Welcome to my life von Karma ================================================================================ Von merkwürdigen Fragen, seltsamen Vermutungen und Hintergrundinfos ------------------------------------------------------------------- Ahahaha~, ja ich lebe tatsächlich noch. ^^° Gut, einige von euch werden möglicherweise wissen, dass ich in der letzten Zeit mit einer anderen Story ziemlich ausgelastet war (*auf Sing to me bzw. Nothing else matters deut*), aber trotzdem hab ich's doch mal geschafft, auch endlich die Kapitel 19 und 20 fertigzukriegen. Jetzt hab ich nur das Problem, dass mir die Motivation fürs Weiterschreiben fehlt. -.- Aber das geht mir immer so, wenn ich irgendwas beendet hab, also hat sich das hoffentlich bald wieder erledigt. Jetzt will ich euch aber nicht noch länger mit Gelaber nerven, also gibt's hier jetzt endlich Kapitel 19. Ich hoffe, ihr werdet es mögen. Karma ~*~ Am Montagmorgen, als meine Mutter mich für die Schule weckt, bin ich beinahe sofort hellwach. Im Gegensatz zu meiner sonstigen Morgenmuffeligkeit hüpfe ich jetzt geradezu enthusiastisch aus dem Bett, sause schnell ins Bad und stehe danach fast zwanzig Minuten lang unschlüssig vor meinem Kleiderschrank, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann, was ich anziehen soll. Immerhin will ich Simon ja heute Nachmittag unbedingt gefallen, wenn ich mit Ruben zu ihm gehe. Vielleicht ist das total lächerlich und blöd, aber ich durchwühle meinen Schrank trotzdem auf der Suche nach etwas, was er hoffentlich an mir mögen wird. Aus diesem Grund entscheide ich mich schlussendlich auch dafür, mich einfach komplett schwarz anzuziehen. Damit kann ich sicher nicht viel falsch machen. Jedenfalls hoffe ich das jetzt einfach mal. Nachdem die ultrawichtige Klamottenfrage endlich zu meiner Zufriedenheit geklärt ist, flitze ich in die Küche, um noch eben schnell zu frühstücken. Ich bin ein bisschen spät dran, deshalb setze ich mich nicht, sondern stopfe mein Frühstück im Stehen in mich hinein. Dabei strahle ich die ganze Zeit stumm vor mich hin. Mama, Franzi und auch Vicky beäugen mich deswegen mehr als skeptisch. So viel Strahlerei von mir sind sie einfach nicht gewöhnt. Besonders nicht am frühen Morgen. Ich beantworte allerdings keine der Fragen bezüglich meiner ungewöhnlich guten Laune, sondern sause gleich nach dem Essen wieder rüber in mein Zimmer, um meinen Rucksack zu holen. Dann bin ich auch schon aus der Tür und muss mich auf dem Weg zur Haltestelle fast schon zwingen, nicht stehen zu bleiben und mich nach Simons Auto umzudrehen. Den Bus erwische ich trotzdem nur ganz knapp, aber auch das kann mir meine Laune nicht verderben. Das gelingt nicht mal Kevin und Carsten, die heute Morgen gleich wieder ihre üblichen Nettigkeiten in meine Richtung ablassen, sobald sie mich sehen. Im Gegensatz zu sonst jucken mich die blöden Sprüche jetzt allerdings absolut gar nicht. Meine Gedanken kreisen die ganze Zeit nur um den gestrigen Tag und Simon und ich kann einfach nicht aufhören, total selig vor mich hin zu lächeln. Das, was Kevin und Carsten mir an den Kopf werfen, nehme ich nicht mal richtig wahr. Ich komme erst wieder ein bisschen mehr in der Realität an, als Ruben kurz vor Unterrichtsbeginn auf mich zustürmt und mich so heftig umarmt, dass ich fast das Gleichgewicht verliere. "Und? Sag schon!", drängt er mich statt einer Begrüßung und ich drücke ihn meinerseits einmal ganz fest, einfach weil ich so verdammt glücklich bin, dass ich platzen könnte. "Er hat gesagt, er hätte heute Nachmittag sowieso mit mir reden wollen, wenn wir uns nicht schon am Samstag durch Zufall getroffen hätten. Und er hat gesagt, dass er mich süß findet – schon seit dem Sonntag, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind", platze ich dann im Flüsterton heraus und Ruben grinst mich an. "Dann waren meine ganzen Kuppelpläne ja umsonst", sagt er und legt dann fragend den Kopf schief. "Hat er Dich gestern auch geküsst?", will er neugierig wissen und ich laufe mal wieder knallrot an, nicke aber trotzdem. "Ja", seufze ich dabei. "Und das war noch viel, viel, viel schöner als am Samstag", schwärme ich weiter und Rubens Augen werden groß. "Samstag? Ihr habet euch am Samstag schon geküsst? Warum weiß ich davon nichts?", fragt er mich vorwurfsvoll und ich werde noch röter. "Weil ... Ich konnte da einfach noch nicht darüber reden." Gut, ich habe zwar mit Christie über die Küsse und Simon und auch über die ganze Sache mit Flo gesprochen, aber das behalte ich lieber für mich. Ich glaub, das würde Ruben mir irgendwie übel nehmen. Dabei war das ja nicht mal böse gemeint. Das hat sich eben einfach so ergeben, weil Christie und ich nun mal zufällig beide noch etwas länger wach waren als Ruben. "Ich wusste ja nicht, ob das überhaupt was zu bedeuten hatte – Du weißt schon, wegen Flo und so –, aber gestern hat Simon mir erzählt, dass er mich beinahe am Freitagabend schon geküsst hätte, nachdem er mich nach Hause gebracht hat. Er hat gesagt, er ist eigentlich nur Feiern gegangen, weil er sich von mir ablenken wollte, aber das hat nicht geklappt und dann haben wir uns ja auch noch zufällig getroffen und ... Er hat mich vorher gewarnt und gesagt, ich soll Nein sagen, wenn ich nicht will, dass er mich küsst, aber dann hat er's einfach gemacht und ... Das war so schön! Und gestern war's noch viel schöner. Er hat gesagt, zwischen Flo und ihm läuft schon lange nichts mehr, und Flo hat mir auch erzählt, dass er nur bei Simon übernachtet hat, weil er Streit mit seinem neuen Freund hatte und jemanden zum Reden brauchte." Ich kann gar nicht so sehr strahlen, wie ich das gerade am liebsten tun möchte. Ruben hingegen runzelt auf meinen Wortschwall hin nur nachdenklich die Stirn. "Davon wusste ich ja noch gar nichts. Also von Flos neuem Freund, mein ich. Da muss ich ihn aber mal ganz dringend drüber ausquetschen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe", beschließt er, aber Frau Römers Erscheinen enthebt mich glücklicherweise einer Antwort darauf. Gemeinsam setzen Ruben und ich uns auf unsere Plätze und sind gerade damit beschäftigt, unsere Sachen auszupacken, als die Tür des Klassenraums aufgerissen wird. "Habe verschlafen", erklärt Malte sein deutlich verspätetes Auftauchen und in der Ecke von Kevin und Carsten geht gleich das Getuschel