Black Crow von Hinatara (Akatsuki Tribute) ================================================================================ Kapitel 13: Nachrichten ----------------------- Es starrte sie an. Tiefschwarze Augen, ohne Glanz. Fell eisgrau, zu allen Seiten abstehend. Und immer wieder kratzte es mit der Kralle über Papier, welches den ganzen Boden ausfüllte. Haruka starrte nur zurück, denn sie versuchte krampfhaft ein Wort zu finden, mit der sie diese Gestalt beschreiben konnte. Es grunzte und blinzelte zweimal schnell hintereinander. Das ganze graue Fell schüttelte sich einmal. Eine der kratzenden Krallen streckte es zu ihr aus, aber es zögerte. Dann kam der Wind, wirbelte den Papierboden auseinander und nahm das namenlose Geschöpf mit sich… Das Mädchen blinzelte müde und schlug die Augen schließlich, gegen die sanften Sonnenstrahlen, die durch das Blätterwerk fielen, ankämpfend, ganz auf. Sie sah Naruto, wenige Meter neben sich, der leise vor sich hinatmete. Hinter sich hörte sie etwas auf Papier kratzen. Fast hätte sie das Tier aus ihrem Traum erwartet, aber es war nur Jiraiya, der konzentriert an einem Baum lebend die Feder über eine weiße Buchseite tanzen ließ. Neben ihm lehnte die große Schriftrolle, die er normalerweise immer auf dem Rücken trug. Haruka beobachtete ihn eine Weile beim Schreiben, bevor sie sich aufsetzte und streckte. „So früh wach?“, murmelte er, ohne hochzusehen. „Könnte ich auch zurückfragen.“ „Ich muss auch arbeiten.“ „Arbeiten?“ Interessiert rückte Haruka etwas näher, und strich sich bei der Gelegenheit auch noch ihr vom Schlafen zerknittertes Oberteil grade. „Was schreibt Ihr denn da, Jiraiya-san?“ „Ein Buch.“ Die goldbraunen Augen blinzelten erstaunt auf undzu. „Wirklich? Seid Ihr Autor?“ „Sozusagen.“ Der Blick des Mädchens glitt auf seine Tasche, aus der ein weiterer Buchrücken ragte. „Darf ich es vielleicht lesen?“ Er wirkte plötzlich etwas verlegen. „Ich glaube kaum, dass dich die Thematik interessiert. Es orientiert sich eher an Männern…“ „Egal, ich lese alles.“ Sein Blick wurde noch zweifelnder. „Ich habe so lange kein richtiges Buch mehr in der Hand gehabt, bitte!“ Gefolgt von einem tiefen Seufzen griff er in seine Tasche und reichte es ihr. „Beschwer dich nachher aber nicht.“ „Garantiert nicht.“ Der weißhaarige Eremit sah gespannt, wie sie die ersten Seiten aufschlug – ihre Reaktion wollte er wirklich nicht verpassen. Neben Naruto und Kakashi sah er selten jemandem beim Lesen seiner Bücher zu. Aber ihre Reaktion enttäuschte ihn fast: „So etwas schreibst du?“ Sie hob nicht einmal den Blick. „Ja. Habe mir schon gedacht, dass es dir nicht gefällt…“ „Das habe ich nicht gesagt.“ Dann widmete Haruka sich wieder still den nächsten Zeilen. Mehr die keckernden Eichhörnchen auf den Bäumen über ihr als Jiraiya, der sie ungeduldig mit dem Fuß anstupste, ließen Haruka zurück aus der Buchstabenwelt in den Wald finden. „Komm schon, wir wollen weiter.“ Entschuldigend reichte sie Jiraiya sein Buch und schloss sich Naruto an, der gerade beim Packen war. „Meint ihr, wir kommen noch in dieser Woche im Dorf an?“ „Sicherlich. Wenn wir nicht trödeln.“ Haruka rollte ihre Decke zusammen und griff nach Konans Taschen. Ein Stück Papier lag hinter ihnen im dunklen Gras und das Mädchen blinzelte erstaunt. Schien ein Papierflieger zu sein. Wo kam der her? „Wir sind ja keine Schnecken, perverser Eremit! Aber wir müssen auch ganz viel trainieren!