Dust in the Wind von Phoenix_Frost (Alles ist vergänglich) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- „Was meinst du, Syaoran-kun, wie weit ist es noch bis zu der Stadt?“ „Sicherlich nicht mehr allzu weit! Sie kommt immer näher – wir sollten weitergehen! Vielleicht finden wir dort Schutz für die kommende Nacht…“ Zuversichtlich nickte der Nachwuchsarchäologe seinen Freunden zu und setzte tapfer einen Fuß vor den anderen. Es war schwer, sich hier draußen zu verständigen. Der Sturm riss nicht nur an ihnen, er war so laut, dass man sein eigenes Wort kaum verstand. Um miteinander zu reden hatten sie sich angewöhnt, dem Sturm den Rücken zu zudrehen, um keinen Sand schlucken zu müssen – was Kurogane, seines Zeichens Idiot für alles, schon gründlich getestet hatte. Oder sagen wir: vorgekostet. Nun klammerte Mokona sich an seinen Hals, während sie Schutz im hohen Kragen seines Umhangs suchte und auch noch ein anderes Gewicht auf seinem Rücken, die Prinzessin, sorgte letztendlich dafür, dass er das Schlusslicht ihrer kleinen Karawane bildete. Sie alle ließen sich von Syaoran führen, welcher solche Reisephasen laut eigener Worte gewöhnt war – es war nichts anderes übrig geblieben. Fay zog sich die Kapuze seines Mantels ins Gesicht und hob kurz die Hand darunter, um sich den Sand aus den Augen zu wischen. Er hatte sich eine Trockenwüste ähnlich vorgestellt, doch hatte er nicht mit solch starken Stürmen gerechnet. » I close my eyes « Vor zwei Tagen waren sie in dieser Dimension angekommen und gleich von einem heftigen Sandsturm begrüßt worden. Diese zwei Tage fühlten sich an, wie Wochen. Wochen, in denen sie orientierungslos umher irrten, um einen Unterschlupf zu finden, in dem sie vor dem grausamen Frost der Nacht und dem reißenden Sturm des Tages sicher waren. Vor einigen Stunden hatte Syaoran seinen Gefährten entgegengeschrien, dass er in nicht allzu weiter Ferne eine Stadt sehen konnte – vielleicht waren sie dort sicher? Selbst, wenn es eine Geisterstadt war, so würden sie wenigstens einen Windschutz finden. Seit diesem Moment gingen sie schnurstracks auf die Stadt zu, doch in Kuroganes Augen wollte sie sich einfach nicht nähren und auch Prinzessin Sakura, deren Füße schließlich zu streiken begonnen hatten, hatte wenig Hoffnung entgegen des Ninjas Vermutung, dass alles nur eine Halluzination war. Doch Syaoran blieb stur und Fay blieb stumm – er vertraute dem Jungen und ließ sich von ihm leiten. Er würde schon das Richtige tun. Wenn nicht, mussten sie das Beste aus der Situation machen. Stumme Stunden vergingen, wie auch an den letzten beiden Tagen. » only for a moment and the moment's gone « Kurogane hatte den Kopf geneigt und seinen Blick auf den Boden verbannt. Er wollte das Elend vor sich nicht weiter betrachten. Sie alle kämpften mit schmerzenden Gliedern, Durst und Müdigkeit. Viel zu sehr, als dass große Hoffnung auf das Konto der angeblichen Stadt zu verbuchen war, bis die Stimme des Jungen vornan wieder an ihre Ohren drang, „Kommt, kommt! Seht es euch an!“ Mit einem Funken Zuversicht hoben die Schlusslichter ihre Köpfe. Eine tote Stadt lag vor ihnen. Alte Holzbaracken. Die Türen, sogar ganze Wände fehlten, die Fensterläden klapperten und alles wirkte wirklich wie tot. Eine Geisterstadt. Mitten in der Wüste. „Syaoran-kun! Schau, ob du ein heiles Haus findest!“ wies der zierliche Magier an zweiter Stelle ihrer kleinen Karawane an und ließ den Jungen vorlaufen, während er einen besorgten Blick hinter sich warf. Es war nicht seine Art, allzu ernst zu schauen – auch in dieser Situation hob er die Mundwinkel zu einem zerbrechlichen Lächeln und sein Blick ruhte auf den letzten Gliedern ihrer Gruppe, die hinter ihm zum Stehen gekommen waren. Kurogane schien ziemlich müde zu sein. Auch, wenn er ständig mahnte, dass es für niemanden Gründe gäbe, zu jammern, so sah er doch aus, als wenn er selbst nur zu gern einstimmen wollte. Auf seinem Rücken, in der Haltung doch eher einem Sack Reis gleichend, hing die junge Prinzessin. Ihre Füße hatten den Geist aufgegeben und die ungewohnten Schmerzen hatten ihr das Laufen erschwert. So hatte der Shinobi sich erbarmt, sie zu tragen. Ihr müder Blick stolperte Fays wachen, hellblauen Augen entgegen. Das Mädchen brauchte dringend Ruhe und Schlaf. » all my dreams pass before my eyes - a curiosity « “Fay-san! Fay-san, hier!” Endlich. Der ersehnte Ruf Syaorans. Er hatte einen sicheren Platz gefunden – so konnten sie die langersehnte Pause endlich einlegen, ohne zu erfrieren oder als Sandhäufchen zu enden. Ein Energieanschwall, ausgelöst von der puren Hoffnung, erfasste den Magier und sein Lächeln schien so viel heller als zuvor. Er lief einige Schritte zurück, griff in den Soff von Kuroganes Umhang, „Komm Kuro-rin! Wir haben’s gleich geschafft!