Licht und Dunkelheit von Diracdet (Teil 6 des Detektiv Conan-Noir Crossovers) ================================================================================ Prolog: Vergessen ----------------- So, zum Prolog hab ich eigentlich nicht mehr viel zu sagen, steht alles in der Kurzbeschreibung auf der Übersichtsseite. ;] Außer vielleicht... 'Entität'... seht das Wort bei Wikipedia mal nach, bevor ich mit einer falschen Aussage mir noch den Zorn der Philosophen zuziehe... ^.~ Viel Spaß und bis nächste Woche.^^ LG, Diracdet __________________________________________________________________________ Licht und Dunkelheit 'Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind. Unsere tiefste Angst ist, dass wir über grenzenlose Kräfte verfügen. Was uns am meisten Angst macht, ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit.' Marianne Williamson Prolog: Vergessen Die Tiefen der Dunkelheit, die er in seinem Kopf durchfiel, schienen so grenzenlos in Raum, wie auch in Zeit. Das schier endlose Nichts der Schwärze, die seine Augen erfasste, beängstigten so sehr wie die Stille, die nur nebulös und verhalten Geräusche durchließ, die realen Ereignissen, Personen, Maschinen... 'Entitäten' zugeordnet werden konnten. Ein Gefühl war das erste, was ihn beherrschte. Das Gefühl von Schmerz. Wallend warmes Blut, das in seinem Körper aufs heftigste pulsierte, sein Herzschlag, der so rasant und ungesund wirkte und gleichzeitig wie ein Taktgeber, ein präzises Metronom, ihm ein eigenes Zeitgefühl verlieh. Er konnte quasi in Herzschlägen denken, nicht in Sekunden. Zehn Herzschläge... zwanzig Herzschläge... hundert Herzschläge... tausend Herzschläge... Er empfand es als schnell, als erschreckend schnell, dachte daran, dass sein Puls wohl bei hundertachtzig sein musste und nur wenige Minuten nötig waren, diese tausend zu erreichen. Aber er wusste es nicht, es konnte genauso gut ein normaler Herzschlag sein und es dauerte eine halbe Stunde, die er in dieser Dunkelheit gefangen war. Oder... noch langsamer, so dass Stunden vergangen waren... und er gerade mit dem Leben kämpfte... ob überhaupt noch Schläge kommen mögen... im Minutentakt. Ein dumpfer Schmerz an der Stirn, allgemein am Kopf, drückte besonders heftig auf die Nervenrezeptoren. Die dünne Schicht Flüssigkeit, die zwischen Gehirn und Schädeldecke einen schützenden Abstand zu halten versuchte, versagte anscheinend ihren Dienst, es kam ihm vor, als würde das Gehirn mit Gewalt gegen die geschlossene Knochenschicht pressen, sie zu sprengen versuchen, während von der anderen Seite dieser Schmerz dagegen hämmerte. Unter diesen Zwängen, die ihn wahnsinnig zu machen drohten, wollte er aufspringen, los schreien, aber es ging nicht. Sein Körper weigerte sich, oder, war es dieses Nichts um ihn, das es so erscheinen ließ, jede Bewegung als nichtig interpretierte, weil nichts da war, demgegenüber er sich bewegen konnte? Ein Schrei, nicht seiner, ein unwillkürlicher von außen, das war das Erste, was er vernahm. Doch ebenso schnell verschwand dieser Ton, der bei aller Gruseligkeit auch harmonisch wirkte in seinen Ohren. Wieder wurde er umhüllt von der totalen Stille, die alles nur noch erschreckender zu machen schien. Ein monotones, wohl eher 'bitones' und doch sehr eingängiges Geräusch spielte sich einige hundert Herzschläge später vor seinem geistigen Auge ab. Eine Sirene. Nur welcher Art? Feuerwehr? Polizei? Krankenwagen? Letzteres war vielleicht die naheliegendste Option... also fiel er tatsächlich. In die Tiefe des schwarzen... Nichts. Schwarz... schwarz... schwarz... Angst umfasste ihn, eine Eiseskälte schien seine Glieder zu erfassen. Dieses schwarz war tödlich für sein Gemüt. Doch in diesem einen Moment, als diese Nichtfarbe übermächtig zu werden drohte, durchdrang ein unsichtbarer Lichtstrahl diesen Ort. Die 'bitone' Stille der Sirene wurde plötzlich begleitet von einer entfernten menschlichen Stimme. Ihr Gemurmel war unverständlich für seinen Kopf, kein Wort wollte sinnvoll zusammengefügt werden in diesem traumartigen Gebiet, in dem er sich befand. Wie auch, man träumte mit der rechten Gehirnhälfte, während die Sprache in der linken verarbeitet wurde. Aber dennoch war diese Stimme wie eine Rettungsleine für ihn. Es war die gleiche Stimme, der der Schrei vorher gehört hatte, ganz sicher. Diese gleiche, wärmende Stimme. Diese harmonische, ihn beruhigende Stimme. Wem gehörte sie nur? Doch wie befürchtet verschwand auch sie, samt dem 'bitonen' Läuten der Sirene, in der Tiefe der Nacht vor seinen Augen. Auch gegen jede Anstrengung, die sein Geist unternahm, die Kälte, die Schwärze, das alles ließ ihn auch in seinem Unterbewusstsein endgültig einnicken. Der letzte Gedanke von ihm lautete... 