“ „Das ist mir bewusst…“ Fragend hob Haruka das Papier auf. „Für meine Imouto-chan“, stand darauf. Konan? Verblüfft faltete sie den Brief auseinander. „Jetzt bist du schon über drei Monate weg…“, lauteten gleich die ersten Zeilen, grußlos, das schien sich für Konan schon mit der Adresse erledigt zu haben. „Ich muss zugeben, ich vermisse dich. Zwar wollte ich dir schon lange schreiben, aber diese Art der Vermittlung kostet mich so viel Chakra, dass ich es einfach nicht oft anwenden kann, wenn ich gleichzeitig noch Pains Missionen erledigen muss. Und falls du dich jetzt fragst, wie dich der Brief finden konnte: Ich kann mein eigenes Chakra finden, und das trägst du in dem zusammengefalteten Papier mit dir. Mach dir also keine Sorgen, ich kann dich im Notfall immer irgendwie aufspüren.“ Ein kurzes Lächeln stahl sich auf Harukas Lippen. „Wie geht es dir überhaupt? Von Pain soll ich fragen, wie die Mission läuft. Deidara und Kisame fragen ständig nach dir, aber ich kann sie leider immer nur vertrösten. Und weißt du was, insgeheim scheint selbst Itachi das zu interessieren. Weiß der Henker warum. Schreib doch bitte zurück, damit wir alle was beruhigter sein können. Deine Antwort kannst du einfach auf die Rückseite schreiben, falte alles wieder zusammen und lass das Papierchen einfach fliegen, es findet seinen Weg. Bis hoffentlich bald, Konan.“ „Haruka-nee-chan! Wo bleibst du?!“ Narutos Zuruf ließ das Mädchen zusammenfahren. „Sofort!“ Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, als sie merkte, dass sie angefangen hatte, zu weinen. Nein, sie war nicht traurig. Es war einfach dieses wunderbare Gefühl, dass es da draußen jemanden gab, der an sie dachte, dass sie etwas hatte, wohin sie immer zurückkehren konnte. Wie lange war dieses Gefühl schon her? Hastig knotete sie sich die Taschen fest und holte Jiraiya und Naruto ein, die schon die ersten Schritte vorgegangen waren. Oh ja, sie würde Konan zurückschreiben… „Konan, du weißt gar nicht, wie sehr ich mich über deine Nachricht gefreut habe. Ich habe schon so oft an euch gedacht, am Liebsten würde ich jeden Tag einfach umkehren. Aber Pains Aufgabe hat natürlich Vorrang. Richte Deidara, Kisame und Itachi aus, dass ich gerührt über ihre Sorgen bin, aber das ist nicht nötig. Ich komme gut klar. Seit zwei Monaten bin ich mit zwei Shinobi aus dem Feuerreich zusammen unterwegs, sie sind sehr nett. Der eine ist Autor und gibt mir inzwischen alle seine Bücher zu lesen. Manchmal ist er etwas seltsam, ich muss meistens bei den Onsen kontrollieren, ob er nicht spannt, bevor ich das Wasser genießen kann. Aber schätze, er lernt langsam, dass ich ihn das nicht machen lasse. Der Jüngere ist unglaublich verständnisvoll für sein Alter. Ich kann mir gut vorstellen, wenn ich einen kleinen Bruder hätte, wäre er ähnlich wie dieser Junge geworden. Er hat mir von Anfang an beim Training geholfen und zeigt mir viele Jutsus, die ich noch nie gesehen habe. Zwar weiß ich, dass ich für diese Jutsus das Chakra nicht habe, aber es ist bestimmt nicht schlecht, sie schon einmal gesehen zu haben – und ich glaube schon, dass ich Fortschritte gemacht habe. Was mir Sorgen bereitet ist, dass ich noch nichts über diesen Hidan herausfinden konnte. Aber ich denke, das Problem hebt sich auch noch. …Weißt du, Konan… der Regen, der hier die letzten Tage eingesetzt hat, erinnert mich an Zuhause. Du kennst das ja, der ewige Dauerregen… Ich habe erwartet, dass diese Gedanken mich traurig machen, aber – es geht. Es geht wieder. Es ist ein schönes Gefühl, wieder irgendwo hin zu gehören. Ich werde euch nicht enttäuschen! Haruka“ Deidaras Augenbrauen rutschten ein Stück zusammen, als Konan ihnen bei der Hologrammversammlung von dem Brief erzählte. Shinobi aus dem Feuerreich also… Er biss sich auf die Lippen. Nett also… „Alles klar? Können wir weiter?