“ sein heiseres Lachen verhieß Grund zu guter Laune. Dennoch sank Sakuras Kopf zurück auf Kuroganes Schulter, um dort zu ruhen. Das Mädchen würde nicht viel mitbekommen von den nächsten Stunden – genauso wenig wie von den bereits vergangenen. Stumm, ergeben, wie ein Zuchttier, ließ der Shinobi sich von Fay in eine Richtung leiten. Er ließ sich aus seiner Trance ziehen und erwachte schließlich vollständig, als er hörte, dass er auf Holzbohlen trat und spürte, dass der Sturm abnahm. Er hob wieder den Kopf und folgte dem anderen einige Treppenstufen auf eine kleine Veranda hoch. Als er der Hauswand nah genug stand, hörte der Wind auf, an ihm zu reißen und auch Mokona, die kleine, weiße Begleiterin der Gruppe, lockte dies aus ihrem Versteck. Lebhaft kroch sie aus seinem Umhangkragen hervor und sprang zu Boden um Fay in das alte Haus zu folgen, welches Syaoran als Bleibe ausgewählt hatte. Sakura bemerkte trotz ihres Zustandes, dass sich irgendetwas um sie herum tat. Doch trotzdem wollte sie noch in ihrer Haltung verharren und erst langsam aus ihrer Starre erwachen. Sie hatte sich an die unbequeme Haltung gewöhnt. Erst hatte es etwas an den Schenkeln gezogen und es war anstrengend gewesen, sich an den Körper des Mannes, dessen Nähe sie vorher eigentlich nie ansatzweise erfahren hatte, zu klammern, doch hatte sie gemerkt, dass sie die „Arbeit“ Stück für Stück hatte ihm überlassen können und ließ sich halten. Sie hatte gemerkt, dass der Sturm, wenn sie sich richtig an seinen Rücken krallte, sie nicht von ihm reißen konnte. Die plötzliche Windstille brachte das Mädchen dazu, schließlich die Augen zu öffnen und den Kopf zu heben, um die neue Umgebung zu betrachten. » dust in the wind « Sie lauschte den schweren Schritten, mit welchen ihr Träger das Haus betrat. Unter ihrem gemeinsamen Gewicht knarrten die morschen Holzdielen, welche den Boden bildeten. Sie sahen zertreten und abgenutzt aus, das Holz verzeichnete Schrammen, Risse und sah faserig aus. Überall standen große Splitter ab und unter dem Holz schien sich ein nicht allzu tiefer Hohlraum zu befinden, der sich zwischen es selbst und den Boden drängelte, um das Haus etwas höher stehen zu lassen. Die Wände glichen dem Boden, doch schienen sie besser verarbeitet und dichter gesetzt zu sein. Sie wurden hin und wieder mit Querbalken verstärkt und die meisten der Fenster, deren Rahmen teilweise noch zu sehen waren, waren mit Brettern zugenagelt worden. Auf dem Boden unter diesen Bretterflächen lagen Glasscherben. Die Fenster schienen dem Sturm oder vielleicht auch Schüssen und Steinschlägen nicht standgehalten zu haben. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie in einem Gasthaus zu sein schienen. Sie hörte die knarrenden Schwingtüren noch hinter sich und im großen Eingangsraum, in dem sie sich alle befanden, waren Tische und Stühle verteilt. Oft war einer der Stühle kaputt, Lehnen oder Beine waren abgebrochen und auch Tische lagen umgedreht auf dem Boden. Von der Decke, welche sich strukturös dem Boden und den Wänden anglich, hingen alte Petroleumlampen. Auch ihre kleinen Fensterchen schienen so demoliert wie die des Hauses. » all we are is dust in the wind « Im Hinteren Teil des Raumes schien sich das Leben der vorigen Hausbesitzer abgespielt zu haben: Links an der Wand stand ein altes Klavier, auf dem sichtbar Tasten fehlten und davor lag ein umgekippter Hocker. Das Klavier sah reichlich mitgenommen aus, der Kasten war aufgeklappt und auch um den Hocker herum lagen Glasscherben. Neben diesem zerstörten Musikgespann waren Türen zu sehen, die in eine Art hinteren Hausflur führten und eine Tür war eingerahmt von einem breiten, langen, gebogenen Tresen, der sicherlich irgendetwas zwischen einem Viertel und einem Drittel des großen Raumes einnahm. Nicht zu groß und nicht zu klein. Eben so, wie es passen musste. Auf dem Tresen waren Schmutz, Sand und Schimmelflecken und auch hier hatten sich die Glasscherben wieder hingeschlichen. Vor dem Tresen standen in unregelmäßigen Abständen hohe Barhocker und hinter dem Tresen waren an der Wand große Regale angebracht, in denen Fässer, Kisten und Unmengen von kaputten, wie heilen Gläsern und Flaschen mit und ohne Inhalt standen. Es schien, als wenn die Besitzer lange „vergangen“ waren. Einfach weg. Fort. So, wie der Sand, den der Wind draußen mit sich Trug und gegen die Holzwände peitschte. „Ist das nicht eine wahre Goldgrube?“ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 „Ist das nicht eine wahre Goldgrube?