los. Besonders leise sind die Dumpfbacken dabei nicht, aber ich verstehe trotzdem kein Wort von dem, was sie sagen. Dafür reden sie alle viel zu sehr durcheinander. Allerdings ist es auch ohne zu verstehen, was Kevin und Carsten genau sagen, mehr als offensichtlich, dass der Haussegen beim Idiotentrio immer noch ziemlich schief hängt. Malte geht nämlich nicht zu seinem alten Platz neben Kevin, sondern setzt sich stattdessen auf den letzten freien Zweierplatz in unserer Klasse. Unglücklicherweise liegt der ganz genau vor dem Platz von Ruben und mir. Ich habe also jetzt, wenn ich in Richtung Tafel kucke, immer Maltes Hinterkopf im Blickfeld. Na super. "Scheint, als wär aus dem Trotteltrio wirklich ein Deppenduo geworden", kommentiert Ruben Maltes Platzwechsel leise und ich nicke einfach nur zustimmend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Malte Rubens Bemerkung trotz der geringen Lautstärke gehört hat, aber es kommt keine Reaktion darauf. Malte packt einfach nur in aller Seelenruhe seinen Kram aus, aber er vermeidet es geradezu auffällig, auch nur zu Kevin und Carsten rüberzukucken. Er tut ganz so, als wären seine – offenbar wirklich ehemaligen – Freunde gar nicht da. Das ist echt verdammt merkwürdig. Ich hätte nicht gedacht, dass die Drei sich wirklich richtig ernsthaft zerstritten haben, aber es sieht ganz danach aus. Kopfschüttelnd versuche ich, nicht weiter darüber nachzudenken, was mit Malte und den anderen beiden Obertrotteln ist. Stattdessen bemühe ich mich, mich auf Frau Römers Unterricht zu konzentrieren, aber das ist gar nicht so einfach. Meine Gedanken schweifen immer wieder zu Simon ab und ich ertappe mich immer öfter dabei, einfach nur verträumt aus dem Fenster zu starren. Wenn Ruben mich nicht immer wieder anstoßen würde, würde ich ganz sicher ziemlichen Ärger bekommen, aber so bemerkt Frau Römer glücklicherweise nichts von meiner geistigen Abwesenheit. Auch in der Pause träume ich fast die ganze Zeit nur vor mich hin. Ruben muss mir jede Frage mindestens zwei Mal stellen, bevor er eine Antwort von mir kriegt, aber das scheint ihn eher zu amüsieren als wirklich zu stören. "Ist mein Bruder so ein guter Küsser, dass Du immer noch in höheren Sphären schwebst?", neckt er mich irgendwann und lacht, als ich daraufhin rot werde, fasst sich aber recht schnell wieder. "Übrigens müssen wir nachher noch kurz zu meiner alten Schule und Christie abholen. Er wollte auch mit zu Simon. Das stört Dich doch nicht, oder?", fragt er mich dann und ich schüttele den Kopf. Klar, ich wär lieber wieder so mit Simon alleine wie gestern, aber das läuft mir ja nicht weg. Wir haben bestimmt noch ein bisschen Zeit für uns, wenn Ruben und Christie erst mal wieder zu Hause sind. Außerdem wohnen wir ja immerhin im gleichen Haus, also fällt es sicher nicht weiter auf, wenn ich erst etwas später runtergehe. "Nee, das stört mich nicht", beantworte ich Rubens Frage deshalb und er strahlt mich an. "Super!", freut er sich, wird aber gleich darauf wieder ruhig und wirkt mit einem Mal sogar ziemlich nachdenklich. "Wie war das eigentlich? Von ihm geküsst zu werden, meine ich", will er dann wissen und meine Gesichtsfarbe, die sich gerade ein bisschen normalisiert hatte, schlägt sofort wieder in flammendes Rot um. Dieses Mal kichert Ruben allerdings nicht darüber, sondern beobachtet mich einfach nur ernst und forschend. "Das ... war toll", gestehe ich leise und seufze bei der Erinnerung an Simons Lippen auf meinen. "Ich kann das nicht so richtig beschreiben. Es war jedenfalls einfach toll." "Aber bei Simon gefällt's Dir doch sicher besser, oder?", fragt Ruben mich und ich blinzele ihn verwirrt an. Hä? Was meint er denn jetzt? "Aber davon rede ich doch", gebe ich zurück und er schüttelt den Kopf. "Ich habe aber Christie gemeint", stellt er dann klar und ich werde noch etwas röter. "Ach so", nuschele ich, senke den Kopf und zupfe nervös am Saum meines Pullis herum. Daran wollte ich eigentlich nie wieder denken. "Und? Wie war das so?", bohrt Ruben allerdings unerbittlich weiter und obwohl ich seinem Blick ausweiche, kann ich deutlich spüren, dass er mich nicht aus den Augen lässt. "Auch ... schön", gestehe ich schließlich kaum hörbar, weil mir klar wird, dass er mir ohne eine richtige Antwort ganz sicher keine Ruhe mehr lassen wird. "Nicht so schön wie bei Simon, aber eben trotzdem irgendwie schön." Heilige Scheiße, ist mir das peinlich! "Also küsst er gut, ja?", hakt Ruben noch mal nach und so langsam fühle ich mich wie zu lange gekocht. Mir ist heiß, mein Gesicht glüht und ich habe keine Ahnung, worauf er eigentlich hinaus will. "Wa-Warum willst Du das denn unbedingt wissen?", erkundige ich mich deshalb etwas piepsig, aber Ruben winkt ab. "Habe mich nur gewundert. Ich hätte nie gedacht, dass Christie mal einen anderen Jungen küssen würde", erklärt er mir. Dabei klingt seine Stimme irgendwie seltsam und er sieht mich auch ganz plötzlich nicht mehr an, sondern lässt seinen Blick über den Schulhof schweifen. "Ist ja auch egal. Komm, sonst kommen wir zu spät zu Bio." Damit steht Ruben von "unserer" Bank auf und macht sich gemeinsam mit mir auf den Weg zum Bioraum, sobald ich zu ihm aufgeschlossen habe. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ist er unterwegs vollkommen still, hat die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben und betrachtet nachdenklich seine Schuhspitzen, als ob sie das interessanteste auf der Welt wären. Ich finde dieses Verhalten mehr als merkwürdig, aber die Frage danach, ob er Christie auch schon wegen des Kusses gelöchert hat, verkneife ich mir trotzdem. Ich will eigentlich auch lieber gar nicht mehr weiter über dieses Thema nachdenken. Rubens komisches Benehmen erkläre ich mir damit, dass ihn der Anblick seines besten Freundes, der einen anderen Jungen küsst, wohl etwas aus der Bahn geworfen hat. Mich würde es jedenfalls bestimmt ganz schön schocken, wenn ich sehen würde, wie Jassi mit einem Kerl rumknutscht. Allein die Vorstellung ist schon reichlich seltsam. Verständlich, dass Ruben das bei seinem besten Freund auch ziemlich komisch findet. Immerhin hatte Christie ja schließlich schon eine Freundin. Sobald Frau Detrichs auftaucht, den Bioraum aufschließt und wir uns alle auf unseren Plätzen verteilt haben – Malte setzt sich dabei wieder so weit wie