Twins Twist von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 10: Das Spiel --------------------- „Viktor!“ Der Angesprochene sah auf, ihm wurde etwas zugeworfen, ein Päckchen in Form eines Buches. „Was ist das?“, fragte er den Manager seiner Mannschaft. Sie hatten gerade das letzte Training vor dem letzten Spiel des Jahres gehabt und er kam gerade aus den Duschen, da er es hasste, nach Schweiß zu stinken. „Keine Ahnung, aber es war an dich und es ist keine Fanpost. Von dieser Granger, mit der du dir so lang geschrieben hast, ich dachte, da käm nichts mehr, immerhin hast du gesagt, dass sie gestorben ist, aber...“ „Schon gut,“ nickte Viktor knapp und sah auf das mit braunem Paper umschlagene Päckchen. Es war nicht von Hermine, es war nicht ihre feine, geschwundene Schrift. Diese hier war zackiger und härter. Vielleicht von ihren Eltern. Er hatte den Beiden geschrieben und gebeten, sie zu besuchen, um in Hermines Zimmer nach einem Hinweis zu suchen, warum sie ihm am Ende einen so panischen Brief geschrieben hatte. Rasch setzte er sich auf eine der Bänke, löste die Schnur und öffnete das braune Packpapier. Da waren ein Brief und ein Buch. Ein ledergebundenes Tagebuch, auf dem Hermines Name eingestickt war. Ein Geschenk von Harry an sie zu ihrem ersten Weihnachten, an dem sie sich gekannt hatten, wie er wusste. Er hatte es mal bei Hermine gesehen und gemeint, dass das ein schönes Tagebuch sei und sie hatte ihm die Geschichte dazu erzählt. Von dem Freund, der so viel Geld für Andere opferte, dass sie oft das Gefühl hatte, dass am Ende nichts für ihn selbst bleiben würde. Fast schon sanft legte er das Buch beiseite und öffnete stattdessen den Brief. Er war von den Grangers, geschrieben vom Vater, der Schrift nach zu urteilen. Sie baten ihn, nicht zu kommen, da sie nichts mehr mit der Welt zu tun haben wollten, wegen der ihre Tochter hatte sterben müssen. Sie wüssten, dass er nichts mit ihrem Tod zu tun habe und das Hermine mit ihm befreundet gewesen sei, aber sie wollten nicht über ihre Tochter reden, sie wären noch nicht dazu in der Lage. Unten war noch eine Adresse, die Adresse, an der sich ihr Grab befand, so er es besuchen wolle. Und das Tagebuch habe sie ihm hinterlassen. Sie hatte ihre Eltern gebeten, es an Viktor zu schicken, sollte ihr etwas zustoßen. Viktor faltete den Brief wieder ordentlich, schob ihn in den Umschlag zurück und legte ihn unter den Deckel des ledernen Tagebuches, dessen Verschlüsse offen waren, aber er wusste, ihre Eltern hatten es nicht gelesen. Warum er es wusste, verstand er nicht, aber er spürte es. Er würde der Erste sein, der darin las. Es kam ihm falsch vor, wie ein Verrat, aber Hermine hatte gewollt, dass er es bekam und das wohl kaum, um es im Regal stehen zu haben. Sie hatte Angst um Harry gehabt und das musste Gründe gehabt haben, Gründe, die er hier finden würde. Und vielleicht war hier auch ein Hinweis, wo der Jüngere sich versteckt haben könnte. Damit er den Anderen finden und ihm helfen konnte, wie er es Hermine versprochen hatte und wie er es generell tun wollte. Wie gesagt, aus seiner Faszination über den Jungen war schon lange mehr geworden. Natürlich hatte er schon Beziehungen gehabt, aber kaum eine war über Sex von Zeit zu Zeit hinaus gegangen, vor allem, da er seine Partner, männlich oder weiblich, wenn er gekommen war, mit dem falschen Namen angesprochen hatte. Die meisten nahmen so was dummerweise persönlich. Und Frauen, die man mit Harry anredete, wurden immer sofort pampig. Er hatte inzwischen einen gewissen Respekt vor den eingefärbten Krallen von einigen Weibern. Ja, er hatte eingesehen, dass das, was er empfand, wohl mehr, als eine kleine Schwärmerei war. Darum war sein Angebot an Lupin, ihm bei der Suche nach Harry zu helfen alles andere als selbstlos. Denn einen anderen Weg, den Jüngeren aus seinem Kopf zu bekommen, sah er nicht. Er musste mit ihm reden, sehen, ob er sich nicht nur einbildete, dass