Twins Twist von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 5: Frühstück im Freien ------------------------------ „Severus?“, fragte Poppy überrascht, als sie ihr kleines Häuschen betrat. Der Tränkemeister saß mit ernstem Gesicht in einem Sessel vor dem Kamin, in der Hand eine Tasse, vermutlich mit Tee, neben ihm eine Kanne und eine weitere Tasse. Die Krankenschwester der Schule legte ihren Umhang ab. „Was führt dich hierher? Und was soll der Blick? Ist Jemand gestorben oder was?“ Der Tränkemeister musterte die etwas rundliche Frau eine ganze Weile, bevor er zu dem zweiten Sessel zeigte. „Ich denke, dafür solltest du dich setzen, “ meinte er nur. Ruhig goss er eine weitere Tasse Tee ein, warf zwei Würfel Zucker hinein, gefolgt von einigen Tropfen Sahne, schob die Tasse dann zu der Frau, die er schon so lange kannte und mit der er sich gut verstand. Verwirrt setzte die Krankenschwester sich und sah ihren unerwarteten Besuch an. Normalerweise würde Severus sich anmelden und nicht einfach hier einfallen, wenn sie noch nicht mal da war, doch scheinbar ging es um etwas Wichtiges, also setzte sie sich und nahm die Tasse. „Nun, ich sitze,“ merkte sie an, nippte an der Tasse. Was sie wirklich überraschte, war die Tatsache, dass auch Feuerwhiskey hier stand, obwohl sie eigentlich kaum trank. „Hast du Harry Potter nach der Schlacht behandelt?“, fragte Severus noch einer kurzen Pause ruhig. „Nein, natürlich nicht. Er war laut Dumbledore zu schwer verletzt, er hat ja auch aus jeder nur denkbaren Öffnung geblutet. Er ist ins St. Mungos gebracht worden. Warum fragst du das? Stimmt etwas nicht mit dem Jungen?“ „Das... ist harmlos ausgedrückt,“ gab Severus ruhig zurück. Er vertraute der Schwester und er würde sie auch einweihen, allein schon, damit man Alles besser decken können würde. „Glaub mir, sehr milde...“ „Was ist los? Severus, was bitte hast du? Du siehst aus, als hättest du einen Geist, nein, streich das, als wärest du von einem Thestral überrannt worden!“ „Nicht ich, “ gab Severus ruhig zurück. „Harry war nie in St. Mungos,“ erklärte er dann. „Bitte... WAS?!“ Severus atmete tief durch. „Harry wurde von dem Alten hier irgendwo eingesperrt, bis das Schuljahr zu Ende war, also zwei Wochen oder so. Er wurde zu seinen Verwandten geschickt.“ „Oh.. bei Merlin, “ flüsterte die Schwester entsetzt. Sie wusste, was dessen Verwandte bedeuteten und auch sie hatte ihn ja gesehen, als er von der Schlacht zurückgekehrt war, sie hatte sich gerade um ihn kümmern wollen, als der Direktor dazwischen gegangen war. „Wie.. wie geht es ihm? Wo ist er? Wie hast du...?!“ „Warum hast du mir nie gesagt, dass der Junge misshandelt wird?!“ Poppy sah den Andere lange an. „Ich habe dich mehrfach vor Albus gewarnt,“ erinnerte sie. „Er hat mich unter einen Zauber gesetzt, ich konnte mit niemandem über den Jungen reden, der es nicht schon wirklich wusste, “ gab sei leise zu, sah auf ihre Hände. „Ich habe versucht, ihm zu helfen, manchmal auch mit ihm zu reden, aber er hat immer geblockt, so, als würde er glauben, dass er das alles verdient habe.“ Eine Träne bildete sich in ihren Augen: „Bitte, sag mir, dass er nicht mehr bei diesen Monstern ist!“ „Ist er nicht.“ Severus strich über die Hände der Heilerin. „Er wurde heute versorgt, nachdem er zusammengebrochen ist. In seinem Körper waren mehrere Zauber, die wohl sicher stellen sollten, dass er diesen Sommer nicht überleben wird,“ erklärte er ruhig, betrachtete die mitgenommene Frau. „Er wird gut versorgt, aber Harry Potter wird aufhören, zu existieren.