möglich von Kevin und Carsten weg –, hat Ruben sich auch wieder eingekriegt. Während Frau Detrichs irgendwelche seltsamen Gebilde an die Tafel zeichnet, ist er wieder ganz wie immer. Er kritzelt die Zeichnung von der Tafel ab, stößt mich an und schiebt mir grinsend seinen Hefter hin, um mir zu zeigen, wie wenig Ähnlichkeit sein "modernes Kunstwerk", wie er es nennt, mit dem hat, was Frau Detrichs darstellen wollte. Mir entfährt ein leises Kichern und ich muss zugeben, dass das Bild bei mir nicht wirklich viel besser aussieht. Ich bin einfach nicht zum Zeichnen geboren. Genau betrachtet habe ich eigentlich überhaupt keine irgendwie herausragenden Talente. Jedenfalls nicht im schulischen Bereich. Sonst wär ich ja wohl auch kaum sitzen geblieben. Aber eigentlich find ich das mittlerweile gar nicht mehr so schlimm. Vor allem, seit Ruben in meiner Klasse ist. Wenn ich den Abschluss in diesem Sommer schon geschafft hätte, hätte ich ihn schließlich nicht kennen gelernt. Und das wäre echt schade. So hat also sogar meine so verhasste Ehrenrunde noch was Gutes. Nach Bio hakt Ruben sich bei mir ein, um mich zurück zu unserem Klassenraum zu schleifen. Wie üblich wartet Herr Schierling schon auf uns alle, scheucht uns in die Klasse und geht dann nach vorne zum Pult. Allerdings macht er dieses Mal keinen Unterricht, sondern stellt stattdessen Fragen zum Ausflug letzte Woche. "Fragen Sie doch die Schwuchteln. Die hatten bestimmt viel Spaß miteinander!", schlägt Kevin daraufhin vor und seine dümmlichen Fans grölen zustimmend, aber noch ehe Herr Schierling überhaupt irgendetwas dazu sagen kann, klinkt Ruben sich in das Gespräch ein. "Bist Du etwa neidisch, Süßer?", fragt er Kevin gedehnt und wischt sich lässig einen imaginären Fussel von seinem Pulli, während Kevins Gesicht sich vor Wut rötet. "Hättest ja zu uns kommen und mitmachen können. Jan und ich hatten jedenfalls wirklich ne Menge Spaß zusammen. Stimmt doch, oder, Jan?", wendet Ruben sich an mich und ich nicke, obwohl mein Gesicht mal wieder aussieht wie eine überreife Tomate. Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass beinahe unsere ganze Klasse mich jetzt gerade anstarrt und aufgrund meiner Gesichtsfarbe höchstwahrscheinlich sonst was annimmt, aber diese Gewissheit verdränge ich ganz schnell wieder. Bloß nicht darüber nachdenken, lautet die Devise. "Allerdings. Die Nächte waren echt toll und das Bett war wirklich unheimlich bequem", stimme ich Ruben stattdessen sogar zu und unterdrücke mit etwas Mühe ein Grinsen, als ich die teilweise extrem fassungslosen Gesichter unserer Klassenkameraden sehe. Einige blicken zwar auch echt geschockt oder angeekelt drein, aber das stört mich gerade überhaupt gar nicht. Von denen mochte mich eh noch nie jemand und ob sie jetzt noch eine Sache mehr haben, die sie an mir verachten können, geht mir sonst wo vorbei. Sollen diese Idioten das, was Ruben und ich hier gerade erzählen, ruhig missverstehen. Immerhin wissen wir beide ja, wie es gemeint ist und dass zwischen uns nicht das ist, was hier alle vermuten. Herr Schierling hüstelt ziemlich übertrieben und als ich zu ihm blicke, sehe ich, dass seine Mundwinkel verdächtig zucken. Offenbar amüsiert er sich ebenfalls köstlich über die geballte Dummheit unserer werten Klassenkameraden – eine Sache, die ihn mir gleich noch sympathischer macht. Ja, doch, mittlerweile weiß ich wieder, warum Herr Schierling eindeutig mein Lieblingslehrer ist. Er ist einfach nur klasse und man kann wirklich über alles mit ihm reden. Es ist nicht zu übersehen, dass er jetzt am liebsten laut loslachen würde, aber er beherrscht sich und stellt, nachdem er sich wieder komplett im Griff hat, noch ein paar weitere, allgemeine Fragen über den Ausflug, ohne auf Kevins dumme Bemerkung oder den Konter von Ruben und mir einzugehen. So vergeht auch die letzte Stunde vor dem Sportunterricht für die Anderen, was aufgrund des Gipses ja noch den Schulschluss für Ruben und mich bedeutet. Sobald es klingelt, schnappen wir uns unser Zeug – eingepackt haben wir alles schon vor über zehn Minuten – und beeilen uns, von hier zu verschwinden. Auf eine weitere Konfrontation mit Kevin und Carsten legen wir nämlich beide keinen Wert. Das muss echt nicht sein. Gemeinsam machen Ruben und ich uns auf den Weg zur Bushaltestelle, nehmen aber dieses Mal einen anderen Bus als letzte Woche, als wir direkt nach dem Unterricht zu mir gefahren sind. "Großartig beeilen müssen wir uns nicht. Christie und die Anderen haben heute bis zur sechsten Stunde Unterricht", teilt Ruben mir mit, sobald wir uns zusammen auf einen freien Zweierplatz gequetscht haben, und ich nicke darauf einfach nur. Die Fahrt vergeht relativ zügig, aber das kann auch entweder eine Täuschung sein oder an Rubens wirklich ununterbrochenem Gequassel liegen. Er lässt mich nicht ein einziges Mal zu Wort kommen, aber das stört mich nicht. Im Gegenzug stört er sich netterweise auch nicht daran, dass ich immer wieder verträumt vor mich hin seufze oder selig-beduselt lächele, also sind wir wohl quitt. Ich werde erst wieder aus meinen zugegebenermaßen ziemlich schwärmerisch-verträumten Gedanken gerissen, als Ruben irgendwann den Ärmel meiner Jacke packt und mich hinter sich her aus dem Bus schleift. "Wir müssen aufpassen, dass uns niemand erwischt, sonst kriegen wir Ärger", informiert er mich, hakt sich wie fast immer bei mir ein und zerrt mich in Richtung eines Gebäudes, das in einem wirklich unglaublich hässlichen Gelb gestrichen ist. Dagegen sind die roten Backsteine unserer Schule ja sogar fast hübsch. Na ja, zumindest sind sie ansehnlicher als dieses Pissgelb. "Schicke Farbe, was?" Ruben grinst, als er meinen nicht unbedingt begeisterten Blick bemerkt. "Und das Gelb sieht jetzt schon richtig gut aus. Vor zwei Jahren, bevor sie gestrichen haben, war das ganze Teil hellgrün. Das sah mal so richtig scheiße aus, das kannst Du mir glauben", erzählt er mir, ohne sich die Mühe zu machen, sein Kichern zu unterdrücken. Ich stelle mir das Gebäude in Hellgrün vor, schüttele mich und muss Ruben zustimmen. Hellgrün ist aber auch einfach eine scheußliche Farbe. Eindeutig noch scheußlicher als gelb. Fast so scheußlich wie rosa. "Mein Beileid an Deine Freunde, die ihren Augen jeden Tag diesen Anblick antun müssen", murmele ich und lasse mich von Ruben durch einen