Rockin' Heaven von _Sky_ ================================================================================ Kapitel 8: ----------- 8 Die Tage verstrichen recht langsam. Marika verbrachte fast jeden nur mit lernen. Lernen zu hause, lernen in der Bibliothek, lernen im Park. Egal wo sie war, immer das Gleiche. Aber sie wusste, dass es nötig war. Die Prüfungen sollten kein Klacks sein. Täglich verbrachten die Professoren und Dozenten Stunden damit, ihnen zu erklären, wie schwer diese Arbeiten seien und wie wichtig sie für die Endzensuren waren. Als dann die Zeit reif war, fühlte sich Marika nicht besonders beflügelt. Den Tag vor der Arbeit war ihr stundenlang schlecht. Sie wusste einfach nicht wie ihr geschieht. Sie hatte alles gelernt und war eigentlich bereit, aber trotzdem war die Versagensangst unglaublich groß. Keiner konnte sie wirklich aufheitern. Kira backte einen Kuchen, Gino ging mit ihr noch mal die wichtigsten Fakten durch und ihr Vater versprach ihr wieder einen Tag frei zu nehmen. Nur für sie. Trotz allem fühlte sie sich nicht besser und war nervöser als je zuvor. Minutenlang lief sie durch ihr Zimmer, bekam Bauchschmerzen und wäre am liebsten aus dem Fenster gesprungen. Es war gerade dunkel geworden, als ihr Handy klingelte. „Hallo!“, sie klang mitgenommen. Kein Wunder so aufgeregt wie sie war. Sie hatte noch nicht mal auf den Display geschaut. „Alles okay?“ „Chris? Bist du das?“ „Mmmmh. Ich bin zurück.“ „Schön. Und wie war’s? Ich meine. Ich weiß ja nicht, wo du warst.“ „Unwichtig. Arbeit eben. War aber okay. Du hörst dich komisch an. Bist du krank?“ „Was? Nein, ich hab nur riesige Prüfungsangst.“ „Prüfung?“ „Ja. Morgen schreib ich. Ich hab schon den ganzen Tag Muffensausen.“ „Du schaffst das.“ Obwohl er bestimmt schon der zehnte war, der ihr das versicherte, ging es ihr gleich besser. Sie war froh, dass er an sie glaubte. „Na gut, dann will ich dich nicht weiter stören.“ „Nein, nein. Du störst nicht. Gar nicht. Ganz im Gegenteil. Du lenkst mich ab und das hat noch keiner bis jetzt geschafft.“ „Dann ist ja gut.“ „Musst du morgen auch arbeiten?“ „Nein. Ich hab jetzt erst mal eine Woche Urlaub.“ „Dann können wir uns sehen?“ „Wann?“ „Ich weiß ja nicht, wann du Zeit hast. Wenn ich die Prüfung geschrieben hab, ist erst mal auch Schluss bei mir. Zumindest für die nächsten zwei Monate.“ „Ruf mich einfach an.“ „Okay.“ „Na dann Schlaf gut und mach dir nicht mehr so viele Gedanken.“ „Ja. Gute Nacht.“ Als Marika aufgelegt hatte, fühlte sie sich das erste Mal an diesem Tag richtig frei. Obwohl ihr Magen immer noch rumorte, konnte sich recht ruhig schlafen. Als Marika den Prüfungsraum verließ hatte sie gemischte Gefühle. Einerseits war sie richtig zuversichtlich, denn sie konnte alle Aufgaben richtig gut beantworten, andererseits hatte sie das Gefühl, das da irgendwo ein Haken sein musste. Es war einfach zu leicht. Aber alles Kopfzerbrechen half nichts. Jetzt war es eh vorbei. „Und? Wie fandest du es?“, fragte sie bei Ginger nach. „Ja. Ganz okay. Hab es mir schlimmer vorgestellt.“ „Ja, ich auch. Irgendwie komisch, nicht?“ „Mmmmh, nach den Aktionen von Leimbach hab ich gedacht da kommt die Hölle auf uns zu.“ „Ich weiß, was du meinst. Wäre gestern fast gestorben.“ „Und was machst du heute noch?“ „Weiß nicht. Vielleicht ruf ich Chris an. Er will bestimmt wissen, wie es lief.“ Ginger blieb stehen und sah ihre Freundin ungläubig an. „Chris?“ „Ja, wir haben telefoniert. Gestern und er hat mich aufgemuntert.“ „Wolltest du dich nicht von ihm fernhalten.