“ Auf Syaorans lebhafte Feststellung erschallte ein heiseres Lachen von Fays Seite. Er ließ sich seine Mäntel von den Schultern gleiten und suchte fix eine saubere Stelle des Tresens, wo er sie drüber werfen konnte. Nachdem er das getan hatte, begab er sich ebenfalls auf die Tresenplatte und sprang auf der anderen Seite wieder herunter. Neugierig erkundete er das vorhin nicht sichtbar gewesene Feld und fand lauter Dinge, die er kannte und nicht kannte, Dinge, die ihn interessierten und ihm egal waren und doch vor allem: sie waren alle brauchbar. Seine behandschuhten Hände strichen über das abgeschürfte Holz des alten Tresens und sein Blick tastete sich vorsichtig durch die Regale und die kleinen Holzfächer darunter. Wer hier wohl mal gestanden und andere bedient hatte? Es war sicherlich eine hübsche junge Frau gewesen, welche geschickt die Gläser und Flaschen nach Bestellung auf der langen Platte hatte entlang rutschen lassen. Sie wurde sicherlich auch angehimmelt von lauter jungen Männern. Wer weiß? Doch es fiel dem Magier schwer, sich das Szenario bildlich vor zu stellen, denn – wie hatten die Menschen, die einmal hier in diesen Räumlichkeiten gefeiert und Frohsinn veranstaltet hatten, ausgesehen? Sicherlich nicht so, wie er es gewöhnt war. Sie waren sicherlich gut ausgerüstet und die Hitze und das trockene Klima gewöhnt, so wie Syaoran und Sakura. Seine bleichblauen Augen rissen sich vom Anblick des morschen Holzes fort und warfen einen prüfenden Blick auf den Jungen. Auch dessen Augen klebten an der unerforschten Umgebung, in der es so viel Neues aber auch Bekanntes zu entdecken gab. Ein liebevolles Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Er liebte es, das faszinierte Gesicht des Jungen zu betrachten. » Same old song « „Ich glaube…“ brach er schließlich die sprachliche Stille, „…es lässt sich eine Weile hier aushalten. Wenn wir ein Bisschen aufräumen, könnten wir eine Weile hier bleiben und uns ausruhen… wir brauchen eh einen Plan, bevor wir uns wieder auf machen.“ Syaoran nickte zufrieden doch von Kuroganes Seite war nur ein Brummen zu hören, welches undefinierbar wirkte. Es war nicht ganz heraus zu hören, ob er zustimmte oder ablehnte, doch seinem Anblick nach zog er es sicherlich auch vor, hier zu bleiben. Fays Lächeln wich nicht, als er den Shinobi mit dem zerbrechlichen Mädchen auf dem Rücken betrachtete. So oft hatten sie sich gestritten und in diesen Streitereien, vielmehr heiß laufenden Diskussionen, dieses Thema behandelt, doch Fay wollte einfach nicht nachgeben. Er wusste, dass er Recht hatte. Mit dieser Aktion, das Mädchen einfach ohne Aufforderung und ohne Murren stundenlang durch die Wüste zu tragen und es nicht los zu lassen, bis man es ihm wohl befahl, hatte wahrlich väterliche Qualitäten – auch, wenn grade Kurogane dies nicht wahr haben wollte. Fay wusste, dass er sich über sein zu weiches Herz ärgerte, doch er fand es angenehm, noch ein Quäntchen Mensch in diesem blutorientierten Krieger zu finden. „Syaoran-kun…“ „Ja?“ „Wir sollten uns in den hinteren Räumen nach Betten umschauen – ich bin mir sicher, Sakura-chan kann Schlaf gebrauchen und Kuro-pon sieht auch sehr müde aus.” „Ich bin nicht müde!“ Damit hatte der Blonde schon gerechnet. Er lächelte wissend, „Natürlich bist du das nicht.“ » just a drop of water in the endless sea « Er wusste, dass es sinnlos war, gegen Kurogane an zu reden. Es gab für diesen eben nur zwei Standpunkte: seinen und den Falschen. „Ich werd mal nachschauen!“ voller Neugier, was ihn als nächstes erwarten könnte, schob Syaoran eine der Türen neben dem Klavier auf und lies Licht durch sie hindurch scheinen. Dicke, schwere Luft schlug ihm entgegen und die nussbraunen Augen kniffen sich etwas zusammen, um besser sehen zu können. Er hob den Kopf. Vor ihm in vielleicht grade mal anderthalb Metern Abstand war noch eine Tür und links neben ihm führte eine leicht gewindete Treppe in ein höheres Stockwerk. Wenn das hier tatsächlich so etwas, wie ein Gasthaus war, dann waren dort oben sicherlich Zimmer für Reisende gewesen! Er fasste an das Geländer und zog sich die Stufen hinauf. Jede einzelne Treppenstufe knarrte unter seinem Gewicht und wenn er mit dem Lederhandschuh über einen Teil des Geländers strich, konnte er spüren, wie einige Stellen rau und abgenutzt waren, andere wiederum noch glatt und sauber. An manchen Stellen standen schmale Holzsplitter hervor. Auch der Boden der oberen Etage stöhnte unter den vorsichtigen Schritten des Jungen. Hier oben wirkte es nicht ganz so zerfallen und zerstört, wie im großen Empfangsraum des Hauses. Teppichreste bedeckten das beschädigte Bodenholz, an der rechten Seite des Gangs konnte Syaoran einen schief hängenden Bilderrahmen sehen, doch als er vor ihm stand, sah er nichts, als sein mattes Spiegelbild in schmutzigem Glas. Das Foto, welches dort einst den Flur verschönert hatte, schien von jemandem rausgerissen worden zu sein. Behutsam fasste der Junge nach dem Rahmen und rückte ihn zurecht. Es machte alles den Anschein, als