Twisted Souls von Mir_Rage (Die Geschichte der Toki Geschwister) ================================================================================ Prolog: Düstere Vorzeichen -------------------------- Es war eine sternenklare Nacht. Nichts trübte den alles überspannenden Himmel, groß und hell erstrahlte die kreisrunde Mondscheibe über der Welt. Ihr silbernes Licht fiel mit samtenem Schimmer hernieder. Fiel auf Berge, Täler und Wälder; Seen, Flüsse und Meere. Und auch auf die riesige, weit auslaufende Anlage. Unzählige Gebäude, in allerlei Formen und Größen reihten sich hier dicht an dicht. Selbst eine großflächige Parkfläche mit Seen schmiegte sich dazwischen ein. Ein sachte Brise wehte von Nordwest über das Meer aus Dächern, pfiff und heulte zwischen den Giebeln und Fürsten hindurch. Auf einem der Flachdächer saß mit untergeschlagenen Beinen eine Gestalt. Es war ein junges Mädchen. Der Wind spielte übermütig mit ihren langen Zöpfen und blies sie der Kleinen immer wieder ins Gesicht. Auch kroch ihr immer mehr die Kälte in die Glieder. Dennoch blieb das Mädchen mit verkniffener Miene weiter im Lotossitz und murmelte mit leisem Summen ihr Mantra. Plötzlich öffneten sich schlagartig ihre Augen. Eines war tiefschwarz wie die Nacht, das andere aber funkelte in hellem Lavendel. Misstrauisch kniff das Mädchen sie zusammen und lauschte aufmerksam in den Wind. „Was wollt ihr?“ Sie klang gereizt, der Mund verzog sich säuerlich. Gleichzeitig spannte sich jede Faser in dem zierlichen Körper an. Es war nicht das erste Mal, das sich des Nachts jemand an sie heranschlich. In letzter Zeit geschah es sogar dauernd, daher war das Mädchen auch gut in Übung. Mit lautem Sirren kreiste plötzlich ein Gegenstand an einer Kette über ihrem Kopf. Mit einem dumpfen Klirren wehrte die Kettensichel die hernieder regnenden sebons ab. „Alle Achtung yokaze- san, du bist in der Tat so gut wie dein Ruf verspricht! Also haben unsere Brüder und Schwestern nicht übertrieben.“ Vier Schatten lösten sich aus dem Schwarz der Nacht. Lautlos sprangen sie durch die Luft und begannen das Mädchen einzukreisen. Diese war aufgestanden, die kusarigama baumelte locker in ihrer Linken. Sollten die Idioten es wagen sie noch einmal anzugreifen, sie würde ihnen eine rasiermesserscharfe Antwort entgegenschleudern. Verbal wie real!! Das violette Auge nahm einen bedrohlichen Schimmer an. Eine unheimliche Aura, einem violetten Nebel gleich wallte mit einem Mal vom Boden des Daches auf und umwogte das Mädchen. Es war wohl an der Zeit für eine mehr als deutliche Warnung!! „Zum allerletzten Mal!! Ich lasse mich nicht zwingen!! Und von euch lausigen Amateuren schon zweimal nicht!! Sagt eurem Boss, das er das nächste Mal gefälligst shinobi oder kunoichi schicken soll, die ich als Gegner ernst nehmen kann. Das hier ist eine unverschämte Beleidigung meiner Fähigkeiten!!“ Gekonnt ließ das Mädchen die forschen Worte durch die Nacht hallen. Und sie verfehlten in keinsterweise ihre Wirkung. „Unverschämte, überhebliche Göre!“ fauchte der Erste „Dir treib ich die Hochmütigkeit jetzt ein für allemal aus, verzogene Zombie- Kröte!“ „Grabschänder! Gesell dich zu den untoten Biestern und verwese!“ Wieder zischten Wurfsterne auf das Mädchen zu, aber wie zuvor war sie schneller. Mit dumpfen Aufschlägen bohrten sich die Shuriken in die Balken der Balkon- Galerie. Ihre Augen wurden einen Deut schmaler, die Nebelaura wallte mehr auf. Wie sie diese Schimpfnamen hasste!! Ja, sie war eine Nekromantin. Eine noo-itako und kunoichi um genau zu sein. Das Chakra, das sie für ihre Jutsu verwendete war die Energie der Toten; brachte Tod oder erweckte vom Tod. Es war... gruslig wenn man es nicht gewöhnt war. Aber für sie war es schon immer allgegenwärtig. Sie war mit diesem schwarzen Chakra aufgewachsen. Und es hatte seine unverkennbaren Spuren an ihr hinterlassen. Ihr Blick war (nicht nur durch die unterschiedlichen Augenfarbe) unheimlich und kalt, ihre Stimme entweder ein schauriges Wispern oder (wenn sie sich aufregte) ein hysterisches Kreischen. Alles in allem: Ja, sie war schaurig. Aber sie Zombie zu nennen!!! Nein!! Das würde sie diesen Pfeifen nicht erlauben. Doch es gab einen Schimpfnamen, den das Mädchen noch mehr hasste. Der sie komplett irre machte und schneller auf die Palme brachte als alles andere. Aber die Typen würden es nicht wagen, sie so zu nennen! Nicht wenn sie diese Aktion überleben wollten. Sie... „Jetzt schaut euch die überdrehte Friedhofs- Tunte an!“ Die Augenlider schnellten verärgert in die Höhe. „Hey, ärger den vermurksten Zwitter nicht! Ihre anderes Seite fängt sonst garantiert noch zu heulen an.“ „Genau wie geht’s denn der kleinen Lusche. Hat er ein neues Kunststück gelernt?“ „Ja, sonst hinkt deine männliche Hälfte dir weiter hinterher!“ „Sie ist doch selbst männlicher als der Troff es jemals sein wird!! Vielleicht sollten wir morgen mal nachsehen ob die Heulsuse überhaupt was in der Hose hat.“ „Stimmt, würde mich nicht wundern!“ Ein violetter Blitz zuckte plötzlich über das Firmament. Das war’s! Jetzt war das Maß entgültig voll! „Wenn ihr dann überhaupt noch unter den Lebenden wandelt!“ stieß das Mädchen lauernd aus. Blitzschnell formten ihre Hände fünf Zeichen. Gleichzeitig begann die junge itako leise zu summen und zu murmeln. Mit dem Mantra erweckte sie das jagan, das dritte Auge. Langsam begann es sich auf der Stirn zu öffnen, leuchtete genau so violett wie das rechte Auge. Und genauso unheimlich. Der schaurige Nebel verschwand. An seiner Stelle zeichneten sich plötzlich neun unterschiedlich große Kreise in die kalte Nacht. Von irgendwo kam das laute, tiefe Dröhnen einer gigantischen odaiko- Trommel, das immer mehr an Tempo gewann. Es klang wie ein riesiges Herz, das zu schlagen begonnen hatte. „Chi des Lebens, Seele des Lichts, ich rufe dich. Chi des Todes, Seele der Nacht ich rufe dich. Ich rufe dich, oh Charka beider Seelen. Licht und Finsternis. Essenz von Leben und Tod. Ihr, die ihr unvereinbar seid. Ich rufe euch!“ Langsam und stockend begannen sich die Kreise zu drehen, schoben sich widerwillig in einander. Das Mädchen legte den Kopf in den Nacken und reckte die Arme den wirbelnden Kreisen entgegen. Mit einem leisen Zischen wurde das noo- Charka von den Fingerkuppen eingesaugt. „Macht euch auf euer Ende gefasst!“ knurrte die Kleine. Als die Finger dieses Mal neun Zeichen formten, erfüllte statisches Knistern die Atmosphäre. „Vereint, was nicht vereint werden darf. Zusammengesetzt, was nicht zusammen gehört. Lebendig und doch tot zugleich. Erwache!! – Schwarzer Totentanz der Seelen!“ Und obwohl ihre Gegner noch zum Gegenschlag ausholten, konnte keiner viel gegen das Jutsu ausrichten. Dafür war es viel zu mächtig. Und darum verboten. Aber das war Akuma im Moment schnurz. Grimmig sah sie zu wie das wogende Chakra, einer gigantische schwarze Nebelwolke gleich, die vier Schatten überrollte. Als sich die Finsternis kurz darauf auflöste, war von den Angreifern keine Spur mehr übrig. Akuma ließ sich, ohne mit der Wimper zu zucken, wieder in den Lotussitz fallen. Wie von selbst legte sie die Hände in Stellung und begann wieder das Mond- Mantra zu rezitieren. Aber ihre Gedanken waren viel zu unruhig um weiter zu meditieren. Dabei wollte sie doch nichts weiter, als ihre Ruhe. Ganz einfach in Ruhe gelassen wollte sie werden. Die Welt verstand sie doch ohnehin nicht!! Blieb zu hoffen, dass dieser „Schlag“ endlich genügte. Sie hatte sich mit der Aktion recht weit aus dem erlaubten Rahmen gelehnt. Diese Warnung konnte er nicht ignorieren. Aber warum... weshalb... woher... kam nur dieser Schmerz in ihrem Herz, sobald sie an ihn dachte. Sollte sie etwa...? //NEIN!! NEIN, verflucht!// schrie sie innerlich auf. Brüsk schob das Mädchen den Gedanken von sich; schleuderte ihn förmlich in der schwarzen Nachthimmel hinein. Nie und nimmer würde sie sich so etwas erlauben!! Das war... „Toki Akuma!“ Alarmiert schoss das Mädchen in die Höhe. Rings um sie waren neun vermummte Krieger aufgetaucht, alle in einen gelben Umhang gehüllt. otoko, die Ninja aus der kaiserlichen Truppe, die hier im Palast, versteckt hinter der Welt, Wache schoben. Man hatte sie erwischt!! Kapitel 1: Alte Probleme ------------------------ „Ist das dein letztes Wort!“ „Mein allerletztes in dieser Angelegenheit. Ich will nicht länger damit belangt werden.“ Wütend funkelte der alten Mann sein Gegenüber an. Aber Hiashi ignorierte das zornige Gesicht vor sich. Beiläufig begann er die Akten auf seinem Tisch zu sortieren und aufzuschichten. „Guten Tag!“ meinte er kühl ohne aufzusehen! „Glaube bloß nicht das der Clan sich das weiter bieten lassen wird! Die Sache...“ „... ist hiermit vom Tisch!!“ fiel Hiashi seinem Gegenüber barsch ins Wort. Warnend blitzten seine Augen auf als er weitersprach: „ Ich bin das Oberhaupt des Hyuuga- Clans und ihr werdet meine Entscheidungen in dieser Sache akzeptieren!! Haben wir uns verstanden! Und jetzt will ich nicht mehr gestört werden.“ Der alte Mann biss wütend die Zähne aufeinander, als er einer Gewitterwolke gleich aus dem Raum rauschte. Mit einem lauten Klatschen sausten die Schiebetür vor. Hiashi hielt in der Bewegung inne, ein tiefer Seufzer entschlüpfte ihm. Nahm denn das nie ein Ende? Beinahe jeden Tag seit fünf Monaten konnte er sich jetzt solche Vorwürfe an den Kopf werfen lassen!! Vorwürfe, Beschwerden und Proteste, die sich allesamt um eine Sache drehten. Wie auf’ s Stichwort öffnete sich wieder die Tür und ein blonder Schopf schob sich fragend in Zimmerinnere. „Man hat euch bis in den hinteren Innenhof gehört. Da wollte ich lieber mal nachsehen. Gibt’s immer noch Probleme?“ „Keine Sorge, das wird sich spätestens in den nächsten Tagen erledigen!! Dafür werde ich sorgen.“ Entschlossen ballten sich die Hände des Hyuuga- Oberhaupts zu Fäusten. Die junge Frau im Türrahmen legte allerdings die Stirn besorgt in Falten. Sie ahnte bereits was im Kopf ihres Bruders vorging. Und dem galt es entgegenzuwirken. „Den Blick kenn ich doch!! Hiashi, nimm Vernunft an und erzwing ihren Gehorsam nicht!! In der Angelegenheit kommst du mit deinem üblichen Starrsinnigkeit nicht weiter. Und mit dem Siegel erst recht nicht!! Das schwebte dir doch gerade wieder vor, nicht wahr.“ „Du durchschaust mich immer noch wie keine Zweite, Karen.“ „Kunststück, du bist ein offnes Buch für mich.“ grinste diese kess wie immer. Mit leichten Schritten kam sie ins Zimmer, in den Händen ein Lack- Tablett auf dem ein Teekanne samt Tassen standen. „Hier, hab ich besorgt. Ich dachte mir, dir könnte jetzt danach sein.“ In besinnlicher Ruhe hantierte die junge Frau mit der Kanne, ein dampfender honigbrauner Strahl floss mit einem leisen Gluggern in die erste Tasse. Formvollendet reichte Karen die Schale hinüber. Mit einem dankbaren Lächeln nahm Hiashi die Tasse entgegen. Der frische Geruch von Zitronengras und Jasmin stieg ihm in die Nase. „Woher kennst du meine Lieblingsmischung?“ „Ein kleiner Sonnenstrahl hat mir geleuchtet.“ antwortete Karen während sie sich ebenfalls ein-schenkte. Mit einem stummen Nicken stießen die Geschwister miteinander an. „Es wird noch lange ein harter Kampf bleiben. Vermutlich der schwerste, den wir je durchstehen müssen. //Gegen deinesgleichen anzugehen wird stets das Schlimmste sein, das dir passieren kann.