'Das wars dann wohl.' Sein Herz schlug scheinbar immer noch... Sein Puls arbeitete weiter, als er ihn wieder vernahm, jedoch... anders. Nein, nein, das war nicht sein Puls... das war nicht sein Herz, das ihm kurze Schübe an Anspannung verlieh. Es war ein piepen, ein monotones Geräusch, diesmal wirklich. Eines, das nur von einer Maschine stammen konnte, so schrecklich drängend war dieser eine Ton. Aber es war immer noch dunkel. Dunkel, aber nicht so kalt. Dann verschwand es wieder und diesmal schlief er mit einem Ansatz von Ruhe wieder ein. 'Ich wache... nochmal auf...' Einzelne Wortfetzen, entfernt, distanziert, verborgen hinter unsichtbarem Nebel und doch real, erreichten ihn, immer und immer wieder. „Halte durch...“ Diese Stimme gehörte dem Schrei von vorher, ganz sicher. „Lassen Sie uns bitte...“ Harsch, gestresst wirkte diese drohende, souveräne Männerstimme. „Wir müssen abwarten...“ Das war wieder wesentlich ruhiger, nicht so konsequent, leicht unsicher sogar. Und ein Wort... ein einzelnes... ließ ihn selbst in der Dunkelheit erschaudern..., ohne dass er richtig verstand, wieso... „...Gehirnerschütterung...“ Dieses Wort dröhnte in seiner Stille von allen Seiten auf ihn ein. War es das? Das, was ihn in dieser Zwischenwelt hielt? Eine Gehirnerschütterung? Wie... warum? Erklärte das diesen Schmerz in seinem Kopf? Doch es war mehr mühselig als hilfreich, sich darüber Gedanken zu machen. Er schien jeden Gedanken fast genauso schnell wieder in seinem Unterbewusstsein zu verdrängen. Der Schmerz war permanent, so konnte er ihn stets spüren, aber ansonsten waren nahezu alle Gedanken von seinen letzten Traumphasen verschwunden. Es holte ihn die tiefe Müdigkeit dieser Umgebung immer wieder ein und stahl ihm diese Erinnerungen. Er vergaß. Alles, bis auf... 'Diese Stimme...' Wie lange er nun schon so bewusstlos war, war eh unmöglich zu bestimmen, aber er fühlte auf einmal kein Fallen mehr. Er lag nur da, immer noch gefangen in diesem Nichts, das aber plötzlich eine Trübung bekam, milchig wurde... 'Es wird heller!' Tatsächlich schien das Schwarz langsam einem Grau zu weichen, welches Nuance für Nuance die Farbe verstärkte. Ein Ausruf schien schlagartig den Hintergrund seiner Umgebung in weißes Licht zu tauchen. „Ich glaube, er wacht auf, Herr Doktor.“ „Ganz ruhig, Schwester. Sagen Sie den anderen Angehörigen Bescheid.“ Conans Augen schmerzten, als er sie erstmals öffnen wollte. Zunächst, weil sie schon so lange geschlossen waren und die Muskeln sich erst wieder anspannen mussten. Dann aber auch, als der erste echte Lichtstrahl wieder auf die Netzhaut des kleinen Jungen traf. Er kniff die Hände zusammen, spürte die Decke zwischen seinen Fingern, die ein Schneiden der Fingernägel in die Haut unterband. Er presste seinen Kopf an den Hals, so dass ihn kein weiteres direktes Licht, sondern nur das weiß des Bettbezugs blendete. Dann startete er einen zweiten Versuch, ließ einen schwachen Spalt durch die Augenlider. Diesmal war die Anstrengung der Öffnung schon nahezu fort, aber das Licht wirkte immer noch grell. „Conan? Geht... geht es dir gut?“ 'Diese Stimme!' Obwohl er immer noch nach unten blinzelte, und es nur eine Erinnerung aus den Träumen war, diese Stimme würde er sofort erkennen. Das musste diese junge Frau sein, die er vernommen hatte. Definitiv, sie war es. Sie klang sehr besorgt. Die Erleichterung, dass er aufgewacht war, schien nur eine geringe Entlastung für sie zu sein. 