wenn die Vorbesitzer das Haus gar fluchtartig verlassen hatten. » all we do crumbles to the ground, though we refuse to see « Auf dem Gang spalteten drei Zimmertüren die Wand. Zwei von ihnen waren herangelehnt worden und eine hing schief in den Angeln. Sie hatte einen borstenden Riss in der Mitte. Syaoran streckte die Hand aus und strich mit den behandschuhten Fingerspitzen über den rissigen Knick im Türholz. Die Tür war mit Sicherheit eingetreten worden, sie sah wirklich demoliert aus. Noch einmal intensiv den staubigen Geruch einatmend trat er in das kleine Zimmer. Zerrissene Vorhänge flatterten vor der kaputten Fensterscheibe, die Licht in den kleinen Raum warf. Hinter der aufgetretenen Tür verbarg sich eine kleine Kommode mit drei Schubladen, welche halb offen standen und aus welchen allerlei Zeugs heraus quoll, als wenn sie von jemandem durchwühlt worden waren. Auf der Kommode lag ein kleines Häkeldeckchen. Er fasste danach und verschob es ein Stück – es hinterließ ein Muster auf dem Holz und verwischte eine dicke Staubschicht. „Hm…“ Neugierig blinzelnd ließ der junge Archäologe seinen Blick durch das Zimmer wandern. Gegenüber der Kommode, genau an das Fenster grenzend, stand ein zerwühltes Bett, vor dem ein kleiner Teppichfetzen ausgebreitet war. Auf der anderen Seite des Fensters war ein hoher Schrank, dessen Türen fest verschlossen schienen und der durch seine große, kräftige Erscheinungsweise den ganzen Raum zu erdrücken schien. Mit vorsichtigen Schritten, auf das knarren der Holzdielen lauschend, nährte er sich dem Schrank und zog die Türen auf. Eigentlich hatte er erwartet, dass ihm etwas entgegen fiel, doch der Schrank war gänzlich leer. Irritiert hob der Junge eine Augenbraue. Ja, das ließ es doch mehr nach einer Mischung aus Flucht und Raub aussehen. Was war hier nur passiert? Neugierig, was ihn hinter den nächsten Türen erwartete, verließ er das Zimmer – doch, da war noch etwas, was seine Neugier beiseite Schob. Die Prinzessin. Sie brauchte dringend einen Platz zum Ruhen… Sein Blick glitt zurück in das Zimmer. Durch die offene Tür würde er hören können, ob sie sich regte und wenn sie das Bett etwas aufschüttelten, so würde sie sicherlich gut darin schlafen können. Ein mattes Lächeln schmückte seine Lippen. Er würde die anderen Zimmer mit ihr gemeinsam erkunden, wenn sie wieder aufgewacht war. Er wusste, dass sie auch gerne Neues entdeckte und er liebte ihr fasziniertes Lächeln, wenn sie den Staub von alten Schätzen wischte. Es war einfach ihre Welt und ein Zauber, den sie auf diese legte. » dust in the wind « „Kurogane-san, Fay-san!“ „Hmm?“ Syaoran schmunzelte, als er das melodische Summen des Magiers wahr nahm und sprang von der letzten Treppenstufe, „Ich habe einen guten Platz für die Prinzessin gefunden, wo sie sich ausschlafen kann!“ Fays Lächeln sprang ihm gemeinsam mit Mokona entgegen, welche erfreut quietschte. „Syaoran sieht so entspannt aus!“ „Ich BIN entspannt…“ er ließ zu, dass das kleine weiße Wesen auf ihm herumkletterte und ging schließlich auf Kurogane zu, um ihm das erschöpfte Mädchen ab zu nehmen. Behutsam ließ er sie sich in die Arme legen und drückte den müden Körper an sich. Sie hatte es nicht lange ausgehalten, zu warten, und war einfach auf dem Rücken des Ninja eingeschlafen. „Ich bin gleich wieder da!“ Stumme Blicke folgten ihm durch die Tür am Ende des Raumes. Noch immer hatte Fays Lächeln eisern seinen Platz auf den zarten, blassen Gesichtszügen verteidigt und sein Blick glitt von der Tür schließlich rüber zu seinem schwarz gekleideten Gefährten. Schmunzelnd zog er ein Tuch unter dem Tresen hervor, betrachtete es und zupfte ein paar Fusseln von dem benutzten Stoff, bevor er ein Glas aus einem der Regale fischte. Sie sollten vielleicht anfangen, zu testen, ob irgendetwas hier trinkbar war – vielleicht hatten sie glück und irgendetwas hatte sich gehalten? Bedacht auf einen kleinen Grund, zu lachen, strich sein Blick über die Etiketten der Flaschen. Er konnte die Aufschriften nicht lesen, doch in den letzten Dimensionen hatte er schon gelernt, dass sich in allen Flaschen, auf denen ein „%“-Zeichen zu sehen war, auf jeden Fall Alkohol befand. » all we are, is dust in the wind « „Woah Gott! Ist das wiederlich!