Seiteneingang auf den Schulhof schleifen. Allerdings macht er sich zu meiner Verwunderung nicht auf den Weg in das Gebäude hinein, sondern zieht mich hinter sich her zu den Fenstern der Klassenräume im Erdgeschoss. "Meine alte Klasse ist hier vorne, gleich der zweite Raum", wird mir mitgeteilt und als nächstes weist Ruben mich an, mich zu ducken und hinter ihm her zu schleichen. Zusammen mogeln wir uns an den ersten paar Fenstern vorbei und ich pralle um ein Haar mit Ruben zusammen, als er urplötzlich innehält. "Bleib unten", flüstert er mir zu, richtet sich ein Stückchen auf und späht vorsichtig durch eins der Fenster seines alten Klassenraums. Was er da sieht, scheint ihn ziemlich zu erfreuen, denn er winkt mich zu sich hoch und klopft dann ans Fenster, das nur Sekunden später auch gleich aufgerissen wird. "Wo ist denn der Wegmann?", will Ruben von Yannick wissen, der sich grinsend halb aus dem Fenster hängt, als er uns beide sieht. "Hi, Jan!", werde ich erst mal begrüßt und hebe die Hand, um den Gruß zu erwidern, aber Yannick ist schon wieder zu Ruben zurückgeschwenkt. "Der macht nebenan Vertretung. Wir sollen so lange ruhig sein und uns still beschäftigen", informiert er Ruben in einem Tonfall, der offenbar ihren Lehrer nachahmen soll, und stößt dann Nils an, der mit Kopfhörern in den Ohren auf dem Platz neben ihm sitzt und seine Nase in irgendeiner Zeitschrift hat. "Hey, Grummelzwerg, kuck mal, wer da ist!" Nils grummelt tatsächlich, als Yannick ihm die Stöpsel nicht gerade rücksichtsvoll aus den Ohren reißt, grinst dann aber auch und winkt, als er Ruben und mich erkennt. "Wirst Du nostalgisch, Ruben? Oder wolltest Du Jan nur zeigen, wo Du vor Deinem Schulwechsel Dein Schülerdasein gefristet hast?", will Yannick neugierig wissen, aber Ruben antwortet ihm nicht. "Wo ist denn Christie?", erkundigt er sich stattdessen und reckt sich auf Zehenspitzen, um seinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Ich tue es ihm gleich, aber ich kann Christie auch nirgendwo entdecken. "Dein Gummibärchen ist gerade kurz draußen. Ilka wollte was mit ihm besprechen. Geht wahrscheinlich mal wieder um das Übliche", beantwortet Nils Rubens Frage und aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, wie Ruben daraufhin das Gesicht verzieht. "Die Nächste auf der Liste, was?", fragt er seufzend und Yannick nickt. Dabei wird sein Grinsen noch ein ganzes Stück breiter. "Wundert's Dich etwa? Chris muss doch einfach nur da sein, damit die Mädels auf ihn fliegen. Er braucht ja noch nicht mal was zu sagen. Mädels stehen eben auf ernsthafte, ruhige und nette Typen." "Ich weiß." Besonders begeistert klingt Ruben nicht, aber als die Tür des Klassenraums geöffnet wird und sein bester Freund zusammen mit einem etwas geknickt aussehenden, dunkelblonden Mädchen wieder hereinkommt, hellt sich sein Gesicht sofort wieder auf. "Hey, Christie!", macht Ruben nicht gerade leise auf uns aufmerksam und Christie blinzelt im ersten Moment etwas irritiert, lächelt dann aber, als er Ruben und mich erkennt. "Was macht ihr Zwei denn jetzt schon hier?", will er wissen, sobald er sich zu uns ans Fenster durchgedrängelt hat, und Rubens Grinsen wird noch breiter und strahlender. "Was wohl? Wir wollten Dich abholen!", gibt er zu und Christie schüttelt schmunzelnd den Kopf. "Ich hab aber noch fast zwei Stunden Unterricht", teilt er uns das Offensichtliche mit und fängt sich dafür einen Stoß in die Seite von Yannick ein. "Der Wegmann kommt doch eh nicht wieder. Und wenn, dann merkt der garantiert nicht, dass Du weg bist, also hau schon ab", sagt er und Nils nickt bekräftigend. "Und wenn er doch nach Dir fragt, dann sagen wir einfach, Dir wär schlecht geworden und Du wärst schon mal nach Hause gegangen", fügt er hinzu und Yannick grinst wieder. "Die Hausaufgaben kannst Du ja morgen von mir abschreiben", bietet er großzügig an und ich blinzele irritiert, als sowohl Ruben als auch Nils in schallendes Gelächter ausbrechen. "Nein, danke", lehnt Christie ab und ich kann sehen, dass an seinen Mundwinkeln ebenfalls ein Grinsen zupft. "Ob ich sie von Dir abschreibe oder ob ich sie überhaupt nicht mache, läuft auf das Gleiche hinaus." "Du kannst auch von mir abschreiben. Oder Du rufst nachher eben an und ich geb sie Dir durch", mischt Nils sich ein und während Christie ihm dankbar zunickt, stößt Yannick sich von der Fensterbank ab und geht zu einem der anderen Tische. Dort packt er das herumliegende Zeug ein, kommt zurück und drückt Christie die gepackte Tasche in die Hand. "Hier. Und jetzt hau endlich ab. Du willst die zwei Ärmsten doch nicht wirklich noch bis zum Ende der sechsten Stunde da draußen rumstehen und festfrieren lassen, oder?", schürt er Christies schlechtes Gewissen und der schüttelt schnell den Kopf. "Okay, dann bis morgen. Ich meld mich später wegen der Hausaufgaben." Mit diesen Worten reicht Christie seine Tasche aus dem Fenster an Ruben weiter und der zieht mich ein Stück zur Seite, damit sein bester Freund problemlos herausklettern kann. Sobald Christie wieder festen Boden unter den Füßen hat, gibt Ruben ihm seine Tasche zurück und hakt sich nach einem letzten Winken in Yannicks und Nils' Richtung bei Christie und mir gleichermaßen ein, um uns wieder zur Bushaltestelle zu schleifen. "Was wollte Ilka denn gerade von Dir?", erkundigt er sich unterwegs bei seinem besten Freund und Christie lächelt ein bisschen verunglückt. "Was wohl?", murmelt er und seufzt leise. Irgendwie scheint ihm diese Frage ziemlich unangenehm zu sein, aber das merkt Ruben offenbar nicht. "Und was hast Du zu ihr gesagt?", bohrt er unerbittlich weiter nach und in seiner Stimme schwingt der gleiche merkwürdige Unterton mit wie in der ersten Pause, als er mich wegen des Kusses am Samstag gelöchert hat. Mir kommt ein Gedanke, den ich im ersten Moment gleich wieder verwerfen will, aber ein kurzer Seitenblick in Rubens seltsam verkniffenes Gesicht lässt mich das Ganze noch mal überdenken. Könnte es vielleicht sein, dass ich mit meiner Vermutung möglicherweise doch nicht so falsch liege? Ja, sicher, es ist ziemlich abwegig, anzunehmen, dass Ruben eifersüchtig ist, aber je länger sich mein Hirn mit dieser Theorie beschäftigt, desto mehr spricht plötzlich dafür und desto überzeugter bin ich davon. Rubens seltsame Reaktion heute morgen, als er mich