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Er hat wirklich kaum was Böses an sich.“ „Kaum was?“ „Ja, manchmal da ist es irgendwie komisch. Da kommt es mir vor, als würde irgendetwas auf mich lauern. Er ist dann immer so besorgt. Ich weiß aber auch nicht, was das soll, jedoch...“ „Gefällt es dir.“ Marika sah sie schief an. „Ach komm. Ist doch ganz normal. Aber sei vorsichtig. Irgendwie ist der mir immer noch nicht wirklich koscher.“ „Ja. Und was machst du noch so?“ „Na ja....“ Marika folgte ihrem Blick und blieb bei Kai hängen, der an sein Auto gelehnt auf dem Parkplatz wartete. „Ach so ist das.“ Ginger lachte verlegen. „Na los! Ich wünsche dir viel Spaß!“ „Okay, wir hören dann voneinander!“ „Auf jeden Fall!“ Marika überlegte nun, was sie vor Dummheit machen sollte. Nach Hause wollte sie noch nicht, also schlenderte sie noch eine wenig durch die Stadt. Als erstes besuchte sie ihren Lieblingsladen. Sie hatte sich lange nichts geleistet und probierte deshalb erst einmal ausgelassen alle möglichen Sachen an. Obwohl sie eigentlich nichts Besonderes suchte, hoffte sie doch etwas Besonderes zu finden. Vielleicht für ein Date. Wie kam sie auf diesen Gedanken? Wer sollte sie schon einladen. Während sie in den Spiegel sah, nahm sie ihr Handy und rief die Nummer von Chris auf. Sollte sie ihn anrufen? Er meinte, dass sie Bescheid sagen sollte. Vielleicht wollte er aber erst mal seine Ruhe haben. Schließlich hat er ja Urlaub und sicherlich besseres zu tun. Sie packte das Handy wieder weg und kaufte sich dann letztendlich ein lila Top und eine passende dunkle Jeans. Sie schlenderte so noch durch viele verschiedene Läden und als sie dann am Abend zu hause ankam, war sie bepackt wie ein Esel. „Ach Mari! Da bist du ja! Und wie war die Arbeit? Schwer?“ Kira hatte sie schon sehnsüchtig erwartet. „War ganz okay. Hab es mir echt schlimmer vorgestellt.“ „Also doch! Angst umsonst.“ „Ja.“ „Dein Vater hat übrigens angerufen. Er würde dich gerne diese Woche dann mal sehen.“ „Okay. Dann ruf ich ihn gleich mal an.“ Die Tage verstrichen. Es war Freitag und Marika saß im Park auf einer Bank und wartete auf ihren Vater. Eigentlich wollten sie sich schon vor zehn Minuten treffen, aber der werte Herr ließ sie mal wieder warten. Doch das Warten lohnte sich. Mit einer viertel Stunde Verspätung kam ihr Vater dann doch. „Man! Ich dachte schon, du lässt mich sitzen!“ „Ach quatsch.“ „Bist wieder nicht aus der Revier rausgekommen.“ „Mmmmh. Lass uns ein bisschen laufen.“ „Yo. Also erzähl mal.“ „Und was? Eigentlich müsstest du doch erzählen.“ „Ach das ist doch nicht so interessant. Prüfung war halt recht anstrengend aber machbar.“ „Da bin ich ja froh.“ „Lenk nicht ab. Gibt’s denn schon was Neues von eurem Flüchtigen?“ „Na ja, du weißt...“ „Ja, du darfst mir ‚eigentlich’ nichts sagen.“ „Okay. Also wir wissen jetzt hundertprozentig, dass er sich hier aufhält. Wir haben jedoch keinen Anhaltspunkt, wo er sein könnte.“ „Und was will der gerade hier?“ „Das ist sein Wohnort. Hier ist damals das ganze Unglück passiert.“ Marika sah ihn erwartungsvoll an. „Komm schon. Irgendwann wird die Presse eh berichten.“ „Ja....“ Sie legte einen Schmollmund hin. „Er hat damals fast seine gesamte Familie getötet.“ „Was?“ „Ja, der Einzige, der das Massaker damals überlebt hat, war sein Bruder und wir denken, hinter dem ist er jetzt her.“ „Man, das ist ja richtig hart. Und warum hat er das alles getan?“ „So genau kann man das nicht sagen. Er selbst hat sich damals nicht weiter dazu geäußert.“ „Scheiße...