Black Crow von Hinatara (Akatsuki Tribute) ================================================================================ Kapitel 28: Vertrauen --------------------- Hidans größte Herausforderung begann bereits am nächsten Tag – Geduld. Das schwarzhaarige Wiesel ließ ihn nicht mehr aus den Augen und das Mädchen hielt Abstand – vermutlich hatte ihr Macker sie gewarnt. Fraglich war für Hidan weiterhin, was Haruka bei dem Verlierer wollte, aber über die Psyche der Frau hatte er sich noch nie viele Gedanken gemacht. Es reichte, wenn er an sein Ziel kam, aber das erwies sich diesmal als regelrecht schwierig. Zu seinem Glück wusste der blaue Riese von allem nichts, denn ansonsten hätte er vermutlich die scharfen Schuppen des großen Schwertes spüren müssen – was Hidans Plan nicht gerade förderlich gewesen wäre. Seine innere Ungeduld verfluchend schaffte der Jashinist es aber tatsächlich, sich einige Tage komplett von dem Mädchen fern zu halten. Ihre alarmierte Haltung in seiner Nähe sank, wie Hidan es erwartet hatte, aber entgegen seiner Erwartungen blieb der Uchiha wachsam. Missmutig über diesen Rückschlag in seiner Planung stapfte Hidan weiter hinter der kleinen Gruppe her und geiferte an, wer immer ihm in den Weg kam. An diesem Morgen hatte er allerdings noch ganz andere Sorgen. „Ich muss etwas für mein Ritual auftreiben.“ „Das sagtest du bereits“, erklärte Kisame genervt, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. „Ich hänge schon hinterher, Fischfresse. Bei den nächsten Menschen, die ich sehe, werden wir also stoppen müssen.“ Die vor ihm laufenden verdrehten die Augen – immerhin waren sie, wie so oft, in den Wäldern unterwegs und Bewohner der umliegenden Dörfer hier anzutreffen, aber auch, da Haruka ihn von seinen letzten potentiellen Opfern abgebracht hatte. Irgendetwas schien sie veranlasst zu haben, die kleinen Kinder zu schützen – dabei hätten sie doch höheren Zwecken dienen können. Aber das verstanden diese Atheisten nun einmal nicht. Beunruhigt, da sein letztes Ritual tatsächlich schon viel zu lange her war, knurrte Hidan einen Fluch und spuckte aus. Dass es seine Mitreisenden nicht beeindruckte, wusste er inzwischen, aber irgendwie musste er seinem Ärger Luft machen. Der blauhaarige Riese hatte inzwischen den Uchiha eingeholt und sie tauschten einige wenige Worte, die Hidan nicht verstehen konnte. Was sollte das jetzt wieder? Wollte man ihn wieder ärgern? Doch bevor Hidan ganz aus der Haut fahren konnte, blieben die beiden Akatsukis und Haruka stehen und drehten sich zu ihm um. „Einen Kilometer entfernt hängen uns seit einigen Tagen drei Kopfgeldjäger an den Fersen. Früher oder später würden die uns eh einholen…“ Ein breites Grinsen schmückte das Gesicht des Weißhaarigen. „Das sind endlich mal gute Nachrichten! Welche Richtung?“ „Auf sieben Uhr.“ Beschwingt trennte Hidan sich von seiner kleinen Reisegruppe und machte sich auf den Weg. Ja, vermutlich war es nicht einmal schlecht, einen Chakrasensor in seinem Umfeld zu haben. Das ersparte einem das lästige Suchen nach Opfern für Jashin! Ohne auch nur den Versuch zu machen, unbemerkt zu bleiben, schlug Hidan sich einen Weg durch das Geäst, griff seine dreischneidige Sense als er drei Personen vor sich ausmachte und preschte geradewegs – was sollte ihm schon geschehen? – in die drei Shinobi, welche gerade eine Rast machten. „Guten Morgen, Arschlöcher!