“ Sasori sah ihn unverändert an, aber Deidara war sich sicher, er wusste genau, was los war. „Natürlich, un. Es ist nichts.“ „Sehr gut, bei Haru-chan ist alles in Ordnung.“ Kisame ließ die Hände sinken und ließ die Schultern kreisen. Lange Versammlungen waren nichts für ihn, immerhin aus dieser hatte er eine positive Nachricht erhalten. Über die Schulter hinweg warf er einen Blick auf Itachi, der hinter ihm auf dem Felsen saß und gerade auch das Fingerzeichen löste. Er schien ihm gar nicht zuzuhören. „Was meinst du, Itachi-san? Wir sollten langsam unser Gepäck loswerden… Hiermit fallen wir unangenehm auf.“ Er hob Samehada auf und hiefte es sich waagrecht über die Schulter. Auf Samehade hingen die Leichen dreier gesuchter Verbrecher. „Das Geld für die wiegt sicher weniger.“ Itachi erhob sich ebenfalls und hustete leise, was Kisame einen leicht entsetzten Blick entlockte. „Werd mir ja nicht krank, Itachi-san! Ich habe keine Lust, auch noch dich zu bemuttern.“ „Klappe“, knurrte der junge Uchiha und stiefelte unbeeindruckt an ihm vorbei, um wieder auf den mit Sand aufgeschütteten Weg über die Wiesen um sie herum zu kommen. „Ist es noch weiiit?“, nörgelte Naruto und ließ, wie aus Protest, sein Magenknurren hören. „Ja, es ist noch weit“, entgegnete der Weißhaarige, wenig geduldig. Es war auch erst das 30. Mal, dass Naruto ihn fragte. „Wieso beschäftigst du dich nicht irgendwie?“ „Wie denn?“ Gelangweilt kickte er einen Stein vor sich her. „Wir laufen doch.“ „Wie wäre es mit einem Wettrennen?“, schlug Haruka vor, Jiraiya unter die Arme greifend. Naruto blinzelte kurz, als ob er über den Vorschlag nachdachte. „Drei, zwei, LOS!“, rief er dann und war auch schon weg. „Hey, wir haben noch gar nichts abgesprochen!“ Lachend versuchte Haruka, wieder aufzuholen. Hinter sich hörte sie nur noch ein gequältes Seufzen, bevor auch Jiraiyas Schritte schneller wurden. Ja, sie hatte viel gelernt die letzten Monate. Insbesondere ihre Ausdauer hatte sich verbessert, mit ihr das Taijutsu und ein klein wenig ihr Ninjutsu. Zwar waren es nur kleine Erfolge, aber sie reichten, um Haruka Mut zu geben, weiter zu machen. Sie nahm etwas mehr Schwung und schloss zu Naruto auf. Der war, im Gegensatz zu ihr, noch gar nicht außer Atem. Er nahm Rücksicht auf sie, und dafür war sie ihm Dankbar. „Den Weg!“, entschied der Blonde Junge und bog scharf ab. Jiraiya, irgendwo weiter hinten, protestierte, aber Naruto lachte nur. Und Haruka schloss sich ihm an und konzentrierte sich auf ihren sich möglichst gleichmäßig senkenden und hebenden Brustkorb. Es war eine sehr waldige Gegend, zwischen den Bäumen spross Gras und zwischen dem Gras Moos, durch den Schatten der Blätter angelockt. Sie hatte schon Kaninchen hier gesehen, hin und wieder Füchse und sehr viele Rehe. Das Feuerreich war wirklich schön, besonders, da es hier nicht ganz so häufig regnete wie in ihrer Heimat und nicht so heiß war wie im Reich der Winde. Das Klima war eher wie im Reich der Flüsse, wo Akatsuki sich traf… „…Wie weit schaffst du noch?“ Wie lange waren sie schon gerannt? „Nicht mehr weit“, brachte Haruka stockend hervor. Naruto nickte leicht und hielt auf einer Lichtung, die an einer flachen Klippe endete. Erschöpft ließ Haruka sich ins Gras sinken. „Hey, du hast es schon weiter als gestern geschafft“, munterte er sie auf und sah sich dann um. „Beeil dich mal, perverser Eremit!“ Weiter als gestern… so musste es immer sein. Immer ein Stück weiter, ein Stück besser, als am Tag zuvor. Sie hob den Kopf und übersah die nächsten kleinen Waldstrecken auf den Hügeln unter sich. „Sag, Naruto, ist das ein Dorf?