Kill von Natsuki13 ================================================================================ Kapitel 10: Die Arbeit beginnt ------------------------------ Drei weitere Tage waren vergangen, bis sich Zero einigermassen vernünftig bewegen konnte. Er und Revi waren gerade mit dem Mittagessen fertig geworden und der junge Ermittler beobachtete die Journalistin beim Abwaschen. Je mehr Zeit er in ihrer Nähe verbrachte, desto mehr gefiel sie ihm. Hübsch, voller Anmut, mit schönen weiblichen Kurven und strafen Beinen sorgte sie mit Sicherheit bei vielen Männern für schlaflose Nächte. Abgesehen davon war Revi sehr schlau, verstand alles auf Anhieb. Kurz, sie war perfekt dafür, seine Komplizin, nein, seine Helferin zu sein. Denn er würde sofort verschwinden, sobald es für die junge Frau zu gefährlich werden würde. Er hatte keine Lust, dass noch jemand seinetwegen starb… Währenddessen war das Geschirr schon abgewaschen worden und die Wohnungsbesitzerin setzte sich zu ihrem jetzigen Mitbewohner an den Tisch. "Also, Herr Polizist, wie sieht denn unsere Vorgehensweise aus?" Zero grinste bei der Anrede. Man merkte bei Revi ganz genau den spassigen Unterton. So faltete er die Finger und presste seine Lippen gegen diese, jedoch so, dass er immer noch reden konnte. "Wir spielen Puzzle.", sagte er geheimnisvoll, wobei in seinen Augen ein gewisses Leuchten vorhanden war. Die junge Frau konnte nur eine Augenbraue heben. Was zum Kuckuck hatte dieser Typ nur vor? Inspektor Inuyo lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schloss etwas erschöpf die Augen. Seit schon einer Woche fehlte von Zero Osa auch nur die Andeutung einer Spur. Verdächtig. Vielleicht aber auch nicht? Hätte man ihn, Takuro, des selben Verbrechens beschuldigt, würde er auch nicht brav da sitzen und warten, bis man hin für ein paar Jahre ins Kittchen steckte. Er seufzte etwas schwerer. Dieser Nakamura-Fall entwickelte sich in eine äusserst überraschende Richtung. Ein flüchtiger Blick auf die Digitaluhr auf seinem Schreibtisch verriet dem Untersuchungsführer, dass es schon höchste Zeit wurde, dass er sich nach Hause bewegen sollte. Auch gut. Dort würde er sich sicher entspannen können. Dafür würde seine Ehefrau schon sorgen. °Endlich wieder zu Hause.°, dachte er erfreut, ja, fast erleichtert, als er die Tür aufschloss. Sofort schlugen ihm die verschiedensten Düfte aus der Küche, die ihm eine angenehme Vorfreude auf das Abendessen beschert hatten. Aus dem besagten Raum lief eine junge Frau mit einem recht grossen Bauch raus und näherte sich strahlend dem Inspektor. "Okairinasai, Takuro.", zwitscherte sie. "Tadaima.", antwortete er ihr mit einer weichen Stimme und küsste die junge Frau auf die Stirn. "Na, wie geht es euch heute? Habt ihr was Schönes gemacht?" Seit seine Gemahlin schwanger war, sagte er "ihr" statt "du". Nicht immer, natürlich, aber bei solchen Fragen des Öfteren. Die Frau lächelte so aufrichtig und voller Liebe, dass er meinte, ein Engel stehe vor ihm. Aber… war sie nicht auch in gewisser Weise ein Engel? Sein Engel? Ihre liebevolle Stimme holte ihn wieder aus seinen Überlegungen. "Ja, uns geht es prächtig, Liebster. Aber willst du nicht zuerst…" Sie unterbrach sich selbst. Dann, ohne jegliche Vorwarnung packte sie seine Hand und führte diese zu ihrem Bauch. Zuerst hatte Takuro nicht verstanden, was mit ihr los war, doch dann spürte er es. Selbst durch den Stoff des Hauskimonos, welches seine Frau trug, konnte er die Tritte fühlen, die aus