// hat meine Meisterin immer gesagt.“ sinnierte Karen gedankenverloren vor sich hin. „Wahrgesprochen! Aber du hast, was das angeht, doch Übung.“ „Witzbold!“ Die Geschwister grinsten einander zu. Noch vor wenigen Monaten hätte keiner der beiden je geglaubt, dass sie einmal so einträchtig bei einander sitzen würden. Jahrelang waren sie miteinander zerstritten und sich spinnefeind. Aber jenes Ereignis vor einem knappen halben Jahr hatte endlich die Schranken zwischen Karen und Hiashi eingerissen. Und um das ihr angetane Unrecht wieder gut zumachen, hatte sich das Oberhaupt mit dem restlichen Clan angelegt. „Du wolltest doch vorhin was von mir? Was gibt’s? Ich hab allerdings nicht allzu viel Zeit.“ „Iruka?“ fragte Hiashi mit süffisanter Miene. Karen erwiderte den Blick gekonnt. „Bloß keinen Neid. Wir haben schließlich zehn vergeudete Jahre aufzuholen.“ „Ich kann’ s immer noch nicht so recht glauben. Ist denn in all der Zeit deine Standhaftigkeit nicht einmal in Versuchung geraten?? In der kaiserlichen Truppe wird’s doch nicht nur alte Männer geben.“ „Mehr als genug! Aber auch ein paar, bei denen man gerne noch ein zweites Mal hinguckt. Und ja, ich hab einzwei Mal übern Gartenzaun gelinst, aber es war nun mal nicht mein Gegenpart dabei. Wo der ist weiß ich seit dieser Zeit ganz genau.“ Eine verräterische Röte hatte sich auf Karen’ s Wangen gelegt und in ihren Augen funkelte ein verträumter Glanz. Hiashi lächelte. Er gönnte seiner Schwester ihr Glück von ganzem Herzen. Es war nicht zu übersehen, wie glücklich sie war. „Hör mal, Karen. Ich frage mich schon seit einiger Zeit...“ „Was??“ „... wann habt ihr zwei eigentlich vor das Aufgebot zu bestellen?“ Die junge Frau lief im ersten Moment hochrot an, dann polterte und fauchte sie lautstark los. „Das ist ja wohl... was bildest du dir jetzt wieder ein!! Was glaubst du wer du bist!!“ „Dein Bruder, dem es obliegen wird die Feierlichkeiten auszurichten, solltet ihr euch wirklich zu dem Schritt entschließen.“ „Du...du... du würdest...“ Karen sah verdutzt auf. „Damit hast du wohl nicht gerechnet.“ Die junge Frau schüttelte verlegen den Kopf. „Ich weiß es ist nur ein schwacher Trost für all die vergangen Jahre, aber wie versprochen: Ich will meine Fehler wieder gut machen. Also, habt ihr bereits Pläne in diese Richtung. Schließlich...“ „Ohhhh, jetzt komm’ schon. Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter. Nur weil wir seit ’nem Monat zusammen wohnen, müssen deshalb noch nicht die Hochzeitsglocken läuten. Oder meckert der Alte deswegen. Alte Anstandspinsel!“ Karen verdrehte entnervt die Augen. „Gönnen die einem denn gar nichts?“ „Deinen Worten entnehme ich, das weder Iruka noch du Gedanken in diese Richtung hattet. Lass es mich früh genug wissen.“ „Ich schick dir ’n Fax, wenn’s soweit ist! Noch was?“ „Ja, wie läuft das Training? Wie machen sich die Drei? Oder gibst du endlich auf?“ „Hab ich das je getan?“ konterte Karen spitz. „Ganz ordentlich. Natürlich noch nicht so wie ich’s mir vorstelle. Dafür sind sie nun mal einfach zu verschiedene Charaktere. Aber es sind die ersten Anzeichen für einen Fortschritt zu sehen. Ich würd’ mal gerne austesten wie weit wir bereits sind. Dein Einverständnis natürlich vorausgesetzt.“ „Das Training war deine Idee und ich vertraue deinem Urteil. Wenn du sie testen willst, meinen Segen hast du. Aber du musst...“ „Ich weiß, ich red’ mit den beiden bei Gelegenheit. Und mit der Hokage auch. Ich will schließlich keinen Ärger. Davon hab ich in vier Jahren sicher wieder mehr als genug, wenn ich zurück in den Palast muss.“ „Du hast vor in den kaiserlichen Diensten zu bleiben?“ „’Türlich! Ich hab die Truppe mitaufgebaut, sie ist gewissermaßen mein Meisterstück. Und ich will das Vertrauen, das der mikado in mich setzt, nicht enttäuschen. Dafür schätze ich ihn viel zu sehr.“ Die Art und Weise, wie Karen sprach, weckte das Interesse ihres Bruders. War etwa der mikado... ? „Also, ich muss los! Einen schönen Abend noch. Und lass die Mädchen in Ruhe. Ich hab sie für heute genug gedrillt.“ „Dir auch einen angenehmen Abend, Schwester.“ Kapitel 2: Neue Probleme ------------------------ Leise strich der Wind durch das Geäst der Bäume. Die Kiefern und Zedern wisperten ihre geheimnisvolle Botschaften in den späten Nachmittag hinein. Und nur Erwählte konnten ihre Worte verstehen. Zu dem Wispern der Zweige gesellte sich das Klingen und Klirren von unzähligen Windharfen. Diese baumelten an den Giebeln des hohen Gebäudes, das sich inmitten der kleine Bauminsel erhob. Es war eine Pagode aus dunklem Holz und weißem Stein. Die kaiserliche Pagode des Himmels. Jede der fünf Etagen war den Aspekten des Kosmos zugeordnet: Metall, Erde, Luft, Wasser und Feuer. Und jedem Element war eine der kaiserliche itako zugeordnet. Die derzeit Ranghöchste bewohnte die Pagodenspitze, auf dem roten Banner glänzte das Wappen von Konoha. Aber Ginga war schon seit einigen Monaten nicht mehr hier, die hi no itako weilte zurzeit zuhause. Daher war der oberstes Stock leer und verwaist. Auch auf der zweiten Ebene, der des Wassers, herrschte eine gespenstische Stille. Doch die hatte eine andere Ursache. Mit einem Seufzen sah eine der beiden Frauen, die gerade auf dem Umlauf der dritten Etage saßen, nach oben. Zwischen den beiden stand ein niederer Tisch mit einem Go- Brett samt Spielsteinen. Die andere Dame hielt gerade nachdenklich einen schwarzen Stein in den wulstigen Fingern und wollte einen neuen Zug setzen. Das Geräusch ließ sie allerdings innehalten. „Was seufzt du denn immerzu, Magatama?“ fragte sie ungehalten. „Es ist eine solch furchtbare Tragödie!“ „Aber vorhersehbar. Schon seit einigen Wochen gab es die ersten Anzeichen. Egal ob im Feuer, im Wasser oder im Himmel. Das konnte doch nur in solch einem Unglück enden. Und haben wir sie nicht immer gewarnt?- Ja haben wir! Haben sie auf uns gehört?- Nein, keine von den dreien!! Dieses verrückte Jungvolk. Und jetzt das!! Es ist eine Unverschämtheit sonders gleichen, dass wir jetzt...“ „Hätten wir etwa zulassen sollen, das man das Kind in den Kerker sperrt. Schwester Kagami, ich bitte dich! Wir haben als die Ältesten immer noch die Verantwortung, auf unsere jüngeren Schwestern zu achten.“ „Schwester?! Das ich nicht lache!“ raunzte die Alte verächtlich und zog die buschigen Augenbrauen in die Höhe. „Ehrwürdige Schwester Kagami, bitte! Das Kind hat sich dieses Schicksal gewiss nicht ausgesucht!!“ „Akuma hätte sich einmal zusammen nehmen können!! Jedes Mal ist es das gleiche mit ihrem Ungestüm!!“ Wieder wackelte Kagami abfällig mit den Augenbrauen. „Die ganzen Umstände sind für sie sicher auch sehr schwer zu ertragen. Du weißt wie eng ihr Verhältnis zu Shigure ist.“ „Gefühlsdusselei! Ich hätte mich mal früher so aufführen müssen, meine shisho hätte mich den ganzen Tag mit dem Stock verhauen. Und ich hätte mich am Ende noch für die Züchtigung bedanken müssen!!“ „Das war damals, Schwester. Heute gelten andere Regeln.“ Tama setzte ein versöhnliches Lächeln auf, doch ihre „Schwester“ war in dieser Angelegenheit nun mal verbohrt wie ein altes Stück Holz. Ja, ein altes Stück Holz!! Das passte wie die Faust aufs Auge, war doch Holz das Element dem Kagami zugewiesen war. Aber Tama war ja selbst nicht mehr die Jüngste. Ihr einstmals sandblondes Haar war mit den Jahren schneeweiß geworden und tiefe Falten hatten sich in ihr Gesicht eingegraben. Einzig ihre Augen versprühten eine vitalen Lebensfreude und erfahrene Weisheit. Heute Nachmittag lag allerdings tiefer Kummer in ihnen. Dieser verstärkte sich umso mehr, als plötzlich leise Flötentöne erklangen. Die melancholische Melodie kam von vierten Stock herunter. Wieder seufzte Magatama schwer. „Kuma! Der Arme! Es tut mir immer in der Seele weh, dass er genau so unter der Situation leiden muss. Vielleicht sogar noch mehr. Er ist doch so emotional veranlagt.“ „Ein kleiner Hosenscheißer ist er!“ Klickend schlug der Go- Stein auf das Brett. „Kagami!!“ empörte sich Tama. „Das kannst du doch nicht...“ „Was kann ich nicht?? Die Wahrheit sagen?!“ Tama’ s Schultern sanken wieder herab. Schweigend spielten die beiden Frauen vier weitere Züge. Die Flötenmusik begleitete das Spiel, doch irgendwann verstummte sie wieder. „Glaubst du nicht, wir könnten doch...“ „Tama!! Du kennst die Regel!!“ fuhr nun Kagami polternd hoch. Zornig schob die Alten den Unterkiefer nach vorn. Sie kannte Tama’ s Gedankengänge nur zu gut und dem galt es einen Riegel vor zu schieben!! „Ja, natürlich.“ nickte die andere einsichtig. Innerlich aber fragte sich Tama sicher zum hundertsten Mal: // Warum denn nicht!!// Aber Kagami und Kusanagi würden dem niemals zustimmen, Ginga war nicht hier und Shigure... ?? Das laute Dröhnen eines Gongs zeriss das Schweigen. Ächzend mühte Kagami sich in die Höhe, schwankend stützte sie sich schließlich auf einen Stock. „Die Stunde des Hahn, meine Schicht beginnt. Hoffentlich kommt das Boot pünktlich! Sonst werde ich Richigi die Ohren lang ziehen. Ich habe keine Lust mir wieder Kusanagi’ s Gezeter anzuhören.“ „Ich könnte mich täuschen, aber ich glaube unsere Schwester findet langsam Gefallen an ihrer Aufgabe.“ „Den kaiserlichen Portier zu spielen ist auch so eine erhabene Aufgabe für eine itako.“ schnaubte Kagami, während sie langsam auf die Treppen zu schlurfte. „Oh all ihr Geister und Ahnen!! Wie sehne ich die alten Zeiten wieder herbei!!“ „So schlimm ist es auch wieder nicht. Gelegentlich finde ich es sogar recht unterhaltsam.“ „Kunststück, du hast ja auch nicht wie ich die Nachtschicht! Also dann, ich sehe dich zur Stunde des Hasen. Aber sei pünktlich!“ „Gewiss, auf den Gongschlag genau werd’ ich dich wecken, Schwesterlein.“ „Magatama!“ fauchte die Ältere noch einmal, dann verschwand ihr Kopf durch die Luke. Die feigste leise vor sich hin. Wenigstens hatte sie sich im Alter den Humor bewahrt, ganz im Gegensatz zu Kagami und Kusanagi. Nachdenklich schob sie einen ihrer Go- Stein über das Brett. „Komm’ rein, Uta- chan. Da draußen ist es doch sicher ungemütlich, oder?“ meinte sie plötzlich. Eine schmale Shilouette löste sich aus den Schatten des Pagodendachs, das im Abendlicht golden erstrahlte. Sie gehörte einem Mädchen, das die Uniform einer kaiserlichen //kikka// trug. Der blutrote Umhang wies sie als kishin, einen Jagdninja aus. Und das Emblem auf ihrem Schulterpolster war das gleiche wie das auf Tama’ s alten Stirnband, das die alte Frau am Gürtel trug. Die Sanduhr von Suna. Ehrfürchtig kniete sich Uta vor der alten Dame nieder und verbeugte sich. „Nun mein Kind, was kann ich für dich tun? Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um Akuma und die Angelegenheit gestern nacht dreht?“ "So ist es!" antwortete die Stimme in Tama’ s Kopf. Uta war seit einigen Monaten verstummt und sprach nun nur noch mittels Telepathie. Die alte itako war darin ebenfalls recht bewandert und wusste was sie tun musste, um dem Mädchen den Kontakt zu erleichtern. Aufmerksam beobachtete sie Uta. In deren Gesicht hatten sich Sorgenfalten breitgemacht. "Diese ganze Sache... Es muss eine verdammte List von Ikki gewesen sein!! Dieser vermaledeite..." „Uta, besinn’ dich! Für so einen schwerwiegenden Vorwurf brauchst du Beweise. Außerdem was hätte er denn davon!! Er braucht Akuma. Wenn man sie aus der Truppe entfernt, fehlt der ersten wie der dritten Einheit eine onryo.