Dust in the Wind von Phoenix_Frost (Alles ist vergänglich) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 „Ist das nicht eine wahre Goldgrube?“ Auf Syaorans lebhafte Feststellung erschallte ein heiseres Lachen von Fays Seite. Er ließ sich seine Mäntel von den Schultern gleiten und suchte fix eine saubere Stelle des Tresens, wo er sie drüber werfen konnte. Nachdem er das getan hatte, begab er sich ebenfalls auf die Tresenplatte und sprang auf der anderen Seite wieder herunter. Neugierig erkundete er das vorhin nicht sichtbar gewesene Feld und fand lauter Dinge, die er kannte und nicht kannte, Dinge, die ihn interessierten und ihm egal waren und doch vor allem: sie waren alle brauchbar. Seine behandschuhten Hände strichen über das abgeschürfte Holz des alten Tresens und sein Blick tastete sich vorsichtig durch die Regale und die kleinen Holzfächer darunter. Wer hier wohl mal gestanden und andere bedient hatte? Es war sicherlich eine hübsche junge Frau gewesen, welche geschickt die Gläser und Flaschen nach Bestellung auf der langen Platte hatte entlang rutschen lassen. Sie wurde sicherlich auch angehimmelt von lauter jungen Männern. Wer weiß? Doch es fiel dem Magier schwer, sich das Szenario bildlich vor zu stellen, denn – wie hatten die Menschen, die einmal hier in diesen Räumlichkeiten gefeiert und Frohsinn veranstaltet hatten, ausgesehen? Sicherlich nicht so, wie er es gewöhnt war. Sie waren sicherlich gut ausgerüstet und die Hitze und das trockene Klima gewöhnt, so wie Syaoran und Sakura. Seine bleichblauen Augen rissen sich vom Anblick des morschen Holzes fort und warfen einen prüfenden Blick auf den Jungen. Auch dessen Augen klebten an der unerforschten Umgebung, in der es so viel Neues aber auch Bekanntes zu entdecken gab. Ein liebevolles Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er liebte es, das faszinierte Gesicht des Jungen zu betrachten. » Same old song « „Ich glaube…“ brach er schließlich die sprachliche Stille, „…es lässt sich eine Weile hier aushalten. Wenn wir ein Bisschen aufräumen, könnten wir eine Weile hier bleiben und uns ausruhen… wir brauchen eh einen Plan, bevor wir uns wieder auf machen.“ Syaoran nickte zufrieden doch von Kuroganes Seite war nur ein Brummen zu hören, welches undefinierbar wirkte. Es war nicht ganz heraus zu hören, ob er zustimmte oder ablehnte, doch seinem Anblick nach zog er es sicherlich auch vor, hier zu bleiben. Fays Lächeln wich nicht, als er den Shinobi mit dem zerbrechlichen Mädchen auf dem Rücken betrachtete. So oft hatten sie sich gestritten und in diesen Streitereien, vielmehr heiß laufenden Diskussionen, dieses Thema behandelt, doch Fay wollte einfach nicht nachgeben. Er wusste, dass er Recht hatte. Mit dieser Aktion, das Mädchen einfach ohne Aufforderung und ohne Murren stundenlang durch die Wüste zu tragen und es nicht los zu lassen, bis man es ihm wohl befahl, hatte wahrlich väterliche Qualitäten – auch, wenn grade Kurogane dies nicht wahr haben wollte. Fay wusste, dass er sich über sein zu weiches Herz ärgerte, doch er fand es angenehm, noch ein Quäntchen Mensch in diesem blutorientierten Krieger zu finden. „Syaoran-kun…“ „Ja?“ „Wir sollten uns in den hinteren Räumen nach Betten umschauen – ich bin mir sicher, Sakura-chan kann Schlaf gebrauchen und Kuro-pon sieht auch sehr müde aus.” „Ich bin nicht müde!“ Damit hatte der Blonde schon gerechnet. Er lächelte wissend, „Natürlich bist du das nicht.“ » just a drop of water in the endless sea « Er wusste, dass es sinnlos war, gegen Kurogane an zu reden. Es gab für diesen eben nur zwei Standpunkte: seinen und den Falschen. „Ich werd mal nachschauen!