ihrem Bauch kommen. Die Haushälterin sah die Hand ihres Mannes mit einem liebevollen Lächeln an. "Er kann es schon kaum erwarten, auf die Welt zu kommen." Auch Takuro lächelte. Er liess seinen Aktenkoffer zu Boden fallen und stellte sich hinter seine Ehefrau, wobei seine Hand immer noch auf dem Bauch der Schwangeren befand. Mit dem freien Arm umarmte er die junge Frau und legte seinen Kopf sachte auf ihre Schulter. "Natürlich.", meinte er auf ihre Aussage. "Bei solch einer Mutter würde ich es auch kaum aushalten." Die Hausfrau lächelte. "Du bist mir aber ein Süssholzraspler.", meinte sie etwas lachend. "Geh dich lieber umziehen, das Essen wird nämlich gleich fertig." Während er sich ins Schlafzimmer begab und sich dort umzog, dachte er daran, wie schön es doch war, eine Familie zu haben. Er war nun schon seit zwei Jahren mit Yumi verheiratet und kennen tat er sie schon seit einer Ewigkeit. Sie war mit Abstand die Einzige, die ihn wirklich verstand, in deren Nähe er sich vollkommen entspannen konnte. Und nun… nun erwartete sie ein Kind von ihm, welches in knapp anderthalb Monaten zur Welt kommen sollte. Das Leben war einfach nur schön. Nach dem Abendessen haben es sich die beiden auf dem Sofa vor dem Fernseher bequem gemacht. Dabei hatte sich Takuro halb hingelegt, den Kopf neben dem Bauch der zukünftigen Mutter platziert und strich immer wieder über den gewölbten Leib, in dem ein neues Leben heranwuchs. Und obwohl Yumi sich eigentlich den Film ansehen wollte, dieser Anblick war ihr um einiges mehr wert, als der Streifen auf dem flimmernden Bildschirm. Die Idylle wäre perfekt gewesen, wenn da nicht das Telefon gewesen wäre. Missmutig knurrte der Inspektor. "Kann man sich denn nicht einmal zu Hause entspannen?" Yumi lachte leicht auf. "Das geht leider nicht, Liebster. Du bist ein wichtiger Mann bei der Polizei. Und ob du es willst oder nicht, du musst jetzt das Telefon abnehmen." Mit einem schweren Seufzen erhob er sich. "Derjenige sollte sich bei dir artig bedanken, wenn ich da fertig bin.", meinte er noch und nahm den Hörer ab: "Familie Inuyo?" "Spreche ich mit Takuro Inuyo?", fragte eine eindeutig weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung. Sofort war der Inspektor hellwach. "Ja, der bin ich.", antwortete er leicht angespannt. "Was wollen Sie?" Die Frage blieb unbeantwortet… vorerst. "Kennen Sie einen gewissen Zero Osa?" Ein Blitz hätte vor seinen Füssen einschlagen können, er wäre nicht so überrascht gewesen. Sein Gesicht nahm die gewohnten Züge an, halt jene, die seine Mitarbeiter von ihm kannten. "Was ist mit ihm?" Von dem glücklichen Ehemann von vor ein paar Sekunden fehlte nun jede Spur. In dem Moment war er der Untersuchungsführer Takuro Inuyo, bekannt unter dem Spitznamen "der Eisprinz". "Es geht ihm gut. Im Moment. Und es hängt von Ihnen ab, ob dieser Zustand weiterhin anhält." "Ist das eine Erpressung?", fragte er direkt. "Um Gottes Willen, nein.", beteuerte die Person am anderen Ende der Leitung. "Im Gegenteil, ich helfe ihm. Allerdings sollten Sie verstehen, dass ich dies alleine nicht schaffen kann." "Wo ist er?" "An einem sicheren Ort und an dem wird er vorerst auch bleiben." "Wie kann ich ihn kontaktieren?" "Gar nicht. Er wird Sie selbst kontaktieren. So wie er es jetzt tut." Pause. "O.K. Was verlangt er von mir?" Von da an fing die Frau an, in Rätseln zu sprechen. "Ein Puzzle ist auf den Boden gefallen, seine Teile sind nun zerstreut. Vier Männlein haben sich dazu bereit erklärt, diese Stücke