“ Syaoran zuckte erschrocken zusammen, als er Kuroganes Ausruf aus dem unteren Stockwerk vernahm. Was war los? Er eilte aus dem Zimmer, in dem Sakura sich von nichts aus ihren Träumen reißen ließ, die Treppe hinunter in den großen Raum und… fand schließlich die beiden erwachsenen Gefährten vor. Sorgevoll und mit einem Anflug von Zweifeln, dass dies eine ernste Situation sein könnte, zog er die Augenbrauen zusammen und untersuchte blicklich das Bild, der ich ihm darbot: Fay hatte sich mit den Ellenbogen auf den Tresen gelehnt und den Kopf in die Hände gestützt. Auf seinem Gesicht verzeichnete sich ein breites Grinsen und sein Blick lastete auf Kurogane, welcher sich mit nur einem Ellenbogen mehr oder minder von der anderen Seite aus eher auf den Tresen hängte und mit einer Faust auf das Holz geschlagen hatte. Neben ihnen standen ein halbvolles Glas und eine Flasche gleichen Zustandes, in denen eine bernsteinfarbene Flüssigkeit kleine Wellen schlug. „Gib mir Wasser und stell das Teufelszeug weg! Das ist ja mindestens so vergoren, wie die Hausbesitzer es mittlerweile sein müssen!“ Fay lachte laut und zog eine weitere Flasche hervor, um sie Kurogane in die Hand zu drücken. Es sah fast so aus, als wenn er diesen kleinen Spaß geplant hatte, um sich den Tag zu versüßen. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- „Ich bring ihn um! Darauf lauert ehrlich die Todesstrafe, mich mit so einem Zeug zu vergiften!“ Fluchend klammerte Kurogane sich an sein Wasserglas. Er sah nicht so aus, als wenn er es jemals wieder loslassen wollte, geschweige denn den Inhalt zu vergeuden. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte sich zum aber wievielten Mal. Fay hatte sich den Scherz erlaubt, einen alten Whiskey aus dem Regal zu ziehen und ihm auf zu tragen, er sollte testen, ob dieser noch trinkbar sei. Gutmenschglauben hatte Kurogane dies schließlich getan – und hatte das Gefühl, altes Öl geschluckt zu haben. Er hatte nichts gegen Whiskey ein zu wenden, doch auch dieser konnte nach geraumer Zeit schlecht werden – das hatte er heute gelernt. Syaorans mitleidiger Blick lag auf ihm. Der Junge musste sich ein amüsiertes Lächeln verkneifen, so, wie sie sich gegenüber an einem Tisch saßen und ihre Pause mehr oder minder genossen. Fay war abgezogen, um die Hinterräume des Erdgeschosses zu erkunden und da Mokona sich bereit erklärt hatte, auf die Prinzessin acht zu geben, herrschte somit Ruhe in diesem Raum, welche Kurogane sicherlich genossen hätte, wenn da nicht dieser ekelhafte Nachgeschmack gewesen wäre. Er hätte den Plan des hinterlistigen Magiers sicherlich sofort aufdecken können, wenn da nicht die trockene Kehle und der böse Durst gewesen wären. Sein Blick glitt auf die Tischplatte und er beobachtete eine Weile stumm, wie Syaorans Hände, welche die Lederhandschuhe abgelegt hatten, mit einer Wasserflasche spielten. Sie schoben sie hin und her, ließen sie auf der Kante stehen, kleine Pirouetten vollführen und wenn sie mal umkippte, rollte sie über die Tischplatte, bis die Hände sie wieder abfingen. „Hey Jungs, schaut mal, was ich gefunden habe!“ » Now, don't hang on « Fays Kopf schaute mit einem lebhaften Lächeln hinter einer Tür hervor. „Hm?“ Der Magier wartete, bis die anderen beiden ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten und sprang schließlich hinter der Tür hervor. Er hatte seine Kleindung gegen die hiesige eingetauscht: Seine Füße steckten in schweren braunen Stiefeln, deren Sporen an den Hacken bei jedem Schritt leise klimperten. Eine enge schwarze Hose schmiegte sich an seine Beine und sein Oberkörper versteckte sich in einem weißen Hemd, dessen Kragen und Ärmel schon leichte Vergilbungen zeigten. Darüber trug er eine schwarze Weste, die er ordentlich geschlossen hatte und eine schwarze Schleife zierte seinen Hemdkragen. Auf seinem Kopf thronte ein lederner Hut, unter dem sein breites grinsen hervor schaute. „Das erinnert mich ein kleines Bisschen an Outo-Country!“ platzte Syaoran heraus. Der Wasserflasche hatte er seine Aufmerksamkeit schon längst entzogen, während er Fays Outfit betrachtet hatte, „Ja, nicht? Aber die Frauenkleider, die in dem Hinterraum hängen, sehen eher aus, wie die aus Jade.“ „Ehrlich?“ „Jepp! Und dort liegen auch Waffen und die… haben mich eher an Piffle erinnert.“ Fay hob eine Hand, um sich am Hinterkopf zu kratzen, wobei er den Cowboyhut etwas vorschob. Kurogane hob zweifelnd die Augenbrauen, „Das ist aber in der Tat eine wirklich… interessante Mischung.“ » Nothing lasts forever but the earth and sky « „Das stimmt wohl!“ Fay lachte wieder. Syaoran sprang von seinem Stuhl, fegte um den Tisch herum und begann, Fay, welcher sich in Pose gestellt hatte, interessiert zu beschauen. Die Klamotten waren hier und da noch etwas staubig, doch das Meiste war aus verschiedenen Lederarten und sah zwar cool aus, schien aber nicht allzu komfortabel zu sein. Erst jetzt entdeckte er den breiten Gürtel, der sich um die Hüften des Magiers spannte und seltsam geformte Taschen, die an diesem Gürtel hingen. Er zupfte an ihnen, „Was ist das?“ „Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen!” der Magier lachte, machte ein paar Schritte und stellte einen der schweren Stiefel auf die Tischkante, wobei er absichtlich knapp Kuroganes Hand verfehlte. Er verschränkte die Arme, „Na, was sagst du, Schwarzer?