Somebody told so von NithrilMusic (Ein altes Gesicht) ================================================================================ Kapitel 4: Vergehen - Zerstörung -------------------------------- Im Hotel angekommen stellte Tilo mit Bedauern fest, dass ein Zimmer etwas abseits der anderen lag. Doch Shin nahm es ohne zu zögern, wobei er nur verwirrte Blicke von den andren erntete. Er war froh, etwas Abstand von den anderen zu haben. Seufzend ließ er sich auf das große Bett fallen. Es war sehr gemütlich und er schloss für einen Moment die Augen. Der blonde Drummer blieb noch eine ganze Weile wach und schrieb. Doch irgendwann war er so müde, dass er sich umzog und sich unter die Decke kuschelte. Er war gerade am Einschlafen, als er hörte, wie jemand die Tür öffnete. Sogleich war er hellwach und setzte sich ruckartig auf. In der Dunkelheit konnte er Romeo erkennen. Was wollte der um diese Uhrzeit hier? Normaler Weise war der Keyboarder immer der erste der schlief. Was war jetzt los? „Du bist noch wach“, flüsterte der Schwarzhaarige und kam zu Shin ins Bett gekrochen. „Was willst du?“, fragte dieser etwas verängstigt. Spürte dann eine kühle Hand unter dem T-Shirt seinen Bauch hoch fahren. Er schluckte und wandte sich zu dem Älteren. „Romeo?“ „Sei kein Spielverderber, Shin und komm her“, knurrte der nur. Der Drummer mochte es ganz und gar nicht, wenn man ihn Spielverderber nannte. Es war für ihn fast wie ein magisches Wort, das ihn meist sofort gehorchen ließ. „Ich bin müde. Will jetzt nicht irgendwas spielen“, murmelte er, legte sich hin und wandte Romeo den Rücken zu. Er fiel fast aus dem Bett, so weit weg von dem anderen lag er. Doch der Keyboarder rückte ganz nah zu ihm, legte einen Arm um ihn und strich ihm wieder über den Oberkörper. Da schossen ihm Romeos Worte von dem Nachmittag durch den Kopf: „Ich muss Druck ablassen!“ Erschrocken riss er die Augen auf und schob Romeos Hand von sich. „Hör auf damit. Ich will das nicht“, zischte er. Doch das schien noch nicht zu helfen. Denn der andere schob die Hand wieder unter sein Shirt und berührt ihn an einer sehr empfindlichen Stelle. Romeo musste lächeln. Spürte doch, wie der Körper des anderen reagierte. „Das spüre ich anders“, flüsterte er und bedeckte den Nacken des Drummers mit sanften Küssen. „Romeo – bitte“, keuchte Shin. Er wollte nicht, dass sein Körper so reagierte. Schon gar nicht unter Romeo. Und dann noch gegen seinen Willen. Sein Atem ging schon schneller. Er kniff die Augen zusammen und ballte eine Hand zur Faust. Doch unweigerlich fuhr Romeo fort. Shin wollte ihn aus dem Bett schmeißen. Wollte ihm am liebsten eine rein hauen. Doch sein Körper reagierte nicht mehr auf seinen Verstand und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich den Berührungen des anderen zu beugen. Ob er wollte oder nicht. Eine Träne kullerte ihm die Wange hinunter. Romeo war schon so weit, dass sie fast nackt waren und er deutlich dessen Erregung spürte. „Bitte - nicht“, versuchte er es ein letztes Mal flehend. Doch der Keyboarder überhörte es und machte weiter ohne darauf zu achten, wie sehr er den anderen mit seinem Tun verletzte oder ihm weh tat. Romeo dachte in diesem Moment nur an sich und sein Bedürfnis. Aber egal wer unter ihm lag war ihm nicht. Er wollte, dass es Shin war. Nicht irgendwer andres, oder ein Mädchen. Doch das realisierte der Schwarzhaarige noch nicht. Als Romeo dann das hatte was er wollte, verließ er das Zimmer und ließ einen verängstigten, gebrochenen Shin zurück. Der Blonde lag auf seinem Bett und zitterte. Ihm war nur zu klar, was gerade passiert war. Und es war ihm so sehr zu wider, dass er sich hätte übergeben können. Doch er tat es nicht. Er konnte nicht aufstehen. Seine Beine gehorchten ihm immer noch nicht wieder. Den Blick leer in die Dunkelheit gerichtet, lag er da. Konnte nichts tun. Immer wieder schossen ihm die grässlichen Bilder durch den Kopf. Auf einmal zuckte er so heftig zusammen, dass er vor sich selber erschrak. Er setzte sich auf und blickte sich um. Kein Romeo mehr da. Etwas erleichtert atmete er auf. Dann stand er hastig auf. Shin fühlte sich unendlich dreckig. Schnell huschte er ins Bad und stellte sich unter die Dusche. Das heiße Wasser tat gut. Und, dass er das Licht angemacht hatte brachte den Effekt, dass er das Gefühl hatte, dass das, was gerade eben passiert nur ein böser Traum war. Er blickte zögernd an sich herunter. Doch schnell schloss er die Augen und schlang die Arme um sich. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter und er begann trotz des heißen Wasser wieder zu zittern. Er versuchte es noch etwas heißer zu machen. Doch er hatte das Gefühl, dass es nicht ging, obwohl das Wasser ihm schon fast die Haut verbrühte. Immer noch zitternd stellte er das Wasser ab, schnappte sich ein Handtuch und wickelte sich darin ein. Eine ganze Weile saß er so auf der Toilette, die Knie angezogen und den Kopf darauf gelegt, weiter zitternd. Irgendwann stand er auf und zog sich an. Zufällig streifte sein Blick die Uhr. In zwei Stunden trafen sie sich schon im Foyer. Langsam machte er sich fertig. Er versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Es gelang ihm soweit, dass er nicht mehr zittern musste. Urplötzlich überfiel ihn eine bleierne Müdigkeit und fiel erst jetzt auf, dass er ja in der ganzen Nacht kein Auge zugetan hatte. Er ließ sich kurz auf seinem Bett nieder. Die Decke war vollkommen unordentlich. Zum Glück gab es keine weiteren Beweise für das Geschehene, als seine Erinnerungen. Doch die waren das Schlimmste für ihm. Er schloss die Augen wieder und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Was genau hatte Romeo sich nur dabei gedacht? Er wollte dem anderen nicht unter die Augen treten. Er konnte es einfach nicht. Doch früher oder später musste er. Strify lief aufgeregt hin und her. „Wo bleibt der denn?“, fragte er die anderen. „Woher sollen wir das wissen. Jetzt wart halt noch paar Minuten. Shin kommt bestimmt gleich“. Kam es von Yu, der versuchte den Sänger etwas zu beruhigen. Doch der lief nur weiter unruhig auf und ab. „Gib ihm noch zehn Minuten“, knurrte Romeo dann leise. Yu merkte, dass etwas mit dem Keyboarder anders war. Und dass Shin zu spät kam, war auch sehr ungewöhnlich. Normaler Weise war der Drummer immer einer der ersten. Es vergingen zehn Minuten. Fünfzehn Minuten. Immer noch kein Shin in Sicht. „Ich geh ihn jetzt holen“, meinte Strify und war gerade auf halbem Weg zum Aufzug, als dieser sich öffnete und Shin heraus kam. Den Blick gesenkt ging er zu den anderen. Er schwieg. Nicht mal ein „Morgen!“ kam über seine Lippen. „Mensch, Shin. Da bist du ja endlich“, rief Strify und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Alles okay? Hast du gut geschlafen?“ Drängte der Sänger sich dem Größten der Band auf. Doch der nickte nur. Log damit. Es war gar nichts okay und er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Er versuchte so viel Abstand wie möglich zu Romeo zu schaffen. Würdigte diesen keines Blickes. Fühlte sich unwohl und spürte immer, wenn der Keyboarder ihn an sah. In diesen Momenten würde er einfach gerne im Erdboden versinken. Er wünschte sich weg. Am liebsten würde er jetzt weinen. Doch er biss sich auf die Unterlippe und riss sich zusammen, hielt den Blick gesenkt, als sie raus und in ihren Tourbus stiegen. Schnell verkroch sich der Drummer in seiner Koje. Er hatte nicht vor, raus zu kommen, bevor sie am nächsten Club ankamen. Setzte sich auf sein Bett, nahm seinen Laptop und schrieb das Geschehene nieder. Vielleicht würde es ihm danach etwas besser gehen. Kiro saß mit Strify und Romeo vorne in einem der beiden Vierer. „Weiß jemand von euch, was mit Shin los is? Der is schon die ganze Zeit hinten.“ „Der kümmert sich bestimmt wieder um Yu“, meinte Strify. Kiro blickte ihn nur zweifelnd an und dann fragend zu Romeo. „Weißt du was?“ Doch der schüttelte nur den Kopf und las wieder die Zeitung von vorgestern. Der Bassist seufzte, stand auf und ging nach hinten. Klopfte an Yus Tür. „Ja?“ Yu klang verschlafen und Kiro öffnete die Tür einen Spalt. „Na, wie geht es dir heute?“, fragte er lächelnd. „Ein wenig besser. Dank Shins Hilfe gestern“, antwortete der Schwarzhaarige und lächelte sanft zurück. „Hast du ne Ahnung, was mit dem heut los is?