“ Sich selbst unsicher zeigte sie auf einen Hügel am Horizont. An dessen Fuße schien etwas zu sein, das wie ein kleines Dorf aussah, aber es wurde so von den Tannen des Waldstücks davor verdeckt, dass sie sich nicht sicher war. Neben sich spürte sie Jiraiyas Schritte im Gras, der stehen blieb und angestrengt zum Horizont sah. „Stimmt“, murmelte Naruto. „Aber perverser Eremit, war das nächste Dorf nicht noch ein paar Tage entfernt? Ist das ein ganz Neues?“ „So schnell wachsen keine Dörfer, Naruto.“ „Aber wir können doch trotzdem dort ein paar Tage bleiben, oder? Ich meine, wenn es schon da ist…“ Jiraiya nickte zustimmend, nachdem er sich vergewissert hatte, dass auch Haruka nichts dagegen hatte. „Also auf zum geheimnisvollen Geisterdorf.“ „Geisterdorf?“, horchte Naruto auf und verlangsamte seine stürmischen Schritte den Hang hinab. „Das ist doch ein ganz normales Dorf, oder?“ „Wer weiß“, grinste Jiraiya und lief weiter an ihm vorbei. „Vielleicht ist es ja nicht auf den Karten, weil-“ „Jiraiya-san!“, ermahnte Haruka. „Wenn es dort Geister gibt, hätten wir wieder was zu trainieren, oder?“ Jetzt nickte auch Naruto lächelnd. „Stimmt! Worauf warten wir!“ Je näher sie dem Dorf kamen, desto stiller wurde die Gegend um sie herum. Als sie schließlich vor der halb verwachsenen Mauer ankam, in der eine dunkle, vermoderte Holztür nur halb in den Angeln hing und den Blick auf einige mit Unkraut behangene Gebäude freigab, waren sich auch Jiraiya und Haruka nicht mehr ganz so sicher, ob es hier noch lebende Bewohner gab. „Bleibt lieber erst einmal draußen“, beschloss Jiraiya, ohne, dass sie vorher ein Wort zu ihren Vermutungen gewechselt hätten. „Ich schau mich da drinnen was um. Sucht euch eine Lichtung und trainiert etwas, in Ordnung?“ Haruka und Naruto nickten nur wie betäubt und ließen Jiraiya dann alleine durch die Mauer schreiten. Naruto schien einfach ein Gespür für schöne Plätze zu haben. So, oder so ähnlich. Als der Blonde sich mit einem Freudenschrei auf die mit gelben Blumen überwachsene Klippe fallen ließ und Haruka ihren Blick durch die Ferne streifen ließ – man konnte ewig weit schauen – konnte sie nicht anders, als sich neben ihn zu schmeißen und die wenigen Wölkchen am Himmel zu betrachten. „Das Wetter ist wieder so schön geworden, vielleicht kommt der Winter ja gar nicht“, vermutete Naruto lächelnd und streckte den Arm aus, als versuche er, die Wolken zu fangen. „Nicht eine Regenwolke“, bemerkte Haruka, als sie den Himmel weiter absuchte. „…Wenn das meine Eltern gesehen hätten…“ „Was ist mit deinen Eltern passiert?“ Sie spürte, dass der Junge sich aufgesetzt hatte und sie anstarrte. „Sie sind gestorben.“ „Oh… tut mir Leid…“ Seine Hand verkrampfte sich in einem Grasbüschel. „Was ist mit deinen?“ „Ich habe sie nicht kennen gelernt.“ Schweigend sah Haruka zu ihm. Es musste schwer sein, von klein auf ganz alleine aufzuwachsen, vielleicht nicht so schwer, wie die Eltern gehen zu lassen, die man kannte, aber bestimmt fast ebenso bedrückend. Aber dafür… „Aber dafür hast du etwas ganz Besonderes.“ Naruto hob den Kopf an. „Deine Gegenwart lässt einen alles Schlechte vergessen.“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Danke, Haru-“ Beide zuckten zusammen, als es hinter ihnen raschelte. Aber da war nichts. „Seltsam, mir war, als hätte ich etwas gehört…“ „Ich auch…“ Etwas streifte ihr Bein, doch als Haruka sich wieder nach vorne drehte, war da nur noch der Schatten eines Menschen und ein zuckender Schmerz am Hinterkopf, der sich bis in ihr Sichtfeld ausbreitete und es schwarz ausmalte, bis nichts mehr übrig war… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)