“ Jonas zog eine Augenbraue hoch. „Sorry, aber ist doch so. Ich hoffe ihr findet den Kerl bald. So ein Schwein sollte man echt in den tiefsten Kerker werfen.“ „Ach, lass uns nicht mehr darüber sprechen. Los wir gehen uns einen Film ansehen.“ „Klingt gut!“ Als sie aus dem Kino traten war es schon acht Uhr. „Langsam wird’s echt kühl.“ „Ach, 20 Grad ist kühl?“ Marika neckte ihren Vater gern. „Was machen wir jetzt?“, fragte Jonas nun, während er sich streckte. „Marika?“ Er war verwundert, weil seine Tochter sonst immer kesse Antwort auf den Lippen hatte. Diese war jedoch gar nicht mehr bei ihren Vater. Sie starrte in ein Café, welches auf der anderen Straßenseite war. „Was hast du denn?“ „Nichts.“, antwortete sie betrübt. „Ach komm, irgendwas ist doch. Ist da jemand den du kennst?“ Oja, da war jemand, den sie kannte. Chris saß dort im Café, was ihr jedoch weniger gefiel was, dass er nicht alleine war. Ihm gegenüber saß eine junge, recht hübsche Frau. Die beiden schienen sich gut zu amüsieren. Zumindest lachte Chris mehr. Bei ihr war er nie so ausgelassen gewesen. „Ich möchte jetzt nach Hause.“ „Wie du willst.“ Ihr Vater wusste, wenn man mit ihr reden konnte und jetzt schien ihr nicht so danach zu sein. „Mum! Wir sind wieder da!“ „Wir? Jonas!! Ist das schön dich mal wieder zu sehen!“, freute sich Kira. Obwohl die beiden geschieden waren, verstanden sie sich super. Etwas das Marika sehr an ihnen schätzte. Auch Gino verstand sich gut mit ihrem Vater. Es gab nie Probleme zwischen den beiden. Ganz im Gegenteil. Es kam einen manchmal so vor, als wären sie schon ewig beste Freunde. „Na dann werde ich mal was zu essen machen.“ „Für mich brauchst du nichts zu machen. Mir ist der Appetit vergangen.“ Ihre Tochter ging geknickt nach oben. „Was hat sie denn?“ Jonas zuckte nur unwissend mit den Schultern. Marika lag wieder einmal auf ihrem Bett und starrte die Decke an. Vielleicht sollte sie dort mal ein paar Bilder hin machen. Der weiße Zustand nervte sie nämlich langsam. Das Gesehene beschäftigte sie schwer. Wer war bloß diese Person? Wahrscheinlich seine Freundin, aber was wollte er dann von ihr? Als sie sich so ihre Gedanken machte, merkte sie wie blöd das eigentlich war. Was ging es sie an. Sie wusste noch nicht einmal, ob sie Freunde waren, geschweige denn mehr. Sie schlief an diesem Abend schnell ein. Noch nicht einmal das Gehen ihres Vaters bemerkte sie noch. Irgendwann wurde sie von einem Klingeln geweckt. War das ihr Wecker? Nein, warum sollte ihr Wecker klingeln. Sie hatte doch keinen Termin. Außerdem war es stockdunkel draußen. Marika sah verschlafen auf die Uhr. 23 stand dort in großen leuchtenden Zeichen geschrieben. Erst jetzt konnte sie das Geräusch deuten. Es war ihr Handy. Im Halbschlaf suchte sie mit der Hand auf dem Boden herum. Es dauerte bis sie es endlich gefunden hatte. Sie sah auf den Display und saß förmlich im Bett. ‚Nachricht von Chris’ Sie öffnete die Message und las: Du hast dich lange nicht gemeldet. Ich hoffe es geht dir gut. Wenn du Zeit hast, würde ich dir morgen gerne etwas zeigen. Ich bin gegen um 9 auf dem großen Parkplatz auf dem Markt. Schlaf gut. Chris Etwas zeigen? Was kann da nur sein? Diese Fragen stellte sich Marika leise. Wichtiger war aber, ob sie überhaupt gehen sollte. Wenn er doch eine Freundin hat. Marika schüttelte den Kopf und ließ sich nach hinten fallen. Sie wusste doch nicht, was wirklich der Fall war und solange sollte man die Hoffnung nicht aufgeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)