“ Er erhaschte einen kurzen Blick auf die drei Männer, die geübt vor ihm aus dem Weg sprangen. Der erste war ganz in schwarz gehüllt, man konnte nur seine Augen erkennen, doch selbst die lagen im Schatten seines Anzuges. Der Zweite war sehr kräftig gebaut, was an seinen Haaren übrig war grenzte wie ein V seinen Kopf ein, während er gar keine Oberbekleidung trug. Stattdessen lag eine Axt in seiner Hand. Der dritte, der einen seltsamen Kopfschmuck aus zwei dünnen Holzstäben trug schwang eine Lanze und ging zuerst zum Gegenangriff über. Hidan blockte den Stich, der für einen Normalsterblichen sicher tödlich gewesen wäre. Die drei Männer wechselten einen kurzen Blick, dann sprangen die beiden anderen davon – wohin, das konnte Hidan auch ohne ein Gespür für Chakra zu haben sagen: zu dem Rest seiner Gruppe. Hätte er sich Sorgen gemacht – was definitiv nur in Harukas Fall im Bereich des möglichen liegen würde – so hätte er keine Chance gehabt, sie zu verfolgen, denn der Lanzenkämpfer hielt ihn im Schach, indem er komplizierte Kombinationen aus Hieben und Stichen verwendete. Aber Hidan machte sich keine Sorgen, und er wurde bestätigt, als die erste Kaskade neben ihm die Bäume niederriss. Gleich darauf tauchte auch wieder der Shinobi mit der Axt aus, der den Uchiha und das Mädchen verfolgte. Geschickt stellte er sich dabei nicht an, was Hidan eher beunruhigte, war der Schwarzgekleidete. Als sein Kamerad gerade wieder ins Leere geschlagen hatte und nun Kisame gegenüberstand, nutzte er seine Möglichkeit und hastete an Itachi vorbei, das Mädchen auszuschalten. Hidan sah, wie Haruka das Fingerzeichen ihres Kekkei-Genkais schloss, aber er sah auch etwas ganz anderes – etwas, das der andere Akatsuki mit seinem Sharingan auch bemerkt hatte, als sein Gegner zum Schlag ausholte. „Haruka!“ Sorry Freak, aber das ist mein Auftritt!, dachte Hidan, schlug den Lanzenkämpfer zur Seite und war dann schon an Harukas Seite, um ihren Gegner einen gezielten Tritt unter das Kinn zu geben. Das Messer, das aus einer Haltung an dem Armgelenk des Schwarzgekleideten geschossen war, verfehlte sein Ziel. Bevor der Shinobi sich sammeln konnte, stand ihm schon Itachi im Weg. „Lass das mal deinen Macker machen“, grinste der Jashinist, als er Haruka zur Seite zog – darauf bedacht, seine Hand genau so weit über der Hüfte zu halten, wie er es durfte, ohne Bekanntschaft mit Harukas Faust zu machen. „Halt dich lieber an mich.“ Ihr Blick sah nicht überzeugt aus, aber sie versuchte sich nicht von seinem Griff zu befreien. „Vorsicht.“ Einen Blick nach hinten werfend sah Hidan gerade noch den Schatten seines zuvorigen Gegners, hob das Knie an, um den Schlag mit der Lanze zu stoppen. Ein metallisches Klingen ertönte, als die Lanze auf das Stirnband, das Hidan unter seiner Hose am Bein geknotet trug, zusammentraf. Haruka lehnte sich zurück und kickte ihrerseits den Lanzenträger zu Seite. „Du willst sie opfern, oder nicht?“, knurrte das Mädchen. „Dann-mach-endlich!!“ „Ja, ja!“, nörgelte Hidan zurück und schwang erneut seine Lanze. Sein Gegner rappelte sich gerade wieder auf, also hatte Haruka ihr Kekkei-Genkai nicht angewandt, um ihn umzubringen. Stattdessen sah seine rechte Schulter seltsam aus – vielleicht gebrochen? „Du hast seine Schulter zerstört? Guter Zug!