Love me,... Princess? von Satnel ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Titel: Love me, …Princess? Teil: 6 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. „Prinzessin, bitte, ihr müsst etwas essen.“ Mikaela sah besorgt auf Casey und nahm das unberührte Tablett wieder vom Tisch auf. Casey schüttelte nur den Kopf und starrte weiter vor sich ins Leere. Schon seit dem Morgen hatte er sich nicht mehr bewegt. Seine Beine an den Körper angezogen, das Kinn darauf gestützt, sah er an die gegenüberliegende Wand und dachte nach. Schon seit Tagen machte er nichts anderes mehr. Er dachte darüber nach, wie er dieser Familie schaden konnte, richtig schaden und sie nicht nur ankratzen. Nein, sie mussten den Verlust spüren, richtig tief, damit sie auch nur ansatzweise nachvollziehen konnten, was er gerade fühlte. Am Besten wäre, wenn sie sich nie mehr davon erholen würden. Mikaela wollte noch etwas sagen, doch seine Amme schüttelte nur den Kopf. Seit er hier seine Pläne schmiedete, saß sie neben ihm und beschäftigte sich mit etwas. Meistens besserte sie kleine Risse oder Löcher an seinen Kleidern aus. Wahrscheinlich wollte sie nur nicht, das er alleine blieb. Mikaela seufzte nur, nahm aber wortlos das Tablett und verließ den Raum. „Ihr solltet etwas essen. Es ist schon wieder einige Tage her.“ Casey nickte nur bei den Worten seiner Amme. Seit Valerians Tod war schon über eine Woche vergangen. Seitdem war viel passiert. Soweit er mitbekommen hatte, waren ihren Wälder nun frei von Räubern und Banditen. Aufgrund der hohen Belohnung verrieten immer mehr Leute deren Aufenthaltsorte oder Kontaktmänner. Auch die Wachen seines Vaters durchstreiften die Wälder sorgfältiger als sonst. Nur reichte ihm das nicht, denn die Banditen waren nicht die Schuldigen, nur die Handlanger. Der Kopf der Schlange lebte noch immer und intrigierte gegen sie. Seinen Vater und ihn. Nein, es musste mehr geschehen als nur das. Casey stand mit einem Ruck auf und ging zum Fenster seines Zimmers. Hier hatte er eine gute Aussicht auf den Hof. Wenn ihm nichts Effektives einfiel, dann war sein Gerede von Rache nichts weiter als leere Drohungen. So etwas konnte er sich als zukünftiger Herrscher nicht leisten. Vor allem konnte er das Valerian nicht antun. Er erinnerte sich gut an seine letzte Nacht mit ihm, wirklich nett war er nie zu ihm gewesen. Doch das war eigentlich ein Recht harmonischer Abend gewesen. Ihr Abschied und zuvor der Ball. Mit einem Mal ruckte Caseys Kopf in die Höhe. Natürlich, warum war er nicht von Anfang an darauf gekommen? Es gab nur eine Möglichkeit, diese Familie lang anhaltend zu schädigen. Ihr Schwachpunkt lag nicht in ihrem Reichtum oder ihrem Einfluss, diese Dinge konnte man ersetzen. Nein, er würde ihre Träume zunichte machen, mit nur einem Schlag. Sie hatten einen Schwachpunkt und der hatte sogar einen Namen, Raoul. Er war ihr einziger männlicher Nachkomme und egal an welche Männer sie ihre Töchter verheirateten, nur ein männlicher Blutsverwandter konnte den Thron erben. Sie mussten Raoul auf den Thron setzen, jeder Andere würde nur einen Krieg um die Thronfolge nach sich ziehen. Also musste Raoul sterben, dann konnte er sich im Jenseits vor Valerian für dessen feige Ermordung entschuldigen. Wenn er ihn traf, denn so etwas wie Raoul landete für gewöhnlich in der Hölle. Jetzt musste er nur noch eines machen. „Kiana, Mikaela! Wir gehen!