zu sammeln und diese dann bei deren Anführer aufzubewahren. Nur wenn alle Stücke beisammen sind, kann man das Bild, welches hinter einem Schleier versteckt ist, erkennen." Sie sagte dies und legte auf. Takuro hingegen hielt noch eine Zeit lang den Hörer in der Hand und lauschte den kurz abgehackten Tönen. "Liebling? Was ist los?" Yumis besorgte Stimme holte ihn wieder auf den Boden der Tatsachen. "Du siehst so bleich aus." Endlich hatte er sich vom Hörer trennen und diesen auf die Basis legen können. "Ich muss mich hinsetzen.", meinte er mit einer emotionslosen Stimme. Als das Ehepaar wieder auf dem Sofa sass, meinte Yumi: "Was ist los, Takuro? Du weißt, du kannst mir alles anvertrauen." Und als er zum Sprechen ansetzen wollte: "Und sag ja nicht, es ginge mich nichts an und ich sollte mir keine Sorgen machen. Ich bin schwanger, nicht sterbenskrank." Genauso wie er seinen Mund geöffnet hatte, schloss er diesen wieder. Dann war ein weiteres Seufzen von dem Inspektor zu hören. "Erinnerst du dich noch an Zero?" "Ja, natürlich. Wie könnte ich ihn auch vergessen, nach dem, was passiert ist…", lautete ihre angespannte Antwort. "Er ist verschwunden. Momentan steckt er in grossen Schwierigkeiten und ist deswegen abgehauen, um das Problem lösen zu können." "Das verstehe ich nicht. Wie kann er ein Problem lösen, wenn er untergetaucht ist?" "Wäre er geblieben, würde er jetzt in einer Zelle sitzen und Däumchen drehen." Das war für Yumi mehr als einleuchtend. "Oh, verstehe. Dann ist es natürlich klar, warum er verschwunden ist. Aber was hat das mit diesem Telefonat zu tun?" Takuro fasste schnell alles zusammen. Zum Schluss zitierte er noch das Rätsel, welches er von der unbekannten Frau zu hören bekommen hatte. "Ein Puzzle ist auf den Boden gefallen, seine Teile sind nun zerstreut. Vier Männlein haben sich dazu bereit erklärt, diese Stücke zu sammeln und diese dann bei deren Anführer aufzubewahren. Nur wenn alle Stücke beisammen sind, kann man das Bild, welches hinter einem Schleier versteckt ist, erkennen.", wiederholte Yumi gedankenverloren. "Hast du vielleicht eine Idee, was darunter gemeint wurde?", fragte Takuro. Seine Frau war Professorin an einer Uni und spezialisierte auf Biologie. Ihr Denken war das genaue Gegenteil des seines und so war es dem Untersuchungsführer möglich, das Problem oder den Fall von einem anderen Blickwinkeln betrachten zu können. Nach einer Weile der Überlegungen sah Yumi ihren Ehemann an: "An welchem Fall arbeitest du gerade am härtesten?" "Nakamura-Fall, das ist doch wohl klar." Takuro murrte ein wenig. "Und wenn ich den nicht löse, verarbeiten mich die Generäle zu Brei." "Dann dürfte die Lösung des Rätsels klar sein.", meinte die Schwangere und erhielt augenblicklich die volle Aufmerksamkeit des Inspektors. "Ich denke, Zero hat da etwas herausgefunden, was dem Mörder zu gefährlich erschienen ist. Und er selbst, also Zero, ist ja auch nicht gerade dumm und lebensmüde, um dies nicht zu begreifen. So versteckt er sich und teilt das, was er herausgefunden hat, euch mit, damit ihr die Wahrheit finden könnt." "Das ist mir auch klar gewesen.", sagte Takuro. "Nur verstehe ich nicht, warum er nicht alles auf einmal sagt? Warum muss er solch ein Theater veranstalten?" Yumi schwieg nur. Sie wusste auch nicht, wozu das Ganze nötig war. Dabei wünschte sie sich so sehr, ihrem Mann helfen zu können. Geniesserisch fuhren seine Hände über den Oberschenkel der Frau unter ihm, der Kuss, in den er gerade verwickelt