“, grinste der Weißhaarige, aber Haruka antwortete nicht. Als Hidan kurz aufatmen konnte, da der Lanzenkämpfer jetzt nur noch zurückwich, statt aktiv zu kämpfen, sah er auch warum: Itachi hatte den Schwarzgekleideten immer noch nicht niedergerungen. Die Erklärung war nicht übersehbar: aus nahezu jeder Falte dessen Kleidung ragten jetzt scharfe Klingen, sodass jede Drehung seines Körpers bereits zu einem tödlich Angriff werden konnte. Hidan atmete scharf aus. Schienen ausgebildete Jo-Nin zu sein, diese Shinobi. Sonst hätte Mister Cool mit seinem Genjutsu leichtes Spiel gehabt. Der dürre Lanzenkämpfer hatte sich – durch Hidans Unaufmerksamkeit – etwas entspannt. Jetzt rief er zu seinem Kumpan zu: „Hör auf zu spielen, Aki, sonst werden wir hier nie fertig!“ Der Schwarzgekleidete rührte sich auf diesen Zuspruch, ritzte sich kurz über den eigenen Handrücken und rammte seine Handfläche auf den Boden. „Kuchiyose no Jutsu!“ Mit einem gewaltigen Getöse stieg eine riesige Gestalt hinter dem Beschwörer in die Höhe – ein gigantischer Tengu mit vier bewaffneten Armen und einen scharfen Adlerschnabel, der noch die höchsten Tannen um Meter überragte. Der Oberkörper war von dunkelbraunen Federn geschmückt, während die kurzen Beine von einem dreckigen Lendenschurz bedeckt waren. „Nehmt das!“, rief der Beschwörer und der Tengu hob einen der vier Schwertarme… und ließ ihn auf den Boden fallen! Die Druckwelle des Angriffes und der Ansturm von durch die Luft gewirbelter Erde schlugen Hidan zurück, und das nächste, was er spürte, war ein wohlbekannter Schmerz aus der Bauchgegend: einer der Äste der umliegenden Bäume war ihm quer durch den Magen gerammt worden. „Ey, leckt mich! Wisst ihr, wie scheiß weh das tut!“ Aber er wurde ignoriert, der Schwarzgekleidete zu Füßen des Tengu und vor dem gewaltigen Spalt, den das Wesen mit seinem ersten Angriff in den Waldboden geschlagen hatte, streckte ruhig den Arm aus. „Dezimieren wir zu erst ihre Anzahl.“ Ein wenig zu spät erkannte Hidan, auf wen seine Hand zeigte – das hustend auf dem Boden sitzende Mädchen reagierte ebenso spät, da hatte der Tengu schon die Schwertarme gehoben. „Scheiße!“, fluchte Hidan und versuchte, sich loszureißen, doch die kleinen Äste hatten sich wirkungsvoll in seinem Körper verhakt. „Honey!“ Kisame, in einiger Entfernung von ihm, schloss bereits Fingerzeichen, um einen schützenden Wasserwall zu beschwören, aber selbst der Jashinist, der keine Erfahrung mit auf Wasser basierenden Jutsus hatte, erkannte, dass es vermutlich nicht den ganzen Schlag stoppen würde. Stattdessen reagierte der Uchiha. Er war schneller bei Haruka, als der Tengu seinen Angriff ausführen konnte, aber ihm blieb keine Zeit, das Mädchen aus der Gefahrenzone zu bringen. Im Gegenteil – er blickte dem tödlichen Stoß ohne Furcht entgegen. Hidan wollte seinen Augen nicht trauen, als sich etwas um den Nuke-Nin, den er bisher unterschätzt hatte, bildete, an die Größe des Tengus heranwuchs und den Schlag mit einem schnell entstandenen Schutzschild blockte. Das rote Chakra Itachis bildete einen gerüsteten Krieger aus, der ebenso schnell zum Konter überging, wie er gekommen war – der Tengu wurde mit einen Schlag in zwei geteilt und stürzte vernichtet zu Boden. Der zweite Schwung seines Schwertes zog den ersten der Kopfgeldjäger in den Tod. „Geil“, grinste der Weißhaarige fasziniert und riss sich endgültig vom Baum los. Noch etwas anderes blieb ihm aber nicht verborgen – Itachi war am Ende seiner Kräfte. Bereits das Beschwören des Chakrakämpfers schien ihn dermaßen zu erschöpfen, dass seine Knie bebten. Auch dem Mädchen war das nicht verborgen geblieben. Nach dem ersten Schock richtete