“ voller Neugier, was ihn als nächstes erwarten könnte, schob Syaoran eine der Türen neben dem Klavier auf und lies Licht durch sie hindurch scheinen. Dicke, schwere Luft schlug ihm entgegen und die nussbraunen Augen kniffen sich etwas zusammen, um besser sehen zu können. Er hob den Kopf. Vor ihm in vielleicht grade mal anderthalb Metern Abstand war noch eine Tür und links neben ihm führte eine leicht gewindete Treppe in ein höheres Stockwerk. Wenn das hier tatsächlich so etwas, wie ein Gasthaus war, dann waren dort oben sicherlich Zimmer für Reisende gewesen! Er fasste an das Geländer und zog sich die Stufen hinauf. Jede einzelne Treppenstufe knarrte unter seinem Gewicht und wenn er mit dem Lederhandschuh über einen Teil des Geländers strich, konnte er spüren, wie einige Stellen rau und abgenutzt waren, andere wiederum noch glatt und sauber. An manchen Stellen standen schmale Holzsplitter hervor. Auch der Boden der oberen Etage stöhnte unter den vorsichtigen Schritten des Jungen. Hier oben wirkte es nicht ganz so zerfallen und zerstört, wie im großen Empfangsraum des Hauses. Teppichreste bedeckten das beschädigte Bodenholz, an der rechten Seite des Gangs konnte Syaoran einen schief hängenden Bilderrahmen sehen, doch als er vor ihm stand, sah er nichts, als sein mattes Spiegelbild in schmutzigem Glas. Das Foto, welches dort einst den Flur verschönert hatte, schien von jemandem rausgerissen worden zu sein. Behutsam fasste der Junge nach dem Rahmen und rückte ihn zurecht. Es machte alles den Anschein, als wenn die Vorbesitzer das Haus gar fluchtartig verlassen hatten. » all we do crumbles to the ground, though we refuse to see « Auf dem Gang spalteten drei Zimmertüren die Wand. Zwei von ihnen waren herangelehnt worden und eine hing schief in den Angeln. Sie hatte einen borstenden Riss in der Mitte. Syaoran streckte die Hand aus und strich mit den behandschuhten Fingerspitzen über den rissigen Knick im Türholz. Die Tür war mit Sicherheit eingetreten worden, sie sah wirklich demoliert aus. Noch einmal intensiv den staubigen Geruch einatmend trat er in das kleine Zimmer. Zerrissene Vorhänge flatterten vor der kaputten Fensterscheibe, die Licht in den kleinen Raum warf. Hinter der aufgetretenen Tür verbarg sich eine kleine Kommode mit drei Schubladen, welche halb offen standen und aus welchen allerlei Zeugs heraus quoll, als wenn sie von jemandem durchwühlt worden waren. Auf der Kommode lag ein kleines Häkeldeckchen. Er fasste danach und verschob es ein Stück – es hinterließ ein Muster auf dem Holz und verwischte eine dicke Staubschicht. „Hm…“ Neugierig blinzelnd ließ der junge Archäologe seinen Blick durch das Zimmer wandern. Gegenüber der Kommode, genau an das Fenster grenzend, stand ein zerwühltes Bett, vor dem ein kleiner Teppichfetzen ausgebreitet war. Auf der anderen Seite des Fensters war ein hoher Schrank, dessen Türen fest verschlossen schienen und der durch seine große, kräftige Erscheinungsweise den ganzen Raum zu erdrücken schien. Mit vorsichtigen Schritten, auf das knarren der Holzdielen lauschend, nährte er sich dem Schrank und zog die Türen auf. Eigentlich hatte er erwartet, dass ihm etwas entgegen fiel, doch der Schrank war gänzlich leer. Irritiert hob der Junge eine Augenbraue. Ja, das ließ es doch mehr nach einer Mischung aus Flucht und Raub aussehen. Was war hier nur passiert? Neugierig, was ihn hinter den nächsten Türen erwartete, verließ er das Zimmer – doch, da war noch etwas, was seine Neugier beiseite Schob. Die Prinzessin. Sie brauchte