“ „Was?!“; entsetzt starrte Poppy den Anderen an. „Ich dachte, du hast ihm geholfen! Warum wird er st...!?“ „Er stirbt nicht, “ gab Severus zurück. „Aber... Poppy, Harry Potter hat es in dem Sinne nicht gegeben. James oder Lily, einer von Beiden und ich tendiere zu Ersterem, war wohl unfruchtbar, sie haben ein Kind adoptiert, aber es fehlte eine Unterschrift, sie wussten, denke ich, auch nicht, dass ein Elternteil noch lebte und haben es vermutlich nicht für nötig gehalten. So wurde das Blutritual durchgeführt. Aber wir haben es gelöst.“ „Wer ist wir?“, fragte Poppy sofort. „Und wer hat den Zauber gelöst, das könnte nur ein Elternteil gewesen sein!“ „Das ist es, was du nicht glauben wirst, “ gab Severus ruhig zurück. „Denkst du im Ernst, nach allem, was ich mitgemacht habe und nachdem ich gesehen habe, was mit dem Jungen geschehen ist, würde ich noch Irgendwas nicht glauben?“ „Das wirst du kaum fassen können, glaub mir, ich selbst knabbere noch daran.“ „Jetzt bin ich wirklich gespannt.“ Der Tränkemeister nippte an seinem Tee, er sah den Anderen lange an, bevor er antwortete: „Harry James Potter ist in Wirklichkeit Darian Abraxas Malfoy und Dracos eineiiger Zwilling. Und ja, sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich und sobald der Junge sein Gewicht normalisiert hat, werden sie praktisch nicht zu unterscheiden sein.“ Poppy, die gerade einen Schluck genommen hatte, prustete ihn gleich wieder von sich. „Bitte – was?!“, krächzte sie. Das war... unglaublich! Ein Malfoy als Potter?! Das war unvorstellbar! Harry, der liebe, gute Harry, ein Reinblut?! „Ich habe dir gesagt, dass du es nicht glauben wirst,“ stellte Severus ruhig fest, musste aber doch zumindest etwas schmunzeln. Es war wirklich selten, die abgehärtete Frau aus der Ruhe bringen zu können. „Und ich bin dazu verdonnert, sein Pate zu sein,“ fügte er hinzu, nur um noch einen drauf zu setzen. Was zum nächsten Spucken führte. „Ich glaube, ich setze die Tasse ab,“ murmelte Poppy nur. „Wie geht es ihm?“, fragte sie schließlich leise. „Besser, denke ich. Er wird versorgt und vermutlich ab jetzt verwöhnt bis zum abwinken. Er kann wohl nichts mehr sagen, ohne dass es ihm erfüllt wird, so, wie ich Lucius kenne. Für seine Familie würde er alles tun – was man ja an Draco mehr als deutlich sieht.“ „...“, Lucius Malfoy, ein treusorgender Familienvater?! Das war ein Bild, das sie sich kaum vorstellen konnte. „Gut, dass ich meine Tasse abgestellt habe, “ brachte sie heraus. „Lucius Malfoy als treusorgender Familienvater?!“ „Poppy, solltest nicht gerade du wissen, wie verschieden das Auftreten von Reinblütern in der Öffentlichkeit und privat ist?“, fragte er ruhig. „Dann macht er die erstaunlichste Verwandlung durch, die ich je gesehen habe...“ „Tut er,“ bestätigte Severus unbewegt. Er goss sich eine weitere Tasse ein, legte sich aber nur eine Zitronenscheibe hinein. „Harry wird nach den Ferien wieder nach Hogwarts gehen, um seine Ausbildung zu beenden. Nur wird er ein Ebenbild von Draco sein und Darian heißen.“ „Ist...das nicht sehr, sehr gefährlich?!