war, raubte ihm den Atem. Seine Lungen verlangten nach Sauerstoff, was er aber zu ignorieren versuchte. Einige Zeit lang klappte dies auch, aber auf Dauer konnte kein Mensch ohne zu atmen überleben. So war er gezwungen, sich von den verführerischen Lippen zu trennen und sich dem Hals der Frau zu widmen. Ihr Keuchen war Musik in seinen Ohren. Er konnte förmlich riechen, dass sie ihn wollte. Seine Hand zwischen ihren Schenkeln bestätigte nur seine Vermutung. Noch ein Bisschen, dann würde er ihr das geben, was sie sich so sehr ersehnte… Baby if you strip, you could get a tip 'Cause I like you just the way you are I'm about to strip and I want it quick Can you handle me the way I are? I don't need the cheese or the car keys Boy I like you just the way you are And let me see ya strip, you could get a tip 'Cause I like Genervt trennte er sich von der weichen, wohl duftenden Haut der Frau. Ein Handy war eine äusserst praktische Erfindung, doch auch diese hatte ihre Nachteile. Er sah zur Seite und spürte im nächsten Moment, wie zwei Arme sich um ihn legten. "Pfeif drauf. Lass uns weiter machen." Diese atemlose Stimme klang so verlockend… Er wünschte sich so sehr, dem Wunsch seiner Bettgenossin nachzugehen, niemand rief ihn um zehn Uhr abends an. Niemand, ausser der Arbeit. Daher nahm er das kleine Gerät seufzend in die Hand. "Moshimoshi?" "Zack Houshi?" Schlagartig wechselte sich sein Gemüht. "Ja. Und wer sind Sie?" "Das spielt keine Rolle. Alles, was Sie wissen sollten, ist, dass ich in Zero Osas Auftrag arbeite." Nun sass er kerzengerade auf dem Bett. "Wo ist er?" "Das kann ich Ihnen nicht sagen." "Und warum nicht?" "Weil Sie dies nichts angeht. Sie müssen nur wissen, dass es sich hier um ein Spiel handelt. Um an das erste Puzzlestück zu kommen, werden Sie morgen um neun beim Hauptbahnhof erscheinen. Im Schliessfach Nummer fünfundzwanzig wird etwas auf Sie warten." Kaum waren die letzten Worte ausgesprochen, ertönten schon die nervigen Piepstöne – am anderen Ende wurde der Hörer abgelegt. "Hey! Warten Sie!", schrie Zack, auch wenn er begriff, dass diese Frau seine Schreie unmöglich hören konnte. Ratlos legte er sein Handy auf den Nachttisch. Das war's mit der Liebesnacht. Also stand er auf und fing an, sich anzuziehen. "Wo gehst du denn hin?", fragte die Frau im Bett. "Sorry, Babe. Die Pflicht ruft.", meinte der Gefragte, während er seine Jeans anzog. Die Frau zog eine Schute. "Das ist unfair. Du hast mir versprochen, dass wir diese Nacht zusammen verbringen werden.", nörgelte sie wie ein kleines Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. "Das ändert trotzdem nicht an der Tatsache, dass ich jetzt gehen muss." Er packte seine Autoschlüssel und stopfte das Handy in die hintere Hosentasche. "Wir sehen uns ein anderes Mal." Mit diesen Worten verschwand er aus der Wohnung seiner Bettgenossin und überliess die Frau ganz ihrem beleidigten Gemüht. Ihm war es reichlich egal, was Kima von ihm dachte. Die fing eh schon langsam an, gefährlich für seinen Status als Single zu werden. Womöglich würde sie ihn bald zum Altar schleifen und darauf hatte er überhaupt keine Lust. Auf dem Heimweg grübelte Zack über den Anruf und die Botschaft. Was hatte es wohl damit auf sich?... °Es ist schon elf Uhr nachts, und ich sitze immer noch vor dem Bildschirm und stopfe mich mit Keksen voll… Dabei weiss ich doch ganz genau, wie meine Reaktion am Morgen sein wird…° Sie seufzte. °Ich sollte mich was schämen.