Harry so war, wie er ihn sich immer vorstellte, denn er musste sagen, vom Aussehen her war er nicht wirklich sein Typ. Er stand auf Blond, Draco zum Beispiel. Hätte der nicht einen so arroganten Charakter, wäre der sein Traum. Doch es war Harrys Art, die ihn schon früh gefangen genommen hatte. Seine Sanftheit, seine Anstrengung, seine Angst zu überwinden, um Andere zu helfen, die Tatsache, dass er so anders war, als die Meisten dachten. Harry war nicht der Held und der Draufgänger, den alle sich wünschten. Er war sensibel und sanft, er hasste Gewalt – und Wasser. Man hatte ihn damals in den See stoßen müssen und er kannte Panik, wenn er sie sah. Doch er hatte das überwunden, um seinen Freunden zu helfen. Selbst in dem zarten Alter, in dem er gewesen war, hatte er auf Andere Rücksicht genommen, nur nicht auf sich. Das hatte ihn so gefangen genommen. Um das zu verbergen hatte er gleich mit drei Mädchen etwas angefangen, aber ein Jahr später war es schon zu einer Art Besessenheit geworden und inzwischen... war er hoffnungslos verloren. Rasch legte er das Tagebuch weg, er würde erst nach dem Spiel anfangen, es zu lesen, nicht jetzt, denn er bezweifelte, dass er den Inhalt mögen würde, also musste das warten, er durfte sich vor dem Spiel nicht ablenken lassen. Er musste, er wollte gewinnen! Auch für Harry. Denn sollte der Junge so sein, wie er ihn in Erinnerung hatte, so wollte er diesen heiraten. Natürlich kam er so schon aus einer reichen Familie, doch er wollte nicht auf deren Geld zurückgreifen, er wollte seine eigene Familie ernähren können. Merlin, er klang besessen, lächerlich fast! Nun gut, er würde sehen, was daraus wurde, entschied er dann, denn auch, wenn er jetzt verdammt gut verdiente, er konnte nicht ewig fliegen. Quiddich, gerade wenn man es professionell spielte, war ein brutaler, harter Sport, der auch immer wieder Tote forderte. Viele hörten mit ihrer Hochzeit damit auf. Und danach brauchte er ein anderes Leben. Lehrer waren immer gefragt, Trainer für einzelne Teams. Es war mehr als üblich, so etwas zu tun, doch dazu musste man erst mal lernen, wie man Leute trainierte. Er hatte sich für Madame Hoodge entschieden, die eine hervorragende Ausbilderin war und viele der Leute aus der englischen Mannschaft kamen aus Hogwarts Quiddichteams. Doch er würde auch nach Haus zurück wollen, er hatte nicht vor, für Immer in England zu bleiben. Nun, man würde sehen, was die Zukunft brachte. Viel mehr würde ihm nicht bleiben. Und er hoffte, dass er Harry wiedersehen würde, dass sich nicht der Verdacht einiger Zeitungen bestätigte und der Junge sich als tot erweisen würde. Das hatte niemand verdient. Gerade jetzt, wo Harry endlich leben könnte, wo er den Krieg beendet hatte, war er verschwunden. Nein, er wollte den Jüngeren wiedersehen und sehen, was aus diesem geworden war... „Kommt, ihr Beiden! Seid ihr soweit?“, fragte Lucius, er selbst trug edle Kleidung, eine dunkelgraue Hose, ein weißes Hemd mit einer Weste in derselben Farbe wie die Hose, dazu edle, teure Schuhe und ein teurer Umhang. Natürlich auch seinen Gehstock, der machte mit seinem silbernen Schlangengriff einfach wirklich was her und es war praktisch. Es flößte Anderen Respekt ein. Zumindest hatte Draco sich inzwischen beruhigt und aufgehört, sich lächerlich zu machen. Er grummelte zwar, doch nun hatte er sich beruhigt, wohl noch nicht abgefunden, aber immerhin hatte er aufgehört, zu toben, nachdem er festgestellt hatte, dass er seinem Bruder Angst machte, mehr, als der ohnehin schon vor seinem Erbe als Veela hatte, mit dem er nichts anfangen konnte. Darian war generell den gesamten Tag über sehr still gewesen. Er schien Angst zu haben, nur wusste Lucius wirklich nicht, warum. Vielleicht war Darian auch einfach klar geworden, dass auch er mal einen Gefährten haben würde und er hatte Angst, seine Familie zu verlieren, der Junge war ohnehin übermäßig anhänglich. Natürlich aus gutem Grund, aber das