“ "Vermutlich denkt er, bekommt er sie nicht für seine Einheit bekommt sie eben keiner. Dabei war es seine Schuld das ...," „Lass endlich die Schuldzuweisungen. Für den Unfall konnte niemand etwas.“ "Ist doch wahr!" „Uta, wenn es so weitergeht, gibt es bald die ersten handfesten Auseinandersetzungen zwischen der ersten und der dritten kishin - Einheit. Deine shisho würde solch eine Entwicklung niemals gut heißen. Ginga hat dich so vieles gelehrt, auch das es falsch ist mit aller Gewalt gegen eine Wand anzurennen. Die Entscheidung welcher Einheit Akuma man zuteilt, wird jetzt vermutlich noch warten müssen. Und wenn ich ehrlich bin, ist mir das ganz recht. Es ist noch zu früh, das Kind ist noch nicht so weit.“ "Schnickschnack!! Sie ist gerade mal ein Jahr jünger als ich..." „Und hat sie dein Leben geführt, oder du ihres?“ Uta senkte reumütig den Kopf. "Was ist mit Kuma- chan? Wie geht’s Aku’ s Spiegelbild?" wollte sie schließlich wissen. „So wie immer wenn sie Schwierigkeiten macht.“ war die Antwort. Gerade so als ob es Tama’ s Worte untermalen wollte, setzte wieder das Flötenspiel ein. "Er klingt tatsächlich total down! Ob ich mal mit ihm rede?" „Tut mir leid, aber ich...“ "Schon verstanden. Kein Kontakt. Und vor allem nicht von mir!" Beide, Mädchen wie alte Frau, seufzten wie auf ein geheimes Stichwort. „Ich wünschte wirklich deine shisho wäre jetzt hier! In dieser Angelegenheit ist Karen’ s unbeirrbarer Sturkopf pures Gold wert.“ "Dein Wunsch könnte sich schon bald erfüllen!" Erstaunt blickte die itako auf Shinkiro. Auf deren Lippen hatte sich ein fröhliches Lächeln breit gemacht. Kapitel 3: Eine Botschaft am Abend ---------------------------------- Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, verließ Karen den Raum und schloss die Tür hinter sich. Während sie durch die Korridore lief, hingen ihre Gedanken bereits bei der Person, die ihr Dreh und Angelpunkt im Leben geworden war. Als sie an einem Spiegel vorbei huschte, blieb Karen erschrocken stehen. //Eii, wie seh ich denn aus!! Verfluchtes Training und staubiger Innenhof. Da werd’ ich wohl oder übel noch mal nachhause müssen. Arrhh, dabei bin ich schon spät dran!// Hastig wand sich die kunoichi um und lief eilig zum Ausgang. Dort stieß sie fast mit Hinata zusammen. Scheu blickte das Mädchen sich zu ihrer Tante auf. Die lächelte ihr freundlich zu. „Na, wieder fit. Hast heute einiges einstecken müssen.“ „Ach, schon gut. Ich... ich... ich versuche mein Bestes zu geben, aber es wird wohl nie ausreichen um...“ Hinata verstummte als Karen sie scharf anblickte. „Was hast du mir versprochen?? Kein Runterreden mehr.“ „Entschuldige!“ „Und kein //Entschuldige// mehr!! Nimm’ s hin und tu’ s nicht mehr. Aber keine Ausflüchte. Verstanden?“ „Ja, oba- san .“ nickte Hinata mit hängendem Kopf. Karen fuhr ihr aufmunternd über den Kopf. „Und hör auf Trübsal zu blasen. Das Ninja- Leben ist viel zu kurz für ein langes Gesicht und es steht einer kunoichi einfach nicht.“ Wieder nickte die Kleine nur. „Willst du auch noch ins Dorf? Es ist schon spät? Hast du etwa eine Verabredung?“ „Ja,...ähem nein. Ich...ähh... Ich treffe mich noch mit Kiba und Shino. Eine Teambesprechung für den neuen Auftrag. Sensei Kurenai legt immer sehr viel Wert darauf, das wir uns sorgfältig vorbereiten.“ „Verstehe, das sieht ihr ähnlich. Vergiss mir aber vor lauter Arbeit nicht noch etwas Spaß zu haben. Das ist genau so wichtig. Aber wenn Kiba nur halb nach dem alten Tunichtgut kommt, dann wird er schon dafür sorgen, dass du das Lachen nicht verlernst.“ „Tunichtgut? Wen meinst du? Wem soll Kiba ähnlich sein?“ Karen grinste still in sich hinein. Bilder von ein paar äußerst amüsanten Abenden huschten an ihrem inneren Auge vorbei. Die Erinnerung daran ließ sie kurz wehmütig seufzen. Was die anderen wohl gerade machten? Als sie Hinata’ s fragenden Blick auffing, lächelte die blondekunoichi geheimnisvoll. „Erzähl ich dir ein ander’ Mal. Jetzt hab ich’s ehrlich gesagt verdammt eilig. Männer sagen zwar immer, sie warten gerne auf dich. Aber in Wahrheit stinkt’ s ihnen gewaltig.“ Noch war die Stimmung im Itchi- Raiku- Ramen recht gut. „Wo bleibt die denn? Es ist jetzt fast ne halbe Stunde drüber. Ich hab Hunger, verdammt.“ Mürrisch hatte Naruto die Arme vor der Brust verschränkt und wippte unruhig vor und zurück. „Sie kommt schon noch. Karen hat bereits gestern gesagt, dass es bei ihr vielleicht später werden wird.“ Anders als sein ehemaliger Schüler strahlte Iruka Zuversicht aus, obwohl ihm ebenfalls der Magen knurrte. „Wo steckt sie denn wieder? Hab sie schon seit Tagen nicht mehr gesehen.“ „Bei der Arbeit, weißt du doch. Tsunade hat sie dem Nachrichtendienst zugeteilt. Außerdem ist heute Mittwoch, da ist sie den Nachmittag über immer im Clanhaus.“ „Warum das denn?“ wollte der Flachskopf neugierig wissen. Iruka zuckte ahnungslos mit der Schulter. Wie früher tat seine Freundin oft Dinge, von denen niemand recht wusste was es war. Und Karen empfand nicht die leiseste Regung, ihr Geheimnis preiszugeben. Selbst ihm nicht. Darin hatte sie sich auch nicht geändert. „So ihr zwei, die gehen aufs Haus. Am Ende verhungert unser Genin noch.“ Die junge Köchin der Ramenküche stellte mit leisem Klirren einen Teller mit kleine Teigtaschen auf dem Tresen ab. „Dankeschön, Onee- san . Ich bin am Verhungern!!“ Gierig verputzte Naruto die Leckereien. Als er wieder aufsah, blinzelte der Flachskopf erstaunt. „Seit wann stehen denn die da drüben.“ Sein Blick fiel auf Shino und Kiba, die an der gegenüberliegenden Hausecke warteten. Akamaru sprang kläffend zwischen den beiden shinobi hin und her. Übermütig streckte der kleine Hund sich immer wieder in die Höhe, bis Kiba sich endlich zu ihm herunterbeugte und den Rücken kraulte. „N’ abend miteinander. Auf wen wartet ihr denn?“ fragte Naruto, als er mit breitem Grinsen auf seine ehemaligen Klassenkameraden zusteuerte. „Auf Hinata. Wir müssen unsere neue Mission besprechen. Anweisung von sensei Kurenai.“ Naruto nickte wissend. „Verstehe, wann geht’s los! Und wo geht’s hin?“ „Gleich morgen früh. Irgendwo in den Süden. Scheint was kleineres zu sein, ist nur ne D- Mission.“ meinte Shino gleichmütig wie immer. Sein Teamkamerad schien allerdings anderer Ansicht zu sein. Kiba verdrehte stöhnend die Augen. „Oh Mann, wie ich diesen Kleinkram hasse. Das ist immer eintönig!“ Akamaru stimmte ihm mit einem leisen “Wuff“ zu. Shino hingegen zuckte nur mit der Schulter. „Kleinkram muss auch erledigt werden.“ „Aber warum bleibt er immer an uns hängen?! Sensei Kurenai soll uns endlich mal wieder ’nen ordentlichen Auftrag besorgen. Wir sind schließlich keine Anfänger mehr!! Ich bin es langsam leid.“ „Dann beschwer’ dich doch bei Tsunade, wenn’s dir so stinkt!“ „Bin ich irre! So lebensmüde bist doch nur du, Naruto!“ Anfangs noch verärgert über die Bemerkung, grinste der Genin dann breit über beide Backen. Lässig verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. „Tja, man muss eben selber sehen wo man bleibt.“ In diesem Moment sprang Akamaru los und rannte mit fröhlichem Gebell auf das Mädchen zu, das gerade um die Ecke bog. Hinata zuckte zuerst erschrocken zusammen, dann aber kniete sie sich lächelnd nieder und ließ den weißen Hund auf ihren Arm klettern. Überschwänglich begrüßte der Kleine die Teamkameradin seines Herrchens mit unzähligen Hundeküsschen. Geduldig ließ Hinata alles über sich ergehen, während sie auf die Jungs zu ging. Dabei war sie so abgelenkt, dass das Mädchen Naruto erst gar nicht bemerkte. Erst sein „Hi, Hinata! Wie geht’s?“ ließ sie hochfahren. Und schlagartig geschah das, was immer passierte wenn Hinata ihrem Schwarm begegnete. Ihr Gesicht war binnen Sekunden knallrot und aus ihrer Stimme wurde ein dünnes Piepsen. „Hhh... Hi.“ nuschelte die zierliche kunoichi und vergrub ihre leuchtende Wangen in Akamaru’ s dichtem Fell. „Hast du was? Du bist so rot. Bist du gerannt?“ erkundigte sich Naruto ahnungslos wie immer. Wieder verdrehte Kiba innerlich die Augen. Manchmal wollte er diesen dämlichen Flachskopf anbrüllen, ob er denn Tomaten auf den Augen hatte. Hinata’ s Schwärmerei war doch wirklich nicht zu übersehen!! Auch das sie viel zu schüchtern war um den ersten Schritt zu machen. Aber in der Beziehung war Naruto noch komplett grün hinter den Ohren. Er grinste und alberte in Hinata’ s Gegenwart ahnungslos herum und schien ihre Reaktionen gar nicht zu bemerken. Die hatte sich gerade neben Kiba geschoben, immer noch Akamaru auf den Armen. „Entschuldige. Ich weiß, ich sollte nicht mit ihm schmusen, aber...“ „Ach lass gut sein. Akamaru hat dich eben gern. Was soll ich da schon dagegen tun?“ „Vielleicht erziehst du deinen Hund endlich mal!! Damit solche Schnitzer nicht weiter vorkommen!“ knurrte da plötzlich eine verärgerter Stimme. „Oh Mom, nicht schon wieder die Leier!“ Ein drittes Mal verdrehte Kiba die Augen, aber wie zuvor half das nicht viel. Tsume hatte in dieser Angelegenheit nicht vor klein beizugeben. Begleitet von Kuromaru, dem riesigen Wolf mit der Augenklappe, schritt die Inuzaki- Clanchefin auf ihren Filius zu. Ihr Blick versprach nichts gutes. Brüsk packte sie Akamaru am Kragen und zog ihn aus Hinata’ s Armen. Mit einem Winseln landete der Kleine auf dem Boden. „HEY! War das nötig!!“ beschwerte sich Kiba lautstark, während Akamaru sich mit eingezogenem Schwanz hinter seinen Beinen verkroch. „Kannst du nicht einmal...“ Kuromaru stieß unvermittelt ein warnendes Knurren aus, so das Kiba einen Schritt zurück machte. Dem Wolf war nicht zu trauen, er gehorchte einzig und allein nur seiner Mutter. Die funkelte Kiba ebenfalls streng an. Auftakt für eine neue Gardinenpredigt. „Ich sag’ es dir jetzt zum allerletzten Mal: Akamaru hat nur auf dich zuhören und keinen anderen!! Du bist sein Rudelchef und niemals gleichrangig. Also, sorg jetzt endlich dafür das der Kleine das lernt.“ „Akamaru weiß das. Aber ein Rudelchef kann doch auch mal locker sein und mit seinem Kumpel etwas Spaß haben.“ „Spaß, Spaß, Spaß!! Ein anderes Wort scheint es wohl in deinem Vokabular nicht mehr zu geben. Und während du sorglos daher lebst, sucht sich der Kleine einen neuen Rudelführer. Schließlich hat dieser ein gewisses Verantwortungsbewusstsein zu haben. Und damit scheint’ s bei dir immer noch zu hapern. Sollte mich nicht wundern wenn Akamaru bereits einen möglichen Kandidaten ins Auge gefasst hat.“ Der strenge Blick der Joonin richtete sich auf Hinata, die erschrocken zusammenfuhr. „Na und?“ hörte man plötzlich eine dritte Frauenstimme über den Platz hallen. „Das wäre in diesem Falle nicht unbedingt ungewöhnlich.“ „Karen nee- chan. Na endlich! Hast dir ganz schön Zeit gelassen.“ rief Naruto, als er die Gestalt auf dem Dachvorsprung entdeckt hatte. Die kunoichi grinste, dann stieß sie sich in einer geschmeidigen Bewegung ab und segelte in einer halben Drehung auf den Platz herunter. Bevor sie sich der Gruppe zuwand, ging Karen zunächst auf Iruka zu und begrüßte ihn mit einer innigen Umarmung. „Tut mir leid, das ihr warten musstet.“ „Schon in Ordnung.“ „Kurzen Moment noch, ja?