über das Gefühl ausgefragt hat, von Christie geküsst zu werden, und auch sein komisches Gesicht gestern, als er Christie und mich geweckt und sich darüber beschwert hat, dass wir angeblich ohne ihn gekuschelt hätten ... Ich bin mir zwar nicht zu hundert Prozent sicher, aber je länger ich darüber nachdenke, desto weniger unglaubwürdig kommen mir meine Gedanken vor. Ob Ruben wirklich in Christie verliebt ist? "Ich habe ihr gesagt, dass es mir wirklich leid tut, aber dass ich nicht interessiert bin", holt Christies Stimme mich wieder aus meinen Grübeleien und ich werfe einen schnellen Blick zu Ruben. Er sieht ziemlich erleichtert aus und dadurch fühle ich mich nur noch mehr in meinen Vermutungen bestätigt. Allerdings traue ich mich nicht, ihn jetzt darauf anzusprechen, sondern verschiebe das auf einen späteren Zeitpunkt, wenn wir ungestört sind. Ich will einfach wissen, ob ich mich täusche oder ob ich vielleicht doch richtig liege. "Aha." Ruben reagiert ziemlich einsilbig, aber zumindest auf mich wirkt er trotzdem ein bisschen weniger angespannt als vorhin. Aber erst als der Bus kommt, wir einsteigen und uns gemeinsam auf einen Viererplatz quetschen, ist er wieder ganz der Alte. Er okkupiert wie nicht anders erwartet den Platz neben seinem besten Freund, lehnt sich an ihn und macht einen vollauf zufriedenen Eindruck, als Christie ihm kurz schmunzelnd durch die Haare wuschelt. Und spätestens jetzt bin ich mir wirklich sicher, dass ich mich nicht täusche. Das kann man doch einfach nicht mehr falsch verstehen, oder? "Ich würd sagen, wir fahren erst mal zu mir. Ich meine, Simon ist ja eh noch nicht zu Hause", breche ich das Schweigen und muss unwillkürlich grinsen, als Ruben und Christie beinahe synchron nicken. Ruben bemerkt das als Erster und fängt prompt an zu kichern. Damit hört auch nicht mehr auf, bis wir meine Haltestelle erreicht haben. Gemeinsam steigen wir Drei da aus dem Bus, gehen zu mir und wie am letzten Montag muss ich auch heute Slim einfangen, der sich wieder mal zu verdrücken versucht, sobald ich die Wohnungstür aufschließe. Dieses Mal vergesse ich meine Gastgeberpflichten allerdings nicht und nachdem wir alle mit Getränken eingedeckt sind – Hunger hat gerade niemand –, verkrümeln Ruben, Christie und ich uns in mein Zimmer, breiten uns da auf dem Boden aus und fangen schon mal mit unseren Hausaufgaben an. Dabei werden wir immer wieder mal von Slim gestört, der meine beiden Gäste erst misstrauisch, dann mit immer größer werdender Neugier beobachtet. Irgendwann traut er sich auch endlich, die beiden richtig zu begrüßen, und Ruben lacht, als mir die Bemerkung rausrutscht, dass der blöde Fellball sich bei Simon bisher noch nie so elend feige angestellt hat. "Wundert mich gar nicht. Mein Bruder steht total auf Katzen. Und die fliegen auch irgendwie alle auf ihn", teilt Ruben mir mit, während er Slim voller Begeisterung krault und dafür natürlich auch gleich angeschnurrt und vollgehaart wird. "Er hat sich früher schon immer eine gewünscht, aber unsere Eltern waren dagegen. Würde mich echt überhaupt nicht wundern, wenn er sich jetzt bald eine eigene Katze zulegen würde. Immerhin kann ihm das ja jetzt wohl niemand mehr verbieten." Ruben klingt ein bisschen verbittert, beruhigt sich aber schnell wieder. "Meine Mutter war auch dagegen, dass ich Slim nehme. Aber Franzi hat sie's erlaubt. Dabei kenn ich ihn schon viel länger als meine blöde Schwester. Ich war sogar dabei, als er geboren wurde. Seine Mutter Bessy ist Jassis Katze. Ich habe sogar seinen Namen ausgesucht, weil damals eigentlich schon fest abgesprochen war, dass ich ihn kriegen sollte, aber dann war Mama plötzlich doch nicht mehr damit einverstanden. Sie meinte, das wär zu anstrengend für mich." Ich kann mir ein genervtes Augenrollen nicht verkneifen. Diese Argumentation find ich auch nach zwei Jahren noch vollkommen lächerlich. "Wieso denn zu anstrengend?", will Ruben neugierig wissen und als ich von meinen Mathesachen aufblicke, begegne ich zwei braunen Augenpaaren, die mich fragend ansehen. Ich überlege einen Moment, ob ich das wirklich erzählen soll, aber dann gebe ich mir einen Ruck. Nach allem, was ich gestern erfahren habe, ist ja wohl klar, dass sowohl Ruben als auch Christie mir vertrauen. Zeit, ihnen zu zeigen, dass das umgekehrt genauso ist. "Ich hab einen Herzfehler. Von Geburt an. Deshalb war ich früher ziemlich oft im Krankenhaus, als ich noch jünger war. Inzwischen bin ich zwar so gut wie gesund, aber ich muss trotzdem noch ein bisschen aufpassen. Deshalb auch die Sportbefreiung. Und deshalb kriegt meine Mutter auch jedes Mal Panik, wenn ich nur mal nicht so gut drauf bin oder so. Sie glaubt dann immer sofort, dass wieder was mit meinem Herzen ist", erkläre ich also und Christie nickt verstehend, während Ruben die Wangen aufbläst. "Das ist ja scheiße", entfährt es ihm und er runzelt nachdenklich die Stirn. "Aber das als Argument gegen ein Haustier zu nehmen ist doch Schwachsinn. Haustiere sollen doch sogar gut sein, soweit ich weiß. Und eine Katze ist ja auch kein Hund, mit dem Du ewig lange spazieren gehen müsstest. Totaler Blödsinn also, Dir das zu verbieten", bringt er genau die Argumente, mit denen ich meine Mutter vor zwei Jahren auch vergeblich zu überzeugen versucht habe. "Aber sag mal, wissen die Deppen in unserer Klasse eigentlich darüber Bescheid?", schwenkt er dann auf ein anderes Thema um, noch ehe ich eine Antwort rausbringe. "Ich mein, wenn ja, dann sind das ja sogar noch größere Arschlöcher, als ich bisher schon dachte. Das ist doch gemeingefährlich, wenn die Dich immer so mobben und rumschubsen. Da könnte doch wer weiß was passieren!", ereifert er sich dann und ich schüttele den Kopf. "Außer Frau Römer weiß das keiner. Das wollte ich nicht", murmele ich und Ruben schnaubt. "Ganz schön leichtsinnig von Dir. Aber okay, bei Kevin und seinem Idiotengefolge kann ich das verstehen. Bei denen würd ich an Deiner Stelle auch nicht wollen, dass die was wissen. Die sind doch für Vorsicht oder Rücksicht viel zu blöd", grummelt er weiter und ich kann ihm da nur zustimmen. Genau aus diesem Grund wollte ich auch nicht, dass meine Krankheit an die große Glocke gehängt wird. In meiner alten Klasse wussten alle Bescheid, aber meine alte Klasse bestand auch nicht zu neunzig Prozent aus Arschlöchern und