machte es für diesen auch nicht leichter. Er hatte das Gefühl, dass da sogar mehr war, aber er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, die Zeit würde es schon zeigen. „Ja, ja,“ grummelte Draco, der immer noch nicht wirklich begeistert war. Er wusste, irgendwann würde er seinen Instinkten nachgeben müssen, doch noch wehrte er sich entschieden dagegen. Er hatte ziemlich lang gebraucht, um seinen Bruder von einer der feinen, traditionellen Roben zu überzeugen, nun sahen sie sich mal wieder zum Verwechseln ähnlich. Er hatte sogar Darians Haare ordentlich frisiert, bevor er sich um seine eigenen gekümmert hatte. Ihm persönlich graute schon vor der Rückkehr nach Hogwarts, wo er sich mit Luna befassen musste, er wusste, sein Vater würde darauf bestehen. Und vermutlich schon am Montag Kontakt mit ihrem Alten suchen. Und das war so gut, wie die Vorbesprechung zu einem Ehevertrag. Darian trat ebenfalls heraus und lächelte etwas schüchtern. Er hatte beschlossen, seine Angst zu verstecken. Es war nicht so, als habe er ein Recht auf seinen Bruder, wenn Luna Dracos Gefährtin war. Er hatte in einem Buch gelesen, wie wichtig Gefährten sein konnten, dass man die auch gegen die eigene Familie verteidigen würde und auch, wenn der Andere sich weigerte, Luna war ein liebes Mädchen und sobald der Andere gelernt haben würde, hinter ihre scheinbare Verrücktheit zu sehen, würde er sie lieben lernen. Was ihm viel mehr Angst machte, war, dass sie ihn erkannt hatte. „Dann kommt, ihr Beiden! Ich habe keine Lust, mit dem Rest der Menge ins Stadion drängeln zu müssen!“, schalt Lucius sanft, gab den Beiden ihre Umhänge, die, auf Dracos Wunsch vor allem, wie alles Andere der Beiden, vollkommen identisch war. Wären Darians Augen nicht so schrecklich unsicher, würden die Beiden sich in nichts mehr unterscheiden und man würde die unterschiedlichen Charaktere erst merken, wenn man mit ihnen redete. „Gehen wir!“, strahlte Draco daraufhin. „Ich will endlich Krum fliegen sehen!“ „Dann kommt, ihr Beide,“ lächelte Lucius und ging voran, aus dem Zimmer hinaus, dann aus dem Hotel und in eine wartende Kutsche, die sie zu dem Stadion brachte, wo auch schon eine riesige Menschenmenge hinein stürmte, obwohl das Spiel erst in zwei Stunden beginnen würde. Diese Leute wollten sich ihre Plätze sichern und das Abendessen wurde von Händlern mit Bauchläden gekauft. Das Stadion war größer, als das, in dem er das erste Mal gewesen war, stellte Darian fest, er sah sich nervös um, starrte zu dem Menschenstrom. Mussten sie da durch? Da würde er die anderen Beiden verlieren! Und hatte er erwähnt, dass er seit dem letzten Turnier Menschenmengen nicht wirklich mochte? Immerhin war er damals um ein Haar totgetrampelt worden, von der panischen Masse! „Müssen wir... da durch?“ „Quatsch!“, belehrte Draco seinen Bruder und packte dessen Hand, er grinste, als er zu einem anderen Weg zeigte, der praktisch nicht sichtbar war, da kaum Leute dort entlang strömten. Da lag ein roter Teppich und es standen Leute in Uniform davor, die Jeden einzeln zu begrüßen schienen und immer eine Person führte die Leute hinein. „Wir sind doch kein Pöbel!“, fügte er an. „Wir sind Malfoys und wir sind auch weit über die Grenzen von England hinaus bekannt! Wir gehören zur besten Gesellschaft! Da gehen wir sicher nicht durch! Dad! Komm schon!“ Lucius lächelte und folgte seinen Söhnen, da Draco nun die Führung übernommen hatte. Er wusste, man erkannte sie, die Malfoys hatten ein sehr einprägsames Äußeres, so, dass seine Söhne schon respektvoll gegrüßt wurden, bevor er mit den Karten eintraf und diese einem der Männer gab. Eigentlich hätte er die Beiden zur Ordnung rufen sollen, doch er genoss es viel zu sehr, die Beiden so aufgeregt zu sehen und solang sie nicht in der Öffentlichkeit das Pöbeln beginnen würden, war es ihm Recht. Denn Aufregung hin oder her, ein Malfoy hatte einen gewissen Ruf zu wahren. „Master Malfoy,“ grüßte einer der Männer nun ihn, machte einen tadellosen Diener. „Willkommen im Stadion. Bitte erlauben Sie meinem Kollegen, Sie und ihre Söhne zu Ihrer Loge zu geleiten. Er wird sich Ihrer Bedürfnisse annehmen.