“ Damit löste sie sich wieder aus der Liebkosung und wand sich Tsume zu, die sie immer noch giftig anblickte. Gekonnt erwiderte Karen die darin liegende Herausforderung. „Was genau willst du damit wieder sagen? //In diesem Fall//? Was hat das zu bedeuten?“ Karen kniete sich kurz zu Akamaru nieder und kraulte ihm die Ohren. Der ließ es bereitwillig über sich ergehen. „Das es ganz einfach eine Frage der Chakra- Aura und des Instinkts ist, Inuzaki- san. Die niken haben ein feines Gespür dafür, wer ihnen aufgrund seiner Aura einen gewissen Schutz bieten kann. Selbst dann wenn die Hunde den Schutz eigentlich nicht mehr brauchen. Es ist ein angeborenen. Und wie alle Instinkte lässt er sich nicht unterdrücken. Und Hinata hat nun mal eine solche... nennen wir es //mütterliche Aura//. „Ach ja?? Woher willst du das wissen.“ fauchte Tsume aufgebracht. Das schlug ja schier dem Fass den Boden aus, dass sie sich von einer Außenstehenden Vorträge über das Verhalten der Niken anhören musste. Karen blinzelte wissend und wand den Kopf Kuromaru zu. „Hat die Kleine sie, ja oder nein??“ fragte sie den Wolf ohne weiter auf die zornige Tsume zu achten. Der schwieg anfangs beharrlich, dann aber warf er doch einen Blick auf das verwirrte Mädchen. Schließlich seufzte er und antwortete: „Ja, sie hat sie!“ Diese Worte erstaunten dann Tsume doch, fragend hielt sie den Kopf schief. Ihr tierischer Begleiter richtete seinerseits den Blick auf Karen. Neugierig musterte er die blonde kunoichi. „Du scheinst dich in diesen Dingen sehr gut auszukennen.“ „Zwangsläufig!“ Karen grinste amüsiert während ihre Augen sich auf einen Punkt zwischen den Dächern richtete. „Was heißt das jetzt wieder!“ Das tiefe Knurren von Kuromaru unterbrach schlagartig jedes weitere Gespräch. Es war grollend und so unheimlich, dass es Hinata eiskalt den Rücken hinunter lief. Der Wolf wand den massigen Kopf in die gleiche Richtung, in die auch Karen blickte. „Das du die Dreistigkeit besitzt dich hier blicken zu lassen!!“ „Dir ebenfalls einen guten Abend, Brüderchen. Die neue Stimme war ebenfalls tief und bedrohlich wie die von Kuromaru, aber in ihr schwang eine ordentliche Portion Sarkasmus und Spott mit. Ein großer Schatten sprang leichtfüßig über die Dächer und landete schließlich auf dem Platz. Er entpuppte sich als ein zweiter großer Wolf. Sein Fell war tiefschwarz, die Augen leuchteten in strahlendem Eisblau. Eine lange gezackte Narbe verlief schräg von der Schnauze über den kompletten Schädel. Dadurch hatte der Wolf einen fast freche Mimik. Herausfordernd starrte er zunächst Kuromaru entgegen, dann aber schritt der Neuankömmling gleichmütig an ihm vorbei und auf Karen zu. „Hast uns also doch bemerkt, Schwester.“ „War nicht weiter schwer. Du weißt doch, meine Intuition ist so scharf wie deine Nase, Kariudo. Schön dich zu sehen.“ Freundlich wuscheltet die kunoichi durch das dichte Fell und kraulte die Ohren des Wolfes. „Dito. Siehst gut aus. Verdammt gut! Das wird der alten Funsel gar nicht passen. Der hofft immer noch, dass du endlich die Schnauze voll hast und wieder heimkommst.“ „Ey, Konoha ist unser Zuhause!! Meines wie auch das von dem eifersüchtigen Stelzbock. Hör also gefälligst auf solch Töne zu spucken, Tsuki oder es rauscht!!“ „Na wenn Gnädigste das Echo verträgt!!“ antwortete eine spöttische Stimme von oben herab. „Das Echo will ich mal sehen. Mit dir wisch ich doch den Boden!“ meinte Karen noch spitzbübisch, im nächsten Moment schnellte sie auch schon wie ein Pfeil davon. Die Gruppe blieb nur mit verwundertem Schweigen stehen, einzig der schwarze Wolf grinste breit als er ihr nachsah. „Die zwei!! Wie Hund und Katze. Wenn der eine knurrt, faucht die andere sofort zurück!“ Lautes Klappern und Krachen war die Antwort. Keine Sekunde darauf knallte ein großer Schatten auf den Platz. Karen sprang leichtfüßig hinterher. „Autsch! Meine Herrn, deine linke Grade ist wirklich nicht von schlechten Eltern!“ Der shinobi rieb sich die schmerzende Backe. Sein freches Grinsen wich allerdings keinen Millimeter. Er musste etwa Anfang dreißig sein, hatte ein scharfkantig geschnittenes Gesicht und aufmerksame Augen. Die graubraunen Haare standen wuschelig nach allen Seiten und waren im Nacken zu einem Zopf gebunden. Auf den Wangen prangte links und recht ein rotes, auf der Spitze stehendes Dreieck. Ein Mitglied des Inuzaki- Clans. Und wie ihn die Uniform auch auswies, ein shinobi der kaiserlichen Sturmtruppe. Genau wie Karen hatte er ein Chrysanthemen- Tatoo auf dem linken Arm. „Also doch!!“ kam es plötzlich von Tsume „Was willst du hier, Tsuki? Ich dachte die Angelegenheiten zwischen uns wären einfürallemal geregelt.“ „Keine Sorge, Cousinchen. Das sind sie!! Ich bin auch nicht deinetwegen hier, sondern wegen dieser Schönheit hier.“ Der freche Blick wand sich Karen zu. Die seufzte theatralisch. „Ohhhh, lass doch einmal die Sülzerei. Wie oft muss ich dir eigentlich noch nen Korb geben?“ „Die Hoffnung stirbt zuletzt, Karen!“ Die verdrehte resignierend die Augen, aber ebenfalls mit einem frechen Grinsen. „Also, was gibt’s?“ „Na rate mal?“ „Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit. Aber warum kommst du damit zu mir, Kommandant der kishin?“ „Ganz einfach, weil’s auch um dein Corp geht, Kommandantin deronryo ?“ Schlagartig verschwand Karen’ s Grinsen, die weißen Augen wurden ernst. Wortlos folgte sie Tsuki in die aufkommende Dunkelheit hinein Kapitel 4: Reisevorbereitungen ------------------------------ „Und da kann man nichts machen? Ich meine, musst du wirklich..?“ „Leider ja. Wie ich es auch drehe und wende, ich komme immer zum selben Schluss: Ich muss zurück zum Palast.“ Während sie sprach trug Karen einen Stapel Wäsche zum Bett. Dort verstaute sie alles in ihrem großen Rucksack. Mit einem Seufzen sah sie zu Iruka auf. Der saß mit untergeschlagenen Beinen ebenfalls auf der Matratze und beobachtete seine Liebste aufmerksam. Karen kniete gerade über eine kleine Arsenal Briefbomben, als sie inne hielt. „Es tut mir leid.“ raunte die kunoichi plötzlich und sah traurig zu Boden. „Was? Was tut dir leid?“ „Ich hätte dir schon früher von der Sache mit Tsuki erzählen sollen. Aber das ganze... es war schon so lange her... und ich...“ „Hey!“ Die sanfte Stimme unterbrach Karen’ s Geständnis. Bereitwillig ließ sie Iruka über ihre Wange streicheln. „Es ist schon in Ordnung. Ich wäre ein Riesentrottel, hätte ich wirklich geglaubt das ich der Einzige in deinem Herzen war. Was zählt, ist das ich es jetzt bin. So ist es doch, oder?“ „Möchte der Herr etwa einen Beweis?“ Ein lauerndes Funkeln lag mit einem Mal in Karen’ s Augen. Neckisch hielt sie die Kopf schief, eine ihrer blonden Strähnen hing ihr daraufhin quer ins Gesicht. Grinsend strich Iruka ihr diese zurück und fuhr dabei über die Narbe auf Karen’ s Stirn. Die Narbe, die sie damals zurückbehalten hatte, als sie ihn verteidigt hatte. „Dein Wort genügt mir völlig.“ „Schade, mir schwebte gerade was... passendes vor.“ Sacht streckte Karen sich ihrem Liebsten entgegen. Ein Lippenpaar fand blind das andere. Hände schoben sich wie von selbst über den Rücken des anderen. Binnen weniger Sekunden schmusten die beiden verliebt wie eh und je, und hatten die Welt um sich herum vergessen. Doch schließlich, nach einer halben Ewigkeit, raffte sich Karen auf und machte sich wieder ans Packen. Schon bald fühlte sie den Blick auf ihrem Rücken. „Glaub’ mir, ich würde auch lieber hier bleiben. Konoha ist mir heute mehr Heimat als jemals zuvor. Aber diese Geschichte, die Tsuki mir erzählt hat... Irgendetwas stößt mir dabei bitter auf. Außerdem mach ich mir Sorgen. Wenn meine Schülerin wirklich Ärger machen sollte, und so wie ich Shin kennen wird das passieren, dann fällt das auch auf mich zurück. Und dann sind da noch Shigure und Akuma. Ich muss mich um diese Angelegenheit kümmern. Mehr als ein Menschenleben hängt davon ab. Ich... ich kann nicht anders.“ „Ich weiß. So bist du nun mal. Immer bemüht allen zu helfen, selbstlos und idealistisch.“ „Hahaha, äußerst komisch.“ „Ich meine das ernst!“ „Ja klar! Ich durchschau dich ganz genau, mein Lieber. Versuchst es jetzt wieder auf die Tour. Aber daraus wird nichts.“ „Einen Versuch war’ s wert.“ „Spinner!“ Lachend warf Karen eines der Kissen quer durch das Zimmer. Zum Packen hatte sie auch später noch Zeit. Der nächste Morgen kam viel zu schnell, noch sammelte die Sonne im Osten ihre Strahlen. Aber ihr Glimmen war schon zu sehen, als sich Karen von Iruka verabschiedete. Wortlos hatte sie die Arme um ihn geschlungen und drückte sich an ihn. „Ich bin so schnell ich kann wieder zurück, versprochen!!“ flüsterte sie mit schwankender Stimme. „Schon gut, nimm dir alle Zeit der Welt. Ich werde auf dich warten, Schatz!“ „Musst du es mir denn noch schwerer machen mit deiner ewigen Liebenswürdigkeit!“ „Soll ich etwa sagen: Keine Sorge ich amüsier mich schon?“ „Untersteh’ dich oder du bereust es wenn ich zurück bin!“ Ein letztes Mal drückten die beiden sich fest aneinander, dann aber riss sich Karen urplötzlich los und rannte mit schnellen Schritten davon. Hastig wischte sie über die feuchten Wangen. Nie hätte sie gedacht, das ihr dieser Abschied so schwer fallen würde. Kapitel 5: Überraschung!! ------------------------- Zur selben Zeit huschte mit verschlafenem Blick Hinata durch die Gassen von Konoha. Überall herrschte noch einträchtige Stille. Ein herzhaftes Gähnen entschlüpfte der zierlichenkunoichi. Warum mussten Missionen denn nur so früh beginnen? Aber andererseits, es ging weit in den Süden. Nach ocha no kuni. Das waren sicher mindestens sechs wenn nicht gar sieben Tage Hinreise. Wieder musste das Mädchen gähnen. Kunststück, sie hatte ja wieder einmal vor lauter Nervosität die vergangene Nacht kaum ein Auge zugekriegt. Und jetzt... jetzt hatte sie einen zentnerschweren Knoten im Magen. Das sich das denn nie besserte!! Glücklicherweise war der Hokage- Turm nicht all zu weit vom Clan Haus entfernt. Als sie mit einem Mal Schritte hinter sich hörte, dachte Hinata es handelte sich um Shino oder Kiba. Doch als das Mädchen sich mit einem freundlichen „Guten Morgen“ herumdrehte, stand keiner ihrer Teamkameraden hinter ihr. „Neji nii-san , du??“ Erstaunt riss das Mädchen die Augen auf. „Warum nicht?“ antwortete dieser. Wortlos gingen die beiden nebeneinander her. Es vergingen einige Minuten bis Hinata den Mut fand und scheu die Stimme erhob: „Ich wusste gar nicht, dass dein Team heute auch auf Mission geht. Gestern hast du nichts davon erzählt.“ „Da wusste ich’ s ja selbst noch nicht. Ich war kaum aufgestanden, da heißt es plötzlich: //In einer Stunde abmarschbereit am Hokage- Turm.// Aber sensei Gai war ja schon immer für eine Überraschung gut.“ Hinata lächelte fröhlich. „Du hast wirklich großes Glück. Dein Meister versteht es wirklich euch alle zu fördern. Ihr werdet sicher sehr bald alle Chunin sein!! Da bin ich sicher.“ „Hmmm, mal sehen. Das letzte Mal ist es doch wieder in die Binsen gegangen.“ Neji’ s Gesichtsausdruck sprach Bände. Die Blamage von der erneut verpatzten Chunin- Prüfung saß ihm immer noch in den Knochen. Dabei hatte sie es doch fast schon gehabt, wenn nicht... „Dann eben das nächste Mal. Verlier nur nicht Mut!