“ Diese Worte rufend, verließ er bereits seinen Raum. Kianas Kopf erschien aus einer der Türen vor ihm. „Was? Ich meine wohin?“ Casey lächelte unheilvoll. „Wir besuchen meinen Vater. Ich benötige einen neuen Verlobten, nicht?“ Damit ging er auch schon an seiner verwirrten Hofdame vorbei. „Conroy, schön dich zu sehen.“ Wie erwartet traf er den Berater seines Vaters in dessen Arbeitszimmer. Tja und wie immer war keine Spur von seinem Vater zu sehen. Er scheute diese bürokratische Arbeit wie Vampire das Licht. „Casey. Geht es dir wieder besser?“ Sichtlich erstaunt sah er ihn an. „Es geht so.“ Mit einer Handbewegung wiegelte er diese Aussage noch mehr ab. „Aber sag Conroy, es sind doch sicher schon einige Heiratsgesuche eingegangen, nicht?“ Genau auf diese hatte Casey es abgesehen. Eigentlich nur auf eine Einzige, Raouls. Er war nicht dumm. Valerian war nicht nur gestorben, weil er Kronprinz war; nein er starb, damit der Platz an seiner Seite wieder frei wurde. Frei für einen Verlobten, der seinen Gegnern mehr zusagte. Für Caseys Plan war es nicht wirklich von Belang, ob er mit Raoul verlobt war oder nicht. Doch seine Rachegelüsten kam es durchaus zugute. Raoul einfach nur umzubringen, war doch langweilig. Er wollte deutlich subtiler vorgehen. Zuerst gaukelte er ihnen das große Glück vor, Macht und Reichtum durch eine Verlobung mit der Tochter des Königs, erst dann wenn sie im Höhenrausch waren, würde er sie mit einem Schlag auf den Boden der Tatsachen zurückholen. „Natürlich. Warum fragt ihr?“ Conroy wirkte noch immer etwas überrumpelt, doch er wurde schon deutlich vorsichtiger. „Weil ich sie haben will. Meinen nächsten Verlobten suche ich mir selber aus.“ Bei diesen Worten wirkte Casey absolut ernst. Es war ihm auch ernst damit. „Warum? Euer Vater hat schon sämtliche Gesuche ausgeschlagen.“ „Das hätte er nicht machen sollen. Doch du hast sicher noch alle schriftlichen Gesuche irgendwo gelagert, oder?“ Es war immer besser eine Alternative zu haben, als gar nichts. Das war der Grundsatz, nach dem Conroy arbeitete und Casey wusste das. Diese Gesuche hatte er sicher noch irgendwo aufbewahrt. Der Berater nickte nur stumm. Casey hielt ihm die Hand auffordernd hin. „Ich will sie haben. Jetzt. Das ist ein königlicher Befehl, denk daran, bevor du antwortest.“ Mit einem Schnauben nickte Conroy. „Natürlich. Ich werde sie euch gleich bringen lassen.“ Er verließ das Zimmer und kurz darauf kamen zwei Diener, von denen jeder eine mittelgroße Truhe in den Händen hielt. Das waren mehr, als Casey erwartet hatte. Besaßen diese Leute denn keinen Anstand? Er trauerte immerhin noch, wenn er diese Trauer auch früher abbrach als geplant. „Ihr zwei nehmt euch diese Truhe vor und ich die Andere.“ Damit deutete er zuerst auf die eine, dann auf die andere Truhe. „Es ist nicht dabei.“ Wütend warf Casey den letzten Brief aus seiner Truhe auf den Boden. „Vielleicht kommt es noch?“ Kiana sah ihn fragend an. „Nein, sie hätten sicher schon längst eine Anfrage geschickt, wenn es in ihrer Absicht läge.