“ Lucius nickte knapp und folgte mit den anderen Beiden, den roten Teppich entlang, hinein in eine Loge, wo bei ihrem Eintreten die Vorhänge von einem magischen Fenster beiseite geschoben wurden, so, dass sie eine hervorragende Sicht auf das Stadion hatten. Vor dem Fenster befanden sich bequeme Sitze mit Tischen neben dran, auf denen Platz für Knabbersachen und Getränke war, die bereit gestellt werden würden. Die würden aber natürlich erst kurz vor dem Spiel frisch gebracht werden. Außerdem war hier ein Tisch mit mehreren Stühlen für das Abendessen in einer Stunde. „Die Karten mit dem Menü liegen auf dem Tisch,“ erklärte der Mann, der sie hierher gebracht hatte. „Die mit den Snacks für das Spiel an den Tischen bei den Schausesseln, zusätzliche Funktionen des magischen Fensterglases werden vor Beginn des Einzuges beschrieben werden, eine Kollegin wird sich nachher um Ihre Bestellungen kümmern.“ Lucius nickte, gab dem Mann eine Münze als Trinkgeld, während er seine Söhne beobachtete. Draco suchte sich gleich seinen Sitz aus, testete, ob man es sich auch ja bequem machen konnte und machte sich sofort über die Leute unter ihnen lustig, irgendwo in der Menge schien eine handfeste Prügelei um einen besonders guten Platz ausgebrochen zu sein. Darian sah sich staunend um. Sein erstes Spiel hatte er schon in einer Loge verbracht, die er für toll gehalten hatte, aber inzwischen glaubte er, dass das eine der Billigsten gewesen sein musste, denn das hier war... Wahnsinn. Ein Raum mit weichen Teppichen ausgelegt und eingerichtet, wie ein Wohnzimmer, mit einem eigenen Bad, wie es aussah. Es erinnerte ihn eher an ein Luxuswohnzimmer, wie in Malfoy Manor. „Wow,“ flüsterte er. „Das ist... viel... größer, als bei meinem ersten Spiel!“ Lucius lächelte etwas, während Draco ein abfälliges Geräusch machte. „Du bist ja auch nicht mit Schluckern am Existenzminimum unterwegs!“, rief der Ältere vom Fenster aus. „Wir sind mächtig und reich! Vermutlich hat Dad die Karten auch noch geschenkt bekommen, weil sein Auftreten gut für irgendwen ist!“ „Draco“, mahnte Lucius nur, dann lächelte er aber. „Ja, ich habe die Karten vom Minister bekommen,“ gab er dann zurück. „Der Beste weiß, dass er sich mit mir gut stellen muss, wenn er die nächste Wahl gewinnen will,“ erklärte er Darian, der ihn fragend ansah. „Außerdem muss keiner sich hier um Geld Sorgen machen,“ erinnerte er, legte kurz seine Hand auf Darians Schulter. „Na los, geh auch gucken.“ Darian lächelte, trat zu Draco, der bereits die Funktionen des magischen Glases erkundet hatte und sie ihm nun erklärte. Man konnte sich Szenen näher zeigen lassen, oder in Zeitlupe nachlaufen lassen, an einem Eck des Glases. Er beobachtete die gesichtslose Masse unter ihnen, die ihm so unheimlich war, wie eh und je. Eine namenlose Bedrohung, die hin und her zu wallen schien. „Ist was?“, fragte Draco ruhig. „Ich... Menschenmassen machen mir Angst, das ist alles,“ erklärte er leise. „Da unten würde ich durchdrehen.“ „Dann ist ja gut, dass wir hier für uns sind,“ grinste Draco nur. „Die da unten haben eh kein Niveau! Guck! Da prügeln sie sich schon wieder!“ Lucius trat zu den Beiden, legte Darian eine Hand auf die Schulter. „Und hier hoch kommen sie sicher auch nicht,“ beruhigte er den Jüngeren. Er wusste ja, wie dessen Erfahrungen aussehen, das einzige Spiel, das der besucht hatte, war zu einer Katastrophe ausgeartet und er wusste, wie eine hirnlose Masse agieren konnte. „Also mach dir keinen Kopf, sondern genieß das Spiel. Und zumindest werden wir keinen Quaffel abbekommen.“ Draco grinste nur und sah weiter interessiert nach unten. „Weißt du schon, was sie dieses Mal beim Einmarsch bringen werden?“ Lucius grinste. „Das wirst du schon sehen...