“ meinte Hinata zuversichtlich. „Ich hätte mal besser was anderes nicht verloren!“ „Ach, verlass dich auf Tante Karen. Sie wird dich schon für die nächste Prüfung fit machen. Von uns dreien lernst du am schnellsten.“ „Aber du machst die größeren Fortschritte.“ „Ach, das...“ wehrte Hinata beschämt ab. Wieder einmal war sie verlegen angelaufen. „... das sind doch nur kleine Schritte. Ich habe immer noch nicht begriffen, worauf Tante Karen hinzielt. Und sie sagt doch nie etwas.“ „Wenn ich das richtig analysiert habe, ist dieses Jutsu ein Dreier- Angriff.“ „Ein DREIER- ANGRIFF!! Wie um alles in der Welt will Tante Karen...“ Hinata schnappte ungläubig nach Luft. „Das frage ich mich auch.“ Schweigend gingen die beiden Hyuuga- Sprösslinge auf den Hokage- Turm zu. Für gewöhnlich starteten hier oder an den Dorftoren die unterschiedlichen Missionen, daher trafen man sich immer auf dem Platz vor dem Turm. Umso erstaunter waren beiden als sie im morgendlichen Schatten weder ihre Teamkameraden noch ihre Meister antrafen. „Wer ist das denn? Kennst du den?“ Neji sah fragend von dem fremden shinobi zu Hinata hinüber, als dieser dem Mädchen freundlich zu nickte. Der Wolf, der dösend zu seinen Füßen lag, rührte sich nicht. „Äehm, das...ich...wenn wenn ich das richtig verstanden habe, ist er so was wie Kiba’ s Onkel. Tsuki heißt er und ist wie Tante Karen ein Mitglied der Chrysanthemen-Sturmtruppe.“ „Das sehe ich. Die Uniform ist unverwechselbar. Und was will er hier?“ „Da musst du Tante Karen fragen. Die hat sich gestern abend lange mit ihm unterhalten. Und wenn ich ihren Gesichtsausdruck danach richtig gedeutet habe, dann ging es um etwas sehr Ernstes.“ Die beiden Genin gingen langsam auf den Ninja zu. Der hatte bis jetzt auf der steinernen Umzäunung gesessen und scheinbar seinen Gedanken nachgehangen. „Guten Morgen!“ Höflich verbeugten sich die beiden. „Euch auch einen guten Morgen. Na, ausgeschlafen und ausgeruht?“ „Ja vielen Dank.“ erwiderte Hinata lächelnd bevor sie zu einer Frage ansetzte: „Ich dachte, sie hätten Konoha schon wieder verlassen. Warten sie noch auf jemanden?“ „Allerdings! Mal sehen wie lange sie noch braucht. Sie war doch sonst nie so ein Langschläfer!“ „Nee, das ist eher dein Part!“ meinte Kariudo spitz ohne aufzusehen. Tsuki grinste breit. „Sie?? Reden sie etwa von Tante Karen?“ erkundigte nun Neji, den die Wortwahl stutzig gemacht hatte. „Jupp, die Angelegenheit betrifft sie gleichermaßen. Wir, die übrigen Kommandanten, können ohne sie da keine Entscheidung treffen. Was ich allerdings nicht so ganz verstehe ist, warum sie euch zwei mitschleppen will.“ „WAS?!“ „Wie bitte!“ Beiden, Neji wie Hinata, stand schlagartig der Mund offen. Verwundert blickten sie zuerst einander und dann wieder Tsuki an. „Ja, ihr habt schon richtig gehört! Karen bestand darauf, aber warum...“ Er zuckte ratlos mit den Schultern „...keinen blassen Schimmer!“ „Was soll das jetzt wieder!“ beschwerte sich Neji. „Das geht doch nicht!“ stimmte Hinata aufgeregt zu. „Wir... wir beginnen beide heute eine Mission.“ „Ja, eine Mission mit mir!“ Karen’ s Stimme ließ die zwei herumfahren. Gemeinsam mit Kurenai kam sie auf das Trio zu. Karen trug ihre kikku Uniform. Der lange nachtblaue Mantel flatterte um sie herum, die onryo Maske baumelte am Gürtel. „Gesetz dem Fall, deine Meisterin gibt dich frei.“ Karen blickte zu ihrer Freundin aus Kindertagen hinüber. Die lächelte nur und meinte: „Ich kann ja schlecht „Nein!“ sagen. Du hast deine Pläne doch längst gefasst, nicht wahr?“ „Erwischt. Morgen, Tsuki?“ „Morgen, Langschläferin! So schnell aus dem Rhythmus?“ „Was heißt hier aus dem Rhythmus? Es ist kurz nach sechs, also absolut in der Zeit.“ „Und das von Fräulein Pedantisch, die sonst immer explodiert wenn man sich auch nur eine Minute verspätet?? Morgen Kurenai!“ „Morgen Tsuki. Hab dich lange nicht mehr gesehen.“ „War beschäftigt. Junge, Junge, bist eine Hammer Schönheit geworden. Da hab ich mir ja direkt was entgehen lassen.“ „Und du bist nach wie vor ein alter Charmeur. Flirte er immer noch mit allem Weiblichem, das seinen Weg kreuzt?“ „Rate mal!“ Die beiden Frauen grinsten einander wissend zu. „Dann hab mal bloß ein Auge auf Hinata. Nicht das er’s auch noch bei ihr versucht!“ „Nicht doch! Karen’ s liebe Nichte ist ein unverletzliches Tabu für mich. Obwohl, sie ist schon recht niedlich!“ „TSUKI!“ kam es von Kurenai und Karen postwendend. Hinata war schlagartig hochrot geworden. Komplimente dieser Art war sie nicht gewöhnt. Noch dazu von einem Erwachsenen. „Aber warum willst du uns mitnehmen? Ist diese Mission etwas besonderes?“ nuschelte sie. „In gewisser Weise schon. Ich brauche euch zwei für ein paar spezielle Dinge. Außerdem will ich was ausprobieren.“ „Bloß nicht das, was ich denke!“ meinte Neji launisch. „Nein, für die „San- Banzai- Tsunami“ bräuchten wir noch Hanabi. Und die kann ich leider nicht mitten aus dem Unterricht reißen.“ „Aber uns um unsere Aufträge bringen!“ „Jetzt maul nicht schon wieder, Neji. Ich geb dir schon ne passende Aufgabe, keine Sorge.“ „Aber geht das wirklich in Ordnung,sensei?“ Hinata wand sich Kurenai zu. Die nickte zuversichtlich. „Mach dir keine Gedanken. Die Mission ist auch für drei zu schaffen. Außerdem beschwert sich Kiba doch ohnehin ständig über die drögen Aufträge. Dieses Mal muss er für zwei denken und agieren. Wir werden sehen wie er damit zurecht kommt.“ „Wie jeder Inuzaki.“ mischte sich Tsuki ein. „Mit wachem Instinkt und aufmerksamer Nase!“ „Na wenn du das sagst.“ Mit einem lauten Klatschen lenkte Karen die Aufmerksamkeit der Anderen wieder auf sich. „Es ist an der Zeit! Wir müssen los, sonst verpassen wir das //Fenster//“ Während die beiden Teenies sich noch verwundert anblickten, erhob sich Kariudo und trottete auf die Jonin zu. „Dann wünsche ich euch viel Glück!“ „Danke, ich dir auch!“ Karen neigte noch einmal den Kopf, dann wand sie sich um und lief den steinernen Pfad hinab. Tsuki und sein vierbeiniger Begleiter folgten ihr ohne zu zögern. Ein letztes Mal sahen Hinata und Neji sich fragend an, dann aber liefen auch sie den Erwachsenen hinterher. „Bis bald!“ rief das Mädchen und winkte ihrer Meisterin zu Abschied. „Alles Gute, meine Kleine.“ Kapitel 6: Auf zum Palast ------------------------- Die Gruppe hatte schon bald darauf Konoha hinter sich gelassen. Die aufgehende Sonne im Rücken stiegen sie den Pfad zur Bergkuppe empor. Tsuki hatte recht bald die Führung übernommen. Gelassen ging er einige Meter vorneweg. Kariudo trabte unweit von ihm. Beide behielten unmerklich die Umgebung in Auge bzw. der Nase. Die drei Hyuuga folgten ihnen stumm, bis Neji schließlich das Schweigen brach. „Was genau ist das jetzt für ein Auftrag, Karen oba- san ? Und warum willst du ausgerechnet uns dabei haben?“ Karen seufzte mit einem Mal tief. Ihre traurige Miene fiel den beiden Genin gleichermaßen auf. Etwas bewegte die große kunoichi. Sie sah aus als läge ein zentnerschwerer Stein auf ihrem Herzen. Und soweit Hinata und Neji sie kannten, beunruhigte nur sehr wenig Karen’ s Gemüt. „Hört zu: Vor wenigen Tagen kam es zu einem schlimmen Unfall. Die erste Einheit der kishin geriet in einen Hinterhalt. Es gab Verletzte, darunter ist auch Shigure, die Vizekommandantin der onryo und meine Stellvertreterin. Was genau geschehen ist weiß ich selbst noch nicht, aber es sieht so aus als könne sie nicht länger als kunoichi tätig sein. Selbst ihre Zukunft als itako ist ungewiss. Das ist... ein schwerer Schicksalsschlag. Für sie wie für mich. Shigure und ich... wir sind sehr enge Freunde. Früher da waren wir drei das onryo- Team. Shigure, ich und... und Maho.“ Wieder seufzte Karen und fuhr sich durch die Haare. Wieder tauchten alte Erinnerungen vor ihrem geistigen Auge auf, die ihr einen schmerzhaften Stich versetzten. Sie hatte bereits Maho verloren, sollte sie jetzt etwa auch... Nein!! Das würde sie nie und nimmer zu lassen. Entschlossen atmete Karen tief durch. Die Verzweiflung würde sie nicht zu fassen kriegen!! So nüchtern wie möglich vor sie fort. „Ich muss mich jetzt um Shigure kümmern. Und um den ganzen verflixten, bürokratischen Hickhack, den dieser Unfall mit sich bringt. Es wird zu einer Anhörung kommen, bei der ich als Kommandantin anwesend sein muss. Dafür brauche ich all meine Aufmerksamkeit und Geistesschläue.“ „Schön und was hat das mit uns zu tun?“ Die blonde Frau grinste in sich hinein. Das war doch mal wieder typisch Neji!! Er folgte ihr zwar, blieb aber dennoch misstrauisch wie eh und je. Schlauer Junge! Eben ganz sein Vater! „Vorgestern kam es zu einem weiteren Zwischenfall, in den Akuma, die einzige onryo- Genin verwickelt ist. Und leider... ist Shigure als ihre shisho, ihre Mentorin, im Moment nicht in der Lage sich um die Sache zu kümmern. Die Kleine hat mal wieder ein glühendes Eisen angefasst, ein verbotenes Jutsu, als sie angegriffen wurde. Und natürlich hat man sie erwischt!“ Sichtlich verärgert schüttelte Karen den Kopf. „Und?“ quengelte Neji weiter. „Und irgendwas stinkt an der Sache!“ Mit diesen Worten fuhr Karen herum und raubte ihrem Neffen jede Lust weiterzufragen, als sie ihn zornig anfunkelte. „Die Ninja, die Aku- chan angegriffen haben, waren keine kikku . Fremde, die es irgendwie geschafft haben sich auf das kaiserliche Gelände einzuschleichen!! Und das behagt mir ganz und gar nicht. Niemand schafft es unbemerkt in den Palast versteckt hinter der Welt. Es sei denn...“ Karen brach kurz ab um sich zusammeln. Denn die Tragweite des nächsten Satzes war gewaltig. „Es sei denn wir haben eine undichte Stelle in den eigenen Reihen!! Eben dafür brauch ich euch zwei.“ Karen warf einen auffordernden Blick auf ihre Nichte und ihren Neffen. Sie wusste, dass die beiden ihre Erwartungen nicht enttäuschen würden. Beide hatten großen Respekt vor ihr und sie in den vergangen Monaten in ihr Herz geschlossen. So wie Karen es auch getan hatte. Alles was sie jetzt noch tun musste, war die Energie der beiden in die entsprechenden Bahnen zu lenken. Das hieß Neji’ s bisweilen hochschießendes Ungestüm zu zügeln und Hinata’ s schwachem Ego etwas Rückenwind zu geben. Die sah nämlich gerade wieder drein, als würde sie jetzt liebend gern kehrt machen. Ihr Cousin hingegen legte grübelnd die Stirn in Falten. „Ein Lauschposten, richtig?“ „Richtig! Ich werde wie gesagt mit anderen Dingen zu beschäftigt sein um die Ohren zu spitzen oder die Augen offen zu halten. Mit den Byakugan durchleuchten wir zwar so einiges, aber es kann auch sein das ich vielleicht etwas übersehe, weil ich... zu sehr mit der Truppe verbunden bin. Versteht ihr was ich meine?“ Beide nickten. „Hast du bereits einen Verdacht?“ Karen schüttelte den Kopf auf Neji’ s Frage. „Nein, auch keine Vermutung. Ein halbes Jahr mag nicht lange sein, aber es reicht um Dinge in komplett neue Richtungen zu steuern. Ich brauche erst wieder einen Überblick über die ganze Situation. Macht euch aber schon mal klar, im Palast und der Truppe treffen alle Länder aufeinander. Alte Fehden und Rachegelüste könnten Auslöser sein. Und was immer wieder mal hoch kocht ist der Drang den Kaiserhof an seine frühere Position zu erheben.“ „Was meinst du damit?