sie sich wankend auf. Eine sanfte Berührung an seiner Schulter, eine schnelle Nutzung ihres Kekkei-Genkais - und Itachi brach ohnmächtig zusammen. Der riesige Krieger löste sich auf. Noch von dieser unerwarteten Wendung überrascht starrten die zwei übrigen Kopfgeldjäger die wütende Kunoichi an. Kisame nutzte diesen Moment für sich und trennte dem ersten den Kopf von den Schultern. Den zweiten schlug er lediglich auf den Boden. „Der gehört dir, Hidan“, erklärte er ruhig. Hidan warf noch einen Blick auf den bewusstlosen Mitstreiter, den Haruka schwer atmend, aber offensichtlich genauso wütend anstarrte, dann packte er seine Sense. „Geht klar.“ Das erste, was Itachi ins Blickfeld rückte, war Kisames hämisch grinsendes Gesicht. „Sieh an, willkommen zurück unter den Lebenden, Itachi-san.“ Der Schwarzhaarige selbst fand die Situation nicht einmal halb so komisch. Er richtete sich mit einer fließenden Bewegung auf und suchte die Umgebung nach Haruka ab. Sie stand am Rand der Lichtung und hatte ihnen den Rücken zugewandt. Von Hidan war nichts zu sehen. „Was sollte das, Haruka?“ „…Die Frage sollte ich dir stellen, nicht?“, gab sie kalt zurück, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. „Denkst du, ich habe dir dein Leben gerettet, damit du dich mit deinem nächsten Jutsu umbringst? Wenn dem so ist, steh ich dir das nächste Mal nicht im Weg.“ Kisame versuchte, Itachi zurückzuhalten, doch er schlug die hilfreich gemeinte Hand aufgebracht weg. „Kein Problem! Ich habe die Shinobi gerne daran gehindert, dich zu töten!“ Endlich drehte sich das Mädchen um. Ihre Augen waren braun wie Tannenholz, ihre Hände zu Fäusten geballt. Vermutlich hielt sie nur die räumliche Distanz zu Itachi davon ab, ihrem Ärger durch diese Luft zu machen. „Habe ich um deine Hilfe gebeten?! Kisames Wassermauer hätte den Angriff genauso abhalten können!“ Kurz war Itachi perplex. Als er gesehen hatte, dass der Tengu auf Haruka zielte, hatte er tatsächlich nicht mehr auf Kisame geachtet. Aber dass er vielleicht ein wenig zu früh eingeschritten war, sah er nicht ein. „Gut, das nächste Mal wirst du es sein, die mit den Verletzungen klar kommen muss.“ Sie erwiderte darauf nichts. Ihr Blick senkte sich, dann drehte sie sich um und lief in den Wald. „…Wunderbar hinbekommen, Itachi-san“, sagte Kisame ironisch und Itachi hielt sich zurück, ihn nicht wütend anzugiften. Auch er drehte sich um und lehnte sich an einen der hohen Bäume. Das war nicht so gelaufen, wie er gehofft hatte. Er hatte Haruka nicht verärgern wollen, noch hatte er wirklich nachgedacht, bevor er eingeschritten war. Vielleicht… ja, vielleicht hätte er es tatsächlich Kisame zutrauen müssen, sie aus der misslichen Lage zu holen…? „Du solltest dich entschuldigen, Itachi-san.“ „Wofür? Dass ich sie versehentlich gerettet hatte?“, gab er uneinsichtig zurück. „Sie macht sich nur Sorgen.“ Der blaue Riese trat an ihn heran, ohne ihn zu zwingen, sich umzuwenden. „Mangekyou-Sharingan raubt dir die Sehkraft – ich wette, das weiß Haru-chan auch. Und Susanno’o ist deine aufwendigste Kunst. Wenn du dir in Erinnerung rufst, wie du vor ein paar Monaten ausgesehen hast, wirst du doch wohl auch verstehen, warum sie jetzt so reagiert?“ Itachi schwieg beharrlich, obwohl er zugeben musste, dass Kisame Recht hatte. „Es ist ja verständlich, dass du jetzt mehr auf Haru-chan achtest. Aber sie ist ein starkes Mädchen, vergiss das nicht. Und sie macht sich um dich genauso viel Sorgen, wie du um sie, aber mit solchen Aktionen bestätigst du ihre Furcht nur.