“ Darian beobachtete die Leute von der Scheibe aus, bis sein Vater ihn rief, um sich sein Abendessen auszusuchen. Was er auch tat. Er entschied sich schließlich für eines der Gerichte und einen Nachtisch, ein Eis, beides kam schnell und schmeckte köstlich. Es war ein friedliches Essen. „Kommt hier niemand mehr hin?“, fragte Darian leise. „Nein,“ lächelte Lucius. „Es gibt Dinge, die genieße ich gern allein. Es steht kein wichtiges, politisches Gespräch an, dass ich hier führen müsste, das hier ist ein Familienausflug.“ Draco grinste. Er wusste, das war nicht immer der Fall. Oft waren bei seinem Vater auch Mitglieder des Wizgamonts oder der Minister selbst und das Spiel war nur Nebensache. Aber Draco war sich auch ziemlich sicher, dass das hier auch vor allem für Ri war, der ja generell sehr menschenscheu war. Auch etwas, das Draco kaum hatte fassen können, als er es herausgefunden hatte. Darian wartete aufgeregt, und dann ging es los. Die ersten Maskottchen kamen auf das Feld, er klebte nun regelrecht an der Scheibe, bekam gar nicht mit, wie die Leckereien gebracht wurden. Popcorn in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Schokolade, Gummibärchen, Taccos, Chips, Flips und verschiedene Getränke, zusammen mit Fanbechern, die sie behalten konnten, auf denen Viktors Gesicht zu sehen war. Zumindest dann, wenn das Bild sich sehen lassen wollte. Aber dafür hatte Darian einfach keine Augen, er sah nur die Figuren auf dem Feld da unten, die Cheerleader, all die Anderen. Lucius lächelte, er hatte es sich in seinem Sitz bequem gemacht, in einer Hand ein Glas Brandy, in der Anderen einen Riegel edle Schokolade. Er beobachtete seine Söhne, die nun Beide an der Scheibe klebten, als endlich die Spieler einflogen, ihre Ehrenrunde drehten und anschließend Aufstellung nahmen, warteten, dass die Maskottchen und alle Anderen das Feld endlich verließen. Und kaum wurden die Bälle losgelassen, ging es los: Spieler flitzten in schier unglaublichem Tempo hin und her, Tore fielen im Minutentakt. „Da ist der Snitch!“, rief Darian auf ein Mal deutete auf die Luft und schien etwas zu verfolgen, dass nur er sah, Draco brauchte viel länger, bis er es fand. Darian hingegen verlor den Schnatz schnell wieder aus den Augen, er starrte nur noch auf Viktor, der wie ein Gott über den anderen Spielern zu stehen schien, er bewegte sich schneller, geschickter und eleganter als die Anderen. Er konnte seinen Blick nicht von dem Sucher wenden. Es ging einfach nicht. Es war wie ein Zwang, den Anderen ja nicht aus den Augen zu verlieren. „Er hat ihn!“, rief Draco nach etwas mehr als einer Stunde. „Ri, hast du das gesehen? Diesen letzten Stunt?! Das glaubt man nicht! Das war Wahnsinn!“ Darian lächelte, er war froh, dass es Viktor war, der den Schnatz gefangen hatte, er sah, wie der Andere strahlte. Eine von Ris Händen lag an der Scheibe. So gut würde er nie sein können. Das wusste er. „Ja,“ antwortete er, doch seinen Blick wandte er nicht ab, er sah weiter nach draußen, wie die Spieler zurück flogen, erst jetzt fiel ihm auf, dass es Andere waren, weniger, als am Anfang. Und zwei hatten blutige Spuren im Gesicht. Aber Viktor nicht, vergewisserte er sich, als der Sucher ganz nah an ihrer Kabine vorbei flog, ihnen für einen Moment zuzugrinsen schien. Was Darian so erschreckte, dass er zurück stolperte. Lucius hingegen hatte das Spiel sitzend genossen, ihm war aufgefallen, dass Darian ruhig beobachtet und nicht seine Begeisterung heraus gerufen hatte, wie Draco, doch er sah, dass der Junge glücklich zu sein schien. Auf seine Art. Er wartete, bis auch das magische Feuerwerk beendet war. „Dann sollten wir ins Hotel zurück, es ist fast Mitternacht,“ erinnerte Lucius seine Söhne sanft. Er wusste, die Beiden würden noch lang nicht schlafen, Draco würde reden, Darian würde zuhören, aber sie hatten beide ihren Spaß gehabt. Fred seufzte leise. „Ich halte immer noch nichts davon,“ merkte er an, sah dann auf ihr Material. Scherzartikel, die ihnen helfen sollten, die anderen Zwillinge mal zu trennen, da die ja immer zusammen zu stecken schienen. „Willst du nicht wissen, wo Harry ist und wie es ihm geht?