dass er meine ganze Gefühlswelt so verdammt exakt beschreibt, aber der Gedanke daran, was das, was er damit eigentlich sagen will, bedeutet, lässt mich einfach nur starr und reglos in seinem Arm verharren und fassungslos auf meine Hände starren. Das kann doch nicht sein, oder? Jassi kann doch nicht wirklich Recht haben mit dem, was er mir da einreden will, oder? Ich meine, ich kann doch nicht wirklich ... verliebt? ... sein – und dann auch noch ausgerechnet in Simon. Oder etwa doch? Aber ... "Aber er ... er hat eine ... eine Freundin", krächze ich und spüre zu meinem Entsetzen, wie meine Augen zu brennen beginnen. Scheiße, ich kann doch jetzt nicht auch noch anfangen zu heulen! "Und er ... er ist ... er ist ... Er ... ist doch ... kein Mädchen", bringe ich noch irgendwie raus und kneife meine Augen ganz fest zusammen, um diese beschissene Feuchtigkeit, die immer stärker nach draußen dringt, bloß da zu behalten, wo sie gerade ist. Ich will nicht heulen. Nicht hier, nicht jetzt, am liebsten überhaupt nicht. Und ich will auch nicht ... verliebt sein ... in Simon. Ich will das nicht! Ich hab mir das doch immer ganz anders vorgestellt! "Na und?", holt Jassis Stimme mich wieder aus meinen Gedanken und als ich ihn nun doch ansehe, lächelt er ganz leicht. "Niemand kann kontrollieren, in wen er sich verliebt. Das kann man nicht steuern. Entweder sind die Gefühle da oder sie sind es eben nicht. Und bei Dir sind sie da. Das ist echt nicht zu übersehen", sagt er leise und ich schüttele den Kopf. Ich will das einfach nicht glauben. Ich will es nicht wahrhaben, dass ich tatsächlich verli– dass ich diese Gefühle habe – ausgerechnet für Simon. Ich will das nicht, verdammt! "Aber ...", fange ich an, doch Jassis Finger auf meinen Lippen unterbricht sämtliche Rechtfertigungen und Widersprüche, die ich vorbringen will. "Du kannst nichts dafür, Jan. Und es ist auch nicht schlimm. Es ist vollkommen okay. Auch wenn Du hundertmal in irgendeinen Typen verliebt bist, den ich noch nicht kenne, Du bist und bleibst immer mein bester Freund, okay? Daran wird sich nie was ändern. Nie", verspricht er mir und bringt mit diesen Worten auch noch mein letztes bisschen Selbstbeherrschung zum Einsturz. Aufschluchzend kralle ich mich in sein Shirt, vergrabe mein Gesicht an seiner Brust und lasse in dem Moment, in dem er seine Arme um mich schließt und mich ganz nah an sich zieht, meinen Tränen doch freien Lauf. Verdammt, ich will nicht in Simon verliebt sein! Wie lange ich mich so heulend an Jassi geklammert und immer wieder geschluchzt hab, dass ich diese ganzen beschissenen Gefühle, die ich jetzt, wo ich sie endlich verstehe, einfach nur hasse, nicht haben will, weiß ich nicht. Es dauert jedenfalls eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe. Draußen ist es inzwischen schon stockdunkel und ich fühle mich einfach nur wie durch den Wolf gedreht. Mein Kopf dröhnt, meine Augen brennen, mir ist schlecht und ich würde mich am liebsten für den Rest meines Lebens hier in Jassis Bett verkriechen und sein Zimmer nie wieder verlassen. "So was kann echt nur mir passieren", nuschele ich und vergrabe mein Gesicht wieder in Jassis Shirt, das mittlerweile schon fast klatschnass ist. Hoffentlich holt er sich wegen meiner Heulerei keine Erkältung oder so. Das hat er echt nicht verdient. "Da ... hab ich zum ... ersten Mal solche ... solche Gefühle und dann ... dann ist alles einfach nur scheiße. Nicht nur, dass Simon ein Kerl ist, er hat auch noch eine Freundin, die laut Mama ja so gut zu ihm passt! Ich bin für ihn nichts anderes als der Sohn seiner Nachbarin, der zufällig auch noch in die gleiche Klasse geht wie sein kleiner Bruder. So eine Scheiße!", jammere ich und Jassi streicht mir tröstend über die Haare, wie er es schon die ganze Zeit über getan hat. "Also, ich weiß ja nicht. Immerhin hat er Dich gestern auf diesen Turm geschleift, um sich mit Dir den Sonnenuntergang anzusehen", murmelt er, aber ich schüttele den Kopf, ohne zu ihm aufzusehen. "Das hat er nur wegen meiner Höhenangst gemacht. Auf so ähnliche Art hat er Ruben von seiner Angst vor Gewittern kuriert. Er wollte nur nett sein und mir helfen, sonst nichts. Wahrscheinlich erinnere ich ihn irgendwie an seinen kleinen Bruder oder so. Den sieht er ja nicht so oft, weil sein Vater Ruben den Umgang mit ihm verboten hat", nuschele ich zurück und verkrieche mich halb in Jassis