“ „Ja…“, meinte der Uchiha nachdenklich, und sein Partner grinste, wissend, dass er es eingesehen hatte. Hidan war ein wenig enttäuscht – der letzte der Kopfgeldjäger hatte sich nicht so sehr gewehrt, wie er erhofft hatte. Ihre Schmerzen zu teilen war für ihn selbst amüsanter, wenn sie vorher um Gnade winselten wie räudige Straßenköter. Ein wenig unzufrieden stapfte er so durch das Unterholz zu der Stelle, wo seine Mitstreiter warten wollten. Seine Wunden – vom Kampf und der Opferung – waren schon wieder verheilt, nur noch etwas getrocknetes Blut klebte an seiner Brust. Auf dem Weg hellte seine Stimmung auf, als er Haruka alleine an dem Ufer eines kleinen Baches sitzen sah. Sie hatte sich zusammengekauert, die Knie fest umschlungen und sah sehr verloren aus. „Was machst du denn hier, Honey? Ich dachte, du seiest bei den Vogelscheuchen.“ Das Mädchen reagierte nicht. Als Hidan näher kam, wurde ihm bewusst, woran das liegen könnte, und es erfüllte ihn von ungestümer Freude. „Was denn? Streit mit deinem Macker?“ Er konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen. „Lass mich in Ruhe.“ „Nicht traurig sein.“ Er hockte sich zu ihr, die Chance ergreifend, und strich ihr aufmunternd über die Schulter. „Du hast doch noch mich, hm?“ Sie hob den Blick, aber es lag keine Spur von Fröhlichkeit darauf. Obwohl es ihm missfiel, beschloss der Jashinist, seine Geduld noch ein wenig auf die Probe zu stellen. Bislang entwickelte sich alles zu seiner Zufriedenheit, aber wenn er jetzt einen zu schnellen Schritt unternahm, war alles vergebens. Aber es war schon zu verführerisch, hier und jetzt… „Was für ein Scheißkampf“, brummte er, um sich aus den Gedanken zu reißen. „Meine ganze Hose ist hin!“ Dabei zeigte er auf einige zerrissene Stellen, welche ihm der Kampf eingebracht hatte. „Ich kann sie dir bei der nächsten Rast nähen.“ „Danke, Honey, darauf habe ich gehofft“, grinste Hidan, diesmal keine neuen Annäherungsversuche unternehmend. Er wurde mit einem schwachen Lächeln belohnt. „Kisame sagte, wir könnten vielleicht bei unserer nächsten Rast eine heiße Quelle aufsuchen. In den nächsten Dörfern soll es einige geben. Solange wir da sind, kümmere ich mich um deine Kleidung.“ „Klingt gut“, erklärte Hidan, der dabei aber weniger ihren Vorschlag als die Tatsache meinte, bei heißen Quellen zu übernachten. In solchen Geschäften gab es viel Platz, viele Räume und viele Möglichkeiten störende Mitreisende abzulenken. Seine Geduld würde belohnt werden, das war dem Weißhaarigen bewusst, als Haruka den Blick wieder in die Ferne schweifen ließ und er ihre Gesichtszüge studierte. Deine Verteidigung lässt nach, Gruftie. Und dein Glück ebenfalls. Sie hatten Glück, dass sie ein nahezu leeres Gasthaus direkt an den heißen Quellen fanden. Die drei jungen Männer hatten ein großes Zimmer bekommen und Haruka ein kleines, das direkt in den traditionell japanischen Kleingarten führte, der das Gasthaus säumte. Im Innenhof gab es mehrere abgetrennte Becken, die durch das heiße Quellwasser alles in weißen Qualm tauchten. Selbst die Luft in ihrem Zimmer war erwärmt. Während Hidan, Itachi und Kisame sich in die Becken zurückgezogen hatten, zog Haruka es vor, auf dem Zimmer zu bleiben. Mit Itachi hatte sie seit ihrem Streit im Wald kein Wort mehr gewechselt, Kisame sah mehr und mehr hilflos aus und Hidan schien beschlossen zu haben, sich