“ „Schon, aber ich meine, der Junge sieht nicht so aus, als würde er eine harte Befragung von uns überstehen und ich will niemanden für sein Leben schädigen.“ „Keine Sorge, vorher hör ich schon auf,“ gab George zurück. „ich will nur endlich wissen, wo unser kleiner Bruder ist! Ich mein, bitte, er ist klein, dünn und hat Angst im Dunkeln! Und ich weiß einfach, dass die Malfoys was wissen! Ich hab es im Gefühl!“ „Schon gut,“ gab der Ältere nach und ging ein weiteres Mal die Sachen durch, nur um sicher zu sein, dass nichts davon eine schädliche Wirkung hatte. „Beobachten wir die Beiden eine Weile und sehen dann, wann Darian mal allein unterwegs ist, dann schnappen wir ihn uns.“ Oh, er hasste diese Idioten! Schon wieder war ihm Jemand in die Parade gefahren! Er hatte einen toten Potterklon abwerfen wollen, an diesem Wochenende, aber nun ging das nicht mehr! Statt Potter aufgrund von dessen Tod als unfähig hinzustellen, hätte er sich selbst bloß gestellt! Und das bis auf die Knochen! Man hätte seinen Ruf vernichtet, an dem im Moment ohnehin schon gesägt wurde! Von allen Seiten! Wie konnten es die Reporter wagen, ihn, den Weisen, anzuzweifeln?! Überall wurden Zweifel an ihm laut und er konnte es sich nicht leisten, dass diese noch lauter wurden! Er musste sich zusammenreißen und gute Mine zum bösen Spiel machen! Statt Potter los zu sein und endlich an sein Geld zu kommen, musste er nun den leidenden Vormund spielen, der diese Ratte suchte! Und er würde ihn, sollte er auftauchen, in die Arme nehmen müssen! Merlin, er ekelte sich schon bei dieser Vorstellung! Und dank dieser Gerüchte musste er sich danach noch monatelang zurückhalten, um einen weiteren Versuch zu starten, Potter zu killen, da er sonst sofort in Verdacht geraten würde! Die Gobblins verwehrten ihm seit Neuesten jeglichen Zutritt in die Potterkammern, mit der Begründung, dass der Junge volljährig sei und ihn nicht in den Kammern haben wolle! Woher hätte Potter das wissen sollen? Er hatte den Jungen mit allen Mitteln dumm gehalten! Der Bengel hätte nicht mal gewusst, wo er hätte suchen sollen! Irgendwer hatte Potter geholfen, aber Lupin, sein erster Verdacht, konnte es nicht gewesen sein, der Mann war erst einen Tag vor Beginn des Unterrichts wieder nach England gekommen und da musste Potter schon weggewesen sein. Das Schlimme war, dass er in drei Tagen vor das Wizgamont geladen wurde, um befragt zu werden, ob er noch fähig sei, eine verdammte Schule zu leiten! Sie hatten ihm keine neuen Ehren anerkannt, sie hatten ihm gesagt, es wäre nur Potter gewesen, denn er sei ja erst bei der Schlacht erschienen, als alles sein Ende gefunden habe, weswegen mit Sicherheit mehr Leute gestorben waren, als nötig gewesen sei! Man hatte ihm Gelder verweigert und ihm sogar gedroht, ihm zu nehmen, was er bisher habe! Man hatte ihn bloß gestellt! Aber er würde sich rächen, in dem Moment, wo er das Geld hatte! Und er würde es bekommen! Dafür hatte er gesorgt! Er wusste ja, Potter hatte kein Testament. Es war ärgerlich genug gewesen, dass Evans ihren Mann damals dazu bekommen hatte, ein Testament zu machen! Aber nicht noch mal! Nein, er würde seine Rache bekommen, er ließ sich so was nicht gefallen, nicht nach all den Bemühungen, die er in seine Planung gesteckt hatte! Wütend krachte er seine Faust auf den Schreibtisch, bevor er abrupt aufstand und ans Fenster trat. Nun, er würde härtere Maßnahmen ergreifen und entweder er schaffte es, Potter in den Selbstmord zu treiben, oder er würde den Bengel anderweitig um die Ecke bringen! Aber erst mal musste er die verdammte Ratte finden und er hatte keine Ahnung, wo er ansetzen sollte. Die Wenigen aus dem inneren Zirkel des Phönixordens waren schon seit einer Woche auf der Suche, unter der Auflage, Potter direkt