“ „Nicht wirklich. Ich bitte dich, denkst du im Erst, dieser Idiot wird Harry unter seiner Nase suchen? IN Hogwarts ist er vermutlich am Sichersten, vor allem, da Dumbledore von der Adoption der Potters nichts weiß. Du und ich, wir sind die Einzigen, die wissen werden, was sich hinter Darian verbirgt und wir müssen ihn decken. Das ist einer der Gründe, warum ich dich einweihe. Je weniger es wissen, umso besser, der Junge wird neu sortiert, er wird bei Draco bleiben und ich habe ein Auge auf ihn.“ „Nun – dieses Schuljahr wird dann wohl Alles, aber nicht langweilig werden,“ stöhnte Poppy. „Davon gehe ich aus.“ „Dann kannst du direkt anfangen, die Trankvorräte aufzustocken!“ „Das werde ich,“ seufzte Severus nur. „Ich habe ja auch sonst nichts zu tun...“ Lucius sah zu Draco, der inzwischen eingeschlafen war. Kein Wunder, es war weit nach Mitternacht. Sein älterer Sohn war irgendwann um Zehn auf seinen Befehl hin ins Bad gegangen und hatte sich umgezogen, war dann aber wieder hierher ins Bett gekommen und hielt immer noch die Hand seines Zwillings fest umschlossen. Der Langhaarige strich Darian eine der Strähnen aus dem Gesicht. Der Junge musste wirklich vollkommen am Ende gewesen sein. Ohne Hilfe, ohne irgendwem, dem er hatte vertrauen können, da war nur er selbst gewesen, vermutlich von klein an, er musste schreckliche Schmerzen gehabt haben und doch hatte er sie sich nie anmerken lassen. „Ich weiß, dass du da bist,“ sprach er plötzlich, als er erneut eine kleine, kaum sichtbare Bewegung im Spiegel wahr nahm. „Du kannst auch einfach raus kommen.“ Tatsächlich musste er nicht lange warten, bis die blonde Frau in dem Gemälde über dem Bett auftauchte, auch, wenn er sie natürlich weiterhin nur im Spiegel sehen konnte, sonst hätte er sich umdrehen müssen und das wollte er nicht. „Schön, dich zu sehen,“ sprach er ruhig. „Und ja, du hattest Recht, ich habe den Fehler meines Lebens gemacht, als ich sie getrennt habe – jetzt zufrieden? Redest du bitte wieder mit mir?“ „Wozu?!“, fauchte Laia nur wütend, während sie ihren Sohn im Auge behielt. „Du hast ihm das angetan! Sieh ihn dir an! Schau dir genau an, was du getan hast!“ „Ich habe ihm gar nichts getan! Ich hätte nie Hand gegen ein Kind erhoben!“ „Nein, du hast ihn nur weg gegeben! Und das zwei Mal! Denn statt ihn wieder zu dir zu nehmen, als die Potters tot waren, hast du Andere über sein Leben entscheiden lassen! Und um noch eins drauf zu setzen, hast du ihn dann endlich hierher geholt, gesehen, wie erbärmlich dürr er war, und statt einen Heiler zu rufen, hast du ihn allein gelassen! Hier im Zimmer! Ganz allein! Er hat die ersten Tage stundenlang hier gesessen und geweint! Und ich konnte ihn nicht trösten, ihn nicht in den Arm nehmen!“ „Was tue ich denn gerade hier?!“ „Nicht genug!“, zischte die Blonde nur. „Glaub mir, wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich dich mit einem billigen, alten Besen durch das Anwesen jagen und dich dabei verprügeln!“ „Ich tue, was ich kann!“ „Jetzt, wo es zu spät ist,“ blaffte Laia nur weiter. „Nicht genug, dass du erst drei Jahre nicht mitbekommst, wie diese Blackschlampe mit Draco umgeht, nein, du lässt auch noch zu, dass dein anderes Kind von Fremden vergewaltigt und gequält wird! Das, was er durchgemacht hat, war Folter!“ „Ich weiß!“, knurrte Lucius, wobei sein Griff um den schlafenden Jungen sich verstärkte. „Das ist mir klar und ich mache es wieder gut!“ „Wie willst du das wieder gut machen? Du kannst die Geschehnisse nicht zurücknehmen!