“, fragte Kiro dann leise und sah zur gegenüberliegenden Tür, die abgeschlossen war. Yu schüttelte nur den Kopf. „Nein. Aber ich mach mir auch Sorgen. Er hat einfach heute noch kein Wort gesagt. Geschweigedenn, dass er heut morgen was gegessen hat.“ Kiro nickte zustimmend. „Naja, vielleicht hat er sich ja bei dir angesteckt“, meinte er grinsend. „Deshalb würde er nicht so reagieren“, warf Yu schnell ein. „Das stimmt.“ Ein Seufzend entrang sich seiner Kehle. „Ich frag ihn später mal.“ Yu nickte. „Ich ruhe mich noch ein wenig aus. Bis später dann!“ Kiro schloss die Tür wieder und ging zu den andren beiden wieder vor. „Also Shin is nicht bei Yu“, warf er Strify an den Kopf. „Aber dem geht es auch schon besser.“ „Na dann. Is bestimmt schon nich so schlimm“, grinste der Sänger und wuschelte Kiro durch die Haare, der wieder einen besorgten Ausdruck im Gesicht hatte. Wieso wurde er das Gefühl nicht los, dass mit Shin etwas ganz und gar nicht stimmte? Die ganze restliche Fahrt grübelte er darüber nach. Kam aber zu keinem Ergebnis. Als sie dann endlich da waren, verzog sich Shin gleich in seine Kabine. Er wollte vor Konzertbeginn nicht mehr raus kommen. Doch irgendwann wurde er von Kiro gerufen. Es klopfte an seiner Tür. „Shin? Wir sollen in den Gemeinschaftsraum kommen. Tilo will uns was sagen“, drang die Stimme des Bassisten an sein Ohr. Seufzend stand er auf, öffnete die Tür und stand einem besorgten Kiro gegenüber. „Hey, was is mit dir los?“, wurde er gleich gefragt. Shin zuckte nur mit den Schultern und lief Kiro voraus zum Treffpunkt. „Shin, ich mach mir Sorgen. Du redest schon den ganzen Tag kein Wort. Denkst du, das fällt uns nicht auf?“ Der Kleine machte sich wohl wirklich Sorgen. Doch Shin antwortete nicht. Waren sie doch schon im Gemeinschaftsraum, wo sich auch schon die anderen befanden. Tilo lächelte den beiden Zuspätkommenden entgegen. „Also, was ich gestern stark fand, dass ihr die Show abgeändert habt. Ihr könnt das gerne für die beiden nächsten Konzerte so behalten. Was ich gut finde, dass ihr Shin mit einbezogen habt.“ Der Manager lächelte dem gerade eben Genannten freundlich zu. Dieser erwiderte den Blick nur kurz verzweifelt und sah dann wieder zu Boden. Tilo war verwirrt. Was hatte der Drummer? Er würde ihn gleich danach fragen. „Aber ich finde ihr solltet auch Romeo einbeziehen. Wie wär es, wenn dann mal Shin und Romeo...“ „Nein!“, unterbrach der Drummer ihn sofort. Es war ihm einfach so raus gerutscht. Weil er es nicht wollte. Nicht konnte. Sogleich biss er sich auf die Unterlippe. Jetzt hatte er ihnen Futter gegeben. Natürlich wollten sie mehr. „Wieso nicht?“, fragte Tilo nach. Er wagte noch nicht zu antworten. „Gell, is doch ne gute Idee“, warf Strify ein. Alle blickten Shin verwundert an. Der schüttelte nur heftig den Kopf und flüsterte: „Nein!“ Dann drehte er sich abrupt um und verschwand nach ganz draußen. Verwirrte Blicke folgen ihm. „Was is denn mit dem los?“, fragte Tilo die anderen. „Keine Ahnung“, antworteten Yu und Kiro, fast wie aus einem Munde. „Irgendwas hat er heute. Er hat noch kein Wort, bis auf eben, gesagt und kapselt sich total ab“, erklärte der Sänger genauer. Nur Romeo schwieg. Dachte sich schon, was den Drummer quälte. Tilo seufzte. „Einer von euch sollte sich um ihn kümmern. Das Konzert soll nicht in die Hosen gehen.“ Kiro nickte und eilte dann gleich Shin nach. Zu erst dachte er, wäre der Blonde in seine Kabine gegangen. Doch da fand er ihn nicht. Instinktiv ging er nach draußen. Und da sah er ihn auch schon. Shin saß auf der Treppe des anderen Eingangs. Seine Haare versperrten den Blick auf sein Gesicht. Als Kiro näher kam, konnte er hören, wie der andere die Nase hochzog. Hatte er sich doch nur bei Yu angesteckt? Doch dann vernahm er ein Schluchzen. Schnell war er bei Shin, legte die Hand auf seine Schulter und fragte leise: „Shin, was is los?“ Jetzt konnte dieser nicht mehr sagen, dass nichts war. Der andere würde merken, dass es gelogen wär. Aber konnte er ihm die Wahrheit sagen? Was sollte schon groß passieren!? „Erinnerst du dich an das, was Romeo gestern Nachmittag gesagt hat?“, stellte er leise die Gegenfrage. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)