zu ihm zu bringen, damit er den Bengel für sein Wegrennen erst mal bestrafen konnte, bevor er der Welt die Dankbarkeit für das Wiederauftauchen dieser Ratte vorheucheln konnte. Oh, Potter würde sich danach so was von wünschen, die Ferien nicht überlebt zu haben...! Und natürlich würde er wieder Zauber mit der Macht der Schulschilde weben, die verhindern würden, dass einer der Lehrer auf die dumme Idee kommen würde, dem Bengel zu helfen. Dazu kam, dass man ihm wieder mal dazwischen gefunkt hatte, der Schulrat zwang ihn, einen künftigen Lehrer auszubilden, einen Lehrer für Besenfliegen, ein vollkommen unsinniges Fach, dazu noch Viktor Krum, einen Starspieler mit den entsprechenden Allüren! Dessen Manager hatte ein riesiges Quartier mit Luxusmöbeln verlangt und er hatte es, laut dem Rat, auch noch stellen müssen, da es eine Ehre und gute Publicity für die angeblich heruntergekommene Schule sei, den Mann hier zu haben! Pah! Es war ihm egal, was Andere dachten! Diese Schule diente ohnehin nur einem Zweck! Um ihm Nachwuchs zu beschaffen und seinen Intrigen zu vertuschen. Darian war wenig begeistert, als er wieder in Hogwarts war. Er saß gerade auf Dracos und seinem Zimmer, er war gefürchtet, er hatte sich von den Weasleys schrecklich beobachtet gefühlt und dazu steckte ihm der Schreck in den Knochen, als vor einigen Tagen angekündigt worden war, dass Viktor Krum wieder hier nach Hogwarts kommen würde, dieses Mal als Lehrer. Und auch, wenn er es nicht wollte, es machte ihm Angst, dass der Andere wieder da sein würde. Eine Person mehr, der er konstant ausweichen musste. Er hatte es auch irgendwie geschafft, bei dessen Ankunft zu flüchten. Automatisch griff Darian zu dem Becher, der auf seinem Schreibtisch stand. Viktor war gerade in seinem Bild, schien ihm zuzuwinkern. Nein! Er wollte das nicht! Er wusste nicht, was er nicht wollte, aber es machte ihm Angst. Hastig warf er den Becher auf den Schrank, er rollte hinter die dort aufgebauten Koffer und hoffentlich würde er dort bleiben. Er wollte sich nicht mal mit dem Bulgaren befassen, er wusste nicht, warum er solche Angst hatte, aber er wusste, dass es gesünder wäre, es zu lassen. Und er hörte auf sein Unterbewusstsein. Es hatte meistens Recht. Dazu kam, dass Darian das Gefühl hatte, seinen gerade gewonnenen Bruder wieder zu verlieren. Er redete nur noch von Luna und davon, dass ihm das alles nicht passte und doch suchte der Andere dauernd ihre Nähe. Irgendwie fühlte er sich verlassen, dumm wie es war, denn er kroch ja trotzdem noch jede Nacht zu Draco und der ließ ihn. Aber tagsüber war er nun meist allein. Also hier oder bei Severus und half diesem bei Tränken. Heute hatte er sich hier verkrochen. Draco hatte ihn angeherrscht. Und das grundlos. Er hatte mit Luna geredet, wie in den letzten Tagen immer wieder, doch dann hatte sein Bruder sie gesehen und ihn erst von dem Mädchen weggezerrt und ihn dann angefahren, ob er versuchen würde, dem Anderen die Gefährtin auszuspannen. Das war auch gerade eben erst passiert. Und nun hatte Darian Angst. Er wusste nicht, warum Draco dachte, dass er was von Luna wollte, sie war schon seine Freundin gewesen, bevor er gewusst hatte, dass sie Beide verwandt waren. Er mochte die Blonde, weil sie auf ihn fast so was, wie eine beruhigende Wirkung hatte, sie war ruhig und musste sich nicht krampfhaft mit ihm unterhalten, sie war einfach nur mit ihm da gesessen, mehr hatte sie gar nicht getan. Kurz schniefte Darian. Er sah auf Dracos Bett, dann fasste er einen Entschluss. Schnell packte er einige wenige Sachen zusammen und huschte aus dem Zimmer. Er sah sich vorsichtig um, flüchtete dann tiefer in die Kerker, klopfte an den Eingang von Severus’ Quartieren und war froh, als er rein gelassen wurde. „Darian?“, fragte Severus ruhig, als er sah, wer da rein geschneit gekommen war. Er hatte den Jungen heut nicht erwartet, eigentlich hätte der jetzt sogar Quiddichtraining. Dazu kam, dass Dracos Bruder auch stur nach unten auf seine Füße sah. „Was ist los?