“ Der Angesprochene segnete ihn mit einem Knurren und betrachtete die Klamotten, „Die Menschen, die hier gelebt haben, scheinen wirklich eine seltsame Art gehabt zu haben, was Kombinationsgeschmack betrifft…“ Der Blonde begann wieder, zu lachen, stieß das Bein vom Tisch ab, vollzog eine elegante Drehung und lehnte sich gegen den Tisch. „Was, wenn das hier ein Treffpunkt für Dimensionswanderer war?“ Fragende Blicke trafen hin, was er als Aufforderung sah, fort zu fahren, „Naja, ich meine… nicht überall, wo wir hin kommen, muss es nach demselben Prinzip sein! Vielleicht gibt es an diesem Ort keine Einheimischen und es gibt sicherlich noch mehr neben uns, die Dimensionen durchwandern auf der Suche nach irgendetwas – und seien es nur Antworten auf simple Fragen.“ » It slips away! « „Du meinst, es gibt noch andere, wie uns?” Syaorans Augen weiteten sich überrascht und er trat näher an die anderen beiden heran, um die Unterhaltungsrunde zu schließen. „Warum nicht?“ „Das ist doch Humbug!“ Kurogane verschränkte die Arme und zeigte mit argwöhnischem Gesichtsausdruck sein Unglauben, doch Fay belächelte dies, wie er es mit vielen seiner Verhaltensarten zu tun pflegte, „Warum sollte das Unsinn sein?“ „Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass die Hexe noch ein paar solcher blöder Reisegruppen, wie unsere, betreut oder so ne Viecher, wie den Manjuu-Kloß, züchtet?“ Syaoran hob zweifelnd die Augenbrauen und Fays amüsiertes Lachen verzögerte die Antwort, „Du siehst das alles viel zu schmal, Kuro-sama! Wenn man über so was nachdenkt, muss man schon mindestens zweigleisig fahren! Es gibt noch andere Möglichkeiten neben Mokona, durch die Dimensionen zu reisen und es gibt sicherlich auch einige, die das aus irgendwelchen Gründen aus eigener Kraft können und den Kontakt zu Yuuko-san dafür gar nicht brauchen!“ Damit hatte er seinem Kontrahenten genügend Grübelstoff gegeben. Fay wusste, dass Kurogane, genauso, wie er selbst, weitaus nicht so beschränkt war, wie er tat. Dieser Mann hatte wahrhaftig ganz schön Köpfchen, nur setzte er es ausschließlich dann ein, wenn er dazu gezwungen war oder wenn er die Gelegenheit hatte, mit Fay ein Gespräch unter vier Augen zu führen, das kannte er schon. Schade, dass ein so intelligenter Mensch so kopffaul war. » And all your money won't another minute buy « “Du meinst also, dass es noch mehr wie Seishiro-san gibt?” Syaoran hatte dieses Gesprächsthema sofort wieder in große Besorgnis gestürzt. Wenn es noch mehr von ihnen gab, vielleicht sogar auch in Gruppen… würden sie vielleicht an derselben Sache arbeiten? Oder gab es etwa noch mehr so kniffelige Situationen zu lösen, wovon sie einfach nichts wussten? Es war ein Rätsel für ihn – und genug Denkstoff für die nächsten schlaflosen Nächte. „Ich finde…“ Fay ergriff wieder das Wort und gleichzeitig Kuroganes Handgelenk, „…wir schauen uns die Sachen da mal genauer an – vielleicht stimmt meine Theorie ja?“ „Das hättest du wohl gerne…“ „Lass uns wetten! Wenn es nicht stimmt, muss ich den Rest durchprobieren, bis ich eine genau so schlechte Flasche finde, wie die von eben!“ Der Blonde grinste. Er wusste, dass er den anderen locken konnte, wenn er den versteckten Vorschlag machte, sich selbst bloß zu stellen – wie er herausgefunden hatte, war so etwas ein kleiner Egoschub, ein Trost für Kurogane, welcher sich weniger daraus machte, anderen Fallen zu stellen und auf Ehrlichkeiten bestand. Ehrlichkeit musste belohnt werden. Fay hatte schon vermutet, dass sein Interesse sich sicher auf die Waffen legen würde, die diese Dimension hier bot. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Vor sich hinschmunzelnd hatte Syaoran sich auf einem Stuhl nieder gelassen und sein Spielzeug, die Wasserflasche, wieder an sich genommen. Der Raum war leer und still, er hörte nur das leichte Platschen des Wassers in der Glasflasche, wenn er sie schüttelte oder die rollenden Geräusche, wenn er das Glas über den alten Tisch schob. Er war seit ein paar Minuten allein und er musste zugeben, dass er es auch ein kleines Bisschen genoss. Wenn man in einer Gruppe unterwegs und wirklich voneinander abhängig war, gab es keine Zeit, mal die Füße hoch zu legen. Jeder Mensch brauchte mal ein Wenig Zeit allein, auch er. Es war, als wenn Fay das gemerkt hatte. Vielleicht war ihm die flaue Stimmung des Jungen aufgefallen. Wobei Syaoran auch wieder eingestehen musste, dass Kurogane ihn zuvor nicht gestört hatte. Schließlich suchte dieser auch nur Ruhe und man konnte seine Anwesenheit getrost ignorieren, dadurch, dass er so extrem still war. Nun hatte Fay ihn mitgezerrt, weil er ihm partout etwas zeigen und ihn darüber ausfragen wollte, weil es ihm vollkommen fremd war. Ob