“ äußerte sich nun endlich Hinata. Fragend blickte sie zu ihrer Tante auf. „Früher einmal, da lag alle Macht beim Kaiser. Dem mikado war alles untertan. Die Fürsten waren lediglich die Verwalter der einzelnen Bezirke. Doch irgendwann kippte das alte System, die einzelnen Länder spalteten sich ab und der Kaiserhof verlor seinen Macht. Deshalb nennt man ihn auch den „machtlosen Hof“. Hütet euch aber diese Bezeichnung dort je zu erwähnen. Das ist im Palast das sprichwörtliche rote Tuch.“ „Und was genau ist dann die heutige Funktion des Kaiserhofs und des mikado?“ „Gute Frage! Er ist so etwas wie der Wahrer der Ethik und Moral. Der spirituelle Führer aller Nationen. Und seine Hoheit ist meines Wissens mit dieser Rolle sehr zufrieden. Aber so mach anderer im Palast sähe ihn gerne wieder an der alten Position.“ Wieder nickten die beiden Genin. Damit war ihre Aufgabe umrissen. Sie unterschied sich kaum von ihren üblichen Aufträgen. Augen und Ohren offen halten, dabei aber nicht erwischt werden. Neji schien damit zufrieden zu sein, Hinata sah man aber deutlich die Zweifel an, die sie plagten. „Damit dürftest du genügend gefordert sein, oder Neji? Und für dich Hinata hab ich noch eine andere Aufgabe. Aber keine Sorge, es ist etwas das dir leicht fallen wird. Also kein Grund mich jetzt so entsetzt anzusehen. Sei einfach du selbst, und du schaffst es spielend.“ „Wirklich?“ Das Mädchen wirkte nicht sonderlich überzeugt. „Vertrau mir einfach, ja?“ Die Skepsis in ihrem Blick hielt zwar an, aber Hinata stimmte schließlich mit einem Nicken zu. Kapitel 7: Das Chakra- Fenster ------------------------------ So verging der Vormittag. Während sie unterwegs waren, erläuterte Karen ihren Schützlingen auf was sie im kaiserlichen Palast achten mussten. Was die Etikette vorsah, wie man sich anderen Personen gegenüber benahm. Welche Bereiche öffentlich waren und zu welchen der Zutritt untersagt war. „Junge! Die scheinen ja für alles ein spezielles Zeremoniell zu haben.“ entfuhr es Neji irgendwann. Stöhnend schob er das Stirnband etwas in die Höhe. „Tja, das ist eben der Kaiserhof. Zeremoniell von der ersten bis zu letzten Stunde. Aber man gewöhnt sich an alles. Und für gewöhnlich ist man mit Besuchern etwas nachsichtig, solange sie sich keinen zu großen Fou- pas leisten.“ „Was wäre das zum Beispiel?“ wollte Hinata wissen. „Wenn ihr seiner Hoheit begegnen würdet und ihm offen ins Gesicht seht. Oder ihm den Rücken zu wendet. Da flippen alle Hofbeamte und Zeremonienmeister sofort aus.“ „Und der mikado ?“ Karen grinste liebvoll. „Der würde dich mit sanfter Miene darauf aufmerksam machen und bitten es nicht länger zu tun. Seine Hoheit ist was das angeht sehr nachsichtig. Aber er kann auch sehr streng und unbeirrbar sein, wenn man ihm den Respekt verwehrt. Also, benehmt euch immer mit äußerster Höflichkeit. Dann kann eigentlich nichts passieren.“ „Man soll nie Nie sagen, Schwester!“ versetzte da Kariudo. Der Wolf war urplötzlich hinter dem Trio aufgetaucht. Gelassen spazierte er zwischen ihnen hindurch. „Beeilt euch etwas. Die Stunde des Pferdes beginnt bald und es sind noch einige Meilen Weges bis zum Kreuz.“ „Schon verstanden! Wir legen ’nen Zahn zu.“ stimmte Karen dem Wolf zu. Der war mit einzwei schnellen Sätzen davon geeilt. Auf ihr Signal hin setzten sich die Drei den Weg mit weiten, federnden Sprüngen fort. Die Landschaft rauschte undeutlichen Schemen gleich an ihnen vorbei. Zu verschwommen um sich darauf zu konzentrieren. Das einzige was man ausmachen konnte, waren die Shilouetten von Tsuki und dem Wolf, zu denen das Trio langsam aufschloss. „Warum hat man die beiden eigentlich noch nie in Konoha gesehen? Sagtest du nicht, das alle kikku in gewissen Abständen in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Die P- Phase, so hieß es doch.“ „Gut aufgepasst, Neji. Aber die Abstände zwischen Aktiv und Passiv Phase lassen sich auf Wunsch auch ausdehnen wie in meinem Fall. Oder aber auf ein anderes Dorf verlegen wie in Tsuki’ s Fall.“ „Auf ein anderes Dorf?? „Ja, obwohl er ein notorischer Weiberheld ist, führt Tsuki schon seit einigen Jahren eine feste Beziehung. Deshalb legen Chocho und er ihre P-Phasen zusammen und gehen gemeinsam nach Kusagakure. In Konoha würde es nur zu bösen Spannungen und Streitereien kommen. Wegen Kariudo. Er und Kuromaru sind beides sehr starke Alpha- Rüden. Er hat seinen Wurfbruder nie als höherrangig akzeptiert und ihm ständig die Rudelstellung streitig gemacht. Deshalb ist es auch früher oft zu blutigen Kämpfen zwischen den beiden gekommen. Das lag hauptsächlich daran, das Tsuki Kariudo nie an der sprichwörtlichen Leine halten konnte. Er akzeptiert Tsume als Clanchefin, aber Kariudo der alte Sturkopf eben nicht. Deshalb haben die beiden Konoha vor zwölf Jahren verlassen.“ Die Zeit verstrich. Es verging sicher gut und gerne ein dreiviertel Stunde, bis die Gruppe endlich ihr Tempo abbremste. Auf eine kleinen Lichtung kamen sie schließlich zum Stehen. „So, wir sind da und absolut in der Zeit.“ „Hast du was anderes erwartet?“ Grinsend knuffte Karen ihren Kameraden gegen die Schulter. Tsuki stimmte ein heiteres Gelächter an, als er meinte: „Gepriesen sei euere Schläue und exaktes Zeitgefühl, oh große Ginga- sama.“ „Blödmann!“ Während die beiden Erwachsenen noch weiter alberne Floskeln von sich gaben, ließ Hinata den Blick schweifen. So ungewöhnlich sah die Lichtung gar nicht aus. Sie hatte ehrlich gesagt mit etwas außergewöhnlichem gerechnet. Aber hier war alles eigentlich... stinknormal. Ein Ring Ahornbäume, die jetzt ihr herbstlich- rotes Blätterkleid trugen, säumten das Oval. Hüfthohes Gras wucherte an allen Ecken und wurden nur von ein paar niederen Büschen unterbrochen. In etwa der Mitte erhob sich ein weißgrauer Kalksteinfindling, der im Licht der Sonne leuchtete. „Wo genau sind wir hier?“ Das Mädchen blickte zu Neji hinüber. Sie wusste das ihr Cousin einen unglaublich guten Orientierungssinn besaß und Entfernungen auf den Meter genau einschätzen konnte. Neji blickte kurz nach links und rechts, dann hob er den Kopf zum Himmel. Mit einem Finger glich er den Sonnenstand ab. Schließlich meinte er: „ Etwa kurz vor der Grenze zu Kusa no kuni und Taki no kuni. Das ist vermutlich mit „Kreuz“ gemeint.“ „Richtig. Überall wo sich die Grenzen von mindestens drei Ländern treffen liegt ein Nexus. Ein spiritueller Knotenpunkt, der durch die Verwirbelung der unterschiedlichen Länderchakren entsteht.“ „Länder besitzen auch Chakra?“ fragte Hinata erstaunt. „Alles was existiert, dem entspringt Chakra. Selbst toten Objekten. Aber Chakra ist nicht gleich Chakra. Das hab ich dir schon mal versucht zu erklären. Ninja nützten für ihre Künste meist lebendiges Chakra, das ihr Körper produziert. Aber mit entsprechender Ausbildung ist es auch möglich, andere Chakra- Quellen anzuzapfen. Genauso ist es auch mit dem „Kreuz“. Jeden Tag wird dreimal zu einer bestimmten Uhrzeit eben jener Wirbel mit einem Jutsu geöffnet und das Fenster entsteht. Und nur so kommt man in den Palast versteckt hinter der Welt.“ Mit einem ehrfürchtigen Staunen blickte sich Hinata ein zweites Mal um. Eine innere Regung ließ sie ihr Byakugan aktivieren. Und tatsächlich. Riesigen, unterschiedlich farbigen Wolken gleich wogte das Chakra über ihren Köpfen. Direkt über dem Stein war der Knoten, in dem sich die Bahnen verwoben und eins wurden. Während Hinata den Wirbel genauer betrachtete, meinte Tsuki nachdenklich: „Es müsste gleich soweit sein. Es ist kurz vor der zwölften Stunde. Wollen wir hoffen, das die sich beiden Schreckschrauben nicht verspäten!“ „Red gefälligst nicht so über meine Schwestern!! Jede der drei ist eine erfahrene itako- Meisterin und versteht ihre Fach wie keine zweite. Ich werde nicht zulassen, dass du weiter despektierlich über auch nur eine von ihnen spricht’ s, verstanden. Da kenne ich keine Freundschaft mehr.“ „Ist ja gut, ist ja gut!“ beschwichtigte Tsuki mit überschwänglichen Gesten. „Da tut sich was!!“ verkündete Hinata plötzlich. „In der Mitte scheint was auf zuleuchten.“ „Das Fenster öffnet sich. Genau auf die Sekunde. Auf Magatama- sama und Kusanagi- sama ist eben Verlass. Da kannst du sagen was du willst, Tsuki!“ „Bin ja schon still. Tama- sama ist ja auch eine Seele von Mensch, aber die anderen zwei. Brrrrrr, regelrechte Furien!“ „Schnauze!“ zischte Karen noch einmal hinüber, dann wand sie sich ihren beiden Schützlingen zu. Die hatten den Blick auf den immer heller werdenden Fleck über dem Findling gerichtet. Der war jetzt mit bloßem Auge erkennbar. Zu lange konnte man allerdings nicht hinsehen, da das Licht immer greller wurde. „Alles klar, das Fenster wird gleich vollständig geöffnet sein. Sobald ich euch ein Zeichen geben, lauft ihr auf den Stein zu und springt auf das Licht zu.“ „Und was... was wenn... ich... wenn ich“ „Beruhige dich Hinata! Atme tief durch und denk nicht nach.“ Neji’ s Worte waren zwar harsch, aber aufmunternd gemeint. Und offensichtlich verfehlten sie ihre Wirkung nicht. Tatsächlich senkte Hinata kurz den Kopf und stieß laut den Atem aus. Als sie aufsah, spannte sich ihr Körper an. Bereit loszulaufen. „JETZT!“ hörte sie die Stimme hinter sich. Im nächsten Moment setzten sich Hinata’ s Beine in Bewegung und das Mädchen schnellte nach vorn. Sie machte vier Schritte, dann stieß ihr rechter Fuß sich mit aller Kraft vom weichen Waldboden ab. Aus dem Augenwinkel sah Hinata Neji’s Shilouette an sich vorbei zischen. Gleich darauf war er auch schon von dem gleißenden Licht verschluckt worden. Gerade als der Schwung ihres Sprungs nachzulassen schien setzt plötzlich ein ungeheurer Sog ein, der Hinata gierig dem Licht entgegen riss. Die musste der blendenden Helligkeit wegen die Augen schließen. Innerlich betete sie das diese Reise ins Ungewisse bald vorbei war und sie alles heil überstand. So plötzlich wie er gekommen war, verschwand der Sog auch wieder. Hinata hatte das Gefühl sanft wie eine Feder nach unten zu schweben. Fester Boden befand sich mit einem Mal wieder unter ihren Füßen. Ein erleichtertes Aufatmen entfuhr der Kleinen. Als sie vorsichtig ein Augenlid hob, blickte Hinata auf einen beige Fließe. Eine goldene Chrysantheme erstrahlte in ihrer Mitte. „Seid willkommen zurück in der erhabene Halle der Begegnung. Friede sei mit euch!“ verkündeten da zwei schmetternde Stimmen wie aus einer Kehle. Lautes Klirren folgte auf ein dumpfes Pochen. „Friede mit euch, ehrwürdige Schwestern.“ echote ein Chor unzähliger Stimmen. Kapitel 8: Zank --------------- Erschrocken von der dröhnenden Stimmgewalt, schnellte Hinata in die Höhe. Ungläubig wand sie den Kopf nach allen Seiten. Wie konnte das... Wie war das... Sie befanden in einer unglaublich großen Halle. Mächtige rote Säulen, dick wie Baumstämme, stützten die prächtige goldverzierte Kassettendecke. Auf den polierten Holzquadrate befand sich in regelmäßigen Abständen eines der zwölf Himmelszeichen. Unzählige Menschen standen in der riesigen Halle. Die meisten waren kikku- Ninja. Zwischen ihnen tauchte auch einige Zivilisten auf. Eskortiert von den kaiserlichen Ninja gingen diese auf eines der vier großen Tore zu. Hinata und ihre Gruppe blieben allerdings noch stehen. So hatte das Mädchen weiter Gelegenheit den imposanten Raum zu betrachten. Er war wirklich beeindruckend. „Wahnsinn!