dringend einen Platz zum Ruhen… Sein Blick glitt zurück in das Zimmer. Durch die offene Tür würde er hören können, ob sie sich regte und wenn sie das Bett etwas aufschüttelten, so würde sie sicherlich gut darin schlafen können. Ein mattes Lächeln schmückte seine Lippen. Er würde die anderen Zimmer mit ihr gemeinsam erkunden, wenn sie wieder aufgewacht war. Er wusste, dass sie auch gerne Neues entdeckte und er liebte ihr fasziniertes Lächeln, wenn sie den Staub von alten Schätzen wischte. Es war einfach ihre Welt und ein Zauber, den sie auf diese legte. » dust in the wind « „Kurogane-san, Fay-san!“ „Hmm?“ Syaoran schmunzelte, als er das melodische Summen des Magiers wahr nahm und sprang von der letzten Treppenstufe, „Ich habe einen guten Platz für die Prinzessin gefunden, wo sie sich ausschlafen kann!“ Fays Lächeln sprang ihm gemeinsam mit Mokona entgegen, welche erfreut quietschte. „Syaoran sieht so entspannt aus!“ „Ich BIN entspannt…“ er ließ zu, dass das kleine weiße Wesen auf ihm herumkletterte und ging schließlich auf Kurogane zu, um ihm das erschöpfte Mädchen ab zu nehmen. Behutsam ließ er sie sich in die Arme legen und drückte den müden Körper an sich. Sie hatte es nicht lange ausgehalten, zu warten, und war einfach auf dem Rücken des Ninja eingeschlafen. „Ich bin gleich wieder da!“ Stumme Blicke folgten ihm durch die Tür am Ende des Raumes. Noch immer hatte Fays Lächeln eisern seinen Platz auf den zarten, blassen Gesichtszügen verteidigt und sein Blick glitt von der Tür schließlich rüber zu seinem schwarz gekleideten Gefährten. Schmunzelnd zog er ein Tuch unter dem Tresen hervor, betrachtete es und zupfte ein paar Fusseln von dem benutzten Stoff, bevor er ein Glas aus einem der Regale fischte. Sie sollten vielleicht anfangen, zu testen, ob irgendetwas hier trinkbar war – vielleicht hatten sie glück und irgendetwas hatte sich gehalten? Bedacht auf einen kleinen Grund, zu lachen, strich sein Blick über die Etiketten der Flaschen. Er konnte die Aufschriften nicht lesen, doch in den letzten Dimensionen hatte er schon gelernt, dass sich in allen Flaschen, auf denen ein „%“-Zeichen zu sehen war, auf jeden Fall Alkohol befand. » all we are, is dust in the wind « „Woah Gott! Ist das wiederlich!“ Syaoran zuckte erschrocken zusammen, als er Kuroganes Ausruf aus dem unteren Stockwerk vernahm. Was war los? Er eilte aus dem Zimmer, in dem Sakura sich von nichts aus ihren Träumen reißen ließ, die Treppe hinunter in den großen Raum und… fand schließlich die beiden erwachsenen Gefährten vor. Sorgevoll und mit einem Anflug von Zweifeln, dass dies eine ernste Situation sein könnte, zog er die Augenbrauen zusammen und untersuchte blicklich das Bild, der ich ihm darbot: Fay hatte sich mit den Ellenbogen auf den Tresen gelehnt und den Kopf in die Hände gestützt. Auf seinem Gesicht verzeichnete sich ein breites Grinsen und sein Blick lastete auf Kurogane, welcher sich mit nur einem Ellenbogen mehr oder minder von der anderen Seite aus eher auf den Tresen hängte und mit einer Faust auf das Holz geschlagen hatte. Neben ihnen standen ein halbvolles Glas und eine Flasche gleichen Zustandes, in denen eine bernsteinfarbene Flüssigkeit kleine Wellen schlug. „Gib mir Wasser und stell das Teufelszeug weg! Das ist ja mindestens so vergoren, wie die Hausbesitzer es mittlerweile sein müssen!“ Fay lachte laut und zog eine weitere Flasche hervor, um sie Kurogane in die Hand zu drücken. Es sah fast so aus, als wenn er diesen kleinen Spaß geplant hatte, um sich den Tag zu versüßen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)