° Doch egal wie sehr sie sich dies einredete, sie konnte sich einfach nicht schämen. °Leb wohl, Bikinifigur.° Kaum wollte sie sich an die nächste Schachtel mit Keksen ranmachen, als plötzlich ihr Handy zu vibrieren anfing. °Nanu? Wer kommt bloss auf solch eine Schnapsidee um den Zeitpunkt mir anzurufen?° Auf dem kleinen Gerät war keine Nummer zu sehen – anscheinend rief man sie von einem Automaten an. Trotz ihrem Misstrauen nahm sie dennoch ab. "Moshimoshi?" "Spreche ich mit Minako Tajiya?" "Ja, und dürfte ich wissen, mit wem ich das Vergnügen habe, zu sprechen?", erwiderte die Gefragte. "Mein Name spielt da keine Rolle. Das einzige, was Sie wissen müssen, ist, dass ich im Auftrag von Zero Osa handle." Sofort war Minako hellwach. "Zero? Geht es ihm gut?" "Ich würde sagen, den Umständen entsprechend, ja. Wenn Sie die Situation beeinflussen wollen, kommen Sie morgen um vierzehn Uhr zum Hauptbahnhof. Im Schliessfach Nummer dreiunddreissig wird Sie etwas erwarten." "Hören Sie…", setzte Minako an, wurde aber unterbrochen. "Gute Nacht, Tajiya-sama." Dann wurde der Hörer auf der anderen Seite der Leitung aufgelegt. Noch eine Weile lang starrte die Beamtin ihr Handy an, als würde dieses ihr bald mitteilen, wo Zero war. Doch das kleine Gerät schwieg. Vielleicht wollte es seine Besitzerin ein bisschen necken, vielleicht aber auch wusste es einfach keine Antwort. Schliesslich liess die Fünfundzwanzigjährige das Kommunikationshilfsmittel auf die Couch fallen. °Zero.°, dachte sie. °Was ist nur passiert, dass du so plötzlich verschwinden musstest? Was hast du nur herausgefunden, dass der Verbrecher dich für gefährlich erklärt hat?° Nachdenklich stand die Ermittlerin auf und begab sich langsamen Schrittes in die Küche. Fast automatisch füllte sie Wasser in die Elektrokanne und schaltete diese an. Danach lehnte sie sich gegen die Wand, in Erwartung, bis das Leitungswasser zu kochen anfing. Dabei starrte sie scheinbar teilnahmslos auf den Kachelboden ihrer Küche. Die Gedanken der Frau kreisten um das vorherige Telefonat. Ein Gedanke geisterte in ihrem Kopf herum, doch egal, wie sehr sie es versuchte, sie kriegte diesen einfach nicht zu fassen! Nach einiger Zeit hob Minako ihren Kopf und sah die gegenüber liegende Wand an… und glaubte, ein Blitz hätte in ihren Hirn eingeschlagen. °Das ist es… Warum bin ich bloss nicht früher auf den Gedanken gekommen?!° Sie hätte sicher gelacht, wenn sie gewusst hätte, dass in genau demselben Moment der gleiche Gedanke auch zwei anderen Personen in den Sinn gekommen war. Zero sass am Küchentisch und sah durch das Fenster in die dunkle Nacht hinein. Wenn alles nach Plan lief, müsste Revi jeden Moment zurückkommen. Kyo konnten sie noch am Nachmittag erreichen, die anderen hingegen waren die ganze Zeit über entweder nicht allein, oder besetzt oder nicht erreichbar. Hoffentlich würde alles klappen… Das Schloss knackte und die Tür ging auf. Danach war ein Klicken zu hören – Revi hatte das Licht im Gang eingeschaltet. Wieder das Geräusch, welches nur ein Schloss von sich geben konnte – dieses Mal wurde der Schlüssel in eine andere Richtung gedreht. Ein dumpfer Laut bezeugte, dass die Wohnungsbesitzerin ihre Schuhe ausgezogen hatte. "Und?", fragte er, als die junge Frau die Küche betrat. "Wie wäre es mit einer Begrüssung?", war die ruhige Gegenfrage, während Revi zur Elektrokanne griff und diese mit Wasser füllte. Zwar konnte man keinen einzigen gereizten Ton hören, doch die Aussage alleine reichte schon aus, damit der ehemalige Beamte Schuldgefühle