an sie zu kletten. Jedenfalls war sie froh, mal einige Momente für sich zu sein, während sie geduldig Hidans Hose flickte. Der Neuankömmling hatte gleich all seine Sachen in Harukas Zimmer gelassen, obwohl sie protestiert hatte. Die dreischneidige Sense, die an der Wand lehnte, behagte ihr gar nicht. Immer, wenn sie die roten Klingen sah, musste sie daran denken, wie viele Leben diese Waffe schon genommen haben musste… Die Tür in den kleinen Garten war geöffnet, sie konnte die Vögel munter zwitschern hören, auf dem menschenleeren Rasen nahmen einige ein entspanntes Sonnenbad und putzten sich die Federn. Ihr Zimmer schien so abgeschieden zu liegen, das nicht einmal in dem schmalen Gang vor dem Raum hin und wieder Schritte zu vernehmen gewesen wären. Die Einsamkeit tat gut. Hin und wieder tat sie wirklich gut. Gedankenverloren sah Haruka von ihrer Arbeit erst auf, als sie tatsächlich einige Geräusche auf dem Gang vernahm. Es wurde an den Rahmen der Papiertür geklopft, dann schob Hidan selbige auf und schaute in das Zimmer. Er schien gerade aus dem Wasser zu kommen, seine Haare waren noch nass und um die Hüften hatte er nur ein sauberes Handtuch gewickelt. „Wollte mal nach dir sehen, Honey. Die beiden Langweiler finden einfach keine interessanten Gesprächsthemen, während sie im Wasser verschrumpeln.“ Das Mädchen lächelte leicht, als sie sich das vorstellte, hielt dann Hidans Kleidung hoch. „Ich bin fast fertig, Hidan.“ Er schob die Tür hinter sich wieder zu. „Perfekt!“ Mit einigen Schritten trat er durch das Zimmer bis zu der offenen Gartentür und warf einen Blick hinaus. Auf den Bäumen hatten es sich inzwischen einige Krähen gemütlich gemacht, welche die Singvögel verscheucht hatten. Hidan schob auch diese Tür zu. Haruka, zu versunken in ihre Arbeit, sah erst auf, als das Licht von draußen verschwand. „Was ist los.“ Ruhig griff Hidan nach seiner Sense und strich gedankenverloren über das Metall. Dann streckte er eine Hand aus und bat mit einer Bewegung der Finger darum, dass Haruka ihm seine Hose reichte. Doch genau auf diesen Moment hatte er gewartet. Mit einer schnellen Handbewegung hatte er das Seil, das an seiner Sense hing, um ihre Handgelenke geschlungen und schlug die Klingen in den Boden hinter Haruka, was sie zu Boden warf. Sie versuchte, die Arme von hinter ihrem Kopf hervorzuziehen, aber das Seil hatte sich in der Waffe verhakt und ließ sich nicht lockern. Triumphierend schwang Hidan sich auf ihre Beine, bevor sie auf die Idee kam, ihn zu treten. „Hidan! Verdammt, was wird das?“, rief sie empört. „Ich werde versuchen, dich etwas aufzumuntern, Honey.“ Sein Grinsen gefiel ihr gar nicht. „Du wirst diesen dummen Streit mit deinem Macker bald vergessen, vertrau mir.“ Er lehnte sich zu ihr, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt war und sie seinen warmen Atem spüren konnte, der vor Erregung etwas schneller ging. Aber sie konnte auch noch etwas ganz anderes riechen… Wütend hob das Mädchen ruckartig ihren Kopf, sodass ihre Stirn an seine stieß und er zurückschreckte. „Du hast getrunken, Hidan! Geh sofort runter! ITACHI!“ „Vergiss es, hier hört dich keiner“, brummte Hidan, noch etwas perplex sich die Stirn reibend. „Der Teil des Gebäudes ist leer und die Vogelscheuchen sind beschäftigt.“ Wieder spiegelte sich das angetrunkene Grinsen in seinem Gesicht. „Was dich natürlich nicht hindern soll, auch weiterhin so laut zu sein…!