“ „Nein, aber ich kann ihm jetzt eine Familie geben, “ stellte der Ältere ruhig fest. „Ich kann für ihn da sein und ihn vor weiterem Schaden bewahren.“ „Pah!“, knurrte Laia nur. „Das glaubst auch nur du! Er ist für sein Leben gezeichnet, er kann praktisch kein Vertrauen mehr bilden! Du hast sein Leben schon zerstört! Wie soll er je seinem Gefährten vertrauen!? Wie, Lucius?! Er wird es nicht können! Du hast ihn nie gehört, nicht gehört, für wie minderwertig er sich hält!“ „Ich werde tun, was ich kann,“ zischte Lucius, dessen Geduld gefährlich dünn wurde. „Na, das wird heiter werden,“ konterte Laia nur, bevor sie einfach aus dem Rahmen des Bildes verschwand, sichtlich wenig überzeugt. „Ich glaube, ich mochte sie noch lieber, als sie mich nur ignoriert hat,“ murmelte Lucius, sah auf Draco, der ihn ansah – entschieden zu wach. „Schlaf wieder.“ Draco war aufgewacht, kaum, dass das Gespräch, wollte man es denn als solches bezeichnen, begonnen hatte. Er hatte ja gewusst, wie sauer seine Ma war, aber das war heftig gewesen und er wusste, sie hatte seinen Vater verletzt, vor allem mit dem Kommentar über Narcissa und den Vorfällen mit ihr. Natürlich hatte sie Recht, aber auch er hatte ja seinem Dad nichts gesagt, obwohl er das durchaus gekonnt hatte. „Wir kümmern uns um ihn,“ versprach er und lächelte seinen Dad an. „Ja,“ stimmte Lucius nur zu, der begriff, dass Draco wohl so ziemlich alles mit angehört hatte. „Das werden wir. Wäre doch gelacht, wenn wir diesen Sturkopf nicht auf die Beine bekommen...“ „Eben,“ nickte Draco nur. „Und er ist resistent.“ Der Junge gähnte, kuschelte sich dann wieder an seinen Vater, die Hand seines Bruders zwischen seinen. „Schlaf,“ nickte Lucius, strich Draco über die Haare, bis der wieder ruhig atmete. Er lächelte etwas. Ja, er würde seinem Kleinen helfen! Niemand sollte es je wieder wagen, Hand an eines seiner Kinder zu legen! Er würde alle absägen! Jeden da treffen, wo es am Meisten weh tun wurde! Vorsichtig bettete er Darian zwischen Draco und sich, legte sich ganz und deckte sie Beide zu. Er glaubte nicht, dass der Jüngere in dieser Nacht noch mal aufwachen würde und er brauchte vermutlich eine Menge Geduld am nächsten Tag. Er musste dem Jungen klar machen, dass er nicht bestraft werden würde, wenn er Verletzungen hatte, und dass er eine Familie hatte, die ihn auffangen würde, dass er nur etwas zu sagen brauchte. Es würde anstrengend werden, aber das war Lucius vollkommen egal. Familie. Das war bei den Malfoys immer das Wichtigste gewesen. Er erinnerte sich nur zu gut an das Gefühl, als er Darian abgeben musste. Es war gewesen, als habe man ihm sein Herz heraus gerissen. Überrascht sah er allerdings herunter, als er eine Bewegung merkte und er lächelte, als Darian an ihn rutschte und sich in die Wärme seines Körpers kuschelte. „Keine Sorge,“ versprach er leise. „Wenn du deinen Gefährten findest, werden wir das schon zum Laufen bringen. Du wirst glücklich werden...