Hohlbratzen. Bis auf Ruben kann man meine neue Klasse schließlich komplett in die Tonne kloppen. "Lasst uns über was anderes reden, ja?", läute ich nicht sehr geschickt einen Themenwechsel ein, aber zu meiner Erleichterung gehen meine beiden Gäste auf meine ziemlich miese Ablenkung ein. Ruben schwenkt auf unser geplantes Referat um und ich krame in meinem Regal nach dem Buch, das Simon mir dafür geliehen hat und in das ich peinlicherweise noch nicht einen einzigen Blick geworfen habe. Ich habe es total verschwitzt, weil ich einfach viel zu sehr mit anderen Sachen beschäftigt war. Meine Finger kribbeln, als ich das Buch berühre, aber ich zwinge mich, jetzt nicht an Simon zu denken, sondern mich stattdessen lieber auf die Realität zu konzentrieren. Ich strecke mich neben Ruben auf dem Boden aus und gemeinsam lesen wir uns die Einleitung durch, während Christie in seinem Geschichtsbuch blättert und irgendwelche Hausaufgaben macht. Allerdings steht sowohl für Ruben als auch für mich nach den ersten paar Seiten fest, dass wir doch lieber auf Simon warten und uns das ganze Prinzip des Satanismus von ihm erklären lassen wollen. Das ist sicher einfacher. "Hier steht ganz schön viel über Sex drin", murmelt Ruben, nachdem er noch ein bisschen in der satanischen Bibel seines großen Bruders herumgeblättert und ein paar Sachen überflogen hat. Ich nicke mit hochrotem Kopf und bin froh, als ich höre, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wird. Das Thema ist mir einfach unglaublich peinlich. Ich kann da nicht so drüber reden. Ich kann ja nicht mal wirklich darüber nachdenken – auch, wenn ich damit vielleicht mal so langsam anfangen sollte. Immerhin hat Simon ja schon Erfahrung auf dem Gebiet und ich ... Oh, falsches Thema. Ganz, ganz, ganz falsches Thema! "Jan?", höre ich meine Mutter aus dem Flur rufen und ich springe so hektisch auf, um sie zu begrüßen, dass ich mich noch fast der Länge nach auf die Fresse lege. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich abfangen und verschwinde schleunigst aus meinem Zimmer, um Ruben und Christie keine Gelegenheit zu geben, mich dafür auszulachen, dass ich mich mal wieder so peinlich aufführe. "Hast Du Besuch?", erkundigt Mama sich, während sie ihre Jacke auszieht und ihre Tasche in die Küche bringt, und ich nicke. "Ja, Ruben und Christie sind da. Wegen dem Referat. Habe ich Dir doch gestern erzählt. Wir wollten gleich rauf zu Simon", erkläre ich und hoffe, dass ich nicht allzu rot im Gesicht bin. Immerhin soll meine Mutter nach Möglichkeit noch nicht mitkriegen, dass ich ganz sicher nicht nur wegen des Referats zu Simon will, sondern vor allem, um wieder bei ihm zu sein. Heilige Scheiße, allein der Gedanke daran, dass er mich vielleicht wieder küsst, lässt die Temperatur hier in der Küche sprunghaft ansteigen. Oder vielleicht bin das auch nur ich, der hier halb verglüht und halb vergeht vor Sehnsucht. Ist ja auch egal. "Aber nicht, dass ihr ihm auf die Nerven geht", holt meine Mutter mich wieder aus meinen Gedanken und ich blinzele irritiert ob ihres seltsam mahnenden Tonfalls. "Er möchte doch sicher ein bisschen Ruhe haben, wenn er gerade erst von der Arbeit kommt", vermutet sie weiter und ich schüttele hastig den Kopf. "Das geht schon in Ordnung. Simon hat ja selbst gesagt, dass wir gleich zu ihm kommen können", stelle ich schnell klar und versuche, mir das Augenrollen zu verkneifen. Manchmal ist meine Mutter einfach nur peinlich. "Wenn das so ist, dann ist ja alles in Ordnung." Etwas fahrig kramt Mama in ihrer Handtasche herum und deutet dann auf ein kleines, in braunes Packpapier eingewickeltes Paket, das auf dem Küchentisch liegt und das mir vorhin schon aufgefallen ist, als ich die Getränke für uns alle geholt habe. "Aber bevor Du raufgehst, könntest Du mir noch einen Gefallen tun, Jan. Das Päckchen müsste nämlich zur Post", teilt sie mir mit und ich unterdrücke mit Mühe ein genervtes Seufzen. "Kannst Du das nicht selbst machen?", murre ich und schiele auf die Küchenuhr. Fast Viertel nach drei. Bis halb vier schaff ich's nie bis zur Post und zurück. "Oder kann das nicht wenigstens bis morgen warten?" "Nein, kann es nicht." Mamas Stimme klingt ungewohnt streng und ihr Blick macht mir unmissverständlich klar, dass sie keine weitere Widerrede dulden wird. Geschlagen seufze ich, klemme mir das Päckchen unter den Arm und stiefele zurück in mein Zimmer, nachdem meine Mutter mir noch das Geld fürs Porto in die Hand gedrückt hat. Dabei fluche ich tonlos vor mich hin. War ja klar, dass es mal wieder mich trifft, wenn so ein Mist anfällt. Franzi, die blöde Kuh, hat das bestimmt gerochen und ist deshalb noch nicht hier. Und Vicky dürfte nicht mal dann alleine zur Post, wenn sie jetzt zu Hause wäre. Allerdings hat meine glückliche kleine Schwester ja gerade noch Ballettunterricht. Ganz schön unfair, echt. Immer bleibt so ein Scheiß an mir hängen. In meinem Zimmer angekommen lasse ich das Päckchen, in dem glücklicherweise nichts Zerbrechliches drin zu sein scheint, missmutig auf mein Bett fallen und ernte dafür zwei fragende Blicke. "Ich muss noch für meine Mutter zur Post", beantworte ich die unausgesprochene Frage nach meiner plötzlich so miesen Laune und stopfe grummelig das Geld in mein Portemonnaie. "Aber bis halb vier schaff ich's nicht hin und zurück. Das ist immer so elend voll da", murre ich weiter und seufze abgrundtief. Kann meine Mutter sich so einen Mist nicht eher einfallen lassen? Wenn sie mir das blöde Paket heute Morgen schon mitgegeben hätte, hätte ich es gleich nach der Schule zur Post bringen können und könnte mir jetzt diesen Weg sparen. So ein Dreck. "Wir können ja eben mitkommen. Dann musst Du nicht alleine gehen." Christies Angebot reißt mich wieder aus meinem inneren Monolog über die Ungerechtigkeit meines Lebens und als ich ihn verwundert anblicke, lächelt er mich an. "Das wär echt nett", rutscht es mir raus und ich grinse etwas verunglückt. Ich habe mich gerade mit meinem Gemotze wohl nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Habe ich ja mal wieder toll hingekriegt. Manchmal sollte ich mich echt selbst ganz kräftig treten. "Okay, dann machen wir das so. Oder?", wendet Christie sich nach meiner Zustimmung an Ruben, doch zu Christies und meiner Verwunderung schüttelt der den Kopf. "Geht ihr ruhig. Ich geh dann