Shirt. "Das kann natürlich sein", gibt er zu und mir ist schon wieder zum Heulen zumute, aber dieses Mal schlucke ich die Tränen runter. "Es ist so!", beharre ich. "Er mag mich vielleicht wirklich ein bisschen, aber wohl eher als Ersatz für Ruben und nicht ... na ja, nicht so eben. Er hat ja schließlich eine Freundin." Und genau dieser Gedanke tut so unglaublich weh, dass ich mir auf die Lippe beißen muss, damit Jassi nicht merkt, wie scheiße es mir gerade wirklich geht. Ich will nicht, dass er sich noch mehr Sorgen um mich macht. "Hey, nicht traurig sein, Kleiner. Jeder ist mal unglücklich verliebt", versucht er, mich zu trösten, aber das macht es auch nicht besser. Nicht nur, dass ich mir jetzt tatsächlich sicher bin, dass er Recht hat mit seiner Vermutung; nein, jetzt, wo ich weiß, was mit mir los ist, möchte ich mich einerseits für meine Dummheit und Blindheit der letzten Woche schlagen, während ich mich andererseits einfach nur verkriechen und weiterheulen möchte. Wieso muss ich mich, wenn ich mich zum ersten Mal verliebe, ausgerechnet in einen Kerl verlieben, der noch dazu eine Freundin hat? Das ist einfach nicht fair! "Ich will nach Hause", nuschele ich in Jassis Shirt und kann spüren, wie er nickt. "Okay. Ich bring Dich, dann musst Du nicht alleine gehen. Die Hunde müssen eh raus", murmelt er, krault mir noch mal kurz den Nacken und schiebt mich dann von sich, um sich erst mal ein neues Shirt anzuziehen. Ich wische mir währenddessen mit dem Ärmel meines Pullis über die Augen und schlurfe dann mit hängendem Kopf in den Flur, um mich anzuziehen. Dabei bin ich froh, dass Viola offenbar in der Küche rumwuselt und mich nicht so sieht. Ich will einfach nicht, dass mich irgendjemand fragt, was mit mir los ist. Ich hab heute nicht die Kraft, das irgendwem zu erklären. Dafür sitzt der Schock einfach noch zu tief. Ich meine, es ist ja nun wirklich nicht ganz alltäglich, wenn der beste Freund einen mit der Nase darauf stoßen muss, dass man sich verliebt hat – und das auch noch in einen anderen Kerl –, oder? "Komm, Kleiner, wir können." Jassi legt mir einen Arm um die Schultern, ruft seiner Mutter noch ein "Ich bring Jan eben nach Hause!" zu und pfeift dann nach den Hunden, sobald die Haustür hinter uns zugefallen ist. Bosco, Sandy und Nana kommen auch gleich angewetzt und rennen wedelnd um uns herum, bis Jassi die Gartentür aufmacht. Dann flitzen die Drei wie auf Kommando vor und fangen an, an den Büschen und Hausmauern, an denen wir vorbeikommen, zu schnuppern. Keiner der Drei ist angeleint, aber das ist auch nicht nötig, weil sie alle normalerweise aufs Wort gehorchen. Den Weg zu mir nach Hause bringen Jassi und ich größtenteils schweigend hinter uns. Mir ist jetzt einfach nicht nach Reden zumute und ich bin froh, dass er das versteht und nicht versucht, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Hin und wieder pfeift er kurz oder ruft nach einem der Hunde, aber ansonsten ist es still. Ich halte meinen Kopf auch weiterhin gesenkt, denn meine Augen brennen schon wieder. Wenn ich jetzt aufsehe, dann fange ich garantiert wieder an zu heulen. Und das will ich nicht. Erst als wir bei mir zu Hause ankommen, hebe ich meinen Blick doch wieder vom ausgesprochen uninteressanten Boden und zucke zusammen, als er wie von selbst auf Simons Auto auf dem Parkplatz fällt. Daneben steht heute noch ein anderer Wagen und obwohl ich den nicht kenne, bin ich mir absolut sicher, dass ich weiß, wem er gehört. "Seine Freundin ist bei ihm", murmele ich krächzend und im nächsten Moment zieht Jassi mich wieder in seine Arme. "Tut mir so leid für Dich, Kleiner", flüstert er in meine Haare und ich klammere mich ein paar Sekunden lang haltsuchend an ihn, ehe ich ihn wieder von mir schiebe und mir entschlossen über die Augen wische. Keine Heulerei mehr heute, nehme ich mir dabei fest vor, obwohl ich mir fast sicher bin, dass ich diesen Vorsatz nicht einhalten kann. "Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn Du reden willst, okay, Kleiner?" Jassi versucht sich an einem aufmunternden Lächeln, aber es wird nur eine etwas verunglückte Grimasse daraus. Bosco schlabbert mir derweil die Hand ab, wie um mich zu trösten, und ich muss mich stark zusammenreißen, um nicht gleich wieder in Tränen auszubrechen. "Ganz egal wann. Von mir aus auch nachts oder so. Wenn Du wen zum Reden brauchst, bin ich da. Und im Notfall kannst