“ Es war schön warm, als Harry aufwachte. Er fühlte sich besser, ihm war auch nicht, wie sonst, etwas schwindlig. Und er schien wieder bei Draco geschlafen zu haben, obwohl er sich absolut nicht daran erinnern konnte, rüber gegangen zu sein, oder dass der Andere zu ihm gekommen wäre. Doch es war schön. Warm und sicher. Er war zu faul, auch nur seine Augen zu öffnen. Er merkte sehr wohl, dass es schon hell war, aber er mochte nicht aufwachen und sich dem Alltag stellen. Es war so anstrengend, immer zu lächeln, freundlich zu sein und... Doch in dem Moment zuckte Harry richtig zusammen. Seine Erinnerungen kamen auf einen Schlag zurück, das Duell, sein plötzliches Schwindelgefühl, der Zauber, den er nicht mehr hatte abwehren können, die höllischen Schmerzen, als er auf dem Rücken gelegen hatte, hilflos und bewegungsunfähig, wie eine Schildkröte. Dracos Panik, Snape, die Beiden hatten auch noch... Lucius geholt und...! Merlin! „Ruhig,“ sprach Lucius, als er merkte, wie Harry erwachte, dann aber abrupte Bewegungen zu machen begann. „Es ist Alles in Ordnung,“ redete er leise, strich durch die weichen, hellen Haare. „Guten Morgen," fügte er beruhigend lächelnd an. „Ich... es tut mir leid, ich... ich wollte nicht... ich wollte keinen Ärger...!“ „Beruhige dich, um Merlins Willen!“, brachte Lucius den Jüngeren zum Schweigen. „Es ist gut,“ fügte er an. Damit hatte er dann doch nicht gerechnet. Aber es war, laut Laia, zu erwarten gewesen. Und es zeigte den wahren Zustand seines Sohnes. „Du warst verletzt und du hast Hilfe gebraucht! Du hättest es eher sagen müssen, dann hätten wir schneller helfen können. Aber du hast keinen Ärger gemacht. Geht es dir besser?“ Harry sah den Anderen verwirrt an, doch er nickte langsam. Es ging ihm besser, wesentlich besser, aber er fühlte sich deswegen schon fast wieder schuldig. Denn Hermine, Ron und Sirius, Cedric und so viele Andere fühlten sich mit Sicherheit nicht besser. Remus, der seinen letzten Freund verloren hatte, die Weasleys, bei denen ein Kind tot war. „Na, das ist wenigstens etwas,“ nickte Lucius ruhig und strich durch Darians Haare. „Nun guck nicht so! Es ist doch in Ordnung! Dein Rücken ist wieder heil.“ Er richtete sich auf, da der Jüngere seinen Oberkörper nicht mehr als Kissen verwendete, küsste ihn auf die Stirn. „Und das nächste Mal sag einfach etwas,“ bat er ruhig. Vorerst sprach er seinen Sohn nicht auf all die anderen Dinge an, aus irgendeinem Grund war Darian so schon vollkommen am Ende mit den Nerven, dabei war kein lautes Wort gefallen oder sonst etwas. „Na los, stehen wir auch auf, Draco ist schon im Bad, danach können wir frühstücken und zwar als Picknick im Garten!“ Harry war immer noch rot und er wusste nicht, was er von all dem halten sollte, aber allein der Kuss bewirkte schon, dass er sich irgendwie beruhigte. Also nickte er und kroch langsam aus dem Bett, streckte sich vorsichtig und stellte fest, dass es weder weh tat, noch sonst was. Es fühlte sich sogar gut an, sich endlich mal zu strecken. Sein Rücken musste vollständig heil sein! Er ging ins Bad, wo wie immer schon Kleidung wartete, befreite sich von seinem Schlafanzug – und stockte, als weitere Erinnerungsfetzen zurückkamen. Wie die Anderen ihn festgehalten hatten, weil er sich gewehrt hatte, als sie ihm die Hose hatten ausziehen wollen. Sie hatten ihn festgehalten und er hatte nur noch mehr Panik bekommen, wieder seinen Onkel vor sich gesehen. Sie wussten es! Das schoss ihm siedend heiß durch den Kopf. Vermutlich wussten sie es, selbst, wenn nicht das mit seinem Onkel, dann doch das mit den Schlägen, mit all den Bestrafungen! Aber... warum hatten sie ihn dann nicht einfach verstoßen? Das wäre sicher leichter gewesen. Nur sehr langsam konnte Harry sich überwinden, seinen Schlafanzug ganz aus zu ziehen, er starrte