schon mal nach oben und warte da auf Simon. Ich muss eh kurz was unter vier Augen mit ihm besprechen, also passt das schon", erwidert er seltsam ernst und Christie hebt fragend eine Braue. Er sagt allerdings nichts und stellt auch keine Fragen, sondern nickt nur und rappelt sich dann vom Boden auf. "Ich nehm euer Zeug schon mal mit nach oben." Ruben fängt an, unseren auf dem Boden verstreuten Krempel zusammenzusammeln und sobald er damit fertig ist, schnappt er sich seinen und meinen Rucksack und Christies Tasche und stapft damit bewaffnet schon mal voraus in den Flur. Christie und ich folgen ihm etwas langsamer, ziehen uns unsere Jacken über und ich sage meiner Mutter noch eben Bescheid, dass wir danach gleich zu Simon nach oben gehen, ehe wir die Wohnung verlassen. Slim macht sich das Gewusel zunutze, um ebenfalls zu türmen, aber zum Glück rennt er schnurstracks nach oben, also mache ich mir nicht die Mühe, ihn jetzt noch zu jagen und wieder zurückzubringen. Wenn er unbedingt auch zu Simon will, dann werde ich ihn nicht aufhalten. Ich habe ihn ja gestern schon nicht mitgenommen, da bin ich ihm das heute wohl irgendwie schuldig. Immerhin hat er Simon ja wohl echt vermisst. Das Tempo, mit dem er die Treppe raufsaust, spricht jedenfalls eine ziemlich eindeutige Sprache. Ich würde selbst am liebsten gleich hinterher sprinten, aber das verkneife ich mir. Das blöde Paket liefert sich ja nicht von alleine aus. Leider. "Bis gleich. Ich sag Simon Bescheid, dass ihr Zwei später nachkommt", verabschiedet Ruben seinen besten Freund und mich und folgt Slim nach oben in den ersten Stock, während Christie und ich uns auf den Weg zur Post machen. Ich überlege kurz, ob es sich lohnt, die Bahn zu nehmen, entscheide mich dann aber doch dagegen. Bei dem Umweg, den die blöde Bahn nehmen muss, sind wir mit Sicherheit genauso schnell an der Post, wenn wir laufen. Christie schließt sich mir kommentarlos an und schlendert neben mir her. Seine Hände hat er tief in den Taschen seiner Jacke vergraben. Er wirkt ziemlich nachdenklich und abwesend auf mich und ich ertappe mich dabei, ihn immer wieder von der Seite her zu beobachten. Irgendwie ist mir dieses Schweigen zwischen uns ziemlich unangenehm, aber so wirklich weiß ich nicht, was ich sagen soll, um es zu brechen. "Sag mal, warum wolltest Du eigentlich heute zu Simon?", rutscht es mir schließlich nach ein paar hundert Metern doch noch heraus, als ich diese Stille einfach nicht mehr länger aushalte. Daraufhin trifft mich ein Blick aus dunkelbraunen Augen, die ein bisschen so wirken, als wäre ihr Besitzer mit seinen Gedanken ganz weit weg gewesen und gerade erst wieder in der Realität angekommen. "Ich wollte ihn was wegen eines Songs fragen, den sie am Samstag in der Halle gespielt haben", kommt die Antwort mit etwas Verspätung und ich nicke leicht, weil mir darauf keine passende Erwiderung einfällt. "Du hast Simon bestimmt auch vermisst, oder? In den letzten drei Jahren, seit er von zu Hause ausgezogen ist, meine ich", höre ich mich selbst sagen, nur um zu verhindern, dass sich wieder Schweigen ausbreitet. Christie nickt als Antwort auf meine Vermutung und seufzt dann leise. "Für mich war's zwar nicht so hart wie für Ruben, aber mir hat Simon auch ganz schön gefehlt. Er war immer auch ein bisschen so was wie mein großer Bruder, auch wenn wir nicht miteinander verwandt sind. Er ... Na ja, er war früher immer da, wenn Ruben oder ich Hilfe brauchten, und dann war er von einem Tag auf den anderen ganz plötzlich weg. Schön war das wirklich nicht – vor allem, weil Uli, Rubens Vater, schon total sauer geworden ist, wenn irgendjemand auch nur mal versehentlich Simons Namen erwähnt hat." Für einen Moment verzieht Christie das Gesicht, dann schüttelt er ganz leicht den Kopf und seufzt erneut. Offenbar habe ich mit meiner Frage einen ziemlich empfindlichen Punkt getroffen. Na super. Ich bin doch echt ein Trottel. Aber so sehr ich mich auch einerseits dafür schäme, so sehr möchte ich andererseits auch noch mehr hören. Immerhin reden ja weder Ruben noch Simon wirklich gerne über ihre Eltern – was ich durchaus verstehen kann. Trotzdem habe ich einfach das Gefühl, dass ich den beiden vielleicht auch ein bisschen besser helfen kann, wenn ich mehr über die ganze Situation weiß. "Wenn Uli wüsste, dass Ruben in den letzten zweieinhalb Jahren mehr oder weniger regelmäßig per Brief Kontakt mit seinem großen Bruder hatte, würde er total ausflippen", holt Christies Stimme mich wieder aus meinen Gedanken. "Simon ist bei Ruben zu Hause auch heute noch ein echtes Tabuthema. Es gibt im ganzen Haus nicht mal mehr ein einziges Foto, auf dem er mit drauf ist. Die hat Uli alle ausgetauscht. Wer heute zu Ruben nach Hause kommt und nichts von Simon weiß, kriegt den Eindruck, dass Ruben Einzelkind ist. Simons altes Zimmer gibt's auch nicht mehr. Alles, was jemals an Simon erinnert hat, ist weg." "Wie scheiße ist das denn?", entfährt es mir ungewollt und ich zucke aufgrund der Lautstärke meiner eigenen Stimme zusammen. Christie hingegen nickt nur. "Ich finde das auch mies. Ruben und Simon haben schon früher total aneinander gehangen. Schon immer. Uli hat Simon den Kontakt zu Ruben auch nur verboten, weil er wusste, dass er Simon damit wirklich treffen würde. Aber er hat nicht eine Sekunde lang daran gedacht, dass er damit nicht nur seinem "missratenen" Sohn Simon, sondern auch Ruben verdammt weh tut. Aber darüber kann man mit Uli nicht vernünftig reden. Er macht immer total dicht, wenn das Thema Simon zur Sprache kommt. Und er ist schließlich immer noch Rubens Vater, also ist da echt nichts zu machen", murmelt er resigniert, aber in seiner Stimme schwingt auch noch ein anderer Unterton mit: Unterdrückte Wut. Ganz offenbar ist er wegen dieser ganzen Sache wirklich sauer auf Rubens Vater. Aber klar, Ruben ist ja schließlich sein bester Freund. Da ist es nur logisch, dass ihm das nahe geht. "Meine Eltern haben zu Hause noch einen großen Karton voll mit alten Fotos von Simon, Ruben und mir. Oft, wenn Ruben bei uns ist, sitzt er entweder bei meiner Mutter in der Küche oder bei meinem Vater im Wohnzimmer und lässt sich die ganzen alten Geschichten von früher erzählen, als wir noch klein waren. Er kennt jede einzelne von diesen Geschichten eigentlich schon in- und auswendig, aber er will sie trotzdem