“ entfuhr es auch Neji, der an der Seite seiner Cousine stand. Als diese herüber linste, sah sie wie er staunend den Kopf in den Nacken gelegt hatte. Der Saal beeindruckte also selbst ihn. Hinata wand sich wieder um. Das Podest in der Mitte der Halle zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ein kleiner Schrein befand sich darauf. Steinerne Becken, in den qualmend Weihrauch verbrannte, standen an den vier Ecken. Hinter den heruntergelassen Bambus- Jalousien tat sich etwas. Eine der Bahnen wurde zur Seite geschoben. Eine alte Frau trat ins Freie und stieg langsam die Stufen herab. Die weite Flügelärmel ihrer Bluse wehte um ihren stämmigen Körper. Als die alte Dame den Kopf in ihre Richtung wand, erstrahlte ein breites Lächeln in ihrem Gesicht. „Ginga- chan. Meine Kleine. Also hat Uta nicht übertrieben als mir gestern erzählte du würdest kommen. Wie ich mich freue dich zu sehen!“ Mit unglaublich flinken Schritten, die man ihr des Alters wegen gar nicht zu trauten würde, durchquerte die alte Frau die Halle. Glücklich lachend schloss sie Karen in die Arme. Die schlang ebenfalls lachend die Arme um die weichen Schultern. „Ich freue mich ebenfalls, Magatamaoba- san . Du siehst gut aus. Genau wie ich dich in Erinnerung habe.“ „Und du? Lass dich ansehen. Wacher Verstand, warmer Blick und die stets die Wahrheit auf der spitzen Zunge, stimmt’ s. Die P- Phase scheint dir sehr gut zu bekommen.“ „Das tut sie, das tut sie.Oba- san, ich möchte dir jemanden vorstellen: Das hier sind Neji und Hinata. Die Kinder meiner beiden Brüder. Das hier ist die ehrwürdige Magatama- sama, diekaze no itako und Wächterin der rechten Handelns. Eine meine einstigen Lehrmeisterinnen.“ Respektvoll verbeugten sich die beiden Genin vor der alten itako. „Es ist uns eine Ehre euch kennen zulernen, ehrwürdige Magatama- sama.“ „Ach, nicht so förmlich. Ihr könnt mich gerne Tamaoba- chan nennen. Das tun hier ohnehin alle hinter meinem Rücken. Solange sie mich nicht //alte Hexe// schimpfen ist es mir egal. Ich freue mich euch zu sehen.“ Mit einer herzlichen Umarmung begrüßte Magatama zuerst Neji und dann Hinata. Ihre klaren Augen musterten dabei die Genin sehr aufmerksam. Wieder zogen sich ihre Lippen zu einem wissenden Lächeln auseinander. „Aha, was das Temperament angeht, scheint dein Neffe dir sehr ähnlich zu sein. Überschätzt sich gern mal und schießt dann übers Ziel hinaus, hmmm? Aber ein Kriegerherz durch und durch. Seinen eigenen Werten stets treu.“ Ohne auf Neji’ s verwundertes Gesicht zu achten, wand sich die alte Dame dann Hinata zu. „Und deine Nichte, ich hab lange nicht mehr solch eine kräftige ijisha- Aura gesehen. Aber sie scheint der Kraft, die in ihr ruht, nicht zu trauen. Wie auch sich selbst nicht, hab ich recht? Kindchen, lass dir von einer alten Frau was sagen: In dir schlummert großes. Aber es wird nie erwachen, wenn du es schlafen lässt.“ Aufmunternd hob Magatama Hinata’ s Kinn an als die beschämt den Blick senkte. „Nicht wegsehen, nach vorne. Nur nach vorne führt der Lebenspfad. Aber keine Sorge, euere Tante wird euch eine Stütze sein, wenn ihr je Hilfe braucht. Und wie mir scheint... tust das bereits. Seh ich doch richtig.“ „Du sprichst immer noch aus was dir in den Sinn kommt,oba- san.“ „Vorrecht des Alters, meine Liebe.“ meinte diese schmunzelnd zu Karen. Im nächsten Augenblick wich den fröhlichen Augen eine traurige Miene. „Ich wünschte nur, die Umstände, unter denen wir uns heute begegnen, wären andere.“ „Ich auch,Oba- san. Ich auch. Wie geht es Shigure? Hast du mit ihr gesprochen?“ „Ich versuche es jeden Tag. Aber sie... sie verschließt sich mehr und mehr. Du weißt was das heißt.“ „Sie wählt den Pfad für ihre letzte Reise. Oh Nein!! So schlimm steht es bereits um sie. Verflucht, warum zum Kuckuck hast du das gestern nicht gesagt, Okami!“ Mit diesen Worten schoss Karen’ s Kopf zu Tsuki herum. Das sie ihn jetzt mit seinem Codenamen anredete, bedeute nichts gutes. Es war zwar unter den kikku üblich sich auch außerhalb der Missionen mit den diesen Namen anzusprechen, aber bei Karen war dies ein deutliches Warnsignal. Sie wechselte von der freundschaftlichen Ebene zur nüchternen Profischiene. Und das hieß: Obacht! Daher fuhr der shinobi kurz zusammen, doch er hatte sich gleich wieder gefangen. Nicht minder pampig schoss er zurück: „Weil es gestern Mittag noch hieß, sie sei //stabil//. Warum hätte ich Katsura’ s Worte anzweifeln sollen? Schließlich gehört sie zu den vier fähigsten Ärzten im Kaiserpalast!“ „Ärzte mögen vielleicht körperliche Blessuren und Wunden heilen, aber bei den Schäden an Seele und Geist versagt ihre Kunst nicht selten!!“ „Beruhig dich wieder, Ginga- chan. Du weißt genau wie ich, dass man einen solchen Zustand oft erst erkennt wenn es bereits zu spät ist. Es liegt nun an uns, Shigure beizustehen und sie zur Umkehr zu bewegen. Wenn sie denn will.“ Magatama konnte deutlich den immer mehr anschwellenden Zorn in ihrer ehemaligen Schülerin spüren. Daher legte sie ihr schnell beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Hör zu, Kleines!“ redete sie weiter auf Karen ein „Ich wollte jetzt ohnehin zum Krankentrakt und nach Shigure sehen. Komm am besten mit mir. Vielleicht dringst du ja zu ihr durch.“ Die blonde kunoichi schnaubte einmal tief durch. „Der Einzige, der zu ihr durchdringen würde, wäre wahrscheinlich Kuma. Shigure liebt den Jungen wie einen Sohn, genauso wie sie Aku- chan wie eine Tochter liebt. Aber leider hat die Kleine mal wieder Mist gebaut. Aber man sollte...“ „Vergiss es! Yokaze hatte bereits verdammtes Glück, dass ich (...) überreden konnte sie lediglich unter Hausarrest zu stellen. Der alte Pfeifendeckel war stinkwütend. Unter keinen Umständen wird er erlauben, dass...“ meinte Tsuki düster. Karen nickte mit einem weiteren Schnauben, mit einer weitgreifenden Geste strich sich die Haar aus ihrer Stirn. „Ja ich weiß, ich weiß. Darum kümmere ich mich als nächstes. Aber vorher noch was anderes, Tsuki: Zur Stunde des Affen auf meiner Etage in der Pagode. Und bring Ikki mit! Der Junge wird mir Rede und Antwort über diesen Einsatz stehen. Niemand setzt ungestraft das Leben meiner[i ] onryo aufs Spiel.“ „Vor der Anhörung? Hältst du das für klug?“ „Und bei der Gelegenheit, schärf ihm ein was sein vorlautes Maul noch auslösen wird, wenn er Shin weiter provoziert. Sonst tu ich es!!“ „Ja, ja, mach ich schon noch. Aber es wird in etwa so viel bringen wie gegen eine Wand zu schreien. Bei ihm wie bei deiner Schülerin. Die beiden sind so furchtbare Sturköpfe.“ „Dann wunder dich nicht, wenn’ s bald zwischen der ersten und der dritten Einheit rauchen wird. Seit der Sache mit Kaiboto hat es seine ehemalige Truppe doch regelrecht auf Shin und ihre Einheit abgesehen. Als Kommandant musst du deine Leute an der Kahndarre halten können!“ „Was du nicht sagst! Du hast gerade mal fünf Leute unter deinem Kommando, ich 27 unterschiedlichste Charaktere. Den lieben langen Tag spiel ich den Streitschlichter zusammen mit meiner Stellvertreterin.“ „Dann zieh endlich einmal Konsequenzen!“ „Befiehl du deinem Corp und halt dich aus meinen Angelegenheiten heraus!“ „Wenn der Herr unbedingt eine mittelschwere Randale im kaiserlichen Palast auslösen will, Bitte!! Dann bist du aber die längste Zeit, Kommandant gewesen!!“ „Ich hab mich nie um diesen Posten gerissen!!“ „RUHE jetzt!! Aber alle beide! Hört auf euch anzugiften wie zwei unreife Genin.“ Entschlossen packte Magatama Karen am Arm und zog sie von Tsuki weg bevor der Zank zum handfesten Streit ausarten konnte. Mit einem Kopfnicken wies sie den shinobi an: „Kümmer du dich um die beiden Kinder! Besorg ihnen die Pässe und dann bring sie zur Pagode. Und sei heut abend pünktlich mit dem vorlauten Bengel!! Mit dem hab ich auch noch ein Wörtchen zu reden!! Verstanden!“ Tsuki verdrehte widerwillig die Augen, stöhnte dann aber resignierend und meinte: „Jaa! Mach ich!“ Die alte itako nickte ernst, dann schritt sie entschlossen auf eines der Tore zu. Immer noch hielt sie Karen’ s Arm fest umklammert. Der war der Zorn deutlich ins Gesicht geschrieben, den die kunoichi nur mit Mühe zügeln konnte. Schließlich hatte sie sich soweit wieder unter Kontrolle und wand den Kopf Hinata und Neji zu. Die hatten das Schauspiel nur ungläubig mit verfolgt. Natürlich wussten sie das ihre Tante reizbar war, aber gerade war sie binnen weniger Sekunden kurz vorm Explodieren gewesen. Warum regte sie sich nur so auf? „Ich bin bald zurück. Geht ihr mit Tsuki zur Pagode und wartet dort auf mich. In Ordnung. Bis gleich!“ Ihr verschwörerisches Augenzwinkern allerdings bedeutete: „Und haltet unterwegs die Augen offen!“ Mit einem flauen Gefühl im Magen blickte Hinata ihrer Tante hinterher, bis die durch das große Tor verschwunden war. Kapitel 9: Streit zwischen den Einheiten ---------------------------------------- Nachdem Tsuki den beiden Konoha- Genin ihre Besucherpässe an einem Schalter besorgt hatte, führte er die zwei durch eines der Tore ins Freie. Ihr Weg führte über eine große Bogenbrücke, die einen breiten Kanal überspannte, zu einer gepflas-terten Straßen. Diese führte zwischen unterschiedlich farbigen Kiesfeldern hindurch auf eine weiteres Gebäude zu. Unzählige Stufen führten zu dem Palastgebäude empor. Als sie durch das Eingangstor ins Innere gelangten, hatte Hinata spätestens nach der vierten Ecke die Orientierung komplett verloren. Ein Korridor glichen dem anderen. Daher bat sie mit verlegenem Blick Tsuki um etwas Hintergrundwissen. Der seufzte anfangs, dann aber begann er doch mit sichtlichem Stolz den Fremdenführer für die beiden zu spielen. „Das Gebäude hier wird das Haus des Phönix genannt. Es gibt noch drei weitere Häuser der gleichen Bauart. Das Haus der Drachen im Osten, das Haus der Schildkröte im Norden und das Haus des Tigers im Westen. Sie sind alle samt in die innere Verteidigungsmauer eingebettet. Die Gebäude vor der Mauer sind zum Teil Versorgungs- und Schatzhäuser. Außerdem sind dort auch die unterschiedlichen kikku- Kasernen samt deren Trainingshallen. Im Westen ist das Haus der kishin, im Osten das derokina. Und im Norden sitzen die otoko undonna. „Und dieonryo?“ „Die leben außerhalb der zwei Ringe in der Pagode des Himmels. Wenn wir auf dem Wehrgang sind könnt ihr sie sehen. Wir müssen zunächst noch ins Haus des Tigers. Ich hab da noch was zu erledigen. Bürokram. Dann gehen wir zum Anleger an der Halle der goldenen Harmonie und setzen zur Sterneninsel über. Ich hoffe es macht euch nichts aus etwas zu warten. Wenn die Zeichen nicht gerade so sehr auf Sturm stehen würden, dann hätte ich euch solange in den dojo der kishin geschickt. Aber bei der Stimmung dort... Nein, bleibt da eher weg! Es ist nicht zu übersehen das ihr mit Karen verwandt sein und wie schon erwähnt: Die Leute von der ersten Einheit sind nicht sonderlich auf sie zu sprechen. Es wäre töricht ihnen einen Grund zu liefern.“ Neji und Hinata nickten zustimmend. Als sie das nächste Ringhaus erreichten und Tsuki sich von ihnen verabschiedete und in einem der Gänge verschwand, wanderte Neji’ s Blick wie von selbst hinüber zu den drei Gebäuden, die hinter dem Kanal lagen. Das war die Kaserne der kishin und der derzeitige Unruheherd. Zwar hallte Tsuki’ s Warnung immer noch in seinem Kopf nach, doch wenn er Neuigkeiten für Tante Karen in Erfahrung bringen wollte, dann musste er sich wohl oder übel in die Höhle des Löwen wagen. „Neji ni- san . Wo willst du hin? Tsuki- san hat doch gesagt...