das stimmte, war wieder eine ganz andere Frage. Syaoran wusste, dass die beiden Männer öfter mal etwas Zeit suchten, ein Gespräch unter vier Augen zu führen. Was sie dabei besprachen, hatte er nie mitbekommen, doch misstraute er ihnen nicht. Er wusste, dass es nichts Böses war, was hinter ihnen steckte und dass er sich keine Sorgen machen musste. Manchmal überlegte er, was es wohl sein könnte, was die beiden untereinander ausdiskutierten, wenn sie spät in der Nacht noch eine Flasche hochprozentiges teilten. Er konnte nicht sagen, ob dies ungewöhnlich oder einfach nur eine typische Gegebenheit unter Männern war, wobei ihm der „Frieden“ zwischen den beiden manchmal etwas scheinheilig wirkte. » Dust in the wind « Und nicht nur er hatte sein Gespür auf Scheinheiligkeit gelegt – auch Kurogane schob diese seinem Gesprächspartner zu, allerdings nur in gewissen Situationen. Mit den wachsamen Augen eines Schäferhundes sah er sich in dem Hinterraum um, den Fay entdeckt hatte. Es sah wirklich aus, wie ein Lagerraum von einem Haufen Dimensionswanderer, die ihre Schätze aus fremden Welten hier lagerten. Manche Gewänder waren in Folie verpackt, Kisten, dicke Staubschichten… Während er sich umsah, hörte er, wie Fay im Hintergrund mit irgendetwas herumraschelte und schließlich einen Pfiff ausstieß, „Kuro-sama, schau mal!“ „Lass endlich diese dummen…“ Kurogane wandte sich zu ihm um und mit einem Schlag verstummte seine Stimme, als er in den Lauf einer Schrotflinte blickte. Sofort sprang er zurück, „Nimm das Ding runter, du Idiot!“ „Was denn? Die ist doch gar nicht geladen!“ Fay lachte auf. Dass Kurogane so einen Bammel vor Schusswaffen hatte, hätte er nicht gedacht. Zwar war es ihm nicht neu, dass Kurogane eher wenig Erfahrung mit so etwas hatte und Abstand von „neuen“ Modellen nahm, da er nur wusste, wie mal mit eher mittelalterlich wirkenden Geschossen um zu gehen hatte, doch war dieser Anblick nun wirklich einmalig gewesen. Grinsend senkte er die Flinte, „Keine Panik… ich hab was gefunden, was dich vielleicht mehr interessieren könnte!“ Zwinkernd legte er die Flinte beiseite und zog eine lederne Tasche hervor. Auf den ersten Blick sah es nach Werkzeug aus. Doch Fays Grinsen verriet anderes. So ging er mit der Ledertasche an Kurogane vorbei und legte sie auf eine der staubigen Kisten vor dem Fenster, damit das Licht auf das schien, was er da auspacken wollte. Und so hatte er den anderen auch schon gefangen. Neugierig reckte der Shinobi seinen Kopf über die Schulter des Magiers, um seinen geschickten Fingern beim Entpacken zu zuschauen. Die blassen, feingliedrigen Hände zupften einige Knoten auf und blätterten Lederschichten beiseite, die noch nicht so verblasst waren, wie die Schnüre und die Außenseite der Tasche. Er klappte die Tasche schließlich auf und zog eine Handschusswaffe hervor. Wenn man sie mit zu naiven Augen betrachtet hätte, hätte man wohl gesagt, dass der Besitzer eine gekürzte Schrotflinte verpackt hatte, doch war hinter diesem Ding weitaus mehr. Kurogane zog Fay vorsichtig den schweren Colt aus der Hand. „Warum zeigst du mir so was?“ » all we are is dust in the wind « „Ich finde, es passt zu dir.“ Fay schmunzelte und beobachtete, wie der andere die Waffe beäugte. Zwar schien es kein Modell zu sein, mit dem er sich auskannte, doch schien es mit denen, die er kannte, auf demselben Technikstand zu sein. „Ist das so…?“ Eher feststellend, als fragend betasteten Kuroganes Blick und seine Fingerspitzen die Waffe. Ein 6-Schuss Colt mit einem ziemlich langen Lauf. Der Griff war, wie es wohl eher nicht üblich war, nicht aus Holz. Es war irgendein anderes hartes, dennoch gut greifbares Material. Die Schätzung des Shinobi belief sich auf Elfenbein. Der Griff fühlte sich eindeutig so an, er war glatt, lag dennoch fest in der Hand, war nicht allzu schwer und die helle Cremefarbe war für eine Waffe dieses Kalibers eigentlich eher unpassend und sprach mehr von Ästhetik, als von Gefahr. Wenn er mit den Fingerspitzen über den Griff strich, ertastete er eingravierte Muster, zierliche Schnörkelarme, die sich um den Colt rankten. Die Teile des Musters, die über den Griff hinaus gingen, fraßen sich weiter durch die goldene Patronenhalterung. Die Muster waren auf dem Gold sehr viel besser sichtbar, als auf dem hellen Elfenbein und sie wurden immer verwirrender, immer dichter. Kurogane erinnerten diese Schnörkel an die Verzierungen auf Fays langem Mantel, sie sahen diesen sehr ähnlich. Zum Lauf hin, der aus Gussmetall zu bestehen schien, wurde der Colt immer schwerer – die Muster rankten sich auch weiterhin in goldener Farbe über den langen Lauf des Revolvers. Im Ganzen gesehen wirkte diese Waffe edel, anmutig und sehr kunstvoll. Sie hatte etwas Hoheitliches. Und damit hatte Fay ihn verglichen? Kurogane schaute auf, „…das passt zu mir, ja?