immer wieder hören. Und in meinem Zimmer hat er eine Kiste, in der die aktuelleren Fotos von Simon sind – die, die er von Flo bekommen hat. Da bewahrt er auch die Briefe auf, die Simon ihm in den letzten Jahren geschrieben hat. Ganz schön traurig, aber er hat Angst, sie mit nach Hause zu nehmen, weil sein Vater sie da finden könnte. Uli weiß bis heute nicht, dass Rubens "Brieffreund" eigentlich Simon ist, und das soll nach Möglichkeit auch so bleiben." "Wie geht das denn?", hake ich neugierig nach und sehe Christie mit schiefgelegtem Kopf an. "Das war Flos Idee", erzählt er mir und weicht geschickt einer alten Oma aus, die uns mit ihrem kleinen Hund entgegenkommt. "Kurz nachdem Simon und er sich damals kennen gelernt haben, hat Flo Ruben mal von der Schule abgeholt und für ihn ein heimliches Treffen mit Simon arrangiert. Bei der Gelegenheit hat er sich Rubens Adresse geben lassen und zwei Tage später hat Ruben dann einen Brief gekriegt. Da stand lauter harmloses Zeug drin, damit niemand Verdacht schöpft, aber Flo hat trotzdem deutlich genug durchblicken lassen, dass er alles, was Ruben seinem Bruder schreiben wollte, an Simon weiterleiten würde." Bei diesen Worten schleicht sich ein leichtes Lächeln auf Christies Lippen und seine Augen leuchten bei der Erinnerung auf. "Ruben kam damals total aufgekratzt mit dem Brief zu mir und wir haben zusammen die Antwort verfasst, weil er das zu Hause nicht machen wollte. Und seitdem hat Ruben fast jede Woche über Flo einen Brief von Simon gekriegt. Flo hat hin und wieder auch ein bisschen was geschrieben, aber meistens hat er einfach nur ein paar Fotos von Simon beigelegt und da draufgekritzelt, wann und wo sie entstanden sind", führt er weiter aus und schiebt noch ein leises "Ich weiß nicht, wie Ruben die letzten Jahre ohne diese Briefe überstanden hätte" hinterher, das mich hart schlucken lässt. Das klingt wirklich gar nicht gut. Und wenn es für Ruben schon so schlimm war, dann will ich mir lieber gar nicht vorstellen, wie hart das Ganze erst für Simon gewesen sein muss. Ich kenne den Vater der beiden zwar immer noch nicht persönlich, aber ich weiß jetzt schon, dass ich ihn definitiv nicht leiden kann. Wie kann ein einzelner Mensch nur so verdammt arschig sein? Dagegen ist ja selbst mein Erzeuger noch ein Ausbund an Nettigkeit! "Das ist echt scheiße", nuschele ich leise und Christie nickt zustimmend. "Allerdings. Aber jetzt geht's ja. Immerhin können sie sich ja jetzt ein bisschen öfter sehen – nicht zuletzt Deinetwegen", erwidert er und streicht sich etwas verlegen durch die Haare. "Das soll jetzt aber nicht heißen, dass Du nur Mittel zum Zweck bist oder so. So ein Mensch ist Ruben nicht. Er mag Dich wirklich. Sehr sogar", schiebt er hastig hinterher und ich winke ab, so gut mir das mit dem blöden Paket in den Händen möglich ist. "Schon okay. Das weiß ich doch. Und ich kann voll und ganz verstehen, dass Ruben sich über die Möglichkeit freut, Simon zu sehen. Würd ich auch, wenn ich an seiner Stelle wär. Das stört mich echt nicht", gebe ich zurück und meine das vollkommen ernst. Ich gönne es Ruben wirklich von ganzem Herzen, dass er jetzt endlich wieder mehr Kontakt zu seinem großen Bruder hat. Immerhin mag ich ihn ja auch sehr. Und Simon ... Na ja, das ist definitiv mehr als mögen. Viel, viel mehr. Mit zur Abwechslung mal wieder knallrotem Gesicht latsche ich weiter neben Christie her und bin regelrecht froh, als die Postfiliale endlich in Sicht kommt. Etwas hektisch betrete ich das Gebäude, aber Christie lacht mich nicht dafür aus. Er schmunzelt nicht mal, sondern bleibt einfach nur neben mir und benimmt sich ganz so, als gäbe es nichts Ungewöhnliches daran, neben einer Tomate in Menschenform wie mir in der Schlange vor dem Postschalter zu stehen. Und genau dafür, das gebe ich ehrlich zu, mag ich ihn wirklich. Irgendwie bin ich fast schon froh, dass er jetzt gerade dabei ist und nicht Ruben. Sicher, ich habe Ruben echt gern, aber er würde mich bestimmt mit meinem überaus schicken Tomatenfarbton aufziehen. Christie hingegen tut das nicht und dafür bin ich ihm wirklich dankbar. Dabei kann er sich sicher denken, warum ich schon wieder mal so rot bin. Immerhin war er ja schließlich schon mal verliebt und hatte auch schon eine Beziehung. Damit hat er mir Einiges voraus. Das mit Simon ist schließlich für mich das erste Mal, dass ich überhaupt solche Gefühle habe. Der Gedanke an Christie und Marie-Claire weckt in mir ungewollt wieder die Fragen, die ich mir schon am Samstag gestellt habe: Warum haben die Zwei sich getrennt und in wen ist Christie so unglücklich verliebt, wenn nicht in seine Exfreundin? Und darf ich ihm diese Fragen überhaupt stellen? Ja, sicher, wir sind Freunde, aber besonders lange kennen wir uns ja noch nicht. Und gerade dieses Thema ist ja nun doch ziemlich heikel. Andererseits, geht es mir durch den Kopf, hat er mir gestern die Sache mit seiner leiblichen Mutter ohne Zwang erzählt, obwohl er das auch hätte für sich behalten können. Und er hat mir auch ein bisschen mehr über Simon, Ruben und ihre Familienverhältnisse erzählt. Das heißt doch wohl, dass er mir wirklich vertraut, oder nicht? Ich will gerade den Mund aufmachen, um mal wieder indiskret zu sein, als Christie mich antippt. "Du bist dran", macht er mich aufmerksam und ich hieve das Päckchen meiner Mutter auf den Tresen, um das benötigte Porto ermitteln zu lassen. Die Frau hinter dem Schalter wirkt gelangweilt und genervt zugleich und ich bin froh, als ich endlich fertig bin und gehen kann. Christie hält sich auch jetzt neben mir, aber irgendwie ist die Stimmung nicht mehr nach persönlichen Fragen. Aus diesem Grund beschließe ich auch, jetzt nicht nach Hause zu laufen, sondern die Bahn zu nehmen. Die trödelt zwar ziemlich, aber es ist mittlerweile eh schon nach vier, also kommen wir so oder so zu spät. Da können wir uns auch ein kleines bisschen Komfort gönnen und uns die elende Latscherei ersparen. Ich habe darauf jedenfalls erst mal keinen Bock mehr. ~*~ Doofer Cliffi, ich weiß, aber morgen oder so gibt's gleich das nächste Kapitel, also wird das hoffentlich nicht so schlimm sein. By the way, wer von euch auf die ENS-Liste will zwecks Benachrichtigungen, einfach Bescheid sagen, ja? Bis zum nächsten Mal! *wink* Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)