an sich selbst herunter, sah, dass da kaum noch eine Narbe war, sein geschwollener Fuß war wieder normal und das Auftreten tat nicht mehr weh. Er wandte sich etwas um, sah sofort, dass da auf dem Rücken tatsächlich kein Blut mehr war, nur rosa Haut, ohne Narben, ohne alles. Und wieder war er sich selbst fremder geworden. Er wusste, es war eigentlich lächerlich, aber... seine Narben, sie waren ein Teil von ihm gewesen, wie sein Name und das Wissen um seine Familie. Aber alles schien um ihn herum wegzubrechen. Selbst diese Dinge. Lucius runzelte die Stirn, er sah in Richtung des Bades, in die Darian verschwunden war, schon vor einer Weile. Aber weder hörte er Wasser, noch sonst etwas. „Dad? Ist er wach?“ Überrascht wandte der Langhaarige sich um, lächelte seinen Sohn an. „Offensichtlich,“ gab er zurück. „Wie geht es ihm?“ „Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung.“ „Was heißt das denn?“ Erneut wandte Lucius’ Blick sich der Tür zu, die noch nicht mal ganz geschlossen war und stand entgültig auf. „Er ist aufgewacht und hatte erst mal fast eine Panikattacke, dann habe ich mit ihm geredet und ihn ins Bad geschickt, aber... es sah aus, als wäre nicht wirklich was bei ihm angekommen,“ gab er zu. „Und ich gehe jetzt nachsehen!“ Draco runzelte die Stirn, nickte aber dann und setzte sich auf das Bett, wie sein kleiner Bruder es normalerweise gemacht hätte. Lucius hingegen trat leise ins Bad, überrascht und verwirrt, seinen Sohn unter dem Spülstein zu finden, eng in sich zusammengerollt und hin und her wippend. Nein, stellte der Langhaarige fest, es ging dem Jungen wirklich nicht sonderlich. Er schien vollkommen weggetreten zu sein und er trug nicht mehr, als eine Boxer. „Darian?“, fragte er leise, sah zu dem Jüngeren, der abrupt hoch zuckte und ihn mit großen Augen ansah. „Was hast du?“, fragte er sanft, holte seinen Sohn aus der Ecke hervor. „N... nichts,“ brachte Harry irgendwie heraus, doch seine Lippen zuckten immer noch verdächtig. „Sehr glaubwürdig,“ stellte Lucius nur fest, er wunderte sich wenig, dass der Junge in seinen Armen erst mal steif wurde, doch dann ließ er sich doch gegen ihn sacken. Die Nacht, in der er ihn gehalten hatte, hatte seinen Sinnen offenbar klar gemacht, dass er Familie und keine Gefahr war, auch, wenn er es nicht zu verstehen schien. „Also, versuchen wir das noch mal – was genau ist los? Du verkriechst dich doch nicht einfach so unter dem Waschbecken.“ „Ich... der Rücken, ich... ich hab das verdient,“ brachte Harry irgendwie raus, er verstand nicht, wie er es ausdrücken sollte, er hatte sich gefühlt, als wäre das die Strafe, die er für all den Tod verdient hatte, der immer da aufzutauchen schien, wo er war und jetzt war er geheilt, all seine Narben waren einfach weg. Automatisch drückte Lucius den Jüngeren fester an sich: „Das ist ganz großer Unsinn,“ beharrte er ruhig. „Du hast all diese Idioten gerettet! Die sollten dir auf Knien danken! Und dich versorgen! Du hast es nicht verdient, blutend rumzurennen! Du bist ein Kind und du hast ihre Schlachten geschlagen!“ Er küsste seinen Sohn auf die Stirn. „Niemand hat es verdient, verletzt und bestraft zu werden, nicht, wenn er nichts getan hat,“ beharrte er. „Aber... aber ich... sie... sie sind tot! Wegen... mir!