“, fragte er ruhig. „Kann... kann ich.. die nächsten Tage... bei dir schlafen?“, fragte Darian leise, er versuchte, seine Stimme möglichst ruhig zu halten, was ihm aber nur schwer gelang. Er wollte doch nur zurück zu seinem Zimmer, aber er wusste auch, dass Draco ihn dann wohl rauswerfen würde. Der Andere war so sauer gewesen! „Habt ihr euch etwa gestritten?“, fragte Severus alarmiert, hob das Kinn des Jüngeren an und sah ihm ins Gesicht, sah einen Handabdruck auf dessen Wange und seufzte leise. Er hatte gewusst, dass der Friede zwischen den Beiden nicht ewig dauern würde, auch, wenn er keine Ahnung hatte, warum es zum Streit gekommen war. Vorsichtig strich er über die unterlaufene Wange. „Komm mit, ich werde erst mal das hier beseitigen, “ gab er zurück. „Dann sehen wir weiter.“ Darian nickte, er folgte dem Anderen ins Bad, wo der ihm einen Trank auf die Wange strich und er spürte praktisch sofort, wie der pochende Schmerz verklang. „Kann.. ich hier bleiben?“, bettelte er sofort wieder. „Ich... kann Irgendwas schneiden oder hacken!“, er wollte vor allem eines – nicht allein sein. „Geh ins Gästezimmer und mach deine Hausaufgaben,“ gab Severus schließlich nach. Er war sich sicher, dass Draco sich bis zum Abend beruhigt haben würde, egal, was nun vorgefallen war, und dass der Andere seinen Bruder dann holen würde. Bis dahin konnte er Darian tolerieren, vor Allem, da der Andere sich als eher still und gelehrig erwiesen hatte. Der Junge, den er mal so wenig gemocht hatte, hatte sich generell als ganz anders herausgestellt, als er gedacht hatte. Und Darian hatte ein unentdecktes Talent für Tränke. Wenn man ihm in Ruhe erklärte, was er tun sollte, begriff er schnell. Und wenn man ihm die Zeit ließ, den Stoff auch zu lernen. Erleichtert nickte Darian, holte seine Tasche aus dem Wohnzimmer und flüchtete regelrecht in das freie Zimmer in den Quartieren seines Patenonkels. Dort warf er seinen Rucksack auf den Boden, setzte sich auf das Fensterbrett und starrte nach draußen, aber ohne etwas zu sehen. Auf ein Mal fühlte Darian sich wieder vollkommen verlassen. Weg aus dem vertrauten Zimmer, weg von dem Bruder, der aus einem ihm nicht erfindlichen Grund so sauer auf ihn war. Er wollte doch wirklich nichts von Luna, er hatte nur mit ihr geredet und mit ihr geschwiegen! Denn sie hatten sich unterhalten, über Ron und Hermine, über den Krieg. Darüber, wie er herausgefunden hatte, wer er war. Darüber, wie glücklich er gewesen war, endlich eine Familie, einen Bruder und einen Vater zu haben. Und jetzt – auf ein Mal hatte er Angst, das schneller wieder verlieren zu können, als er gedacht hätte. „Miau...“ „Saga,“ lächelte er seine Dauerbegleiterin an, die inzwischen fast ausgewachsen war und die doch immer noch dauernd hinter ihn her schlich. Er wartete, bis sie auf seinen Arm gehüpft war, kuschelte sich an ihr weiches Fell. „Ich hab Angst,“ flüsterte er. „Ich wollte doch nicht, dass Draco sauer auf mich ist, ich hab nur mit ihr geredet, wirklich! Ich... will ihm nicht die Gefährtin wegnehmen, ich will niemanden lieben, das.... das bringt doch nur Ärger...“, er schniefte leise, lehnte den Kopf dann gegen das Fenster. „Und... jetzt ist Dray wütend auf mich...“ Saga maunzte leise und tapste etwas auf Darians Arm herum, wie um ihn zu trösten. Darian lächelte etwas. Es war fast wie Hedwig. Die hatte auch immer versucht, ihn zu trösten. Er lehnte seinen Kopf ans Fenster. Kurz überlegte er sich, ob er mit seinem Vater reden sollte, doch dann sah er davon ab. Er wollte keinen Streit verursachen oder Mitleid, oder Draco Probleme machen. Er wollte nur, dass alle glücklich waren. Also blieb er einfach sitzen und sah nach draußen, versuchte, an was Anderes zu denken. Doch da war auch die Angst, Angst vor der Nacht. Allein. Das erste Mal seit Draco ihn als Bruder anerkannt hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)