bekam. "Gomen.", fragte er deutlich entspannter und fuhr seufzend durch sein schwarzes Haar. Revi lächelte. "Schon gut. Ist ja nicht so, dass ich deinen Zustand nicht nachvollziehen kann." Die junge Frau liess das Wasser in der Kanne heiss werden, während sie Zero über den Stand der Dinge berichtete. "Ich konnte alle drei erreichen und ihnen deine Worte übermitteln. Komischerweise dachten sie alle, du seiest entführt worden." Sie lachte etwas, als sie diese Worte aussprach. "Jedenfalls habe ich die entsprechenden Fächer reserviert und Zack Houshi und Minako Tajiyama zu ihren Fächern angewiesen." "Arigato.", sagte er ehrlich. Das Wasser kochte und die Elektrokanne schaltete von alleine ab. "Ich mach uns einen Tee, wenn du nichts dagegen hast." Revi stand auf und ging zum Wasserkocher. "Was denn? Keinen Kaffee?", wollte der Ermittler mit gespielt-beleidigtem Ton wissen. Die Wohnungsbesitzerin lachte. "Es ist bald Mitternacht. Ausserdem ist es in deinem Zustand untersagt grosse Mengen an Koffein einzunehmen." "Apropos.", setzte der Beamte nachdenklich ein. "Was ich dich eigentlich schon lange fragen wollte… Wie hast du es geschafft, mich so gut zu versorgen? Ich meine, ich war an zwei Stellen angeschossen worden." Er konnte ihre Mimik nicht sehen, da sie ihm den Rücken zugewandt hatte, doch er konnte wetten, dass sie gelächelt hatte. "Sie werden mir langsam zu persönlich, Herr Osa.", war von Revi zu hören. Allerdings verriet schon allein ihr Ton, dass sie diese Worte nicht ernst meinte. "Werde ich?", fragte er zurück, eine Augenbraue hochhebend. Die junge Frau lächelte ihn an und machte sich an die Zubereitung von Tee. "Mein Vater war Chirurg. Als ich noch klein war, wollte ich unbedingt auch Chirurg werden wie er. Daher bestand ich immer darauf, dass er mir alles zeigte und erklärte. Mein Vater hatte nichts dagegen und hatte mir daher Vieles beigebracht." Wieder verzog sich ihr Mund in einem Lächeln, doch dieses war eher traurig. "Allerdings wurde daraus nichts. Er starb, als ich vierzehn Jahre alt war. Es hatte sich herausgestellt, dass er Krebs hatte, allerdings wurde dieser zu spät entdeckt." Der Tee war fertig und sie stellte die beiden Tassen auf den Tisch. "Welch eine Ironie, nicht wahr? Ein Chirurg, der normalerweise den Tumor herausschneidet, erleidet selbst daran." "Mein Beileid.", sagte Zero, doch sie schüttelte den Kopf. "Es muss dir nicht Leid tun. Erstens ist es schon lange her und zweitens…" Sie machte eine Pause. "…lebt er hier weiter." Sie zeigte mit dem Finger auf ihre Brust. "Und ausserdem nutzt mir das, was er mir zu seiner Zeit beigebracht hatte, immer noch sehr viel. Zum Beispiel konnte ich so deine Kugel entfernen, ohne dass du eine Blutvergiftung bekommen hast." Revi sah den Mann neben ihr vielsagend an, wobei er diesen Blick mit einem Lächeln erwiderte. "Da hatte ich reichlich Glück, muss ich sagen." Sie beredeten noch belanglose Sachen und gingen schlussendlich schlafen – sie zu sich ins Schlaffzimmer, er auf die Couch. Nach langen Diskussionen hatten sie sich auf darauf geeinigt… auch wenn Revi darauf bestanden hatte, dass er noch ein paar Tage im normalen Bett verbrachte, wollte er so schnell es ging wieder einigermassen gesund werden. Im Wohnzimmer auf der Couch liegend dachte der Ermittler noch mal über seine Situation nach. Wenn alles nach Plan verlief, würde die Wahrheit ans Licht kommen. Doch ob er diesen Moment auch noch erleben würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)