Du auch im Zoo vorbeikommen. Ich hab immer Zeit für Dich. Irgendwie krieg ich das schon hin", verspricht Jassi mir und ich nicke einfach nur, während mir mal wieder klar wird, dass ich einfach den allerbesten besten Freund der Welt habe. Immerhin kann er es sich ja eigentlich nicht leisten, seine Zeit mit mir zu vertrödeln, wenn er arbeiten muss, aber ich weiß, dass er sein Versprechen trotzdem irgendwie halten wird, wenn es notwendig ist. Jassi ist einfach so. "Wird schon", versuche ich, mir selbst Mut zuzusprechen, aber das Lächeln lasse ich bleiben. Ich weiß, dass das jetzt sowieso nicht klappen würde, also tätschele ich nur den Hunden die Köpfe, drücke Jassi noch mal kurz und mache mich dann auf den Weg zur Haustür. Dabei versuche ich, nicht zum ersten Stock hochzusehen, aber als ich bemerke, dass Licht aus dem Wohnzimmerfenster fällt, tue ich es doch und bleibe um ein Haar wie angewurzelt mitten auf dem Weg stehen. Oben am Fenster steht Simon, das erkenne ich an der Silhouette. Aber er ist nicht alleine und der Anblick des Mädchens, das da mit verschränkten Armen neben ihm steht, halb zu ihm umgewandt, und offenbar gerade mit ihm spricht, versetzt mir einen schmerzhaften Stich. Das Gefühl, das in mir hoch kocht und von dem ich mir ziemlich sicher bin, dass es Eifersucht ist – was anderes kann es einfach nicht sein –, schnürt mir die Kehle zu und ich renne fast schon zur Tür, nur um die beiden nicht mehr sehen zu müssen. Allerdings werde ich das Bild einfach nicht los – auch nicht, als ich meine Zimmertür hinter mir zuwerfe, mich auf mein Bett fallen lasse und mein Gesicht in meinem Kopfkissen vergrabe. Der Anblick von Simon und seiner Freundin, die in trauter Zweisamkeit an seinem Wohnzimmerfenster stehen und sich unterhalten, tut einfach unheimlich weh. Zu wissen, dass sie jetzt bei ihm ist und dass ich für ihn nichts anderes bin als ein Freund seines kleinen Bruders, der zufällig auch noch bei ihm im Haus wohnt, ist einfach nur scheiße. In dem krampfhaften Versuch, bloß nicht wieder zu heulen, beiße ich mir so fest auf die Unterlippe, bis ich spüren kann, dass sie zu bluten anfängt. Allerdings ist dieser Schmerz ein Witz im Vergleich zu dem in meinem Herzen. Das ist doch einfach nur Mist, echt. Da verliebe ich mich tatsächlich zum allerersten Mal in meinem Leben – ja, ich weiß, mit fast siebzehn bin ich verdammt spät dran, aber dafür kann ich ja nun nichts – und dann entwickele ich diese Gefühle nicht nur für einen Kerl, sondern auch noch für einen, dem ich jederzeit zufällig begegnen könnte und der noch dazu schon eine Freundin hat. Wie lange ich hier so rumliege und mit meinem Blut mein Kissen versaue, weiß ich nicht. Ich will im Augenblick nicht auf die Uhr kucken und ich will schon gleich dreimal niemanden um mich haben. Aus diesem Grund rappele ich mich schließlich doch noch von meinem Bett auf, um erst mal kurz ins Bad zu huschen, wo ein Blick in den Spiegel, den ich mir mal besser verkniffen hätte, mir anzeigt, dass ich tatsächlich auch so scheiße aussehe, wie ich mich gerade fühle. Nachdem ich mir kurz das Gesicht gewaschen habe – was zwar auch nicht wirklich viel bringt, aber wenigstens meine brennenden Augen ein bisschen kühlt –, schlurfe ich zurück in mein Zimmer, schließe die Tür hinter mir ab und verkrieche mich wieder in meinem Bett. Slim, der sich offenbar in der Zwischenzeit mal wieder zu mir reingeschlichen hat, versuche ich zu ignorieren, aber als er schließlich zu mir auf die Matratze springt und seinen Kopf immer wieder an meiner Wange reibt, ziehe ich ihn doch zu mir, nehme ihn in den Arm und lasse die Tränen, die ich jetzt einfach nicht mehr länger aufhalten kann, in seinem Fell versickern. Dass er mir seine Krallen in die Schulter schlägt, registriere ich dabei nur am Rande. Das ist mir aber auch vollkommen egal. Was sind auch schon ein paar Kratzspuren von dem blöden Kater verglichen mit dem Wissen, dass meine erste Liebe gleich von vornherein zum Scheitern verurteilt ist? ~*~ Und? Was sagt ihr dazu? Wollt ihr mich jetzt schlagen für das, was ich dem armen Janni antue? *schon mal in Deckung geh* Bedenkt bei Mordversuchen bitte, dass ich dann nicht weiterschreiben kann, okay? Und das wäre doch sicher nicht in eurem Sinne, oder? Freue mich wie immer, wenn ihr mir eure Meinung dalasst. Bis zum nächsten Mal! *wink* Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)