“ „Ja, finde ich zumindest.“ Fay lehnte sich lächelnd auf die Kiste, auf der sie die Ledertasche abgelegt hatten, „Es ist schön, anmutig und gleichzeitig sehr gefährlich.“ Er zwinkerte dem Ninja zu, nahm sich den Hut ab, legte diesen auf die Kiste und begann, in den restlichen herumliegenden Sachen herum zu kramen. Kuroganes Blick blieb an dem Magier hängen. Er war es gewohnt, von diesem Kerl Komplimente zu bekommen, doch nie waren sie nie so ernst rüber gekommen, wie dieses Mal. Ihn mit so einer kunstvollen Waffe zu vergleichen war ein schnittiges Kompliment. Es konnte gut, wie schlecht gemeint sein. Schließlich war es auch nichts angenehmes, als Waffe bezeichnet zu werden… Schweigend legte er den Revolver auf die Ledertasche zurück. „Wenn das hier wirklich anderen Dimensionswanderern gehören sollte, werden sie merken, dass wir hier herumgewühlt haben.“ » dust in the wind « Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen einen morschen Schrank, an dem noch einige in Folie gefasste Gewänder hingen. Zwar bezweifelte er bei den dicken Staubdecken, dass die Wanderer oft genug hier her zurück kamen, doch bei den unterschiedlich laufenden Zeiten in den vielen Dimensionen konnte es auch genau so gut gewesen sein, dass sie gestern erst abgereist waren… Zu viel kompliziertes Zeug. Noch immer beschäftigte er sich Gedanklich mit dem, was Fay in Frage gestellt hatte. Gab es noch mehr von ihrer Sorte? Noch mehr Dimensionswanderer, die sich durchschlugen, um eine Mission zu erfüllen, die jeden einzelnen von ihnen betraf, ob sie es so haben wollten, oder nicht? „Wie kamst du eigentlich auf diese… These?“ „Hm?“ Mit seinem üblichen unschuldigen Summen und einem fragenden Lächeln schaute Fay von seiner kleinen Forschungsarbeit auf. „Dimensionswanderer…“ warf Kurogane ihm als Stichwort entgegen. „Aaah~“ Fay grinste und ließ sich auf dem sandigen Holzboden nieder. Er verknotete die Beine halb zum Schneidersitz und seine Augen glänzten glatt aus der Freude heraus, dass ausgerechnet Kurogane sich für seine These interessierte und dafür, was er sich dabei gedacht hatte… und vielleicht auch, wie er darauf gekommen war. „Naja,“ sagte er, „Ich finde, es könnte durchaus möglich sein, dass es jemanden gibt, der die gleiche Geschichte erlebt. Nicht die Selbe, aber die Gleiche!“ „Willst du damit darauf hinaus, dass auf dieser Welt nichts ‚neu’ ist, wie du es letztens schon gesagt hast?“ Fay nickte auf die Nachfrage hin. » everything is dust in the wind. « „Alles, was hier passiert, ist schon einmal geschehen, da bin ich mir sicher. Die Zeit ist einfach zu lang von Entstehung bis Ende, als dass ständig etwas Neues passieren könnte!“ „Wenn man denn sicher sein kann, dass es ein Ende gibt.“ warf Kurogane ein. „Naja, ob es das gibt, erfahren wir vielleicht nicht, aber das wird auch besser so sein!“ Fays Lächeln verblasste nicht und er betrachtete die ‚schöne Waffe’ vor sich eingehend, während er erklärte, „Diese Geschichten sind nicht ganz so vergänglich, wie wir. Das Ganze ist natürlich Ansichts- und Glaubenssache, doch glaube ich, dass diese Geschichten, sobald sie abgehandelt wurden, woanders von vorn beginnen. Vielleicht mit einer anderen Rollenbesetzung?“ „Warum sollte das Schicksal die Rollen neu verteilen?“ „Um den Ablauf der Geschichte perfekter zu machen!“ Die Antwort des Blonden schoss heraus, als wenn das alles selbstverständlich war. „Wir sind vergänglich, also kann diese höhere Macht – du bezeichnetest sie als das Schicksal – uns nutzen, um sich ihre eigene Geschichte aus zu denken. Sie sucht uns aus und spielt mit uns… und wenn wir unsere Rolle nicht ganz so spielen, wie sie es möchte oder wie es ihr gefällt, so besetzt sie unsere Rollen schließlich bei einem weiteren Anfang neu.“ „Hm…“ Kurogane blinzelte einige male mit einem Anflug von Trägheit. Diese Ansicht, die Fay ihm eröffnet hatte, war etwas extrem Neues für ihn. So hatte er noch nie gedacht. „Dass wir vergänglich sind, ist nichts Neues… aber wir sind doch trotzdem ein fester Bestandteil der Geschichte und können nicht einfach ausgelöscht werden.“ Der blonde Magier schüttelte den Kopf und schaute auf zum Fenster, „Schau, der Sturm.“ Kuroganes Blick folgte dem seinen. „Er nimmt den Sand mit und verweht ihn an Orte, die er vielleicht nie gekannt hat. Er reißt ihn von seinem gewohnten Platz weg und so tut es auch der Lauf der Zeit mit uns. Er wird uns auch eines Tages einfach fortreißen und niemand wird sich mehr daran erinnern, dass wir einmal waren – oder merkst du dir die Namen, die du den Sandkörnern der Wüste gibst? Ich bin eine zaubernde Spielfigur und du bist eine schöne Waffe im Bühnenspiel des Schicksals.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)