“ Seine Hand griff nach ihrem Stirnband und zog es hinab, bis es ihre Augen verdeckte. Panisch, da sie jetzt nichts mehr sehen konnte, rief Haruka noch einmal nach Itachi. Wo war er, wenn sie ihn brauchte? Zusätzlich fühlte sie nur zu gut, dass Hidan sich jetzt an ihrem Oberteil zu schaffen machte und es aufknöpfte. Dann stellten seine Hände ihre Arbeit an, stattdessen spürte sie wieder seinen Atem. Er liebkoste ihr Schulterblatt, bevor er seinen Kopf langsam noch oben gleiten ließ und ihren Mund suchte. Haruka versuchte, den Kopf vor ihm wegzudrehen, aber es gelang nicht. Zu ihrer Schande musste Haruka eingestehen, dass sie den sanfte Berührungen wirklich nicht abgelehnt gewesen wäre aber: nicht mit ihm, nicht hier! Als er sie Luft schnappen ließ, versuchte sie erneut, sich zu entwinden. Sein Körper wiegte schwer auf ihren Beinen und verhinderte jeden Fluchtversuch. Ebenso wenig lockerte sich das Seil an ihren Handgelenken. „Hör auf Hidan, ich bitte dich!“, flehte sie, und bemerkte selbst, wie verzweifelt sie klang. Unbeeindruckt schob Hidan ihr weißes Hemd an und leckte über ihren Bauch. Sie zuckte zusammen, als sie seine Finger an ihrem Brustkorb spürte. „Hättest du lieber jemand anderen an meiner Stelle? Bis deine Freunde kommen, haben wir noch etwas Zeit, also hab dich nicht so~“ Sie biss sich auf die Lippen, um nicht sofort in Tränen auszubrechen – weniger wegen Hidans Worten, mehr weil sie die Schritte auf dem Gang registriert hatte, welche vor ihrer Tür Halt gemacht hatten und ohne anzuklopfen die Tür aufgeschoben wurde. Hidan verharrte. Dann hörte sie ihn leise Lachen. Und dann… nichts mehr. Ein Geräusch wie brechende Knochen und sein Gewicht war von ihr verschwunden. Leise Schritte huschten über den Boden, dann zerriss eine der Papierwände und etwas schlug im Garten ein. Verzweifelt raffte Haruka sich auf und zerschnitt ihre Fesseln dank der neu gewonnen Bewegungsfreiheit an den Klingen der Sense, bevor sie ihre Augenbinde heben konnte. Eigentlich hätte sie nicht den Blick heben müssen, um zu sehen, wer Hidan gerade an den Haaren gepackt gegen die Mauer des Gartens drückte während jener unter Einfluss des Genjutsus zitterte. Sie warf Itachi einen beschämten Blick zu, aber sein Gesicht wurde sanfter, als er zu ihr sah. Er ließ den Jashinisten ins Gras fallen und beobachtete dann von dort, wie der Besitzer des Onsen aus dem Gebäude lief und sie unter lautem Gezeter auf die Straße verwies. Obgleich selbst Kisame größte Lust hatte, Hidan so lange den Schädel einzuschlagen, bis er keinen Ton mehr über seine Lippen bekam, musste er Itachi und Haruka einsichtig erklären, dass sie nicht wider Pains Mission handeln durften. Mit Mühe schafften sie es, noch vier freie Plätze in einem überbuchten kleinen Gasthaus zu bekommen, allerdings waren nur Doppelzimmer verfügbar. Kisame nahm es auf sich, Hidan im Auge zu behalten, und schickte Itachi und Haruka in das kleine Zimmer, welches bereits mit einer neuen Überraschung wartete. Das Zimmer war nur als Doppelzimmer gedacht, außer einem breiten Bett gab es keine weiteren Schlafmöglichkeiten. Haruka und Itachi nahmen das schweigend hin, sie hatten immer noch keinen Ton gewechselt, und Itachi zog es vor, sich schweigend ans Fenster zu verziehen und hinauszustarren, als gäbe es etwas Spannendes auf den dunklen Häuserdächern zu sehen. Langsam ließ Haruka sich auf das Bett nieder und zog die Knie an ihren Körper. „…Tut mir Leid…“, murmelte sie und registrierte erst einen Augenblick später, dass Itachi genau das gleiche gesagt hatte und sie ebenso erstaunt ansah. „…Warum… warum entschuldigst _du_ dich?!