'Na schön...' Er schloss erneut seine Augen, hob seinen Kopf wieder nach vorne, in die Richtung, aus der er sie vernommen hatte. Ganz langsam, bloß nichts überstürzen und sich wieder vom Licht einhüllen lassen, lautete die Devise. Eine diffuse Gestalt baute sich vor seinem Blickfeld auf, überdeckte die meisten verbliebenen Lichtquellen, was ihm bei seinem Unterfangen erstaunlich half. Dennoch musste er noch ein ganz paar mal blinzeln, bevor aus den diffusen Umrissen das Gesicht von Ran entstand. Ihre Augen wirkten sowohl von mangelndem Schlaf gefaltet, als auch von Tränen gerötet. Ihr schwaches, ängstliches Lächeln zeugte von ihrer nur bedingten Erleichterung, wie schon zuvor ihre Stimme. Vielleicht zwanzig Zentimeter trennten die beiden Gesichter, sie war ihm fast unheimlich nahe, wie er empfand. Und etwas verstärkte diesen Effekt. Sie trug einen violetten Pullover, der eigentlich den ganzen Körper bedeckte, aber dennoch, so übers Bett gebeugt, gab ihr Körper auch der Gravitation nach. Ohne groß sein Blickfeld zu ändern, sah er genau auf ihren... Augenblicklich stieg das Blut in seinem Kopf in höchste Sphären, er packte die zwischen seinen Fingern zusammengekrallte Bettdecke, und zog sie bis ans Kinn. „Wür-würden Sie mir bitte nicht so nahe kommen?“, schrie er in kindlichster Manie aus, schien fast selbst über seine Stimme überrascht. Aber es zeigte Wirkung, Ran schrak hoch, die Rundungen ihres Busen verschwanden wieder fast gänzlich unter dem Pullover und sie verzog sich auch noch zwei Schritte nach hinten zu Sonoko, die eben so erschrocken da stand. „Ent-entschuldige... Conan...“ Ihr zunächst verängstigter Versuch, ihn um Verzeihung zu bitten, verrauchte gegen Ende der Worte. Was sie nicht bemerkt hatte, aber jeder andere in diesem Raum, war das eine Wort aus Conans Satz, das unwillkürlich in der Luft schwirrte. „Sie“ Der etwas an der Seite stehende Arzt und auch die Schwester rangen kurz nach Luft. Auf seinen Lippen standen die Worte 'Oh nein...'. Eine dunkle Ahnung keimte auf. „Wie 'Sie'? Warum sprichst du Ran auf einmal so förmlich an, Conan?“ Kogoro, der ebenfalls in der Nähe des Arztes postiert war, warf die Frage in den Raum, die eigentlich alle interessierte. Im Augenwinkel bemerkte er, wie die Schwester bei diesem Satz bleich wurde. Conan sah sich erst kurz im Raum – offensichtlich ein schön weiß gestrichenes Krankenzimmer, geräumig und mit Blick auf die Skyline Tokios – um, betrachtete kurz die Anwesenden, bevor er mit leerem Blick sich dem Detektiv zuwandte. Dieser wirkte nun zunächst selbst verwirrt. Noch nie hatte er Conans Augen als so... leer empfunden... so als spüre er... 'Gar nichts?' „Verzeihung...“ Seine Stimme klang noch um einiges ängstlicher als Ran gestern Nachmittag im Krankenwagen, ein Schauer jagte allen über den Rücken. Und diese leeren Augen..., die nur Angst zu versprühen schienen. Keine Hoffnung, keine Freude... wie sonst. Nur Angst, Unsicherheit... „Aber... ich kenne diese Frau nicht.“ Ran meinte, ein Dolch habe gerade mitten durch ihr Herz gestochen, denn es ließ einen Taktschlag aus. Nur einen, beim zweiten gaukelte ihr Gehirn ihr vor, sie müsse sich wohl verhört haben. Sie musste sich auf Sonoko neben sich stützen, sah verängstigt in ihre Augen. Doch auch diese zitterten ungläubig, starrten auf das kleine Gesicht, das sich fast unter der Decke verkroch, nur zögerlich einen Spalt öffnete, als er merkte, dass sie ihm wohl nichts tun wollten. „Ich kenne... niemanden von Ihnen.“ Eiseskälte schlich sich auf Rans Arme, der Pullover wirkte machtlos gegen dieses frösteln. 'Nein! Nein... bitte... bitte nicht, dass er...' Sie wollte den Gedanken nicht mal zu Ende formulieren, es drehte ihr dabei alles in sich um. Und auch die anderen wirkten sichtlich geschockt. „Wer... wer sind Sie?“, kam es noch verängstigter vom kleinen Jungen in seinem großen Bett. 'Nein... nein... NEIN!' Sonoko spürte den schwerer werdenden Druck auf ihrer Schulter und an ihrem Arm, aber ließ sich nichts anmerken. Sie wusste ganz genau, wie Ran gerade mit ihrem Gleichgewicht kämpfte. Nur mit äußerster Mühe unterdrückte sie ihre überreizten Augenwinkel, weitere Flüssigkeit abzugeben. Aber der nächste Satz gab allen in dieser Hinsicht einen Stoß. „Und wer... wer bin ich?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)