“ Tot? Ja, natürlich, Granger und Weasley. Black. „Das ist Unsinn! Sie sind nicht wegen dir gestorben, sondern wegen des Krieges, der getobt hat! Du kannst dir nicht an allem die Schuld geben! Du hast sie nicht getötet! Keinen von ihnen! Du warst selbst immer nur ein Opfer! Niemand hätte von dir verlangen dürfen, zu tun, was du machen musstest! Niemand! Schon gar kein arroganter, alter Mann, der nur hinter deinem Geld her war!“ Er hob Darians Kopf, sah ihm in die Augen, wischte eine einzelne Träne weg. „Du bist nicht schuld,“ wiederholte er. „Du hast genug gelitten und glaub mir, wenn deine Freunde dich hören könnten, würden sie dich schlagen für das, was du dir einredest...“ Der Langhaarige lächelte aufmunternd. „Und jetzt mein Kleiner, wirst du dich waschen und anziehen, damit wir frühstücken können und du wirst was anderes essen, als einen blanken Toast, damit wir uns da verstanden haben.“ Harry schniefte, er verstand nicht, warum der Andere so mit ihm redete und warum er nicht das Bedürfnis hatte, sich loszureißen und stattdessen die Nähe sogar genoss. Er ließ zu, dass der Andere ihn hochzog, ihn auf die Stirn küsste und erst mal nach draußen ging. Einen weiteren Augenblick später trat Harry tatsächlich unter die Dusche. Der Andere hatte etwas Seltsames zu ihm gesagt, dass das, was Andere getan hatten, nicht in Ordnung gewesen war. Zum ersten Mal hörte er diese Worte, er konnte das nicht glauben, aber allein, dass es gesagt worden war, hatte etwas Beruhigendes für ihn. Lucius hatte die Tür zum Bad wieder einen Spalt offen gelassen, er setzte sich zu Draco, der ihn fragend ansah. „Er denkt, er hat es verdient, “ murmelte er dann. „Er denkt, er hat verdient, was man ihm angetan hat...“ „Diese...!“, Dracos Faust ballte sich, er sah ebenfalls in Richtung Tür. „Ich will...!“ „Glaub mir, sie werden leiden,“ knurrte Lucius. „Jeder so, wie er es am Wenigsten verkraftet! Fudge wird mich heut Nachmittag über die Befragung seiner Verwandten in Kenntnis setzen, dann werde ich beschließen, was ich tun möchte, denn ich habe das Recht, die Strafe zu wählen.“ Der Andere nickte, riss sich aber dann zusammen und lächelte, als er seinen Bruder aus dem Bad kommen sah, wie immer in langärmligen Sachen, trotz der Hitze. Langes Hemd und Weste. „Na endlich!“, grinste er. „Komm schon! Ich hab Hunger!“ Harry konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sein Zwilling ihn schnappte und ihn mit sich zerrte, mal wieder quer durch all die Gänge, bis hin zu einer Decke im Garten, die umgeben war von weichen, teuer aussehenden Kissen, die eigentlich zu schade waren, um im Gras zu liegen. Auf der Decke standen Köstlichkeiten, frisch geschälte Früchte, Eier, Speck, Pancakes, mehrere Sorten Sirup, Sahne, Kannen mit verschiedenen Getränken. Wie immer, seit er hier war. Lucius lief hinter den Beiden her, er würde tun, was immer er konnte, um seinem jüngeren Sohn zu helfen. Er würde nicht zulassen, dass er vielleicht sogar seinem eigenen Glück im Weg stehen würde. Er setzte sich und goss sich etwas Kaffee ein, schnüffelte daran und schloss genüsslich die Augen, Kolumbianisch. „Na los ihr Beiden!“, forderte er seine Söhne auf. „Genießt das Frühstück!“ Allerdings behielt er Darian gut im Auge. Harry betrachtete all die Sachen, nahm sich schließlich ein einzelnes Stück Speck heraus und knabberte daran, genoss den Geschmack von etwas, das er normalerweise nur zubereitet hatte. In dem Moment sah er, wie Draco sich seinen Teller schnappte und begann, ihn zu beladen. „Nicht...!