“ Aber dem war nicht so, warum? Caseys Finger trommelten unruhig auf dem Deckel der Truhe. Wollten sie keine Verlobung? Doch warum, das war eine einmalige Gelegenheit. Immerhin konnten sie so problemlos König werden, oder wollten sie einfach warten, bis sein Vater starb? Alleine konnte eine Frau ein Reich nicht regieren, es würde an den nächsten männlichen Erben fallen. In diesem Fall er, doch davon wusste ja niemand etwas. „Irgendetwas stimmt hier nicht. Ob Raoul euch nicht will?““ Mikaela versuchte einen schwachen Vorstoß, wurde aber von Kianas Auflachen gleich wieder gestoppt. „Casey ist die Prinzessin dieses Reiches. Selbst wenn sie hässlich wie die Nacht wäre, aufgrund ihres Status würde sie jeder wollen.“ „Es ist nicht jeder wie du, Kiana.“ „Sie hat aber Recht.“ Casey betrachtete den Stapel auf dem Boden. Darunter gab es Gesuche von Prinzen, die ihm nicht einmal vom Namen bekannt waren und noch mehr, deren Aussehen er nicht kannte. Diese Menschen kannten ihn nicht, doch sie wussten, was sie durch eine Heirat mit ihm bekamen, nur deswegen wollten sie seine Hand. „Hier geht es um Politik, nicht um Liebe oder andere derartige Banalitäten. Eine Heirat ist nur Mittel zum Zweck. Ein einfacher Weg, um zu bekommen was man will.“ Was diese Dinge anging, machte sich Casey schon lange keine Illusionen mehr. Eine Heirat aus Liebe konnten sich Bettler leisten, doch nicht sie. Bei ihnen musste es gut durchdacht sein, wenn eine Verbindung eingegangen wurde. „Das ist eine deprimierende Vorstellung.“ Mikaela verzog den Mund. „Es ist Realität und du weißt das genau. Also benimm dich nicht wie ein verträumtes Schulmädchen.“ Kiana nahm eine Handvoll Briefe und warf sie wieder in die Kiste zurück. Casey hingegen dachte noch immer über die fehlende Bewerbung nach und natürlich deren Bedeutung. Von sich aus konnte er ihn nicht darum bitten, wie sah das denn aus? Er trauerte immerhin noch. Außerdem wirkte das mehr als nur verzweifelt. Nur verzweifelte alte Jungfern stellten Heiratsgesuche an die Familien junger Männer. Er war keines davon, ihm ging es nur um seine Rache. Außerdem ließ es sein Stolz nicht zu, dass er sich so erniedrigte, doch von seinem Plan wollte er auch nicht abweichen. So gesehen gab es für ihn also nur eine Möglichkeit. „Er muss sich in mich verlieben. Wenn er bis jetzt keinen Grund hat, um sich mit mir zu verloben, dann muss ich ihm eben einen geben.“ Kiana und Mikaela sahen sich kurz an. Ihre Gedanken spiegelten sich deutlich auf ihren Gesichtern wieder. „Ihr wisst, was ihr tut?“ Skeptisch sah ihn Kiana an. „Dafür müsst ihr eine perfekte Prinzessin werden. Nicht so eine Art burschikose Amazone, wie ihr jetzt seid.“ Es überraschte Casey, die Worte burschikos und Amazone von Mikaela zu hören, aber er nickte. Ja, es wäre eine Umstellung und wahrscheinlich musste er auch noch einiges lernen. Bis jetzt hatte es gereicht, den Anschein eines Mädchens zu erwecken, nun musste er eines werden. Sollte er Valerian jemals im Jenseits wieder sehen, würde er ihn alleine dafür noch einmal umbringen. „Ich weiß. Deswegen sollten wir wohl mit der Umgestaltung beginnen.“ Kiana klatschte aufgeregt in die Hände. „Endlich werden Träume wahr. Wir werden eine perfekte Prinzessin aus euch machen. Nicht wahr?“ Bei dieser Frage stieß sie Mikaela leicht an. Diese nickte nur, wobei sie aber nicht so enthusiastisch wirkte wie ihre Freundin. Casey seufzte, als ihm klar wurde, in was er eingewilligt hatte. Doch für seine Rache war dies ein Preis, den er zu zahlen bereit war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)