“ „Ich weiß, aber ehrlich gesagt: Ich liefere Tante Karen lieber Informationen. Der Typ ist als Kommandant definitiv überfordert.“ „Aber du solltest seine Warnung nicht leichtfertig in den Wind schlagen! Was wenn die Typen von der ersten Einheit uns erwischen?? Das gibt gewaltigen Ärger!“ Hinata eilte hinter ihrem Cousin her, der mit entschlossenen Schritten auf die Brücke zu ging, die den Kanal spannte. Neji schnaubte nur abfällig. „Die werden es erst merken, wenn’ s zu spät ist! Und überhaupt!“ Sein Kopf flog herum, der giftige Blick war Warnung allein. „Was heißt hier „uns“!! Du bleibst hier und hältst dich raus! Ich werde ein wenig die Ohren spitzen und dann zurückkehren.“ „Du kannst doch unmöglich alleine...“ begann Hinata von neuem. „In diesem Fall schon!“ Sprachs und hatte binnen weniger Sekunden auf eines der Dächer der drei Kasernengebäude übergesetzt. „Neji ni-san!“ Mit bangem Blick sah Hinata ihm hinterher. Sie konnte fühlen, dass das Ganze ins Auge gehen würde. Aber was konnte sie schon dagegen tun. Unschlüssig blickte das Mädchen nach allen Seiten. Keine der Personen, die an ihr vorbei gingen, sah wie ein kikku- Ninja aus. Derweil kletterte Neji bereits über den Giebel des nördlichen Gebäudes. Alles verlief so weit in eingespielter Routine. Sonst hatte er zwar immer Lee oder Tenten als Begleitung dabei, aber mit Hilfe des Byakugan ging es auch im Alleingang. Endlich hatte er den anvisierten Dachwinkel erreicht. Im Halbschatten verborgen, konnte er von dort das komplette Terrain hervorragend ausleuchten und die nächsten Schritte planen. Aufmerksam richtete er sein Byakugan auf das nächststehende Haus. Doch auf keiner der drei Etagen befand sich ein Mensch. Als Neji sich den Eingang näher ansah, entdeckte er den Schriftzug über der Tür. //Zweite Einheit// Anscheinend war die auf einem Einsatz oder im Palast unterwegs. Im gegenüberliegenden Haus sah das schon anders aus. Dort saßen drei Gestalten beisammen, eine vierte stand am Fenster. Offensichtlich unterhielten sie sich lautstark. Die Gestik ließ sich kaum fehl interpretieren. „Aha!“ entfuhr es Neji, als er die Aufschrift dieses Hauses las. Gegenüber saß also die erste Einheit. Die, zu der jener unliebsame Kerl Kaiboto gehört hatte und den Karen damals im Affekt erschlagen hatte. Natürlich hatte diese Truppe allen Grund Neji’ s Tante böse mitzuspielen. Nachdenklich wog der junge shinobi den naheliegenden Gedanken hin und her. Sollte er sich wirklich näher ranschleichen, um zu hören was die Typen zu besprechen hatten? Er könnte vielleicht ein paar wissenswerte Dinge für Tante Karen in Erfahrung bringen. Aber deckte die das Risiko erwischt zu werden? Neji hatte keine Ahnung welche Ninja zur ersten Einheit gehörten und wie erfahren sie waren. Alles was er wusste, war das jede Einheit aus neun Mann bestand. Drei Jo- Nin, drei Chu- Nin und drei Genin. Die vier Gestalten waren groß genug um die Chu- oder Jo- Nin zu sein. Also bereits Meister ihres Faches oder auf dem besten Weg dorthin. Wenn sie ihn erwischen würden, ständen die Chancen für Neji nicht wirklich gut. Während der noch überlegte, tat sich im Haus unter ihm etwas. Das Geräusch von Schritten, die treppabwärts liefen, lenkten die Aufmerksamkeit des Genin zunächst auf das Treppenhaus und dann auf den Trainingsplatz, der zwischen den Gebäuden lag. Drei Gestalten, alle im gleichen schwarzen Kampfanzug gingen auf die eingezäunte Fläche, mit den unterschiedlich hohen Pfählen zu. Während der eine shinobi mit den weißblonden Haaren noch mit seiner Teamkameradin herumalberte, schwieg der dritte. Schließlich hatte jeder der drei sich eine Pfahl ausgewählt und war auf dessen Spitze geklettert. „Und du denkst wirklich, das du mich schlagen kannst Schwesterchen. Sieh dich vor! Du bist zwar schnell aber...“ Im nächsten Moment sauste bereits ein Schemen im Zickzackkurs über die Posten. Ein lautes Klatschen hallte über den Platz. „Tja, da würd ich mal sagen: Sie hat dich gerade erwischt, Bruder!“ meinte nun der dritte. „Das zählt nicht! Ich war abgelenkt!“ raunzte der Weißblonde verärgert. Schon kurz darauf sprangen und flogen die drei Ninja in halsbrecherischem Tempo über das Übungsfeld. Flitzten senkrecht die Stämme empor oder ließen sich todesmutig aus dem Sprung ihrem „Gegner“ entgegen fallen. Beim Handgemenge kannte sie augenscheinlich wenig Gnade miteinander. Die Schläge und Tritte waren präzise und wuchtig. Einmal spaltete der Schlag des weißblonden shinobi einen Posten mittendurch. Seine anvisierte Gegnerin war ihm aber schon im Schlagansatz entwischt. „Verdammt gute Tai- Jutsu!“ urteilte Neji leise. „Und unglaublich schnell!“ Mit steigendem Interesse verfolgte er das Training der Drei. Unbewusst verglich er seine übliche Schlagabfolge mit der der Kämpfer. Die beiden shinobi mochten ihm vielleicht an Kraft überlegen sein, aber das machte Neji mit seinem Byakugan wett. Die kunoichi allerdings... Selbst wenn er ihr mit höchster Konzentration folgte, es gab immer einen kurzen Augenblick wo sie seinem Blick entwischte. Und die kurze Spanne genügte ihr um Richtung, Schlaghand und -winkel zu ändern. Die wäre ein harter Brocken!! Plötzlich durchfuhr es Neji. Aber ja! Das konnte doch nur... Unweit von ihm landeten so unvermittelt zwei Füße, das der Genin erschrocken herumwirbelte. Gerade noch rechtzeitig bremste Neji den Schlag ab, als er die Stimme erkannte. „Nicht! Ich bin’ s nur!“ „Hinata!“ Zwar erbost, aber auch erleichtert stieß der Junge die Luft aus. „Mach’ das nie wieder! Um ein Haar hätte ich zugeschlagen!“ „Tut mir leid!“ wisperte diese bedröppelt. „Was willst du hier!! Warum hast du nicht auf mich gewartet!!“ „Deshalb!“ Der ausgestreckte Finger deutete auf das Haus der ersten Einheit. Die vier Ninja waren aus dem Zimmer verschwunden und saßen nun auf dem Dach ihres Gebäudes. „Wie lange sitzen die schon da?“ „Als die anderen mit ihrem Training begonnen haben, sind sie nach oben. Ich hab’ s aus dem Fenster des leeren Hauses gesehen.“ Neji blickt hinüber zum Wohnblock der zweiten Einheit. Im stillen sprach er seiner Cousine ein Lob aus. Wirklich pfiffig in einem leerstehenden Gebäude Deckung zu suchen. Dort vermutete niemand einen Beobachter. Dann aber wand er den Blick wieder auf die vier Ninja der ersten Einheit. Es waren drei shinobi und eine kunoichi. Das war jetzt deutlich zu erkennen. Auch das der stämmige unter ihnen bereits einen Bart hatte und vermutlich einer der Jo- Nin war. Aufmerksam beobachteten sie die drei Übenden. Diese schienen von alledem nichts zu ahnen. Gerade waren sie wieder zum Stehen gekommen. „Alle Achtung, Schwesterchen! Dein Doppelkick hat’ s in sich!! Wenn du mich voll erwischt hättest, dann müsste der Arm jetzt in Gips!“ meinte der Weißblonde gerade noch, da starteten die Ninja ihren Angriff. Kapitel 10: In der Zwickmühle ----------------------------- Kapitel 10 - In der Klemme „Hinata, Achtung!“ Blitzschnell stieß Neji seine Cousine beiseite. Der peitschende Schlag riss einen tiefen Schnitt in das Schieferdach. Aus dem Augenwinkel sah er wie die kunoichi bereits Anlauf für einen neuen Schlag nahm. Dem galt es zuvor zukommen. „Sieh zu das du weg kommst. Die haben es auf uns abgesehen!“ „Worauf du wetten kannst, Kleiner! Denkt ihr wir lassen uns die Gelegenheit entgehen, der blonden Schreckschraube eins auszuwischen. Das war ein großer Fehler ihre Verwandtschaft herzubringen.“ Neji wirbelte herum. Er hatte sich zu sehr auf die kunoichi konzentriert, dass der stämmige shinobi in seine Reichweite gelangen konnte. Von alledem was sich gerade im Kasernenhof der kisshin abspielte, ahnte draußen in der kaiserlichen Pagode keiner etwas. Ein breiter Schwarm Vögel zog gerade mit lautem Gezwitscher über die fünf Dächer. Einige scherten aus und segelten über die hölzernen Rundlauf im vierten Stock. Neugierig ließen sich drei der Finken auf dem Geländer nieder. Das traurige Spiel einer Flöte hatte sie angelockt. Auf dem breiten Holzbalken saß ein Junge, der tief in sich versunken weiter die melancholische Melodie blies. Mit einem Mal brach er ab und hielt inne. Sehnsüchtig wanderten die Augen hinüber gen Norden, wo sich am Horizont, die Brüstung des äußeren Mauerrings abzeichnete. Ein schwerer Seufzer entfuhr dem Jungen. Bedrückt sah er zu Boden, musterte die Bambusflöte in seinen Händen. Die Flöte. Sie war ein Geschenk gewesen. Ein Geschenk von ihr. Wieder hob er den Kopf. Dort! Hinter diesen Mauern war sie. Er wollte... er wollte zu ihr. Er musste zu ihr, verdammt!! Aber er konnte nicht. Er durfte nicht. Er war hier eingesperrt! Aufs Zimmer geschickt wie ein kleines Kind! Dabei war er bereits 14! //Dann geh doch hin, verdammt noch mal. Was oder wer hält dich davon ab,otouto-chan !!// „Weil wir sonst rausfliegen oder gar im Knast enden würden, wenn ich es täte!! Und da drinnen helfen wir Shigure- san erst recht nicht!!“ Der Junge biss heftig die Lippen aufeinander. // Ach du bist und bleibst ein ewiger Schisser, Kuma- chan!// „Das bin ich nicht!“ beharrte der junge Bursche jetzt lautstark. Sein rechtes Auge blitze kurz in hellem Violett auf. „Im übrigen säßen wir gar nicht so in der Bredoullie, wenn du einmal deinen Verstand anstelle deiner Kräfte benutzt hättest,Onee-chan !! Shigure- san hat dich immer wieder gewarnt, die Ritual- Jutsu’s im Kampf zu gebrauchen. Das es zu gefährlich sei!“ //Natürlich! Für meine Gegner!// schnurrte die Stimme zufrieden. „Aku nee-chan, das... das ist keine ehrenhafte Kämpfermentalität!“ Ein boshaftes Lachen erklang, bevor die Stimme antwortete: // Ausgerechnet du willst mir was von Kämpfermentalität und Ehrgefühl erzählen, Bruder Hasenfuss!! Ich lach mich schlapp// „Du sollst mich nicht immer so nennen,Onee-chan . Ich hasse das!! Ich... ich... ich bin nunmal... ich bin nunmal anders als du. Zumindest in dieser Angelegenheit!“ //Bedauerlicherweise ja! Wenn du ein Quäntchen von meinem Schneid hättest, dann...// Weiter kam die Stimme nicht. Mitten in ihrem Disput hielten beide inne und lauschten. Doch außer dem Zwitschern der Vögel und dem Säuseln des Windes war nichts wahrzunehmen. „Kannst du... kannst du das auch spüren?“ //Da müsste ich komplett blind, taub und weißnochwas sein um dieses Aufwallen von Chakra nicht zu bemerken!!// Kuma nickte. Zwar hatte er aufmerksam den Kopf in Richtung Palast gedreht, aber gleichzeitig wallte ein nur zu bekanntes Gefühl in ihm auf. Angst. „Was meinst du passiert da gerade?“ //Was wohl?! Sie prügeln sich. Vermutlich untereinander! Da ist eine besonders hohe Konzentration an spezifischem Wasser- und Rauchchakra dabei. Und ich kenne nur zwei kikuu, die damit kämpfen. // „Gatsu und Kookai! Denkst du das...“ //Da soll der Blitz in mich einschlagen, wenn nicht. Ikki und Uta sind die vergangenen Wochen doch ohnehin wie zwei lauernde Wölfe umeinander herumgeschlichen!// „Sollten wir... ich meine sollte man nicht...“ //Ja man sollte. Wenn MANN nicht mal wieder die Hosen voll hätte!// Kuma musste hastig schlucken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)