“ „Doch!“, gab der Blonde nur grinsend zurück, stellte seinem Bruder den Teller wieder hin, der nun mit Pancakes, Sahne, Sirup und Früchten gefüllt war. „Das ist ein Frühstück!“, fügte er an. „Na los! Auf, auf! Essen! Hopp!“ Harry starrte auf den vollgepackten Teller. Er hatte keine Ahnung, wie er das schaffen sollte, doch immerhin probierte er es, stellte fest, dass es wirklich lecker war und im Gegensatz zu sonst wurde ihm noch nicht mal schlecht dabei. Was ihn dazu ermutigte, weiter zu essen, während auch seine Tasse gefüllt wurde, mit Kaba. Er lächelte seinen Vater dankbar an und genoss das Frühstück unter freiem Himmel. Auf ein Mal setzte eine braune, große Eule zu einem Sturzflug an, setzte sich – zu Harry, sah zwischen den beiden identischen Jungen sichtlich irritiert hin und her und begann, aufgebracht zu hooten. Harry lächelte etwas, strich durch ihre Federn und löste den Brief – er war an Draco. Dann packte er ein Stück Speck, gab es dem Tier und beobachtete, wie es sich wieder in den Himmel schwang. Die Eule war so groß gewesen, wie Hedwig. Kurz biss Harry sich auf die Lippen, gab den Brief dann weiter. Jeglicher Hunger war ihm auf jeden Fall vergangen. „Jetzt bringt ihr schon Eulen dazu, an sich selbst zu zweifeln,“ grinse Lucius nur. „Von den Hauselfen mal ganz zu schweigen! Eine wollte allen Ernstes Urlaub, weil sie dachte, sie sei krank, da sie Master Draco doppelt sehen würde, obwohl sie keinen Schluck getrunken hat!“, er musste grinsen, als er an die Elfe dachte, die sich an den Ohren gezogen hatte und erst gar nicht verstehen wollte, dass sie nicht doppelt gesehen hatte. „Oh, das wird lustig, wenn wir wieder in Hogwarts sind!“, strahlte Draco begeistert. „Die werden uns nie auseinander halten können!“ Spontan musste Harry an die Weasleyzwillinge denken und sein Lächeln war bestenfalls erzwungen. Doch er nickte, wollte Dracos Begeisterung nicht bremsen. Doch der schien es sehr wohl bemerkt zu haben. „He, keine Sorge,“ erinnerte Draco seinen Bruder. „Du bist Darian, niemand wird dich erkennen! Mit Sicherheit! Und niemand wird dich je für etwas anderes, als einen Malfoy halten!“ Auch Lucius nickte, stand aber dann auf: „So, meine Lieben, ich bin für eine Weile im Büro, seid bitte um Eins im Esszimmer, und nach dem Essen kommt der Schneider,“ fügte er an. „Es wird Zeit, dass du eine eigene Garderobe bekommst, Darian.“ „Und ich will einen neuen Umhang! Und ein paar andere Sachen, so, dass wir Dasselbe haben!“ „Von mir aus,“ stimmte Lucius amüsiert zu, dem schwante, was die Beiden, nun, was zumindest Draco vor hatte. „Sehr gut!“ „Ich habe dem armen Mann bereits gesagt, dass er gut beschäftigt sein wird,“ grinste Lucius nur und nickte den Beiden zu, bevor er verschwand. „Das wird soooo lustig!“, lachte Draco begeistert. „Ich helf dir bei dem Aussuchen von Farbe und Schnitt!“ Harry lächelte erneut unsicher, aber er würde dem Anderen den Spaß lassen, er hatte ohnehin keine Ahnung, was nun wichtig war und was nicht. „Und morgen gehen wir ausreiten! Wir haben ein paar tolle Rassepferde hier! Auch ein paar ganz zahme! Das macht dir sicher Spaß! Meinst du nicht auch?!“ „Ich... weiß nicht,“ murmelte Harry nur: „ Ich bin noch nie auf Pferden geritten...“ „Dann wird es wirklich Zeit!“, gab Draco nur fest überzeugt zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)