“, fragte er wieder mit ihr. Beide ließen ein kurzes Lächeln von sich sehen. Schließlich kam Itachi zu ihr und lehnte sich mit ihr an die Kissen. „Tut mir Leid, dass ich im Wald so ungezügelt reagiert habe. Ich hätte nicht so reagieren dürfen.“ „Du bist ein Idiot“, brummte Haruka und ließ es gerne zu, dass er entschuldigend sein Gesicht in ihrem Haar vergrub. „Ich würde niemals wollen, dass du dein Leben für mich aufgibst. Niemals! Du musst mich doch nicht immer beschützen, ich kann auch auf mich selbst aufpassen.“ Er küsste sanft ihre Schläfe. „Ich muss lernen, dir mehr zu vertrauen. Tut mir Leid. Ich werde mich anstrengen, nicht mehr so sehr zu übertreiben.“ Vorsichtig drückte er ihre Hand mit seiner. „Und die Sache mit Hidan… das ist in keiner Weise deine Schuld. Wenn er für Pain nicht so wichtig wäre, hätte ich einen Weg gefunden, ihn ins Jenseits zu schicken. Aber keine Sorge, ich werde darauf achten, dass du nie wieder mit dem Bastard alleine sein musst.“ „Danke, Itachi“, lächelte sie. Seine Augen spiegelten ein wenig Unsicherheit. Haruka wusste von Kisame, dass sie bei dem letzten Austausch mit den anderen Akatsukis erfahren hatten, dass Itachis Bruder sich zu Orochimaru geschlagen hatte und nun bei ihm lebte. Genau wusste Haruka nicht, wer Orochimaru war, Kisame hatte nur erzählt, dass er ein ehemaliges Akatsuki-Mitglied und hochgefährlich war. Sie konnte nur erahnen, wie viele Sorgen sich Itachi um seinen Bruder machen musste, aber sie wusste auch, dass sein Bruder von ihm bereits das Vertrauen besaß, das er ihr noch nicht geben konnte. Er vertraute seinem Bruder, dass er nicht seinen Weg aus den Augen verlieren würde. Aufmunternd zog sie seinen Körper zu sich. Er ließ es widerstandslos geschehen, dass sie ihm beruhigend über das Haar strich, bis er in ruhigen Schlaf fiel. Itachi wachte vor ihr auf. Er war bereits dabei, seine morgendliche Medizin einzunehmen, als sie die Augen aufschlug und die nächtliche Wärme neben sich suchte. Noch müde setzte sie sich auf und kuschelte sich an seinen Rücken, da er auf der Bettkante saß. „Morgen. Wie geht es dir?“ „Das müsstest du besser wissen als ich“, lächelte er entspannt. Sie wusste, dass es ihm gut ging, auch ohne ihr Kekkei-Genkai zu benutzen, und das beruhigte sie. „Irgendwann werde ich in der Lage sein, das zu heilen“, versprach sie. „Konan-san hat mir viele Bücher gegeben, ich bin überzeugt, dass in einem von ihnen die Lösung versteckt ist.“ Er lehnte sich leicht gegen sie. „Ich danke dir, Haruka.“ Hidan und Kisame waren auch schon auf, das merkten sie spätestens daran, dass Hidan nach einigen Minuten nahezu ununterbrochen gegen ihre Tür hämmerte und sie zur Eile antrieb. Dennoch ließen sich keiner der beiden zur Eile antreiben. Itachi wickelte gewissenhaft die Verbände um Harukas Arme und ließ es sich nehmen, jedes Mal, wenn er fertig mit seinem Werk war, noch einen galanten Kuss auf ihren Handrücken zu hauchen. „Ich will noch viel mehr von dir erfahren, wenn wir erst wieder am Versteck sind, Haruka“, erklärte er lächelnd. Sie kicherte gegen die aufkommende Röte ihres Gesichts an. „Könnt ihr euch nicht beeilen!“, tönte es von außen. „Wir wollen weiter!“ Aber auch das lautstarke Nörgeln konnte Harukas gute Laune nicht mehr nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)